DVDs von Ponnelle-Opern

  • Ich habe -danke des Mozart-Jahres- in den letzten Monaten einige wundervolle DVDs mit Aufnahmen von in den 1980er Jahren fürs Fernsehen produzierten Opern erworben. Ich habe diese kleinen Meisterwerke damals im Fernsehen gesehen und teilweise auch auf mittlerweile völlig abgenudelte VHS-Videokassetten aufgenommen. Bin heilfroh, dass es die jetzt endlich auch auf DVD gibt :jubel:


    Jean-Pierre Ponnelle: Was für ein Meister der Personenführung und was für ein Gespür für stimmige Inszenierungen!!!





    nicht von Ponnelle, fügt sich aber nahtlos in diese Reihe ein:


    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Mir haben die Ponnelle-Inszenierungen in der Staatsoper immer gut gefallen. Die haben nämlich auch noch funktioniert, als sie schon etliche Jahre auf dem Buckel hatten.


    Diesen Tristan liebe ich auch sehr. Leider hat das Videoband schon ziemlich bald Tonstörungen gehabt, entweder die Stereo-Spur fällt aus oder es rattert. Hoffentlich gibt es den Mitschnitt inzwischen schon auf DVD. Ich würde ihn mir gerne kaufen.


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo Melot,


    die meisten Videorecorder haben eine automatische Justage. Diese stellt sich natürlich auf beste Bildqualität ein, was gelegentlich Probleme mit der Tonspur ergeben kann. Die automatische Justage kann aber in der Regel über die Fernbedienung manuell korrigiert werden, und mit etwas Glück findest du eine Einstellung mit sauberem Bild und einwandfreiem Ton.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Noch ein Hinweis zu den Tonformaten der oben vorgestellten DVDs (das wurde an anderer Stelle ja gewünscht und nun habe ich die Hüllen grad vor mir liegen):


    Die 3 Ponnelle-Mozart-DVDs haben alle den Hinweis "PCM Stereo/ DTS 5.1", der "Re pastore" trägt den Hinweis "DTS Digital 5.1 Surround" - ich verstehe zwar nicht allzuviel von solchen Dingen, aber ich finde, das klingt ganz ordentlich und brauchbar :yes:


    Zu den Inszenierungen:
    Was an den beiden DVDs "Clemenza di Tito" und "Mitridate" besonders bemerkenswert ist (neben den prächtigen Kostümen, die wohl dem Stil entsprechen, wie man sich im Rokoko auf der Bühne "verkleidete", wenn man eine antike Perönlichkeit darstellen wollte ;) ), sind die Schauplätze, an denen beide Filme gedreht wurden:


    "Titus" spielt quasi im wahrsten Sinne der Wortes am "Originalschauplatz", nämlich dem Forum Romanum, unterm Titusbogen, an und in den Caracalla-Thermen. Das sind zwar alles Ruinen, aber auch das hat ja irgendwie seinen Reiz und wird äußerst beeindruckend und dekorativ in Szene gesetzt!
    "Mitridate" hingegen wurde in Vicenza, im atemberaubenden "Teatro Olimpico" (Architekt war der berühmte Baumeister Palladio), aufegnommen. Da braucht man kein zusätzliches Bühnenbild mehr (außer ein paar Requisiten) - da ist der Theaterraum bereits die perfekte Bühne! Allein deswegen lohnt sich das Anschauen und Hinhören! Und es ist ein Plädoyer für dieses mozartsche Jugendwerk, das seine späteren "Opern-Geschwister" nicht zu scheuen braucht.


