Schwerstes/ schönstes Orgelstück?

  • Hallo erstmal ans forum >erster Beitrag< !
    Ich fange direkt mit einer Suche an, und zwar nach den eurer Meinung nach schönsten oder schwersten Orgelstücken (Mischlinge erlaubt).
    Ich mache direkt den Anfang mit drei Mischlingen:
    - zuerst die Toccata aus der 5. Sinfonie Widors (wie komme ich bloß auf meinen Namen:-)
    - dicht gefolgt von der Introduction der 6. Sinfonie und
    - an dritter Stelle das Finale der 1. Sonate von Felix Alexandre Guilmant.


    Vielleicht werden diese Stücke hier als Einsteigerwerke bezeichnet, nun ich bin 14, hab lange gebraucht um dies alles zu lernen und bin gerne bereit noch dazu zu lernen, dafür auch dieser Thread.
    Also, möge das Sammeln beginnen!!

  • Hallo!


    Nun, das ist ein sehr undankbarer thread, aus verschiedenen Gründen.


    Inwieweit ein Stück "schön" ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das hat mit den eigenen Interessen, Vorlieben und Geschmack zu tun. Was einige für das "schönste" Stück halten und quasi Rund um die Uhr hören könnten, halten andere hingegen keine 2 Minuten aus und verlassen fluchartig den Raum oder schalten ab.


    Ähnlich verhält es sich mit der "schwere" eines Stückes. Auch hier hängt es mit den eigenen Fähigkeiten und Neigungen ab. Eine bestimmte Spieltechnik oder -figur kann verschiednen SPileren unterschiedlich leicht oder schwer fallen. Vondaher ist es unmöglich, generalisierend Stücke einzuordnen. Die Schwierigkeitseinstufungen zB in dem "Handbuch Orgelmusik" sind alles andere als unstreitig und auch sehr pauschal (gerade mal 6 Kategorien).


    Und natürlich gibt es auch Stücke, die technisch "kinderleicht" sind, aber einen extremen Aufwand erfordern, bis man eine musikalisch ordentliche Gestaltung raus hat.


    Daher auch nur eine sehr vage und grobe Nennung einiger weniger Orgelwerke, die weithin zu den "schwersten" Orgelwerken zählen (ohne bestimmte Reihenfolge):


    • Kaikhosru Shapurji Sorabji: Orgelsinfonien
    • Max Reger: Inferno-Fantasie, fis-Moll-Variationen und einige andere...
    • Jeanne Demessieux: Six Etudes
    • Marcel Dupre: Esquisses, Präludien und Fugen op.36, u.a.
    • Ligeti: Volumina
    • Messiaen: diverse Eizelsätze, zB. aus Livre d'Orgue oder Livre du Saint Sacrement
    • Louis Vierne: einzelne Sätze, allen voran Schlussätze aus der 5. und 6. Orgelsinfonie
    • Johann Sebastian Bach: Triosonaten


    weitere Ideen?


    Gruß
    Karsten

  • Sicher lässt sich über die "Schönheit" einiger Stücke streiten, so gibt es ja auch geteilte Meinungen über französische, deutsche und zum Beispiel englische Orgelmusik. Das muss jeder für sich entscheiden, aber trotzdem interessiert es mich (und vielleicht auch noch mehr Leute), was für andere schön ist und was nicht...
    Unter der "Schwere" eines Stückes verstehe ich erstmal das Tempo kombiniert mit den vorkommenden Notenwerten und der jeweiligen Tonart. Doch auch dieses Gebiet ist weit umfangreicher, weil es ja bei jedem Stück von neuem eine Schwierigkeit ist, "zwischen den Zeilen zu lesen", also Dynamik und Staccato, Marcato und alles in der Richtung zu beachten, genau das ist es nämlich, was dann im Endeffekt, die "Schönheit" (womit wir wieder am Anfang wären) eines Stückes festzustellen und damit zu beurteilen.
    Also bitte ich darum, weiter in diesen Thread zu schreiben...

