Komponist ohne Chance - Wilhelm Olaf Peterson- Berger - Sinfonien - Orchesterwerke -Violinkonzert

  • "Als Komponist hatte er von Anbeginn keine Chance" - war in einem Artikel über Wilhelm Olaf Peterson-Berger (1867-1942) zu lesen.
    Das trifft exakt den Nagel auf den Kopf, er wurde von der zeitgenössischen Kritik gradezu in der Luft zerrissen- und das mit Lust. Wieso das ?


    Des Rätsels Lösung ist einfach: Peterson -Berger war hauptberuflich selbst Musikkritiker. Das an sich wäre schon ein Problem.
    Aber- schlimmer noch - er hatte eine spitze Zunge , äh Feder - und wusste über jeden Komponisten und jeden Interpreten stets witzig- böses zu vermelden - kein Wunder, daß man sich rächte.....als er selbst zu komponieren begann......


    Indes die Zeit heilt vieles und schärft für manches den Blick.
    Die Sinfonien von Peterson -Berger (Er schrieb auch Opern und Klavierstücke) wurden inzwischen von cpo aufgelegt und sind stellenweise sehr interessant. ich fürchte jedoch, daß Peterson-Berger ein Problem hat: Neutöner wird er zu hausbacken klingen, konservativen zu gewagt........


    Mich würde interessieren wer sich schon mit diesem Komponisten auseinandergesetzt hat -und zu welchem Schluß derjenige gekommen ist....


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich gebe es zu, dieser jungfräuliche Thread hat mich dazu bewegt, mein Dasein als anonymer Gast zu quittieren und diesem wunderbaren Forum beizutreten. Als dann gestern abend mein Telefon schellte und sich ein junger Mann mit Wiener Dialekt meldete, war mein Glück perfekt ...


    ... doch zurück zum Thema. In den letzten Tagen habe ich mir die von Alfred bereits angesprochene Gesamtausgabe von cpo zu Gemüte geführt und mir meine Gedanken gemacht.



    Um es erst mal ganz allgemein zu sagen : dieser Komponist hat es verdient, dass man ihm eine Chance gibt, seine Werke sind wohl durchdacht und ideenreich. Er hat die Symphonik sicher nicht neu erfunden, aber seine Werke sind eine Bereicherung des Repertoirs. Als zu gewagt würde ich seine Symphonien nicht bezeichnen, auch ein konservativer Hörer dürfte mit ihnen keine Probleme haben. Es schwingt häufig ein optimistischer Unterton mit, ohne dass die Werke gesetzt heiter wirken.


    Nun zu den einzelnen Werken :


    am besten gefiel mir seine vierte Symphonie mit dem Eigennamen "Holmia". Er schildert damit das Leben in und um die Hauptstadt seiner schwedischen Heimat; ähnlich so wie es Vaughan Williams mit seiner London-Symphonie tat. Lustigerweise halten die Kritiker seine Vierte für die schwächste seiner 5 Symphonien, aber so ist das wohl mit den Geschmäckern. Sie ist seine kürzeste und leichteste Symphonie, und mir gefiel ihr pastoraler Einschlag, oft sah ich direkt typisch schwedische Landschaften vor meinem geistigen Auge, und nicht nur auf dem CD-Booklet.


    Auf Platz zwei landete bei mir die dritte Symphonie, Eigenname 'Lappland'. Auch hier viel pastorale Stimmung und musikalische Landschaftsbilder, in diesem Werk werden auch einige "Jojks" verarbeitet, lappländische Volkslieder. Und der langsame dritte Satz ist nur ein Traum ...


    Seine Zweite entführt uns auf eine 'Reise auf südlichen Winden', genauer gesagt nach Griechenland und Italien, und der Komponist lässt uns farbenfroh an seinen Reiseerlebnissen teilhaben, die er damals noch gar nicht hatte - als er diese Symphonie schrieb, war er noch nicht weiter als bis nach Deutschland vorgedrungen.


    In seiner letzten Symphonie, in seiner Fünften schildert P.-B. (wie er sich gerne nannte) seine musikalischen Eindrücke von 'Solitudo', was soviel wie Einsamkeit oder Einöde bedeutet. Hier erleben wir zeitweise einen nachdenklichen Komponisten, der aber nie ins Grüblerische abgleitet und die Musik immer am Fließen hält.


    Zu seiner ersten Symphonie muss ich zu meiner Schande gestehen, dass sie an mir vorbeirauschte, ohne bleibende Schäden oder sonstige Eindrücke zu hinterlassen. Aber sie tat auch nicht weh.


    Ich bin gespannt, ob ich jetzt dem einen oder anderen jetzt Geschmack auf Wilhelm Peterson-Berger gemacht habe, ich habe den Konsum seiner Werke bisher nicht bereut.


    Mit freundlichen Grüßen aus Neu-Isenburg


    Roland

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • @ Alfred

    Immerhin hat Peterson-Berger die schwedische Nationaloper "Arnljot" komponiert.
    Die Story rankt sich um einen schwedischen Freiheitshelden aus dem elften Jahrhundert, einer Zeit in der Schweden christianisiert wurde und politisch unter norwegischem Einfluss stand.

    In Schweden existiert eine Einspielung aus dem Jahre 1973. Es dirigiert Okku Kamu das Stockholmer
    Philharmonische Orchester. Die Partie der Gunhild singt Edith Thallaug.

    -------------

    Für Einsteiger ist die zweite Sinfonie "Sunnanfärd" unter Stig Westenberg zu empfehlen.
    Den Freunden der Kammermusik sei die Suite "Frösöblomster (Frühlingsblumen?) ans Herz gelegt.

    -----------

    Insoweit ist die Beurteilung richtig, daß Peterson-Berger nicht besonders markant ist. Aber anderen
    schwedischen Komponisten geht es nicht besser. Die Sehnsucht vieler war es, auf Wanderschaft zu gehen,
    um in Leipzig die deutsche Romantik zu erleben und in der Heimat nachzuvollziehen.