    Ebensowenig wie "Il re pastore" in der Inszenierung von John Cox, die 1989 im Salzburger Landestheater über die Bühne ging.
    Was mich an der Inszenierung besonders fasziniert, ist die Tatsache, dass die Auffühung dieses "belanglosen", weil eher handlungsarmen Schäferspiels dem Zuschauer suggeriert, er wohne einer Aufführung zur Zeit der Entstehung des Werkes, also beispielsweise im Salzburger erzbischöflichen Palais des Jahres 1775, bei.
    Die Akteure betreten eine Kleinstbühne, ein sparsam dekoriertes Podest in der Mitte der "großen" Bühne, die im übrigen wie ein festlich erleuchteter Rokoko-Salon gestaltet ist und sitzen nach ihren jeweiligen Abgängen seitlich während der ganzen Aufführung auf eleganten Sesseln. Selbst der Cembalospieler, der die Seccorezitative begleitet, und die Solo-Violinistin, die Amintas Rondo "L'amerò, saro costante" mitgestaltet, sind entsprechend kostümiert und in die Handlung integriert.
    Durch diesen raffinierten Kunstgriff umgeht der Regisseur die Verlegenheit, ein Werk ohne großartige Handlung inszenieren zu müssen, in dem es eigentlich zu großen Teilen "nur" auf den Vortrag der virtuosen Arien ankommt und das damit eher konzertanten Charakter hat. Gleichzeitig vermittelt er dem Zuschauer einen Eindruck, wie so eine Aufführung einer "Serenata teatrale" in einem fürstlichen Palais in kleinerem Rahmen wohl abgelaufen sein könnte. Und das finde ich wirklich sehr gelungen.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Sagitt meint:


    dann gibt es noch


    Figaros Hochzeit
    Cosi fan Tutte
    aus Salzburg Zauberflöte.
    Ponelle hat ja weltweit insceniert ( bei classica gab es ein umfassendes Porträt)- er war ein Inscenierungsbesessener. Die Ausstattung immer exquisit ( seine Herkunft). Die Zauberflöte ist eher eine Enttäuschung, aber Cosi großartig und Figaros Hochzeit eigentlich ebenso( auch wenn der mitwirkende DFD sich später ziemlich negativ darüber geäussert hat)

  • Ich hab noch ein paar Ponnelle-Produktionen, die es jetzt (endlich) auf DVD gibt, auf meinem Wunschzettel. Der Mann verstand es, so herrlich unaufgeregt und ohne jegliches spektakuläres Brimborium/ theatralische Knalleffekte die Opern und die darin auftretenden Personen durch die ihnen zugrundeliegende Musik leben zu lassen.
    Ein heutzutage seltenes Talent und Einfühlungsvermögen - und wieder Jemand, der (leider leider!) viel zu früh verstorben ist! :(

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Aus aktuellem Anlass ein Ausdruck des Bedauerns, dass dieser Thread seinerzeit so bald wieder eingeschlafen war.


    Letzten Samstag wiederholte 3SAT aus Anlass des Todes von Pavarotti diese Ponnelle - Produktion, die seine Qualitäten (und manche Schwächen) wieder ins Gedächtnis rief:



    Wenn man von der für meinen Geschmack etwas überzogenen Darstellung der Hofschranzen absieht, die direkt aus Fellinis CASANOVA entlaufen schienen, besticht der Film m. E. auch heute noch durch eine sehr überzeugende Belebung des DRAMAS um Rigoletto, das wir oft vor lauter Hingabe an die Schönheit der Musik verdrängen. Außerdem, und insofern war die Wahl der relativ kleinen Rolle des Herzogs eine gute Wahl für einen Pavarotti-Nachruf, schaffte es Ponnelle, auch das darstellerische Potenzial des Sängers auszuschöpfen, wenn nicht gar überhauopt erst frei zu legen. Mag es auch begrenzt gewesen sein, in diesem Film war Pavarotti einer der eindrucksvollsten Herzöge überhaupt, aber auch der rücksichtsloseste, der mir je begegnet ist. Dies ist wesentlich ein Verdienst der Regie, die nich genug gewürdigt werden kann.


    Für mich ist Ponnelle bis heute unersetzlich geblieben, zumal diese Art der aufwändigen Fernsehinszenierung von Opern nach seinem Tod so gut wie ganz verschwand, nicht ohne während seiner letzten Dekade kurz, aber kaum besser und ohne sein Zutun, ins Kino abzuwandern.


    Zum Glück sind einige der ihm zu verdankenden Sternstunden meines Lebens als Opernliebhaber heut (noch?) auf DVD verfügbar, so etwa die CARMINA BURANA, der vorzügliche IDOMENEO, der ebenfalls einen guten Pavarotti-Nachruf hätte abgeben können, die Trias der MONTEVERDI-Opern, ein sehr vergnüglicher BARBIER VON SEVILLA, die von MarcCologne bereits hervorgehobene COSI FAN TUTTE, sein letzter Opernfilm, mit dem er die Zusammenarbeit mit Harnoncourt und Edita Gruberova wieder belebte, und vor allem diese Verfilmung einer Scala-Produktion, der für mich immer einer der schönsten und unterhaltsamsten Opernfilme überhaupt bleiben wird: LA CENERENTOLA Mit dem traumhaften Paar Federica von Stade und Francisco Araiza.



