Goerne versus Quasthoff - - - welchen mögt Ihr lieber ?

  • Liebe Freunde schöner Stimmen,


    Was vor ca 30 bis 40 Jahren Hermann Prey und Dietrich Fischer-Dieskau (FiDi) waren, das sind (zumindest nach meiner persönlichen Einschätzung)heute wohl Thomas Quasthoff und Matthias Goerne,
    nämlich die führenden Baritonstimmen unserer Zeit, bezogen aufs Liederrepertoire. Natürlich singen beide auch anders, wie schon ihre Vorgänger, aber im Vordergrund ist doch wohl der Bereich Kunstlied Kantate und Oratorium ,zumindest wollen wir uns hier auf dieses Segment beschränken.


    . . .


    Beide Sänger haben bisher eine ganze Reihe von Tonaufnahmen eingespielt, für die unterschiedlichsten Labels übrigens.


    Inwieweit haben die beiden Künstler schon einen fixen Platz in Eurer Sammlung (ganz junge Musikfreunde werden diese Frage nicht versthen), oder seid Ihr noch ganz auf Hotter Fi-DI und Prey fixiert ?


    Dazu kommt noch die eigentliche Frage dieses Thread, welchem von Beiden Ihr den Vorzug gebt, wenn überhaupt, man könnte ja beide gleich mögen.Es ist die wohlgemerkt keine Beurteilung der Sänger, lediglich eine Deklaration eigener, persönlicher Präferenzen.


    Freundliche Grüße aus Wien
    sendet Euch Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    nur eine kurze Anmerkung, zeitbedingt.....


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Was vor ca 30 bis 40 Jahren Hermann Prey und Dietrich Fischer-Dieskau (FiDi) waren, das sind (zumindest nach meiner persönlichen Einschätzung)heute wohl Thomas Quasthoff und Matthias Goerne,
    nämlich die führenden Baritonstimmen unserer Zeit, bezogen aufs Liederrepertoire.


    Eine zumindest anzweifelbare Einschätzung, wie mir scheint. Was ist etwa mit Dietrich Henschel, Christian Gerhaer und Roman Trekel, die nur weniger bei vermeintlich "Major"-Labels aufnehmen bisher (um nur bei deutschsprachigen Sängern der Stimmlage Bariton zu bleiben)?




    Fragt nur vorsichtig und freundlich grüssend


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Sagitt meint: Schon immer fand ich die Konkurrenz einfach albern. Wir stritten uns um Fischer-Dieskau und Prey. Wenn es überhaupt einen solchen Streit geben konnte, dann allenfalls für den Bereich des Liedgesangs. Wie viele Baritone hätte man bei Operngesang miteinbeziehen müssen. DFD und Prey thematisieren das Konkurrenzthema in ihren jeweiligen Büchern. Und dennoch finde ich es überflüssig. Wie gut, dass wir beide hatten. DFD als Figaro, kaum denkbar ? Prey deckte den Buffo-Gesang ab, DFD hatte eine andere Dimension an musikalischem Kosmos. Wir hatten beide. Wie schön.
    Gleiches möchte ich zu Quasthoff und Goerne schreiben. Rein von der Gefälligkeit ist mir Goerne näher, Quasthoff ist gewaltig, in Umfang und Einsatz, aber hat nicht die Farbe, die mir gefällt. Wenn ich aber seine Darstellung des Doppelgängers aus dem " Schwanengesang" höre, bin ich begeistert, wie unglaublich intensiv er gestaltet. Gleiches bei den Mahlerliedern mit Abbado ( eine ohnehin großartige Aufnahme, Abbado mit seinen Berlinern und auch die Altistin von Otter). Goerne hat sehr gute Bachkantaten gemacht oder Matthäus-Passion mit Rilling, aber auch seine neue Winterreise mit Brendel ist ein Ereignis. Als Opernsänger ist er mir nicht präsent, singt er überhaupt Oper ? Wie bei Prey und DFD gilt für mich auch hier: Gut, dass wir sie beide haben.

  • Nach längerer Funkstille möchte ich diesen Thread wieder etwas beleben.Das Vergleichsthema hat schon etwas unsägliches.Und ich mutmaße einfach mal,daß Alfred gerne etwas Konfrontation benutzt,um dieses Forum mit Leben zu versehen.Wobei ihm der Erfolg meist recht gibt.
    Die Dualität zweier das gleiche Fach belegende Künstlerpersönlichkeiten beleuchten zu wollen,ist eine schwierige Mission,oft auch eine "mission impossible",weil immer wieder persönliche Zu-und Abneigungen eine Rolle spielen.Ein Lob des Einen beinhaltet zumeist eine Kritik des Anderen.Deshalb formuliere ich meine Antwort auf Alfreds Frage auch ganz kurz:Quasthoff.
    Im wesentlichen stimme ich sagitts Ausführungen zu,obwohl er konträr gewertet hat.
    Ergänzend erwähne ich die inzwischen erfolgte Präsenz Quasthoffs auf der Opernbühne:In Fidelio als Minister (2002 Luzern),in Parsifal als Amfortas (Wien 2004).
    Weitere Pläne liegen vor(Scarpia,Wolfram,Rigoletto),lassen wir uns überraschen!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Siegfried, lieber Sagitt,


    ich finde solche "Vergleichstests" gar nicht so schlimm. Obwohl sie letztenendes nichtssagend sind, stellt sie doch jeder gerne heimlich im Hinterköpfchen an... Abgesehen davon: Vorlieben hat schließlich jeder.
    Ich finde es übriigens auch gar nicht so falsch, dass Alfred ausgerechnet Goerne und Quasthoff zum Vergleichstest antreten lässt: Beides sind "profunde" , eher dunkel getönte Baritöne (wobei Quasthoffs Organ in der Höhe deutlich expansionsfähiger ist) mit hoher Timbreeigenart. Weder Quasthoff noch Goerne haben in meinen Ohren ein klares, schlackenloses Timbre: Quasthoff hat einen leicht heiseren Beiklang, Goerne klingt ein wenig kehlig (inkorrekter Stimmsitz?).
    Beide haben deutliche Schwerpunkte im Bereich Lied und Konzert - es gibt genug Überschneidungen.
    Ich finde, dass Goernes Timbre mehr "Appeal" hat. Andererseits scheint mir, dass Quasthoff der technisch versiertere Sänger ist - dafür tue ich mich mit diesem heiseren Touch (den viele für sehr maskulin und kernig befinden) schwer. Aus dem Bauch heraus fiele meine Wahl wohl eher auf Goerne...
    LG!
    Daniel

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  • GOERNE!!! Ganz klar (obwohl ich Quasthoff auch sehr mag) aber Matthias Goerne ist für mich, vorallem im Bereich Lied, der beste deutsche Bariton zur Zeit!!
    Ich habe seine Schumann Lieder, die Winterreise, Knaben Wunderhorn, Ferne Geliebte und Schwanengesang von ihm und zudem noch seine Arien Cd.
    Die sind einfach alle super!! Als Mahlersänger habe ich noch nichts besseres gehört, da stellt er selbst seinen Dozenten Dieskau in den Schatten.
    Und die Winterreise mit Brendel ist einfach abartig gut! Bin wie ich schon im Winterreise-Thread schrieb selten so von einer CD berührt worden.


    Zu seiner Arien Cd: Er singt darauf halt das gängige Baritonprogramm...
    Mozart gefällt mir nicht ganz so gut muss ich sagen, dafür sind Wagner,Korngold,Schumann und Humperdinck ein einziger Genuss!!
    Und dann kommt die Stunde des Matthias Goerne - WOZZECK!! Einfach wahnsinn!!


    Noch ein kleiner Zusatz: Ich schätze auch Trekel und die anderen Genannten sehr aber sie stehen für mich nicht auf der Stufe eines Goerne muss ich sagen! Nur im Mozartfachgefällt mir Trekel wesentlich besser, da er einen helleren Klang in der Stimme hat der mir bei z.B. Conte und Giovanni Partien mehr zusagt.


    MfG Richard

  • Goerne oder Quasthoff? Für mich ist die Antwort auf diese Frage:


    Roman Trekel !!!


    Die Entscheidung zwischen G. und Q. ist für mich auch einfach:


    Matthias Goerne!


    Die Qualität der Stimme ist eben auch beim Liedgesang von einiger Bedeutung. Wie gut, dass es auch hier unterschiedliche Geschmacksrichtungen gibt! Auf jeden Fall kann ich mich hier mal als "Nichtanhänger" von FiDi "outen" ... ich mag die Stimme in der Welt der Oper und die "Darstellung" im Liedgesang einfach nicht. Man möge es mir nachsehen!

    Viele Grüße aus dem Bergischen Land
    Basso

  • Ich stelle hier ein Enscheidungskriterium eines Menschen vor, dem das feine Sensorium für die Unterschiede zwischen den beiden Sängern fehlt.


