MOZART Wolfgang Amadeus: Klavierkonzert Nr 25 in C-Dur KV 503

  • Sagitt meint:


    Bevor Ulli uns die Erläuterungen zum Konzert gibt, fang ich schon mal mit zwei Aufnahmen an. Nein,zuvor meine Einschätzung zum Konzert. Für mich war es immer eines der großen. Es hat so Anklänge an die Marseillaise-chiaoscuro verfremdet-großartig. Lange hatte ich es nur bei meinen Gesamtaufnahmen der Konzerte. In den letzten Jahren kam Tan mit Norrington und Brendel mit Mackarras hinzu. Brendel gefällt, je älter, desto besser. Früher fand ich immer, der interpretiert so. Damit meine ich, ich höre ein Konzept,weil er so viel nachgedacht hat. Aber ich will ihn spielen hören, nicht interpretieren. Mein Eindruck bei den neuen Aufnahmen: Brendel spielt mehr. Es hat mehr Natürlichkeit. Mir gefällt das besser. Mackarras ist häufig ein spannender Dirigent( großartig sein Schubert mit dem age of enlightment) Der Orchesterpart ist sehr durchgearbeitet, das Konzert hat ausreichend " Größe".
    Das Klangbild bei Norrington ist nicht so frisch ( 1991) aber sein Zugang zu Mozart ist dynamischer. Gleich in der Einleitung bringt er crescendi hinein, die man sonst eher nicht hört. Was den Orchesterpart angeht, damals noch mit seinen londonm classical players,höre ich das lieber.
    Aber das Gezirpe von Melvyn Tan geht öfters fast unter. Angesichts der überrangenden pianistischen Konkurrenz keine ernsthafte Alternative;die zusätzlichen Verspieltheiten auch kein Gewinn.
    Ich habe fast das Gefühl, das Klavier wäre das continuo-Instrument in einer Orchesteraufnahme. Schade.


    Andere kennen vielleicht andere, spannende Aufnahmen ?

  • Salut,


    lange Zeit habe ich dieses Konzert misachtet, ja verachtet. Bis mein damaliger Orgellehrer mir 1991 - lange Mozartnacht der Klavierkonzerte - berichtete, wie einfallslos und langweilig er dieses Konzert findet.


    Ich hatte schon immer eine Schwäche für die Schwächeren - so wurde KV 503 in C-Dur knapp zu meinem Lieblingskonzert! Pianistisch-technisch ist es eines der schwersten von Mozart überhaupt [KV 466 ist ein Lachblatt dagegen, KV 467 sicher nicht].


    Details folgen am Wochenende.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Eine der vereinzelten Aufnahmen der Klavierkonzerte Mozarts von Friedrich Gulda sagt mir besonders zu, nämlich:






    Für mich jedenfalls offenbart sich hierin ungetrübte Schönheit, nicht zuletzt auch klangtechnisch.

  • KV 503 war das erste Mozart-Klavierkonzert das ich jemals gehört habe, besser gesagt der 3. Satz auf irgendeinem Klassik-Radio-Sender und dieses wunderhübsche, eigentlich simple, Thema hat mich von diesem Augenblick an schlichtweg verzaubert. Hab es gerade vor ein paar Tagen angefangen zu lernen da ich es im März dirigieren werde und ich freue mich schon extremst darauf.


    Das es langweilig ist kann ich nicht unbedingt behaupten, es hat nicht das klangliche Feuerwerk eines 466, aber alleine in der Orchestereinleitung stecken so viele wunderschöne Einfälle das ich gar nicht weiss wo ich am 27.2. bei der Orchesterprobe anfangen soll zu arbeiten :jubel:


    Ahja, Aufnahme besitze ich davon nur eine, nämlich die die ich damals im Radio gehört habe:



    Alfred Brendel :jubel:
    Academy of St. Martin in the Fields, Sir Neville Marinner

