Musikstadt WIEN

  • Liebe Musikfreunde,


    bald erreicht uns der Frühling, für viele die Zeit der Bildungsreisen, so wohl auch für mich. Diesmal denke ich, zum ersten Mal für einige Tage nach Wien zu reisen, und zwar in Entdeckung musikalischer Geschichte.


    Besonders Beethoven sowie die Komponisten der zweiten Wiener Schule haben es mir angetan, so dass ich mich auf die Suche nach ihren Spuren begeben möchte.


    Da es ja hier einige Wiener gibt, hoffe ich auf einige persönliche Tips zu meiner Vorbereitung und Planung: Könnt Ihr Museen, Besichtigungshäuser etc. empfehlen, die sich auf die von mir verehrten Musiker beziehen? Oder vielleicht auch andere musikhistorisch interessanten Spuren oder Musiker? Kann man in Beethovens oder Schönbergs Komponierzimmer blinzeln und einige Originalmanuskripte anschauen?


    Ich habe bezüglich Schönberg, Berg und Webern auch viel von Mödling gelesen. Lohnt es, auf ihren Spuren zu wandern?


    Vielleicht sind meine naiven Fragen ja für "alte Wiener" lustig zu lesen. Aber wo soll ich gute Tips bekommen, wenn nicht hier?


    Danke schon einmal und Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Salut,


    ich kann nur den Obsi und den Alfi als hervorragende Führer, persönliche Kümmerer und gastfreundliche "Wiener" [naja, stimmt nicht ganz, Obsi] empfehlen!


    TREFFEN in Wien


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Uwe,


    Wir werden uns sicher um Dich kümmern, ich hab Ulli ca. drei Viertel aller Mozart-Häuser gezeigt, bzw. die Plätze, wo sie einst standen. Bei Beethoven wird das nicht möglich sein, der hat angeblich 93 mal die Wohnung gewechsel - allerdings hat er einige davon mehrmals bewohnt...


    Schönberg, Berg und Webern kenne ich lediglich aus diesem Forum :baeh01: - nein das war jetzt ein Scherz - aber einer mit realem Hintergrund - ich habe diese Richtung immer abgelehnt, meine Welt ist die "Wiener Klassik" So hab ich mit deren Leben eigentlich nie befasst.


    Aber wir werden alles parat haben wenn es gebraucht wird. Reinhard (Observator) und ich werden das mal bei einem Glasl Wein (oder mehreren Flascherln) besprechen....


    Wie auch immer- es gibt eine ganze Menge.
    Und es ist natürlich eine Illusion, daß die Wiener das alles schon selbst gesehen haben. Natürlich war ich im Mozarthaus in Salzburg - Das (erhaltene) in Wien hab ich noch nie von innen gesehn. Bei Ullis Besuch war es grade wegen Renovierung geschlossen, man wollte es fürs Mozartjahr 2006 herrichten...


    Wann wirst Du in etwa kommen ?


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred und Ulli,


    danke bis jetzt...


    seit bestimmt fünf Jahren nehme ich mir vor, endlich einmal nach Wien zu fahren, um den "Großen" auf die Spur zu gehen. Aber wie das so ist...


    Aber dieses Jahr wird es soweit sein, das ist mit meiner Familie bereits abgesprochen; vielleicht im Mai oder so, für erst einmal drei oder vier Tage.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Salut,


    wenn ich mich recht erinnere, lieber Alfred,


    standen wir sogar ehrfürchtig vor einem Objekt an einem großen Platz - auf der Suche nach Mozart. Eine Tafel an der Hauswand lockte uns an... da stand was von "Webern..." :rolleyes:


    hmpf... Weitersuchen war angesagt.


    Nein wirklich, es lohnt sich allemahl und mit DER Reiseführung bist Du mehr als bestens bedient, lieber Uwe.


    Ich hatte leider auch keine Zeit für Haydn und Schubert - das bleibt den kommenden Besuchen vorbehalten, auf die ich mich schon jetzt freue.


    Also - Dein Bericht wird zu gegebener Zeit erwartet.


    Cordialement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Ja,
    Mai wäre optimal.Bei der momentanen Kälte (-15° !!) gehe ich nur aus dem Haus wenn ich das nicht vermeiden kann.... :D


    Obwohl es so scheint, daß die Wiener wenig interessiert sind einander kennen zu lernen, könnte es sein, daß wir dann doch 4 oder 5 zusammenkriegen , zum Heurigen zu gehen - Das erspar ich Dir sowieso nicht. Der Rest wird sich finden. Aber schreib uns ca 3 Wochen bevor es soweit ist....


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ...ist ja sonatenmäßig nett von Euch...



    Zitat

    (-15° !!)


    Alfred, bei DER Kälte kann ich Dir zum Aufwärmen bestens Schönbergs Bläserquintett empfehlen.



    Zitat

    da stand was von "Webern..."


    Ulli, welch eine Freude muss das gewesen sein!!


    Vielen Dank,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Salut,


    in DEM Fall war es eher ein Störfaktor - wenn auch ein erhebender.


    :beatnik:

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Uwe


    ICH bin zwar kein Wiener und ich glaube die Wiener hier im Forum können Dir sicher eine ganze Menge guter Tips geben. Aber wenn es um meine absolute Lieblingsstadt geht und die Heimat meines Lebensgefährten muß ich einfach auch was sagen !!


    Mindestens einmal pro Monat bin ich in Wien und behaupte, mich dort schon ganz ordentlich auszukennen. Vor allem in den zahlreichen Cafehäusern, Heurigen und Restaurants in und um Wien...


