Giuseppe Verdi: Aida

  • Hallo,


    mir ist eben aufgefallen das es hier gar keinen Beitrag zu Verdi's Aida gibt.
    Gefällt euch diese Oper nicht, mögt ihr "nur" Mozart und Wagner oder war einfach bisher keiner da der das Thema gestartet hat.


    Jedenfalls besitze ich folgende Aufnahme:



    Gruss

  • Sagitt meint:


    Kann man Liebhaber der Oper sein und nicht das Finale der Aida mögen ? Auch wenn einen der ganze Trompetenpomp abstößt, mit den Finali ist Verdi kaum zu toppen.


    Momentant möchte ich nur eine Seh-Erfahrung beisteuern. Aida ist der MET. Levine, wie meist am Pult, ein immer großartiger Operndirigent, Domingo als Radames und Aprile Milo als sehr starke Aida.Milnes und Burchudladze ergänzen den Reigen hervorragender Sänger.
    Die Inscenierung entfaltet gehörigen Pomp.


    Ein Problem ist allerdings das reine Abfilmen von Live-Aufführungen, man muss überbordenden Beifall, auch in die Musik hinein inkauf nahmen. Wenn man die Liste der Sponsoren für eine solche Aufführung liest, wäre auch eine gesorte Produktion denkbar gewesen.

  • Richard Ross schrieb:


    Zitat

    Ich mag die Trompeten


    Hallo Richard und Sagitt,


    Verdi mochte die Trompeten in "Aida" auch, ihnen wurde enorme Bedeutung beigemessen, und zwar soo bedeutend, daß ein eigener Trompetentyp dafür entwickelt wurde, die sogenannte AIDA-TROMPETE, eine schlanke Fanfarentrompete mit 3 Ventilen mit scharfem glänzenden Ton. Sie wurde speziell für die Aufführungen von "Aida" gebaut und zwar Bildern von altägyptischen Trompeten nachempfunden. (Die Ventil müssen auf der Bühne durch den Spiele geschickt verdeckt werden) :D


    Am Wochenende mehr zu "Aida"


    Beste Grüße aus Wien



    * Infos zur AIDATROMPETE stammen aus:
    Metzlers Neues Lexikon der Musik

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    auch wenn ich kein großer "Aida"-Fan bin, habe ich doch ein paar Aufnahmen in meiner Sammlung:



    In akzeptablem Mono der frühen 50er, kompetent von Perlea dirirgiert, dazu eine Spitzenbesetzung (allen voran Björlings Radames und Milanovs Aida).



    Auch hier wieder ein Spitzenpaar, wenngleich mit einigen Einschränkungen: Frau Tebaldis Stimme hatte 1959 ihren Zenit überschritten, so daß die Spitzentöne etwas erkämpft klingen. Was Bergonzi allerdings an rein stimmlicher Opulenz fehlt, macht er durch perfekte Stilistik und Tonschönheit mehr als wett. Das Orchester steht, wie so oft bei Karajanschen Opernaufnahmen, akustisch im Mittelpunkt.



    Solti heizt am Pult mächtig ein. Price und Gorr singen sich an die Spitze der Diskographie der Gesamtaufnahmen, das Timbre von Jon Vickers muß man mögen (ich mag es!)...


    Als Ergänzung hierzu sollte man sich noch die 1963er MET-Aufnahme bei MYTO besorgen. Solti dirigiert deutlich entspannter, Price ist live vielleicht noch besser als im Studio und hat dazu mit Bergonzi einen exquisit singenden Radames, dem es hier als einzigem (zumindest in Gesamtaufnahmen) gelingt, "Celeste Aida" so zu beenden, wie Verdi es sich eigentlich gedacht hat: mit einem (fast perfekten) Diminuendo auf dem hohen b.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Sagitt meint:


    Heute erhalten und gleich gehört. Aida von Harnoncourt dirigiert. Als Verdi-Experten kann man ihn ja nicht bezeichnen. Aber nach dem Durchhören freue mich für das Geschenk, eine Aida erhalten zu haben, die ich wirklich gerne anhöre. Nicht so sehr die Sänger. Die Konkurrenz ist einfach übergroß und die jüngeren Kräfte kommen da nicht mit( vielleicht ist es auch die typische Alterserscheinung? Man findet die Alten besser ?) Aber die Interpretation von Harncourt ist ein Ereignis.
    Alles Schmetternde lässt er weg. Natürlich gibt es den Thriumphmarsch- sehr solide von den Wienern geblasen, aber es ist eine Aida, aus dem Piano entwickelt. Das fängt mit dem Präludio an und endet mit einem unglaublichen Pianissimo im Finale. Herrlich, wie die Wiener Philharmoniker spielen, großartig wie Harnoncourt hier gestaltet.


