Freude schöner Götterfunken - Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr 9 in d-moll op 125

  • Liebe Forianer,


    Nur wenige Werke Beethovens wurden vom breiteren Publikum so begeistert aufgenommen, wogegen sich etliche Kenner und Kritiker jedoch teilweise sehr ablehnend äußerten.
    So bezeichnete die "Allgemeine Musikzeitung" 1825 das Werk als einen "mönströsen Auswuchs Beethovenscher Phantasie".
    Aber alles in allem gesehen war das Werk seit seiner Uraufführung am 7. Mai 1824 am Wiener Kärntnertortheater ein triumphaler Erfolg, und natürlich gab es auch begeisterte Kritiken.


    Uns interessiert in diesem Zusammenhang allerdings mehr, welche gelungenen Einspielungen es davon gibt.
    In Vielerlei Hinsicht ist das Werk schwierig aufzunehmen, sei es nun durch die gigantische Dynamik, sei es durch das Monumentale, die Durchhörbarkeit, oder aber auch nur die Auswahl der passenden Solostimmen. All diese Probleme, so wird man sagen, finden sich doch in zahlreichen Werken der Musikliteratur immer wieder. Das ist richtig, jedoch müssen in der Regel nur wenige in einen Zyklus eingebunden werden, und zudem ist die "Erwartungshaltung" des Hörers oft nicht so hochgespannt.
    So wird des öfteren, beispielsweise bei der neuen Rattle-Aufnahme, die Bemerkung laut, die "Neunte" wäre weniger gelungen als die anderen Sinfonien.
    Ach Karajan konnte bei senem letzten Zyklus kein so hochkarätiges Ensemble an Stimmen mehr bekommen, wie ca 20 Jahre zuvor.
    Als sprechen wir hier über die Tonaufnahmen der "Neunten", über die gelungenen, aber auch über die weniger gelungenen....


    Schönen Sonntag noch
    Euer Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    meine aktuelle Lieblingseinspielung ist die Stereoaufnahme mit Fricsay:



    Die Aufnahmequalität ist für eine Einspielung von 1958 erstaunlich gelungen. Natürlich einiges an Rauschen und vor allem im ersten Satz einige "schadhafte" Stellen, aber volles Frequenzspektrum und Dynamik, sehr plastisch.


    Künstlerisch mußte ich mich erst etwas reinhören, aber mittlerweile ists mein Favorit. Das unheimlich starke rhythmische Element - schwergewichtig, aber nicht schwerfällig - in den Sätzen 1 und 2, die ungewohnte Blechpräsenz im zweiten Satz, der buchstäblich wirklich "molto Adagio et cantabile" genommene dritte Satz und ein nicht überzogenes Finale ergeben ein überzeugendes Gesamtergebnis. Schade, das Fricsay nicht älter geworden ist. :(


    Ein gänzlich anders gearteter Fall ist Gardiners HIP-Aufnahme bei der DG, viel schnellere Tempi, auch klanglich ganz anders,durchsichtiger, nicht so monumental aber ebenfalls oft in meinem Player.
    Ansonsten habe ich nur noch die neueste Abbado-Einspielung, und die späte Karajanaufnahme. Beide vermögen mich wenig zu begeistern.


    Gruß
    Anti

  • Hallo Forianer,



    neben Antis Empfehlung, die ich ausdrücklich teile, möchte ich euch Günter Wand mit dem Symphonieorchester des NDR ans Herz legen: nicht spektakulär, aber (zeitlos-klassisch) gut. Auch am Sänger-Quartett kann man nicht mäkeln.



    Mein zweiter Tip - aber eigentlich meine Lieblingsaufnahme: Erich Kleiber mit den Wienern und Güden, Wagner, Dermota, Weber aus dem Jahr 1952. Zwar mono, aber sehr vital und ausdrucksstark - komplett anders als Wand.

