Solokonzerte mit ungewöhnlicher Besetzung

  • Liebe Forianer,


    gestern, oder heute früh, hörte ich im ARD-Nachtkonzert ein Konzert für Streichquartett und Orchester von Louis Spohr. Da traf Kammermusik auf Sinfonik und es hat sich sehr interessant angehört.
    Sicherlich eine ungewöhnliche Besetzung, aber sehr reizvoll.


    Es gibt noch viele Komponisten, die Konzerte mit ungewöhnlichen Instrumenten oder Instrumentengruppen komponierten.
    Mir fallen z.B. Mozart (Flöte & Harfe), Bach (4 Klaviere) und Milhaud (Marimba & Vibraphon) ein.
    Zu Milhaud möchte ich die Celibidache-Aufnahme empfehlen:




    Welche Konzerte kennen und schätzen die Taminos besonders, welche Aufnahmen können empfohlen werden und worin liegt der besondere Reiz der einzelnen Werke?




    Liebe Grüße, Peter.

  • Salut,


    Flöte & Harfe empfinde ich nicht als ungewöhnlich [aber auch nicht als gewöhnlich, vielleicht eher: selten]. Dann aber:


    J. G. Albrechtsberger [1736-1809]: Konzerte für Maultrommel E-Dur und F-Dur, hier drauf:



    Aus der selben Comic-Reihe:
    Leopold Mozarts Sinfonie mit Dudelsack und Drehleier...



    :D


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Salut,


    Flöte & Harfe empfinde ich nicht als ungewöhnlich [aber auch nicht als gewöhnlich, vielleicht eher: selten]. Dann aber:


    Ich wüsste jedenfalls keinen anderen Komponisten, der ein Konzert für Flöte und Harfe geschrieben hat.
    Selbst ein Konzert für Klavier, Violine und Violoncello ist ja schon sehr ungewöhnlich.
    Wie stand Mozart denn eigentlich zur Harfe? Meiner Erinnerung nach war die Harfe für ihn ja auch alles andere als ein Lieblingsinstrument.



    Gruß, Peter.

  • Salut,


    das Konzert für Flöte und Harfe KV 299 wurde für den Herzog Guines und dessen harfespielende Tochter komponiert. Beide waren ambitionierte Instrumentalist, aber lt. Überlieferung keine Virtuosen, wenn auch Mozart das Harfenspiel als "magnifique" bezeichnete. Das Harfenkonzert Albrechtsbergers ist weitaus virtusoer und vielleicht auch "schöner".


    Ich gehe einfach mal davon aus, dass es noch ein paar solcher Duos gibt, vielleicht nicht unbedingt mit Orchesterbegleitung.


    Ich mach mich mal schlauer...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Meiner Erinnerung nach war die Harfe für ihn ja auch alles andere als ein Lieblingsinstrument.


    Für welchen ernsthaften Komponisten kann die Harfe denn auch schon ein Lieblingsinstrument sein? :stumm:

    ...

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  • Salut,


    komisch nur, dass ausgerechnet die Harfe Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts einen so rühmlichen Einzug in die Orchestermusik vollzogen hat.


    :stumm:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zweifelsfrei eine gute Anlaufstelle für ungewöhnliche Besetzungen konzertanter Werke ist der Komponist Tan Dun:



    Da gibt es etwa "Secret Land" für 12 Solocellisten und Orchester (2004). Oder "The Map", ein Konzert für Cello, Video und Orchester (2002). Aber das ist beides relativ harmlos gegen seine Solokonzerte für Papierpercussion ("Paper Concerto", 2003) und Wasserpercussion ("Water Concerto", 1998 ). Leider liegt keines dieser Werke bisher auf CD vor, mit Ausnahme von "The Map", eingespielt von Anssi Kartunen und dem Shanghai Symphony Orchestra unter Leitung des Komponisten.



    Dann fiel mir Reinhold Glières Konzert für Koloratursopran und Orchester ein, das in einigen Aufnahmen zu haben ist:



    Und schließlich: Was für ein Instrument ist eigentlich eine "Ursula" in Friedrich Guldas "Concerto for Ursula"??? Gemeint ist Ursula Andres, die das Werk mit Gulda auch eingespielt hat: Sie singt, spricht, paukt und percussiont alles auf einmal.....



    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo,


    es gibt von Malcolm Arnold, Arthur Benjamin, Gordon Jakob, Ralph Vaughan Williams oder auch Robert Farnon sehr schöne und lohnende Werke für Mundharmonika und Orchester.


    Diese waren alle für die beiden bekanntesten Solisten Larry Adler oder Tommy Reilly geschrieben worden.


    Reilly hat sich meines Wissens das Mundharmonikaspiel in Gestapo-Haft angeeigent und es später auf der chromatischen Mundharmonika zu stupender Virtuosität gebracht.


    Ich mag den Klang dieses Instrumentes sehr, er verschmilzt hervorragend mit Streichern und im Falle von diesen Werken handelt es sich absolut nicht mehr um ein "Kinderinstrument".



    Viele Grüße,


    Michael

  • nun es gibt die kontrabaßkonzerte z.b. von bottesini, das tubakonzert von vaughan williams, die baryton-konzerte und -sonaten (hunderte!) von j. haydn, die er für seinen fürsten schreiben MUSSTE ... :D, div. posaunen- und saxophonkonzerte des 20. jhds ...usw. usf ... alles meist ziemlich langweilig und grauslig - jedenfalls für meine ohren ....


    und ulli und peter, es gibt dutzende duos für harfe und querflöte seit ende 19. bis mitte 20. jhds ... (auch viele arrangements natürlich)


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor



    und ulli und peter, es gibt dutzende duos für harfe und querflöte seit ende 19. bis mitte 20. jhds ... (auch viele arrangements natürlich)


    Salut,


    die würde ich natürlich nie finden, geschweige denn posten... :P


    Noch zur Vervollständigung der Liste:


    Die etlichen Nähmaschinen-Konzerte von Bach & Co. :rolleyes:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Hallo!


    Einige der hier erwähnten Konzerte halte ich ebenfalls für ungewöhnlich besetzt.


    Ich erinnere mich vage an ein sehr "exotisch" besetztes Vivaldi-Konzert, kann das aber jetzt nicht überprüfen. Wird nachgereicht.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Einige der hier erwähnten Konzerte halte ich ebenfalls für ungewöhnlich besetzt.


    Ich erinnere mich vage an ein sehr "exotisch" besetztes Vivaldi-Konzert, kann das aber jetzt nicht überprüfen. Wird nachgereicht.


    z.B. RV 558: 2 Flöten, 2 Chalumeaux, 2 tromba marina ("Trummscheit", eine Art einsaitiges primitives Streichinstrument) , 2 Mandolinen, 2 Theorben, Cello, Streicher und b.c.)
    Es gibt noch ein paar mehr ähnlich exotisch-bunte Konzerte...
    Ebenso auch von Telemann...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo, Johannes!


    Zitat

    Original von Johannes Roehl
    z.B. RV 558: 2 Flöten, 2 Chalumeaux, 2 tromba marina ("Trummscheit", eine Art einsaitiges primitives Streichinstrument) , 2 Mandolinen, 2 Theorben, Cello, Streicher und b.c.)


    Genau das meinte ich. Allerdings heißen die Chalumeaux bei mir Schalmeien und die trombae marinae sind stinknormale Violinen. Wie auch immer...
    Eigentlich ist für heutige Verhältnisse auch ein Konzert für 2 Klarinetten [oder was immer das im Vivaldi-Original war], 2 Oboen und Streicher (RV 560) exotisch. Wer holt den für nicht mal 10 Minuten Musik vier Bläsersolisten herbei?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Genau das meinte ich. Allerdings heißen die Chalumeaux bei mir Schalmeien und die trombae marinae sind stinknormale Violinen.


    Salut,


    es sind aber keine: hier nachzulesen.


    Oder meintest Du speziell Deine Aufnahme?


