Donizettis "Lucia di Lammermoor" - Welche Aufnahme ist empfehlenswert?

  • Diese Oper hat sich nach dem Einsatz von Pons, Pagliughi und insbesondere durch die Callas wieder allmählich ins Repertoire gespielt. Auch an den diversen Einspielungen dieses Werks zeigt sich das vermehrte Interesse.


    Diese Aufnahmen möchte ich empfehlen:


    Pagliughi, Malipiero, Giovagnoli, Neroni,
    Orch. della EIAR di Torino, Tansini


    Callas, Di Stefano, Panerai, Modesti,
    La Scala Orchestra, Karajan


    Moffo, Bergonzi, Sereni, Flagello
    RCA Italiana Opera Chorus und Orchestra, Pretre


    Sutherland, Pavarotti, Milnes, Ghiaurov,
    Royal Opera House Orch.,Bonynge


    Gruberova, Shicoff, Agache, Miles,
    London SO, Bonynge


    Diese Auflistung bedeutet keine Rangordnung. Welche Aufnahmen sind eure Favoriten?


    Herzliche Grüße
    LT :hello:

    Einmal editiert, zuletzt von Liebestraum ()

  • Ganz klar:



    Frau Moffo gefällt mir zwar auch außerordentlich gut, aber es sind ibs. zwei der drei männlichen Hauptrollen, die den Ausschlag geben.


    Einen ausdrucksstärkeren Edgardo als Bergonzi kenne ich nicht, und er findet einen imo gleichwertigen Gegenspieler in Mario Sereni, dessen sehr markanter und kerniger Bariton mich immer wieder begeistert.


    Sängerisch steht Ezio Flagello als Raimondo ihnen kaum etwas nach.


    Nachtrag: Allerdings bin ich kein großer "Lucia"-Kenner, da ich nur zwei Aufnahmen besitze.


    Die andere ist folgende:



    Es singen: Montserrat Caballé, José Carreras, Claes H. Ahnsjö und Samuel Ramey.
    Jesus Lopez Cobos dirigiert das New Philharmonia Orchestra.


    Allerings stammt meine Aufnahme von Philips...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Sagitt meint:


    Callas hat diese Partie unendlich oft gesungen. Kesting hat einmal in einer Sendereihe über sie die verschiedensten Versionen vorgestellt, man schaue bei jpc oder amazon nach. Serafin und Karajan sind die prominentesten Begleiter. Die Lucia lebt von dieser Titelrolle.Die anderen sind alle Nebenrollen, auch der Edgardo.
    Singen können diese Rolle natürlich auch die Sutherland, die Caballé, die Sills, die Gruberova. Aber die Gestaltung der grossen Wahnsinnsscene wird so von Callas dominiert.


    Interessant jüngere Sängerinnen in ihrem Mut zur Darstellung zB Stefania Bonfadelli oder auch Nathalie Dessay- Das sind Entäusserungen grösster Intensität, die von mir vorgestellte Produktion aus der Scala bleibt doch sehr konventionell.

  • Ich besitze drei Ausführungen:


    1. 1939 mit Lina Pagliughi (Lucia); Leitung Ugo Tansini


    2. 1959 mit Maria Callas (Lucia); Leitung Tullio Serafin


    und


    3. 1961 mit Joan Sutherland (Lucia); Leitung Sir John Pritchard



    Sehr interessant die Unterschiede zwischen Nummer 2 und 3. Bloß zwei Jahre, und trotzdem...


    LG, Paul

  • Hallo,
    die "Callas"ist meiner Meinung nach,die erste Wahl,und von ihren
    Aufnahmen ist wohl die EMI-Studioaufn.von 1953 die beste Wahl.
    Zu diesem Zeitpunkt war die Stimme noch in gutem Zustand und
    die Partner sind sehr gut,( Dir.T.Serafin).


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo zusammen!


