Mario Sereni

  • Beim Hören einer ganz fantastischen Aufnahme von "Lucia di Lammermoor" mit Anna Moffo, Carlo Bergonzi und Ezio Flagello, dirigiert von Georges Prêtre, erschienen bei RCA, aber derzeit nicht erhältlich, kam mir der Gedanke, mich etwas näher über den Barition Mario Sereni, der den Ashton sang, zu informieren.


    Ich besitze noch zwei weitere Aufnahmen, in denen er mitwirkte:



    (Gérard)



    (Don Carlo)


    Eine weitere gute Handvoll Aufnahmen mit ihm sind erhältlich (u.a. Traviata (u.a. mit der Callas), Butterfly, Bohème) bei der EMI. Bei ausländischen Versendern finden sich weiterhin Aufnahmen von ihm mit der Nilsson (Aida, unter Mehta) und der Traviata mit Karajan und Anna Moffo, aufgenommen 1964 an der Scala. Sereni hatte also durchaus einen bekannten Namen.


    Nach ca. einstündiger Recherche ist es mir immerhin gelungen, sein Geburtsdatum herauszufinden: *25. 3. 1928 Perugia, aber ansonsten scheint es wenig bis gar nichts biographisches über ihn zu geben, dabei hat er es imo nicht verdient. Robert Levine (classicstoday) ist immerhin mit mir einer Meinung und nennt Mario Sereni "underrated". ;)


    Er verfügte über einen sehr männlich-markanten Bariton und über ein imo sehr attraktives Timbre, das imo entfernt an Ettore Bastianini erinnerte (ich weiß, Vergleiche hinken). Weiterhin agierte er sehr textverständlich und ließ keine nennenswerten technischen Schwächen (etwa in der Höhe) erkennen.


    Kann mir jemand weiter helfen und biographisches von ihm mitteilen?


    Zulegen werde ich mir auf jeden Fall diese Traviata-Aufnahme:



    denn u.a. ist Victoria de Los Angelels bei mir gnadenlos unterrepräsentiert... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    M. Sereni ist am 25.3.1928 in Perugia geboren.Er ergriff zunächst
    den Beruf eines Mechanikers,dann Ausbildung an der Accademia
    Chigiana in Siena, sowie bei Mario Basiola.Debüt 1953 in Florenz in
    "Il diavolo nel campanile"von Lualdi.Dann hatte er eine erfolgreiche
    Karriere an den großen itaienischen Bühnen.1956 gastierte er am
    Teatro Colon in Buenos Aires,1957 Debüt an der Met mit "Andrea
    Chenier".Er sang an der Met 26 Partien in 380 Vorstellungen,
    u.a.Germont,Amonasro,Marcello,Sharpess und Belcore.Große
    Erfolge hatte er auch bei Gastspielen in London und Rom 1963
    sang er erstmals an der Mailänder Scala,1965 in Wien.Er sang
    auch bei den Festspielen von Floenz und Verona(1965,1973-74).
    Weitere Rollen von Sereni waren:Figaro in Barbiere,Jago,Malatesta,
    Tonio,Nabucco,Und Macbetto.


    Gruß, Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    danke für Deine Auskünfte. Jetzt bin ich schlauer.


    Wie schätzt Du seine Sangesleistungen ein?

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Norbert,
    hier meine unmaßgebliche Einschätzung von M.Sereni.
    Eine sehr schöne,technisch hervorragende Stimme im
    italienischen Fach,ähnlich wie R.Merrill,C.MacNeil oder
    S.Milnes,alles Nachfolger von L.Warren,aber sie besaßen
    alle nicht diesen individuellen Stimmklang wie Warren oder
    auch Gobbi und G.Becchi,jedoch man muß auch feststellen,daß es heute
    keinen Bariton wie die oben genannten mehr gibt.
    Also erfreuen wir uns auch an Sereni,Merrill,MacNeil und Milnes,
    die uns auf Tonträger überliefert sind.


    Gruß von Herbert,


    aus der Nähe von Köln.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    aufgrund Deine Vita wirst Du sicherlich differenziertere Beurteilungsmöglichkeiten von Singstimmen haben als ich zum Beispiel. Deswegen finde ich Deine Meinung alles andere als "unmaßgeblich". Ich finde sie sehr interessant, denn ich lerne gerne dazu.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Zitat

    Original von Norbert
    Zulegen werde ich mir auf jeden Fall diese Traviata-Aufnahme:




    Mich würde dann interessieren, wie dir diese Aufnahme, auch im Vergleich zu anderen Traviatas, gefällt - denn abgesehen vielleicht von Sereni ist die Besetzung recht kontrovers...

  • Ich glaube, mich erinnern zu können, daß Mario Sereni auch in seiner Glanzzeit als B-Sänger galt, trotz seiner Engagements an den großen Openhäusern. In einer Zeit, in der - zumindest nach meiner Meinung - im Verdi-Baritonfach eine Flaute vorherrscht, wäre man vielleicht froh, heute diesen "B-Sänger" erleben zu können.


    Das letzte Mal, das ich Mario Sereni hören konnte, war allerdings eher traurig. 1987 sang Luciano Pavarotti an der Hamburgischen Staatsoper in La Bohème, und die Besetzung war eindeutig von ihm bzw. von der Agentur seiner (damaligen) Frau Adua bestimmt : Anfänger oder Aufhörer. Als Marcello war Mario Sereni (geb. 1928!) angesetzt, doch Pavarotti schien mit der Leistung seines Kollegen nicht zufrieden gewesen sein und ließ ihn nach den Proben durch einen anderen Veteranen, durch Rolando Panerai, ersetzen. Vom ehemaligen Glanz in Serenis Stimme war nicht mehr viel übrig geblieben. Schade!


    Sune

  • Zitat

    Original von Philhellene


    Mich würde dann interessieren, wie dir diese Aufnahme, auch im Vergleich zu anderen Traviatas, gefällt - denn abgesehen vielleicht von Sereni ist die Besetzung recht kontrovers...


    Hallo Philhellene,


    das habe ich soeben hier getan.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Das letzte Mal, das ich Mario Sereni hören konnte, war allerdings eher traurig. 1987 sang Luciano Pavarotti an der Hamburgischen Staatsoper in La Bohème, und die Besetzung war eindeutig von ihm bzw. von der Agentur seiner (damaligen) Frau Adua bestimmt : Anfänger oder Aufhörer. Als Marcello war Mario Sereni (geb. 1928!) angesetzt, doch Pavarotti schien mit der Leistung seines Kollegen nicht zufrieden gewesen sein und ließ ihn nach den Proben durch einen anderen Veteranen, durch Rolando Panerai, ersetzen. Vom ehemaligen Glanz in Serenis Stimme war nicht mehr viel übrig geblieben. Schade!


    Sune

    Ich habe Mario Sereni 1988 in Berlin 7mal als Belcore an der Seite von Pavarotti und Panerai live erlebt. Die Stimme klang damals zwar sehr angegraut, dennoch präsentierte er sich als Bariton alter italienischer Schule, was für viele Besucher damals ein großes Erlebnis war. Wenn er zu dem Zeitpunkt erst 60 Jahre alt war, muss er recht früh angesungen gewesen sein.