    Da diese Aida überdies preiswert zu erwerben ist( 12.99 für drei CDs) kann ich nur schreiben: Hören und genießen !

  • Zitat

    Levine, ..., ein immer großartiger Operndirigent,...


    Nein, nicht wenn er Wagner diiiriiigiiiert, auch Strauss ist nicht wirklich seine Sache.


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Leute!!


    Ich werd auch mal meine Meinung zur Aida verkünden , auch wenn ich mich damit wahrscheinlich nicht sonderlich beliebt mache.


    (Aida ist, bis auf ein paar wenig Höhepunkte(Finale, "Celeste Aida; Arie des Radames" und natürlich der Triumphmarsch), ansonsten halte ich Aida für langweilig) :stumm:


    Natürlich besitze ich eine Gesamtaufnhame aud DVD und CD (Die Cd ist besser mit Gigli als Radames)


    Ich mag Verdi (La Traviata (göttlich), Rigoletto) aber Aida ist nich mein Fall.


    Mfg Joschi

  • Hallo DonBasilio


    Zitat

    .. ansonsten halte ich Aida für langweilig


    Passt doch perfekt zur "faden" Carmen! :D


    Aber Spass beiseite, warum solltest du dich wegen persönlicher Vorlieben unbeliebt machen? Was dir gefällt und missfällt ist deine Privatsache (abgesehen davon, dass du hin und wieder ein paar pointierte Kommentare aushalten musst ;) ).


    Grundsätzlich sehe ich es sogar als Vorteil, wenn du jetzt noch so manches links liegen lässt. Zum einen engt das den Kreis der Werke ein, mit denen du dich jetzt näher beschäftgst, und zum anderen bleiben dir so noch viele Werke, die du im Lauf der Zeit erst so richtig für dich entdecken wirst. Und selbst wenn du Aida bis an dein Lebensende fad finden wirst - who cares?


    Interessant finde ich auch hier deine Reihenfolge: Ich konnte mich für Aida viel früher begeistern als für die Traviata. Rigoletto ist ohnehin neben Troubadur der ideale Einstieg in Verdi (wenngleich ich auch hier sehr lange gebraucht habe, die schizophrene Natur der Titelfigur verstandesmäßig zu begreifen).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    was soll ich den noch sagen, wenn DonBasilio schon alles betont hat


    Zitat

    (Aida ist, bis auf ein paar wenig Höhepunkte(Finale, "Celeste Aida; Arie des Radames" und natürlich der Triumphmarsch), ansonsten halte ich Aida für langweilig)


    Es ist nun mal so und es gibt nichts weiteres anzufügen!!! :o) Schrei! hab leider kein Smily gefunden, dass diese "Wahrheit" in die Welt hinaus schreien kann.


    Ich habs schon mal gesagt: nur weiter so, DonBasilio!


    Herzliche Grüsse
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

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  • Lieber Christoph,
    ich habe deine Meinung , die meiner weitgehend entspricht , an andrem Ort geäussert : Aida ist keine grosse Oper ! Dafür wollte mich der Ober-Aida-Fan fast steinigen bis ihm einfiel , dasses doch noch Wagner und Bruckner gibt . Dies sagt dann eigentlich alles .
    Mein Lieblingsaufnahmen :
    Price, Gorr, Vickers u n d
    Tebaldi , del Monaco ( Dirigent Erede ) .
    Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo,


    Nicht daß ich der Meinung wär, Aida wäre eine zweitrangige Oper.
    Aber dies ist der Brief eines Opernbesuchers, den an 7. Mai 1872
    ein Opernbesucher an Verdi schrieb: :D




    Der Brief ist ihn ähnlicher Übersetzung im Buch
    "Die Oper- Premieren im Spiegel ihrer Zeit"
    von Ludwig F. Schiedermair
    Verlag Langen Müller
    abgedruckt.


