Salut,
eigentlich gehört der Thread ja eher - wie auch jene zu Ferdinand Ries - in die Kategorie "Beethoven und seine Zeitgenossen".
Auf den Namen Friedrich Witt stieß ich tatsächlich auch während einer Recherche zu Beethoven: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in der Universitätsbibliothek zu Jena Stimmenmaterial einer Sinfonie gefunden, welche zunächst von Fr. Stein als Jugendwerk Beethovens nominiert wurde. Es stellte sich später durch weitere Funde – insbesondere in Rudolstadt – heraus, dass diese so genannte Jenaer Sinfonie tatsächlich von einem Komponisten namens Friedrich Witt stammt. Aber es verbindet Friedrich Witt dennoch einiges mit Ludwig van Beethoven: Zum Beispiel sein Geburtsjahr und die Tatsache, dass Witt 9 Sinfonien komponierte, wobei ich nicht weiß, ob hier die erst wiederentdeckte Jenaer Sinfonie mitgerechnet ist. Falls ja, so passt Witt exakt zum Stichwort „Komponist“ in Christian M. Fuchs Mozart-Wörterbuch: „Komponist: Jemand, der 9 Sinfonien schreibt“.
Witt wurde am 8. November 1770, wenige Wochen vor Ludwig van Beethoven, in Niederstetten [Württemberg] geboren. Im Alter von 19 Jahren wurde er als Cammermusicus in die Kapelle des Fürsten von Oettingen-Wallerstein aufgenommen. Während dieser Zeit sind die ersten Kompositionen Witts entstanden. Verschiedene Reisen führten Witt nach Wien und Frankfurt, vermutlich hielt er sich auch in thüringischen Residenzen auf. Im Jahre 1802 wurde er Hofkapellmeister der Fürstbischhöflichen Kapelle zu Würzburg; diesen Posten bekleidete er bis 1814. Anschließend war er bis zu seinem Tode am 3. Januar 1836 Kapellmeister des Würzburger Theaters.
Wie bereits erwähnt komponierte Friedrich Witt 9 Sinfonien, darunter eine Grande Sinfonie Turque [Nr. 6], ein Flötenkonzert, ein Hornkonzert, 3 Konzerte und ein Concertino für jeweils zwei Hörner, ein Cellokonzert, Pièces d’harmonie [Bläsermusik], ein Septett für Streichquartett und Bläser, 3 Messen, eine Kantate: Die Auferstehung Jesu [König Friedrich Wilhelm II. von Preußen und dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin gewidmet], eine Kantate zum Beschluß des 18. Jahrhunderts: Die vier Menschenalter, Palma [Singspiel in 2 Akten], Das Fischerweib [ländliche komische Oper in 2 Akten] sowie Bühnenmusik zum Trauerspiel: Leander und Blandine.
Soweit ergibt sich ein kurzer Lebenslauf des Komponisten nach Oskar Kaul [MGG], welcher mit den Worten schließt:
Eine umfassende Untersuchung seiner Werke steht noch aus.
Diese Untersuchung könnte hier nun vorgenommen werden, zumal ich da einige interessante Einspielungen seiner Werke bereits entdeckte. Was ist empfehlenswert und wie kann seine Musik, die sich angeblich zunächst an Antonio Rosetti orientierte, beschrieben werden? Vor allem interessiert mich die Datierung seiner 9 Sinfonien und der Stilwandel innerhalb dieser Werkgruppe. Und auch zum Curriculum Vitae könnte noch einiges beigetragen werden.
Friedrich Witt hat übrigens einen Namensdoppelgänger: Ein recht bekannter Kontrabassist der Berliner Philharmoniker.
Cordialement
Ulli