.. jetzt soll's auch mal blutrünstig werden. opern sind voll von verbrechern und mördern... gesucht werden hier die 'schönsten' und auch 'spannendsten' mord(s)szenen aus gut 4 jahrhunderten opernliteratur ...
was sind eure favoriten und warum?
.. jetzt soll's auch mal blutrünstig werden. opern sind voll von verbrechern und mördern... gesucht werden hier die 'schönsten' und auch 'spannendsten' mord(s)szenen aus gut 4 jahrhunderten opernliteratur ...
was sind eure favoriten und warum?
natürlich Lulus orchestraler Todesschrei. Wenn schon Mord, dann bitte auch ein entsprechendes Schockerlebnis!
Hi,
ich bringe die Schlußszene aus Carmen ins Spiel. Wenn die Protagonisten auf der Bühne das richtig hinkriegen, wird daraus eine Szene von fast unüberbietbarer Dramatik (der Dirigent ist dabei natürlich herzlich eingeladen, das Feuer ordentlich zu schüren!).
Naja,
Don Giovanni kriegt das ganz gut hin, oder?
Die Stelle gleich zu Beginn der gleichnamigen Oper ist wenig dramatisch im Vergleich zum Folgenden - Mittel zum Zweck eben.
Ulli
Salut,
also ich weiß nicht, mehr als Totschlag wird der Staatsanwalt nicht beantragen. Ein geschickter Verteidiger wird sogar Notwehr zum Ausgangspunkt seiner Strategie machen (besser gesagt, hätte es gemacht, wäre ihm sein Mandant nicht schon am nächsten Tag abhanden gekommen... ;)).
Schon fast ein Rätsel:
Ein finsterer, machtlüsterner Egomane streckt einen fast übermächtigen Gegner hinterrücks nieder.
"***, was tust du? Was tatest du?"
Das Beste daran ist die nachfolgende Trauermusik...
na, das muß der böse hagen von tronje sein und das opfer der tapfere siegfried...was gibts zu gewinnen :-))
kurz, aber schmerzhaft auch das ende der salome bei strauss ... nicht zu verachten auch das, was (musikalisch) mit der bösen klytemnästra in der elektra passiert
ZitatOriginal von Theophilus
Das Beste daran ist die nachfolgende Trauermusik...
Das dauert aber noch eine ganze Weile. Erstmal kommt noch ein langer Gesang des Heldentenors.
Sophia
ZitatOriginal von Ulli
Die Stelle gleich zu Beginn der gleichnamigen Oper ist wenig dramatisch im Vergleich zum Folgenden - Mittel zum Zweck eben.
Diese Stelle gleich nach Beginn der Oper - das Sterbelied des Komturs - gehört für mich zur schönsten (ist das dann automatisch die "dramatischste" ;)?) Musik des "Don Giovanni", sie klingt wie ein Staunen des Komturs über den eigenen Tod. Und was heißt hier "Mittel zum Zweck"? Der Komtur stirbt nachdem Giovanni warum auch immer bei Anna war.
Ansonsten schließe ich mich Theophilus an: mehr als Totschlag wird das nicht.
Sophia
Salut,
das will ich - wie ich es sehe - erklären:
Das Wichtigste an der Geschichte um Don Giovanni ist letztlich, dass der tote Comtur dessen Einladung folgt und ihn dann zur Hölle fahren lässt. Das geht logischer Weise nur, wenn er tot ist, sonst ist der Effekt nicht da.
Ich bin nicht sicher, ob D.G. mit Totschlag durchgekommen wäre... immerhin gabe es im Vorfeld ein Gefecht, dessen Ende - in welcher Richtung auch immer - absehbar war. Hier haben sich beide darauf eingelassen.
Dramatisch finde ich den Sterbegsang bei weitem nicht; melancholisch, vielleicht. Dramatisch ist die Stelle im 2. Akt, wo der Comtur zu Besuch kommt... da geht die Post ab: DAS ist Drama! Das Vorhergehende ist GIOCOSO. Hier wird von Mozart/Da Ponte auch entsprechend "gewichtet": Der Besuch des Comturs dauert [Pi mal Daumen] fünf Mal so lange, wie die Mord-Szene, entsprechend ist deren Bedeutung in der Oper zu bemessen. Wenn er "endlich" tot ist, geht der eigentliche Spaß los.
Cordialement
Ulli
ZitatOriginal von S.Kirch
Das dauert aber noch eine ganze Weile. Erstmal kommt noch ein langer Gesang des Heldentenors.
Sophia
Soo lange ist der nun auch wieder nicht. In der Oper wird eben gelegentlich etwas länger gestorben, bzw. man teilt sich etwas länger mit als dies im wirklichen Leben der Fall wäre (man denke an Gilda und Riccardo).
