Operette - Entwicklung und Anspruch

  • Liebe Forianer


    Dieser Thread ist nicht als Parallelthread zum "anderen" Operettenthread zu sehen - sondern als Ergänzung.
    Ich möcht mich hier ein wenig über die Operette und ihrer Geschichte unterhalten - wer hat sie erfunden - wie hat sie sich gewandelt - ihre Abgrenzung von der komischen deutschen Spieloper des 19. Jahrhunderts. - Offenbach-Strauß-Lehar.
    In welchen Ländern wird Operette gepflegt - in welchen exekutiert, in welchen negiert ?
    Was stört euch an der Operette - oder was liebt ihr daran ?
    Operette hatte quer durch die Zeit ihres Bestehens viele Liebhaber - auch unter den Sängern. Diese zu benennen und eventuelle Referenzaufnahmen - da plane ich einen eigenen Thread...


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aus der Alt-Wiener Volkskomödie, aus Opernadaptionen und französischen Vorbildern entwickelte sich die Operette Wiens.
    Die Protagonisten Franz von Suppé, Adolf Müller, Carl Binder und Carl Millöcker schufen die Basis für eine neue Art der Musikbühne. Ein Zusammenspiel von textierter Tanzmusik, kurzen Dialogen und Arien innerhalb eines Handlungsverlaufes, der vom tristen Alltag ablenkte.


    Johann Strauß begann erst 1871, elf Jahre nach "Das Pensionat" von Suppé und dreizehn Jahre nach Jaques Offenbachs Wientriumphen mit dem Komponieren fürs Theater. Er war besonders vorsichtig, denn ein guter Ruf war zu verlieren, er war der bekannteste Unterhaltungskomponist in Europa. So hielt er sich zurück, liess sich bitten von Sängern und Impresarios, doch erst seine Frau konnte ihn überzeugen. Er wurde zum Großmeister!


    Der Erfolg Offenbachs spornte ihn auch an. "Indigo" hatte 1871 Premiere (das Stück hat die umfangreichste Besetzung der Operettengeschichte und eine chaotische Handlung). Danach kam der "Carneval in Rom" 1873 und dann "Die Fledermaus" als Nummer 3, ein Geniestreich der Musikgeschichte.


    Die Fledermaus ist in 42 Tagen (und Nächten) entstanden. Allerdings sagt man, der Jean oder Schani (so wurde er genannt) hätte den Nachlass seines 1870 verstorbenen Bruders Josef geplündert. Man kann es nicht beweisen, ausserdem verdanken wir dann eben beiden die schönste aller Operetten. Vielleicht hatte er auch 'Helfer', denn die Originalpartitur besteht nicht nur aus einer Handschrift.


    Strauß komponierte nicht nach Librettis, sondern 'Stücke-Musik'. Bei der Fledermaus allerdings war der Ursprung das Stück 'Le Réveillon', in Paris ein Kassenschlager, verfasst von Henry Meilhac und Ludovic Halévy, zwei Offenbach-Librettisten. Das Stück war aber auch keine Erfindung dieser beiden Herren, sondern geht auf eine Vorlage zurück die wiederum aus Berlin kam und 'Das Gefängnis' hieß und von Roderich Benedix verfasst wurde. Genée, ohne den damals nichts ging in Wien, beteiligte sich am hohen Preis für die Aufführungsrechte und adaptierte gemeinsam mit Strauß die Geschichte für Wiener Verhältnisse, ohne Bezug zum Pariser Original.


    Vorab wurde schon Marketing betrieben. am 25. Oktober 1873 wurde der Czardas aus dem 2. Akt im Musikverein im Rahmen eines Konzertes aufgeführt. Die Premiere war am 5. April 1874 - Ostersonntag. Strauß dirigierte. Eisenstein Jani Szika war nicht der Typ des Wiener Lebemannes, auch über die Adele - Frau Charles-Hirsch herrschte geteilte Meinung und die Rolle des Frosch war angeblich total unzulänglich besetzt.


    Trotzdem großer Erfolg. Der Reinerlös von 1.550 Gulden floß der Kaiser-Franz-Josef-Stiftung zugunsten des Kleingewerbes zu. Strauß war schweissüberströmt.


    Die Presse war wie immer unterschiedlich. Die Musik wurde gelobt, das Textbuch fand weniger Zustimmung. Trotzdem - die Folgeaufführungen waren alle ausverkauft, danach rissen sich die ausländischen Bühnen um das neue Stück: Hamburg, Berlin und Budapest waren die ersten.


    Ein unlösbares Rätsel bleibt es, daß man für solche Worte Musik haben kann, daß nicht der Tongedanke, welcher im Kopf des Komponisten entsteht, lieber in nichts verhallt, ehe er derlei Platituden sich anschmiegt. Eduard Hanslick

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Hallo nala,


    ich habe da jetzt ein kleines Problem. Auf der einen Seite schreibst du, dass die Operette in 42 Tagen Komponiert wurde (als eine ziemlich scharfe Sache), auf der anderen soll der Czardas schon ein halbes Jahr vor der Premiere aufgeführt worden sein. Ich habe dunkel in Erinnerung, dass noch während der laufenden Proben zur Premiere fleißig komponiert wurde und das Werk so ziemlich in letzter Stunde fertiggestellt wurde (was ja auch den musikalisch notgedrungen ausgedünnten dritten Akt erklären würde). War also der Czardas ein früheres Werk, das in die Fledermaus übernommen wurde?


    Ich habe auch einmal aufgeschnappt, dass nach heutigem Wissensstand sehr viel größere Teile der Instrumentierung von Richard Genée stammen als lange angenommen wurde.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • ...sagte ich nicht, daß er bereits bestehende Fragmente, noch dazu - welche seines toten Bruders - verwendete?


    ich denke auch, dass es den Czardas schon gab und ich glaube auch, daß Genée sehr viel zum Gelingen dieser Operette beigetragen hat. Als Theaterpraktiker und als Kenner seiner Sänger wußte er viel über Singbarkeit und Wirkung auf das Publikum. Er war es beispielsweise, der im zweiten Akt eine Strauß-Melodie abänderte, weil sie im nicht genug "ins Ohr gehend" erschien. Genée überklebte die gesamte Partiturstelle, wo er hieß "Im Feuerstrom der REben erscheint die Welt so hold" und ersetzte die letzten fünf Worte durch ein "Trala lalalala". Später hat man dafür Strauß gerühmt und gemeint, er wolle so den aufsteigenden Rausch darstellen.


    Siehe "Duidu - Duidu"......

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Hallo Forianer,
    zum Thema Operette, habe ich folgendes dem Planet Vienna entnommen:


    Der Begriff "Operette" dürfte den meisten bekannt sein, doch wenige wissen wirklich, was er genau bezeichnet. Die Vermutung liegt nahe, dass der Begriff von der Oper abgeleitet ist. Das ist linguistisch korrekt, jedoch besteht inhaltlich ein grosser Unterschied. Operette heisst an und für sich nichts anderes als „kleine Oper“. Wohlbemerkt bezeichnete ein Grossteil der Musikschaffenden die Werke nicht als Operette, sondern vielmehr als „komische Oper“. Der Begriff Operette wurde mehrheitlich als Kunstbegriff der Verleger verwendet, was sich später durchgesetzt hat.


