Schubert: Oktett op. 166 D803

  • Morgen,


    aus der Reihe der den kammermusikalischen Tonraum ausmessenden Werke von Franz Schubert fehlt noch das Oktett op. 166 (für Bläser und Streicher). Das lang ausholende und aufrüttelnde Werk (Werk sage ich, nicht bloße Komposition) läßt einen im Zwielicht des Daseins zurück. Der Tonfall hat einen dermaßen angerührt oder auch nicht.


    Meine Schallplatte: Wiener Oktett, Decca SMD 1208, ja älter (Mitglieder der Wiener Philharmoniker, um den Willy Boskovsky).



    Anmerkung: Das Oktett Schuberts ist in dieser Doppel-CD.


    Nun fehlen noch die Klaviertrios und das Notturno für Klaviertrio (Hinweis: Beaux Arts Trio, Suk Trio (!), Trio Fontenay).


    MfG
    Albus

  • Albus schrieb:


    Zitat

    Meine Schallplatte: Wiener Oktett, Decca SMD 1208, ja älter (Mitglieder der Wiener Philharmoniker, um den Willy Boskovsky).


    Diese Aufnahme ist tatsächlich als CD noch im Katalog, durch Zufall hatte ich sie gestern in der Hand. Da ich aber deren "Rang" nicht einschätzen kann (meine Kammermusiksammlung weist noch viele weiße Stellen auf) hab ich mir vorgenommen, einen allfälligen Thread abzuwarten, um Meinungen zu verschiedenen Aufnahmen des Oktetts zu hören.
    Heute in der früh ist der "bestellte" Thread indessen schon da, danke Albus :yes:



    Die Aufnahme ist von 1958. Einerseits gab es zu dieser Zeit bereits tontechnisch perfekte Aufnahmen, andererseits auch stumpf und undurchsichtig klingendes Material. Wie ist hier der Klang ?


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tag,


    die Schallplatte hat kräftige Klangfarben, etwas dunkel, gelungene Balance zwischen den Streichern und den Bläsern, Stereo-Panorama ganz genutzt in Breite und Tiefenstaffelung. Ehemals ausgezeichnet mit einem Grand Prix du Disque.



    MfG
    Albus

  • Sagitt meint:


    Ich freue mich, dass nach und nach die Perlen der Kammermusik Schuberts einen eigenen Thread bekommen (die Klaviertrios haben auch einen verdient, ich weise hier nur auf das Arion Trio mit Alpenheim und Ozim hin).
    Schubert hatte in der Kammermusik (im weiteren Sinn, Lieder gehören in diesen Begriff mit hinein) sein Betätigungsfeld, denn das aufzuführen war realistisch (Oper und Sinfonie eben nicht) und hat Werke hinterlassen, die ihresgleichen suchen.


    Das Oktett gehört zweifelsohne dazu. Ich finde besonders den letzten Satz - das Allegro-Kehraus wieder einmal so über die Biedermeier-Zeit hinausweisend.


    Ich kenne die vorgestellte Aufnahme nicht, will aber eine moderne hinweisen, die sicher großartig ist. Kremer hat mal wieder Spitzenmusiker um sich versammelt, Keulen, Violine, Zimmermann, Viola, Thunemann, Fagott und andere und bringt es wieder fertig, eine hinreißende Aufführung festzuhalten. Das Visionäre dieser Musik wird gut herausgespielt. Durch die Art der Produktion - erst damit eine Tournee zu machen, dann die Aufnahme - ist für Solisten sehr sinnvoll, damit das Zusammenspiel perfektioniert wird.

  • Salut,


    ich bekam "kürzlich" [ein gutes hlabes Jahr wird's schon her sein] folgende CD mit dem handschriftlichen Vermerk: "Das verstehen wir unter höchstem Kunstgenuß" von den Schwiegereltern geschenkt:



    Die Schwiegereltern haben das Mithras Octet mit dem Schubert-Oktett irgendwo in der Nähe von Bad Kreuznach live gehört und waren absolut begeistert.


    Ich finde die Aufnahme auch ordentlich, allerdings etwas zu romantisch interpretiert, auch wenn es sich um ein Spätwerk Schuberts handelt [eine meiner seltenen Beurteilungen].