  • Rosen diskutiert das Werk recht ausführlich in "Der Klassische Stil"; er hält große Stücke darauf (IIRC weist er auch auf einige Stellen in Beethovens Konzerten hin, die diesem Stück viel schulden). Als Teenager fand ich es etwas langweilig, es ist nicht so unmittelbar zugänglich wie viele andere. Besonders im Kopfsatz sind die Motive und Melodien von extremer Einfachheit (das Prägnanteste ist noch der "Papageno in Moll"). Man hat den bei Mozart eher seltenen Fall, dass das Material recht "neutral" ist und es mehr auf seine Organisation, Kontraste, Verarbeitung usw. ankommt (bei Haydn und Beethoven ist das ja fast die Regel). In den folgenden Sätzen kommt aber auch der melodische Charme wieder zu seinem Recht.
    Gulda/Abbado finde ich etwas zu breit, v.a. der erste Satz wirkt fast statisch.
    (Am besten gefallen mir von diesem Double KV 467 und 595, KV 466 finde ich nicht dramatisch genug, Gulda ist auf seine Art trotzdem sehr gut)
    Leider nicht leicht zu finden und mit nur mittelmäßigem Orchester (weniger spieltechnisch als von Balance und Energie), aber sehr brillant (mit teils extreme flotten Tempi) ist Kocsis (Hungaroto oder ein Ableger davon?)
    Ich habe noch zwei oder drei mehr, aber die müßte ich erstmal wieder hören.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Besonders im Kopfsatz sind die Motive und Melodien von extremer Einfachheit (das Prägnanteste ist noch der "Papageno in Moll").



    Hallo JR,


    gerade das finde ich als Laie, der ich nun einmal bin, sehr problemeatisch. Viele Interpreten werden Mozart nicht gerecht, weil sie ihn auf irgendwelche einfachen Motive reduzieren, ohne zu erkennen, daß vielleicht doch etwas mehr dahintersteckt. Wieso "extreme Einfachheit"? Ehrlich gesagt, ich bin nicht in der Lage diese Begrifflichkeit im Zusammenhang mit Mozart nachzuvollziehen. Oder sehe ich das vielleicht zu "einfach"?????


    Mit zweifelnden Grüßen


    tom

  • Zitat

    Original von tom


    gerade das finde ich als Laie, der ich nun einmal bin, sehr problemeatisch. Viele Interpreten werden Mozart nicht gerecht, weil sie ihn auf irgendwelche einfachen Motive reduzieren, ohne zu erkennen, daß vielleicht doch etwas mehr dahintersteckt. Wieso "extreme Einfachheit"? Ehrlich gesagt, ich bin nicht in der Lage diese Begrifflichkeit im Zusammenhang mit Mozart nachzuvollziehen. Oder sehe ich das vielleicht zu "einfach"?????


    Ich habe ja nicht behauptet, das Stück selbst sei simpel. Einfachheit ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber nimm doch mal den Anfang des Konzerts, das sind absolute Allerweltsmotive, verglichen z.B. mit der ausgedehnten melancholischen Melodie mit der KV 595 beginnt oder KV 488! (Ich komme gerade nicht an meine Bücher, aber Rosen schreibt zu irgendeinem Thema des Satzes, "es sei wie Brot, es übersättige nicht". Ohne die Metapher zu übertreiben, es gibt viele Passagen oder auch Melodien von Mozart, die eher wie etwas sehr raffiniert Gewürztes wirken als wie Brot)
    Entscheidend ist (wie eben sehr häufig bei Beethoven), wie dieses Material organisiert wird; z.B. hier ständiges Schwanken zwischen Dur- und Moll. Das Seitenmotiv, das so etwa wie "Der Vogelfänger bin ich ja " beginnt, changiert zwischen Moll und Dur und wird dadurch eben viel ausdrucksvoller als die simple Gestalt vermuten ließe, der Ausdruck steckt eher in diesem harmonischen Wechsel als in der Melodie.
    Einfach ist ja nicht schlecht, für Bausteine ist es sogar eine ganz wesentliche Qualität!