Auf der anderen Seite: gerade diese "schönen" Tode und die Liebesduette sind ja die eigentliche Rechtfertigung dieser Kunstform.
der schlußmord in der cavalleria rusticana ist auch sehr effektvoll ...
Ach ja?
Wieso ist mir der bislang immer entgangen?
Oder solltest du gar den aus dem Bajazzo meinen? Dieser Doppelmord steht sicherlich ganz oben auf der Liste der effektvollsten Opernmorde (veristisch eben...).
Hallo Ulli,
eigentlich wollte ich im Mozart-Jahr ja gar keinen Mozart hören und auch nicht drüber reden =)
ZitatOriginal von Ulli
Ich bin nicht sicher, ob D.G. mit Totschlag durchgekommen wäre... immerhin gabe es im Vorfeld ein Gefecht, dessen Ende - in welcher Richtung auch immer - absehbar war. Hier haben sich beide darauf eingelassen.
Der Komtur fordert ihn aber hinaus. Giovanni ist einer, der sich nimmt was er will ohne Rücksicht auf Konventionen und der zur Seite räumt was im Wege steht. Aber das muß er ja vor Gericht nicht sagen...
ZitatDramatisch ist die Stelle im 2. Akt, wo der Comtur zu Besuch kommt... da geht die Post ab: DAS ist Drama!
Geht das nicht schon viel früher los, auf dem Friedhof? Wobei diese Friedhofszene, wenn Leporello den Komtur einladen soll, so etwas tragikomisches hat. Das verstehe ich unter dramma giocoso.
ZitatWenn er "endlich" tot ist, geht der eigentliche Spaß los.
mh..., ich kann mich gar nicht entsinnen bei einem Opernbesuch des "Giovanni" schonmal gelacht zu haben. Es war immer eher eine Hetzjagd, auf der Bühne natürlich ;).
Hallo Theophilus,
na gut, ich geb`s ja zu: Siegfrieds` Tod ist schon etwas Besonderes. Auch wenn ich die Trauermusik schon seit einiger Zeit nicht mehr als Trauermusik für den einzelnen verlorenen Menschen höre. Übrigens hat dieser Spruch "Hagen, was tatest du" ja noch den Vorläufer "Hagen, was tust du? Was tatest du?" (jetzt mal aus dem Gedächtnis zitiert, so ähnlich lautet das jedenfalls). Es ist unglaublich, in Köln grabscht Hagen bei `was tust du` an Sigis Händen nach dem Ring.... Da müßt Ihr nochmal nach Köln kommen wenn Ihr das auch sehen wollt ;). Bei der Gelegenheit wünsche ich euch einen schönen Aufenthalt und würde mich freuen, hier ein paar Eindrücke des Ausfluges zu lesen.
Sonst gibt es noch so ein paar "nette" Mordsgeschichten in Opern. Allen voran der Tod des Guido Bardi aus Zemlinskys "Florentinischer Tragödie". Der Zuschauer wird die ganze Zeit im ungewissen gehalten, was Simone vorhat bzw. ob er etwas vorhat. Ein echter Psychothriller.
Ein schöner Tod oder besser eine schöne Auferstehung ist die von Acis in der Oper "Acis und Galatea" von Händel. Er kehrt als Quell(?) wieder.
Grüße
Sophia
hallo, theophilus, das weiß ich auch nicht, wieso der dir entgangen ist ... jedenfalls hat der arme turiddu nicht das glück gehabt ...
und der bajazzo-doppelmord ist ntürlich auch wunderbar
"Triff noch einmal!" jubelt die Tochter, während ihr Bruder Mütterlein Klytämnestra metzelt. Danach wird's leider etwas banal. Aber dieser Moment hat's in sich.
Ach ja, und wenn die gute Katerina ihrem Stiefvater ein leckeres Pilzgericht zubereitet, dem sie, wahrscheinlich zwecks besserer Würze, etwas Rattengift beigemischt hat, ist das auch nicht so übel. Schostakowitsch hat's in "Lady Macbeth aus Mzensk" jedenfalls brillant umgesetzt!
hallo, edwin, grad wollt ich es auch schreiben ... der schostakowitsch-mord ist grandios ...
Salut Sophia,
ZitatOriginal von S.Kirch
Der Komtur fordert ihn aber hinaus.
Eben. Deswegen muß er auch mit dem schlimmsten rechenen - Don Giovanni ist schließlich bekannt: Und er zieht ja auch fast zwanghaft den Kürzeren.
Zitat
Giovanni ist einer, der sich nimmt was er will ohne Rücksicht auf Konventionen und der zur Seite räumt was im Wege steht. Aber das muß er ja vor Gericht nicht sagen...
Vielleicht vor dem jüngsten...
Zitat
Geht das nicht schon viel früher los, auf dem Friedhof? Wobei diese Friedhofszene, wenn Leporello den Komtur einladen soll, so etwas tragikomisches hat. Das verstehe ich unter dramma giocoso.
Nein. Die Friedhofszene ist giocoso, wenn auch mit einem leicht unguten Gefühl, das man mit Friedhöfen stets verbindet. Tragikomisch ist es sicher nicht - wo ist die Tragik in der Szene? Ein "Dramma giocoso" ist kein Drama im heutigen Sinne. "Dramma" bezeichnet lediglich die literarische Form, das Adjektiv "giocoso" ist wichtig. "Dramma" kann hier einfach durch "Opera" ersetzt werden [dann muß es folglich auch giocosa heißen].
Zitat
mh..., ich kann mich gar nicht entsinnen bei einem Opernbesuch des "Giovanni" schonmal gelacht zu haben. Es war immer eher eine Hetzjagd, auf der Bühne natürlich ;).
Ich lache mich stets tot... wirklich, ich finds urkomisch. Nein, komisch ist es nicht - "giocoso" ist eher übersäht mit Jokes. Viele verwechseln den Don Giovanni mit Mozarts Requiem. Das Ganze ist zynisch, eine Persiflage eben.
Was Du meinst, ist eher das dramma heroico und auch das trifft nicht zu, wenn auch Don Giovanni ein Frauenheld ist.
Nur zum Vergleich: Die cosa rara ist ebenfalls ein dramma giocoso - und aus der wird zudem noch zitiert, was aber in diesem Zusammenhang vielleicht eher unwichtig ist. Oder doch nicht !?
Cordialement
Ulli
Hallo Ulli,
ZitatOriginal von Ulli
Nein. Die Friedhofszene ist giocoso, wenn auch mit einem leicht unguten Gefühl, das man mit Friedhöfen stets verbindet. Tragikomisch ist es sicher nicht - wo ist die Tragik in der Szene?
Die hat doch Leporello. Er zittert vor Angst wie Espenlaub und kann sich entscheiden zwischen der Frage an die unheimliche nickende Statue und dem "mori mori" seines Herrn.
ZitatWas Du meinst, ist eher das dramma heroico und auch das trifft nicht zu, wenn auch Don Giovanni ein Frauenheld ist.
Jedenfalls wäre er gerne einer. Was die Oper betrifft müssen wir Leporellos Leporello glauben
Die "Cosa rara" ist einfach zu lange her und ich will mich gerade nicht erinnern
Schöne Grüße
Sophia
ZitatOriginal von S.Kirch
Die hat doch Leporello. Er zittert vor Angst wie Espenlaub und kann sich entscheiden zwischen der Frage an die unheimliche nickende Statue und dem "mori mori" seines Herrn.
Nein. Leporello ist überhaupt nicht tragisch! Er hat die Hosen getrichen voll und das ist lustig... giocoso!
Der einzig tragische Einwurf in der Oper ist, als Donna Anna den toten Vater erblickt.
ZitatDie "Cosa rara" ist einfach zu lange her und ich will mich gerade nicht erinnern
Somit kommen wir hier nicht weiter. Das ist Arbeitsverweigerung!
Cordialement
Ulli
Ich bringe mal Verdis "Macht des Schicksals" bzw. "La forza del destino" ins Spiel. Auch diese Oper kann mit zwei zentralen Morden auftrumpfen, sogar sehr variabel d.h.gleich zu Beginn stirbt der Vater durch die Pistole und später ersticht der Bruder (Carlos) seine Schwester, die trotz Stichwunde noch sehr lange singen kann zum Ende hin
Also wenn das ordentlich inszeniert und gspielt wird ist vorallem die Schluszene mit dem Mord der Leonora sehr dramatisch! Habe das Werk in Berlin an der Deutschen Oper gesehn, und dort kam das wirklich toll rüber...
Mfg Richard
Der Mord von Fafner an Fasolt, der sogar die nicht zartbesaiteten Götter schaudern ließ.
Hallo,
wieso habe ich eigentlich hinten begonnen? (Mit Siegfried).
Rienzi hat ja schon den Mord an Fasolt erwähnt.
In der Walküre gibt es ja zwei sehr ungewöhnliche Todesfälle: Obwohl ein Zweikampf, ist der Tod Siegmunds eigentlich ein Mord, und Hunding wird zwar von einem Gott auf spezielle Weise ins Jenseits befördert, aber der Tatbestand ist wohl derselbe...
Siegfried gibt in der gleichnamigen Oper gleich zwei Kostproben seines Könnens. Der Kampf mit Fafner könnte noch als Totschlag durchgehen, aber selbst ein Starverteidiger hätte Mühe, den Tod Mimes erfolgreich als Notwehr darzustellen.
Das Ende der Götterdämmerung ist dann ohnehin nur mehr ein einziges Gemetzel...
Warum mußte meine Tante Brünnhilde auch noch ihr edles Roß Grane den Flammen opfern?Ich kann gegrillte Pferdesteaks nun mal nicht ausstehen! :kotz:
In Korngolds "Die tote Stadt" meuchelt einer seine Neue mit dem Zopf seiner Ex. G'schmackig, wie ich finde.
A propos Geschmack - habe ich schon im Thread über Horror in der Oper deponiert, passt aber auch hier: Erst tranchiert sie ihren Geliebten, dann futtert sie ihn auf. Offenbar ungewürzt und ungekocht. Das Thema hat die Literaturgeschichte Heinrich von Kleist zu verdanken, die Opernbühne Othmar Schoeck, der dessen "Penthesilea" in eine grandiose Oper verwandelte.
Sparafucile-Gilda
Tosca-Scarpia
...und Othello?
ZitatOriginal von Theophilus
In der Walküre gibt es ja zwei sehr ungewöhnliche Todesfälle: Obwohl ein Zweikampf, ist der Tod Siegmunds eigentlich ein Mord,
Warum eigentlich? Hätte Wotan nicht eingegriffen, wäre Hunding gestorben, weil er keine Chance gegen Siegmunds Schwert hätte (also auch nicht gerade fair), so wird's eben in die andere Richtung unfair...
Zitat
und Hunding wird zwar von einem Gott auf spezielle Weise ins Jenseits befördert, aber der Tatbestand ist wohl derselbe...
Siegfried gibt in der gleichnamigen Oper gleich zwei Kostproben seines Könnens. Der Kampf mit Fafner könnte noch als Totschlag durchgehen, aber selbst ein Starverteidiger hätte Mühe, den Tod Mimes erfolgreich als Notwehr darzustellen.
Also Fafner will ihn fressen, das ist klar Notwehr, Mime ist schwieriger. Ich würde es ebenfalls kaum als Notwehr durchgehen lassen, weil Siegfried Mime ja leicht fesseln oder anders unschädlich machen könnte ohne ihn zu töten. Wirklich einer der unsympathischsten Opernhelden, ein dümmlich-brutaler Rotzbengel....
viele Grüße
JR
Hallo,
also juristisch gesehen begeht Siegfried an Mime einen Totschlag (für Mord sehe ich hier keine Anhaltspunkte: arg- und wehrlos ist Mime wohl nicht, somit keine Heimtücke, und als besonders grausam ist der Schwertstreich wohl auch nicht zu werten). Siegfried ist auch nicht durch Notwehr gerechtfertigt. Mime ist zwar gerade dabei, durch das Anbieten des vergifteten Trunkes einen gegenwärtigen und auch rechtswidrigen Angriff auf Siegfrieds Leben zu führen. Aber dessen zwar zur Abwehr des Angriffes geeignete Gegenwehr übersteigt doch, wie Johannes schon ausführte, weit das erforderliche Maß, zumal, wenn man die geradezu gigantische körperliche Überlegenheit des Wälsungensprosses berücksichtigt. Er hätte ihm den Becher einfach aus der Hand schlagen können und fertig...
Näheres dazu in Ernst von Piddes sehr lesenswerter Analyse der "Ringes" in strafrechtlicher Sicht.
Grüße
GiselherHH
ZitatOriginal von GiselherHH
also juristisch gesehen begeht Siegfried an Mime einen Totschlag (für Mord sehe ich hier keine Anhaltspunkte: arg- und wehrlos ist Mime wohl nicht, somit keine Heimtücke, und als besonders grausam ist der Schwertstreich wohl auch nicht zu werten). Siegfried ist auch nicht durch Notwehr gerechtfertigt. Mime ist zwar gerade dabei, durch das Anbieten des vergifteten Trunkes einen gegenwärtigen und auch rechtswidrigen Angriff auf Siegfrieds Leben zu führen. Aber dessen zwar zur Abwehr des Angriffes geeignete Gegenwehr übersteigt doch, wie Johannes schon ausführte, weit das erforderliche Maß, zumal, wenn man die geradezu gigantische körperliche Überlegenheit des Wälsungensprosses berücksichtigt. Er hätte ihm den Becher einfach aus der Hand schlagen können und fertig...
Näheres dazu in Ernst von Piddes sehr lesenswerter Analyse der "Ringes" in strafrechtlicher Sicht.
Gibts nicht von Rosendorfer ein zivilrechtliches Analogon ("Wem gehört das Rheingold?" oder so)? Habe ich als Nichtjurist auch recht unterhaltsam in Erinnerung...
viele Grüße
JR