    Während die klassische Oper fast ausschliesslich Gesang und dramatisches Schauspiel beinhaltet, in dem eine korpulente Diva ihren Seelenschmerz zum Ausdruck bringt und gegebenenfalls im gleichen Atemzug dahinscheidet, ist die Operette durch und durch gespickt mit überwiegend fröhlichem Singsang, beschwingten Walzermelodien, Duetten, Polkas, Marschmusik und Tanz. Und der wichtigste Aspekt: theatralische Einlagen und oftmals längere gesprochene Passagen, die nicht selten das Publikum zum Lachen bringen. Die Form der Operette setzt sich meist zusammen aus einer Ouverture, 2-3 Akten und einem Finale.


    Ihren Ursprung hat die Operette in Frankreich und parallel dazu in Wien. Der Urvater und quasi Begründer der Operette war Jacques Offenbach mit seinem „Orpheus in der Unterwelt“. Bei Offenbach finden wir jedoch noch viele Elemente, die stark an die klassische Oper erinnern. Die typische Form der Operette entwickelte sich kurze Zeit später in Wien, wo zugleich die gefeiertsten Komponisten ihre unvergesslichen Werke schufen.


    Sehr oft sind die Operetten von folkloristischen Elementen geprägt. Zigeunermusik oder russische Tänze stellen vielfach einen wichtigen Teil dar, was unter anderem an der geographischen Lage Wiens und dessen Funktion als Tor zu Osteuropa liegen mag. Besonders in der Wiener Operette ist stets ein ähnliches Handlungsmuster zu erkennen: Meist verliebt sich ein Jüngling in eine schöne Dame, welche aber unerreichbar scheint. Und schon beginnen Intrigen, Fremdgehen, Verwechslungen, Irrtümer und Lügen. Aber am Schluss ist jeder im Besitze seiner Angebeteten, der alte Lüstling kehrt glücklich zu seiner Alten zurück, und alles ist wieder in Ordnung.


    Die Lieder in der Operette sind oft von scheinbar banalem textlichen Inhalt und wirken gelegentlich fast lachhaft, aber bei genauerem Hinhören widerspiegeln sie stets Situationen, mit denen jeder Mensch in seinem Leben früher oder später konfrontiert wird, was dem ganzen einen tieferen Sinn verleiht.


    Die sogenannte goldene Operettenära, welche Mitte 19. Jrh. begann,war geprägt von Franz von Suppé („Das Pensionat“, „Afrikareise“, „Boccaccio“...), Johann Strauss Jun. („Die Fledermaus“, „Eine Nacht in Venedig“, „Der Zigeunerbaron“, „Wiener Blut“, „Indigo“, „Cagliostro in Wien“, „Das Spitzentuch der Königin“, „1001 Nacht“...), Carl Millöcker („Der Bettelstudent“, „Gasparone“, „Die Dubarry“, "Der arme Jonathan"...), Richard Heuberger ("Der Opernball") und Carl Zeller („Der Vogelhändler“, „Der Obersteiger“...). Sie schufen Werke, welche noch heute zum Pflichtprogramm vieler Bühnen gehören, allen voran Strauss‘ „Die Fledermaus“. Als erste reine Wiener Operette gilt Suppés "Das Pensionat". Meist ist es nicht in primär die Handlung, welche den Werken einen grossen Erfolg bescherte, sondern der Reichtum an unvergesslichen Melodien. Wer kennt nicht die sympathische Christel von der Post oder den gekränkten Herrn, der die stolze Dame „ach, nur auf die Schulter geküsst“ hat. Aber würde Johann Strauss heutzutage öffentlich das Liebchen zum Trinken auffordern, da „Trinken die Augen hell macht“, so wäre ihm ein Konflikt mit dem Bundesamt für Gesundheitswesen sicher.
    Der inhaltliche Schauplatz vieler Operetten ist natürlich Wien, das damals als prächtige Kaiserstadt und Zentrum der Donaumonarchie einen einzigartigen Status hatte und nicht zuletzt eines der kulturellen Zentren der Welt war. Carl Zeller jedoch lässt seinen „Vogelhändler“ in der Pfalz am Rhein fungieren („Fröhlich Pfalz, Gott erhalt’s“), während Strauss‘ „Zigeunerbaron“ in der rumänischen Stadt Timisoara spielt und die lustige Witwe Madame Glawari Paris auf den Kopf stellt.
    Anfang des 20. Jrh. begann die silberne Operettenära. Hier finden wir eine grössere Anzahl von Vertretern. Die wichtigsten unter ihnen sind Franz Lehár („Die lustige Witwe“, „Giuditta“, „Paganini“, „Der Graf von Luxemburg“, „Das Land des Lächelns“, „Der Zarewitsch“...), Leo Fall („Die Dollarprinzessin“, „Der fidele Bauer“, „Die Rose von Stambul“...), Emmerich Kàlmàn („Gräfin Mariza“, „Die Czárdásfürstin“...) und Ralph Benatzky mit seinem sehr folkloristisch geprägten „Im Weissen Rössl“, in dem der gute Sigismund nichts dafür kann, dass er so schön ist. Ein Vertreter beider Operettenären war hierbei Carl Michael Ziehrer ("Die Landstreicher", "Der Fremdenführer", "Der Liebeswalzer"...). Er schrieb Operetten zu Strauss' Zeiten und auch später, als bereits Lehár bekannt geworden war.


    Franz Lehár hatte zweifellos das reichste Schaffen der silbernen Operettenära. Kein Komponist hat je eine solche Zahl an unvergesslichen Melodien hervorgebracht. Sein „Dein ist mein ganzes Herz“ wurde in fast jede Sprache der Welt übersetzt, und auch Evergreens wie „Lippen schweigen, s’flüstern Geigen“ finden sich in zahlreichen Formen auf so mancher Platte. Der Zeitgenosse Richard Strauss hat Franz Lehár kritisiert und ihn verachtend gar als „Strassenmusikant“ bezeichnet. SS-Führer Heinrich Himmler fuhr Strauss ins Wort, er solle endlich das dumme Geschwätz von ernster Musik unterlassen, denn Lehár habe die Massen und er (R. Strauss) nicht. Wohl das einzig zu billigende, was Himmler je von sich gegeben hat.
    Weitere namhafte Komponisten der silbernen Ära waren Oscar Straus, Edmund Eysler, Eduard Künneke, Robert Stolz, Nico Dostal, Rudolf Kattnigg oder der Berliner Paul Lincke. Hier dürfte Oscar Straus neben Edmund Eysler einer der wenigen gewesen sein, der es noch verstand, die typische Wiener Musik zu verwenden. Seinem Duett „Da draussen im duftigen Garten“ ist wohl eine der rührendsten Melodien unterlegt, die je ein Komponist ein einer Operette eingebracht hat. Daher ist dies auch gleichzeitig das berühmteste Lied aus seinem „Walzertraum“. Die Operetten Künnekes hingegen haben bereits sehr viele synkopische Elemente und gesprochene Lieder mit modernem Charakter. In dieser Zeit entstanden auch im übrigen Europa und in Amerika Operetten, die aber vermehrt dem Genre des Musicals ähneln und kaum mehr wienerisch anmuten. Der Übergang von der Operette zum Musical ist fliessend.


    Liebe Grüsse

  • Ich will ja eigentlich nicht immer mosern, obwohl das bei der Wiener Operette nicht unangebracht wäre (rein geographisch gesehen, natürlich nur).