    Die Aufnahme allerdings stammt bereits von 1996 - - -


    Cordialement,
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Salut,


    zum Glück habe ich ja auch das Deutsch-Verzeichnis in greifbarer Nähe... ich möchte daher anmerken, dass das Werk dort unter D 803 mit op. post. 166 angegeben ist. Das Autograph, welches sich heute in der Wiener Staatsbibliothek, MH 131/c [PhA 1189], befindet, ist datiert mit Februar 1824 und am Schluß mit dem Vermerk Finis den 1. März 1824 versehen.


    Deutsch merkt an:


    Nach Kreißler [S. 324], der sich dabei auf Joseph Doppler beruft, hat Schubert das Oktett auf Bestellung von Ferdinand Graf Troyer geschrieben, dem Obersthofmeister des Erzherzogs Rudolf. Graf Troyer habe auch selbst bei einer Aufführung noch im Entstehungsjahr in seiner Wohnung im Spielmannschen Hause auf dem Graben [heute Graben Nr. 13] die Klarinette geblasen. [...].


    Cordialement,
    Ulli

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    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo!
    Schuberts Oktett kenne ich schon eine ganze Weile, und es ist wirklich trotz seiner Länge nie langweilig und sehr klangschön. Wer das Werk nicht kennt, kann ja mal vorsichtig in den 4. Satz (Andante mit Variationen) reinhören - ich bin sicher, es wird gefallen.
    Dem Lob an die Aufnahme des Wiener Oktetts kann ich mich anschließen.


    a..... meldet: Keine Ergebnisse für B000002SF


    Hinweisen möchte ich noch auf diese schöne Zusammenstellung, die recht preiswert ist und dazu einläd, Kammermusikwerke mit größeren Besetzungen kennenzulernen (es sind noch Beethovens Septett op.20 und Oktett op.103 sowie Mendelssohns Oktett op.20 drauf):


    Auch dem, der die Werke schon kennt, kann ich diese Doppel-CD mit dem Melos Ensemble London empfehlen.



    Viele Grüße,
    Pius.

  • kennt denn jemand mehrere Aufnahmen davon und kann mir eine Interpretation empfehlen? Oder hat jemand eine CD, die er gar nicht mag?



    Diese Bewertung hier z.B. macht mir wieder Angst. :(

    Zitat

    Rezensentin/Rezensent: putzilaul
    Schuberts Oktett D 803 gehört (nicht nur in seinem Umfang) zu den herausragendsten Werken der Kammermusik. Obwohl das Ensemble schon fast ein kleines Orchester darstellt, bleibt die Komposition doch immer der (vielfach durchaus intimen) Kammermusik verpflichtet. Und genau hier krankt leider die vorliegende Aufnahme. Die richtige Balance zwischen den einzelnen Stimmen wird nie wirklich gefunden, wobei sich das Problem auf einen einfachen Nenner bringen lässt: Gideon Kremer. Offenbar ist der Violinist werden willens noch fähig, sich in ein größeres Gesamtes einzuordnen und stellt sich meist penetrant in der Vordergrund, zusätzlich verstärkt durch das meist starke Vibrato und die eher schwammige Phrasierung. Sicher ist die Aufnahme nicht schlecht, schließlich ist jeder der Musiker für sich ein großartiger Künstler. Aber acht Stars zusammen sind halt noch lange keine Garantie für ein gutes Ensemble. Kammermusik verlangt das bedingungslose Ein- und Unterordnen aller und das ist offenbar nicht jedermanns Sache.


    Max

  • Hallo!


    Heute habe ich ein wenig meine Aufnahmen mit dem Wiener Oktett und dem Melos Ensemble (die haben nichts mit dem Melos-Quartett zu tun!) verglichen.
    Ich bin mit beiden sehr zufrieden, brauche eigentlich keine dritte. Eigentlich heißt, daß eine gute HIP-Aufnahme mich vielleicht doch reizen würde. Kennt jemand eine?
    Das Wiener Oktett hat einen etwas anderen Klang und einen deutlich anderen Interpretationsstil als das Melos Ensemble, ich würde es als "typisch wienerisch" bezeichnen ohne selbst zu wissen was das sein soll. Es ist irgendwie gemütlich, langsam, edel und mit "Schmäh" vorgetragen.
    Das Melos Ensemble spielt energisch und "international" (will ich auch nicht erklären).
    Müßte ich mir eine Interpretation aussuchen (muß ich zum Glück nicht), würde ich mich aber doch für die Melos-Leute entscheiden.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat von Pius

    Heute habe ich ein wenig meine Aufnahmen mit dem Wiener Oktett und dem Melos Ensemble (die haben nichts mit dem Melos-Quartett zu tun!)verglichen.
    Ich bin mit beiden sehr zufrieden, brauche eigentlich keine dritte. Eigentlich heißt, daß eine gute HIP-Aufnahme mich vielleicht doch reizen würde. Kennt jemand eine?