    Zitat von Alfred

    Grüße aus dem subtropischen Wien (31°)
    Alfred


    Gruß
    (mit ein wenig Neid aus Hamburg)
    Uwe

  • Alfred schrieb


    [Zitat]Uns interessiert in diesem Zusammenhang allerdings mehr, welche gelungenen Einspielungen es davon gibt.[/Zitat]


    Mein trauriges Fazit bisher: keine.
    Blomstedt ist in der drei ersten Sätzen fantastisch, hat aber einen undifferenzierten Chor; bei Rattle ist der Chor gut, aber der Dirigent nicht; Muti leidet unter den Solisten, v.A. J. Eaglen; Hogwood spielt den Marsch leider nach der alten Partitur, also grottenlahm, Fricsay ist zwar gut, trödelt das Adagio aber lahm herunter usw usw.
    Am überzeugendsten finde ich den dritten Abbado, der aber unter der matschigen Klangqualität leidet.


    Jan

  • Jan schrieb:


    [Zitat]Am überzeugendsten finde ich den dritten Abbado, der aber unter der matschigen Klangqualität leidet.[/Zitat]


    Hallo Jan, haste schonmal Leibowitz mit der 9. gehört oder Gardiner ? Ich denke, das wären noch bislang ungenannte Alternativen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Offen gestanden keine, da ich mich bei diesem Werk für keine Aufnahme entscheiden kann oder will.
    Wenn unbedingt eine zu nennen ist: Furtwängler (Interpretationen sonder Zahl) und Giulini mit dem LSO


    Am liebsten höre ich sie Live. Im Wiener Konzerthaus findet am Silvester- und Neujahrs-Abend Aufführungen der Neunten mit den Wiener Symphonikern statt. Dorthin zu gehen, war natürlich ein Muß. Am deutlichsten in Erinnerung geblieben, sind mir die Aufführungen mit Carlo Maria Giulini als Dirigenten.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Das geht mir ähnlich, Rienzi. "Lieblingsaufnahmen" der 9. habe ich schon (die nenne ich auch noch später), aber einige Liveaufnahmen haben mich sehr beeindruckt.


    In Hamburg wird die 9. entweder zu Silvester oder am Tag der deutschen Einheit (03. Oktober) aufgeführt. Die stärksten Eindrücke hinterließen bei mir Frans Brüggen und Heinrich Schiff (der weltbekannte Cellist, der ab und an auch einmal dirigiert). Bei letzterem war neben der sehr gelungenen Interpretation unvergeßlich, daß er während des 1. Satzes seinen Taktstock verlor und nach dem Satz erst einmal nachfragen mußte, wo dieser dann abgeblieben war. Ein Zuschauer der ersten Reihe fing ihn dankenswerter Weise auf und so konnte es, nach einigem Gelächter, weiter gehen. :D

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


    Einmal editiert, zuletzt von Norbert ()

  • Sagitt meint:


    Die Neunte ist schon schwer zu exekutieren. Sie ist als Weihestück ziemlich mißbraucht worden- insbesondere in der Nazi-Zeit wurde dieses Werk gründlich mißbraucht ( mit welchen Gefühlen sang man 1942 in Berlin " alle Menschen werden Brüder ?- draußen gingen die Transporte nach Auschwitz).


    Das Verständnis des Werkes als hohe Weihe ist historisch belastet. Es passt sicher zur Vergessenskultur, dass die weihevollen Interpretationen viele Jahrzehnte dominant waren. Karajan hat zB noch in seiner dritten- der Digitaleinspielung- der neunten eine solche Breitwandinterpretation präsentiert.


    Zugleich und andererseits, falls man sich von der historischen Belastung etwas lösen kann, hat die Sinfonie Dimensionen, die man mit positivistischem Erfassen der Noten nicht erreicht. Deswegen überzeugt mich Norrington hier gar nicht. Da wird ohne Geheimnis gespielt. Furtwängler hingegen " wabert" sich durch die Mysterien des ersten Satzes und ich denke, ja, so könnte es gemeint sein.


    Zu Furtwängler: er hat 1942 , am 19.4., einen Tag vor " Führers" Geburtstag eine Interpretation vorgelegt, die man nur als " existientiell" bezeichnen kann, so wie er die Musiker durch die Partitur jagt. Da ist nichts von Weihe, sondern ganz viel Bedrängnis. Ich finde dies eine sehr interessante Variante.


    Von den neuern gefällt mir Zinman am besten, der auch das Drängende des Werks betont und ihm dadurch eine Größe gibt, die nicht durch hohles Pathos bedingt ist.

  • Zitat von sagitt

    Die Neunte ist schon schwer zu exekutieren. Sie ist als Weihestück ziemlich mißbraucht worden- insbesondere in der Nazi-Zeit wurde dieses Werk gründlich mißbraucht ( mit welchen Gefühlen sang man 1942 in Berlin " alle Menschen werden Brüder ?- draußen gingen die Transporte nach Auschwitz).

    Man hat es wahrscheinlich mit der gleichen Selbstverständlichkeit aufgeführt und gesungen wie in New York, als man die Indianer dahingemetzelt hat oder in London, als man in Afrika gewütet hat oder in der Sowjetunion, als man Millionen im Gulag umgebracht hat. Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Die Ermordeten galten in diesen (Un-)Kulturen nicht als Menschen.



    Zitat

    Das Verständnis des Werkes als hohe Weihe ist historisch belastet.

    Weihevolle Interpretationen gab es schon vor dem Holocaust.



    Zitat

    Karajan hat zB noch in seiner dritten- der Digitaleinspielung- der neunten eine solche Breitwandinterpretation präsentiert.

    Correction: Das ist Karajans 4. Einspielung der 9. Sie ist vielleicht die weihevollste seiner Einspielungen, aber eigentlich ist sein Verständnis von diesem Werk nicht anders als etwa die von Toscanini oder Fricsay.



    Zitat

    Zugleich und andererseits, falls man sich von der historischen Belastung etwas lösen kann

    Wie soll das gehen? Du nimmst ja das Weihevolle als Maßstab zur Bewertung der Einspielungen.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo Thorsten,


    gerne versuche ich noch mehr Klarheit, an der scheint es ja zu fehlen. Ich mache nicht das Weihevolle zum Maßstab- im Gegenteil. Auch wenn schon vor 33 weihevoll dirigiert wurde, ist ja sehr wahrscheinlich, hat die 9te in der Nazi-Zeit eine besondere Konnotation bekommen und man könnte diese Erfahrung berücksichtigen, was nach meiner Auffassung aber überwiegend nach dem Krieg nicht geschah. Die Unfähigkeit zur Trauern nannten die Mitscherlichs dieses.


    Zugleich- und das ist die Schwierigkeit- hören sich nüchterne Interpretationen belanglos an. Deswegen bin ich selbst ambivalent. Hohles Pathos finde ich unhistorisch, aber die rein entschlackte Version gefällt mir auch nicht. Bei Zinman gefällt mir, dass er das Stück straff nimmt, ihm aber die Größe lässt. Bei Furtwängler bin ich beeindruckt von der Verzweiflung, die in seiner Interpretation von 1942 steckt. Mit meinen Überlegungen bin ich aber gar nicht zu Ende und freue mich auf Diskussionen.


    Schöne Grüße


    Sagitt


    P.-S- Ich hatte nur die DG- Gesamtveröffentlichungen von Karajan gezählt.

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  • Was haltet ihr davon:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was halte ich von dieser Toscanini-Aufnahme!?


    Ich kenne sie nicht, aber bei amazon gibts ja einige Klangbeispiele: Tonqualität: scheinbar nicht ganz hundertprozentig katastrophal....


    Ich mag Toscaninis Interpretationen der Neunten nicht so, das ist mir zu schnell und zu trocken (habe seine New Yorker Aufnahme von 1952) aber Toscanini war ein bedeutender Beethoveninterpret und man sollte ihn schon mal kennenlernen.


    Daß diese Aufnahme von 1941 ist, macht sie für mich interessanter, da sie so ein historisches Dokument aus dem Krieg ist und somit eine interessante "Gegenüberstellung" zu Furtwänglers berühmter Neunter von 1942. Hier weht also der Hauch der Geschichte, interessant, interessant.


    Schade, daß man Alexander Kipnis nicht als Klangbeispiel bei amazon hören kann, er ist der einzige mir bekannte Sänger dieser Aufnahme.


    Naja, für den Preis, dann bestells Dir doch...


    Gruß, Markus


    Und das Teatro Colon ist ja ein Nabel der Südamerikanischen Musikkultur, dürfte auch reizvoll sein, von daher mal eine Aufnahme in die Sammlung aufzunehmen.


    Nachtrag: Muß mich korrigieren, die Hochgeschwindigkeit bekommt dem Schlußsatz auch ganz gut. Toscanini sollte halt nicht deine einzige Aufnahme sein, das würde einen Verzerrten Eindruck hinterlassen, empfehle als Hauptaufnahme diejenige von Ferenc Fricsay bei der DGG

  • Salut,


    Alfred, was ich schon länger mal schreiben wollte: Du hast in der Überschrift zu diesem Thread ein "n" unterschlagen. Ich ergänze wie folgt:


    Freunde schöner Götterkunke :evil:


    Ich bin auch so ein Freund dieser Funken. Besonders mag ich das Scherzo, noch besonderser die Pauke darin. Da ich mich nicht unbedingt Beethoven-Kenner nennen würde, hier die Frage an die Spezies: War Beethovens Neunte die Erste? [ich meine mit Verwendung von Gesang in der Sinfonie]...


    Ich finde, Beethoven hat hier bereits Mahlers 8. die Show gestohlen...


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich besitze eine Toscanini Aufnahme aus dem Jahre 1944 aus der Carnegie Hall, Solisten sind Novotna, Thorborg, Peerce und Moscona, "begleitet" vom NBC Symphony Orchestra.
    Die Aufnahme ist sehr rar, ich habe aber bei amazon.com ein paar links zu soundclips gefunden: gut remastered
    schlecht remastered


    Meiner Meinung kommt keiner an diesen Toscanini ran. Fricsay ist mit dem Scherzo: Molto Vivace sehr nah dran, aber im ersten Satz hat er einfach keine Chance. Toscanini hat einfach einen unglaublichen "Griff" auf diese Musik, da kommt kein Zinman, Rattle oder Karajan ran (Rattle soll ja eine sehr gute Version der neunten bei den Proms preisgegeben haben; kennt die jemand?).


    Jetzt bin ich gespannt auf Meinungen.

  • Kurzes Statement: Ich kann und möchte mich hier meinem Vorredner von oben nur anschließen: Die Aufnahme aus dem Jahre 1958 der Berliner Philharmoniker unter Ferenc Friscay halte ich (einschl. des Chors) für so gelungen und ausdrucksstark, dass es mich nicht nach einer weiteren Einspielung gelüstet :].


    Gruß, Cosima

  • Habe gestern (natürlich durch das Forum angeregt) den Fricsay von 1958 erhalten. Es ist schon wirklich erstaunlich, wie man so alte Aufnahmen heute aufpolieren kann! Der Klang ist schon recht gut, bis auf kleine Macken, die aber nicht stören.
    Was die Interpretation betrifft war ich schon wirklich positiv beeindruckt. Ich kannte bislang keine Aufnahme bei der das "Oh Freunde, nicht diese Töne" so voll erklingt. Ich fand bei allen meinen sonstigen Aufnahmen keinen so gelungenen Einsatz. Entweder gefiel mir die Stimme nicht 100 %ig oder die Stimme war zu leise oder zu "dünn"irgendwie war ich nie ganz zufrieden. Ich glaube ich habe "meine Aufnahme" gefunden. :jubel: Dank an alle, die sie hier empfohlen haben.


    PS: Dies ist meine 11. Einspielung der neunten Sinfonie. Für "normale" Menschen klingt dies wohl schon etwas verrückt. Hier im Forum lieg ich damit wohl eher im unteren Durchschnitt :) :)


    Gruß

    Günter

  • Salut, Theophilus,


    NA ENDLICH! Danke! Was kam als ZWEITE?


    Die Frage passt, glaube ich ganz gut hierher - die NEUNTE als Vorbild...


    bien cordialement
    Ulli

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  • ...bereits ist gut... DAZWISCHEN ist NICHTS...?


    Schade...


    Ulli

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  • Hallo


    Also für petemonovas Avatar sehe ich schwarz :yes:


    Was ist denn mit Mendelssohns Sinfonie Nr 2 ???



    Da war doch auch so ein vokaler Teil. "Lobgesang" heißt deshalb die Sinfonie glaub ich :hello:


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Na ja, zuerst langes Nachdenken und dann zaghafte Versuche, wie man nach Beethovens Neunter überhaupt noch eine Symphonie schreiben kann...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Liebe Forianer,


    Voer eingen Tagen war ich wieder mal unschlüssig, was den in meiner Sammlung noch ergänzt werden soll. Da fiel mir diese CD in die Hände:


    Natürlich habe ich diese Aufnahme schon seit Jahren - als Langspielplatte. Aber seit eingen Jahren liegt meine Vinylsammlung brach, so habe ich die Aufnahme über 2 Jahrzehnte nicht gehört.


    Nun wollte ich es aber wissen. Wie würde die alte Aufnahme, einst hoch gelobt, später oft kritisiert und niedergemacht heute auf mich wirken ?


    Um es kurz zu machen: Phantastisch.
    Den vielzitierten und -geschmähten Karajanschen Breitwandsound konnte ich nicht nachvollziehen - wohl aber Karajans persönliche Handschrift - Aber gerade deshalb kaufte man ja Karajan- Platten, nicht wahr ??
    Karajan schöpft die Möglichkeiten der Berliner Philharmoniker voll aus:
    Klangschön und doch kraftvoll, erhaben und edel, temperamentvoll, aber nie vulgär mit wunderbaren Solisten im letzten Satz. Die Tontechnik ist analog, schlägt aber an Lebendigkeit und Natürlichkeit manch spätere Aufnahme. In jedem Fall eine besitzenswerte Einspielung


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe eben im Fernsehen die 9.Symphonie gehört und gesehen. Prinzipiell hat es mir gefallen (die Interpretation und der Klang), aber eines hab ich "auszusetzen".


    Aber erstmal die Besetzung:
    Otto Klemperer dirigiert das New Philharmonia Orchestra in der Royal Festival Hall London.
    Solisten sind/waren Teresa Zylis-Gara (Sopran), Janet Baker (Mezzosopran), George Shirkey (Tenor) und Theo Adam (Bass).


    Ich finde, dass Klemperer hier ein schönes flottes, aber auch nicht zu schnelles, Tempo gewählt hat.
    Auch die spielerische Leistung vom Orchester hat mir gefallen.
    Der Chor war hervorragend!!! Ein super Aussprache und einen sauber gesungenen Ton! Der Chor hat mir einfach fantastisch gefallen.
    Mit den Solisten war und bin ich nicht ganz zufrieden.
    Das ging da los, wo Adam den singerischen Part einleitet (nachdem das Götterfunken-Motiv vom Orchester hervorragend eingeleitet wurde). Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten und kenne Adam auch nicht, möchte aber den Eindruck, den ich bekam, trotzdem hier äußern. Ich hatte das Empfinden, dass die Klangqualität nicht so hervorragend war. Auch das Feste und Kräftige hat mir ein wenig gefehlt.
    Wenn alle 4 Solisten gemeinsam gesungen haben, kam es mir teils so vor, dass sie gegeneinander sungen. Es hat nicht richtig harmoniert. Als wolle sich jeder vor dem anderen profilieren. Das hatte dann auch seine Auswirkungen auf die klanglichen Qualitäten.
    Das war aber nicht immer so...nur am Anfang ihres Gesangs. Zum Ende hin wurde es dann immer besser und harmonischer.
    Aber als Solist hat mir Shirkey ziemlich gut gefallen! Eine wunderbare, reine Stimme...


    Der Schluss der Symphonie war einfach gigantisch und majestätisch! Da kann man die unglaublich enthusiastische Reaktion des Publikums voll und ganz nachvollziehen!


    Vielleicht finde ich ja mal ne CD von dieser Aufnahme, dann werde ich sie auch noch mal posten.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat von Maik

    Vielleicht finde ich ja mal ne CD von dieser Aufnahme, dann werde ich sie auch noch mal posten.


    Gruß, Maik


    Hallo Maik,


    die gibt es, wenngleich mit anderer Besetzung:



    Sie wurde hier, erstaunlich genug, noch gar nicht genannt, aber gehört zu den "Klassikern" unter den Aufnahmen der 9. Sinfonie.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Sie wurde hier, erstaunlich genug, noch gar nicht genannt, aber gehört zu den "Klassikern" unter den Aufnahmen der 9. Sinfonie.


    Klemperer war doch sowieso ein Beethoven-Klassiker! Seine Interpretationen sind doch meistens mehr als gelungen, aber er hatte sich ja auch auf ihn spezialisiert...


    Ich werde mich mal trotzdem noch etwas weiter umsehen...kann aber natürlich sein, dass es keine Aufnahme gibt, da es ja eine Live-Aufführung war...


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Lange wurde hier nichts mehr geschrieben.


    Zu Furtwängler: Wie viele Aufnahmen gibt es von ihm? Mir sind die von 1942, 1951 und 1953 bekannt, gibt aber anscheinend noch mehr (auch auf CD?). Welche bevorzugt ihr?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt sehr sehr viele Liveaufnahmen der Neunten unter Furtwängler.
    Ich besitze allein vier Aufnahmen:


    Berliner Philharmoniker, ?? 1942, die wohl wildeste Aufnahme. (mit Briem, Höngen, Anders, Watzke)


    Berliner Philharmoniker, 19.04.1942 (!), (mit Berger, Pitzinger, Rosvaenge, Watzke) - frisch Erstveröffentlicht von Archipel. Eines jener Konzerte, zu denen Fu zum Vorabend des "Führergeburtstages" genötigt wurde. Teilweise arg verzerrte Tonqualität.


    die Liveaufnahme von den Bayreuther Festspielen (EMI) Schwarzkopf - Höngen - Hopf - Edelmann- Klangtechnisch einigermaßen gut (aber mit hustendem Publikum), extrem langsamer dritter Satz, in dem einiges schief geht, dennoch hochinteressant.


    Wiener Philharmoniker, Salzburger Festspiele, 31.8.1951 (Orfeo) mit Seefried, S. Wagner, Dermota, Greindl


    Dann gibt es noch eine DG CD mit einer Aufführung mit den Wiener Philharmonikern in Wien. (1953)



    Version 1942 mit Briem etc.
    <->





    Keine Ahnung, was es hiermit auf sich hat. Sängerbesetzung angeblich: Brouwenstjin, Malaniuk, Windgassen, Weber,
    3905894.jpg



    hier gibts gleich drei auf einen Schlag:



    diese CD hier ist wohl gerade nicht erhältlich oder in einer neuen Box untergebracht



    keine Ahnung, wie die Londoner Aufnahme von 1937 klingt
    B000001OG8jpg

    Aha, noch mal Luzern...
    B000003O7E.01.LZZZZZZZ.jpg

  • Danke für Deine Hilfe. ;)


    Die Aufnahme muß in dem Zusammenhang auch noch unbedingt erwähnt werden:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Beethoven-Freunde (und wer ist das nicht ?),


    wenn Felipe sich für Karajan´s letzte Beethoven-DG-Aufnahme von 1983 stark macht und Alfred für die erste DG-Aufnahme von 1962, so haben beide ihre Gründe dafür.
    Ich favorisiere die mittlere DG-Aufnahme von 1977, weil ich diese für die klangtechnisch Beste und Natürlichste halte.
    Von der Interpretation her sind alle drei Aufnahmen phantastisch, so wie es Alfred schon umschrieben hat.



    Symphonie Nr. 9
    Tomowa-Sintow, Baltsa, Schreier, van Dam,
    Berlin PO, Karajan
    DG Aufnahme 1977 ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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