Liebe Forianer,
sein Name ist Garant für kontroverse Meinungsäußerungen. Das lässt sich auch hier im Forum schön beobachten. Zeit, ihm einen eigenen Thread zu widmen.
Irgendwie erinnert er mich an Otto Dix. Sich von ihm portraitieren zu lassen war riskant. Am liebsten waren ihm Personen, deren Innenleben er nicht kannte. Die Unbefangenheit seines sarkastisch-scharfen Blickes sollte möglichst durch nichts gestört werden. So viel zum wohl bekanntesten Vertreter der "Neuen Sachlichkeit".
Zur Ehrenrettung Goulds sei vorneweg gesagt, dass unter dessen Händen die späten Haydn-Sonaten in einer nie gekannten Mischung aus arabesker Verspieltheit und dem Ernst eines späten Beethoven erklingen. Wer diese Einspielung nicht kennt, der kennt Haydn nicht! Auch seinen analytischen, spannungsgeladenen Brahms halte ich für unentbehrlich. Eine durchaus große Fangemeinde verehrt abgöttisch seine Bachinterpretation. Und selbst unter denjenigen, die Gould nicht so mögen, gibt es Einige, die seinem Bach zumindest ihren Respekt zollen (meine Wenigkeit eingeschlossen).
Sein Spiel klingt unbefangen, skurril, hat oft was Exorbitantes an sich. Ob schnell, langsam, rhythmisch, staccato ... es wird extrem und respektlos vorgetragen. Sowas hebt ab von der Masse.
Was aber bezweckte er mit dieser im Zeitraffer dahergespielten Mozart-Lachnummer? Oder Beethovens grauenvoll entstellten Appassionata? War das nicht die schiere Verhöhnung des Komponisten und seiner Liebhaber!? Als Genie lebt sich's ungeniert. Man nehme nur den nackerten Gulda oder den Brendel, der das zahlende Publikum immer so bös anschaut. Aber als Interpret spaltet keiner so sehr die Gemüter wie Gould.
Doch nun genug meiner langen Worte. Feuer frei ...
g