    Ich besitze die Callas-Aufnahme von 1953 und die Aufnahme mit Gruberova, Shicoff usw. Beide Aufnahmen gefallen mir sehr gut, ich tendiere allerdings eher zu Gruberova, weil sie meine erste Lucia war, die ích live auf der Bühne sah und hörte, und in allen Vorstellungen, die ich besuchte, gesanglich und darstellerisch einfach perfekt und ohne Makel war. Auf die Gefahr hin, dass jetzt einige Forumsmitglieder über mich herfallen, ich mag die Stimmfärbung der Callas nicht besonders, bewundere sie zwar, aber liebe sie nicht.


    Als Kuriosum besitze ich noch die französische Fassung mit Natalie Dessay und Roberto Alagna, leider hat aber in dieser Aufnahme die Dessay ihren stimmlichen Höhepunkt schon merklich überschritten.

  • Hallo,


    Geschmack hin oder her, meines Erachtens ist eine Lucia-Sammlung unvollständig ohne den Berlin-Live-Mitschnitt mit Callas - Di Stefano - Karajan, eine der Sternstunden konservierter Oper schlechthin.


    Offenbar leider ein privater Mitschnitt - die Klangqualität wechselt, ist aber in Summe akzeptabel - bietet dabei Karajan die perfekte orchestrale Unterlage, auf der sich die Sänger voll entfalten können. Callas auf gewohntem Niveau und Di Stefano dürfte hier überhaupt einen der besten Abende seiner Karriere gehabt haben.


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Erna,
    ich glaube nicht, daß Forumsmitglieder über Dich "herfallen"; weil Du
    einen eigenen Geschmack hast.
    Es gibt zwei verschiedene Arten, Lucia zu interpretieren; was auch
    zwei verschiedene Sängerinnen-Typen erfordert. Der erste Typ ist
    die Kolloratursängerin alten Stils (A. Patti, N. Melba und in jüngerer Zeit:
    L. Pons, E. Köth, E. Gruberova, A. Moffo u.a.). M. Callas verkörperte den Typus der hysterischen, im Wahnsinn mordenden Lucia, wozu sie die ideale Stimme hatte.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert!


    An Deiner Sichtweise ist was Wahres dran, bei Gruberova und auch bei Moffo steht weniger der Wahnsinn im Vordergrund, als die Kunstfertigkeit der Koloratur während bei Callas eher der Wahnsinn dominiert, daher habe ich auch beide Aufnahmen und höre sie abwechselnd je nach Laune. Aber trotzdem kann ich mich nicht wirklich mit der Stimme der Callas anfreunden.

  • Sagitt meint:


    Verkürzt : die Callas ist die Lucia und die anderen singen die Partie .
    Schauspielerisch gilt das nicht, da habe ich andere, bereits genannten Leistungen. Aber stimmlich.

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  • Die Berliner Callas-Aufnahme i s t eine Sternstunde in Sachen Gesang.
    Auch die Partner der Callas lassen sich von ihr mitreissen.
    Dem Chor und vor allem dem Orchester unter Karajan gebührt ein Sonderlob.


    In ihrer 59 er-Aufnahme sind stimmliche Mängel der Callas unüberhörbar, aber interpretatorisch gibts nichts zu deuteln.


    Interessant ein "Lucia"-Querschnitt mit Leyla Gencer, Giacinto Prandelli, Nino Carta unter Oliviero de Fabritiis/Triest 1957. :jubel:


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB


  • Hallo Paul,


    nachdem Du mich anregtest, mal wieder meine Lucia-Aufnahme mit Prêtre, Moffo, Bergonzi und Co. zu hören und ich -mal wieder- begeistert bin von der Aufnahme, gedenke ich mir, obige Aufnahme zuzulegen.


    Wie interpretiert die junge Sutherland Lucia? Im Stile einer Callas (also "Wahnsinn") oder eher kultiviert wie Moffo oder Caballé?