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Pius


    Genau das meinte ich. Allerdings heißen die Chalumeaux bei mir Schalmeien und die trombae marinae sind stinknormale Violinen. Wie auch immer...
    Eigentlich ist für heutige Verhältnisse auch ein Konzert für 2 Klarinetten [oder was immer das im Vivaldi-Original war]


    Das/der/die Chalumeau ist eine Vorform der Klarinette (zwar derselbe Wortstamm wie Schalmei, aber wie mich salsiburgensis aufklärte, ist eine Schalmei ein Doppelrohrblattinstrument, also kein Chalumeau); zur ominösen tromba marina hat Ulli ja den entscheidenden Link gegeben.


    Zitat


    , 2 Oboen und Streicher (RV 560) exotisch. Wer holt den für nicht mal 10 Minuten Musik vier Bläsersolisten herbei?


    Man darf sich das wohl nicht so vorstellen, dass nur ein Konzert aufgeführt worden wäre. Vivaldi schrieb zumindest einen Teil dieser reich besetzten Konzerte für Festivitäten in dem Mädchenpensionat (Ospedale della was weiß ich); Musiker(innen) waren also genügend vorhanden (vielleicht war ein Zweck dieser Konzerte auch, dass wirklich jede mal dran kommt..). Dann dürften wohl auch mehr als ein Konzert aufgeführt worden sein bzw. dienten manche Konzerte auch als Zwischenmusiken bei längeren religiösen Zeremonien, zusätzlich zu der Kirchenmusik. Oder eben für höfische Repräsentationszwecke, da kommts auch nciht auf zwei Bläser an.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Hallo,


    Wenn Vivaldi genannt wird, finde ich, dürfen hier die nicht unbedingt "konventionell" besetzten Brandenburgischen Konzerte Erwähnung finden, auch wenn hier natürlich viel Einfluß vom Concerto grosse da ist. Folgende Solisten:


    1. Brandenburgisches Konzert F-Dur (BWV 1046): 2 Hörner, 3 Oboen, Fagott, Violine piccolo
    2. Brandenburgisches Konzert F-Dur (BWV 1047): Trompete, Blockflöte, Oboe und Violine
    3. Brandenburgische Konzert G-Dur (BWV 1048 ): mehrchörig: 3 Streicher-Trios (Violinen I-III, Violen I-III, Violoncelli I-III)
    4. Brandeburgische Konzert G-Dur (BWV 1049): Geige, 2 Blockflöten
    5. Brandenburgische Konzert D-Dur (BWV 1050): Traversflöte, Violine und Cembalo (!)
    6. Brandenburgische Konzert B-Dur (BWV 1051): 2 Violen da braccio, 2 Violen da gamba, celli


    Als besonders ungewöhnlich ist wohl das 3., 5., und 6. Brandenburgische Konzert zu sehen.


    Damit viele Grüße,
    Daniel

  • Hallo zusammen,


    ich sah neulich das Beethoven-Violinkonzert in Bearbeitung für Klarinette ausgestellt.Bin nicht mehr sicher,aber ich glaube,es war eine DG-Aufnahme.
    Kennt von euch jemand diese Variante und welchen Eindruck hinterließ sie?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    in der Tat wurde das Violinkonzert von Mikhail Pletnev für Klarinette und Orchester umgeschrieben.
    Ich hörte es mal im Radio, es war gar nicht übel anzuhören.




    Gruß, Peter.

  • hallo,


    zunächst würde ich sagen, dass das berühmteste konzert in ungewöhnlicher besetzung IMO beethovens tripelkonzert c-dur ist !


    ein sehr schönes konzert klassischer moderne mit französischem esprit ist das konzert für klavier und bläserensemble von francis poulenc genannt 'aubade'.



    gruß, siamak

    Siamak

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Für welchen ernsthaften Komponisten kann die Harfe denn auch schon ein Lieblingsinstrument sein? :stumm:


    Ich gab in der Googleleiste ein "Spohr Harfe".
    Die erste zwei Links gaben die viele Werke die Spohr für Harfe (+ evt. Violine) komponierte, der dritte Link entnahm ich dieses Zitat
    Louis Spohr hatte als junger Mann schon Harfenunterricht. Umso mehr faszinierte ihn das virtuose Spiel der Harfenistin Dorette Scheidler, die er am 2. Februar 1806 heiratete.