    Die mir zur Verfügung stehende Auflage ist von 1978, das Werk scheint inzwischen vergriffen zu sehn, - wenn nicht - ist es eine Kaufempfehlung von mir.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Theophilus!!


    Ja passt perfekt.


    Mag sein dass ich nicht gerade auf die "bekannten" opern stehe. Aber meiner Meinung nach finden sich die großen Schätze der großen Komponisten in den weniger bis kaum bekannten Werken. Wie ich das meine gibts vielleicht in einem eigenen Thread!


    Vielleicht hab ich ja auch eine schwächere Inszenierung zum Einstieg erwischt, und dass kann auch der Grund sein, dass ich Aida nicht mag.


    Optisch kann ich mir Aida allerdings als eine wunderbare Oper vorstellen. Aber was hilfts, wenn man nach einer Stunde schon eingemützelt ist. :D
    :stumm: :stumm:


    Mfg Joschi

  • Lieber Alfred ,
    ich habe den Brief schon mehrfach zitiert gefunden .


    Bei vielen anderen Aufführungen wären solche vielleicht zugespitzten "Rezensionen" durchaus sinnvoll .


    Das Original-Buch kenne ich nicht . Aber über Internet-Recherche ist es möglicherweise antiquarisch zu bekkommen .
    Beste Grüsse nach Wien !
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Der Vollständigkeit halber sollte nicht unerwähnt bleiben, wie Verdi auf diesen Brief reagierte:


    Er zahlte; allerdings mit der Auflage, dass sich der Briefschreiber verpflichten musste, nie wieder die Aufführung einer Verdi-Oper zu besuchen.


    Ich halte Aida übrigens für eine großartige Oper - die nur häufig unter übermotivierten SängerInnen leidet und szenisch von Komparsenheeren zerquetscht wird. Dazu - und meinen Lieblingsaufnahmen - in Kürze mehr.

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  • Erinnerung


    Wenn ich das Cover von der RCA-Einspielung der Aida sehe, lacht mir
    das Herz. Es war mein allererster Opernquerschnitt, Anfang der
    sechziger Jahre gekauft. Durch diese Einspielung habe ich
    den Zugang zur Klassik überhaupt gefunden. Ich habe den
    Querschnitt noch heute. Die Lamination hat sich aber schon gelöst.


    Die Milanov als meine Liebling-Aida wurde allerdings durch
    Leontine Price abgelöst, erstgenannte steht aber als Forza-Leonore immer noch an erster Stelle. Später hat sich zur Price-Aida die kühle
    Nielsen dazugesellt, aber eigentlich nur wegen der Bumbry
    als Amneris.


    Dann ist die Linie gerissen, weil sich die Operntitel,
    die ich mir anschaffte, geändert haben. Das sind die
    Inez de Castro von Persiani, die Semirama von Respighi,
    die Zaira von Bellini, die Matilde die Shabran von Rossini
    der Belisaro von Donizetti und was der seltenen Sachen mehr sind.


    :angel:

  • Trotz ihres mäßigen Rufes habe ich die "Aida" immer schon gemocht. Am Anfang waren es wohl die faszinierenden musikalischen Effekte, einprägsame Melodien und die exotischen Klangfärbungen einzelner Szenen. Später folgte die Begeisterung für einige der berührendsten Szenen der Opernliteratur, die musikalisch-psychologische Ausgestaltung der Figuren und die Vielfalt an Stimmungen, die diesem Werk innewohnt.


    Für mich ist "Aida" ein psychologisch dichtes Kammerspiel, dass nur ganz selten von Massenszenen durchbrochen wird. Hier bekomme ich freilich Probleme, weil das offenbar viele Dirigenten und Regisseure anders sehen. Da gerät das Werk zu einem einzigen Komparsenauflauf und einer irrwitzigen fortissimo-Orgie voller brüllender Egomanen (als Paradebeispiel mag die Callas-Aufnahme aus Mexico City gelten - eigentlich eine einzige Zumutung).
    Als Beleg meiner These: Laut Libretto spricht Amonasro in der Triumphszene mehrfach "leise zu Aida" - wie soll das gehen, wenn bei einer klassischen Inszenierung die beiden durch Kulissen und Aufbauten gut 10 Meter von einander entfernt sind?


