Hallo!
Eines vorweg: Ich mag diese Symphonie sehr gerne. Das Zitat aus der Threadüberschrift stammt vom "Kritikerpapst" Eduard Hanslick; dem möchte ich vehement widersprechen - aber als Titel, der zum Diskutieren anregt, ist es wohl geeignet.
Zu Schuberts (gedanklicher) Beziehung zu Mozart gibt ein Zitat Schuberts vom 16.6.1816 Aufschluß:
"O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele wohltätige Ausdrücke eines lichten bessern Lebens hast du in unsere Seelen geprägt."
Einige Wochen später (September/Oktober desselben Jahres) komponierte er seine
Symphonie Nr. 5 B-dur D 485.
Schubert verzichtet in dieser Symphonie auf Pauken und Trompeten (Besetzung: je 2 Oboen, Fagotte, Hörner, eine Flöte, Streicher), das verleiht ihr einen intimeren, grazileren Klang.
Die vier Sätze sind:
1. Allegro
2. Andante con moto (Es-dur)
3. Menuetto. Allegro molto (g-moll)
4. Allegro vivace
Tatsächlich erinnert das Werk an vielen Stellen (besonders für unerfahrene Hörer) an Mozart - oder auch Haydn. Aber es ist keine bloße Stilkopie, es steckt genug "Schubertisches" darin. Oder wie seht Ihr das?
Eine Frage an die Schubert-Experten: In meinem Reclam-Musikführer steht, daß die Uraufführung erst 1841 in Wien stattfand. Irgendwo anders hatte ich aber gelesen, daß Schubert diese Symphonie (und auch Nr. 4 und Nr. 6) für ein Amateur-Orchester komponiert hatte, das die Werke auch (zu seinen Lebzeiten) aufgeführt hatte. Was stimmt denn nun?
Ich habe mir drei Aufnahmen angehört:
Ron Goodman / Hanover Band ( Zeiten: 7'34 - 8'37 - 4'26 - 7'37)
Georg Solti / Wiener Philharmoniker ( 7'31 - 11'50 - 4'39 - 5'38 )
Arturo Toscanini / NBC Orchestra (4'41 - 7'49 - 4'40 - 5'01)
Im ersten Satz (in dem Toscanini IMO sträflicherweise die Wiederholung wegläßt) kommt bei Solti und Goodman das Heitere, Unbeschwerte des Werks gut rüber; bei Solti warm, rund und irgendwie "wienerisch"; bei Goodman etwas spröde und kantig. Toscaninis Allegro ist hektisch, hart und kontrastreich - IMO völlig unpassend, er macht damit den besonderen Reiz des Werkes kaputt.
Im zweiten Satz gibt es nur bei Solti Wiederholungen, weiche, schöne Interpretation. Auch Toscanini ist hier angenehmer. Die Goodman-Aufnahme ist (nicht nur hier) sehr transparent, die einzelnen Stimmen sorgfältig herausgearbeitet.
Das Menuett nimmt Toscanini harsch und aggressiv, Goodman (angenehm) flott, Solti etwas gemütlicher.
Der vierte Satz bestätigt die Eindrücke aus dem 1. Satz nochmals (bei Toscanini nicht ganz so schlimm), Goodman spielt hier als einziger die Wiederholungen.
Welche Aufnahmen könnt Ihr empfehlen?
Viele Grüße,
Pius.