    Chancenlos ist zu hart formuliert!

    Ein Mitleser

  • Hallo -


    Also hier gehts fürs erste nur um die Sinfonien - der Rest wird dereinst gesondert abgehandelt......


    Ich habe die unangenehme - weil teure Eigenschaft - mich durch eigene Threads zu weiteren Käufen hinreissen zu lassen....


    So wird es auch diesmal sein.
    Fürs erste möchte ich ein wenig über Petersons-Bergers 2. Sinfonie "Sunnanfärd" schreiben, die bei mir grade via Kopfhörer abgehört wird - um mich einzustimmen.


    Sie wird im Deutschen
    "Reise auf Südlichen Winden" genannt, womit eine Reise nach Italien oder Griechenland gemeint ist, zudem noch zur Kultur der Antike.
    Ich würde zunächst der Behauptung entgegentreten, daß Peterson-Berger weniger markant ist als andere Komponisten. Er scheint lediglich deshalb weniger markant zu sein - weil wir mit seiner Tonspache nicht vertraut sind.
    Mozart - so meinen viele - wäre markant.
    Aber im Fall des Falles tun sich die Musikwissenschafter schwer, ein unsigniertes Werk Mozart eindeutig zuschreiben zu können - zu viele Zeitgenossen schrieben in ähnlicher Manier !!!


    Die Sinfonie Nr 2 Ist klangschön - sehr oft versonnen und schwermütig -gelegentlich bricht aber das Temperament recht ungebremst durch.
    Ich empfehle insbesonders den 2. Satz anzuhören -um meine Behauptung bestätigt zu kommen.


    Die einzelnen Sätze haben Bezeichnungen


    1) Flaute (Andante molt tranquillo)


    2) Die Stadt der Rosen - Die Prozession von Dionyssos (Vivace Strepitando)


    3)Heimweh (Allegro grazioso)


    Man muß sich übrigens von der Vorstellung lösen, es handle sich hier um
    Musik der klassischen Moderen - aus meiner Sicht ist sie spätromantisch..
    Um die Sinfonie VOLL schätzen zu können, muß man sie öfter hören


    Wer Tschaikowskys Capriccio Italien mag, wird eventuell auch an einem der "Füllstücke" dem "Orientalischen Tanz", der sich ebenfalls auf dieser CD befindet Gefallen finden


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred



    PS: Leserzuschrift ? so so ..mal ganz was Neues :stumm:
    das hatten wir bisher noch nicht .........:ironiesmiley:

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach zwei Jahren ist an der Zeit diesen Thread mal wieder aufleben lassen. Ich habe die o. g. 5-CD Box geschenkt bekommen, also Anlass genug sich einmal mit den Werken und dem Komponisten zu beschäftigen:


    Wilhelm Peterson-Berger
    (* 27. Februar 1867 in Äskja gård, Ullånger; † 3. Dezember 1942 in Östersund)


    Vita
    Die ersten musikalischen Eindrücke erhielt Peterson-Berger als Kind von seiner Mutter, die als begabte Pianistin Beethoven und Chopin spielte. Diese prägten sich ihm derart tief ein, dass er sie später in seinen Klavierstücken „Fyra Danspoem“ verarbeitete. Mit 18 Jahren begab sich Peterson-Berger 1885 nach Stockholm, um dort das Konservatorium zu besuchen. Hier studierte er unter anderem Komposition bei Joseph Dente, einem Schüler von Franz Berwald. Einen tiefen Eindruck hinterließ die Aufführung von Richard Wagners „Meistersingern“ im April 1887 in Stockholm. Peterson-Berger beschäftigte sich seit seiner Schulzeit mit Wagner. Wagner war für ihn nicht nur ein Musiker, sondern eine kulturelle Erscheinung. Peterson-Berger übersetzte später einzelne von Wagners Schriften ins Schwedische.


    Mit 21 Jahren legte Peterson-Berger 1888 seine Prüfung am Konservatorium ab und begab sich zu einem Studienaufenthalt nach Dresden. Zwei Jahre später kehrte er nach Schweden zurück und unterrichtete in Umeå in Västerbotten (Norrland) Musik. Bereits ein Jahr zuvor hatte er während eines Sommeraufenthaltes die Landschaft Jämtlands (Norrland) kennengelernt, die für sein weiteres Leben und Schaffen bestimmend werden sollte. Die Natur und Landschaft Jämtlands wurden ihm zu Inspirationsquellen seiner Musik (so etwa in den Klavierstücken „Frösöblomster“ und in seiner Oper „Arnljot“). Das Freiluftleben und mehrwöchige Wandertouren durch die nördlichen schwedischen Landschaften wurden für Peterson-Berger eine wichtige Erholung, ein Rückzug von der Zivilisation. Peterson-Berger schrieb über seine Wanderungen in den Jahrbüchern der Svenska Turistföreningen. Direkte Anknüpfung an Wandererlebnisse hat auch der Zyklus „En Fjällfärd“ (Eine Bergwanderung) für Männerchor von 1893, den er selbst dichtete.


    Lange hielt es Peterson-Berger aber nicht in Umeå: Mit 25 Jahren (1892) wurde Peterson-Berger als Musiklehrer nach Dresden berufen. Doch konnte ihn Dresden nicht wirklich fesseln. Mit 27 (1894) kehrte er nach Schweden zurück und ließ sich ein Jahr später in Stockholm nieder. Hier begann er mit 29 Jahren einen seiner folgenschwersten Schritte: Er wurde Musikkritiker der bedeutenden schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Seine Kritiken mit dem Kürzel P.-B. wurden bald zu den gefürchtetsten im ganzen Land. P.-B. schuf sich mit seiner schonunglosen Forderung nach Wahrheit und Einfachheit, seiner Ablehnung alles Künstlichen und Gekünstelten lebenslange Feinde und wurde im schwedischen Musikleben eine zunehmend isolierte Persönlichkeit.


    Peterson-Berger hat neben seinen Kritiken auch zahlreiche Schriften publiziert, die auch heute noch lesenswert sind, insbesondere seine Analyse der „kulturellen Erscheinung“ Richard Wagners. Die zunehmende Isolation fand auch in den äußeren Lebensumständen ihren Ausdruck, als sich Peterson-Berger mit 43 Jahren (1910) auf Frösön, einer Insel im Storsjön in Jämtland bei Östersund, ein Stück Land kaufte, auf dem er sich vier Jahre später inmitten der unverdorbenen Landschaft ein Haus baute - mit Blick auf den Oviksfjället, einen seiner Lieblingsberge. Hier starb er 1942, im Alter von 75 Jahren.


    Musikalisches Schaffen und Stil
    Wilhelm Peterson-Berger verstand sich selbst vor allem als Musikdramatiker. In Schweden ist er jedoch vor allem als Komponist wertvoller Klavierstücke und zahlreicher Lieder bekannt geblieben. Im Anschluss an Richard Wagner war es Peterson-Bergers Ziel, ein schwedisches Musikdrama zu schaffen. Dies gelang ihm mit „Arnljot“ 1910. „Arnljot“ darf den Rang einer schwedischen Nationaloper beanspruchen. Wie sein Vorbild Wagner schrieb Peterson-Berger die Texte zu seinen Werken ausschließlich selbst. Arnljot handelt im Jämtland der Wikingerzeit und hat einen historischen Hintergrund in der Person Arnljots von Gällnö, der in der Zeit des norwegischen Königs Olaf des Heiligen lebte. Peterson-Berger schildert in seiner Dichtung den Konflikt seines Helden zwischen der heidnischen Gesellschaft der Konventionen und Pflichten und einer neuen christlichen Kultur der Freiheit und des Ichbewusstseins. Ein wiederkehrendes Motto ist dabei der Satz „Der Glaube an Christus ist der Glaube an sich selbst.“ Peterson-Bergers Dichtung hat eine kulturphilosophische Botschaft für die Gegenwart ist und nicht einfach nur historische Handlung.


    Musikalisch arbeitet Peterson-Berger mit Leitmotiven. Wie bei Wagner ist die Nummerneinteilung der Oper aufgehoben: Der Text wird als Sprechgesang gestaltet, unterbrochen von ariosen Partien (meistens sind das Textstellen, in denen die handelnden Personen sich selbst reflektieren). Hervorragend gelungen sind die Naturstimmungen im zweiten Aufzug, wo es Peterson-Berger gelungen ist, den mystischen Zauber der Waldeinsamkeit des schwedischen Norrlandes musikalisch zu gestalten. Arnljot wurde lange auf der Stockholmer Bühne als fester Bestandteil des Repertoires aufgeführt. Seit Peterson-Bergers Zeit finden alljährlich auch Freilichtspiele auf Frösön statt. Bei den ersten Spielen wie auch bei der Uraufführung in Stockholm hatte Peterson-Berger selbst Regie geführt.


    Peterson-Bergers Klavierstücke erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit, wenn sie auch vom Komponisten mehr als Nebenprodukt gedacht waren. Gerade deshalb ist Peterson-Berger in diesen Stücken vielleicht am meisten er selbst und am unverkrampftesten. Im Zentrum der Klavierkompositionen stehen die drei Hefte „Frösöblomster“ und die Klaviersuiten. „Sommarsång“ (Sommerlied) aus Frösöblomster II wurde geradezu zu einem Schlager und „Intåg i Sommarhagen“ (Einzug in Sommarhagen, Peterson-Bergers Haus auf Frösön) aus Frösöblomster III zum Inbegriff schwedischer Sommermusik. Auch bei der Klaviermusik gehören die Stücke mit Naturstimmungen zu den stärksten. Sind die frühen Werke noch von der spätromantischen Tradition und von Edvard Grieg geprägt, entwickelt Peterson-Berger im Laufe der Jahre einen impressionistischen Stil, der vor allem im dritten Heft der Frösöblomster „Sommarhagen“ (Peterson-Bergers Haus auf Frösön) und im Zyklus „I Somras“ (Im letzten Sommer) zum Durchbruch kommt.


    Das Liedschaffen von Peterson-Berger ist umfassend: Der Komponist war ein fleißiger Leser, und es machte ihm große Freude, auch neue Schriftsteller zu entdecken. Befreundet war er mit dem Dichter Erik Axel Karlfeldt, der auch Sekretär der schwedischen Akademie war und damit Mitglied des Komitees, das den Nobelpreis für Literatur verlieh. Peterson-Berger nahm so selbst auf die Verleihung des Literaturnobelpreises an den Schweizer Carl Spitteler Einfluss, von dessen Werken er begeistert war. Neben Karlfeldt vertonte Peterson-Berger Gedichte von Oscar Levertin, Jens Peter Jacobsen, Friedrich Nietzsche, Richarda Huch, August Strindberg, Werner von Heidenstam, Anders Österling, Bo Bergman, Gustav Fröding, Heinrich Heine u.a.


    Peterson-Berger schuf auch Orchesterwerke in einer eigenwilligen, klanglich interessanten und fast exotischen Musiksprache. Das Durchbruchswerk war die Sinfonie Nr. 2, „Sunnanfärd“ (Sonnenfahrt), die die Sehnsucht des Komponisten nach dem klassischen Griechenland als Segelfahrt ins Mittelmeer schildert. Die dritte Sinfonie „Same Ätnam“ ist von samischer Volksmusik inspiriert. Das Violinkonzert experimentiert mit Pentatonik.


    (Quelle: Wikipedia)



    Werke:


    Orchesterwerke
    Sinfonie Nr. 1, „Baneret“, B-dur, 1889-1890
    Sinfonie Nr. 2, „Sunnanfärd“, Ess-dur, 1910
    Sinfonie Nr. 3, „Same-Ätnam“, f-moll, 1913-1915
    Sinfonie Nr. 4, „Holmia“, A-dur, 1929
    Sinfonie Nr. 5, „Solitudo“, h-moll, 1932-1933


    Bühnenwerke„Ran“
    „Arnljot“, Handlung in drei Akten für Soli, Chor und Orchester, 1907-1909
    „Dommedagsprofeterna“ (Die Profeten des Jüngsten Gerichts)
    „Adils och Elisiv“


    Vokalmusik
    Svensk Lyrik (Schwedische Lyrik), Gedichte von Heidenstam, Levertin, Fröding, Rydberg
    Ur „Fridolins Lustgård“ (Aus „Fridolins Lustgarten“), Lieder nach Gedichten von Erik Axel Karlfeldt
    Frukttid, Lieder nach Gedichten von Anders Österling


    Klaviermusik „Frösöblomster“ (Blumen von Frösö), Heft 1
    „Frösöblomster“ (Blumen von Frösö), Heft 2
    „Frösöblomster“ (Blumen von Frösö), Heft 3, „I Sommarhagen“ (In Sommarhagen)
    „I Somras“ (Im letzten Sommer), Suite
    „Anakreontika“, Suite



    Einspielungen:


    Symphonie Nr. 1 "Banéret"
    Suite "I somras"



    Symphonie Nr. 2 "Sunnafärd"
    Romance für Violine und Orchester
    Orientalischer Tanz
    Vorspiel zu "Sveagaldrar"




    Symphonie Nr. 3 "Same Ätnam"
    Earina Suite für Orchester
    Choral und Fuge von "Domedagsprofeterna!




    Symphonie Nr. 4 "Holmia"
    Orchestersuite "Törnrossagan"
    Frösöblomster, suite Nr. 1




    Symphonie Nr. 5 "Solitudo"
    Violinkonzert fis - Moll



    Ich werde jetzt einmal damit beginnen, die Werke zu hören. Vielleciht haben ja schon einige Erfahrungen damit gesammelt und möchten hier berichten.

  • Danke an andythr für die Neubelebung dieses Threads und die reichhaltigen bio- und monographischen Ausführungen! Ich bin auch gestern erst wieder auf die Symphonien in der cpo-Einspielung gestoßen und habe mich an anderer Stelle auch schon kurz diesbezüglich geäußert.


    Die eingängigste Sinfonie dürfte die vierte sein, die Stockholmer, die "Holmia" in A-Dur von 1929 - eingängig, ohne doch nur oberflächlich schön und neuromantisch zu sein wie die Suiten, die auch auf der entsprechenden CD enthalten sind.


    Es ist eine nordisch beschwingte, duftige, angenehm kühle, vom thematischen Material her sehr griffige Musik, die mich dennoch eher an eine ländliche denn unbedingt urbane Szenerie erinnert. Laut Beiheft fand die Uraufführung am 9. April 1930 in der Stockholmer Konzertgesellschaft statt, wurde vom Komponisten dirigiert und ist den Gastgebern gewidmet.


    Das Booklet gibt auch andere interessante Hinweise. Das Werk wurde und wird - verglichen mit den anderen Sinfonien - als kompositorisch weniger interessant deklariert, das Suitenhafte betont. Der programmatische Titel erscheint relativ beliebig, quasi als die naive Erfahrungswelt eines Landbewohners beim Besuch der Hauptstadt umreißend - dieser Auffassung kann ich, wie oben schon angedeutet, durchaus folgen. Ruhige und lebhafte Stimmungen folgen eher willkürlich aufeinander. Die Scherzi scheinen an Berwald zu gemahnen - eine Parallele, die mir einleuchtet und gewiss zeigt, wie modern Berwalds Musik zu seiner Zeit war, freilich auch, wie viel überraschender, unkonventioneller.


    "Holmia" ist sicher das ideale Einstiegswerk, wenn man bereit ist, sich der Welt des Komponisten anzunähern, offen für seine Stimmungen ist und keinen zu hohen modernistischen Anspruch erhebt. Dann würde ich mit der dritten oder zweiten Sinfonie weitermachen.


    Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Im Rahmen der momentanen "nordischen Welle" bei Taminio wurde auch der Name Wilhelm Peterson-Berger genannt, was mich veranlasst diesen Thread wieder ans Licht zu holen. Vorerst hatte ich gefürchtet, daß die meisten Werke bereits gestrichen seine - indes - die Gesamtaufnahme aller fünf Sinfonien gibt es noch zum Dumpingpreis in einer Box.
    Meine Lieblingssinfonie dieser Serie ist die Nr 2 "Sunnafärd" - ("Reise auf südlichen Winden")


    Der erste Satz beginnt mit der Beschreibung der Flaute, die meiner Meinunng nach vorzüglich geglückt ist. Dieas Bild hellt sich auf, das imaginäre (Segel?)schiff nimmt Fahrt auf. Die Reise hat begonnen. Optimismus ist angesagt. Die Reise ist indes auch symbolisch gemeint, eine kulturelle Reise nach Südeuropa - wie der Komponist selbst erläutert.
    Der zweite Satz trägt den Untertitel "Die Stadt der Rosen". Er beginnt lebhaft und südlich farbenfroh. Allein die Instrumentierung ist von der Wirkung her schon ein Meisterwerk an sich. Der lebhafte Teil wird abgelöst von einer lyrisch verträumten introvertiert anmutenden Episode. Auf allen äusseren Effekt wurde hier verzichtet, während der Verfasser des Booklets hier eine Nähe zu Debussy ortet, kommen bei mir Assoziationen zu gewissen Teilen von Dvoraks "Sinfonie aus der neuen Welt" auf. Allmählich wird die Ruhe jedoch von lebhafteren Abschnitten kurzfristig unterbrochen, doch die intime Stimmung vermag sich über längere Zeit immer wieder zu behaupten, bis ein tarantellaartiges Thema alles übertönt und den Satz schwungvoll zu Ende bringt.
    Heimweh - diese Stimmung überwiegt zu Beginn des dritten und zugleich letzten Satzes, aber sie hellt sich auf, wird strahlend und erhaben, Soloinstrumente verleihen dem Satz Charakter und Farbe. Schliesslich klingt der Satz verhalten aus, wie ein Windhauch....


    Als Liebhaber von nordischer Sinfonik (uind nicht nur als solcher) kann man an Peterson-Bergers Musik kaum vorbeigehen...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Als Liebhaber von nordischer Sinfonik (uind nicht nur als solcher) kann man an Peterson-Bergers Musik kaum vorbeigehen...


    Aus der Zeit (und Region) habe ich allerdings bislang zu sehr auf die Sinfonien fokussiert, sodass ich eher mit den Klavierstücken des hier behandelten Komponisten liebäugele.

  • Liebe Taminos,


    obgleich es wenig mit den Sinfonien P.-B. zu tun hat, möchte ich Euch doch das kleine Filmchen unter den folgenden Link nicht vorenthalten - Klick -
    Der Film aus dem Jahr 1943 mit dem Titel Frösöblomster - zu Deutsch : Blumen von Frösön zeigt den Komponisten Wilhelm Peterson-Berger wenige Wochen vor seinem Ableben im Jahr 1942. Schon sichtlich dem Ende nah, spielt er noch einmal sein wohl populärstes Klavierstück "Sommarsång" am Klavier und gibt auch noch einige Worte über die herrliche Natur auf Frösön zum Besten. Die meiste Zeit des Films ist jedoch der Natur gewidmet. Das Haus ist Sommarhagen auf der Insel Frösön bei Östersund. Dieses ist heute ein Museum. Vor der Wiese des Hauses wird noch heute jedes Jahr seine Oper Arnljot in einer vom Komponisten stammenden Adaption für Schauspiel und Hintergrundmusik von Amateurschauspielern gespielt.


    Beste Grüße
    Christian

  • Hallo Taminos,


    in den letzten paar Tagen habe ich mir nochmal alle Sinfonien Peterson-Bergers angehört. Wie es auch schon in diesem Thread anklang ist die erste Sinfonie Banneret die wohl schwächste Sinfonie P.-B. ( es war übrigens das Kürzel, dass er bei der Zeitung erhielt ), von der bei mir nicht viel hängengeblieben ist und der man deutlich noch anmerkt, dass P.-B. noch am Anfang seiner Kompositionskarriere steht. Teilweise ist das Werk auch noch von Effekthascherei geplagt, was sich aber glücklicherweise in den kommenden Sinfonien nicht mehr zeigt.
    Die zweite Sinfonie Sunnanfärd ist auch meine liebste, was insbesondere an dem zweiten Satz liegt, bei dem wirklich die Post abgeht und das dionysische zum Vorschein kommt. Auch die restlichen Sätze geben m.E. die positive Aufbruchstimmung wieder, wobei auch der warme Klangteppich deutlich die Reise gen Süden verdeutlicht.
    In der 3. Sinfonie Same-Ätnam hat der Komponist seinen sinfonischen Stil gefunden und weiß mit den zahlreichen Klangfarben eines modernen Orchesters umzugehen. Sehr reizvoll sind dabei die Tupfer, die das Klavier in die zwischen idyllischer und rauer Naturschilderungen schwankende Musik bringt. Auch zeigt sich hier bereits P.-B's
    Die 4. Sinfonie Holmia soll das Leben in Schwedens Hauptstadt Stockholm beschreiben, was ich auch recht gelungen finden. Wer Stockholm kennt, weiß, dass es dort nicht sonderlich hektisch, eher gemütlich und stets freundlich zugeht. Dies hört man der Sinfonie auch an, die von der Kritik als schwächste bezeichnet wird. Allerdings würde ich dies fast auf die aufgelockerte Instrumentierung zurückführen, die nicht so dicht wie bei seinen anderen Werken ist. Vielleicht ist das Werk tatsächlich der beste Einstieg für Leute, die sich mit dieser Musik beschäftigen möchten. Die Sinfonien 2, 3 und 5 halte ich jedoch für interessanter.
    Seine letzte Sinfonie Solitudo imponiert insbesondere im letzten Satz, der rhythmisch einiges zu bieten hat und durch außergewöhnliche Klangkombinationen gewinnt. U.a. bietet dieses Werk zahlreiche herrliche Hornstellen, für die es sich schon lohnt reinzuhören. Die durch und durch romantische Sinfonie klingt leise aus.


    Peterson-Bergers sinfonisches Schaffen, finde ich persönlich sehr beeindruckend. Jede Sinfonie hat irgendwo Ohrwurmcharakter und bietet so viele unbekannte, exotisch wirkende Klangfarben und rhythmische Raffinessen. Nachdem ich nun auch fast ein Jahr in Schweden lebe, bin ich auch der Meinung, dass P.-B. sein Land am besten musikalisch vertont hat. Die Schweden lieben ihr oft wildes, urwüchsiges Land und sehen es gar nicht als Ort der Dunkelheit an, wie es eben von Rangström oder teils auch Alfvén dargestellt wurde. Dies schwingt auch bei den Sinfonien mit, die immer Optimismus und Helligkeit ausstrahlen und die Lebensfreude des nordischen Volks ausstrahlt.


    Die Aufnahmen unter CPO sind von Interpretation und Klangqualität hervorragend. Das Nörrköpping Orchester dürfte auch das einzige sein, welches ich blind erkennen würde, zumal Michael Jurowski die Musik auch ernst nimmt und die zahlreichen Details herausarbeitet. Über die weiteren Werke P.-B's wird bald ein eigener Thread eröffnet. Und was den Titel "Komponist ohne Chance" angeht, kann ich Alfred nur zustimmen. Wer sich einige von Peterson-Bergers Kritiken durchließt, wird schnell feststellen, welch tadeliges Verhalten er gegenüber Kollegen an den Tag legte. Alles was nicht von Beethoven stammt wird in Grund und Boden schlechtgemacht. Da viele Komponisten seiner Zeit auch als Kritiker tätig waren ( z.B. Rangström, Atterberg ) war es kein Wunder, dass sie nach seinen Kritiken beherzt zurückschossen. Bei den Zuhörern hatte er jedoch eine Chance. Heute ist Peterson-Berger der beliebteste schwedische Komponist unter den Schweden.