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Salut,


    zum ersten Satz gibt es eine Skizze KV 502a, 19 Takte. Dort ist der Dreiklang noch umgekehrt:



    Der Beginn des Klaviersolos war ursprünglich anders geplant: rhythmisch war der Tritonus f-h auf dem vierten Viertel [in der Endfassung auf dem dritten]. Das Klaviersolo umfasste zunächst nur 10 weitaus weniger ausgezierte Takte bis zum Einsatz des Tutti. Mozart hat also schon überlegt, was er da tat. Mich erinnert der erste Satz ziemlich an die Ouvertüre zu La clemenza di Tito, das majestätisch schreitende Tempo, die Milde und doch die Kraft. Die Takte 51/52 bzw. 94/95 im Andante sind solche, die wir Taminos als "magisch" bezeichnen. Mozart verwundert in diesem Konzert mit krassen Tonartenwechseln: Im ersten Satz plötzlich Es-Dur, dann sofort H-Dur, h-moll. Auch im 3. Satz mit dem eigentlich "dämlichen" Kopfthema tauchen plötzlich B-Dur, Es-Dur, dann düsteres c-moll auf. Das Kopfthema des Finalsatzes aber ist eine Gavotte und der Ballettmusik zur Oper Idomeneo entlehnt: Somit wieder Opera Seria...


    Jetzt ein paar Fakten:


    Das Konzert trug Mozart am 04. Dezember 1786 als vollendet in sein Verzeichnis ein. Die Besetzung ist groß: 1 Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher.


    Leider ist von Mozart selbst ansonsten nichts über das Konzert überliefert: Kein Anlass, keine Aufführung. Man kann aber sicher sein, dass Mozart das Werk bei einer der Adventsakademien im Dezember 1786 aufgeführt hat. Das Konzert steht zeitlich nach dem c-moll-Konzert und vor dem als Krönungskonzert bekannten D-Dur KV 537.


    Das Konzert ist irgendwie "anders" als die anderen - KV 537 hat noch einen Hauch davon im ersten Satz, KV 595 wieder nicht mehr.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Gerade eben habe ich das Konzert mit Barenboim/Barenboim/English Chamber Orchestra gehört. Es hat mich nicht so überzeugt wie die bereits angesprochenen Gulda/Abbado und Brendel/Marriner es tun.
    Johannes' Kritik an Gulda/Abbado kann ich so nicht teilen. Das Tempo ist auch für mich etwas zu langsam, aber statisch wirkt der Satz hier für mich nicht. Die Vorzüge der Aufnahme, die Klangpracht, das Maestoso, wiegen das wieder auf. Zudem ist hier meine Lieblinsstelle in KV 503, das zweite Thema im dritten Satz, besonders schön gelungen. Himmelsmusik! :yes:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo,


    am kommenden Sonntag ist KV503 Bestandteil eines Konzertes in Osnabrück (ich werde da hinfahren).


    Meine Frage:


    In der Beschreibung steht


    Zitat

    Die Einblicke, die Johann Nepomuk Hummel als Schüler, Student, Freund und Konkurrent in die Werke und künstlerischen Intentionen sowohl Wolfgang Amadeus Mozarts als auch Joseph Haydns und Ludwig van Beethovens hat gewinnen können, sind ein einmaliger Glücksfall in der Geschichte der Musik. Zeugnis davon geben seine Bearbeitungen der Klavierkonzerte Mozarts für Kammerensemble. Erstmals wird Hummels Ausführung des Klavierparts von Mozarts Klavierkonzert KV 503 nun mit Begleitung des originalen Orchestersatzes, wie ihn Mozart notiert hat, (ur-)aufgeführt.


    Was ist von so etwas zu halten? Ich habe keine besondere Beziehung zu diesem Klavierkonzert, habe es allerdings das ein oder andere Mal auf CD.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo,


    ich habe gestern eine überraschend gute Einspielung von KV 503 erstanden, von deren Existenz ich bis dato nichts wusste:



    Hier spielt Christine Schornsheim auf einem Neupert-Nachbau eines Dulcken-Hammerflügels c1815.


