Peter Tschaikowsky und eine Hammer-Symphonie - Die Vierte

  • Hallo Taminos und Paminas!


    Seit bestimmt einem Monat möchte ich diesen Thread erstellen. Es sollte ein normaler umfangreicher Start werden, aber aus irgendeinem Grund kriege ich das nicht hin...


    Jetzt läuft gerade diese Symphonie bei mir und ich kann nicht anders: es wird Zeit für eine Ehrung dieses Werkes im größten Klassikforum des deutschsprachigen Raumes :yes:


    Tschaikowsky komponierte seine Symphonie Nr.4 f-Moll op.36 1876/77. Die Uraufführung fand im Moskau des Jahres 1878 statt.


    Was gibt es zu dieser Symphonie zu sagen: ich habe sie auf den Namen Kribbelsymphonie getauft (eben gerade, ganz spontan), weil sie genau das bewirkt. Ziemlich komplett druchgängig.


    Sie hat vier Sätze :stumm: :D
    I. Andante sostenuto; Moderato con anima; Allegro vivo :jubel: :jubel:
    II. Andantino in modo di canzone :jubel:
    III. Scherzo. Pizzicato ostinato. Allegro :jubel: :jubel:
    IV. Finale. Allegro con fuoco :jubel: :jubel: :jubel:


    Mmh. Die Beurteilung fiel echt schwer.


    Also, nun mein Anliegen: Ich habe keine CD davon, was sich schleunigst ändern muss :yes:
    Zum Glück gibt es nette Menschen die einen Aufnahmen zur Verfügung stellen (danke Holger :hello: ), welche ausgesprochen grandios sind :jubel:


    Somit kann ich auf Mravinsky und die Leningrader Philharmoniker zurückgreifen.
    Eine geniale Aufnahme!!!
    Nun, das kann aber so nicht weitergehen...ich brauche unbedingt eine eigene CD.


    Was könnt ihr empfehlen? Die Interpretation muss vor hemmungsloser Gewalt nur so strotzen! Man darf sich nicht mehr auf dem Sitz halten können oder klare Gedanken fassen können...man muss schwitzen, ausrasten...eine Art Nervenzusammenbruch durchleben...


    Ich hoffe das reicht euch, um mir entsprechende Empfehlungen zu geben.
    Mravinsky schafft das, aber was gibt es noch mit diesen Resultaten?



    So, es war noch nie so anstrengend einen Beitrag zu schrieben...seit zufrieden, wenn er nicht allzu viele Rechtschreibfehler enthällt, ich gab mir größte Mühe noch zu korrigieren...


    Viele Grüße, Maik


    PS: Sorry, es geht dem Ende zu...



    TAMRUSINFO

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo, maik, die 4. ist auch eine absolute lieblingssymphonie von mir. aber den namen 'kribbelsymphonie' nun ja ?( ;) ...


    aber ich ahne, was du damit meinst ...
    ich habe einige einspielungen davon ...
    u.a. aus der erinnerung heraus bernstein, karajan (2x), muti (2x), swetlanow,


    aber die allllllleralllerbeste ist die von emil tchakarov (der leider so unbekannt und früh verstorben ist) ... so etwas hatte ich noch nie vorher und auch nie mehr danach gehört ... (aber jetzt kommt es: leider nicht auf cd erhältlich, da aus dem radio aufgenommen) ...


    ansonsten würde ich bernstein empfehlen, auch wenn er im ersten satz etwas zupackender sein könnte. insgesamt aber die 'durchlittenste' einspielung .... :yes:


    viel spaß beim entdecken
    jörg


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg,


    ja, Kribbelsymphonie ist schon etwas komisch, da es NIE beim Kribbeln bleibt...


    Habe es eben gewagt, den vierten Satz wiederholt laufen zu lassen...oh weh :D
    Solche Gefühlsausbrüche hatte ich, wenn ich mich recht erinnere, bei noch keinem anderen Werk! Und dann auch wirklich immer...da kann ich mich noch so anstrengen, Zurückhaltung ist da die falsche Methode!
    Besonders der Schluss...ich glaube zehn Schläge sind es am Ende. (Wo bleibt unser Sabber-Smilie?)


    So, ich verusche jetzt erst mal wieder runter zu kommen...
    Danke schon einmal für deinen ersten Tipp. Dem werde ich nachgehen :yes:


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • ja, maik, bei diesem werk kann man nicht ruhig sitzen bleiben.
    werde mal -hierdurch angeregt - die anderen einspielungen durchhören und mich dann wieder melden. der ältere muti könnte auch ganz gut sein, auf keinen fall den neuen muti ..grauenhaft langweilig.


    aber ich höre fast ausschließlich den tchakarov ansonsten ... da können sich alle anderen 'wegschmeißen' ;


    der erste satz ... da wird man förmlich in den sessel geschmettert ... 8o :D 8o


    also, näheres demnächst


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Liebe Cosima :D (und alle anderen),


    kommen wir zu einer CD auf meiner Liste, die ich vom Gefühl als ziemlich gut beurteilen würde:



    Valery Gergiev dirigiert die Wiener Philharmoniker.


    Ich muss erst mal dazu sagen, dass der Preis für dieses Werk auch 20€ betragen darf...nur dann zieht sich der Kauf etwas hin.
    Aber mir kommt es hier auf die Qualität an - sozusagen das Beste vom Besten soll auf den Tisch :yes:
    (sonst natürlich auch, nur das ich mir da Grenze etwas tiefer hänge)


    Nun, du, liebe Cosima, wirst die CD kennen - aller kleine (große?) Gergiev Verehrerin kannst du doch sicher ein Urteil über die Ausdrucksstärke geben.



    @Jörg
    Mit welchem Orchester ist die Bernstein Aufnahme?



    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik



    Was gibt es zu dieser Symphonie zu sagen: ich habe sie auf den Namen Kribbelsymphonie getauft (eben gerade, ganz spontan), weil sie genau das bewirkt. Ziemlich komplett druchgängig.


    Das wär doch was für:


    Die TAMINO-Taufe - Taminoianer taufen Sinfonien


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Na ja, das habe ich ja eigentlich nur für mich gemacht :stumm: ;)


    Zudem ist es am Ende wahrlich kein Kribbeln mehr...wenn es dabei bliebe, wäre es schade.
    Die beschriebenen 'Symptome' sind da schon sehr gut angebracht :D



    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Es gibt mindestens drei Bernstein-Aufnahmen (2xSony, 1xDG), alle mit dem New York Philharmonic. Die Digitale DG-Aufnahme kenne ich leider noch nicht aber die beiden Sony-Aufnahmen kann ich sehr empfehlen.
    Ich weiß, daß Bernstein Tschaikowskys Vierte auch besonders am Herzen gelegen hat und ihm gelingt in beiden Sony-Aufnahmen eine kolossal emotional feurige Deutung.


    In der "Box" steckt die Aufnahme von 1975, die Einzel-CD enthält die Aufnahme von 1958 und eine sehr schöne Aufnahme des Capriccio Italien)




    Karajans berliner Aufnahme von 1966 finde ich auch in einigen Passagen äusserst faszinierend!



    In den nächsten Wochen kaufe ich mir endlich Mrawinskys DG-Stereo-Einspielung, die bald wiederveröffentlicht wird und auf die ich mich seit langem freue.

  • Hallo Markus,


    besten Dank!



    Zitat

    In den nächsten Wochen kaufe ich mir endlich Mrawinskys DG-Stereo-Einspielung, die bald wiederveröffentlicht wird und auf die ich mich seit langem freue.


    Mmh. Deshalb hatte ich sie nicht gefunden :rolleyes:
    Ich fand nur die Vierte mit der Fünften und Sechsten gekoppelt.



    Jetzt weiß ich ja bescheid :hello:


    Liebe Grüße nach Frankfurt,
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Maik
    Nun, du, liebe Cosima, wirst die CD kennen - aller kleine (große?) Gergiev Verehrerin kannst du doch sicher ein Urteil über die Ausdrucksstärke geben.


    Die Aufnahmen mit den Wienern gefallen mir fast durchweg weniger gut als die mit Gergievs eigenem Orchester (Ausnahme die 5. Tschaikowskij). Ich würde Dir hier nicht zu einem Kauf raten. Die Einspielung ist nicht schlecht, aber viel zu zahm und brav. Ich höre hier nicht Gergievs Temperament und Hingabe heraus, wie ich es ansonsten von ihm kenne und liebe. Mit dem Mravinskij bist Du doch schon sehr gut bedient, denke ich.


    Ich habe außer den beiden noch eine Kubelik-Aufnahme, aber die stellt mich auch nicht richtig zufrieden.


    Gruß, Cosima


    P.S.: Ich sehe gerade, dass ich die Aufnahme noch vor kurzem (damals war ich noch nicht so sehr mit Gergiev vertraut) positiver beurteilt habe als heute. Im Gergiev-Thread schrieb ich: Gergiev und die Wiener bringen die Vierte voller Energie und Pathos, ohne in Gefühlsduselei zu verfallen. Quasi ein Kontrastprogramm zu meiner weiteren Aufnahme dieses Werkes unter Mravinsky und seinen Leningradern, die eine schlankere, nüchternere Version einspielten. Mir jedenfalls gefallen beide Aufnahmen auf ihre spezielle Art.


    Das war am 04.11. – da wusste ich noch nicht, welche Energien Gergiev tatsächlich freizusetzen in der Lage ist.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • @ Maik


    Ja, die "teuere grüne Mrawinsky-Stereo Box" meinte ich, sie wird im Februar als DG-Originals-Doppel-CD (mit #4 #5 #6) wiederveröffentlicht, obwohl es ja schon die DG-Originals Mono Doppel-CD gibt, in der allerdings Sanderling die #4 dirigiert.)


    Die Digitaleinspielung von Bernstein ist momentan nicht zu haben, aber die wird sicher auch bald in einer dieser neuen DG-Bernstein-Boxen auftauchen..


    Ich habe aber gerade gesehen, daß es auch noch eine Aufnahme mit Fricsay gibt. Kennt die Jemand? könnte mir vorstellen, daß da nur so die Fetzen fliegen...




    Ach so, noch ne Anmerkung. Maik suchte ja "gewalttätige" Aufnahmen. Obwohl ich (Maik aber) die Mrawinsky-Aufnahme noch nicht kenne, vermute ich mal erfahrungsgemäß, daß gewalttätiger als Mrawinsky eh nicht möglich ist.


    :D

  • Hallo Cosima,


    na dann ist ja gut. Ich stand vor einigen Wochen schon kurz vor einem Kauf der Gergiev CD...


    Den Mravinsky habe ich ja nicht selbst. Man könnte es als eine Art Leihgabe verstehen.
    Nur das ich diese eben haben kann, wann ich will (nur nicht zu Hause als CD...).
    Andern Orts sagte ich schon, dass ich zu denen gehöre, die CDs wenn dann auch gerne selbst besitzen, wenn Leihgaben mehr als hörenswert waren.
    Und das ist Mravinsky absolut :yes: Wie du oben schon etwas lesen konntest. Bei dem Werk kann ich aber keine weiteren emotionalen oder anderweitige Eindrücke schildern, als ich es schon getan habe...Denn um so etwas zu machen, muss ich mir ein Werk immer anhören und wenn ich mir die Vierte anhören würde, um zu beschreiben, würde nur Gekrakel herauskommen...(mein Einführungsbeitrag erlebte schon während des Schreibens massig Korrekturen - ich musste fast alles zwei- oder gar dreimal schreiben, weil mich die Musik zu sehr in ihren gewaltigen Bann gezogen hat)


