Georg Philipp Telemann: DER TAG DES GERICHTS

  • Ein Spätwerk des geschätzten Telemann (1681-1767) ist das Oratorium "Der Tag des Gerichts von 1765. Aufnahmen sind anscheinend dünn gesät.



    Harnoncourt, 1988



    Max, 1991


    Wer kennt diese oder andere Aufnahmen und kann einen kurzen Kommentar dazu abgeben? :)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Telemanns "Tag des Gerichts" ist gewiss das bedeutendste seiner Oratorien; es wirkt wie die Komposition eines jungen Genies und nicht wie das Werk eines Mannes, der bereits die 80 hinter sich gelassen hat.
    S
    chon der Beginn, eine der letzten (und schönsten) Ouverturen im französischem Stil nimmt einen gefangen. Wesentlich an dem Erfolg des Werkes war Pastor Alers Text beteiligt, der von der Macht der Bilder und der Qualität der Sprache die sonst sehr oft eher bescheidenen Produkte
    barocker Verse-Schmiederei weit hinter sich lässt...


    Das ganze Werk atmet bereits den Geist der Aufklärung und Telemann fürt uns von Höhepunkt zu Höhepunkt.


    Referenzaufnahme ist für mich immer noch N. Harnoncourst Einspielung aus 1965, wenn ich richtig erinnere. Das beginnt mit dem rauschenden Passagenwerk des Cembalos in der Overtüre und setzt sich lückenlos über diei hohe Qualität der Solisten und des Chores fort.


    Die Einspielung unter Hermann Max, die ausserdem ein deutlich dumpferes Klangbild hat, kann hier nicht mithalten, wo Harnoncourt Akzente setzt, wird bei Max nur "abgespielt", etliche der gewählten Tempi, (einmal zu langasam, ein andermal viel zu schnell) halte ich für fragwürdig.


    Eine Neuaufnahme des Werkes, das die aktuellen Erkenntnisse historischer Aufführungspraxis mit einbezieht, wäre mir höchst willkommen !


    PS: Telemanns Werk wurde 1762 in Hamburg uraufgeführt und nicht 1765, wie bei wikipedia und auch anderswo angegeben.


    Die Harnoncourt-Aufnahme stammt von 1965, lediglich die Übertragung auf den neuen Datenträger CD erfolgte 1988 !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Danke für Deinen Kommentar, BigBerlinBear! :hello:


    Ah, von 1965 ist die Harnoncourt-Aufnahme also - muß meine Information bzgl. 1988 falsch sein (kam mir eh zu neu vor). Bei Harnoncourt dürfte es sich um keinen gemischten Chor handeln, wenn die Aufnahme so alt ist, oder?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Doch, der Monteverdi-Chor Hamburg war bzw. ist noch immer ein gemischter Chor, ich bin mir nicht sicher, ob der jetzt noch existiert....

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Merci. :hello:
    Offensichtlich ja.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und ich dachte immer, das Werk hieße Judgment Day, mit einem bekannten Österreicher in der Hauptrolle...


    ;)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theo,


    nicht überall, wo Gouvernator draufsteht ist auch Gouvernator drin !


    :D :D :D :D

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    der Monteverdichor aus Hamburg existiert leibhaftig noch und geben z.Zt. immer noch überregionale
    Konzerte, wie u.a. Thomaskirche in Leipzig.



    Grüsse
    Volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ist zwar OT, aber was mich wirklich zögern läßt, bei dieser Neuveröffentlichung zuzugreifen, ist die Ersetzung spezifischer Coverbilder, wie eben eines Jüngsten Gerichts, durch generische Blumenbilder.
    :wacky:


    Ich bin selbst bei häßlichen Covern ein Verfechter der Originale, aber DAS ALTE WERK der 60er und 70er Jahre war eigentlich fast immer sehr stilsicher.
    Klar, daß man hier eine einheitliche Gestaltung der Jubiläumsreihe im Blick hatte, dennoch wären doch gerade für ein Jubiläum die unterschiedlichen Cover im Laufe von 40 Jahren reizvoll gewesen...


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Nachdem ich die neu herausgebrachte Harnoncourt-CD vor kurzem gekauft und heute morgen das erste Mal gehört habe, möchte ich mir an dieser Stelle für den Tipp bedanken. Wahrlich, ein herrliches Werk!


    Wer Interesse daran hat, auch das Vokalwerk Telemanns für sich zu entdecken, kann hier ohne Bedenken zugreifen. Die Musik bietet keinerlei Zugangsschwierigkeiten. Der Hörer wird reich belohnt.


    Erwähnen möchte ich, dass auf der Harnoncourt-CD zusätzlich die Kantate "Ino" enthalten ist, ebenfalls ein wundervolles Spätwerk Telemanns.


    Das Booklet teilt zu den oben diskutierten Aufnahmedaten übrigens mit:
    Tag des Gerichts: 1966
    Ino: 1988


    Ach ja, mich stören die Blumenbilder nicht. Ärgerlicher finde ich da schon, dass die TWV-Nummern nicht angegeben sind. Dank salisburgenisis konnte ich sie jedoch herausfinden: Der Tag des Gerichts: TWV 6:8, Ino: TWV 20:41


    Viele Grüße
    Thomas