    Da ich ein eigenes Operettenkompendium in Arbeit habe, traue ich mir aber zu, einiges zu wissen, manches vielleicht sogar besser als es bislang hier steht.


    So finde ich den (zitierten?) Text von Musica sehr hilf- und aufschlussreich und auch weitestgehend richtig (Bewertungen sind selten einfach "richtig" oder "falsch"), soweit er die Wiener Operette betrifft, aber der Ursprung der Operette scheint mir doch arg aus der Wiener Perspektive geschildert. So war Offenbachs erste Operette keineswegs "Orpheus in der Unterwelt", sondern der Einakter LES DEUX AVEUGLES (DIE BEIDEN BLINDEN). Um dieser einaktigen Länge willen erhielten die Nachfolger dieses Werkes auch den Namen Operette, d.h. Operchen, nachdem Adolphe Adam seinen Einakter LES PANTINS DE VIOLETTE, den er übrigens im Auftrag Offenbachs komponierte, als solche bezeichnet und Offenbach den neuen Begriff sofort übernommen hatte. Die ersten Wiener Operetten hatten also ein klares Vorbild, von dem sie auch die Gattungsbezeichnung übernahmen.


    Wenn dieser Strang hier aber ausschließlich der Wiener Operette gelten soll, wie es den Anschein hat, dann hätten zahlreiche der besten Operetten, die auch in musicas Operettenrätseln vorkommen (zuletzt Audrans LA POUPÉE), hier nichts zu suchen. Gleiches gälte dann für die englischen Operetten Gilbert and Sullivans, ihre Schwester, die Zarzuela, ganz zu schweigen von den vielen Musicals, die verkappte Operetten sind, etc. etc. Das wäre eigentlich schade.


    Oder seht Ihr das anders?


    :motz: Rideamus

  • Zitat

    Original von Rideamus


    Da ich ein eigenes Operettenkompendium in Arbeit habe, traue ich mir aber zu, einiges zu wissen, manches vielleicht sogar besser als es bislang hier steht.
    :motz: Rideamus


    Hallo Rideamus,


    es hätte mich auch gewundert, wenn du hier nicht dein Veto eingelegt hättest. Darum bin ich sehr gespannt auf dein eigenes Operettenkompendium, falls du es veröffentlichst.


    Dieser Artikel von mir ist dem Planet Vienna entnommen, doch auch dort muss ja nicht unbedingt alles richtig sein.
    Desto mehr freue ich mich über die Ausführungen von Redamus und ich wage nicht zu bezweifeln, dass sie besser sind als die, aus dem Planet Vienna.


    Liebe Grüsse

  • Paris, Wien, Berlin - Eine kleine Geschichte der Operette
    Das 19. Jahrhundert: Ein neues Genre entsteht
    Regie: Gilles Nadeau
    (Frankreich, 2008, 52mn)
    ARTE F


    Montag, 19. Januar 2009 um 22.35 Uhr auf arte


    Wiederholungen:
    22.01.2009 um 06:00
    25.01.2009 um 06:05
    29.01.2009 um 06:00
    03.02.2009 um 06:00
    Paris, Wien, Berlin - Eine kleine Geschichte der Operette


    Zitat

    Im 19. und 20. Jahrhundert haben Frankreich, Österreich und Deutschland eine gemeinsame Kultur der "leichten Muse" vorzuweisen. Die Bedeutung der wichtigsten Operetten-Zentren wechselt zwischen Paris und Wien, zwischen Wien und Berlin. ARTE erzählt in einer zweiteiligen Dokumentation die 150 Jahre alte Geschichte dieses leichten Genres, das auf unseren Theaterbühnen in den vergangenen Jahren wieder in Mode gekommen ist.


    Jedes Land hat sein eigenes Operettenrepertoire. Doch man kann die Operette auch als europäisches Genre begreifen, denn die meisten großen Erfolge kamen in allen europäischen Hauptstädten zur Aufführung. Im 19. Jahrhundert gab Paris den Ton an, Anfang des 20. Jahrhunderts waren es Wien und Berlin.
    Von der Mitte des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in Frankreich, Deutschland und Österreich eine gemeinsame Vorliebe für "leichte Musik", deren Zentrum sich im Laufe des Jahrhunderts von Paris nach Wien verlagerte. Untrennbar verbunden mit diesem Genre sind die Namen Offenbach, Strauß, Lehár, Reynaldo Hahn und viele andere.
    Die zweiteilige Dokumentation erzählt die Geschichte der Operette aus deutsch-französischer Perspektive und beleuchtet dabei den vielfältigen künstlerischen Austausch in einer durch Konflikte und Kriege erschütterten Zeit.
    Auf der Reise zwischen Frankreich, Österreich und Deutschland schöpft der Film aus deutschen und französischen Film- und Tonarchiven sowie aktuellem Bildmaterial, das durch Ausführungen und Anekdoten von Operettenspezialisten ergänzt wird - Daniel Hirschel und Charles Kálmán für Deutschland, Jean-François Kahn und Robert Pourvoyeur für Frankreich.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hier der Hinweis, dass diese Sendung in diesem Monat mehrfach im ZDF-Theaterkanal wiederholt wird.


    Hier die Termine:
    Mo, 03.08.2009 11:35 Uhr(55 min.)
    Di, 04.08.2009 21:00 Uhr
    Mi, 05.08.2009 16:35 Uhr
    Sa, 08.08.2009 11:35 Uhr
    So, 09.08.2009 21:00 Uhr
    Mo, 10.08.2009 16:35 Uhr
    Sa, 15.08.2009 16:35 Uhr
    Do, 20.08.2009 11:35 Uhr
    Fr, 21.08.2009 21:00 Uhr
    Di, 25.08.2009 11:35 Uhr
    Mi, 26.08.2009 21:00 Uhr
    Do, 27.08.2009 16:35 Uhr
    So, 30.08.2009 11:35 Uhr
    Mo, 31.08.2009 21:00 Uhr


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Forianer,


    wie mir scheint, ist dieser Thread fast abgestorben, vielleicht kann ich ihn ja ein wenig wiederbeleben.


    Zitat

    Ich möcht mich hier ein wenig über die Operette und ihrer Geschichte unterhalten - wer hat sie erfunden - wie hat sie sich gewandelt - ihre Abgrenzung von der komischen deutschen Spieloper des 19. Jahrhunderts. - Offenbach-Strauß-Lehar.


    wer die Operette erfunden hat, ist noch relativ einfach zu beantworten. Es war Offenbach, eigentlich vor ihm noch Hervé, aber man kann sich durchaus auf Offenbach einigen. Nachdem seine Werke auch in Wien sehr erfolgreich aufgeführt worden waren erkannte man aber, dass man eigentlich gar nicht das Personal hatte, um diese typisch französiche Art der Übertreibung darstellen zu können. Man suchte daher eine "Wiener Lösung" und fand sie in Franz von Suppé, der bis dato schon über 20 Jahre lang Musik für die Wiener Volkskomödie geschrieben hatte. Aus einer Mixtur aus Volkstheater, Oper und eben jenem französischen Vorbild "entwickelte" Suppé dann die Wiener Operette, die 2010 übrigens 150 Jahre alt wird, denn als erste Wiener Operette gilt der am 24. November 1860 uraufgeführte Einakter "Das Pensionat". Es steht leider zu befürchten dass das offizielle Wien davon nicht Kenntnis nehmen will.


