Hallo Ihrs,
ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, eine "Lieblings"-Oper zu haben, ohne sie je live gesehen zu haben.
Gibt's das denn?
LG
Austria
Hallo Ihrs,
ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, eine "Lieblings"-Oper zu haben, ohne sie je live gesehen zu haben.
Gibt's das denn?
LG
Austria
Oh ja das gibt es - ich bin auf die "Konserven" angewiesen, weil ich sonst überhaupt keine Möglichkeit hätte meine bevorzugten Werke und Komponisten zu erleben.
Das ist eigentlich nur in Versailles möglich.
Für mich ist die CD nur ein Ersatz. Natürlich würde ich die Werke viel lieber Live hören und sehen.
Deshalb finde ich nichts ungewöhnliches daran.
“Die wahren Abenteuer sind im Kopf,
und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo.”
(Andre Heller)
Die Meistersinger waren schon meine Lieblingsoper bevor ich sie das erste Mal auf der Bühne gesehen habe. Ebenso wie bei der Lektüre von Büchern oder auch Theaterstücken entstehen die zugehörigen Bilder in meiner Phantasie. Bei der Oper wirkt die Musik natürlich entsprechend suggestiv. Inszenierungen fand ich dann später oft ernüchternd und enttäuschend.
Zitatich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, eine "Lieblings"-Oper zu haben, ohne sie je live gesehen zu haben.
Wäre ich ein Zyniker - - so würde ich sagen: Bei den heutigen Bühnenbildern und Ausstattungen kann man eine Oper AUSSCHLIESSLICH dann lieben und schätzen lernen, wenn man sie NICHT live gesehen hat....
Beste Grüße aus Wien
Alfred
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Salut,
die Oper besteht aus drei markanten Bestandteilen:
1. der Handlung
2. der Musik
3. der Performance
Es gab Zeiten, da war fast ausschliesslich die Handlung wichtig. Die Musik wurde wichtiger [die Handlung vielleicht manchmal vernachlässigt], die bombastische Ausstattung kam hinzu.
In Fällen, wo die Musik neben der Handlung das wichtigste für mich ist, habe ich kein Problem, auf ein live-Erlebnis zu verzichten. Es würde allerdings die Sache unter gewissen Voraussetzungen krönen.
Ciao
Ulli
Guten Morgen,
@Lullist
ja, als Spezialist hast Du es natürlich schwerer.
Misha
Die Meistersinger waren schon meine Lieblingsoper bevor ich sie das erste Mal auf der Bühne gesehen habe.
Huch - gerade Wagner Als mir ein lieber Freund versuchte Wagner erstmal auf CD nahezubringen, konnte ich dem Tohuwabohu GAR NICHTS abgewinnen, erst mit dem Live-Erlebnis kam die große Liebe...
@Alfred
Wenn's nach Dir ginge, rennten die Walküren immer noch mit dem Helm herum, gell?
Ulli
Im Unterschied zu einer Symphonie, wo ich die Augen schließen und mein Kopfkino anstellen kann, gehören 1) 2) und 3) bei der Oper für mich untrennbar zusammen. Erst ab ca. dem zehnten Lohengrin in derselben Inszenierung konnte ich auch da die Augen schließen und mich ausschließlich der Musik hingeben.
LG
Austria
Salut,
Kopfkino läuft bei mir bei der Konserven-Oper auch sehr oft. Warum funktioniert das bei Dir nicht?
Schönes Wochenende
Ulli
ZitatOriginal von Ulli
Salut,
Kopfkino läuft bei mir bei der Konserven-Oper auch sehr oft. Warum funktioniert das bei Dir nicht?
Schönes Wochenende, Ulli
Wahrscheinlich, weil ich die Opern, die ich auf CD höre, alle bereits live gesehen habe - und sich das Filmband ganz von selbst einlegt.
LG
Austria
ZitatOriginal von Austria
@Alfred
Wenn's nach Dir ginge, rennten die Walküren immer noch mit dem Helm herum, gell?
Was spricht eigentlich dagegen? Verhindert das automatisch eine gute Personenregie? Wotans z.Zt. nahezu obligatorische Aktentasche finde ich wesentlich lächerlicher. Und die Diskrepanz zwischen gesungenem Text und Bühnengeschehen in Opern ist oft in geradezu grotesker Weise unfreiwillig komisch.
Ich fand damals die oft - wohl häufig als Pflichtübung - gescholtene Inszenierung von Hall - habe allerdings nur Walküre in Bayreuth gesehen - nicht schlecht, da ich tatsächlich (man glaubt es kaum) szenische Details aus Wagners Vorlage erkannt habe (was die Inszenierung natürlich automatisch minderwertig macht). Ich räume allerdings gern ein, daß ich Jahre später auch die Inszenierung von Kupfer sehr beeindruckend fand. Dem "Ring" von Konwitschny, den ich im Fernsehen sah, konnte ich nix abgewinnen. Ebenso seinem Don Carlos aus Wien. Das begleitende Interview mit dem Regisseur bestätigte meine Vermutung , daß es sich um einen geltungsbedürftigen, in seine Eitelkeiten verstrickten Zeitgenossen handelt.
War wohl jetzt OT? Mir geht aber bei dem Thema leicht der Gaul durch.....