    Die Tempi sind sehr interessant gewählt - hier ein Vergleich zu Brendel, der m. E. als bekannter Maßstab gelten kann:


    1. Satz [Br] 14:51 | [Sch] 15:12
    2. Satz [Br] 08:21 | [Sch] 08:17
    3. Satz [Br] 09:18 | [Sch] 10:29


    Die Sätze beginnen bei Schornsheim und dem Neues Bachisches Collegium Musicum zunächst sehr gedehnt, was gerade im 1. Satz für Spannung und Akzentuierung des Eröffnungsthemas sorgt. Im Verlauf der Ecksätze wird das Tempo dann merklich angezogen. Der Mittelsatz ist ganz wunderbar gespielt und gehört zu meinen liebsten langsamen Sätzen [nebst KV 456/2] bei Mozarts Klavierkonzerten.


    Der Orchesterklang ist sehr transparent und detailreich, Schornsheim ziert gelegentlich sich wiederholende Themen oder Melodiestrecken geschickt und sehr passend aus. Dazu ist ihr Spiel sehr luftig und angenehm - vielleicht etwas weiblich?


    Da überlege ich doch gerne, ob ich als Alternative zu Immerseel die ein oder andere CD noch erwerbe, sofern man sie finden kann.


    Vielleicht haben andere Taminos ähnliche Erfahrungen mit den Schornsheimschen Mozartkonzerten gemacht? Bitte dann in den entsprechenden KK-Threads darüber schreiben.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!


    Ich habe nur mal Schornsheims KV 467 gehört, und da gefällt mir Immerseel in der Gesamtaufnahme deutlich besser. Auch wenn der langsame Satz zu Recht auch bei ihr entromantisiert wird, so hat doch die Begleitung etwas Nähmaschinenhaftes.


    Ich erinnere mich deswegen so genau, weil ich mir vorher überlegt hatte, mir von ihrem Mozart etwas zuzulegen.


    Schönen Gruß, Wolfgang


    PS: Ich denke aber, dieses Apercu ist jetzt nicht so geistreich, dass es in einen 467er-Thread müsste.

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo Wolfgang,


    da habe ich nun ein kleines Problem: Schornsheims KV 467 besitze ich nicht, Immerseel hingegen schon. Ich denke auch, daß ich mir zunächst eine ausgewogene Mischung Immerseel/Schornsheim zulegen werde oder aber vielleicht später dann doch die jeweiligen Komplettboxes [Schornsheim gibt es m. W. nicht tutto completto?].


    Nähmaschinenartiges konnte ich bei KV 503 und dem ebfalls enthaltenen KV 456 nicht feststellen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Bei mir läuft gerade Immerseels Einspielung von KV 503 - mehr motorisch-mechanische Phrasen als sonst in der Wiener Klassik kann ich hier nicht ausmachen.


    Ich denke mal, dass Mozart weit mehr als z.B. Beethoven ein (im guten Sinne) Gelegenheitskomponist war, der solche Konzerte und wahrscheinlich auch recht flott schrieb, wenn ein Konzert anstand. Was er da mit diesem an die Zauberflöte erinnernden Motiv macht, ist sicher neu für das damalige Publikum gewesen, ständiges Wechseln zwischen Dur und Moll ... für ein aus dem Ärmel geschütteltes Konzert doch nicht schlecht. Ich denke, man sollte Mozarts Klavierkonzerte nicht an denen Beethovens messen - deren Anspruch hatten sie sicherlich auch nicht.


    Schade, dass Frau Schornsheim kein HIP-Orchester hatte - Robert Levin und Christopher Hogwood sind nicht mehr zu diesem Konzert gekommen, bevor Decca das Projekt abbrach. Tan und Norrington fand ich immer enttäuschend - auch bei Beethoven, nie das wirkliche Potential der Stücke auslotend, was meiner Meinung nach eher an Tan denn an Norrington lag.
    Steven Lubin hat dieses Konzert leider auch (noch) nicht aufgenommen.