  • Hallo widor,


    erst einmal herzlich willkommen hier im Forum!


    Ich bin kein großer Kenner von Orgelwerken und es gibt hier im Forum sicher welche, die sich mit der Orgel und Werken für selbige wesentlich besser auskennen - frag einmal den großen Bären! ;)


    Mir gefällt die von Dir genannte Toccata auch außerordentlich gut. Inwiefern es sich um ein wahrlich schweres Stück handelt, vermag ich nicht zu beurteilen.


    Ich möchte noch ein weiteres, den meisten wohl unbekanntes, Werk anführen:


    Carl Nielsen - Commotio op. 58


    Ein in seiner Kraft und und Weite kaum vergleichbares Werk des ansonsten als Symphoniker zu Ehren gelangten Dänen.
    Commotio wird durchgehend ohne Pause gespielt, jeder Abschnitt fließt so nahtlos in den nächsten über, daß es schwer ist, zu sagen, wo ein Abschnitt endet und der folgende beginnt.
    Wie in Deinem Proil ersichtlich, ist Deine Lieblingepoche die Spätromantik. Ich denke, Du könntest Dich mit diesem Werk ganz gut anfreunden.


    LG
    Wulf.

  • Hallo widor!


    Auch nach deiner (zugegebenen etwas unorthodoxen) Definition von "schwer" wirst du in den von mir genannten Werken durchaus fündig.


    Was die "Schönheit" der Orgelwerke betrifft, so fällt es mit schwer, einzelne Stücke besonders hervorzuheben, und ich habe ehrlich gesagt weder die Zeit och die Muße, hundert(e) Orgelwerke aufzuzählen, die ich "schön" finde. ;)


    Gruß
    Karsten

  • Ich hab eben noch ein schönes Stück ausgegraben; und zwar von C.S. Lang (Vorname??). Der Komponist ist eher unbekannt, obwohl das hier nicht der fall sein dürfte, denke ich:-) Das Stück heißt "Fanfare" und mach seinem Namen wirklich alle Ehre. Benötigt wird für das optimale Spiel ein Lautes 8' Zungenregister, wie z.B. die spanische Trompete. Das Register, für das das Stück geschrieben wurde, ist die englische Trompete (oder sowas in der Art, jedenfalls sehr, sehr Laut) und ist in Deutschland wohl nirgendwo zu finden, also ist Improvisation angesagt. Das Stück ist nicht wirklich schwer, aber man sollte genau auf Tempo und Verzierung des Stücks achten, die machen nämlich den gesamten Charakter aus. Zu finden ist das Stück auf keiner CD, von den Noten hab ich leider nur eine Kopie, weiß also auch nicht das entsprechende Heft/Buch. Ich weiß nicht, ob eine Veröffentlichung hier im Forum rechtswiedrig ist, ansonsten...

  • Hallo Widor,


    Craig Sellar Langs Tuba Tune ist wirklich ein ganz nettes Stückchen. Aber Hochdruck-Zungenstimmen werden in Deutschland durchaus (wieder) gebaut, wenn auch in vorwiegend großen Orgeln (Domorgeln etc.). Solche Register sind nun wirklich nicht unbedingt notwendig, um dieses Stück gut zu spielen.


    Wie auch immer: Felix Hell hat das auf seiner CD "Orgelgiganten" an einer großen amerikanischen Orgel eingespielt (mit Hochdruckzunge).


    Gruß
    Karsten

  • Oh, tatsächich, da habe ich was verwechselt. Craig Langs "Fanfare op.85" ist aber auf den folgenden CDs zu finden:


    From Byrd to Britten
    - HOWELLS: Psalm Prelude, Prelude Sine Nomine, Saraband In Modo Elegiaco
    - BRITTEN: Prelude on a Theme of Vittoria
    - IRELAND: The Holy Boy
    - WALFORD DAVIES: Solemn Melody
    - LANG: Tuba Tune in D; Fanfare
    - WM. BYRD: A Fancy
    - BLOW: Volun. for Cornet & Echo
    - WM RUSSELL: Volun. in B-flat
    - PURCELL: Double Verse Volun. in G; For Dbl Organ, Volunt in D
    George Damp an der 1991 Buzard Orgel der Episcopal Chapel St. John, Champaign, Ill.
    Calcante


    Organa Dupla
    RAWSTHORNE: Fanfare for a Bride; Festal Trumpets
    N. WARREN: Scherzo for the Flutes
    LANG: Fanfare
    GABRIELI: Canzon Sol Sol La Sol Fa Mi à 8
    DE VIADANA: Sonata musicali
    CHERUBINI: Sonata for 2 Organs
    MOURET: Sinfonies de Fanfares
    CAMPRA: Rigaudon
    SCHEIDT: Variations on a Galliard of John Dowland
    KARG-ELERT: Now Thank We All Our God, op. 65, no. 59
    WESLEY: Choral Song SHAW: Processional
    WILLAN: Postlude in D
    GIGOUT: Grand Choeur Dialogue
    HYMN: Lasst uns erfreuen
    George E. Damp und David Jackson an den zwei historischen Orgeln der St. Mary’s Church, Auburn, New York
    Calcante


    Gruß
    Karsten

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo Widor,


    über den Schwierigkeitsgrad kann ich nur mutmaßen ( da ich als "Orgellehrling" noch nicht mit so anspruchsvoller Lektüre zu kämpfen hatte).Mit Die Schönsten sind sie auf jeden Fall.
    Zum ersten wäre da...
    Das Finale der 1sten Orgelsinfonie ( Op.14 ) von Louis Vierne


    .. und


    Das "Prélude et Fugue sur le nom D'Alain" (Op . 7) von Maurice Duruflé.



    Gruß Marvin

  • Zitat

    Original von Monsterdiscohell
    Das "Prélude et Fugue sur le nom D'Alain" (Op . 7) von Maurice Duruflé.


    Von Duruflé gilt die Schluss-Toccata seiner Orgel-Suite op.5 als wahre Tour de Force.


    Gruß
    Karsten

  • Zitat

    Original von widor
    Ääähm...was is denn der/die/das "Tour de Force"?


    Schau doch einfach mal im Wörterbuch/Lexikon/Duden oder eben Internet nach. Dann erfährst du Ruckzuck, dass "Tour de Force" in etwa "Glanzleistung" oder "Kraftakt" bedeutet.


    Gruß
    Karsten

  • Ich würd sagen eher zweiteres. Eine "tour de force" ist ein wahrer Kraftakt, der einem mental und körperlich viel abverlangt.


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von widor
    Mal was anderes...wo bekomm ich denn von Durufle die Suite op. 5 zu einem guten Preis? Alles, was ich bis jetzt gesehen hab, waren 20 Euro und mehr...


    Musiknoten französischer Verlage sind sehr teuer. Ich würde mir da keine großen Hoffnungen machen, die neu billiger zu finden.
    Alternative wäre, einen Band gebraucht zu bekommen.
    Solltest du den Band haben, wünsche ich dir viel Spass beim üben ;) Sicherheitshalber solltest du dir im Musikladen deines Vertrauens mal die Noten anschauen ;)


    Gruß
    Karsten

  • @ widor
    versuchs doch erstmal mit der partita "nun komm, der heiden heiland" von distler. wenn du die toccata sehr gut hinbekommst, dann hast du eine chance, an duruflé nicht zu verzweifeln... :D
    aber das schwierigste in meinen augen sind nach wie vor die orgelwerke duprés, die aber auf jeden fall noch von den wenigen seiner schülerin demessieux' (beispielsweise "Les Six Ètudes") übertroffen werden.


    liebe grüße,
    momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • es geht schon... aber ich hab viel bach (für die technik) und saint-saens und franck (bisschen als einstimmung auf duruflé) gebraucht, bis ich mich an die toccata rangewagt hab... wie gesagt, schwerer find ich dupré und bei der demessieux bin ich glatt verzweifelt...
    bis bald,
    momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • Ok, tun wir mal so, als ob Schönheit eine zentrale Kategorie von Musik wäre. (Vielleicht ist ja auch eher gemeint: "Orgelwerk, welches mir am meisten bedeutet").


    Ich werfe Bach, Präludium und Fuge in Es-Dur sowie e-moll (BWV 548 ) in den Ring, gefolgt von der Passacaglia in c-moll. Ferner die Sonate c-moll über den 94. Psalm von Julius Reubke. Schließlich "Wachet auf" von Reger op. 52/2.


    "Schwerstes" Orgelstück: Die drei Préludes et Fugues op. 7 von Marcel Dupré (zumindest Nr. 1 und 3), die Toccata aus der Suite op. 5 von M. Duruflé. Von Reger die Variationen fis-moll op. 73. Na ja, es gibt noch so einen Komponisten namens Kaikoshru Sorabji, der hat z. B. ein "Opus clavicembalisticum" komponiert. (Z. B. eingespielt von John Ogdon). Das ist ein Klavierwerk von ca. vier Stunden Länge. Von demselben Komponisten gibt es Orgelsinfonien, die erste hat Kevin Bowyer mal für Nimbus eingespielt. Soll höllisch schwer sein ... 2 CDs, eine hätte nicht gereicht.

  • Hallo.


    ist das vielleicht das "tuba tune" von C.S. Lang?
    in D-Dur ? wenn ja, dann habe ich eine Version schom mal abgehört und kann sie privat weitergeben. Veröffentlichen ??? eher nicht.
    ....muss jetzt zum Orgelspielen >>> Urlaubsdienst auf einer sch.... Kiste!
    schneckenturm

    Meine Entwicklung verlief vom Musiker zum Anwalt zum Politiker -
    es war ein herrlicher Abstieg.
    Lothar de Maiziere

  • Das schönste Orgelstück ist m.E. die dorische Toccata und Fuge d-moll, BWV 538. Vermutlich ist sie nicht das schwerste Stück, was eh nur Organisten beurteilen können, und ich bin keiner. Es ist mir auch egal, wie schwer es zu sein scheint...


    Für Organisten mag es zudem erstaunlich sein, daß das zweitschönste Stück, BWV 543, zwar ursprünglich für Orgel geschrieben wurde, aber erst durch die Transkription durch Liszt zu dem herausragenden Stück geworden ist, das es nun mal ist - eine Komposition für Klavier im Range einer 10, unerreicht interpretiert von Alexis Weissenberg.

  • Das schönste Orgelstück ist m.E. die dorische Toccata und Fuge d-moll, BWV 538

    Das sehe ich auch so und um dieses Stück mit Lust zu hören, brauche ich weder Kenner noch Profi zu sein, einfach nur zuhören und sich über seine Anlage freuen, die dann, soweit Subwoofer vorhanden, auch die tiefen Töne wiedergibt.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Lieber m-mueller, lieber Bernward,


    seid Ihr sicher, dass Ihr die "Dorische" (BWV 538 ) meint und nicht die Toccata d-moll BWV 565? Gerade der Bedarf nach einem Subwoofer macht mich stutzig.

  • Du hast Recht Wolfram. Auf die BWV-Nr. hatte ich nicht geachtet.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich meinte tatsächlich die 538 - Subwoofer hab ich nicht, brauche ich auch nicht, die Standlautsprecher gehen bis 30 Hz runter, dürfte für alle Register reichen. Daß die 565 tiefere Töne beinhaltet als die 538? Mhhhh - glaube ich eher nicht, lasse mich aber gern eines Besseren belehren.


    Salut


    :hello: