Händel: concerti a due cori

  • Sagitt meint:
    Im Schatten von Wasser-und Feuerwerksmusik finden sich drei concerti a due cori- mit verschiedenen Instrumentalgruppen- eigentlich eine Streicher- und zwei Bläsergruppen.
    Wohl nach 1745 geschrieben, eine Art readers digist Händel. Er bearbeitet neuere und ältere Werke für Orchester, viel vom Messias, aber auch von der Geburtstagsode für Queen Anne von 1713,daraus mein favourite: Die Bearbeitung der /AltBass-Arie let rolling streams.
    Dem Publikum war das sicher nicht geläufig, dass er ältere Werke verarbeitete. und selbst wenn ? Hätte man es ihm verübelt ? Gerade diese Bearbeitung der genannten Arie ist ein erheblicher Zugewinn.
    Ich habe die nach wie vor gültige Aufnahme von Trevor Pinnock mit the english concert aus den frühen achtziger Jahren. Pinnock war mit diesen ensemble so richtig gut im Geschäft und hatte für Archiv die gesamten Orchester-Werke Händels aufgenommen. Eine über zwanzig Jahre gültige Referenz-Aufnahme.
    Wer kennt andere spannende Aufnahmen dieser Werke ?

  • Ich habe die concerti als Zugabe (im Schatten? Sicherlich) auf John Eliot Gardiners Einspielung der Wassermusik, und habe die Konzerte erst durch diese CD kennen gelernt.



    Ich war von der schwungvollen und differenzierten Einspielung sofort angetan.


    Die Einspielung dieser Werke mit The English Concert kenne ich nicht, da aber (fast) alle Aufnahmen, die ich mit diesem Ensemble habe, sehr klare, transparente und zugleich mitreißende Aufführungen sind, für die ich mich auch nach Jahren immer wieder neu begeistern kann, wird es bei dieser Aufnahme sicher auch so sein. Händel mit Trevor Pinnock ist einfach ein M U S S!


    Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von sagitt
    Wohl nach 1745 geschrieben, eine Art readers digist Händel. Er bearbeitet neuere und ältere Werke für Orchester, viel vom Messias, aber auch von der Geburtstagsode für Queen Anne von 1713,daraus mein favourite: Die Bearbeitung der /AltBass-Arie let rolling streams.
    Dem Publikum war das sicher nicht geläufig, dass er ältere Werke verarbeitete. und selbst wenn ? Hätte man es ihm verübelt ? Gerade diese Bearbeitung der genannten Arie ist ein erheblicher Zugewinn.


    Welches Stück genau entspricht denn dieser (mir unbekannten) Arie?
    Im Falle der Stücke (u.a. Lift up you Heads, And the glory) aus dem Messiah vermute ich eher, dass Händel absichtlich populäre Sachen verwendet hat; die Stücke waen ja wohl zumindest teilweise als Pausenfüller für Oratorien (#3 in Judas Maccabaeus) gedacht.
    Ich habe in einem anderen thread schonmal en passant für diese Werke geschwärmt, die zu meinen liebsten Instrumentalkompositionen von Händel gehören. Das erste mangelt leider der Hörner, abe die anderne beiden sind von grandioser Klangpracht.
    Einer meiner Favoriten ist der Ostinato-Satz (5 im 2. Konzert, wohl ursprgl. ein Chor aus "Esther" oder so)


    Ich lernte 2 und 3 ebenfalls mit Pinnock ("Füller" der Coronation Anthems) kennen; inzwischen habe ich noch Tafelmusik/Lamon (Sony) mit allen dreien und sogar Boulez/NYPO mit #3. Lamon ist mit der Feuerwerksmusik erhältlich und vielleicht mein Favorit, aber Pinnock auch sehr gut. Beide könnten es teils noch etwas mehr fetzen lassen :D
    Boulez mit einem großen Sinfonie-Orchester bietet natürlich ein anderes Klangbild (interessant, dass man das nun als durchasu gewöhungsbedürftig empfindet), ist aber auch hörenswert (nur auf einem Sony Duo, dass außerdem leider größtenteils mittelmäßige Interpretationen und Arrangements dubioser Händelstücke als Trompetenkonzerte enthält (nicht mit Boulez, der hat allerdings seinerzeit noch die Wasser- und Feuerwerksmusik eingespielt)).


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist das allegro ma non troppo aus dem Konzert Nr. 2 in F-Dur,bei Pinnock mit der Dauer 4.02.


    Mein favourite


    Schöne Grüsse


    Sagitt

  • Die Doppelchörigen Konzerte kenne ich in einer wirklich guten Einspielung mit der Academy of Ancient Music unter der Leitung von Christopher Hogwood. Die Interpretation ist - wie bei dieser Musikerkombination nicht anders zu erwarten - auf sehr hohem Niveau, HIP aber nicht übermäßig exaltiert. Einzeln ist die Aufnahme aktuell wohl nicht zu kriegen. Ist aber in dieser Box:



    enthalten (gewesen? - scheint aktuell gestrichen).


    Auf dem Cover zwar nicht vermerkt, sind die Concerti a due cori mit der AoAM unter Hogwood hier auf CD 8 gewissermaßen als Zugabe enthalten.


    Die drei Concerti a due cori selbst sind eigentlich immer eher an mir vorbei gegangen (kein Vergleich zur Wirkung der Concerti grossi oder auch der Orgelkonzerte). Es ist zwar schon interessant, aus anderen Kontexten bekannte Arien oder Chöre aus dem Messiah neu und rein instrumental arrangiert zu hören - aber irgendwie schafft es diese CD nur höchst selten in meinen Player...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Diese CD von Zefiro enthält neben der Feuerwerksmusik (in der für die Zweitaufführung im Foundling Hospital kleineren Besetzung) auch die 3 Concerti a due cori.
    Während mir die Italiener bei der Knallermusik etwas zu sehr aufs Tempo drücken und ihre Entspanntheit verlieren, gefällt mir ihr temperamentvoller Ansatz bei den Concerti a due cori sehr gut, zumal sie hier ohne Hetze zu Werke gehen und so frischen Wind in diese Stücke blasen. Kann ich für diese Stücke empfehlen.


  • Auch diese Aufnahme von Tafelmusik und Jeanne Lamon steht in meinem Regal (mit anderem Cover) - mal vergleichen mit den Italienern ...



    Das ursprüngliche Cover:



    MOD001 Threadaktualisierung von 19.2.2022 - Eigenartiger Weise ist die Version mit dem Originalcover noch lieferbar, die andere nicht mehr - Abverkaufspreis 6.99 Euro

  • Ich habe einen Hörvergleich zwischen Tafelmusik und Zefiro mit dem ersten der Concerto a due cori gemacht: Manches kommt bei der einen, manches bei der anderen besser heraus, bei Zefiro ist insgesamt alles etwas feiner ziseliert, vor allem hört man ab und zu das Cembalo, das bei Tafelmusik völlig untergeht. Knapper Sieg nach Punkten für Zefiro.


    Aber insgesamt entlocken mir diese Werke Händels - wie auch die meisten anderen Instrumentalwerke - nicht so viel Begeisterung wie die von Fasch oder Heinichen.