    LG
    Christian

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Christian
    vielen Dank für die schöne Übersicht. Ich habe die GA zwar auch, aber noch nicht wirklich systematisch durchgehört. Ich hoffe, ich komme bald dazu, Deine Beschreibungen haben wieder Appetit gemacht.
    Gruß nach Schweden
    lutgra

  • Die 2. Sinfonie "Sunnanfärd" ("Reise auf südlichen Winden") hat mich seinerzeit schon durch den Titel angelockt - und auch nicht enttäuscht - siehe meine Kurzbeschreibung weiter oben im Thread. Damals konnten mich die anderen beiden Sinfonien in meiner Sammlung, nämlich die Nr 1 und Nr 4 (die Nr 3 und 5 fehlen noch heute - und um sie zu besitzen müsste ich die Gesamtaufnahme kaufen, was ich vielleicht auch machen werde) nicht wirklich überzeugen.
    Heute habe ich das "Jugendwerk" (P-B. war bei der Fertigstellung der ersten Fassung bereits 36 Jahre alt), nämlich die
    Sinfonie Nr 1 "Banéret" ("Das Banner")
    - angeregt durch diesen Thread - erneut gehört.

    Mein persönlicher Eindruck ist diesmal um etliches besser, ich fand die Sinfonie zudem wesentlich besser gelungen als ihr im allgemeinen nachgesagt wird. Zahlreiche eindrucksvolle Effekte, Anklänge an Richard Wagner und (meiner Meinung nach) auch Carl Maria von Weber machen das Werk eindrucksvoll und interessant, nicht zu vergessen ein gewisser triumphierender Unterton, abgelöst durch zahlreiche fröhliche leichte oder tänzerische Stellen, feierliche Bläserstellen oder kurze Soli für Violine. Im Gegensatz zu anderen Beschreibungen (auch im Booklet) empfand ich das Werk durchaus als geschlossenes ganzes und ausgereift, teilweise auch sehr originell. Wenn gelegentlich geschrieben wird, Peterson Berger habe mit diesem Erstlingswerk unter den Sinfonien alles ausprobiert, was er gelernt hat, dann möchte ich dem nicht unbedingt widersprechen, aber hinzufügen, dass das Ergebnis darunter nicht leidet, denn im Gegensatz beispielsweise zu einigen englischen Komponisten, versteht er es bestens diese Einheiten zu einem weitgehend geschlossenen Ganzen zu verknüpfen und einen beeindruckenden Effekt zu erzielen. Die Klangtechnik der Aufnahmen macht das Hörvergnügen komplett. Das bezieht sich auf die Version der cpo - Ausgabe mit dem RSO Saarbrücken unter Michail Jurowski - Die Sinfonie Nr 1 gibt es in einer weiteren Version unter Leif Segerstam (für STERLING), die ich allerdings nicht kenne....
    Was steht nun in den "führenden" Konzertführern über dieses Werk im speziellen - und die Sinfonien von Peterson-Berger im allgemeinen ? - Erraten !!! Schlicht ergreifend - nichts....


    mfg aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum Wien

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nachdem ich in den Beiträgen Nr 4 und 7 schon ein wenig über die Sinfonie Nr 2 geschrieben habe möchte ich auch der Nr 3 einen kurzen Beitrag Beitrag widmen. Das ist mir erst seit heute mögliche, das Päckchen mit sämtlichen Sinfonien ist erst vor wenigen Stunden hier bei mir eingetroffen und ersetzt meine unkomplette Sammlung von Peterson-Berger-Sinfonien durch das Gesamtpaket.


    Die Sinfonie Nr 3 "Same Ärnam" ("Lappland") entstand in den Jahren 1913-15 und ist eine Liebesreklärung Peterson Bergers an Lappland, welche noch dazu vom Komponisten schriftlich genau dokumentiert wurde. Einerseits wurden "lappische" Themen eingefügt, andrerseits wurden Stimmungen und Landschaften eingefangen. Auslöser war eine Stockholmer Ausstellung über die Lappische Kultur (1913), welche Peterson-Berger in helle Begeisterung versetzte. Er wünschte sich, daß dereinst ein Komponist "aus Dankbarkeit für das, was ihm Lappland gegeben hat, die schönsten, originellsten (lappischen) Gesänge zu einer kunstvollen visionären "Sinfonia lappica" verweben wird." Er konnte indes scheinbar nicht warten und übernahm diese Aufgabe selber...
    Das Beiheft zur cpo-Aufnahme dieser Sinfonie enthält hier genauere Angaben. Hier sei nur erwähnt, daß die 3.Sinfonie im allgemeinen als Peterson-Bergers bedeutendstes Orchesterwerk gesehen wird - und, nachdem ich sie soeben gehört habe, wage ich nicht, diese Aussage anzuzweifeln. Das Werk strahlt einerseits Ruhe und Kraft, aber auch Agression aus, die Instrumentierung ist beeindruckend und mitreissend - was durch die superbe Tontechnik hervorragend zur Geltung kommt.
    Wie schon bei anderen Sinfonien Peterson Bergers haben auch hier die 4 Sätze Bezeichnungen
    1. Satz "Forntidsbilder" ("längst vergangene Szenen")
    2. Satz "Vinterkväll" ("Winterabend")
    3. Satz "Sommarnatt" ("Sommernacht")
    4. Satz "Frammtidsdrömmar" ("Zukunftsträume")


    Ich hoffe Euer Interesse geweckt zu haben und verbleibe
    mit freundlichen Grüßen
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum Wien


    PS: Die gezeigte Aufnahme ist lediglich in Form der Gesamtaufnahme (Siehe Verlinkung in Beitrag 12) noch erhältlich...