    Das Mozarthaus in der Domgasse habe ich mir angeschaut. Es ist wirklich sehr schön und man kann dort lange verweilen. Es ist kein angestaubtes Museum. Vielmehr bekommt man das Gefühl, daß Mozart grade noch am Schreibtisch gesessen hat - sein Geist ist und scheint allgegenwärtig.


    Wahrscheinlich überflüssig zu erwähnen - aber eine Aufführung in der Wiener Staatsoper sollte man sich nicht entgehen lassen, genauso wenig wie ein Konzert der Wiener Sängerknaben im Dom. Ach ja - nicht zu vergessen, eine Aufführung im Marionettentheater Schönbrunn, niedlich, toll gemacht, wunderschön - ein Entrücken in eine andere Welt.


    Klingt jetzt vielleicht etwas makaber - aber auch sehr sehenswert ist der Zentralfriedhof mit seinen Ehrengräbern. Ob Strauss, Schubert, Beethoven oder Brahms - viele berühmte Musiker haben dort ihre letzte Ruhestätte. Besonders schön finde ich den Grabstein von Robert Stolz mit der Aufschrift in seiner Handschrift "Wenn meine Melodien in den Herzen der Menschen einen Platz gefunden haben, dann weiß ich, daß ich meine Aufgabe erfüllt und nicht umsonst gelebt habe".


    Also Uwe - plane mal so 14 Tage / 3 Wochen ein - dann dürftest Du ein bißchen was von dieser wunderschönen, charmanten Stadt gesehen haben und nimm auf jeden Fall die goldene Mastercard mit :stumm:


    Liebe Grüße
    Mimi

    che gelida manina....

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  • Wenn man Thomas Bernhard Glauben schenken darf, dann war Wien ja der
    Abgrund der Welt. :D Vielleicht hat sich das ja mittlerweile geändert. Wien wäre wohl mal einen Besuch wert.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo Observator,


    super, ich werde mich vorher mal melden,



    hallo Mimi,


    gute Beschreibung; natürlich gehört der Friedhof dazu (besonders wegen Beethoven und Brahms), aber auch die Cafehäuser...


    Grüße,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Obwohl es so scheint, daß die Wiener wenig interessiert sind einander kennen zu lernen, könnte es sein, daß wir dann doch 4 oder 5 zusammenkriegen , zum Heurigen zu gehen


    Na bei einem Heurigen sag ich nicht nein :) Ich bin beruflich zwar jetzt viel im Ausland, aber wenn der Termin zeitgerecht steht, kann ich es mir sicher einteilen in Wien zu sein.


    Viele Grüße,
    Andi


    PS: Die Wiener Sängerknaben singen jeden Sonntag das Hochamt in der Kirche der Hofburg und nicht im Dom.

  • Lieber Andi


    Zitat

    PS: Die Wiener Sängerknaben singen jeden Sonntag das Hochamt in der Kirche der Hofburg und nicht im Dom


    Daß die Wiener Sängerknaben das Hochamt in der Hofburg singen weiß ich. :yes:


    Du hast mich wohl falsch verstanden - wahrscheinlich habe ich mich nicht klar verständlich ausgedrückt, als ich schrieb, daß man unbedingt einem Ihrer Konzerte im Dom beiwohnen sollte.


    Ich war z.B. am 18.11.05, 20.30 h im Stephansdom in einem Konzert der Wiener Sängerknaben (Mozart, Schubert, Bruckner). Es war traumhaft und das prächtige Ambiente im Dom gab den wunderschönen Stimmen und den super ausgewählten Stücken den richtigen Rahmen. Das sollte man sich fürwahr nicht entgehen lassen.


    Liebe Grüße
    Mimi

    che gelida manina....

  • ... die Musikhauptstadt der Welt -
    wo Haydn hungerte und Liszt lebte, Mozart und Beethoven musizierten und Strauß walzte.
    Stellt doch einmal eure Stadt vor in der Ihr lebt - was MUSS ein Klassikliebhaber in eurer Heimatstadt unbedingt sehen.
    Ich stelle Euch Wien ein bisschen vor, abseits vom heuer aktuellen Mozartweg.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

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  • fangen wir beim Dommayer an - in Hietzing, heute ein etabliertes Caféhaus.
    Hietzing war um die Jahrhundertwende (19./20.) ein Nobelvorort - viele Leute des Adels und der Bourgoisie siedelten sich hier "draussen" an, im Dunstkreis des Kaisers, der in Schönbrunn residierte. Das ursprüngliche DOMMAYER (Casino) war eines d e r Tanz- und Vergnügungsetablissements Wiens. Es ist eines der Hauptwirkungsstätten für Joseph Lanner und Johann Strauss. Vor dem heutigen Lokal hat man eine hässliche Strauß-Büste hingestellt mit der Inschrift: "Sein Weg zum Weltruhm begann hier in Hietzing". Nicht weit davon in der Maxingstraße Nr. 18 sein Wohnhaus. Hier parkte stets ein angemieteter Fiaker (Kutsche) die in der Zeit als die Fledermaus komponiert wurde, die fertigen Partiturteile zwischen Richard GENEE (Librettist) und dem Meister hin und her zu transportieren hatte.
    Jetzt spazieren wir weiter hügelan. Rechts zweigt eine Gasse ab, in der Trauttmansdorffgasse 27 steht an der Hauswand: "ALBAN BERG - Komponist der Oper Wozzek wohnte in diesem Haus". Einer der größten Söhne Wiens - vom strengen Lehrer Arnold SCHÖNBERG geformt. Er war mit Helene NAHOWSKI, einer unehelichen Tochter Kaiser Franz Josephs verheiratet, sie lernten sich während einer Generalprobe zu Gustav Mahlers VI. Symphonie kennen. Hier im Hause befindet sich auch die Berg-Stiftung samt Büro und Forschungsstätte. Will man die Wohnung besuchen, bedarf es einem Ansuchen (typisch weanerisch), man darf jedoch in den seltensten Fällen hinein.
    Weiter durch die Gloriettegasse: SCHÖNBERG hat hier gelebt.
    Oben auf dem Berg erwartet uns der HIETZINGER Friedhof, auch für Nichtfriedhoffreaks ein Erlebnis. In der freundlichen Friedhofsverwaltung bekommt man gratis ein Gräberverzeichnis für berühmte und bekannte Verstorbene. Nummer 49-24F, ein schlichtes Holzkreuz, Efeu und Erika mit der Aufschrift Helene Berg Alban Berg, Alban Berg starb am 23. Dezember 1935, die "23" war seine Lebens- und Angstzahl. Berg verstarb in Kärnten, er konnte sich nach dem Wozzek-Triumph ein Anwesen am Wörthersee kaufen, dort verbrachte er seinen letzten Sommer. Er zog sich Infektionen zu und hatte kein Geld für Behandlungen, kam nach Wien zurück, man ließ ihn offiziellerseits mehr oder weniger "verrecken". Ich geh weiter, "dem Andenken eines Engels" im Ohr, das er für Manon komponierte, erschüttert über den frühen Tod der Tochter Alma Mahlers. Ich spaziere in die KLIMT-gasse, auch ein schäbiges in Anbetracht des grossen Künstlers, ich hätte ihm eine Allee oder etwas Boulevard-mäßiges gewidmet!
    ... aber MUSIK spürt man hier überall......