    Die Abgrenzung zur komischen Oper ist schon viel schwieriger zu beantworten. Gerade Suppé wurde schon immer zu Lebzeiten auch vorgeworfen, zu sehr mit der Oper zu liebäugeln und er wollte auch davon nicht lassen, denn gerade seine Spätwerke nähern sich immer mehr dem Opernhaften zu. Johann Strauß wollte mit seinen Werken unbedingt den Spung an die Volksoper schaffen. Auch Offenbach hat seine abendfüllenden Werke nicht mehr Operette sondern operá bouffe genannt.


    Der Textdichter der Wiener klassischen Operette Richard Genée soll einmal geäußert haben, dass er es als seine Aufgabe angesehen habe, die Operette wieder zur komischen Oper zurückzuführen.


    Über das, was eine Operette im Unterschied zur komischen Oper ausmacht, sind schon viele Abhandlungen geschrieben worden. Aber auch die hier schon zitierte Sendung "Paris, Wien, Berlin - Eine kleine Geschichte der Operette" war da nicht wirklich eine Hilfe. Teilweise sind die Unterschiede doch recht fließend.


    Ich versuche mal, es mir einfach zu machen. Eine Operette ist, zumindest bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein, daran zu erkennen, für welche Theater sie geschrieben wurde. Offenbachs Werke wurde für sein eigenes Theater (und nicht für die Operá Comique), die Wiener Operetten wurden für die Vorstadttheater (und nicht für die Volksoper) und die Berliner Operetten wurden für Revuetheater und ähnliche geschrieben.


    :pfeif: Uwe

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose

  • Ja.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    In welchen Ländern wird Operette gepflegt - in welchen exekutiert, in welchen negiert ?


    Die Operette ist tot, zumindest in Deutschland. Wichtigstes Indiz - was heißt Indiz - wichtigster Beweis hierfür ist die Tatsache, dass seit den 1950er Jahren keine neuen Operetten mehr geschieben wurden. Das Musical hat die Operette vollständig erledigt.


    Daneben waren es die unsäglichen Fernsehbearbeitung der 1950er Jahre, die der Operette mit grandiosen Verschlimmbesserungen den Garaus gemacht haben. Und dieser Tage sind es die Stars der Volksmusik, die der bereits Toten noch den unnötigen letzten Todesstoß versetzen.


    Ein weiteres Indiz ist die Tatsache, dass es in den deutschen Rundfunkanstalten gerade mal noch zwei Sendungen pro Woche zum Thema Operette gibt, und diese sind noch weitgehend zersetzt durch Operettenfremdes wie Oper, Filmmusik, alte Tonfilmschlager und Musical. Bezeichnenderweise hat man eine dieser Sendungen, den Operettenboulevard in BR1 erst vor kurzem von der ursprünglichen Sendezeit Samstag 21-22 Uhr auf 22-23 Uhr nach hinten verschoben.


    Wenngleich sich auch die Operette in den deutschsprachigen Theatern noch einiger (manche behaupten sogar steigender) Beliebheit erfreut, so gibt es doch Städte wie Stuttgart, die absolut operttenfeindlich sind. Auch Karlsruhe bringt es pro Spielzeit gerademal noch auf eine Operette und in der näheren Umgebung sieht es nicht besser aus.


    Und zu guter Letzt zeigt auch dieser Thread, dass Operette nur noch ganz wenig Zuspruch hat. Die ersten drei Beiträge stammen vom gleichen Tag im Jahr 2006. Der nächste Beitrag ließ dann 1 1/4 Jahre auf sich warten und in diesem schleppenden Turnus ging es dann weiter. Der vorletzte Beitrag antwortet auf einen 2 1/2 Jahre zurückliegenden Beitrag mit einem einzigen Wort!


    Auch Themenstarter Alfred hat sich außer seinem Eröffnungsbeitrag hierzu nie wieder zu Wort gemeldet.


    :(Uwe

  • Zitat

    Die Operette ist tot, zumindest in Deutschland. Wichtigstes Indiz - was heißt Indiz - wichtigster Beweis hierfür ist die Tatsache, dass seit den 1950er Jahren keine neuen Operetten mehr geschieben wurden. Das Musical hat die Operette vollständig erledigt.


    Ach das ist ein ausführliches Thema.
    In Österreich ist die Operette nicht tot, aus meiner Sicht wird in Deutschland Operette "mißverstanden" und "mißinterpretiert" - zumindest mehrheitlich - wobei ich mich zu erinneren glaube, daß das Staatstheater am Gärtnerplat (München ) einst hervorragende Aufführungen bot.


    Daß keine Operetten mehr geschrieben werden ist richtig, ebenso wie keine Belcanto-Opern mehr geschrieben werden, aber sie wurden allmählich durch das musikalisch Lustpiel der 20er und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts abgelöst.
    Dennoch sehe ich die Operette nicht als tote, sondern als museale Kunstform an.


    Zitat

    Daneben waren es die unsäglichen Fernsehbearbeitung der 1950er Jahre, die der Operette mit grandiosen Verschlimmbesserungen den Garaus gemacht haben. Und dieser Tage sind es die Stars der Volksmusik, die der bereits Toten noch den unnötigen letzten Todesstoß versetzen.


    Ganz richtig !!"Regietheater für die Operette" könnte man zynisch sagen- aber das war meines Wissens eine Tendenz die es nur in Deutschland gab (Siehe mein Statement weiter oben im Text)


    ES gibt sicher operettenfreundliche und operettenfeindliche Städte, das wird vermutlich von den Intendanten abhängen...


    Zitat

    Und zu guter Letzt zeigt auch dieser Thread, dass Operette nur noch ganz wenig Zuspruch hat. Die ersten drei Beiträge stammen vom gleichen Tag im Jahr 2006. Der nächste Beitrag ließ dann 1 1/4 Jahre auf sich warten und in diesem schleppenden Turnus ging es dann weiter. Der vorletzte Beitrag antwortet auf einen 2 1/2 Jahre zurückliegenden Beitrag mit einem einzigen Wort!


    Dieses Forum ist mit Sicherheit kein allgemeiner Gradmesser von Popularität, bzw deren Gegenteil.
    Computerfreak- Klassikfreak und Internetfreak - das ist eine seltene Mischung - die Akzeptanz, bzw Begeisterung für die Operette ist sicher weitaus höher, als die Teilnahme an Operettenthreads in diesem Forum vermuten lassen.


    Operette ist für Regietheater weitgehin ungeeignet - ein weiterer Minuspunkt auf der Checkliste


    Und wenn irgendwo der Ausspruch fällt "Operette ist Oper für Dumme"
    dann darf man sich nicht wundern wenn allgemeine Zurückhaltung beim Verfassen von Beiträgen zum Thema Operette geübt wird.....


    Die jährlich in Mörbisch /Burgenland stattfindenden Operettenfestspiele auf der Seebühne faszinieren jährlich etliche tausend Zuschauer Live und ein Mehrfaches an den Bildschirmen....