    Ja. :yes:
    "L'Archibudelli" und "Mozzafiato" (die jeweiligen Leitwölfe sind Bylsma (Cello) und Neidich (Klarinette)) bei Sony (Vivarte), falls noch erhältlich. Vermutlich schwer zu kriegen und teuer, aber durch die alten Blasinstrumente gewinnt das Werk m.E. noch deutlich. Und diese Musiker sind absolut souverän, also keinerlei Abstriche an Virtuosität oder Klangschönheit nötig. Höchst empfehlenswert! Wobei ich gestehen muß, nur eine moderne Aufnahme, mit dem Berliner Ensemble (Teldec) zu kennen; vielleicht erzielen andere Gruppen auch auf modernen Instrumenten eine größere Farbpalette.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Die Aufnahme bei SONY/VIVARTE habe ich mir damals nicht gekauft, weil ich schon zwei sehr gute in HIP hatte:


    1. Wahl: Atlantis Ensemble - Virgin Veritas


    2. Wahl: Academy of Ancient Music Chamber Ensemble - Decca / L'Oiseau Lyre


    Kann ich beide empfehlen - ich teile die Ansicht, dass diese Musik durch die historischen Blasinstrumente an Charme, Dynamik, und Differenziertheit sehr gewinnt.

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Ich habe mir Schuberts Oktett in den letzten Wochen mehrfach angehört (in der Aufnahme mit dem Ensemble Hausmusik) und, so leid es mir tut, ich kann mit dieser Musik nicht das Geringste anfangen. Das klingt alles so - munter! Und auch ganz anders, als die anderen kammermusikalischen Werke von Schubert. Oder?


    Was gefällt Euch denn so an diesem Stück und worin liegen seine Qualitäten?


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Carola
    Ich habe mir Schuberts Oktett in den letzten Wochen mehrfach angehört (in der Aufnahme mit dem Ensemble Hausmusik) und, so leid es mir tut, ich kann mit dieser Musik nicht das Geringste anfangen. Das klingt alles so - munter! Und auch ganz anders, als die anderen kammermusikalischen Werke von Schubert. Oder?


    Was gefällt Euch denn so an diesem Stück und worin liegen seine Qualitäten?


    Mit Gruß von Carola


    Hm, als "munter" würde ich vielleicht tendenziell das Scherzo, Teile des Variationensatzes und des Finales bezeichnen - wobei mich das nicht im geringsten stört. Aber der erste Satz ist doch nicht nur in der Einleitung ziemlich verschattet, sondern bietet auch im Allegro - dem ich eher einen drängend-energischen Charakter zusprechen würde - recht unterschiedliche Stimmungswerte. Dazu das leicht melancholische Menuett und natürlich der grandiose zweite Satz - der seinem Pendant im Forellenquintett doch weit überlegen ist und teilweise ziemlich expressiv daherkommt. Selbst der muntere Trubel im letzten Satz wird doch kurz vor Ende nochmal von der dramatisch hereinbrechenden Andante-Einleitung eingeholt.


    Das Oktett steht natürlich in der Serenaden-Tradition, lässt diese und auch Beethovens Septett aber weit hinter sich. Ich finde es in jeder Hinsicht interessanter und komplexer als das Forellenquintett - man könnte sogar sagen: bedeutender als fast alle Kammermusik die Schubert bis zu diesem Zeitpunkt geschrieben hat (Ausnahmen wie der c-moll-Quartettsatz bestätigen die Regel; die a-moll- und d-moll-Streichqartette kommen erst unmittelbar danach).


    Was ich an dem Werk besonders mag? Die Farbigkeit der Instrumentation, den selbst für Schubert außergewöhnlichen melodischen Reichtum, die typische Schubert-Harmonik, die vielen Stimmungswerte - und, über allem: das Adagio (2. Satz). Von mir aus könnte das Oktett noch länger dauern.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Mal ganz dumm gefragt: Ist es denn schlimm, wenn ein Werk einfach nur "munter" ist? Es muß doch nicht immer alles andere auch drin sein. Ist doch als positive Musik zur Abwechslung ganz schön, denn seicht ist es ja nicht.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Mal ganz dumm gefragt: Ist denn schlimm, wenn ein Werk einfach nur "munter" ist? Es muß doch nicht immer alles anderes auch drin sein. Ist doch als postive Musik zur Abwechslung ganz schön, denn seicht ist es ja nicht.


    Im Prinzip ist gegen Munterkeit sicher nichts einzuwenden. Ich bin aber nun mal so gestrickt, dass mich das Muntere eher deprimiert als beschwingt.


    Danke Bernd für Deine Charakterisierung der einzelnen Sätze. Beim ersten Satz gefällt mir die "verschattete" Einleitung noch sehr gut, weniger aber das Thema, besonders, wenn es vom Horn gespielt wird.


    Am besten lasse ich das Werk für eine Weile im Regal und höre es in ein paar Wochen noch mal.


    Mit Gruß von Carola

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  • Hallo, Carola!


    Da es mir mit dem Oktett über Jahre so ging wie Dir, möchte auch ich Dich zum bedächtigen Abwarten ermuntern.


    Durch die Farbigkeit vor allem des Bläsersatzes entsteht ein romantizistisches Klischeebild: Wald und Wiesen, Jagd und Jagdruhe etc. Die Melodienseligkeit und die epische Breite verstärken den Eindruck des Munteren einerseits, des Erzählenden andererseits. Tiefgang und innere Dramatik wie in den Quartetten werden zurückgedrängt. Sie sind aber vorhanden - ganz abgesehen davon, dass die soeben beschriebenen Werte keine negativen sein müssen.


    Wie auch vorher schon von Zweilicht gesagt, darf man die dunklen, schattenhaften Züge nicht übersehen - kann man eigentlich auch nicht. So völlig anders als etwa der Anfang der letzten Klaviersonate in B-Dur ist das Oktett gar nicht geartet, wenn gegen Ende des Finalsatzes Bedrohung in den Basssequenzen aufblitzt. Melancholisch statt nur munter erscheint mir das Werk überdies als Ganzes.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Man muß etwas aufpassen, wenn man als "andere Kammermusik" Schuberts bloß eine Handvoll Werke aus der spätesten Zeit (Trios, C-Dur-Fantasie, Streichquintett, G-Dur- und d-moll-Quartett) zu Grunde legt, kann man zu einer etwas einseitigen Sicht kommen.


    Aber selbst dann finde ich das Oktett keineswegs untypisch für Schubert. Er sagte ja u.a. von diesem Werk, er wolle sich damit den Weg zur großen Sinfonie bahnen. Daher vielleicht auch das größere Gewicht einiger Sätze verglichen mit dem Vorbild, Beethovens Septett (das dieser selbst irgendwann nicht mehr hören konnte, obwohl es natürlich auch ein sehr gut gemachtes Stück ist)


    Eher als Munterkeit höre ich die von Wolfgang genannten romantischen Stimmungen heraus, Klangfarben und Harmonik sind genial eingesetzt.
    Fast alle thematischen Gestalten im Kopfsatz werden von dem punktierten Motiv abgeleitet, das sich natürlich wunderbar für romantische Hornrufe eignet, oder das melancholische Moll-Dur-Schweben des Seitenthemas. Es gibt (jedenfalls vorher) wenige thematisch so einheitliche Sätze bei Schubert. Das ist schon ein großer Schritt auf dem Weg zu den Kopfsätzen von Großer C-Dur, G-Dur-Quartett und Quintett.
    (Der punktierte Auftakt findet sich überdies im Menuett, Trio und der Einleitung zum Finale wieder)
    Scherzo und Menuett mag ich sehr, einzig im Variationensatz finde ich am Anfang ein paar weniger inspirierte Stellen. Das Finale höre ich nicht durchgehend als munter, sondern stellenweise von einer unfrohen, hysterischen Hektik durchzogen, wie man sie später z.B. in D 887 findet. Die zwischen Grelle und Düsternis schwankenden Einleitung, die kurz vor Ende wiederkehrt, unterstreicht das noch. (Vielleicht eine Parallele zum Finale von Beethovens op.18,6?)


    Das gesamte Werk steht, das würde ich noch deutlicher formulieren als Bernd, weit über dem Forellenquintett (das wirklich nur sehr selten über eine brillante Munterkeit hinausgeht, was keine Abwertung sein soll)


    :hello:


    JR

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  • Schuberts Oktett wird hier oft erwähnt, ist aber kein eigenes Thema. In meinen Lehrjahren der Klassik (so mit 25) war es eines meiner allerliebsten Werke. Ich habe wochenlang nur dieses Stück gehört. Jetzt habe ich es wieder einmal gehört, und zwar in einer Aufnahme des Academy Ensembles aus dem Jahr 1977. Ich kann Oper und Chormusik sehr gut beurteilen, aber Klaviermusik und Kammermusik nicht so, weil ich kein eigenes Instrument spiele. Diese Aufnahme ist schon sehr gut, aber mir fehlt etwas. Nach langem Nachdenken glaube ich, dass es der wienerische Ton, die wienerische Leichtigkeit ist, vielleicht auch das Heiter-Melancholische.


    Und da bitte ich einfach um einen Tipp, was für euch die schönste Oktett - Aufnahme ist!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Danke, lieber Moderator! Diesen thread hatte ich durch die Suchfunktion leider nicht gefunden! Jetzt habe ich mir erstmal alles ausgedruckt!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Lieber Dr. Pingel,


    auch ich liebe Schuberts Oktett sehr.


    Lange Jahre hatte ich nur die Aufnahme des Mullova-Ensembles, die ich auch sehr empfehlen kann, wenngleich mir der Klang hier eher solistischer als kompakt im Sinne des Ensembles erscheint.



    Kürzlich habe ich mir nach einer Empfehlung in der Fonoforum die ganz Aufnahme des East Side Oktetts gekauft.


    Mit der titelgebenden Fortschreibung "Dunkle Lichter" von Mario Wiegand kann ich wenig anfangen, ich finde auch nicht, dass Schuberts Werk eine solche nötig hat. Zugleich ist die Interpretation des Oktetts ebenfalls sehr gelungen, diesmal eher kompakter, ensemblehafter.



    Herzliche Grüße


    Christian


    P.S.: Ich höre gerade nochmal in die Mullova-Aufnahme herein - das Ensemble spielt perfekt zusammen, es ist einfach ein sehr luzides Klangbild, die Stimmen stehen sehr transparent nebeneinander, klingen aber sehr schön miteinander. Es ist also keineswegs ein solistischer Egotrip, sondern sehr gut abgestimmte Kammermusik.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • Das Consortium Classicum hat Franz Schuberts (1797-1828) Oktett op. 166, D. 803 vorbildlich eingespielt.


    Dieter Klöcker, Klarinette
    Karl Otto Hartmann, Fagott
    Jan Schröder, Horn
    Andreas Krecher & Gerdur Gunnarsdottir, Violine
    Christiane Hörr, Bratsche
    Armin Fromm, Cello
    Jürgen Norman, Kontrabass

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Hallo,


    ich habe nur diese Aufnahme, allerdings noch als 30-er LP von Orbis/Philips, und bin sehr zufrieden. Ob die Mitglieder des Oktetts in beiden Aufnahmen identisch sind? Auf dem CD-Cover sind keine Angaben.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hier ist noch eine ältere Einspielung (allerdings DG)


    71pPZeYRjCL._SX522_.jpg


    Die Besetzung der Nimbus-CD steht bei jpc auf dem backcover, die Bläser Gerd Seifert, Horn, Alois Brandhofer, Klarinette, Hans Lemke, Fagott.


    Es gibt noch eine mit "Berliner Solisten" bei Teldec/Warner mit anderer Besetzung (u.a. Leister, Klarinette)


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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hier ist lange nichts geschrieben worden. Erstaunlich - Schuberts Oktett ist für mich die etwas introvertierte Cousine seiner sehr beliebten Großen C-Dur-Symphonie, und müsste aufgrund der interessanten und beinahe kammersymphonischen Besetzung eigentlich auch Hörer ansprechen, denen Kammermusik oft zu karg ist. Das Stück spinnt mit romantischem Gestus einen Erzählfaden aus, bietet herrliche Schattierungen und Farben und hat, in der richtigen Interpretation, einen unbezwingbaren Charme.


    Mittlerweile sind einige neue Aufnahmen erschienen:


    1. Mit einem Ensemble um Isabelle Faust herum:



    2. Mit einem Ensemble, das Sabine Meyer an der Klarinette inkludiert:




    In erstere Aufnahme habe ich hineingehört, die zweite kenne ich leider noch nicht. Warum ich den Beitrag von moderato zitiere: Die Aufnahme mit dem Consortium Classicum ist die, welche mir aktuell am besten gefällt, weil man merkt, dass sich hier keine versprengten Solisten zusammenfinden, sondern ein exzellent aufeinander eingespieltes Ensemble agiert. Das ist Schönklang ohne Spannungsarmut.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



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  • ich hatte es in Dr. Pingels HörBAR gesehen als #44. Es hat mir ziemlich gut gefallen und passt in diesen Thread


    Lieber astewes, ganz wunderbar! Danke!

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ich leide als Amateur, der das schubertsche Oktett liebend gerne am Klarinettenpult spielen möchte, daran, dass mir die Mitspieler fehlen. :(


    Die Spieldauer von über einer Stunde erfordert einiges an Kondition, was nicht jeder Liebhaber, der Kammermusik spielt, aufbringen kann.


    Wo treibe ich den Waldhornisten auf? Will ich Streicher, fehlt meist eine Stimme. Der Plan zerbröselte in der Vergangenheit in der Anfangsphase, wenn's um die Findung der Mitspieler ging. Zur Zeit Schuberts herrschte eine andere Musikkultur.


    In Beitrag 6 findet man diesen Hinweis


    Nach Kreißler [S. 324], der sich dabei auf Joseph Doppler beruft, hat Schubert das Oktett auf Bestellung von Ferdinand Graf Troyer geschrieben, dem Obersthofmeister des Erzherzogs Rudolf. Graf Troyer habe auch selbst bei einer Aufführung noch im Entstehungsjahr in seiner Wohnung im Spielmannschen Hause auf dem Graben [heute Graben Nr. 13] die Klarinette geblasen. [...].


    Ich hatte das Werk in diesem Thread als mir unverzichtbares Werk der Kammermusik gesetzt, das unbedingt auf die Arche gerettet werden muss.


    Kammermusik für die Arche

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Die Aufnahme mit Isabelle Faust und den Mitspielerinnen und Mitspielern Anne Katherine Schreiber,, Violine, Danusha Waskiewicz, Bratsche, Kristin von der Goltz, Cello, James Munro, Kontrabass, Lorenzo Coppola, Klarinette, Javier Zafra, Fagott, Teunis van der Zwart, Horn ist eine der HIP verpflichtete Aufnahme. Schon die Tatsache, dass ein Naturhorn statt des heute üblichen Waldhorns zum Einsatz kommt, ist eine Besonderheit.


    Man muss diesen Ansatz des Musizierens auf historischen Instrumenten oder deren Nachbauten mögen. Vieles tönt anders als gewohnt. Kalt lässt einen diese Interpretation nicht.




    Die von mir favorisierte Aufnahme mit Dieter Klöcker und Mitgliedern des Consortium Classicum kam ürsprünglich 1997 bei EMI heraus und wurde vom Label MDG übernommen.

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    Einmal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Ebenso der HIP verpflichtet spielen die Musiker von Mozzafiato und L'Archibudelli.



    Vera Beths, Violine, Linda Quan,Violine, Jürgen Kussmaul, Bratsche, Anner Bylsma (eigentlich Anne Bijlsma), Cello, Marji Danilow, Kontrabass, Charles Neidich, Klarinette, Dennis Godburn, Fagott, William Purvis, Naturhorn (!)


    Momentan befinde ich mich nicht an meinem Domizil und kann nicht auf die CD zurückgreifen und sie mir anhören.

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich höre gerade das Oktett,


    gespielt auch vom Wiener Oktett, aber aus 1990 und DDD, Eclipse ( =Decca ). Da ist auch noch D72 ( einen reines Bläseroktett ) dabei auch ein schönes Werk, leider bei jpc nicht zu finden. Und, dass die Musik eher munter klingt ist mir in diesen Zeiten gerade recht. Da tut alles gut was das Gemüt erheitert.


    Kalli

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