    Im Februar diesen Jahres ging sein 75. Geburtstag von der Musikwelt fast unbemerkt vorüber. Im August nächsten Jahres jährt sich sein Todestag zum 20. Mal.


    Es wäre schön, wenn Ponnelle (auch) hier endlich wieder die Würdiung erhielte, die er wie kaum ein anderer seines Metiers verdiente.


    :hello: Rideamus

  • Eines der frühen Meisterwerke von Jean Pierre Ponelle sollte hier nicht unerwähnt bleiben:




    Gleichzeitig eine Erinnerung an unseren unvergessenen Hermann Prey!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,


    von Sagitt genannt, aber noch nicht verlinkt wurde diese wunderbare Inszenierung des Figaro,



    von der ich schon im Teenageralter begeistert war.



    LG, Elisabeth

  • Hier als PS die Gesamtliste seiner Fernsehopern laut IMDB:
    Italiana in Algeri, L' (2000) (TV)
    Così fan tutte (1988 (TV)
    Mitridate, rè di Ponto (1986)
    Cardillac (1985) (TV)
    Idomeneo (1983/I) (TV)
    Manon (1983) (TV)
    Tristan und Isolde (1983) (TV)
    Cenerentola, La (1981)
    Ritorno d'Ulisse in patria, Il (1980)
    Incoronazione di Poppea, L' (1979)
    Orfeo, L' (1978)
    Verdi's Falstaff (1976) (TV)
    Carmina burana (1975)
    Nozze di Figaro, Le (1975)
    Madama Butterfly (1974) (TV)
    Carmen (1973) (TV)
    Barbier von Sevilla, Der (1972)


    Die jüngste Produktion der ITALIANA IN ALGERI, die er zwei Jahre nach seinem Tod schlecht realisieren konnte, arbeitet mit Bühnenbild- und Kostümentwürfen von Ponnelle.


    Trotz dieser eindrucksvollen Produktivität, deren Ergebnisse zum Glück in der Mehrzahl noch greifbar sind, glaube ich nicht ganz, dass nicht noch andere visuelle Zeugnisse seiner Bühnenarbeit überlebt haben. Ich hoffe es jedenfalls. Kennt jemand noch andere?


    :hello: Rideamus

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat


    Trotz dieser eindrucksvollen Produktivität, deren Ergebnisse zum Glück in der Mehrzahl noch greifbar sind, glaube ich nicht ganz, dass nicht noch andere visuelle Zeugnisse seiner Bühnenarbeit überlebt haben. Ich hoffe es jedenfalls. Kennt jemand noch andere?


    :hello: Rideamus


    Zu ergänzen wäre noch Reimanns "Lear", der seinerzeit von der ARD übertragen wurde, und die Salzburger 2Zauberflöte". Außerdem existiert ein etwas merkwürdiges Special über "Domingo in Sevilla", wo man ihnunter anderem als Florestan begutachten kann... Erfreulicherweise sind die meisten der genannten Produktionen mittlerweile als DVD verfügbar ; vor kurzem erschienen auch "Tristan", "Cardillac" und "Manon"


  • Hallo Rideamus,
    weißt du zufällig, um welche Aufnahme es sich bei der "L'Italiana" handelt? Das war nämlich seine letzte Regiearbeit in Wien, die er noch höchst lebendig von A bis Z selbst betreute, nicht nur Bühnenbild und Kostüm beisteuerte. Bis zum Vorjahr befand sich diese Produktion noch in unserem Repertoire, dann wurde sie leider nach Köln verschachert. Grischa Asagaroff, damals Assistent von Ponnelle, betreut dort die Neueinstudierung. Es sollte also auch auf der DVD mehr als nur die Optik von unserem genialen REgiemeister erhalten sein.
    lg Severina :hello:

  • Keine Oper, aber ein naiv-farbenfroher Spaß von Herrn P.:

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von severina


    Hallo Rideamus,
    weißt du zufällig, um welche Aufnahme es sich bei der "L'Italiana" handelt? Das war nämlich seine letzte Regiearbeit in Wien, die er noch höchst lebendig von A bis Z selbst betreute, nicht nur Bühnenbild und Kostüm beisteuerte. Bis zum Vorjahr befand sich diese Produktion noch in unserem Repertoire, dann wurde sie leider nach Köln verschachert. Grischa Asagaroff, damals Assistent von Ponnelle, betreut dort die Neueinstudierung. Es sollte also auch auf der DVD mehr als nur die Optik von unserem genialen REgiemeister erhalten sein.
    lg Severina :hello:


    Liebe Severina,


    alles, was ich über diese Produktion weiß, die ich nie gesehen habe, findest Du unter diesem Link: http://www.imdb.com/title/tt0428693/
    Als Regisseur fungierte ein gewisser Roberto Capanna. Die Produktion war nicht, wie sonst meist bei Ponnelle die UNiTEL aus der Kirch-Gruppe, sondern die italienische RAI. Ponnelle hat auch einen credit als Regisseur, nicht nur als Szenen- und Kostümbildner der "originalen" Produktion, aber gedreht wurde im Teatro Reggio. Grischa Asagaroff kommt in den Credits nicht vor.


    Ich hoffe, das hilft.


    LG :hello: Rideamus

  • Lieber Rideamus!
    Eine Florez-DVD, von der ich gar nichts wusste!! Das alleine ist schon ein Grund, dass die jetzt auf meiner Wunschliste ganz oben steht, zumal ich auch Luciana d'Intino sehr mag, und Alberto Rinaldi kann ich mir als Taddeo auch sehr gut vorstellen. Und dann bin ich wirklich gespannt, wieviel Ponnelle da noch drinnen steckt. Unsere Inszenierung war über die Jahre ziemlich runtergekommen, zum Schluss waren wirklich nur mehr die Kostüme und Kulissen von Ponnelle, in denen die Sänger mehr oder weniger hilf- und tatenlos herumstanden. 2006 wurde sie dann anhand der Regiebücher rekonstruiert, aber so detailverliebt wie bei der PR war's natürlich nicht mehr.
    Danke jedenfals für diesen Hinweis!! :jubel:
    Ich besitze die Manon, Cenerentola und Cosi von Ponnelle und warte sehnsüchtig, dass der Züricher Monteverdi-Zyklus endlich billiger wird. Der "Figaro" steht auch auf meiner Wunschliste.
    lg Severina :hello:

  • Liebe Severina,


    ich enttäusche Dich ungern, aber meines Wissens gibt es von dieser Fernsehinszenierung (noch) keine DVD. Die Quelle ist die International Movie Data Base, in der lediglich Filmproduktion gelistet, aber keine Aussagen über ihre Verfügbarkeit getroffen werden.


    Aber vielleicht hat die RAI diese Aufzeichnung ja in Italien herausgebracht. Ansonsten: steter Tropfen höhlt den Stein.


    Wenn Deine Suche Erfolg hat, gib mir bitte Bescheid, denn diese Inszenierung/DVD würde mich natürlich auch sehr interessieren.


    :hello: Rideamus


  • Hallo Rideamus,
    du hast Recht, ich habe eben gegoogelt, eine DVD existiert (noch) nicht. Schnief! ;( Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und da Florez ja momentan gute VErkaufszahlen bringt, wird's vielleicht noch etwas mit einer DVD. Ich werde die Sache jedenfalls im Auge behalten!
    lg Severina :hello:

  • Ponelle war in Köln sehr häufiger Inszenierungsgast und ich habe fast alle seine Interpretationen gesehen. Was mich damals allerdings häufig irritierte und heute beim schauen alter Mitschnitte umso mehr, das ist seine farbliche Gestaltung. Bitte nicht falsch verstehen, als Gegner des Regietheaters liegt mir persönlich Jean Pierre Ponelle sehr am Herzen, aber seine Bühnenbilder erfreuen mich heute nicht mehr so: Häufig scheint alles so braun, grau und farblos. Bewusst, um die Personen mehr hervorzuheben? Ich weiß es nicht, doch sind mir gemalte Kulissen eines Hraby lieber als die Styropororgien von Ponelle. wie gesagt, das jetzt nicht als Kampfansage verstehen, es ist eher ein Jammern auf hohem Niveau, verbunden mit der Frage, wem es auch so geht.