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meine "Theaterzeit" ist lange vorbei. An anderer Stelle dieses Forums begründete ich das mal mit mir unverständlichen Regiearbeiten, die ich nicht mehr goutieren wollte. Aber ich erinnere mich noch an mein erstes Theaterabo, das in der Spielzeit 1959/1960 begann und für das ich noch die Erlaubnis meiner Eltern brauchte. In meiner Heimatstadt gab es damals noch ein Mehrspartentheater, das (heute leider nicht mehr) auch eigene Operetteninszenierungen herausbrachte. Diese Aufführungen fanden stets ein großes Interesse. Das für mich - aus heutiger Sicht - Besondere war, daß die Solisten zugleich in der Oper und der Operette sangen. Da gab es noch keine "Berührungsängste". Allerdings hatte die Sparte "Operette" einen eigenen Kapellmeister.


    Ich erinere mich an einen grotesken Streit, der, Anfang der sechziger Jahre war's, sogar den Weg in die Zeitungen fand: Für eine Neuinszenierung der "Fledermaus" wollten sowohl der Opern- als auch der Operettenkapellmeister am Pult stehen! Lang ist's her! Heute spielt, wie ich von Freunden weiß, die Kunstform Operette dort kaum eine Rolle mehr; an die Stelle trat, wie kann es anders sein, das Musical.


    Die Frage, ob die Operette noch eine Zukunft hat, möchte ich gerne bejahen wollen, habe aber auch so meine Zweifel. Die schon richtig benannten "Verschlimmbesserungen" des Fernsehens der fünfziger und sechziger Jahre hat da wirklich Unseliges geleistet. Dabei hatte der damalige NWDR-Rundfunk (bevor er in den NDR und den WDR aufgespaltet wurde) gute Operettensendungen mit Dirigenten wie Franz Marszalek, Wilhelm Schüchter oder Wilhelm Stephan gebracht. Daß diese Sendungen allerdings dem Zeitrahmen des Rundfunks angepaßt werden mußten, bedingte oftmals streibare Kürzungen. Schade, daß das gute Hörfunk-Konzept nicht ins neue Medium Fernsehen Eingang fand.


    Übrigens kann der interessierte Operetten-Freund die alten Rundfunk-Aufnahmen heute wieder genießen: Membran hat etliche Einspielungen auf CD veröffentlicht.


    Zurück zum Thema: Ich meine, wenn sich Theaterverantwortliche ernsthaft an die Kunstform Operette heranwagen würden, würde auch das Interesse beim Publikum wachsen. Es darf nur kein modernes "Regietheater" dabei herauskommen - dann geht das geneigte Publikum genauso schnell wieder laufen!

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich fürchte, daß man der Operette auf vielen deutschen Bühnen nicht mehr sehr viel Leben einhauchen können wird - das liegt nicht nur an der Abneigung mancher Intendanten, angeblich banale Stoffe auf die Bühne zu bringen, sondern an dem simplen Faktum, daß eine Operette nicht nur -im Idealfall sehr schöne!- Musik hat, sondern auch eine gewaltige Menge Text. Wenn man dafür sehr gut deutschsprachige Sänger hat, gleich welcher Herkunft, mag man noch eine Aufführung hinbringen, die sich nicht nach fremdsprachlichem Schülertheater anhört; aber sobald sich die Sänger mit dem Text abmühen müssen, gehen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit verloren, die bei einer Operette essentiell für gutes Gelingen sind (von Werken wie Land des Lächelns mal abgesehen, da kann man mit einem japanischen oder koreanischen Tenor sicher punkten...). Und kann man erwarten, daß ein Sänger neben seinen gesanglichen Qualifikationen auch noch die Fähigkeit haben muß, in einer fremden Sprache quasi Sprechtheater zu machen? Nicht jeder Sänger ist ein Christoph Waltz, der das (s. Inglorious Basterds) in 5 oder 6 europäischen Sprachen schafft...


    Die Belastbarkeit meiner These kann man im nicht deutschsprachigen Ausland erproben, wo die Operette fester Bestandteil der Opernspielpläne ist, nur eben in Übersetzung und mit "einheimischem" Personal - s. z.B. das Operettentheater in Moskau, das in der Saison wöchentlich 2-3 mal vor vollem Haus alles gibt, was die Operettenliteratur zur Verfügung stellt (übrigens werden Regisseure, die das Wort Regietheater auch nur schreiben können, dort sofort an den Wolgastrand verbannt 8)).Oder Budapest. Oder jede französische Provinzstadt.


    Grüße!


    Honoria

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Zitat

    Dennoch sehe ich die Operette nicht als tote, sondern als museale Kunstform an.


    Mit dem Begriff museale Kunstform kann ich mich anfreunden. Das deckt sich auch in etwa mit einem Artikel, den ich auf der Seite des Gärtnerplatztheater gefunden habe (allerdings schon von 1990).


    http://www.kultur-fibel.de/The…E4rtnerplatz,Muenchen.htm


    Zitat

    Operette ist für Regietheater weitgehin ungeeignet - ein weiterer Minuspunkt auf der Checkliste


    Ich möchte ja nicht dazu beitragen, dass die Regietheaterdiskussion aus dem anderen Thread hier rüber schwappt - dennoch gibt es so was leider auch bei Operetten.


    Die Staatsoperette Dresden bringt derzeit eine modernisierte Fassung des Boccaccio auf die Bühne. Da werden die Novellen Boccaccios in Klatschgeschichten heutiger Regenbogenpresse umgeformt, die Handlung in ein Hotel verlegt, und die drei männlichen Hauptpersonen tragen ihre Serenade als Karaoke-Schlager mit Mikrophon vor. Die Regie wurde einer Anfängerin , der jungen Choreographin Silvana Schröder übertragen und ist bewusst auf Tänzerisches angelegt.


    Und hier ein Ausschnitt aus einer Pressemitteilung zur einer Pforzheimer Zigeunerbaron Inszenierung:


    Zitat

    Widder lässt das Geschehen in der Strauß-Zeit spielen, wozu ihm Ausstatterin Sibylle Schmalbrock die Männer als Nestroy’sche Schwadroneure und sittenstrenge Gehrockträger und die Damen als ein Abbild der in ihren späten Jahren im schwarzen Trauerflor ausschreitenden Kaiserin Elisabeth gekleidet hat. Die bis in die Zeit der Türkenkriege zurückreichende buntscheckige Handlung wird der feinen Wiener Gesellschaft auf Theaterbuden vorgeführt, wie sie bei den Ausflügen in den Wurstelprater zu bestaunen waren. Der Kunstgriff erlaubt Widder, die Handlung mit den patriotisch lodernden Werbegesängen und der bedingungslosen Hingabe an die Habsburger mit Ironie zu umgarnen, das Zigeunerische als wohlfeile Jahrmarktsattraktion auszustellen und das Spiel mit historischen Versatzstücken im Sinne der beliebten Wiener Maskeraden als k.u.k. Scharade zu begreifen. (...)


    Hier findet doch meines Erachtens eine Umdichtung des Werkes statt, die den (häufig auch kritisierten) Pathos des Zigeunerbaron als so nicht beabsichtigt umdeuten will.


    :O Uwe

  • OPERETTE LEBT !


    Wenngleich auch etwas im Verborgenem. Die Besucherzahlen von Mörbisch sind ein Statement für die Operette, genauso die Auslastung des Badener Stadtheaters, wo ein gutteil der Besucher aus Wien stammt.


    Auch an der Wiener Volksoper tut sich wieder etwas ! Gottseidank !


    Nur der ORF zeigt sein DESSINTERESSE ganz öffentlich, es gibt im Radio mit Ausnahme von Feiertagen (!) - 60 Minuten lang - keine Operette mehr. Das ist traurig und auch unwürdig.


    Trotzdem liebe Grüße aus Wien vom
    Operngernhörer :hello:

  • Ich möchte heute gerne einmal diesen Faden wieder aufnehmen. Lange habe ich mich hierzu nicht mehr gemeldet, weil


    a) mir hierzu nichts mehr neues einfiel
    b) hier ohnehin keine Resonanz zu diesem Thema vorhanden war.


    Jetzt ist mir zu dieser Fragestellung doch noch das eine oder andere in den Sinn gekommen:


    Zitat

    Original von Alfred zur Themeneinführung
    wer hat sie erfunden - wie hat sie sich gewandelt - ihre Abgrenzung von der komischen deutschen Spieloper des 19. Jahrhunderts. - Offenbach-Strauß-Lehar.


    Im Unterschied zur Spieloper ist die Operette vor allem ungezogen, respektlos, teilweise vulgär und häufig auch frivol. Einige dieser Eigenschaften hat sie von den französischen Vaudevilles übernommen, aus denen erst Hervé, dann Offenbach die Operette entwickelten. Die Frivolität entstammte dabei der Gesellschaftsschicht, welche die populär gewordenen Stücke Offenbachs vorzugsweise besuchten, dem alteingesessenen französische Adel, der ganz einfach so war, wie ihn Offenbach und seine Librettisten bespöttelten. Dabei nahmen sowohl die Schöpfer als auch die Darsteller der Operetten nicht selten an diesem vorgeführten Treiben selbst teil; wie auch das Publikum belachten sie sich sozusagen selbst.


    Operette ist oder war zumindest in ihren Anfängen auch immer tagesaktuell, selbst dann, wenn sie sich historischer, ja sogar antiker Stoffe annahm. Offenbachs berühmte Antik-Operetten, der Orpheus und die schöne Helena nehmen ja einerseits den in ihrer Entstehungszeit weit verbreiteten „Klassizismus“ in der Oper samt ihrer ausladenden hochdramatischen Massenszenen aufs Korn und sind andererseits gespickt mit Anspielungen auf die damals Regierenden, vornehmlich Napoleon III. und seine Frau Eugenie. Zur Aktualität und somit zu einem weiteren Unterscheidungsmerkmal zur Spieloper gehört auch die Verwendung von Couplets und Chansons sowie jeweils moderner Tanzformen, jeweils Zutaten, die zumeist von den Vertretern der angeblich hehren (höheren) Kunst verpönt waren. Überhaupt kann man die bevorzugte Verwendung von Tanzrhythmen, auch dann, wenn gar nicht getanzt wird, als eines der charakteristischen Merkmale von Operetten ansehen.


    Frivolität und politische Satire wurden in der Wiener Operette schon zu Suppés Zeiten gegenüber dem französischen Vorbild etwas abgeschwächt. Das lag zum einen an einer möglicherweise schärferen Zensur und zum anderen an der weniger aggressiven Mentalität der Wiener Künstler. Allerdings galten auch Suppés frühe Operetten, vor allem durch verstärkten Einsatz von Hosenrollen (heute kaum noch vorstellbar) als sehr frivol. Aber auch die Geschichten hatten es teilweise noch in sich, man denke nur an die durch und durch verkommene Gesellschaft in der Fledermaus, an die tolldreisten erotischen Abenteuer des Boccaccio oder das verzwickte erotische Katz- und Mausspiel in der Nacht in Venedig. Die Erotik hat die Operette, von einigen biederen Heimatoperetten abgesehen, fast bis zum Schluss beibehalten. Erst durch die sich prüde gebenden Nationalsozialisten wurde die Operette sozusagen „jugendfrei“, ein Einstellung, die sich dann auch im Nachkriegsdeutschland noch bis zum bitteren Ende der Operette erhalten hat.


    Musikalisch gesehen hatte die Operette in ihren Anfangszeiten, außer der genannten Verwendung aktueller oder auch „gemeinerer“ Musikformen wenig Unterschiede zur Spieloper, genossen doch die Komponisten die gleiche Ausbildung als ihre Kollegen von der Oper. Die Schere ging meines Erachtens erst in der sog. „Silbernen Epoche“ der Operette ab etwa 1900 weiter auseinander, in der sich die Operette einem immer breiteren Publikumsgeschmack zuwandte während gleichzeitig die Oper, mit Ausnahme vielleicht von Puccini, der deswegen ja oft auch in Kritik stand, sich immer mehr in eine avantgardistische und daher auch elitärere Richtung bewegte.


    Stark vereinfacht könnte man auch sagen, die Spieloper vertont eher eine Komödie, während die Operette doch viel stärker kabarettistische Einschläge hat und von daher auch die häufigen stereotypen Überzeichnungen gerechtfertigt wenn nicht gerade zwingend sind.


    :) Uwe

  • Zur häufig gestellten Frage: Oper oder Operette habe ich hier einen interessanten Beitrag gefunden:


    Zitat

    Aus einer Produktbeschreibung von Naxos zur Operette Jabuka


    Zwischen den beiden Librettisten kam es schon bald zum Zwist. Max Kalbeck versuchte, Johann Strauß auf eine Oper hinzulenken, während sich Gustav Davis bemühte, den Komponisten auf klassischem Operettenkurs zu halten. Schließlich war es mit der Zusammenarbeit der beiden Textdichter vorbei, und Strauß saß zwischen zwei Stühlen. Das Resultat war einerseits zwar ein schwaches Libretto, andererseits aber in musikalischer Hinsicht ein äußerst interessantes Werk – teils Oper, teils Operette. Nach der Ansicht von Professor Christian Pollack handelt es sich dabei um ein exzellentes Stück: Nach seinen Worten hätte man nach der Entfernung der Couplets eine ausgewachsene Oper mit großen Ensembles und den schönsten Chören, die Strauß je geschrieben hat. Was nun wiederum die Couplets angeht: Sie müssen für Girardi das pure Vergnügen gewesen sein, denn sie sind schlicht unwiderstehlich.


    Aus diesem Zitat kann man Zweierlei entnehmen: zum Ersten, dass die damaligen Schöpfer der Werke sehr wohl zwischen Oper und Operette zu unterscheiden wussten. Zum Zweiten, dass die Verwendung von Couplets, die ja ursprünglich aus dem Wiener Volkstheater entstanden sind, eines der typischen Merkmale für eine Operette waren.


    :) Uwe


    P.S. Der komplette Text zu dem Zitat findet sich hier

  • So lautete der Titel eines SWR2 Forums heute nachmittag:


    Es diskutierten: Detlef Brandenburg - Chefredakteur des Theatermagazins "Die Deutsche Bühne", Prof. Dr. Volker Klotz - Literaturwissenschaftler, Stuttgart, Dr. Dieter David Scholz - Musikkritiker, Berlin
    Gesprächsleitung: Ursula Nusser


    Für alle Interessierten nachzuhören hier .

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  • Hallo lutgra,


    danke für den Hinweis. Die Diskussion war sehr aufschlußreich.


    Bemerkung am Rande: Seite Jahren durchforste ich das Radioprogramm nach Operettensendungen. Beim SWR2 bin ich nur alle Jubeljahre mal fündig geworden und habe das inzwischen dort aufgegeben. Und dann kommt plötzlich wieder so eine Sendung!


    Vor fünf Jahren habe ich mal an den SWR2 bezüglich Operettensendungen geschrieben und darauf folgende Antwort (Auszug) erhalten:


    Zitat

    danke für Ihr Mail, in dem Sie sich für die Operette stark machen. In der Tat ist es um diese Gattung bei uns nicht gut bestellt. Das hat verschiedene Ursachen, vielleicht fehlen in den Redaktionen die Fachleute, die sich damit auskennen, vielleicht fehlen aber auch die guten bzw. interessanten Aufnahmen, die wieder auf diese Kunstform neugierig machen. Was SWR2 angeht, so kommt hinzu, dass alle Musiksorten, die in den anderen Programmen nicht mehr gefragt sind, irgendwann bei uns landen. Da ist das Gedrängel groß, abgesehen davon, dass wir unsere klassischen Gebiete weiterhin mit Sorgfalt zu pflegen versuchen


    :) Uwe

  • Nachfolgender Text stammt nicht von mir, aber er deckt sich doch ziemlich mit meiner eigenen Einschätzung, nur würde ich es teilweise nicht ganz so harsch formulieren. Gefunden habe ich den Text im Booklet einer Sampler CD "Raritäten Folge 2", die sinnigerweise in der Hauptsache Musiktitel aus der solchermaßen kritisierten Operettenepoche enthält.


    Zitat

    ...War die Operette in ihren Anfängen noch als leichtgeschürzte kleine Schwester der Großen Oper aufgetreten, wurde sie im Verlauf ihrer weiteren Entwicklung mehr und mehr ein reiner Schlager- und - mit einem heutigen Wort - Schnulzenlieferant. Die parodistischen und gesellschaftliche Verhältnisse karikierenden Anteile traten in den Hintergrund oder verschwanden ganz. Anders gesagt: der Witz ging verloren.


    Zunehmend betroffen von dieser Entwicklung waren die an Uraufführungen besonders reichen ersten drei Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts (Anm.: der Text stammt aus dem 20. Jahrhundert). Damals begann, was man später "das silberne Zeitalter der Operette" nennen sollte. Die meisten in der hier vorgelegten Zusammenstellung vertretenen Werke erlebten ihre Premiere in jener Epoche...


    Ich weiß, dass ich mich jetzt hier auf glattes Eis begebe.


    :untertauch: Uwe

  • Ich habe mir am Sonntag in Duisburg die Dollarprinzessin angetan. So in die Länge gezogen hat sich das noch nicht mal bei einer Tristan und Isolde Aufführung. Es wirkte alles gewollt auf komisch gemacht und bei den Buffo Paaren habe ich immer das Gefühl das sie zu Volldeppen gemacht werden die gar nicht mehr in unsere heutige Zeit passen. An der komischen Oper in Berlin habe ich von Abraham den Ball im Savoy gesehen und das war wirklich unterhaltsam und lustig . Das Problem ist das Regisseure Operette inszenieren die davon überhaupt keine Ahnung haben und immer meinen Operette muss lustig sein und darf nicht zu ernsthaft sein,

  • Operette - dieser Thread hat bis jetzt 6756 Seitenaufrufe - man mag einwenden, daß das für seine Laufzeit gar nicht viel ist, aber, für einen Thread an dem angeblich kaum jemand Interesse hat ist das doch ganz beachtlich.


    Ich habe mir die verschiedenen Definitionen von "Operette" weiter oben flüchtig durchgelesen - und muß sagen , daß sie alle stimmen - aund auch wieder nicht. Operette lässt sich genausoschwer definiern, wie beispielsweise Oper. Was hat eine Barockoper mit einer des Verismo gemeinsam ? Mozart-Opern vs Wagner ? Belcanto und Verdi mit deutscher oder französischer Spieloper, von den Opern des 20. Jahrhunderts ganz zu schweigen.
    Dennoch gibt es eine "allgemeine" Vorstellung von "Oper" - aber auch von Operette. Und beide sind natürlich nicht richtig, zumindest nicht allgemeingültig. Die "freche" Operette wird ja von manchen Anhängern der "Wiener Operette" eher als "Klamauk" empfunden - die "klassische" Operette wird von einigen in die Nähe der Oper gestellt - oder aber verniedliche, primitivisiert, popularisiert. Es ist IMO gut und richtig, daß heute keine Operetten mehr komponiert werden, die letzten ihrer Art hatten schon kein Publikum. Aber es gibt genügend einst bekannte Operette und auch zahlreiche gute, die niemals wirkich bekannt waren. Derzeit sehe ich eine traurige und eine positive Entwicklung einhergehen. Einerseits ist durch den Abgang von Harals Serafin ein wirklicher und aktiver Fürsprecher der Operette in Pension gegangen, die erste Mörbischer Inszenierung ("Bettelstudent") unter seiner Nachfolgerin lässt für die Zukunft böses ahnen. Die heurige Vorstellung ("Anatevka") kenne ich nicht - sie ist aber auch keine Operette, schon einmal hat ein Vorgänger von Serafin, Rudolf Buczolich, versucht in Mörbisch Operette durch Musical zu ersetzen - und ohne unhöflich sein zu wollen, finde ich, daß er damit gescheitert ist.


    Kommen wir zum positiven Aspekt. Seit einigen Jahren erscheinen immer wieder Neuauflagen historischer Opernproduktionen - aber nicht nur das: Cpo - und teilweise auch Naxos bringen seit geraumer Zeit Neuaufnahmen auf den Markt - und zwar durchwegs von Werken, welche nicht allzubekannt sind - euphemistisch gesprochen......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist IMO gut und richtig, daß heute keine Operetten mehr komponiert werden, die letzten ihrer Art hatten schon kein Publikum.


    Lieber Alfred,


    da erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein. Ich denke, es wäre durchaus möglich, die Operette wieder zum Leben zu erwecken - wenn es wirklich einen ambitionierten, taleniterten jungen Musiker gäbe, und einen genialen Textdichter, der es sich zur aufgabe machte, aus dem vermeintlich bekannten Genre etwas Neues zu machen.
    Dazu würde natürlich gehören, dass man sich nicht nur zum Schnulzenlieferanten macht - wobei da das Musical, das heutzutage so erfolgreich ist, oftmals sicherlich nicht weniger schnulzig ist als selbst die kitschigste Operette -, sondern zurück zu den Ursprüngen geht, dass man ein hintergründiges, witziges, satirisches Libretto schafft, dass die heutige Gesellschaft aufs Korn nähme - und dass mit einer Musik, die ebenso modern ist wie schmissig.
    Ich denke schon, dass es möglich wäre, dafür auch ein Publikum zu finden - aber wie gesagt, dazu bedürfte es eines herausragenden Künstlers.
    Dass totgesagte Genres durchaus manchmal wiedererweckt werden können, sieht man z. B. im Bereich des Films, wo immer wieder einmal Produktionen auftauchen, die vermeintlich ausgediente Sparten wieder zum Leben erwecken - ich denke da an Western, schwarz-weiß-Filme u.ä., Remakes großer Klassiker mit den Mitteln des modernen Filmes (z.B. King Kong)...
    Natürlich hinkt der Vergleich. Aber ich fände es zumindest sehr spannend und verdienstvoll, wenn nunmehr nach Jahren des Donröschenschlafes wieder jemand käme, der mit dem Wissen von heute und unter Berücksichtigung der musikalischen Entwicklung wieder an die Tradition anknüpfen würde und aus dem seichten, verflachten Genre wieder ein bissiges, quicklebendiges, provozierendes und stimulierendes Vergnügen machen würde.
    Oft werden ja bei den bestehenden Operetten die Texte "frisiert", abgeändert, umgeschrieben, um Seitenhiebe mit aktuellem Bezug einzuflechten - warum dann nicht gleich ganz einen völlig neuen Text schreiben - der Schritt wäre dann auch nicht so weit.