    clck 3262

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Eigentlich wollte ich heute mit meinen Kurzbeschreibungen der Sinfonien von Peterson-Berger fortsetzen. Dabei habe ich irrtümlich die 3. Sinfonie in den Player gelegt, die ich schon gehört und kurz vorgestellt hatte, ein Fehler den ich sofort bemerkte. Aber plötzlich hatte ich mich anders entschlossen, Ich wollte die 3. ein weiteres Mal hören. Das war eine gute Idee, denn es eröffneten sich mir ein völlig anderer Eindruck als beim letzten Mal. Ich hatte die Sinfonie damals zwar positiv beurteilt, aber diesmal haben mich vor allem die beiden ersten Sätze fast vom Hocker gehauen. Man bemerkt, dass der Komponist die Landschaft kennt und liebt, die er da sinfonisch beschreibt. vielleicht ist aber die bessere Beschreibung: Er ist von ihr überwältigt. Peterson-Berger kostet die Dynamik eines Sinfonie Orchesters voll aus, weiß Effekte zu setzen und seine Orchestrierung ist einfach großartig. Wenn die dritte Sinfonie als sein bestes Werk bezeichnet wird, dann muß ich das wohl glauben - obwohl ich ja noch nicht alle Sinfonien gehört habe. Teleton sollte an gewissen Stellen dieser Sinfonie seine helle Freude haben, vor allem weil die Tontechnik an gewissen Stellen sehr eindringlich ist und Dirigent und Orchester ihr Bestes geben.


    mfg aus Wien
    Alfred


    clck 3864

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute habe ich dann doch endlich die Sinfonie Nr 4 gehört. Weiter oben wird man eine Anmerkung gefunden, daß sie mich vor Jahren bein Ersthören eher kalt gelassen hat. Ähnliches habe ich heute empfunden, wenngleich es sich um durchaus angenehme Musik handelt, die aber beispielsweise einem Vergleich mit der dritten nicht standhält, Ich empfand eine gewisse Belanglosigkeit. Viele Kritiker bezeichnen sie auch als Peterson-Bergers schwächste Sinfonie, Das kann ich im Moment nicht beurteilen,
    Denn diese Sinfonie gehört scheinbar zu jener Gruppe von Werken, die immer mehr an Zuneigung für sich verbuchen können, desto öfter man sie hört. Manche liebliche Stellen überhört man einfach beim Ersthören, man hört sie erst später bewusst. Das geschieht beispielsweise gerade jetzt bei mir, wo ich während des Schreibens des Beitrags die Sinfonie via Kopfhörer ein drittes Mal in Folge höre.
    Die Sinfonie entstand 1929. sie war der Stockholmer Konzertgesellschaft gewidmet, wo sie auch am 9.April 1930 unter der persönlichen Leitung von Peterson-Berger uraufgeführt wurde.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    clck4388
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Wilhelm Peterson-Bergers 5 Sinfonie wird von manchen als seine beste Sinfonie gesehen, sie stellt in gewisser Weise die Krönung seines Lebenswerks dar, wo sich immer wieder Anklänge an frühere Werke finden. Er selbst hat das Werk sehr gemocht und auch einige Notizen, wie es gemeint sei hinterlassen, Es war seine letzte Sinfonie, eine sechste mit Namen „Hellas“ war geplant, welche abe im Entwurfsstadium stehengeblieben ist.
    Kommen wir zurück zur fünften Sinfonie, die in den Jahren 1932/33 entstand und am 11. April 1934 unter Leitung des Komponisten uraufgeführt wurde. Der Name „Solitudo“
    (Einsamkeit, Einöde)soll laut Peterson-Berger sich auf Stimmungen beziehen, die er aber nichr näher erläutert wissen will.
    Diese Stimmung wird vor allem in den Sätzen 1 und 3 geschildert, persönlich empfand ich sie aber nicht melancholisch oder öde, eher kontemplativ in sich ergeben. Der zweite Satz ist eher spielerisch neckend, ohne dass er die Sätze 1 und drei in Frage stellt. Persönlich glaubte ich Stellen zu entdecken, die mich an Gershwin erinnerten, oder eben an die jazznahe Unterhaltungsmusik der 30iger Jahre, das alles aber stark abgemildert und flüchtig.
    Voll Drive und Attacke, fröhlich und doch angriffslustig überrascht uns der Beginn des Finales. Die Einsamkeit scheint überwunden – aber nein – und der Mitte des Satzes ist sie auf kurze Zeit zurückgekehrt, und auch wenn sie nochmals zurückgedrängt wird, so endet die Sinfonie doch durch langsames Verklingen……
    Ich habe diese Sinfonie in der Aufnahme der Norrköping Symphony Orchestra unter Michail Jurowsky abgehört, die nur mehr in der Gesamtausgabe aller Peterson-Sinfonien /siehe ein paar Beiträge weiter oben) abgehört und fand sie sehr gut. Es gibt aber eine Alternativaufnahme unter Leif Seegerstam.


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Aus gegebenem Anlass habe ich heute den Threadtitel erweitert. Hier soll die gesamte orchestrale Musik und das Violinkonzert Platz finden, der Rest kommt im den ParalellThread.
    Das Violinkonzert von Peterson-Berger ist sein einziges Konzert überhaupt und auch in der Musikgeschichte seines Landes finden sich nur wengie Violinkonzerte. Nach eigene Angaben schribe er seit 1912 daran und ergäzte im Laufe der Jahre immer wieder Häppchen daran, bis es im 1928 fertiggetellt wat, Peterson Berger war generei lein lansam arbeitender Komponist, so vollendete er beipielsweise seine 5. Sinfonie 10 Jahre vor seinem Tod, die 6. blieb im Entwurfsstadium stecken.
    Zurück zum Konzert; Es weis im Orchesterpart zahlreiche düstere Passagen auf, die indes dur die Musik des Soloparts abgemildert, bzw egalisiert werden. Ich fand das Konzert überraschend eingängig, ja volkstümlich, stellenweise sogar süßlich betörend. Kein Werk, dem man "achtung zollt" - sonderen eines, das man schnell lieben lernt. Stilistisch ist es durchaus rückwärtsgewandt, es hätte genausogut 50 oder 60 Jahre früher geschrieben worden sein.
    Ich persönlich schätze die Sinfonien Peterson-Bergers sehr, und konnte mir daher nicht vorstellen, daß - wie ein Kritiker schrieb, das Violinkonzert "Noch besser" gelungen sei. Nach Anhören des Konzerts indes möchte ich dieser Aussage voll beipflichten. Auch dem zeitgenössischen Publikum gefiel das Werk.
    Daß ein Kritiker von damals der Komposition eine gewisse Nähe zu Puccinis Tonsprache behauptete, war wohl eher ein eleganter Bosheitsaktm weil zumindest Insider gewußt haben mussten, daß Peterson- Berger Puccinis Musik nicht mochte......


