Kürzlich ergab es sich aus dem Gespräch (das auf die Orgel der Wenzelskirche in Naumburg kam), dass ich zwei Bekannten meiner Großeltern (der Mann ging letztes Jahr in Pension und war Schulleiter an einer Schule für lernbehinderte Kinder, seine Frau war Hausfrau) die Cage-CD (das Halberstädter Projekt war hier ja auch kurz Gesprächsthema) mit Bossert und Ericsson eben an dieser Orgel vorspielte. Bereits nach 30 Sekunden fragte die Frau das erste Mal etwas, worauf ich sie höflich bat, einfach zuzuhören und die Klänge zu genießen. Ihr Ehepartner hatte damit kein Problem; er saß am Tisch und hörte auf die Klänge, auf die Töne und Obertöne, die es da gibt, auf Veränderungen, auf gleich bleibendes, sie hingegen rutschte ständig auf ihrem Stuhl hin und her, fing grundlos an zu lachen etc etc, war also nicht in der Lage, ruhig diesen ungewohnten Klängen zu lauschen
Noch krasser wird es, wenn man in meine Generation geht: Ich habe kürzlich mit einer Klassenkameradin (wir sind immerhin in Klasse 12, wo man etwas Kultur ja doch erwarten dürfte) ein Referat über die Romantik gehalten; sie hat gesungen, ich habe sie begleitet. Die Schüler brachten nicht einmal den RESPEKT auf, uns zuzuhören, sondern flüsterten, rutschten auf ihrer Bank herum etc etc... Wie es dann bei Orgelvorspielen, bei denen man im Musik-LK eine Note erhält aussieht, kann man sich vorstellen...
Ist sowas normal?!
Viele Grüße