    Da ich Quasthoff als erstes live gehört habe und mir das gefallen hat, sowie auch die CD "a portrait" für mich sehr schön ist, wird von mir bevorzugt. Was aber nichts über die Qualität von Goerne aussagt, wie schon gesagt, mir fehlt dazu das feine Sensorium. Die Entscheidung ist daher eher eine Bauchentscheidung.
    Würden mir Aufnahmen gleicher Werke mit beiden vorgelegt würde ich wohl eher zu Quasthoff greiffen, außer es ist die Neugier stärker, wie ein anderer das singt. Sehr fundiert ist das nicht, aber mangels anderer Kriterien ist das so bei mir.

    Sagt nicht:"Ich habe die Wahrheit gefunden", sondern:"Ich habe eine Wahrheit gefunden." (Khalil Gibran; Der Prophet, dtv, 2002)

    Einmal editiert, zuletzt von Franz Laier ()

  • Hallo Franz,
    mir geht das ähnlich. Ich würde sowieso immer zuerst mal zu Quasthoff greifen. Und seit ich Goernes Winterreise mit Brendel gehört habe, würde ich diesen eher meiden. Meine Entscheidungsgrundlage könnte aber subjektiver nicht sein, daich Goernes Stimme einfach nicht mag. Das kennt sicher ein jeder - Sänger, die man einfach nicht mag, auch wenn sie objektiv betrachtet gegen Perfekt gehen.


    Was für Austria A.N. ist, ist mir eben mein Quasthoff :wacky:


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Lieber Alfred, ich kann mir zu Goerne kein Urteil erlauben, ich habe ihn noch nicht gehört, werde es aber nun tun um einen Vergleich anstellen zu können. Vielen Dank für den Tipp.
    Padre

  • Thomas Quasthoff hat ein Jazz Album aufgenommen. Ich höre gerade diese CD , die mir sehr gut gefällt. Wie ist Eure Meiung zu diesem Projekt und haben andere Taminoianer die CD auch schon registriert oder gar gehört?

    Sagt nicht:"Ich habe die Wahrheit gefunden", sondern:"Ich habe eine Wahrheit gefunden." (Khalil Gibran; Der Prophet, dtv, 2002)

    Einmal editiert, zuletzt von Franz Laier ()

  • Zitat

    Original von klingsor


    hallo, heute schon mal in das jazz-album von quasthof gehört ... ich wußte gar nicht, daß er sooo schlecht singen kann ...schüttelllll :wacky: :stumm:


    Man sieht, die Geschmäcker sind verschieden... :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Wenn ein Konzert- und neuerdings auch Opernsänger die Vorzüge FiDis, Preys, Goernes, Quasthoffs,, Trekels, Holzmairs, Hampsons und Henschels in sich vereint, so ist dies Christian G e r h a h e r und Niemand sonst ! :jubel:
    Nachdem ich ihn und seinen kongenialen Klavierpartner Gerold Huber beim Rheingau - Musilk - Festival mit einem Schumann - Programm erlebt habe( u. a. Op. 39 ), bleibt mir, dem Stimmfachkollegen und Gesangspädagogen, nichts anderes übrig, als ihm eine in jeder Hinsicht optimale Darbietung zu attestieren!
    Die zahllosen Grammys und Echos, mit denen Herr Quasthoff Jahr für Jahr zugeschüttet worden ist, gebühren - weiß Gott ! - nicht nur ihm. :boese2:
    Wer T. Q. mit seinem outrierten Gehabe und / oder M. G. live erlebt hat ( Letzterer fasste sich während der Winterreise genau 49 Mal an die Nase ! ),
    wird das unprätenziöse, bescheidene Auftreten Gerhahers als reine Wohltat empfinden.
    Er hat diese Hommage verdient.


    Ciao. Gioachino :jubel:

    MiniMiniDIFIDI

  • Hallo Gioachino,
    eigentlich wäre jetzt ein neuer Thread fällig, vielleicht wird er auch noch gestartet.
    Deine Hymne in Ehren, doch ist das Rheingau-Festival deine einzige Begegnung mit Christian G e r h a h e r, worauf sich dein Überlob stützt?
    Ich bin bei solchen shooting-ups immer etwas skeptisch, denn die Größe eines Künstlers wächst allmählich mit der Zeit und ist von Schwankungen begleitet.
    Die Vorzüge von 8 z.T. jahrzehntelang beispielgebenden Kollegen in sich zu vereinen ist eine gewagte Aussage, die auf den Prüfstand gehört.
    Wir werden sehen (und hören).
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Nee, lieber Siegfried,


    ich habe ihn bereits vorher live erlebt : Bei einem Liederabend in der Frankfurter Oper vor etwa einem Jahr und als Wolfram im Frankfurter Tannhäuser. Da hat er alle Anderen " an die Wand gesungen ", worin sich die Feuilletons und ich - ausnahmsweise - einig sind. Von seinen hoch gelobten
    CDs wollen wir hier gar nicht reden.


    Ciao. Gioachino :hello:

    MiniMiniDIFIDI

  • Einen alleinigen Faden hat er hier nicht, also bringe ich diese Meldung hier (Karajan-Threads wollte ich damit nicht strapazieren):


    Zitat

    Baden-Baden (ddp). Der deutsche Bass-Bariton Thomas Quasthoff erhält den Herbert von Karajan Musikpreis 2009 in Baden-Baden. Der Preis wird bei einem Galakonzert mit Quasthoff am 20. November im Festspielhaus Baden-Baden überreicht, wie der Intendant des Festspielhauses, Andreas Mölich-Zebhauser, am Freitag im Namen des Kuratoriums der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden mitteilte. Der Herbert von Karajan Musikpreis ist mit 50 000 Euro dotiert.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,
    ich möchte nochmal zum Ausgangspunkt zurückkehren.
    Der Dualismus, der Vergleich zweier Sänger.
    Ob zwei Sänger oder die Bandbreite einer Reihe von Baritone,
    ich habe auf Konserve schon einige Vergleiche angestellt.
    Ich komme leider immer zu den Anfängen - Schlusnus - Hüsch - Schmitt-Walter - Dieskau - Prey zurück und frage mich, wirken die neuen Sänger wie Klone ? Es fehlt heute etwas an Flair an Emotion oder ist es die Aufnahmetechnik, die elektronisch-technische Perfektion, die alles gleich macht.
    Nicht jeder hat die Chance die Sänger immer live zu sehen, somit ist ein Vergleich über die Konzerve wohl die vergleichbare Methode trotz unterschiedlicher technischer Aufnahmequalität - man stellt halt alle auf MONO zurück.
    Jeder dieser Baritone hatte aber seinen speziellen Weg gemacht und sich behauptet. Mit Prey und Dieskau gibt es ja auch gemeinsame Einspielungen
    z.B.: Figaro und Cosi.


    Im Opernfach vergleichen wir ja heute auch Hvorostovsky und Hampson.
    Es gibt ja auch noch Terfel und Keenlyside - oder ist "Terfel schon weg vom Fenster ?", da nicht mehr sooo aktiv.


    Aber - ich schweife ab...


    LG rugero

    Die Stimme, das wohl vollkommenste Instrument.

  • Zwei Herzen wohnen ach in meiner Brust! Auf der eine Seite empfinde ich pauschale Vergleiche Quasthoff ODER Goerne für fachlich problematisch. Zum anderen sind Vergleiche dann hilfreich, wenn Aufnahmen von identischen Werken im Detail verglichen werden.
    Sagitt und Daniel Behrendt versuchen wenigstens, die stimmlichen Qualitäten und Eigenheiten der beiden Sänger zu analysieren. Die Diskussion steigert aber den Appetit, von diesen tatsächlich in der Spitzengruppe der heutigen Liedersänger rangierenden Künstlern noch mehr zu hören.
    Problematisch empfinde ich Quasthoffs Ausflüge ins reine Bassfach. Sein van Bett klingt stimmlich wie eine Karikatur dieser Partie. Wenn dieser Sänger dann im Zeitungsinterview erklärt, dass Moll und Frick seine Vorbilder wären, dann ist das zwar zwei großen Kollegen gegenüber höflich und anerkennend, zeugt aber von einer falschen Beurteilung der eigenen stimmlichen Möglichkeiten.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zunächst einmal entscheide ich mich für Goerne!
    Doch mein nun bevorzugter Bariton - nach Hermann Prey - ist Roman Trekel!
    Seine Stimmfärbung, die Interpretation insbesondere der Schubert-Lieder spricht mich am meisten an.
    Damit will ich das Können von Quasthoff und Goerne keineswegs schmälern, aber es ist nun mal meine ganz persönliche Entscheidung.


    Mit lieben Grüßen,
    Diotima. :hello:

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