    Ich habe die cpo Aufnahme unter Michail Jurowski, abgehört, die einen Beitrag weiter oben abgebildet und verlinkt ist und auch die Sinfonie Nr 5 enthält, allerings nur mehr in der Gesamtbox enthalten ist.
    Hier habe ich die Aufnahme mit der Geigerin Nilla Pierrou (Nicht "Nina", wie in meinem Booklet fälschlicherweise angegeben) eingefügt und verlinkt. Sie stammt aus dem Jahre 1967 und ist die Ersteinspielung des Werkes auf Platte.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    PS Die Infos zu den geschriebenen Text stammen in der Hauptsache vom Verfasser der cpo Booklets , Stig Jacobsson, da die einschlägige Musikliteratur ja kaum informationen zu Peterson-Berger anbietet....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen!
    Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auf das Werk Peterson-Bergers einzugehen, welches mir beim Durchhören der oben genannten cpo-Box am stärksten in Erinnerung blieb und mich direkt begeisterte: die Romanze für Violine und Orchester in d-Moll, zu finden auf folgender CD:

    Die Gattung der Instrumentalromanze ist generell meine liebste, weshalb ich mich beim Durchhören neuer CDs immer auf ein solches Stück freue, so es denn vorhanden ist, insbesondere bei mir noch nicht bekannten Werken. So war es auch bei dieser CD und ich wurde absolut nicht enttäuscht :jubel: Hier gibt es Noten zu dem Stück, wer bei der folgenden Beschreibung die Takte mitlesen möchte, die angegebenen Spielzeiten beziehen sich auf obige Aufnahme: http://imslp.org/wiki/Romance_…Peterson-Berger,_Wilhelm)


    Das Stück steht in d-Moll und läuft nach der rondoartigen Struktur A-B-A'-B'-A'' ab. Nach sechs einleitenden Takten durch die Oboe setzt die Solovioline mit einem selbstsicheren, von Achteln geprägten Hauptthema ein (ab 0:21). Das Orchester bleibt hierbei hauptsächlich begleitend, ab Takt 22 folgt eine etwas längere Dialogstelle der Sologeige mit einzelnen Bläsern (0:55). In Takt 31 kommt es zum ersten emotionalen Aufschwung, ein erster großer, kontrapunktierter Höhepunkt (ab 1:17). Ab Takt 40 folgt ein erster längerer Modulationsteil, der im Gegensatz zum vorherigen Abschnitt auffällige Doppelgriffe der Geige enthält (1:39). In Takt 75 wird das Hauptthema wiederaufgegriffen (3:04), ehe in Takt 93 eine erhebliche Verlangsamung der Melodik zum B-Teil (ab T.105) führt (4:21). Dieser Teil in g-Moll ist deutlich lieblicher aber auch schwermütiger als der vorherige und hauptsächlich durch Viertel gestaltet. In Takt 113 mit Auftakt erscheint das zweite zentrale Thema des Stückes, im Kern basierend auf einer zweimaligen fallenden Septimfigur b-c, a-b (4:47). (Dieses Thema war für mich der Moment, in dem es "Klick" machte und ich mich in das Stück verliebte) Das neue Thema wird sogleich von Flöte und Klarinette wiederholt und gleichzeitig von der Geige wie im Kanon in der Unteroktave kontrapuntiert, was einen unglaublichen Sog der Musik erzeugt (5:10). Unter wogender Orchesterbegleitung (besonders T.139-140; 5:58) leitet die Geige zum nächsten Höhepunkt in T. 144f. (6:03), bevor nach einer Reihe auffälliger Doppelgriffe der recht kurze A'-Teil anschließt (6:43). Am Ende von diesem moduliert das Stück zum B'-Teil, diesmal allerdings in h-Moll (8:17). Dieser tribt das zweite Thema in ungeahnte Höhen und endet mit einer stark ritardierten Schlusskadenz, bei der man kurz den Schluss des Stückes vermutet (10:24). Bevor allerdings eine erlösende Dur-Tonika das Stück beendet, beginnt mit einem Knalleffekt der A''-Teil, der den letzten großen Höhepunkt des Stückes bildet (10:31). Recht schnell kommt es jedoch wieder zu einem Verfall in das langsame thematische Material des B-Teiles, welcher das Stück mit einem für mich unerwarteten Plagalschluss G-Dur - d-Moll beendet (11:42), dort hatte ich, als Sibelius-Vielhörer, den Schlussakkord D-Dur erwartet. So aber endet das Stück leise, traurig-wehmütig.


    Alles in allem ist die Romanze die für mich größte Entdeckung aus dem Werk Peterson-Bergers sowie einer der Höhepunkte dieser Gattung und finde es sehr schade, dass es so derart unbekannt ist. So ist das aber nunmal bei Nischenrepertoire, es gibt halt unentdeckte Perlen, die nur darauf warten, von bekannten Musikern gefunden und einem größeren Publikum dargeboten zu werden als es aktuell der Fall ist ;)


    An Einspielungen kann ich auf jeden Fall die oben genannte mit Ulf Wallin empfehlen.


    Ich hoffe, ich konnte euch dieses Stück näherbringen und wünsche viel Spaß beim Entdecken :)


    Liebe Grüße,
    Amdir