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  • BEETHOVEN und Wien
    ... da fahren wir am besten wieder "hinaus" aus der Stadt, nach Heiligenstadt. Das Beethovenhaus am Pfarrplatz (hier wohnte er im Sommer 1817, insgesamt ist er 80 x übersiedelt innerhalb von 35 Jahren in Wien) ist aber nicht unser eigentliches Ziel, sondern ich empfehle euch den Beethovengang im Heiligenstädter Park. Da kann man sich in die Biedermeierbilder hineinverstetzen, wobei diese Bilder nicht im geringsten wiedergeben, wie das Leben damals war. Wenn ich durch Wien spaziere, stelle ich mir manchmal vor, was hinter dem "imperialen Wien" steckte. Es sah aus wie in einem Entwicklungsland von heute, wie in Mittelafrika, Kairo und Madras, Misthäufen, stinkende Rinnsale. Immer wiederkehrende Seuchen, Kindersterblichkeit und schlechte Versorgung der Bevölkerung prägten diese Zeit.
    Aber wir sind da draussen in Heiligenstadt, ein ehemaliger Vorort von Wien, heute Nobelheurigenbezirk. Hier verfasste er sein Heiligenstädter Testament. Man kann sich gut vorstellen wie der Meister hier spazierte, Töne wirbeln durch seinen Kopf, den kleinen Schreiberbach, der vom Pisenkopf herunterkommt, folgend, der Beethovengang begleitet den Verlauf des Bacherls. Man kreuzt die "Eroicagasse", parallel dazu verläuft die Frimmel-Gasse, danach eine Stätte namens "Beethoven-Ruhe". Auf der rechten Seite schöne Weinhänge, hier also hat er die Pastorale ersonnen, und angeblich "spielt" der 2. Satz hier. Heute liegt ziemlich viel Dreck herum, die Bezirksverwaltung sollte sich einmal darum scheren.
    Wir kehren zurück in die Stadt, besuchen noch folgende Gedenkstätten: Mölkerbaste i- 1. Bezirk, Beethovenplatz - 1. Bezirk, Grabstein Schubertpark 18. Bezirk, Ehrengrab Zentralfriedhof


    SO, schreibt ihr auch mal etwas aus Euren Heimatstädten? Ich schreib jedenfalls als nächstes über Schönberg

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  • Hallo Nala,


    schöne Beschreibung, die Du plastisch bzw. lebendig gestaltet hast.


    Wenn Dir noch was einfällt, so schreib`s gar nieder.


    Ich warte auch auf Schönberg!


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von SMOB
    Wenn man Thomas Bernhard Glauben schenken darf, dann war Wien ja der
    Abgrund der Welt. :D Vielleicht hat sich das ja mittlerweile geändert. Wien wäre wohl mal einen Besuch wert.


    wir haben ihn inzwischen rumgekriegt...


    :beatnik:

  • ... bevor wir losmarschieren ein bisschen "Tratscherei":
    o Arnold Schönberg litt an Triskaidekaphobie (krankhafte Angst vor der Zahl "13".
    o Am 31. März 1913 fand im Wiener Musikverein ein Skandalkonzert ("Watschenkonzert") statt. Arnold Schönberg war der Dirigent.
    Aufgeführt wurden u. a.: Alban Berg "Über die Grenzen des All", Gustav Mahler "Nun will die Sonne aufgeh'n" Nr. 1 auf Kindertotenlieder, Anton Webern: 6 Stücke für Orchester Op. 6, Schönberg: Kammersinfonie Nr. 1, op.9, Das Wiener Publikum war entsetzt über die neuartige Musik zeitgenössischer Komponisten, und es sind Presseberichte vorhanden, die berichten, dass es zu Ausschreitungen zwischen den Konservativen Anhängern und den "aufgeschlossenen" kam, Menschen erklommen die Bühne, um den Dirigenten "abzuwatschen".
    o weiters, Schönberg's Enkel, der Rechtsanwalt Randol E. Schoenberg vertritt die Erben der Familie Bloch im Streit um Klimt-Bilder.
    o Arnold Schönberg war mit der Tochter Alexander von Zsemlisky verheiratet.
    o In der Wiener Staatsoper habe ich "die Jakobsleiter" gesehen, Gott sei Dank gabs nachher Gianni Scicchi.