    Cesare Siepi und Robert Merrill werden wohl stimmlich und darstellerisch Top-Niveau bieten, und Roberto Cioni leider wohl nicht Bergonzi das Wasser reichen können. Das dürfte aber daran liegen, daß Bergonzi eine Glanzleistung abliefert.


    Im "Was hört ihr gerade"-Thread schrieb ich dazu: Wer dachte, daß Bergonzi ein kultivierter Sänger sei, der höre sich das Ende von Akt II an. Bei Edgardos Fluch "Maledetto sia l'istante" erreicht er eine Intensität, ein außer-sich- sein, wie ich es bei ihm sehr selten gehört habe.


    Ich werde mir die Sutherland-Aufnahme wohl sowieso kaufen, aber vielleicht hast Du ein paar einschätzende Worte, damit ich mich schon einmal darauf freuen kann... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,


    Kannst Du bis morgen oder übermorgen warten?
    Dann werde ich die Aufnahme wieder drehen und genau es mir merken. Denn inzwischen ist wieder Anna Bolena im Spieler gedreht, und morgen habe ich wenig Zeit, vermute ich.


    LG, Paul

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  • Hallo Paul,


    klar kann ich warten.


    Im BEVERLY SILLS - Verkannt und Verherrlicht - Thread hat Gino Poosch Beverly Sills sehr als Lucia gelobt. Auch wenn ich seinerzeit dort schrieb, daß ich mir die Aufnahme wohl nicht zulegen werde, bin ich inzwischen doch neugierig geworden. Kennt jemand diese Aufnahme?


    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • hallo!!


    Mir fehlt in der Auflistung die Aufnahme mit Renata Scotto, Luciano Pavarotti und Piero Cappuccilli unter Molinari-Pradelli. Ist zwar Live aber trotzdem gut, da Pavarotti am Höhepunkt seiner Karriere war. Selten war er besser. Die Scotto gut, aber die Callas ist besser. Cappuccilli ein herrlich düsterer Enrico.


    Weiters ist eine deutsche Lucia unter Fricsay zu empfehlen. Die Aufnahme ist aus 1953 und es singen Maria Stader (Großartig) Ernst Haefliger (Naja) und Dietrich Fischer-Dieskau (solide).


    Für Einsteiger, die die Oper nicht mitlesen wollen geeignet.


    LG Joschi

  • Schön, das du die Fricsay-Aufnahme erwähnst; deine Einschätzung trifft den Punkt. Chor und Orchester sind hervorragend.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Aber die Hauptrollen sind mit "Oratoriensängern"besetzt.
    Wo bleibt da die "Italinata" in einer Belcanto-Oper?
    Ich glaube nicht,daß bei dieser Oper der Dirigent die
    Nr.1 sein muß.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Ich glaube nicht,daß bei dieser Oper der Dirigent dieNr.1 sein muß


    Ich finde, dass die Stader als Lucia hohes Niveau an den tag legt und auch Fischer Dieskau als Enrico präsent sind. Die ganze Aufnahme kling tnicht so "italienische" als andere, aber die Stader als Oratoriensängerin "abzustemplen" ist nicht in Ordnung. Sie kann mehr, das beweist sie in dieser Aufnahme. Der Dirigent ist hier höchstens Nr.2.


    LG joschi

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  • Hallo Don Basilio,
    Oratoriensänger soll keinesfalls eine Abwertung sein.Ich spreche
    von Oratoriensänger;wenn der Interpret vorwiegend auf diesem
    Gebiet tätig ist.Selbst Fischer-Dieskau war vor seiner großen
    Karriere Lieder und Oratoriensänger.Es geht aber auch speziell
    um Lucia di Lammermoor,der meiner Meinung nach eine solch
    totale "Eindeutschung"nicht gut bekommt.



    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    Ich finde es toll auch Dir einmal eine Frage zu stellen.
    So zu verstehen bist Du gegen Übersetzung der Opern aus der Originalsprache.


