Das Thema ist mir eingefallen, als ich in unserem Opernforum die Bemerkung über "Oh wie so trügerisch..." las: Gassenhauer.
Das mag schon stimmen - aber ebenso stimmt, dass fast jede eingängige Melodie, die ein "E-Musik"-Komponist erfindet und die so etwas wird wie ein musikalisches Allgemeingut, sofort als Gassenhauer abgestempelt wird und mitunter auch gleich unter Kitschverdacht gerät.
Die Opfer sind zahlreich. Ich nenne nur ein paar:
Mozart: Kleine Nachtmusik, 1. Satz
Beethoven: Na was schon... Die "Ode" natürlich. Aber auch der Anfang der 5. Symphonie
Wagner: "Treulich geführt..."
Verdi: "O wie so trügerisch...", "Lodern zum Himmel..."
Tschaikowskij: "Blumenwalzer"
Puccini: Musette-Arie
Strauss: "Zarathustra"-Anfang
Sogar das 20. Jahrhundert hat ein paar Beiträge zum Thema liefern:
Gershwin: "Summertime..."
Weill: "Und der Haifisch...", "O Moon of Alabama..."
Orff: "O Fortuna"
Rodrigo: Concerto d'Aranjuez
Chatschaturjan: Säbeltanz aus "Gayaneh", Adagio aus "Spartacus"
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Worum es mir geht, ist die Frage: Sind Melodien wie die genannten banale Gassenhauer und deshalb populär geworden - oder sind das einfach verdammt gute Melodien, die durch eine gnadenlose kommerzielle Ausbeutung ihres Potentials von Werbung, Festakten, Filmmusiken, Supermarktberieselung etc. totgespielt und damit banalisiert wurden?