Java-Suite von Leopold Godowsky

  • Hallo allerseits,


    Freunden pianistischer Reisebilder möchte ich noch die Java-Suite von Leopold Godowsky ans Herz legen. Die zwölf Stücke malen in opulten Klangfarben Szenarien von Godowskys Reise nach Java Anfang der 1920er Jahre aus.


    Der Formaufbau der Suite erinnert an Albeniz "Iberia", die pianistischen Anforderungen sind mit diesem Zyklus vergleichbar, vielleicht auchmit "Orage" und Obermann aus dem Schweizer Band von Liszts "Années de Pèlerinage". Jedenfalls ist es viel leichter zu spielen als die Chopin-Studien. :untertauch:


    Klangbilder des Gamelan tauchen vor allem im ersten Stück auf, hier aber weniger konsequent verarbeitet als in Debussys "Pagodes". Andere Stücke malen Godowskys Eindrücke von "The Bromo Volcano and the Sand Sea at Daybreak" (mit majestätischen pentatonischen Akkorden und einem Klaviersatz wie im zweiten Buch der Rachmaninoff-Préludes) oder "The Gardens of Buitenzorg" (mit vielfältig geschichteten Jazz-Akkorden in der Coda), "Boro Budur in Moonlight" und anderes mehr.



    Eine gelungene Aufnahme des Stückes gibt es von Esther Budiardjo, eine gedruckte Ausgabe im New Yorker Carl Fisher Verlag. Sehr große Bibliotheken wie die Bayerische Staatsbibliothek haben diese Ausgabe auch in ihrem Bestand. :hello:


    Viel Spaß damit


    Ralf

  • Zitat

    Jedenfalls ist es viel leichter zu spielen als die Chopin-Studien.


    Arthur Rubinstein sagte, um Godowsky spielen zu können, brauche er mindestens 500 Finger.
    Eine ehrliche, überzeugende Aussage, finde ich.


    :yes:


    D.U.

  • Igor Strawinsky schrieb für Arthur Rubinstein die „Trois mouvements de pétrouchka“. Diese sind pianistisch viel schwerer als die Java-Suite und sind viel eher so geschrieben, dass die Aussage, zehn Finger würden nicht genügen, um das zu spielen, zutreffen würde. Die Petruschka ist sicher nicht ganz so unangenehm schwer zu spielen wie einige Chopin-Studien von Godowsky, aber die Java-Suite überdonnert und überbietet sie locker. Wahrscheinlich dachte Rubinstein bei seiner Aussage wirklich an Godowskys Werke frei nach Chopin.