    So, jetzt spazieren wir los, sonst werde ich noch zur "Tamino-Tratschbase" gekürt....
    wir müssen wieder nach Hietzing, (XIII.) in die Gloriettegasse 43.
    Eine Freundin Alma Mahlers, Silvia "Lilly" Lieser, stellte ihm ihr Landhaus unentgeltlich als Wohnstätte zur Verfügung. 1915-1917. Unstimmigkeiten mit ihr :

    "Denn erstens ist bei Frau Lieser bestimmt nichts zu machen, weil (wir fühlten, wir wußten es sogar schon längst) ihr das zuviel ist, was sie für mich tut, obwohl sie 20 Millionen hat und ich wahrscheinlich ihre einzige derartige Budgetpost bin. Sie ist von märchenhaftem Geiz und Schmutz. Dann aber: wir würden um keinen Preis mehr etwas mit der Person zu tun haben wollen. […] geschehen ist nichts. Sie hat sich bloß die ganze Zeit so ekelhaft benommen, daß mans nicht ertragen konnte. Sie hat langsam auf diese Kündigung hingearbeitet." (Brief an Zemlinsky vom 29. August 1917)

    folgerte die Übersiedlung in die Pension Astra in der Alser Strasse 32. Aber da gehen wir jetzt nicht hin! Wir "hatschen" ins Arnold-Schönberg-Centerin der Bel-Etage des Palais Fanto am Schwarzenbergplatz, Zaunergasse 1. Der Industrielle David Fanto erbaute es im Ringstrassenstil, jahrelang Sitz des Österreichischen Branntwein-Monopols. Dies nur nebenbei.
    Die Lage des Centers am äußeren Schwarzenbergplatz auf Höhe des Hochstrahlbrunnens sowie der Zaunergasse ermöglichte die Errichtung eines Schönberg-Archives mit Bibliothek, Ausstellungs- und Veranstaltungssälen auf über 1.300 m2 Fläche in nächster Umgebung zu den wichtigsten musikalischen Ausbildungs- und Veranstaltungsorten, etwa zum knapp 100 m entfernten Konzerthaus sowie zum Musikverein, und der in weniger als zehn Gehminuten erreichbaren Staatsoper, weiters zu den meisten Abteilungen der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien in der Lothringerstraße, der Seilerstätte und am Rennweg. Das Akademietheater, das Casino am Schwarzenbergplatz, Richtung Rennweg das Stadtkino und das Belvedere, in direktem Blickfeld aus der Bibliothek des Centers das Historische Museum der Stadt Wien und der wichtigste Wiener Verlag des Meisters, die Universal-Edition, ergänzen die Nachbarschaft unserer Privatstiftung rund um den Schwarzenbergplatz.
    Momentan findet ein Symposium statt: »Auf Schönbergs Spuren in eine neue Welt der Harmonien«
    Vortragsreihe »Wiener Akademie des Exils«
    Vorträge von Peter Andraschke (Sommersemester 2006).
    Wer jetzt noch kann, mag mich nach Mödling begleiten, von der Oper fahren wir mit der "Badner Bahn" nach Möding. Bei der Oper kann man austreten, kennt ihr schon das Opern-Klo? Das in der Passage Karlsplatz, gleich neben den U-Bahn-Rolltreppen? "Vienna-Opera-Toilet - Mit Musik" hier allerdings etwas populärere Musik als auf deren Spuren wir heute wandeln, also gleich weiter zur Haltestelle und raus "aufs Land".
    Arnold Schönbergs erste belegbare Beziehungen zur Stadt Mödling gehen auf 1896 zurück, als er nach Aufgabe seines Postens als Bankangestellter die Leitung des 1893 gegründeten Mödlinger Arbeitergesangsvereines »Freisinn« übernahm. Nach Erinnerungen seines Sohnes Georg legte er zu dieser Zeit immer einen Teil der Strecke Wien – Mödling zu Fuß zurück, da sein Honorar nicht mehr für die zweite Fahrt ausreichte.


    Auf Vermittlung von Baronin Pascotini (»Tante« Olga), die als Waise in Schönbergs Elternhaus aufgenommen wurde und in Mödling in der Schillerstraße 22 wohnte, konnte Schönberg mit seiner Familie zu Kriegesende im Frühjahr 1918 eine Wohnung in der Bernhardgasse 6 zum monatlichen Mietzins von 200 Kronen beziehen. Das Mobiliar wurde bereits im Januar spediert und am 1. April berichtete Arnold Schönberg seinem Schwager Zemlinsky: »Wir sind in Mödling, aber ohne Mädel! Ohn=Mädling!« Nach der Übersiedlung gab Schönberg neben seiner Tätigkeit an den Schwarzwald’schen Schulanstalten (bis 1920) auch Privatstunden in der Bernhardgasse: über 100 Schüler nahmen in jener Zeit Kompositionsunterricht, darunter Alban Berg, Anton Webern, Max Deutsch, Hanns Eisler, Hanns Jelinek, Fritz H. Klein, Rudolf Kolisch, Paul Amadeus Pisk, Josef Polnauer, Karl Rankl, Erwin Ratz, Josef Rufer, Rudolf Serkin und Viktor Ullmann. »Mit Webern, der ja ebenfalls 1918 nach Mödling gezogen war, unternahm er an Sonntagen oft aus-gedehnte Spaziergänge auf den Anninger. Auch Berg und seine Frau kamen öfters zu Besuch, ebenso viele andere Freunde und Schüler. Nach dem Tod seiner Frau Mathilde, am 18. Oktober 1923, plante Schönberg den Umzug nach Wien, da die Wohnung in der Bernhardgasse »nicht nur immer zu klein, sondern auch zu entlegen« war.
    Apropos entlegen, gestorben ist Arnold Schönberg in Los Angeles, im Exil, am 13. Juli 1951. Das schaffen wir heut' nimmer ..........