ZitatDem "Ring" von Konwitschny, den ich im Fernsehen sah, konnte ich nix abgewinnen.
Ich weiß von keinem Ring von Peter Konwitschny. Wo hat er den inszeniert?
Zitat... Ebenso seinem Don Carlos aus Wien. Das begleitende Interview mit dem Regisseur bestätigte meine Vermutung , daß es sich um einen geltungsbedürftigen, in seine Eitelkeiten verstrickten Zeitgenossen handelt.
Nein! Das ist er definitiv nicht!
ZitatIch weiß von keinem Ring von Peter Konwitschny. Wo hat er den inszeniert?
Ich korrigiere mich: Nur die Götterdämmerung des Stuttgarter Rings war von ihm, was aber nichts an meinem Urteil ändert (der Rest war IMHO ebenso schlecht, dazu habe ich an anderer Stelle geschrieben). Zu meinem negativen Eindruck mag auch die IMO schlechte Besetzung beigetragen haben, ich habe z.B. selten einen so dünnstimmigen und überforderten Siegfried gehört.
ZitatNein! Das ist er definitiv nicht!
Dann hast Du das Interview nicht gesehen. Allein seine narzisstischen Anmerkungen zu seinen Beziehungen zu Frauen waren ebenso peinlich wie überflüsssig. Aber gut, vielleicht ist er kein "Interviewmensch", und ich hatte einen falschen Eindruck, diese Möglichkeit besteht natürlich.
Zitat
Dann hast Du das Interview nicht gesehen. Allein seine narzisstischen Anmerkungen zu seinen Beziehungen zu Frauen waren ebenso peinlich wie überflüsssig. Aber gut, vielleicht ist er kein "Interviewmensch", und ich hatte einen falschen Eindruck, diese Möglichkeit besteht natürlich.
Ich kenne ca. 10 Inszenierungen von ihm (bin im Moment zu faul um nachzurechnen ), und bei fast allen Grazer Inszenierungen habe ich auch die Einführungen zu den Premieren mit ihm genossen.
Er ist ein höchst umgänglicher, geradezu liebenswürdiger und lustiger Zeitgenosse. Seine Inszenierungen sind immer sehr konkret aus dem Textbuch heraus konstruiert. Er gewichtet dabei gelegentlich etwas einseitig und schießt fast immer im einen oder anderen Punkt übers Ziel hinaus. Aber im Zentrum stehen immer die handelnden Personen und ihre Konflikte.
Außerdem kennt er jede Partitur bis ins Detail (Erbe seines Vaters?), und inszeniert niemals gegen die Musik, was ihn bei den Ensembles sehr beliebt macht (sogar bei den Wienern!!!).
Das gilt auch für den Wiener Don Carlo, der unkonventionell, teilweise sehr überraschend, aber grundsätzlich sehr durchdacht ist und wieder einmal extrem auf die Protagonisten fokussiert.
Allerdings trifft auch für Wien zu, dass seine Inszenierungen zumeist optisch nicht sehr gefällig sind. Er scheint diesem Punkt keine große Bedeutung beizumessen, obwohl man natürlich auch in einem schöneren Rahmen gute Personenregie gestalten können müsste...
Lieber Theophilus, entschuldige die Polemik:
ZitatSeine Inszenierungen sind immer sehr konkret aus dem Textbuch heraus konstruiert.
Ich kann mich nicht entsinnen, in Wagners Holländer Libretto im Text der Dialoge zwischen Senta und den anwesenden Mädels oder in den szenischen Anweisungen Anhaltspunkte für einen radfahrenden Aufenthalt der Protagonistin in einem Fitness-Studio entdeckt zu haben. Nach meiner Kenntnis von seiner Inszenierung an der BSO sieht Herr K. das aber anders.
Zitatund inszeniert niemals gegen die Musik
Aber wohl gegen das Libretto.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Alfred_Schmidt
Wäre ich ein Zyniker - - so würde ich sagen: Bei den heutigen Bühnenbildern und Ausstattungen kann man eine Oper AUSSCHLIESSLICH dann lieben und schätzen lernen, wenn man sie NICHT live gesehen hat....
Beste Grüße aus Wien
Alfred
Ich stimme Dir im Großen und Ganzen zu, aber es gibt doch (auch heute noch) einige Ausnahmen, z.B. den Don Carlo (it.), der zur Zeit in der Staatsoper läuft.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Misha
Ich kann mich nicht entsinnen, in Wagners Holländer Libretto im Text der Dialoge zwischen Senta und den anwesenden Mädels oder in den szenischen Anweisungen Anhaltspunkte für einen radfahrenden Aufenthalt der Protagonistin in einem Fitness-Studio entdeckt zu haben. Nach meiner Kenntnis von seiner Inszenierung an der BSO sieht Herr K. das aber anders.
Aber wohl gegen das Libretto.
prima la musica. poi le parole
JR (der nur eine einzige Konwitschny- Produktion gesehen hat, Don Giovanni an der KOB. Bezüglich dieser einen bin ich geneigt Theophilus zuzustimmen, etwas einseitig, ein paar fragwürdige Effekthascher, aber durchaus schlüssig und niemals langweilig. Langeweile ist das schlimmste, nicht ob bei den Walküren nun Helme mit Flügeln oder mit Hörnern angesagt sind )