    "Jeder Konsequenz führt zum Teufel". Das brauche ich nicht zu wiederholen. Damit wird ein Teil der Menschen - das sowieso fast nicht erreichbar ist - die Möglichkeit abgenommen diese Opern kennen zu lernen, oder?


    LG, Paul

  • Hallo Paul,
    nein,ich bin nicht gegen Übersetzungen aus der Originalsprache;
    aber diese Oper ist so italienisch,daß ich mir in deutscher Sprache
    nur ganz spezielle Interpreten vorstellen kann,z.B.: E.Köth,R.Schock,
    M.Cordes,J.Metternich.F.Wunderlich und wahrscheinlich noch ein
    paar andere.


    Grüße Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo,
    wer auf Wahnsinn steht,mag nach wie vor die alte Callas ausgraben.Ist auch am einfachsten und man fühlt sich wieder mal selbst bestätigt.


    Wer eine sängerisch hochwertige Interpretation bevorzugt,findet unter den heutigen Aufnahmen etwas Besseres nach seinem Geschmack.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Zitat

    aber diese Oper ist so italienisch,daß ich mir in deutscher Sprache nur ganz spezielle Interpreten vorstellen kann


    Aber könntest du dir Donizetti und Rossini auf Russisch vorstellen!!


    Es ist richtig, das diese Lucia nicht so italienisch klingt, sondern sagen wirs mal so "etwas gekühlt" deutsch halt. Aber genau dieses kühle gefällt mir, da es in Schottland auch nicht gerade so heiß wie in Italien ist. Ein blöder Vergleich, ich weiß, aber es ist halt mal so.


    Herbert Henn


    Ich vermute mal du kennst die Aufnahme nicht. Es gibt sie um 5€ bei jpc, ich würde diese Aufnahme nur empfehlen, denn diese Lucia ist ein anderes Hörerlebnis als die meisten anderen. Hör sie dir mal an.


    LG Joschi

  • Hallo Don Basilio,
    ich kenne die Aufnahme und speziell Häfliger, den ich sehr schätze,
    (Bach,Händel,Mozart,Lied von der Erde u.s.w.)entspricht hier so
    garnicht meinem Geschmack.


    Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Leute,


    auch ich bin ein Verfechter der Oper in Originalsprache.


    Die Fricsay-Lucia stammt ja aus einer Zeit, in der Oper in deutsch gefragt war...
    Allerdings finde ich es sehr interessant, Opern auch mal in einer Sprache zu hören, die nicht dem Originallibretto entspricht.
    Eine "Traviata", in schwedischer Sprache gesungen, kann fantastisch sein, wenn die Interpreten das, was gemeint ist, rüberbringen können (Schymberg und Jussi Björling können es !!). Ebenso gehört ei "Fidelio" in ungarischer Sprache zu meinen Favoriten...


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo Heldenbariton,
    Du hast in dem Fall "Traviata" mit Schymberg und Björling recht.
    Das sind quasi italienische Stimmen(der Germont ist scheußlich),
    aber die Sänger in der Fricsay-Lucia sind eben keine italienischen
    Stimmen,was nichts mit der Sprache zu tun hat.Du weißt sicher
    wie ich das meine.


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Heldenbariton,


    ich glaube nicht, dass die Opernaufnahmen nach Übersetzungen wirklich sehr gefragt waren.


    Man hat sie den Hörern aus falschverstandenen Bildungsbonus einfach angeboten. Dazu kommt, dass viele deutsche Sänger, die die deutschen Hörer erleben wollten, ihre Arien-Alben bzw. Opern-Querschnitten in den 50er, 60er und frühen 70er Jahren nur auf deutsch aufgenommen haben.


    Allerdings sind natürlich auch sehr gute Aufnahmen auf deutsch erschienen: wie z.B. der "Figaro" oder der "Barbier" unter Suitner.


    Herzliche Grüße
    LT :hello:

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