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  • Zitat

    Original von nala
    Wir "hatschen" ins Arnold-Schönberg-Centerin der Bel-Etage des Palais Fanto am Schwarzenbergplatz, Zaunergasse 1. Der Industrielle David Fanto erbaute es im Ringstrassenstil, jahrelang Sitz des Österreichischen Branntwein-Monopols. Dies nur nebenbei.
    .....


    ...und aus österreichischem branntwein wurde russisches lukoil... :evil:

  • ?( Observator

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  • danke Observator :lips: für die Erläuterung, da bekommt der Ausdruck "im Öl" eine ganz neue Bedeutung.
    ... da wir jetzt schon in Mödling sind, möchte ich hier noch ein bisschen verweilen und auf einen anderen berühmten Sohn Wiens überleiten, Franzl Schubert, der auch hier weilte. Der nächste Wienspaziergang wird auf seinen Spuren sein.
    In der Biedermeierzeit kamen viele Bürger Wiens mit ihren Kutschen und zu Fuß heraus aus der "Weanerstodt". Wir spazieren hinauf auf den Anninger und werden mit einem herrlichen Rundblick über das Wiener Becken und die Stadt belohnt. Der 1813 erbaute Husarentempel ist das älteste Kriegerdenkmal Österreichs. Möding war in der Monarchie der Umsteigebahnhof für den Adel auf dem Weg ins kaiserliche Laxenburg.
    Der berühmteste Sommergast aber war Ludwig van Beethoven. Er wohnte in der Hauptstraße im "Hafnerhaus", das heute die Beethovengedenkstätte beherbergt, und schrieb im Jahre 1820 im "Christhof" in der Achsenaugasse seine "Missa Solemnis". Für die Musiker des "Zwei-Raben" Wirtshauses komponierte er die "Elf Mödlinger Tänze" - Beethovens einzige Kompositionswidmung, die einem Ort gilt.
    Weiters wohnten in der pittoresken Babenbergerstadt Anton von Webern, Alban Berg, Oskar Kokoschka, Gustav Klimt und Egon Schiele, (die Creme de la Creme Österreichs bildender Kunst also.....) ebenso Schriftsteller Anton Wildgans (neben der gotischen St. Othmarkirche).
    Ferdinand Raimund.
    In Mödling gibt es auch ein Stadttheater, letztes Jahr sah ich dort ein Musical "Die Bounty". Klein aber fein!
    1928 errichtete die Stadt ein Freibad im Bauhausstil.
    Im Oktober wurde Mödling von Hitler zum 24. Wiener Gemeindebezirk!
    Es wurde sehr stark beschädigt gegen Kriegsende, waren doch in Wr. Neudorf die "Hermann-Göring-Flugmotoren-Werke" und in der Hinterbrühler Seegrotte ein unterirdischer Rüstungsbetrieb. 1954 wurde das Stadtrecht wieder erteilt.


    So jetzt zurück nach Wien............. auf der Fahrt zurück denke ich nochmal über Schönberg nach:
    Als er von Wien wegmusste, war die erste Zwischenstation Berlin. Er war mittlerweile ein anerkannter, leicht gefürchteter Komponist und vor allem Lehrer geworden, das hilft im aber nichts in Berlin, sein Hauptwerk aus dieser Zeit "Moses und Aron" bleibt unfertig, nächste Station Paris, Ostküste Amerikas, Westküste - Los Angeles, die Endstation vieler Österreicher. Dort ein Gerademalüberleben. Privatkurse, ein wenig Universtitätstätigkeit. Wien verleiht ihm 1949 das Bürgerrecht, aber er will nicht mehr zurückkehren. In seiner Antwort nach Österreich: ......"erst nach dem Tode anerkannt werden......", 10 Jahre bleiben ihm noch, ein Notat, vier Wochen vor seinem Tod: "Ich bin seit vielen Wochen nicht nur wohlauf, sondern auch sehr wohlunter".
    wenn wir wollen, können wir noch bei seinem Geburtshaus vorbeischauen, wenn wir uns nicht schämen, dass wir so einen Menschen verjagt haben!
    2. Bezirk Leopoldstadt (damals lebte die Hälfte der Wiener jüdischen Bevölkerung hier zwischen Donau und Donaukanal. Sie hiess "Mazzesinsel" oder wie Joseph Roth sie nannte - ein freiwilliges Ghetto. Adresse seiner Geburtsstätte Brigittenau 393.
    so, jetzt reichts für heute!

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  • lässt du dich nicht verständigen bei einlangen einer pn? das kann man bei den einstellungen im profil regeln.


    :hello: und danke für den :lips:
    :O


    [ad moderatores: dieses posting könnte man morgen z.b. wieder löschen]

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  • Nussdorfer Straße Nr. 54 (damals: "Zum rothen Krebsen" in der "Oberen Hauptstraße zur Nußdorferlinie Nr. 72), damals eine Vorstadt, heute IX. Bezirk. Das Geburtshaus steht noch und ist auch recht ansehnlich renoviert und man kann die schönen Räume besichtigen (allerdings nur am Tag). Es wäre ja recht schwierig, in Wien einen Schubert-Weg zu konzipieren, es gäbe ausser Geburts- und Sterbehaus wenig Spektakuläres, vielleicht den Musikverein, wo er ein einziges Mal eine Aufführung dirigierte.