    Oh weh. Ich glaube ich werde krank - ich sehne schon wieder nach ihr...(nicht das erste- und zweitemal an diesem Tage; der Schluss wurde noch weitaus öfter verzehrt - Ulli, kannst du keinen Sabber-Smilie auftreiben :wacky: )



    Ich verschwinde jetzt für heute aus diesem Thread und erkläre ihn für mich zur Gefahrenzone.
    Hätte ich gewusst, wie gefährlich der mir wird, hätte ich ihn nicht gestartet 8o :stumm: :angel:


    Viele Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Ach so, noch ne Anmerkung. Maik suchte ja "gewalttätige" Aufnahmen. Obwohl ich (Maik aber) die Mrawinsky-Aufnahme noch nicht kenne, vermute ich mal erfahrungsgemäß, daß gewalttätiger als Mrawinsky eh nicht möglich ist.


    Als gewalttätig empfinde ich die Mrawinskij-Aufnahme nicht. Wohl aber als dynamisch, daneben aber auch irgendwie kühl und „trocken“ (schlank trifft es eigentlich nicht, wie ich oben schrieb, wohl aber „nüchtern“). Mag aber sein, dass der Wiener Klang mir hier gerade noch in den Ohren liegt, der doch sehr viel pathetischer rüber kommt.


    So richtig gefallen mir alle drei Aufnahmen, die ich besitze, nicht. Aber auch das mag an meiner heutigen Tagesform liegen… ich schweige jetzt wohl besser.


    Gruß, Cosima

  • So, ein neuer Tag beginnt und ich bin auch wieder hier :wacky:


    Also, wie ich schon etwas in Was hört ihr gerade jetzt anklingen lies, war es eben wieder unglaublich...Mir ist aufgefallen, dass es von Mal zu Mal schlimmer wird.


    Mir tat eben richtig der Arm weh, weil ich mit dem (okay, mit dem anderen auch, aber nicht so doll) so sehr rumgefuchtelt habe - Möchtegerndirigent :rolleyes:
    Aber wie kann das nur ein Dirigent aushalten, der diese Symphonie so sehr liebt!? Wie erging es zum Beispiel Bernstein? Markus hat gesagt, ihm lag diese Symphonie am Herzen - gut, wahrscheinlich nicht so wie mir gerade, aber weiß da vielleicht jemand etwas?



    Auf alle Fälle habe ich es geschafft, mir noch etwas zu den einzelnen Sätzen zu merken, um sie für mich zu charakterisieren oder die Bedeutung zu ermessen:


    I. Was für ein Start! - Mit Jörgs Worten: man sitzt fest im Sessel...
    Insgesamt liefert er mir einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mich im vierten Satz erwartet. Zudem kommt man hier auch, besonders im zweiten Teil, etwas zur Ruhe.


    II. Erholung und Ruhe vor dem Sturm. In der Mitte empfinde ich es als etwas aufgewühlt.
    Das Ende bereitet mich schon auf den dritten Satz vor...


    III. Herrlich! Durch diesen Satz habe ich die Symphonie auf den Namen Kribbelsymphonie getauft :yes: Ich liebe diesen Satz...da kribbelt es so schön in meinem Bauch[nabel] (na, als welcher Werbung habe ich das etwas abgewandelt :stumm: :D)...
    Auch werde ich am Ende gleich auf den nächsten Satz eingestimmt. Es kommt zum Aufbau der Stimmung...


    IV. ...und entlädt sich hier SOFORT! Zum Glück gibt es hier auch einige ruhigere Passagen, sonst ... :wacky:
    Muss ich zum Finale wirklich noch was sagen??? Hammer-Symphonie!



    So, ich hoffe, dass ich ein paar Wochen die Finger von der Symphonie lasse, damit sie dann noch gewaltiger ist!


    Liebe Grüße, Maik :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • hallo, maik, die frage wurde ja schon beantwortet ...


    dafür noch ein tipp: wenn dir tschaikowskys 4. gefällt, wirst du auch kurt atterbergs 3. symphonie lieben ... eine meerssymphonie mit gewaltigen sturmschilderungen .. da bleibt einem auch der atem stehen ... was mal eine freundin in höchste beunruhigung versetzte .. die dachte, ich würde gleich in ohnmacht fallen :D


    zwei gute aufnahmen gibt es. bei cpo und bei einer schwedischen firma (muß nochmals nachschauen bei interesse). beide haben ihre meriten.


    eine gute erholsame nacht :D

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Jörg,


    du darfst nachschauen!!!
    Interesse ist bei mir für so was immer da :D


    Die Erholung fand ich schon in den letzten gut 1 1/2 Stunden mit Dvoráks Stabar mater...auch ein herrliches Werk, nur eben auf eine andere Art und Weise.



    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo maik,


    deine überbordende Begeisterung für Tschaikowsky: Sinfonie Nr.4 hat mich auch gefangen - ich werde seit vielen Jahren nicht mehr gehörte Sinfonie heute hören.


    :)Mein Favorit war eigendlich immer die Karajan / Berliner PH - DG-Aufnahme aus den 70er Jahren, die ich für rundum TOP gelungen halte.


    :)Aber auch die CBS-Aufnahme mit Lorin Maazel / Cleveland Orchester ist eine TOP-Wahl, die keine Wünsche an energiegelandener Intensität offen läßt und zudem Klanglich hervorragend ist - eine CBS-CD.


    :]Die gelesenen positiven Kritiken haben vor ca.10Jahren dazu geführt mir noch die DG-Aufnahme mit Bernstein / NewYorker PH zu kaufen, auch weil hier eine Wahnsinnaufnahme der Sinf.Dichtung Francesca da Rimini drauf ist, die in ihrer Dramatik und Aufgewühltheit keine andere Interpretation erreicht.
    Ähnliche überbordende Dramatik bei ausgedehnten Tempi auch bei der Sinf.Nr.4 - eine der letzten quasi-bekenntnishaften und ergreifenden Bernsteinaufnahmen - ein "MUSS" für jeden Tschaikowsky-Freund.


    :( Ich habe gerade bei jpc und amazon nachgesehen - die Super-DG-CD ist nicht vorhanden.



    Bernstein´s alte CBS-Aufnahmen der Tschaikowsky-Sinfonien kenne ich nicht, da diese aber für knapp 29,-€ in dieser 5CD-Sony-Box zu haben sind und mich interessieren, werde ich mir diese bestellen - das geht auf Dein Konto :D und die weiteren positiven Worte in diesem Thread ! (Einzelaufnahmen würden pro CD 10 - 12€ kosten - dann nehme ich gleich alle, mit Francesca..... ;)..)

    Symphonien Nr. 1-6
    +Romeo & Julia; Francesca da Rimini; Slaw.
    Marsch op. 31; 1812-Ouvertüre; Hamlet

    New York PO, Bernstein
    5 CDs CBS / SONY Aufnahmen 1959 - 1976

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo!


    Zuerst mal zum einfacheren Teil, den Aufnahmen: Ich bin mit der Bernstein (Sony)- Einspielung sehr zufrieden, halte sie für sehr gut. Dennoch werde ich mir wahrscheinlich die Mravenski-Aufnahme anschaffen, wenn sie als DGG-Original erscheint.


    Nun zum problematischen, der Symphonie an sich:
    Tschaikowsky gewährt uns einen tiefen Blick in seine persönliche Hölle. Komponiert hat er das Werk in seiner größten Lebenskrise 1877, nach seiner mißglückten Ehe und einem Selbstmordversuch. Diese inneren Turbulenzen übertragen sich auch auf das Werk.
    Ich muß daher sagen, daß ich es für mehr als unangebracht halte, ein solches toternstes Werk als "Kribbelsymphonie" zu bezeichnen (@ Maik - vielleicht änderst Du ja den Threadtitel noch?).
    Es ist ein Totentanz zwischen Genie und Wahnsinn, wobei bei Tschaikowsky ersteres wohl knapp gewonnen hat.
    Während mir seine ersten drei Symphonien wenig sagen, ist die Vierte einfach immer wieder ergreifend. Aus der hier in der größten Krise gewonnen Kraft enstehen dann später die fünfte und sechste Symphonie, meiner Meinung nach Tschaikowskys mit Abstand besten Werke (die sechste ist wieder resignativ, aber das gehört nicht hierher...).


    Das Fanfaren-Motiv, mit dem die Symphonie beginnt, ist ein immer wieder kehrendes "Schicksalsmotiv", der "Keim der Symphonie" - wie ein "Damokles-Schwert, das über unseren Köpfen hängt". (so der Komponist selbst)
    Zum Finale schreibt Tschaikowsky: "Wenn Sie in sich selbst keinen Grund zur Freude finden, sehen Sie andere an. Gehen Sie unter die einfachen Menschen...stellen Sie sich Leute vor, die ein Fest feiern. Kaum gelingt es Ihnen, sich selbst zu vergessen und sich vom Anblick der Freude anderer mitreißen zu lassen, da erscheint wieder das unversöhnliche Schicksal und erinnert Sie an seine Existenz. Doch die anderen beachten Sie nicht...wie groß ist ihr Glück, daß ihre Gefühle unmittelbar und unkompliziert sind."


    Edward Gardens Fazit zu der Symphonie ist: "Die emotionale Beteiligung Tschaikowskys und der heftige Kontrast zwischen der starren Realität und der traumähnlichen Flucht in eine Phantasiewelt bilden die Grundlage dafür, daß dieses eines seiner stärksten Werke ist."


    Eine persönliche Assoziation, die ich beim Hören der Symphonie habe ist die des zermaterten Dyonisos.


    Wie man sieht, hat mich diese Symphonie sehr beschäftigt.
    Danke für den thread! (Titel ändern!)


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    ich muss sagen, ich habe etwas mit mir gehadert, weil ich den Namen eigentlich nicht ändern wollte. Nun tat ich es doch.


    Ich finde es sehr interessant, was du du für historische Bezüge zur Entstehung angebracht hast.
    Dieser Kampf, ich denke so kann man das auch nennen, hat mich auch irgendwie berührt und sehr bewegt, weil ich die Symphonie NIE unter einem solchen Blickwinkel betrachtet habe. Für mich war das alles eher ein herrlicher Freudentanz...kein Totentanz.


    Das hat mich nachdenklich gestimmt.
    Aber mein gewählter Titel mit der Kribbelsymhonie führt ja darauf zurück, was ich zum Beispiel dabei empfinde. Das verfremdet IMO das Werk nicht (es gab neben denen, die sich hier öffentlich eher gegen den Titel aussprachen, auch welche, die ihn gut fanden...) und soll keinesfalls den Hintergrund ins Lächerliche ziehen.


    Ich gebe zu, den Titel etwas widerwillig geändert zu haben, weil ich fand, dass er etwas hatte.
    Aber ich hab es für dich und Tschaikowsky getan...


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo, Maik!


    Zitat

    Für mich war das alles eher ein herrlicher Freudentanz...kein Totentanz.


    Die Freude ist eine erzwungene, das Leid kaschierende Freude.
    Die so gar nicht freudigen Passagen der Symphonie sind Dir doch aufgefallen (bzw. müssen Sie, die Blechbläser mit dem Schicksals-Motiv zu Beginn sind ja unüberhörbar) ?


    Zitat

    Aber mein gewählter Titel mit der Kribbelsymhonie führt ja darauf zurück, was ich zum Beispiel dabei empfinde.


    Das war mir schon klar. Dennoch...


    Zitat

    Ich gebe zu, den Titel etwas widerwillig geändert zu haben, weil ich fand, dass er etwas hatte.
    Aber ich hab es für dich und Tschaikowsky getan...


    Danke sehr.
    Daß dies auch im Sinne von Pjotr Ilytsch ist, kann ich nur vermuten...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Pius
    Komponiert hat er das Werk in seiner größten Lebenskrise 1877, nach seiner mißglückten Ehe und einem Selbstmordversuch. Diese inneren Turbulenzen übertragen sich auch auf das Werk... Es ist ein Totentanz zwischen Genie und Wahnsinn, wobei bei Tschaikowsky ersteres wohl knapp gewonnen hat.


    Da zeigt sich wieder einmal, wie wichtig es sein kann, wenn man sich über die Begleitumstände während des Komponierens einer Sinfonie informiert (oder manchmal auch einfach nur etwas über den Komponisten liest, Biographie etc.). Ähnlich erging es mir kürzlich mit der 4. von Mahler, mit der ich vorher wenig anfangen konnte. Das änderte sich schlagartig, als ich etwas über die Entstehungsgeschichte und das Werk an sich las.


    Unter diesen von Dir genannten Gesichtspunkten (die ich entweder vergessen habe oder die mir so nie bewusst waren) werde ich meine Aufnahmen auch noch einmal durchhören.


    Gruß, Cosima

  • Hallo Pius und Cosima,


    ja, das merkt man einmal wieder.


    Natürlich sind mir die Blechbläser aufgefallen! Gerad weil hier ja das Blech so geniale Momente hat, liebe ich diese Symphonie so.
    Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass als eine Art 'Schicksalsmotiv' zu sehen.


    Ich werde mir in ein paar Tagen oder Wochen die Symphonie unter diesem Gesichtspunkt auch einmal anhören.
    Allerdings macht sich jetzt in mir die Angst breit, dass mir dadurch etwas verloren geht, weil ich an den doch eher traurigen Hintergund denken muss...


    Wir werden sehen, was passiert.


    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Nur als Info für alle Interessierten: Die Bernstein-Box der 6 Sinfonien gibts zwar anscheinend zurzeit nicht über Amozon.de aber über Amazon.fr. bei Caiman und kostet einschließlich Porto 19,71 € . Habe sie gerade bestellt.
    Gruß

    Günter

  • Hallo Maik,



    die Vierte von Tschaikowski mag ich auch sehr. Sie ist in ihrer ungeheuren Emotionalität sehr beeindruckend. Ich habe sie in einem
    meiner ersten Klassikkonzerte vor vielen Jahren gehört und denke auch gern daran
    zurück.


    meine bevorzugte Einspielung ist diese:



    Die Gergiev Aufnahme hat mich ebenfalls nicht so überzeugt. Auch die
    Furtwängler Aufnahme erschien mir auch recht zurückhaltend gespielt.


    Die Mravinsky Aufnahme kenne ich noch nicht. Ich bin der Meinung,
    daß diese Sinfonie auch von einem russischen Orchester gespielt werden sollte. Der typisch russische Ausdruck kann doch dann besser wiedergegeben werden, weil ein Grundverständnis für die Mentalität eher gegeben ist.

    Gruß
    Rüdiger


    ________________________
    Lärm ist ... nur eines der Übel unserer Zeit, wenn auch vielleicht das auffälligste. Die anderen sind Grammophon, Radio und neuerdings die verheerende Television.


    C.G. Jung

  • Hätte Tschaikowsky adäquates zu den beiden wunderbaren Binnensätzen geschrieben, dann würde die 4. Sinfonie zu meinen uneingeschränkten Favoriten zählen.


    Der zweite Satz ist ein Ausbund an Gefühl, das Pizzicato-Scherzo einfach genial, aber sowohl der erste als auch der vierte Satz werden so gut wie immer ausgespart, wenn ich zu meiner einzigen CD dieses Werkes greife.



    Ich liebe Blechbläser. Die wunderbaren Bläserchoräle von Bruckner sind z.B. mit das gewaltigste und ergreifendste, was imo jemals an Musik geschrieben wurde.


    Unter der Prämisse sollte mir Tschaikowskys 4. Sinfonie gefallen, denn die Bläserdominanz des ersten und vierten Satz ist offenkundig. Aber für meinen Geschmack ist erheblich zu viel "Tschingderassa" in beiden Sätzen erhalten.
    "Verleidet" wurde mir die Sinfonie ausgerechnet von Sir Georg Solti, den ich als Dirigenten der 5. und 6. Sinfonie Tschaikowskys sehr schätze, der aber die Bläserdominanz in meinen Augen bis zum Exzess betonte. Daran kann auch der zurückhaltendere Abbado mit den Wiener Philharmonikern nichts ändern, aber ich denke, damit können sowohl Tschaikowsky als auch ich gut leben... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert
    Hätte Tschaikowsky adäquates zu den beiden wunderbaren Binnensätzen geschrieben, dann würde die 4. Sinfonie zu meinen uneingeschränkten Favoriten zählen.


    Der zweite Satz ist ein Ausbund an Gefühl, das Pizzicato-Scherzo einfach genial,


    Mann, bin ich froh, dass Du das schreibst und ich mich im Windschatten ducken kann... :D


    Zitat


    aber sowohl der erste als auch der vierte Satz werden so gut wie immer ausgespart, wenn ich zu meiner einzigen CD dieses Werkes greife.


    Bei mir führt es eher zu homoeopathischen Dosen der ganzen Sinfonie; Aussparen mache ich trotz allem nicht so gern.
    Ich finde in den Ecksätzen das Auseinandertreten des Anspruches der "Schicksalssinfonie" und der auf mich doch sehr plakativ wirkenden Mittel frappierend, erlaube mir, mich selbst aus einem thread über die "Pathetique" zu zitieren:


    Zitat

    (Johannes Roehl) die 4. z.B. bringt ein von Beginn an abwechselnd lärmig-fröhliches und russisch-melancholisches Finale, in dem die Fatum-Fanfare zwar nochmal auftaucht, aber dann kommt einfach die Reprise des Finalethemas und Schluß. Wenn man mit Schicksalsgedöns anfängt, muß man sich formal und emotional wenigstens ansatzweise an Beethovens 5. messen lassen. Gegenüber einem solchen Maßstab, den die Stücke selbst nahelegen, scheint die Verklammerung durch die Fatum-Fanfare sehr äußerlich und der Weg vom Kopfsatz zum Finale weder psychologisch noch musikalisch besonders schlüssig; Tschaikowsky bleibt hart gesagt, in Klischees stecken.



    Das war auch meine erste Aufnahme; inzwischen sind etliche dazu gekommen (und vermutlich wird demnächst trotz alledem die Stereo Mravinsky hinzugefügt), m.E. sehr empfehlenswert, wenn man einen eher nüchterne Sicht schätzt


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tschaikowsky's Vierte gibt es übrigens am Sonntag, 12. Februar, auf 3SAT ab 10:15 Uhr mit dem Radiosinfonieorchester Stuttgart unter Georges Pretre.

  • Hallo,


    für alle, die Gergievs Aufnahme der 4. Sinfonie von Tschaikowsky mit den Wiener Philharmonikern für zu zahm halten, hier ein Programmtip, wie es klingt, wenn er sein eigenes Mariinsky-Orchester (zudem ungeprobt) von der Leine läßt.


    Am Samstag, d. 25. Februar überträgt BR 4 ein am 8.7.2005 im Martti-Talvel-Saal in Mikkeli aufgenommenes Konzert, in dem es außerdem noch die 1. Sinfonie von Schostakowitsch sowie das 1. Violinkonzert von Prokofiew (Solist : Laurent Korcia) zu hören gibt.


    Sune

  • Zitat

    Original von sune_manninen
    Am Samstag, d. 25. Februar überträgt BR 4 ein am 8.7.2005 im Martti-Talvel-Saal in Mikkeli aufgenommenes Konzert, ...


    BR 4 empfange ich hier gar nicht, soweit ich weiß. So ein ELEND!


    Gruß, Cosima

  • Hallo Cosima,
    Bayern 4 ist aber übers Internet zu hören.


    Beste Grüße aus Leipzig
    Misha

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose