Ferruccio Furlanetto - Ein genialer König Philipp (?)

  • Um es vorweg zu nehmen: Ferruccio Furlanetto (geb. 1949) ist mein Favorit, was die Darstellung König Philipps II. in Don Carlo von Verdi betrifft. Schon vor 20 Jahren verkörperte er diese Rolle unter Herbert von Karajan, und noch heute tut er dies an der Wiener Staatsoper.



    Ferrucio Furlanetto als Philipp II. in Don Carlo


    Wer kennt ihn aus anderen Opern und was haltet ihr generell von ihm?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich beziehe mich auf das Fragezeichen in deiner Überschrift und antworte: Leider nein.


    Begründung: Ich kenne Furlanettos Rollenporträt aus der (momentan nicht erhältlichen) Gesamtaufnahme mit James Levine von der Met 1993.
    In der großen Arie "Ella giammai m'amó" zeigt Furlanetto sowohl Probleme in der Höhe als auch in der extremen Tiefe. Stellenweise klingt sein Baß brüchig. Gleichwohl hat er ein imo attraktives Timbre und das "Standvermögen" für den Filippo.


    Nicolai Ghiaurov und Boris Christoff bleiben für mich unerreicht, weil sie neben reicheren stimmlichen Mitteln eine größere Autorität ausstrahlten.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Danke für deinen Kommentar. :yes:


    Die von dir genannte Aufnahme kenne ich leider nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo!!


    Ich kenne Furlanetto als Figaro in der Hochzeit des Figaro aus der Met unter Levine, gemeinsam mit Hampson, Te Kanawa, von Otter, Upshaw. Eine gute Aufnahmen, in der vor allem die Damen überzeugen. Furlanetto ist gut, aber nicht überragend, im Gegensatz zum Leporello an der Kölner Oper unter James Conlon. Hier ist er einfach großartig, er übertrumpft seinen "Herren" Thomas Allen bei weitem. Gibt es auf DVD!!! Unbedingt ansehen, ist eine altmodische Inszenierung, in der außerdem Andrea Rost als Zerlina, Matthias Hölle als Komtur dabei sind.


    Hoffe, ich konnte behilflich sein!!


    LG Joschi

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Die von dir genannte Aufnahme kenne ich leider nicht.


    Die Trauer darüber sollte sich in Grenzen halten ;) , denn an die Spitzen-Aufnahmen des Don Carlo (Solti, Giulini und Santini mit Boris Christoff) kommt Levine nicht heran.


    Erschienen ist die Aufnahme bei Sony Classical, die Besetzung u.a.:


    Michael Sylvester-Don Carlo
    Vladimir Chernov-Rodrigo
    Aprile Millo-Elisabeth
    Dolora Zajick-Eboli.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Zitat

    Original von Felipe II.
    Wer kennt ihn aus anderen Opern und was haltet ihr generell von ihm?


    Hallo Felipe II.,


    ich bitte im voraus um Entschuldigung für meine Meinung, aber Du hast mit dem Feuer gespielt und danach gefragt.


    Ferruccio Furlanetto habe ich einige Male live erlebt (u.a. als Leporello und Figaro in Salzburg) und kenne darüber hinaus die beiden "Carlos"-DVDs, bei denen er als Philipp (Karajan) und Großinquisitor (Levine) mitwirkt, und diverse andere Aufnahmen. Zugegebenermaßen ältere Eindrücke, aber ein kürzliches Hören (Baß-Solo im Verdi-Requiem) bei den Londoner Proms, zwang mich nicht, meinen Eindruck zu korrigieren.


    Und dieser ist, daß Ferruccio Furlanetto in meinen Augen kein "erster", d.h. kein erstklassiger Baß vom Format eines Christoff, Siepi oder Ghiaurov ist. Dazu ist mir sein Timbre zu wenig edel, zu "knorrig".


    Aber zum Glück sind die Geschmäcker verschieden. Deshalb bitte ich Dich, mir mein Urteil nicht zu verübeln und Dich in Deiner Begeisterung für Furlanetto nicht irritieren zu lassen.


    Sune


  • Hallo, sune_manninen,


    keine Sorge, ich verüble es Dir freilich nicht. "Suum cuique" oder (wie Friedrich der Große sagte) "Es möge ein jeder nach seiner Façon glücklich werden". ;)





    Hallo, Joschi,


    vielen Dank für Deine Hilfe, werde mich mal nach der DVD umsehen - altmodische Inszenierungen schätze ich ja besonders. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo!!


    Die Hochzeit des Figaro gibt es, soweit ich weiß, nur auf CD, bei Deutsche Grammophon um 15 €.


    Die DVD war mal bei der DeAgostini Opernsammlung dabei, da müsste Ausgabe Nummer 6 gewesen sein, vielleicht bekommst du da ein Exemplar.



    LG Joschi


    PS: Hat Furlanetto nicht schon einmal den Don Giovanni gegeben???? Mit der Bartoli als Zerlina?? Bin mir nicht 100% sicher!!! Wer kann mich bestätigen? :D :D :D

  • Meines Erachtens singt Signore Furlanetto Rollen,die nicht zu seiner Stimme passen und damit überfordert er sich selbst.
    Ein "Basso profundo" ist ein Nicolai Ghiaurov,ein Boris Christoff oder auch ein Matti Salminen.Ferruccio Furlanetto hat zu wenig Tiefe,um hier bestehen zu können.Als Spielbaß oder Baßbariton kann er sich besser entfalten und dort ist auch seine künstlerische Heimat.
    Wer ihm geraten hat ,den König Philipp oder gar den Großinquisitor zu singen,der sollte beschämt seinen Hut nehmen,denn von solchen Ratschlägen sind für den Sänger nur noch Schläge übriggeblieben.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo!!


    Hab auf dem Mozart-Album der Bartoli das Duett "il coro vidono" aus Cosi fan tutte gefunden. Ihr Partner war Furlanetto.
    Es tat weh, es war furchtbar, :kotz: :kotz: :kotz: ;( ;( ;( eine schlimmere Fehlbesetzung für den Guglielmo kann man nicht machen. Den sollte er nie wieder singen.


    LG Joschi

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  • gestern sang Furlanetto "Ol' man river" in der Wiener Volksoper im Rahmen einer Musical-Gala.
    Applaus.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Zitat

    Original von Norbert
    Ich beziehe mich auf das Fragezeichen in deiner Überschrift und antworte: Leider nein.


    Nicolai Ghiaurov und Boris Christoff bleiben für mich unerreicht, weil sie neben reicheren stimmlichen Mitteln eine größere Autorität ausstrahlten.


    Dito


    Austria


    PS: das fett ist von mir ;-)

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Ferruccio Furlanetto - Ein genialer König Philipp (?)Um es vorweg zu nehmen: Ferruccio Furlanetto (geb. 1949) ist mein Favorit, was die Darstellung König Philipps II. in Don Carlo von Verdi betrifft. Schon vor 20 Jahren verkörperte er diese Rolle unter Herbert von Karajan, und noch heute tut er dies an der Wiener Staatsoper.


    Das Votum für Furlanetto kann ich nur bestätigen. Meine Frage: Muß der König Philipp unbedingt mit einem Basso profundo besetzt sein. Ich glaube nicht. In der Wiener "Don Carlos"-Aufnahme ist der Großinquisitor mit einem Basso profundo besetzt, nämlich Matti Salminen. In dem berühmten und großartigen Duett "Stehe ich vor dem König" wirkt Furlanetto wie ein wirklicher König, wenn auch demutsvoll dem Großinqisitor gegenüber. So passen diese zwei Bässe sehr gut zusammen und der König hebt sich doch stimmlich von dem greisen Großinquisitor ab. Beide Partien mit Basso profundo besetzt wäre nicht ideal. Für mich ist Furlanetto ein idealer Philipp.

    W.S.

  • Vielleicht sollte ich hier noch erwähnen, daß ich grundsätzlich nichts gegen die Besetzung des Königs Philipp mit einem Basso Profundo habe. Ich möchte nur bei meiner Lieblingsoper eine deutliche Unterscheidung der Baßstimmen des Königs und des Großinquisitors. Wie in einer anderen Karajan-Aufnahme Siepi/Fernandi oder bei Kurt Adler Tozzi/Uhde.

    W.S.

  • Ich kann mir vorstellen das der Phillip mit dem stimmgewaltigeren Bass besetzt wird als der Großinquisitor hat den Grund, das der Großinquisitor ja nur , obwohl eine wichtige, eine Nebenrolle in Don Carlos spielt. Und meistens wird der Großinquisitor von älteren Bassisten gesungen, die schon ihren Karrierehöhepunkt überschritten haben. Vor zwei Jahren hat an der Rheinoper der immer noch großeartige Malcom Smith den Großinquisitor gesungen und trotz seines Alters war er in der Rolle imposant und hatte eindeutig gegenüber König Phillip die Oberhand und zum Schluss auch den meisten Applaus.

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  • Und meistens wird der Großinquisitor von älteren Bassisten gesungen, die schon ihren Karrierehöhepunkt überschritten haben.


    Dies würde ich nicht so verallgemeinern. Ich verweise nur auf zwei prägnante Gegenbeispiele : Anfang der 60er Jahre an der Scala Christoff als Filippo und Ghiaurov als Großinquisitor, Mitte der 60er Jahre Ghiaurov als Filippo und Martti Talvela als Großinquisitor - also Filippo mit dem renommierteren Sänger und der Großinquisitor mit dem Aufsteiger. Ich bin aber sicher, dass sich für rodolfos These genauso viele Beispiele finden lassen.


    An der Hamburgischen Staatsoper sangen ab Ende der 70er Jahre (ab Premiere der Ponnelle-Inszenierung) Kurt Moll und Harald Stamm den Großinquisitor, meistens neben solchen "Stars" wie Ghiaurov, Raimondi, Ramey etc. Es war eine Ausnahme, wenn sie auch einmal Filippo singen durften.


    Doch zurück eigentlichen Furlanetto-Thema. Zwar möchte ich mich nicht in dieser Vehemenz den Furlanetto-Kritikern anschließen, doch habe ich ihn in seiner Anfangszeit nicht zur Riege eines Christoff, Siepi, Ghiaurov gezählt. Heute, ein wenig milder geworden, muss ich mir eingestehen, dass es nicht nur diese Bassgiganten gab und gibt, andere Sänger also durchaus auch ihren Wert haben, auch wenn mir ihr Timbre nicht vollkommen zusagt.



    Gruß, Peter

  • Aber wer außer Furlanetto kann den Phillip heutzutage noch so grandios singen ? Bei Pape wird kritisiert, das er nicht die nötige Schwärze hätte. Ich würde gerne mal Hans Peter König als Phillpp hören.

  • Aber wer außer Furlanetto kann den Phillip heutzutage noch so grandios singen


    Ein Ausblick in die Zukunft, besser gesagt, eine Hoffnung : der Mariinsky-Bass Ildar Abdrazakov, den ich diesen Sommer bei uns in Mikkeli als grandiosen Attila erlebte (Furlanetto hatte diese Rolle wenige Tage später in St. Petersburg gesungen) und der den Filippo in dieser Saison seinem vorwiegend an italienischen Partien orientierten Repertoire hinzufügen wird. Vielleicht ist er eher mit Siepi als mit solch slawischen Bässen wie Christoff oder Ghiaurov zu vergleichen. Rollen wie Don Giovanni und Figaro deuten auf einen eher hohen Bass denn auf einen Basso profondo hin. Sein Attila jedenfalls vereinte mächtige Bassfülle mit einer nur von Samuel Ramey so gehörten Geläufigkeit. Nicht umsonst wird er seit Jahren kontinuierlich von Riccardo Muti zu Aufgaben des Belcanto-Repertoires herangezogen (z.B. Rossinis Mosé).


    Gruß, Peter

  • Zitat

    Zitat von »rodolfo39« Aber wer außer Furlanetto kann den Philipp heutzutage noch so grandios singen

    Es gibt bestimmt auf dieser Welt noch einige gute Interpreten des Königs Philipp. Ich könnte mir den noch jungen Ildebrando D´Arcangelo gut als Philipp vorstellen. Er singt z. Zt. viel Mozart, aber er wird mit Sicherheit sein Repertoir kontinuirlich erweitern und auch Verdi hervorragend singen. Auch die Stimme wird sich als Baß-Bariton weiter entwickeln.

    W.S.

  • Aber wer außer Furlanetto kann den Phillip heutzutage noch so grandios singen ?


    Wie wäre es mit dem Hans-Sotin-Schüler Konstantin Gorny?
    (z.Zt. in Verona als König in Aida)


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ich könnte mir den noch jungen Ildebrando D´Arcangelo gut als Philipp vorstellen.


    Nun, so jung auch wieder nicht. Er ist immerhin schon 43 und steht gute zwanzig Jahre auf der Bühne. Aber es ist richtig, er singt Mozart, Rossini, Donizetti und den Escamillo. Und er ist bei den erstgenannten so gut, dass er das ruhig noch auskosten kann, bis er sich schwereren Partien zuwendet.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    rodolfo39: Aber wer außer Furlanetto kann den Philipp denn heutzutage noch so grandios singen?

    Ich habe ihn leider noch nicht gehört, weil ich leider keine Aufnahme von ihm habe, aber da ich die Rolle schon oft gehört habe, vermute ich fast, dass die von mir präferierten Protagonisten Josef Greindl (deutsch) und Nicolai Ghiaurov (italienisch) noch lange auf einen Nachfolger warten müssen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte hier noch MICHELE PERTUSI erwähnen, der zwar nicht mehr jung, aber noch voll bei Stimme ist. Ich habe ihn in Aufnahmen aus "Don Carlos" und "Faust". Seine Stimme ist wohl prädistiniert für Verdi-Partien. Auf jeden Fall eine Alternative zu Furlanetto.

    W.S.

  • Zitat

    ...hat jetzt auch einen eigenen Thread: (Junge) Stimme aus Parma: Michele Pertusi


    Ja, mein lieber Harald!


    Ich habe hier den Fehler begangen, nur auf das Aufnahmedatum der Opernausschnitte geschaut zu haben. Das lautet 1988. Wenn er hier etwas über 30 Jahre alt wäre, dann kämen schon ein paar Lebensjahre hinzu. Das er bei den Aufnahmen erst 23 Jahre alt war, hätte ich nicht gedacht. So kann man sich täuschen.

    W.S.

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  • Lieber Wolfgang,
    da bist Du nicht allein.
    Als seine erste Soloplatte herauskam, erschien sie in der Cappricio-Serie "Junge Stimmen in der Oper".
    Das hat sich bei mir so eingeprägt.
    Pertusi wird wahrscheinlich bei mir immer zu den "jungen Stimmen" gehören....


    :D

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)