    Ich gebe zumindest die Hoffnung noch nicht auf, dass ein neuer Offenbach, ein neuer Lehar, ein neuer Meilhac oder Halevy bereits in den Startlöchern sitzt ... :D


    Nachzutragen wäre noch, dass auch das Hamburger Archiv für Gesangskunst eine Vielzahl von unbekannten Operetten wieder auflegt, wie z. B. hier:


    http://www.vocal-classics.com/…53b890154f066923d2e6035f2

  • Zitat

    Don_Gaiferos: Aber ich fände es zumindest sehr spannend und verdienstvoll, wenn nunmehr nach Jahren des Donröschenschlafes wieder jemand käme, der mit dem Wissen von heute und unter Berücksichtigung der musikalischen Entwicklung wieder an die Tradition anknüpfen würde und aus dem seichten, verflachten Genre wieder ein bissiges, quicklebendiges, provozierendes und stimulierendes Vergnügen machen würde.


    Hallo, Don_Gaiferos!


    Dein Wunsch in allen Ehren. Ich würde diese Entwicklung auch sehr begrüßen. Aber dann müßten auch die Operetten, ob auf Bühnen oder im TV, mit guten Solisten besetzt sein und nicht, wie ich die letzten Operetten erlebt habe, mit zweit- und drittklassigen Sängern daherkommen. Denn das Operetten mindestens genauso hohe Ansprüche an die Solisten stellen wie an Opern, das wissen wir wohl alle. Ansonsten verzichte ich gerne.

    W.S.

  • Lieber Wolfgang,


    dem kann ich nur beipflichten. Ich habe einige alte, teilweis recht grausliche Offenbach - Aufnahmen aus früheren Zeiten gehört, wo man Schauspieler nahm, die dann auch irgendwie gesungen haben - welch Unterschied zu den Aufnahmen eines Marc Minkowski oder Nicolaus Harnoncourt mit hochkarätigen Sängern.
    Da gebe ich Dir Recht - wenn innovative Komponisten und Textdichter mit mittelmäßigen, lieblosen, uninspirierten Kräften arbeiten müssten, wäre das Scheitern vorprogrammiert.


    aber wie gesagt - ich gebe die Hoffnung nicht auf ;-)

  • Es ist IMO gut und richtig, daß heute keine Operetten mehr komponiert werden, die letzten ihrer Art hatten schon kein Publikum.


    Es werden ja offensichtlich noch Operetten geschrieben, bloß kennt die keiner mehr. Die letzte mir bekannte Operette ist "Das Mädchen vom Rialoto" von Herbert Mogg (wohl auch ein bekannter Dirigent in Sachen Operette), uraufgeführt 2000 in München.


    Wer aber den SWR 2 Beitrag "Drastisch, satirisch frivol - Lebt die Operette wieder auf?" (siehe Beitrag 20) gehört hat, wird wohl vernommen haben, wie die Experten mehrheitlich der Meinung waren, dass die Operette eine "historische Kunstform" sei, ebenso wie etwa die Barok Oper und am besten unter diesem Gesichtspunkt der "historischen Aufführungspraxis" dargeboten werden sollte. Dazu gehörten aber auch, je nach Sujet, singende Schauspieler, auf keinen Fall aber Opernsänger. Leider gebe es aber keine speziell für Operette ausgebildete Sänger mehr. Kontrovers diskutiert wurde auch die Ball im Savoy-Inzenierung an der komischen Oper Berlin, die einem Teil der Diskutanten sehr gut gefallen hat, nicht aber z. B. dem Volker Klotz. Übrigens sagten die Experten auch dem Musical einen Niedergang voraus. (Soweit ein Teil dieses Diskussionsinhaltes lt. meiner Erinnerung).


    Mir persönlich hat Ball im Savoy sehr gut gefallen. Ich bin weiß Gott kein großer Freund von Paul Abrahm, aber diese Operette gefiel mir, in dieser Inzenzierung, jedenfalls besser als Viktoria und ihr Husar oder Blume von Hawai. Obwohl Ball im Savoy weniger gängige Schlager enthält als die beiden letztgenannten, ist sie doch wesentlich lustiger, nicht so melodramatisch und verweist eher auf Offenbach (wer hätte das Abraham zugetraut). Übrigens hat auch gestern im Operettenboulevard des BR Klassik der Operettenkritiker und Biograph Stefan Frey die Meinung vertreten, dass die Art der Inzenierung des Barrie Kosky (komische Oper Berlin) genau die sei, die auch die jungen Leute wieder für Operette interessiert.


    Das Problem ist das Regisseure Operette inszenieren die davon überhaupt keine Ahnung haben und immer meinen Operette muss lustig sein und darf nicht zu ernsthaft sein,


    Da bin ich anderer Meinung. Operette war von ihrem Urpsrung her extrem lustig bzw. satirisch. Das heißt allerdings nicht, dass man sie wie eine Posse inszenieren muss, obwohl gerade die Franzosen z. B. unter Minkowski immer mit sehr viel "Verve", also eher in Richtung Posse inszenieren. Auf den späten Lehár mit seiner "Ernsthaftigkeit" und seinem Gefühlsüberschwang könnte ich eher verzichten.


    :) Uwe

  • Lieber Uwe,


    ich danke Dir für den wichtigen Hinweis, dass auch heute noch Operetten komponiert werden. Das Werk von Herbert Mogg war mir bisher überhaupt kein Begriff, betrüblicherweise gibt es wohl keine Klangbeispiele, von einer Einspielung ganz zu schweigen.


    In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf eine wichtige Bezugsquelle für seltene Opern, allerdings auch Operetteneinspielungen verweisen, die dort als Download käuflich erworben werden können. Es gibt dort einiges an Raritäten. Alle Aufnahmen können vorab als Klangbeispiel in Auszügen angehört werden. Auch ein Cover lässt sich unkompliziert ausdrucken. Für die Operetten kommt vor allem die Reihe "Fledermaus" in Frage, die anderen Reihen widmen sich Opernaufnahmen sowie Sänger-Porträts.


    http://www.opera-club.net/find.asp?send=ok&search=FL-

  • Würde - wie vorgeschlagen - jemand HEUTE eine "Operette" schreiben, dann wäre es entweder eine Stilkopie - oder ein -Musical. Denn das Musical hat sich ja in gewisser Weise aus der Operette heraus entwickelt. Nenne es wie es von mir aus ein mißratenes Kind. :stumm:
    Die letzten Operetten , die man noch als solche bezeichnen kann schrieb Robert Stolz - Wer bitte kennt - ohne bei google, wikipedia oder sonstwo nachzuschlagen - ad hoc - eines dieser Werke - nur dem Namen nach ???.....Na eben !!!
    Ich wäre schon froh wenn es wenigstens auf Video ein Angebot verschiedener Operetten von Gilbert und Sullivan, welch meiner Meinung nach den skurillen Offenbach. Operetten am nächsten kamen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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