Hallo Musikfreunde,
das Thema klingt nicht nach einer fachwissenschaftlichen Frage auf hoher Fachebene, aber: ist es auch nicht.
Als Musikliebhaber, der sich auf der einen Seite seine Gedanken macht und als Folge davon handelt, auf der anderen Seite aber auch unbewusst seinen Trieben nachgeht, fällt mir auf: Erstens: Ich liebe z.B. die Musik der Fünf Sätze für Streichquartett von Webern sehr, die Schreibweise ist genial. Zweitens: Ich besitze einige Einspielungen dieses Werkes. Drittens: Ich lege meine CD fast nie auf, höre mir das Werk fast nie an. Auch nicht auf Konzerten.
Warum? Ich glaube, das Stück ist zu kurz (9 Minuten). Ich mache dies kaum mit Absicht, aber ich greife mir lieber eine andere Musik, die länger dauert. Der Aufwand, für 9 Minuten die CD zu nehmen, in den Player einzustecken, mich gemütlich hinzusetzen, um nach kürzester Zeit wieder aufzustehen, scheint mir zu hoch zu sein (Ich weiss um die Qualität und um den Charakter dieses Werk; die Verdichtung ist nun einmal das Wesen der Webernschen Kompositionen - aber darum soll es jetzt nicht gehen).
Dies war ja nur ein extremes Beispiel; ähnlich geht es mir jedoch auch bei anderen Werken: Werde ich für das Bläseroktett, das ca. 16 Minuten dauert, einen Aufwand von mehr als einer halben Stunde, auch einen finanziellen Aufwand, auf mich nehmen, um z.B. in meine Nachbarstadt in ein Konzert zu fahren?
Für ein Meisterwerk, ein für mich wichtiges Werk, nehme ich gerne einige Stunden "Aufwand" in Kauf, so z.B. vor kurzem das 15. Streichquartett von Schostakovich, wofür ich 2 Stunden gefahren bin. Kann aber ein Stück von 16 Minuten Dauer ein Meisterwerk für mich sein?
Ich persönlich neige dazu, nein zu sagen; ich habe den Eindruck, dass meine ohnehin verhältnismäßig kleine Anzahl von Lieblingswerken stetig verkleinert wird, ich greife kaum noch auf Werke zurück, die weniger als ca. 25 Minuten Spieldauer haben. Das ist für mich kein Gesetz, auch keine Absicht, aber die Tendenz geht dahin.
Ich traue mich ja kaum, dieses Thema hier zu veröffentlichen und nach Eurer Meinung dazu zu fragen, da es ja wirklich ein triviales Thema ist. Dennoch ist es für mich ein Thema, das mein Musikverhalten sehr beeinflusst.
Nun meine vorsichtige Frage an Euch: wie sieht das bei Euch aus; ist meine Fragestellung Eurer Meinung nach kein Thema oder unangebracht("wie kann die Dauer eines Werkes eine so große Rolle spielen?")?
Gruß,
Uwe