    Ich kenne leider auch keine szenisch wirklich empfehlenswerte DVD; am ehesten noch Pavarotti/M. Price aus San Francisco (Warner) - weniger kitschig als die Scala-Aufnahme, Pavarotti stimmlich besser und Price eine wunderbar zu ihm passende Aida, vor allem im Finale.

  • Bei Aida handelt es sich um drei (konzeptuell) völlig unterschiedliche Aufnahmen, die ich jede aufgrund ihrer Meriten besonders schätze (in historischer Reihenfolge):


    Solti; Römisches Opernorchester (Decca, 1962)
    L. Price, Gorr; Vickers, Merrill, Tozzi
    - Dramatik pur, auch stimmlich ein echtes Heldenepos.


    Muti; New Philharmonia Orchestra (EMI, 1974)
    Caballe, Cossotto; Domingo, Cappuccilli, Ghiaurov
    - eine betörend schöne Aufnahme mit traumhaften Stimmen und einem im dynamischen Ausdruck wunderbar differenziert spielenden Orchester. Auch die SängerInnen betreiben fast keinen Vokalexhibitionismus, sondern versuchen, die Figuren tatsächlich mit Leben zu erfüllen.


    Harnoncourt; Wiener Philharmoniker (Teldec, 2001)
    Gallardo-Domas, Borodina; La Scola, Hampson, Salminen
    - "Aida" mal ganz anders. Die Titelheldin jung, liebend und verzweifelt, keine Heroine; erst im Finale gewinnt sie dieses Selbstbewusstsein. Amneris kaum älter, mehr Liebende und weniger Herrscherin als üblich. Und Radames - vielleicht ein guter Militärstratege, aber im Privatleben mit einem flexiblen Rückgrad ausgestattet, das sich erst dann versteift, als es eigentlich schon zu spät ist. Dementsprechend sind die Stimmen gewählt, was diese Aufnahme zu einer Art Konzeptalbum macht. Eher Ergänzung als Alternative.
    Allerdings: Welche Abstufungen und Feinheiten der Partitur Harnoncourt und der Schönberg-Chor gerade auch in den Massenszenen herausarbeiten, muss man gehört haben.

  • Zitat

    Original von martello
    Harnoncourt; Wiener Philharmoniker (Teldec, 2001)
    Gallardo-Domas, Borodina; La Scola, Hampson, Salminen
    - "Aida" mal ganz anders. Die Titelheldin jung, liebend und verzweifelt, keine Heroine; erst im Finale gewinnt sie dieses Selbstbewusstsein. Amneris kaum älter, mehr Liebende und weniger Herrscherin als üblich. Und Radames - vielleicht ein guter Militärstratege, aber im Privatleben mit einem flexiblen Rückgrad ausgestattet, das sich erst dann versteift, als es eigentlich schon zu spät ist. Dementsprechend sind die Stimmen gewählt, was diese Aufnahme zu einer Art Konzeptalbum macht. Eher Ergänzung als Alternative.
    Allerdings: Welche Abstufungen und Feinheiten der Partitur Harnoncourt und der Schönberg-Chor gerade auch in den Massenszenen herausarbeiten, muss man gehört haben.


    Hallo martello,


    bei den ersten beiden Produktionen stimme ich Dir ausdrücklich zu. Besonders Vickers unter Solti ist einfach göttlich! :jubel:


    Letzte Aufnahme besitze ich natürlich auch, bin aber anderer Meinung. Für mich ist Vincenzo La Scola ein bedauerlicher Totalausfall. Sein anämischer Radames gerät bereits in "Celeste Aida" an seine Grenzen. Er klingt dauerhaft gequält, forciert und überfordert. So hört sich kein Held an. Für mich eines der schwächsten Porträts in der gesamten, riesigen Aida-Diskographie. Konzeption hin oder her.