    Damit ist die Frage beantwortet.


    LG, Paul Musicophil



    Hallo Paul,
    Blau ist Moderatorenfarbe, deshalb bitte NICHT benutzen!
    LG Maik
    Moderator

  • Salut,


    ungewöhnlich ist auch die Besetzung des Konzertes Es-Dur für Cembalo und Hammerklavier von Carl Philipp Emanuel Bach [1714-1788].


    Hier drauf:



    Ernst Gröschel, Hammerklavier
    Alfred Zeimar, Cembalo


    Pro Arte Orchestra
    KURT RIEDEL


    Deutlich hörbar ist hier, dass das Cembalo sehr viel leiser ist, als das Hammerklavier. Das Werk ist in der Übergangszeit Cembalo/Hammerflügel [oder -klavier] entstanden.


    Nett.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Mit Verwunderung habe ich kürzlich gelesen, daß Joseph Haydn ein Konzert für zwei Drehorgeln (Lire organizzate), Hörner und Streicherorchester komponiert hat - und zwar 1785 für den König von Neapel.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Gerade im NDR gehört - ein langsamer Satz aus dem


    Konzert für Klavier vierhändig und Orchester von Leopold Antonin Kozeluch.
    Diese Besetzung ist mir auch vollkommen neu.



    Gruß, Peter.

  • Salut,


    ich war mir eigentlich sicher, dass es dazu eine Aufnahme gibt - nicht gefunden. Dafür aber diese:



    Sinfonia concertante Es-Dur
    für Mandoline, Trompete, Kontrabaß, Klavier & Orchester


    Ah, doch - da ist es mit drauf:



    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Ich habe aber eine Aufnahme gefunden.
    Am Klavier ist das Prager Klavierduo. Ich glaube, von dieser Aufnahme war auch der Radioausschnitt vorhin.




    Gruß, Peter.



    P.S.: Da warst du wohl doch einen Tick schneller...


  • "Les courants de l'espace" ist der Titel eines Konzerts für Ondes Martenot und Orchester von Tristan Murail. Die Ondes Martenot, auch Martenotwellen-Klavier genannt, sind ein elekronisches Instrument, das mit einer Tastatur oder/und einer Griffleiste ohne Tastenunterteilung gespielt wird. Es ist einstimmig, kann aber die Klangfarbe variieren, Glissandi spielen und hat einen enormen Umfang (etwa wie ein Klavier). Es ist auch in Messiaens "Turangalila" zu hören.


    Murail verwendet es nicht eigentlich virtuos, sondern nützt die Möglichkeiten der Klangfarbenmodulation, die er in einen Orchesterklang bettet, der von Obertönen ausgehend den Klang der Ondes koloriert. Ein reizvolles, klangschönes Beispiel für die Spektrale Musik.

    ...

  • Hallo,


    Und dann gibt es noch folgende Aufnahme vom Kozeluch-Konzert:

    Auch mit einem empfehlenswerten Konzert für 4 Hände von Franz Joseph Fröhlich.


    Grüße,
    Daniel

  • Der britische Komponist Malcolm Arnold hat übrigens ein Konzert für Klavier zu drei Händen und Orchester geschrieben. Was wie ein Scherz anmutet, hat seine Ursache darin, dass ein Pianist des auftraggebenden Klavierduos eine Hand nicht verwenden konnte.
    Das Stück hat einen uninteressanten ersten, einen hübschen zweiten und einen wirklich applaustreibenden dritten Satz. Ideal als Unterhaltungsmusik für Klassik-Fans.

    ...

  • Hallo!
    Gibt es eigentlich Tubenkonzerte? Ich habe bisher nur von einem von Lukas Zweig in großer Besetzung (Streicher, Holz- und Blechbläser und Percussion) gelesen, aber davon weder Noten noch Aufnahme noch überhaupt etwas gefunden.
    Liebe Grüße.
    momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

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