Ich Endesgesetzter bescheine hiermit daß ich Vorzeiger dieser Hr: Joseph Eybler als einen würdigen Schüller seines berühmten Meisters Albrechtsberger, als einen gründlichen komponisten, sowohl im kammer= als kirchen=styl gleicht geschickten, in der Sing=kunst ganz erfahrnen, auch vollkommenen Orgel= und klavierSpieller, kurz, als einen Jungen Musiker befunden habe, wo es nur zu bedauern ist, daß seinesgleichen so selten ist.
Wienn, den 30:t May. 1790.
Wolfgang Amadè Mozart
Kapellmeister, in k: diensten
Wir kennen Joseph Leopold Edler von Eybler zu meist nebensächlich als Resignierenden im Versuch, Mozarts Requiem zu vollenden. Daß es aber keineswegs an musikalischem Genie gemangelt haben kann, sondern die Ablehnung der Vollendung des Requiems eher ein Ausdruck größter Ehrfurcht gegenüber Mozart war, erfahren wir gleich. Trotz seiner Ehrfurcht vor Mozart und dem Requiem sollte ihm ausgerechnet dieses Werk noch zum Verhängnis werden...
Joseph Leopold Edler von Eybler wurde am 8. Februar 1765 in Schwechat bei Wien geboren. Den ersten Musikunterricht erteilte, wie so oft, der Vater Joseph Leopold, welcher Schullehrer und Chorregent war. Im alter von sechs Jahren bereits, so ist es überliefert, spielte Eybler bereits ein Klavierkonzert, bei dem der Hofbeamte Josef Seitzer [1744-1806] zu hörte und entzückt war. Er war es dann auch, der dem Knaben einen Platz im Wiener Stadtseminar verschaffte. Hier wurden auch Eyblers Brüder sowie u.a. die Gebrüder Haydn erzogen. Von 1776 bis 1779 nahm Eybler an einem Kompositionskurs bei Johann Georg Albrechtsberger teil. 1782 sollte ein Unglücksjahr für Eybler werden: Nicht nur, dass das Seminar geschlossen wurde, auch vernichtete eine Feuersbrunst am 20. Januar das gesamte Vermögen der Familie. So konnte Eybler sich sein geplantes Jurastudium abschminken und wandte sich daher voll und ganz der Musik zu: Seine Arbeiten legte er Joseph Haydn vor, der ihm gerne als Freund und Lehrer beistand. Eybler hielt sich durch sehr fleißiges Unterrichten über Wasser und Joseph Haydn empfahl 1787 3 Klaviersonaten Eyblers an den Verlag Artaria. Nicht nur Mozart selbst, auch Joseph Haydn bezeugte Eyblers Können und Albrechtsberger meinte, daß er nach Mozart in der Musik das größte Genie sei, welches Wien besitze.
Eybler hatte mit Mozart viel zu tun und durfte sich auch seines Vertrauens rühmen: So beauftragte Mozart ihn mit der Einstudierung seiner Oper Cosí fan tutte. Nach Mozarts Tod schenkte ihm Kaiserin Maria Theresia [die 2. Gemahlin des Kaisers Franz] ihre Aufmerksamkeit und lud ihn ständig zu Familienfeiern, zu Konzerten und Theateraufführungen ein. Sie setzte durch, dass er ab 1801 Lehrer der Kaiserlichen Familie wurde. Zu seinen Schüler zählte alsdann der Kronprinz Ferdinand. Eybler erfüllte ihr den Wunsch und komponierte ihr 1802 ein Requiem – 1804 stieg er zum kaiserlich-königlichen Vizekapellmeister auf und heiratete am 27. Oktober 1806 die Kammerdienerin der Kaiserin: Theresia Müller. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Theresia [gest. 11. Oktober 1809] und Josef, der später Staatsrats-Offizier werden sollte.
[Joseph Leopold Edler von Eybler]
Als Antonio Salieri in den Ruhestand trat, folgte ihm Joseph Eybler am 16. Juni 1824 als 1. Hofkapellmeister und erhielt dafür ein Jahresgehalt von 1.500 Gulden. Während einer Aufführung des Mozartschen Requiems am 23. Februar 1833 erlitt Joseph Eybler einen Schlaganfall, damit war seine Laufbahn jäh beendet. Dennoch erhob ihn die treue Kaiserin 1834 in den Adelsstand. Noch mehr als 10 Jahre lebte Joseph Eybler bei seiner Familie, bis er am 24. Juli 1846 verstarb. Die Witwe starb am 31. Januar 1851 und der Sohn am 19. März 1856.
Eyblers Schaffen wird wie folgt angegeben:
32 solenne Messen, ein großes Requiem von 1802, 7 Te Deum, 30 Offertorien, 35 Gradualen, Das Zauberschwert [Oper], Die Hirten bey der Krippe zu Bethlehem [Oratorium, 1793], Die vier letzten Dinge [Oratorium, 1811], Freimaurermusiken, Kanoni, ein Klarinettenkonzert [1798], Tänze, Sonaten für Violoncello, Streichquintette, Sinfonien, Streichtrios, …
Von der Oper Das Zauberschwert ist bedauerlicher Weise nur der erste von zwei Akten erhalten.