    Die seit jeher ordinäre Prägung von Matti Salminens Baß verbunden mit einem furchtbar ausufernden Vibrato gereicht seinem Ramfis auch nicht unbedingt zum Vorteil. Thomas Hampson läßt seinen Prachtbariton ohne Rücksicht auf Verluste freien Lauf und verspielt damit jegliche Glaubwürdigkeit. Hier exponiert jemand sein Material und vergisst darüber die Partie. Er ist einfach kein Verdisänger.


    Weit ordentlicher sieht es bei den Damen aus. Olga Borodina ist mit ihrem pastosen Mezzo eine ganz und gar sinnliche, hocherotische Amneris. So soll es sein. Christina Gallardo-Domâs - eine ohnehin von mir favorisierte Sängerin - hat großartige Momente. Schade, daß sie mittlerweile ihren prächtigen Sopran durch falsche Partienwahl überansprucht hat. Ihre Berliner Traviata von 1999 an der Deutschen Oper war eine Offenbarung. Nicht vergessen darf man Dorothea Röschmanns schönstimmige, sichere Sacerdotessa.


    Harnoncourt verstört mich einmal mehr mit seiner Tempowahl. So nimmt er z.B. „Pur ti riveggo, mia dolce Aida“ den emphatischen, drängend-sehnsuchtsvollen Ton. Die eine oder andere glanzvoll ausmusizierte Passage, sowie die tollen Wiener Philharmoniker können dieses Manko nicht ganz wettmachen.


    Grüße, Gino

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • So weit liegen wir ja gar nicht auseinander; vielleicht hätte ich noch etwas nachdrücklicher auf problematische Stimmbesetzungen hinweisen sollen. Wobei die Wahl von Nicht-Verdi-SängerInnen konzeptuell durchaus gewollt war (so wie bei Pappanos "Don Carlos", damit nicht wieder die italienischen Schablonen ausgesungen werden).


    Bei La Scola gebe ich dir recht, einzige Einschränkung - so klingt eben jemand "der auf Held macht" (und das denkt Harnoncourt über Radames). Ramfis als wenig priesterliches kriegstreiberisches Trampeltier ist ja nicht völlig absurd und findet seine Entsprechung in den Kriegsrufen, die nirgends sonst so primitiv und derb klingen, ebenso in dem, was Harnoncourt als "Anti-Triumph-Marsch" bezeichnet - hohler Pathos.


    Die Aufnahme ist die perfekte musikalische Entsprechung zu Peter Konwitschnys Skandalinszenierung - mitunter verstörend, aber ein Konzept, dass einen "Aida" mit anderen Augen/Ohren erleben lässt.

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  • Zitat

    Original von martello
    Wobei die Wahl von Nicht-Verdi-SängerInnen konzeptuell durchaus gewollt war (so wie bei Pappanos "Don Carlos", damit nicht wieder die italienischen Schablonen ausgesungen werden).


    Bei La Scola gebe ich dir recht, einzige Einschränkung - so klingt eben jemand "der auf Held macht" (und das denkt Harnoncourt über Radames). Ramfis als wenig priesterliches kriegstreiberisches Trampeltier ist ja nicht völlig absurd und findet seine Entsprechung in den Kriegsrufen, die nirgends sonst so primitiv und derb klingen, ebenso in dem, was Harnoncourt als "Anti-Triumph-Marsch" bezeichnet - hohler Pathos.


    Hallo Martello,


    vielen Dank für die Erläuterung von Harnoncourts Konzept. So kann man letztlich jede Fehlbesetzung rechtfertigen. Sicher läßt sich auch irgendwie eine Erklärung für Waltraud Meiers totales scheitern im Schleierlied in Pappanos "Carlos" finden. Ich bin Dir dankbar dafür, weil es mir einmal mehr Harnoncourts unerträgliche Eitelkeit und Ignoranz gegenüber einem Werk verdeutlicht. Er nahm sich offenkundig vor Harnoncourts und nicht Verdis "Aida" zu dirigieren. Ein fragwürdiges Unterfangen. Das er sich vor einiger Zeit in einem Interview arrogant-herablassend über Gustav Mahlers Musik äußerte paßt ins Bild. Andere Aufnahmen (z.B. sein grauenhaft dirigierter "Figaro") weisen in meinen Augen nach, daß hier jemand zwar geschliffen über Traditionen und Tempiwahl philosophiert, es letztlich aber nur anders machen will als alle anderen. Und das um jeden Preis.


    Zu La Scola: Sicher ist Radames von seiner charakterlichen Anlage ein unsicherer, schwacher Held (in Analogie hierzu fällt mir Pollione aus "Norma" ein). Doch heißt dies zugleich, er dürfe keine Stimme haben? Wenn das Harnoncourts und La Scolas einziges Gestaltungsinstrument ist, wird mir ganz bange. Abgesehen davon singt La Scola dieses Fach ja nicht erst seit gestern.


    Liebe Grüße


    Gino

    Im Verhältnis zur Musik ist alle Mitteilung durch Worte von schamloser Art.
    Friedrich Nietzsche

  • Ich finde, dass Aida bei weitem die am wenigsten gelungene Verdi-Oper nach 1860 ist. Don Carlo, Otello, Falstaff, Simon Boccanegra gefallen mir sowohl dramaturgisch als auch musikalisch viel besser. (La forza del destino kenne ich nicht gut genug, um ein eindeutiges Urteil abgeben zu können, was ich aber bisher davon gehört habe, gefiel mir ganz gut.)
    Die Aida ist für mich die legitime Nachfolgerin des Nabucco: unsägliche Handlung, langweilige Musik, prunkvolle Ausstattung, viele Besucher.
    Vielleicht bin ich ja zu hart mit meinem Urteil, ich werde in ein paar Jahren vielleicht wieder einmal versuchen, einen Zugang zu dieser Oper zu finden.


    Ich fühle mich eigenartigerweise auch eher zu den unbekannten Opern hingezogen. Bei manchen Komponisten ist auch die Diskrepanz zwischen den bekannten und unbekannten Opern beträchtlich: z. B. Jules Massenet:
    Thais - herrlich! Eine meiner Lieblingsopern, wunderbare Musik, interessante Charaktere, unbekannt.
    Werther - hart an der Grenze der Unerträglichkeit! Ich mag weder die Vorlage noch das Libretto, interessante Charaktere gibts bei Goethe sowieso nie, die Musik finde ich uninspiriert, das ständige "Noel" geht mir auf die Nerven, bekannt.

  • Hallo liebe Taminos und Paminas,


    ich höre gerade eine Aida-Aufnahme, die vermutlich etwas aus dem Rahmen fällt. Es ist die Naxos-Einspielung, ungeheuer preiswert und IMO auch ungeheuer gut. Die Titelrolle singt Maria Dragoni, und als Amneris Barbara Denver, die mir beide außerordentlich gut gefallen.


    In einer Kritik fand ich diese Formulierung: "Junge und vielversprechende Stimmen mit einem nicht bekannten Orchester und einem inspirierten Dirigenten. (...) Saccani, die Dragoni und die Dever machen aus dieser neuen 'Aida' ein Fest."



    Als weitere Aufnahme (im Bereich Verdi bin ich noch ziemlich am Anfang) werde ich mir irgendwann wahrscheinlich die Muti-Einspielung besorgen. Seine Aufnahme des 'Nabucco' habe ich in den letzten Tagen häufig gehört und finde sie wundervoll.


    Mit freundlichen Grüßen, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“



  • Anderorten schrieb ich, daß ich bislang nur den Querschnitt besitze und mir die Gesamtaufnahme zulegen möchte. Neben der RCA-Aufnahme habe ich noch eine weitere bei JPC gefunden:



    Die Sängerbesetzung ist identisch, allerdings soll diese Aufnahme Mono aufgenommen sein. Kennt zufällig jemand diese Einspielung?


    Bei der Solti-Aufnahme stimme ich vollends zu. Erwähnenswert ist noch der fanatastische Robert Merrill als Amonasro.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    es gibt nur eine Aufnahme der Aida mit Perlea.
    Die Aufnahme entstand im Juli 1955 in Rom.(RCA)
    Disese Aunahme wird von den verschiedensten
    Firmen angeboten,leider auch oft techniscch"verbessert".
    Die Firmen geben dann meistens das Datum ihrer
    Edition an.


    (Das Original ist eine Mono-Aufnahme)


    Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert Henn ()

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  • Hallo Herbert,


    Du Hast natürlich Recht, die Aufnahme ist Mono. Über Kopfhörer habe selbst ich das hören können... :wacky:


    Freundlicher Weise schweigt sich RCA über diese Tatsache aus-kein Verweis auf der CD, auf Vorder- oder Rückseite oder im Beiheft.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • als Erstkontakt habe ich mir diese Aufnahme zugelegt.
    Ich hatte die Gelegenheit sie sehr günstig zu bekommen:




    Verdi: Aida
    Wiener Philharmoniker / Harnoncourt


    Il Re - Lászlo Polgar
    Amneris - Olga Borodina
    Aida - Cristina Gallardo Domas
    Radames - Vincenzo la Scola
    Ramfis - Matti Salminen
    Amonasro - Thomas Hampson
    Un messagero - Kurt Streit
    Una sacerdotessa - Dorothea Röschmann




    Kennt die noch jemand ?


    In der Fono Forum wurde vor einigen jahren diese Aufnahme fast verissen aufgrund der Sänger.
    Nun ich sehe das ganz anders.
    Ich mag den Gesangsstil der "großen Sänger der Vergangenheit" überhaupt nicht vielleicht mag ich mich deshalb der Kritik nicht anschließen, weil ich diese Erwartungshaltung gar nicht habe.


    Die Oper selbst empfinde ich jetzt gar nicht langweilig, eigentlich ein sehr schönes Stück Musik. Zumindest hat die Oper, diese Aufnahme mir Lust gemacht mehr von Verdis Opern zu hören.


    :hello:

  • Zitat

    Original von der Lullist


    Ich mag den Gesangsstil der "großen Sänger der Vergangenheit" überhaupt nicht vielleicht mag ich mich deshalb der Kritik nicht anschließen, weil ich diese Erwartungshaltung gar nicht habe.


    :hello:


    Welchen Stil singen denn die großen Sänger der Vergangenheit in der Aida ?


    :hello:
    Sascha

  • Ich denke hierbei einfach an solche Sängerinnen wie Sutherland, Berganza usw.


    das ist schon ein ziemlicher Unterschied wie Heute gesungen wird.
    Je weiter man zurück geht umso unerträglicher wird es für meinen Geschmack.


    Ich denke Harnoncourt hat bei seiner "Aida" auch die Beteiligten etwas an die historisch informierte Aufführungspraxis herangeführt - die Wiener Philharmoniker z.B. spielen mit angenehm wenig Vibrato und auch die Stimmen sind angenehm "schlank" ein anderes Wort fällt mir nicht ein, bin schließlich kein Musikwissenschaftler. :baby:


    Aber ich mag einfach diesen "Schmalz" nicht der einem von Aufnahmen der 40er 50er und 60er entgegenschmettert.

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Ich denke hierbei einfach an solche Sängerinnen wie Sutherland, Berganza usw.


    das ist schon ein ziemlicher Unterschied wie Heute gesungen wird.
    Je weiter man zurück geht umso unerträglicher wird es für meinen Geschmack.
    Ich denke Harnoncourt hat bei seiner "Aida" auch die Beteiligten etwas an die historisch informierte Aufführungspraxis herangeführt - die Wiener Philharmoniker z.B. spielen mit angenehm wenig Vibrato und auch die Stimmen sind angenehm "schlank" ein anderes Wort fällt mir nicht ein, bin schließlich kein Musikwissenschaftler. :baby:


    Aber ich mag einfach diesen "Schmalz" nicht der einem von Aufnahmen der 40er 50er und 60er entgegenschmettert.


    Na, hoffentlich liest das Liebestraum nicht, der lässt dich teeren und federn! ;) Vor einem Jahr hätte ich noch jedes deiner Worte unterschrieben, aber "Steter Tropfen höhlt den Stein", wie's so schön heißt, und aus dem Forum tropft es gewaltig, sodass ich historische Stimmen nun nicht mehr ganz so strikt ablehne. Einige Breschen wurden bereits geschlagen ;) Aber im Zweifelsfall ziehe ich die Lebenden immer noch den Verblichenen vor, und viele der alten Knüller finde ich nach wie vor unerträglich, und daran wird sich kaum etwas ändern.
    lg Severina :hello:

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