    Vom Geburtshaus gehts es bergab, die Nussdorferstraße, ganz leicht hinunter, kaum ist jetzt Verkehr am Abend, keine lärmenden Autos und Straßenbahnen. Im Kopf abgespielt "die Unvollendete", oder nehmen wir einen MP3 - Player...... wahrlich die schönste/beklemmendste Musik die je ersonnen wurde. Das Thema beginnt unten, im Bass. Streng in sich kreisend. im 3/4 Takt, das passt zu Wien.... nach dieser "quasi"-Ouvertüre ein Rascheln der Streicher, dann die Oboe und die übrigen Bläser.


    .. und wo sind wir mittlerweile hinspaziert? wir kommen am alten AKH vorbei mit dem runden Narrenturm. Erbaut von Joseph II, unbedingt am nächsten Tag besuchen, wobei die haben nicht alle Tage offen, da sollte man sich vorher erkundigen, und einen guten Magen braucht man für die Hirnpräparate, die Moullagen und Schädel mit Löchern von verlorenen Duellen. Es geht dann an den Museen vorbei, links Tizian und Raffael und Schiele rechts. Dann Getreidemarkt und der Naschmarkt, "der Bauch von Wien" genannt.


    Zweiter Satz: wieder ganz unten, diesmal aber tänzerisch, ein paar Stufen tiefer noch und die Melodie darüber.


    den Naschmarkt gequert, hinein in den fünften. Auch hier ein niedriges Haus, "Neue Wieden Nr. 694 zur Stadt Ronsberg 2ter Stock. Rechts." Heute Kettenbrückengasse. Schubert wohnte hier und man spürt schon noch ein bisschen Atmosphäre. Damals war er ein Star und begann gerade über die Grenzen hinaus bekannt zu werden. Es war im Spätsommer 1828, viele Monate im Komponieren liegen hinter ihm, eigentlich Wahnsinnsjahre, er verfällt zusehends.
    Letzter Brief (an Schober/Freund) Lieber Schober! Ich bin Krank. Ich habe schon 11 Tage nichts gegessen und nichts getrunken und wandle matt und schwankend von Sessel zu Bett u. zurück. Wenn ich auch was genieße, so muss ich es gleich wieder von mir geben. #Sey also so gut, mir in dieser verzweiflungsvollen Lage durch Lecktüre (sic!) zu Hülfe zu kommen. Von Cooper habe ich gelesen: den letzten der Mohikaner, den Spion, den Lootsen und die Ansiedler. Solltest Du vielleicht noch was von ihm haben, so beschwöre ich Dich, mir solches zu depositiren. Mein Bruder, die Gewissenhaftigkeit selbst, wird solches am gewissenhaftesten mir überbringen. Oder auch etwas Anderes. Dein Freund Schubert


    Am 19. November stirbt er, seine letzten Tage sind elend gewesen, er ist richtiggehend verreckt.


    Er wurde im ehemals üblichen Einsiedlergewand mit einem Lorbeerkranz um die Schläfen in einen Sarg gelegt und am Währinger Ortsfriedhof begraben (für einige Zeit zumindest). Heute ist dort der "Schubertpark" an der Währinger Straße mit Sternwarte und viele Nobelwege, hier logiert das "Demel-, Gerstner- und Heinel-Klientel, am Samstag mittags und Sonntag vormittags im Musikverein anzutreffen. Heute klafft überhaupt eine grosse Wunde an der Stelle wo früher der Friedhof war, eine Tiefgarage wird gebaut.


    Ich denke noch nach über Schuberts Jugendjahre, das wüste familiäre Umfeld. 12 Jahre nach der Hochzeit der Eltern kam Franz als 12. Kind zur Welt. Der Vater ein "verklemmter" Schullehrer, die Mutter überlebte das jedoch nicht lange. Der Vater heiratete bald wieder und "zeugte" weiter. Bevor mir schlecht wird geh ich etwas essen. Ich such mir ein Würschtlstandl, ich mag nicht wo hinein sitzen, die Stimmung ist nicht danach! Und es hat ja nicht viel offen um diese Zeit! Ich nehme mir eine mit Käse versetzte Wurstsorte - "Käsekrainer" heisst das in dieser Stadt und dazu trink ich, einen "Spritzer", ein mit Soda aufgespritzer Wein aus einem "Doppler".


    Nach einem zweiten hatsch ich heim.

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  • "Halb Genie, halb Trottel"
    (Gustav Mahler)


    zu seinen Lebzeiten von den einen verlacht und verspottet, auf alle Fälle wurden ihm viele Steine in den Weg gelegt. Umstritten in der damaligen Wiener "Brahms-Gesellschaft". Er passte ja auch nicht in das übliche Künstler-Klischee. Und wie konnte dieser kleine Mann, über dessen Stammtischvorliebe, erfolglose Heiratsanträge, die kurzen "wasserscheuen" Hosen, zuweil komischen Unterrichtsmethoden, volkstümlicher Dialekt und Aussprüche man schmunzelte, solche monumentalen Symphonien komponieren? Die Einblicke in den Alltag sind es, die uns so irritieren. Wir marschieren los auf den Spuren vom "Musikant Gottes":


    Anton Bruckner (1824-1896) kam 1861 nach Wien und wohnte vorerst Währinger Straße 41. An der Hauswand ist die Tafel angebracht:


    In diesem Hause wohnte von 1868 - 1876 ANTON BRUCKNER
    DER GROSSE ÖSTERREICHISCHE KOMPONIST SCHRIEB HIER SEINE
    2., 3., 4. und 5. SINFONIE


    1876 übersiedelte er in den ehemaligen "Heinrichshof" Opernring 3. Ein Jahr später wechselte er auf die Anschrift Heßgasse 7 gegenüber dem Ringtheater. Diese Wohnung lag im 4. Stockwerk, weil er Unterkünfte mit weitem Ausblick bevorzugte.
    Im Frühjahr 1895 übersiedelte er, da sich sein Gesundheitszustand immer mehr verschlechterte in eine zum kaiserlichen Hof gehörige Wohnung im Schloss BELVEDERE am Rand des Schlossparks, genannt das "Kustodenstöckl"(heute Prinz-Eugen-Straße 27). Es war eine ebenerdige Wohnung, denn Bruckner litt an starker Gehbehinderung. Er musste sich für seine Kirchenbesuche jeweils die vier Stockwerke hinunter- und dann wieder hinauftragen lassen.
    Sein letzter "Sekretär" und Vertrauter Anton Meißner erfuhr, dass es im Belvedere freistehende Dienstwohnungen gäbe, weshalb er an die Kaisertochter Erzherzogin Valerie ein Bittgesuch um Überlassung einer ebenerdig gelegenen Wohnung schickte. Hier wohnte er bis zu seinem Tode 1896. Auf eigenen Wunsch wurde er in der Stiftskirche St. Florian in Oberösterreich beigesetzt.


    Jetzt haben wir noch Zeit.......


    Das BELVEDERE: Sommersitz des Prinzen Eugen, gehört zu den glanzvollsten Schöpfungen, die die Barockarchitektur hervorgebracht hat. Als ein "Belvedere", ein "Lusthaus" nicht für tägliches Wohnen, sondern nur für Feste und Feiern, ist es errichtet worden. Hier wurde am 15. Mai 1955 der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Es beherbert eine Bildersammlung, die wir uns unbedingt "so nebenbei" auch anschauen. Aber was für uns Musikfreaks noch unbedingt sehenswert ist, folgt nun:


    Wenn man in Wien auf Musikspuren spazieren geht, dann kann man nicht an den Aufbewahrungsorten der Musik selbst vorbei! Doch was heisst denn "Orten"? Bei uns lautet das "Quellentempel" .
    Schlussendlich besteht eine Überlieferung nicht nur aus Vinyl und CD`s, nicht nur aus aktivem Musizieren, sondern auch aus Archiven!
    In Wien gibt es 3 grosse, fachspezifisch orientierte Institutionen, dann gibt es noch 10 mittlere Sammlungen und eine Unzahl kleiner, halböffentlicher und privater Natur. Für Stippvisiten sollte man jeweils einige Zeit einkalkulieren, das zahlt sich aus.


    Die Nummer eins ist sicherlich die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Es befindet sich über der graphischen Sammlung Albertina, an der Hinterseite der Neuen Hofburg über dem Antisfaschismusmahnmal von Alfred Hrdlicka. Fälschlicherweise wird die Sammlung als "Musikalbertina" bezeichnet. Man bekommt einen "Benützer- und Leseplatz" zugeteilt. Nehmen Sie sich Zeit, lassen Sie sich belehren, das ist Wiener "Vurschrift". Jetzt sitzen wir zwischen Tausenden Prunkstücken aus der Geschichte der Musik, Mittelalter, Minnegesang, Barock und Klassik als Zentrum, ANTON BRUCKNER mit seinem Hauptnachlass ist der "Säulenheilige". Die Fachwelt schätzt die immensen Sonderarchive, vor allem das Hoboken.


    die Nummer zwei: wir gehen durch die Mahler-Straße, die Ringstraße überquerend zum Hauptgebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien am Karlsplatz. Hier befinden wir uns in einer Privatinstitution und es ist wahrscheinlich einfacher, in den FBI-Hochsicherheitstrakt zu gelangen, aber wenn wir drinnen sind, sitzen wir erstmal da. Auch hier wieder umgeben von Tresoren, Folianten, Briefen von den Größten der österreichischen Symphonik, der Hausheilige hier Johannes BRAHMS. Der Nachlass eines Herrn Köchel liegt hier, und die schönsten Musiker-Portraits schauen würdig von den Wänden. Wir sind ein bisschen traurig oder enttäuscht, dass wir bei den "Musikfreunden" lange nicht alles zu sehen bekommen, man will hier keinen Massenbetrieb aufziehen. Und ein kleiner Hinweis am Rande, Mitarbeiter(innen) in diesen Sammlungen, vom Direktor bis zum Gehilfen sind ausgeprägte Menschen, positiv-schwierig.


    die Nummer drei, ich durfte auf Einladung eines Freundes vor einigen Jahren bei einer Buchpräsentation (Dr. Christian Glanz / Gustav Mahler - sein Werk - sein Leben) in dieses spezielle Stadt-Archiv und mit eigenen Händen hatte ich eine Seite einer Mahler-Partitur angefasst!
    Wir gehen am besten über die Ringstraße bis zum Parlament, dann biegen wir links ein, Stadiongasse, Ecke Bartensteingasse, 1. Stock: Die Musiksammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek untergebracht in einer ehemaligen Großbürgerwohnung, zum Teil ausgestattet von Adolf Loos. Klein, aber fein ist es hier. Hier ist Schubert der Hausheilige, Alt-Wiener Volksmusik in Noten, meist unbekannt, aber zu tausenden.


    "Wenn du verliebt bist und weißt nicht wohin,
    dann gibt's nur eine Stadt, die hat, was keine hat!
    Die liegt im Herzen der Welt mittendrin;
    Hast du an Rausch mal dort, weißt du's sofort:
    Das muß ein Stück vom Himmel sein, ............


    Wer jetzt noch mag:
    die Kirchenarchive (Schotten und Minoriten, Michaeler und Piaristen).
    Haus der Musik
    Universität (nicht die sogenannte "Musik-Universität", die ist im 3. Bezirk
    sondern die legendäre Alma Mater Rudolfina, neben der Votivkirche, hier das Institut für Musikwissenschaften mit einem Dutzend angeschlossenen Sub-Instituten.
    Aber in Wien kümmern wir uns nicht um alle Künstler, beispielsweise um Joseph Haydn kümmert sich Köln (wo Haydn nie gelebt hat) um Schönberg Berlin und um Schubert Tübingen (wo Schubert nie war).


    Good bye.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Fangen wir diesmal gleich im Archiv an :) am Wiedner Gürtel Nr. 6


    es ist montags oder donnerstag und zwischen 9.00 Uhr und 13.00 Uhr, denn nur da hat es geöffnet. Eintrittspreis 9,50. für Mitglieder kostenlos.


    In Wien habe ich auf Mahlers Spuren leider sehr wenig anzubieten. Ich war schon im Komponierhäuschen in Steinbach am Attersee, an der Ostseite des Sees. Man bekommt im Gasthaus einen Schlüssel ausgehändigt, geht über einen Campingplatz und dort steht wahrlich noch sein kleines Hüttchen mit einem einzigen Zimmerchen mit einem Klavier, Tisch, Sessel, Sofa. Mutterseelenallein stand ich im Raum und betrachtete ehrfürchtig alles was noch da war von diesem hochgeistigen, nervösen, sensitiven, kompromisslosen Wunderhorn-Menschen, der die Natur in die Musik "hineinkomponierte". Wenn man aus dem Fensterchen schaute, sah man die Bilder plötzlich vor sich.......



    In Wien des Fin-de-Siecle lebte er, kam aus Kalischt in Böhmen, wo er 1860 geboren wurde, und er schloss mit seiner Musik an Bruckner an, bei dem Privatunterricht bekam. Um mit der Legende aufzuräumen, Gustav Mahler wäre von Alma abhängig gewesen, weil er sonst nie eine Frau angeschaut habe, hier eine kurze Übersicht derer, die vor Alma mit Gustav Tisch und manchmal auch sein Bett geteilt haben. 1880 Josephine Poisl (Iglau), Johanna Richter während der Laibacher Zeit, wahrscheinlich seine erste richtige Liebe, ihr widmete er "Lieder eines fahrenden Gesellen", Anna von Mildenburg (in Hamburg, später Wien), Selma Kurz, ihr widmete er 3 Wunderhorn-Lieder, nun bereits in Wien, 1901 dann Alma.


    Also gehen wir jetzt zu einem Schauplatz der Mahler-Biographie. Neben dem Café Landtmann - hier trank schon Sigmund Freud seine Mélange, befindet sich das Haus, in dem sich der Salon der Familie Zuckerkandl befand, dort lernte Gustav am 7. November Alma Schindler kennen, die Tochter des bekannten Malers Emil Schindler. Früher hatte er sie zwar schon einmal gesehen, sie ging beinahe jeden Tag in die Oper, aber an jenem Abend verwickelte sie ihn in eine interessante Diskussion über Zemlinsky (für Observator diesmal richtig geschrieben :hello: ), mit dem sie liiert war. Sie hat sich aber dann recht rasch entschieden, am 23. Dezember fand die Verlobung statt. Die Verlobung löste einige Aufregung aus, immerhin war Mahler schon "alt" und Alma galt als das schönste Mädchen Wiens.
    Die Hochzeit ist am 9. März 1902, am Tag darauf heiratet seine Schwester Justine (als hätte sie nur darauf gewartet, dass sie sich nicht mehr um ihren Bruder kümmern muss) den Geiger Arnold Rosé.


    Von hier aus wandern wir über den Ring gegen die Fahrbahn, gegen den Uhrzeigersinn, vorbei am Rathaus, dem Parlament, den Museen zur Sezession. Unbedingt sehenswert und zur Zeit Gustavs der Treffpunkt der Künstlerschickeria. Ursprünglich eine Künstlervereinigung als Abspaltung vom Wiener Künstlerhaus 1897 gegründet, erwarb sich die Gruppe grosse Sympathien durch die Ausstellungsform, die u. a. dem Publikum die französischen Impressionisten zugänglich machte. 1898 wurde das Ausstellungshaus von Olbrich, einem Schüler Otto Wagners auf der linken Wienzeile erbaut, und heisst SEZESSION. Das Sonnenlicht spiegelt sich auf dem vergoldeten Dach. Über dem Eingang der Wahlspruch der Künstler: "DER ZEIT IHRE KUNST, DER KUNST IHRE FREIHEIT".
    Berühmt wurde die 14. Ausstellung der Secession 1902, die Ludwig van Beethoven gewidmet war. Das Arrangement der Ausstellung stammte von Josef Hoffmann. Im Zentrum war eine Beethovenstatue Max Klinger, um die herum Klimts Beethoven-Fries angebracht war.
    Gewohnt haben Gustav und Alma in einer Josef Hofmann-Villa in Wien Währing, da war ich aber noch nicht, ich weiss nicht einmal die Adresse, ich nehme mir das für dieses Jahr mal vor. Man könnte noch das Grab besuchen, es befindet sich auf dem Grinzinger Friedhof. Am 18. Mai 1911 verstarb Gustav Mahler in Wien, er ist neben seiner Tochter Maria Anna begraben.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • nala


    wollte nur sagen: ich mag Deine Spaziergänge sehr!


    LG
    Austria aus Wien ;-)

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • ... danke für deine lieben Worte, und falls du etwas ergänzen kannst, don't hesitate :hello:

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

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