    Wenn man nicht mit hochgeschraubten Erwartungen an dieses Konzert herangeht, ist es doch wunderbar - fast eine sommerliche Serenadenmusik auf allerhöchstem Niveau, die den Hörer durch unerwartete Wendungen (die seine Zeitgenossen sicherlich eher verstörend empfunden haben mögen) immer wieder zum Hinhören nötigt! Diese Leichtigkeit mit Tiefgang kommt für meinen Geschmack in Immerseels Aufnahme auch sehr gut heraus - ich bin damit sehr zufrieden.


    Interessant sind die Aussagen von Friedrich Rochlitz über ein Konzert Mozarts in Leipzig mit diesem Konzert, die Immerseel zitiert: Mozart hatte keine ausgeschriebene Solostimme dabei, sondern nur einen teilweise bezifferten Bass, in dem noch einige "Eintritte" und Motivanfänge notiert waren - die komplette Solostimme läge wohlverschlossen in Wien, damit sie ihm nicht gestohlen und ohne seine genehmigung gedruckt werden konnte. Er brauchte laso nur eine Gedächtnisstütze für seinen Solopart - da könnte er durchaus auch etwas improvisiert haben ... auf mich macht das ganze sowieso einen ziemlich spontanen Eindruck.

  • Zitat

    Original von miguel54
    Schade, dass Frau Schornsheim kein HIP-Orchester hatte [...]


    Jedenfalls halbHIP:


    Die Musiker des NBCM befassen sich intensiv mit historischer Instrumental- und Aufführungspraxis und suchen nach Möglichkeiten, die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf modernem Instrumentarium umzusetzen.


    Quelle: http://www.nbcm.de/html/geschichte.htm


    Und ich muß feststellen, es klingt wirklich schön! Besonders die Akzentuierungen sind sehr gelungen, mehr noch bei KV 456 als bei KV 503. KV 503 halte ich ürigens für ein zu weit in den Schatten abgedrücktes Werk. Mein damaliger Orgellehrer beurteilte eine Radioübertragung von KV 503 als "sehr uninspiriertes, blasses und kompositorisch wertloses Werk", was mich sehr entsetzte. 8o Was verstehen Organisten schon von Klavierkonzerten... :lips:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Jedenfalls halbHIP:


    Die Musiker des NBCM befassen sich intensiv mit historischer Instrumental- und Aufführungspraxis und suchen nach Möglichkeiten, die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf modernem Instrumentarium umzusetzen.


    Ich weiß, ich weiß, sie machen das sehr gut, aber mit historischen Instrumenten wäre der Klang noch einen Tick schöner ... meine Aussage bezog sich nur auf das Instrumentarium, nicht auf das Spiel des Ensembles.


    :hello:

  • Das C-Dur-Konzert wird merkwürdigerweise sehr unterschiedlich bewertet; die entsprechende Literatur changiert zwischen Lobeshymnen ("Gipfelpunkt des mozartschen Klavierkonzertes") und niedriger Einordnung.


    Mir scheinen erstere eher richtig zu liegen: Das Konzert hat einen Reichtum an Einfällen, an erstaunlichen Wendungen (auf die Dur-Moll-Wechsel wurde schon hingewiesen), an Formsprengendem, daß man es je länger, je mehr bewundert.


    Natürlich braucht man auch eine gute Einspielung. Ich nenne hier drei:


    Andras Schiff mit der Salzburger Camerata unter Sandor Vegh überzeugt durch frische Musizierfreudigkeit. Das Orchester trägt nicht dick auf, so daß ein durchhörbares Klangbild entsteht. Schwächen weist diese Aufnahme für mich sowohl im lyrisch-intimen als auch im Bereich des Festlichen auf.


    In Sachen Lyrik scheint mit Ivan Moravec (mit der ASMIF unter Marriner) kaum zu überbieten. Er bekommt eine Zartheit und Verhaltenheit hin, die ihresgleichen sucht. Allerdings fehlt mir das Pianistische und der große Klang. Moravic tönt oft etwas dünn und blaß. Er selbst sagte ja von sich, keine Pranke zu haben...


    Die Einspielung, die für mein Ermessen die anderen überragt, ist die von Arturo Benedetti Michelangeli (leider nicht mit den Wienern unter Kleiber, sondern mit dem NDR-Orchester unter Cord Garben). Leuchtkraft und sanftes Abschatten, grandiose Virtuosität und bescheidenes Sich-Einordnen in den Orchesterklang, Inspiration im Ganzen wie in den Teilen - alles findet man!


    Welche andere Aufnahme könnte mit der ABM'schen mithalten?

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

  • Also ich finde das Konzert eigentlich sehr hübsch. Wie schon gesagt, hatte dieses Konzert vermutlich keinen hohen Anspruch. Trotzdem darf man Mozart auch hierbei nicht unterschätzen. Mozart hatte immer Ideen übrig; irgendwas war ja immer in seinem Kopf. Und auch hier entdecke ich: Mozärtliche Melodien, Mozärtliche Variationen; Mozärtliche Raffinesse.


    Das Werk wird gerne mal übersehen, aber gerade das macht es zu einem...wie soll man es ausdrücken. Ganz persönlicher schatz? Ähnlich wie Ulli liebe ich die schwachen Werke, weil man in ihnen Großes entdecken kann und für sich behalten kann. Passiert mir bei Mozart generell sehr oft.

  • Zitat

    Original von Sakow
    Also ich finde das Konzert eigentlich sehr hübsch. Wie schon gesagt, hatte dieses Konzert vermutlich keinen hohen Anspruch. Trotzdem darf man Mozart auch hierbei nicht unterschätzen. Mozart hatte immer Ideen übrig; irgendwas war ja immer in seinem Kopf. Und auch hier entdecke ich: Mozärtliche Melodien, Mozärtliche Variationen; Mozärtliche Raffinesse.


    Seltsam, nicht war? Du solltest Bookletautor werden :D


    Zitat

    Das Werk wird gerne mal übersehen, aber gerade das macht es zu einem...wie soll man es ausdrücken. Ganz persönlicher schatz? Ähnlich wie Ulli liebe ich die schwachen Werke, weil man in ihnen Großes entdecken kann und für sich behalten kann. Passiert mir bei Mozart generell sehr oft.


    Ja, seelig sind die ...äh... Schwachen.


    :]


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • 8o

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Das Konzert hat ohne Zweifel einen ähnlich hohen Anspruch wie die fünf vorhergehenden Werke (nämlich durchaus "sinfonischen") und wird diesem auch in glänzender Weise gerecht.
    Konzerte mit deutlich bescheidenerem Anspruch swären zB KV 413-415 oder auch 537.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von rappy
    8o


    ...Werke, natürlich. Wir sind ja in einem Klassikforum.


    :beatnik:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Das Konzert hat ohne Zweifel einen ähnlich hohen Anspruch wie die fünf vorhergehenden Werke (nämlich durchaus "sinfonischen") und wird diesem auch in glänzender Weise gerecht.


    :yes:


    Das seh ich auch so. Beim Finale würde ich vielleicht kleine Abstriche machen, insb. der Schluss wirkt etwas wenig ausgearbeitet. Aber sonst höre ich hier Musik höchsten Anspruchs.



    Zitat

    Original von miguel54
    ... für ein aus dem Ärmel geschütteltes Konzert doch nicht schlecht. Ich denke, man sollte Mozarts Klavierkonzerte nicht an denen Beethovens messen - deren Anspruch hatten sie sicherlich auch nicht.


    Hier muss ich Miguel ein wenig widersprechen. Es widerstrebt mir im Regelfall, Werke permanent aneinander zu messen und in Rangfolgen einzuteilen. Aber es gibt ja für unser Thema ein schönes Beispiel, bei dem sich Beethoven ziemlich offen auf Mozart bezieht und sich gewissermaßen mit ihm misst: sein drittes Klavierkonzert hat mit Mozarts KV 491 nicht nur die Tonart gemeinsam. Und in puncto formaler Komplexität, Farbigkeit der Instrumentation, Vielfalt der Harmonik und der thematischen Substanz sowie Spannweite des Ausdrucks muss sich Mozarts c-moll-Konzert weißgott nicht hinter dem Beethovens verstecken, ganz im Gegenteil. Und zwar in allen drei Sätzen. (Ich meine, darauf hätte bereits Alfred Einstein hingewiesen.)


    Dass Mozart seine Klavierkonzerte auf verschiedenen Stil- und Anspruchsebenen komponiert hat, ist sicher richtig. Wobei das auch eine Kunst darstellt. Als Werkkomplex in seiner ganzen Vielfalt kann man ihnen in Mozarts Gesamtwerk wohl nur die Opern an die Seite stellen (hat das nicht auch Einstein gesagt? Ich komme mir hier schon als Papagei vor... :D).


    (Beethoven hat mit seinem 2. KK auch nicht gerade einen Gipfelpunkt der Gattung hingelegt... :stumm:)



    Viele Grüße


    Bernd

  • Mit diesem Zitat von Richard Osborne aus dem Beiheft der Klemperer-"Concertos"-Box von EMI/Warner möchte ich diesen lange brach liegenden Thread wiederbeleben.


    Im Verlaufe desselben wurde ja bereits festgestellt, dass KV 503 ein wenig im Schatten manch anderer von Mozart steht. Ob das nur an den "Allerweltsthemen" liegt? Klemperer hat es als einziges von Mozart überhaupt aufgenommen und angeblich sehr geschätzt.


    Sieht man sich die Diskographie großer Pianisten an, so wurde das 25. Klavierkonzert oft ausgelassen. Rubinstein nahm z. B. nur das 17. und 20 bis 24 auf. Von Horowitz fand ich auf die Schnelle Nr. 23. Kempff hat offenbar Nr. 8, 23 und 24 eingespielt. Backhaus finde ich mit Nr. 27. Schnabel mit Nr. 10 und 19. Gilels mit Nr. 10 und 27. Richter schließlich mit Nr. 20 und 22.



    Sehr gut gefällt mir jedenfalls die Aufnahme von Barenboim mit dem New Philharmonia Ochestra unter Klemperer, entstanden im März 1967 im Abbey Road Studio No. 1 in London.


    Die Spielzeiten: 15:21 - 9:12 - 9:37

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Von Arturo Benedetti Michelangeli gibt es zwei Aufnahmen des Konzertes KV 503 - einen unfaßbar virtuosen Mitschnitt überirdischer Leichtigkeit und transzendentaler Schönheit und als Kontrast dazu seine tiefschürfende, sprechend-nachdrückliche späte Aufnahme mit Cord Garben:




    Ganz ausgezeichnet ist auch die Aufnahme der großartigen Mozart-Interpretin Alicia de Larrocha mit Sir Georg Solti:



    Zum 80. Geburtstag von Claudio Abbado nahmen sich Martha Argerich und Abbado ebenfalls das Konzert KV 503 vor - das habe ich noch nicht gehört! :)



    Schöne Grüße
    Holger

  • Nun, es gibt auch noch eine Zeit nach Richter:


    Nr. 25 haben aufgenommen:


    Alfred Brendel
    Rudolf Serkin
    Friedrich Gulda
    Christian Zacharias
    Daniel Barenboim
    Leon Fleisher
    Annerose Schmidt
    Murray Perahia
    Geza Anda
    Malcolm Bilson
    Vladimir Ashkenazy
    Alicia de Larrocha
    Martha Argerich (letzte Aufnahme mit Abbado)



    :hello: LT

  • Barenboim hat ja, lieber Joseph, ungeführ um die gleiche Zeit auch die 5 Beethovenkonzerte ebenfalls mit Old Klemp aufgenommen. Da ich die gleiche Box habe wie du und auch nochmal die Beethovenkonzerte zusammen mit den Sinfonien , habe ich die Konzerte jetzt doppelt. Aber die von dir genannte Aufnahme gefällt mir auch sehr gut, ebenso wie diese:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Danke für eure Ergänzungen!


    @ Willi: Ich sah vorhin im Beiheft der neuen Box, dass die Beethoven-Klavierkonzerte 2006 neu remastered wurden. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit beim 25. Klavierkonzert von Mozart entschloss man sich kurz darauf zum Beethoven-Projekt.


    Liebe Grüße
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner