Diagnosen rund um Mozarts mögliche Todesursachen

  • Salut,


    anbei einmal eine Auflistung aller bis dato in Unmengen von Fachbüchern besprochenen Theorien über Mozarts Todesursache [tödliche Erkrankung]. Ich zitiere der Einfachheit halber aus Ludwig Köppens "Mozarts Tod", da Köppen eine Rangfolge nach der Anzahl der jeweiligen Autoren aufstellt.


    01. Nierenversagen [30 Autoren]
    02. Herzversagen [14]
    03. Therapiefehler, z.B. Aderlaß [12]
    04. Akute/chronische Infektionskrankheit [12]
    05. Rheumatisches Entzündungsfieber [9]
    06. Vergifung, darunter 7 x Mord, 1 x Selbstintoxikation [8]
    07. Arthritis [6]
    08. Angeborene Mißbildung [4]
    09. Gehirnerkrankung [3]
    10. Entzündliches Gallenfieber [2]
    11. Basedow'sche Schilddrüsenerkrankung [2]
    12. Hitziges Frieselfieber [1]
    13. Renale Rachitis [1]
    14. Trichinose [1]


    Köppen selbst plädiert ebenfalls für finales Nierenversagen, verursacht durch eine Quecksilbervergiftung. Wo diese angeblich herkommen soll, muß jeder selbst nachlesen. Das Buch ist sehr interessant, Köppen stellt sehr kühne Thesen auf. Leider hapert es etwas an der Beweisführung, aber die Möglichkeit "seiner Lösung" besteht meines Erachtens durchaus. Wobei ich finde, dass sich solche Thesen nicht einmal unter Verwendung eines abgeschlossenen Medizin- und Chemiestudiums wirklich beweisen lassen.


    Sehr interessant fand ich auch die Möglichkeit, Mozart habe sich beim Schnitzelessen [oder war es Kottelette?] eine Art Lebensmittelvergiftung zugezogen. Das halte ich durchaus auch für denkbar, wenn man nur an die heutigen Imbissbuden denkt...


    Welche Theorie haltet Ihr am wahrscheinlichsten und warum? Welche sind völlig absurd?


    Viel Spaß beim Diskutieren.


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Eines der Hauptprobleme dürfte es sein, die Krankheitssymptome Mozart aus den Schilderungen der Zeigenossen richtig zu interpretieren, da man damals viele körperliche Leiden anders bezeichnete. Begriffe wie "Nesselfieber" sind nicht unbedingt hilfreich- denn die Schwierigkeit besteht eben darin, zu schließen was sich dahinter verbirgt.


    Sehr schön, eben weil besonders dramatisch wäre der Beweis, dass Salieri Mozart doch vergiftet hat .... :D


    Vor einiger Zeit habe ich einmal in einem historischen Kriminalroman geblättert: Eine junge - natürlich hübsche - Wiener Historikerin gelangt auf geheimnisvolle Weise in das Wien der Mozart Zeit, hilft dort Mozart eine Verschwörung der Freimaurer aufzudecken und entschwindet dann mit Wolferl nach Amerika. Sein Tod wird inszeniert um seine mächtigen Feinde in die Irrre zu führen.


    Was lernen wir daraus? Mozart´s alive! Warum auch nicht? Denn Elvis schließlich lebt ja auch noch. :baeh01::baeh01:


    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut,


    was Du sagst ist durchaus richtig. Die vorhandenen quellen sind zunächst einmal auf ihre Echtheit zu überprüfen, dann auf die Glaubwürdigkeit und dann schließlich auf den Inhalt als solchen.


    Interessant ist in diesem zusammenhang, warum Mozarts Leiche so sang und klangslos verschwand und sich niemand um deren Verbleib gekümmert hat, nicht einmal die Ehefrau. Ich weiß, man hat sich 200 Jahre darüber totgeredet, aber das Thema ist noch immer nicht einleuchtend geklärt und deswegen stets aktuell:


    Im Prinzip haben alle Musiker des 18. Jahrhunderts, die es zu einigermassen Ruhm brachten, eine Grabstelle erhalten und kein "normales" Grab, wie angeblich Mozart. Sogar Myslivecek, der an der Lues erkrankte, was ihm zum tödlichen Verhängnis wurde, hat ein solches Grab erhalten und er wurde auch kurz vor seinem Ende noch - mit bereits fehlender Nase - von Mozart besucht. Zudem beschäftigte sich Mozart in der Zeit vor seinem Tod mit einem ominösen "Geschäft", das er niemals beim Namen nennt. Viele vermuten, dass sich dahinter das Requiem verbirgt - das halte ich für Unsinn. Mozart sprach immer in Briefen offen über seine Werke.


    Dies in aller Kürze - später mehr.


    LG
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Diagnose: Rezidiv einer akuten, fieberhaften Polyarthritis


    Grundleiden: fieberhafte Gelenksentzündung


    Todesursache: rheumatische Herzmuskelschädigung, unbehandeltes rheumatisches Fieber, Blutentzug durch Aderlässe


    (obwohl es keinen Obduktionsbefund gibt, ist man über Mozarts letzte Lebenstage und Krankenberichte ausreichend informiert, um die Todeskrankheit einwandfrei rekonstrieren zu können).


    aber die These einer Geschlechtskrankheit (als Nebendiagnose) bezweifle ich nicht wegen Konstanzes Ignoranz seinem Tod gegenüber. Erst 1808 besuchte sie erstmals den Friedhof St. Marx.


    Ich verehre ihn aber trotzdem SEHR :)

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Ich mute mir nicht zu, eine Diagnose zu stellen, an der Ärzte etlicher Generationen gescheitert sind.


    Mit ziemlicher Sicherheit ist Mozart NICHT an einer Quecksilbervergiftung gestorben, ich habe schon an anderer Stelle in diesem Forum ausgeführt, warum das so unwahrscheinlich ist.


    Gleichzeitig ist es aber die ergiebgste Theorie für Spekulationen - und wird ganz sicher im Mozartjahr 2006 wieder ausgegraben werden.


    Ob Rheumatisches Fieber oder Fieber durch Nierenentzündung, das wird sich nie ganz klären lassen.


    Der Aderlass war sicher ein Therapiefehler, aber einer der dem medizinischen Stand der Zeit entsprach, wir sollten die Ärzte nicht
    verurteilen - auch heutige Therapien werden in 200 Jahren sicher teilweise für unangebracht eingestuft werden.


    Tatsache ist, daß die Prognose der beiden behandelnden Ärzte überenstimmend schlecht war, das heißt der Tod des Patienten wurde erwartet.


    All die Mord- und Freimaurer-Verschwörungstheorien sind zwar sehr publikumswirksam - aber auch völlig aus der Luft gegriffen...


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    sicher kommen von den 14 genannten Diagnosen einige in Frage, die ein gemeinschaftliches tödliches Spiel spielten.


    Sehr wahrscheinlich ist, dass W. A. Mozart sich einer Behandlung mit Quecksilber unterzog:


    Franz Xaver Niemetschek, der mit Mozart in Prag Umgang pflegte, bestätigte in seinem Mozartbuch diesen Verdacht: „Schon in Prag kränkelte und medizinierte Mozart unaufhörlich; seine Farbe war blaß und die Miene traurig."


    Als Todesursache wird "hitziges Frieselfieber" vermerkt. Was ist das denn eigentlich? Ein gewisser Frank, in Köppens Buch leider nicht näher bezeichnet, schreibt über den Friesel: bald ist er Folge von Giften, wie z.B. durch Arsenik, Sublimat [...]. Sublimat ist eine Quecksilberverbindung.


    Auch könnte "Friesel" in die Nähe von "Frais", eine im 18. Jahundert in Wien gebräuchliche Ausdrucksweise für diverse Krampfanfälle, stehen. Auch diese wiederum könnten im Zusammenhang mit einer [unbeabsichtigten] Quecksilbervergiftung durch Überdosis stehen.


    Was nalas Nebendiagnose betrifft, so könnte sich Mozart durchaus versehentlich bei Mysliwecek, der an Syphillis litt und den Mozart auf dem Höhepunkt dessen Krankheit mit einem Besuch beehrte, infiziert haben.


    Cordialement
    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Nun war Quecksilber ja im 18. Jahrhundert und auch davor ein beliebtes Arzneimittel- vor allem bei Syphillis und ähnlichen Erkrankungen. Übrigens wurde auch Friedrich der Große mit Quecksilber behandelt, was zur Zeugungsunfähigkeit führte,wie neuere Forschungen gezeigt haben. Das Mozart einmal mit Quecksilber behandelt wurde, ist nicht unwahrscheinlich.


    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

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  • Ich möchte an dieser Stelle mal auf ein Buch hinweisen, das im Diogenesverlag erschienen ist.





    Ich hatte zuerst das Gefühl, dies sei öde Belletristik und der Autor biedere sich etwas an. Doch handelt es sich nicht um einen naiven Laien, der hier schreibt, sondern einen logisch denkenden Menschen, der aus den Zusammenhängen, welche uns heute auch aus historisch-kritischer Sicht bekannt sind, eine stichhaltige These entwickelt (ich beziehe mich jetzt nur auf seinen Artikel zum Mord Mozarts).


    Ich denke, Ulli würde so etwas interessieren, insofern es sich tatsächlich nicht um blanken Unsinn handelt ;)

    "Noten haben einen zumindest ebenso bestimmten Sinn wie Wörter, wiewohl sie durch diese nicht zu übersetzen sind." (Felix Mendelssohn-Bartholdy)

  • Was glaubst Du: kenne ich das Buch, oder nicht?


    ;)

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  • Zitat

    Original von GalloNero im Thread Wurde Mozart vergiftet?
    Ich möchte nicht Klugscheißen, aber wurde je Untersucht, ob nicht die beiden Ärzte bei einer evtl. vorhandenen, aber nie publik gemachten Syphillis eines Wolfgan Amadeus Mozart einen Kunstfehler begangen haben könnten. Will sagen, hätte Mozart die Syphillis gehabt und wäre beispielsweise an einer Überdosis Quecksilber, verabreicht durch die beiden behandelnden Ärzte, gestorben, hätten dies die Ärzte je zugegeben? Wäre es da nicht einfacher irgendein Fieber in den Totenschein zu schreiben?


    Wie gesagt, ist nur eine Vermutung.


    Liebe Grüße
    Euer Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Bei den Büchern von EW Heine weiß man oft nicht recht, wie ernst er es meint, unterhaltsam sind sie jedenfalls... :D Jedenfalls vertritt er dort auch die Quecksilbervergiftung (als Syphilisbehandlung) als wesentliche Komponente der Todesursache.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von GalloNero


    Wie gesagt, ist nur eine Vermutung.


    Wie gesagt, dass ist ja mehr oder minder die Hypothese von u.a. EW Heine und Köppen. Sie ist nicht aus der Luft gegriffen, aber es gibt auch einiges, was dagegen spricht.


    viele Grüße


    JR

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  • Die Bezeichnung "hitziges Frieselfieber" war keine Diagnose, sondern ein Sympton. Fieber mit einem Hautausschlag. Dieser Begriff ist aber landläufig bekannt gewesen und hat daher sofort in die Mozartbiographien Einzug gehalten. Er wurde jedoch nur von medizinischen Laien verwendet. Die Ärzte haben diese Bezeichnung nie verwendet, manchmal jedoch um den Angehörigen eine geläufige Krankheitsbezeichnung zu geben. In Ärztekreisen nannte man es auch "febbre reumatico infiammatoria".
    Liebe Grüsse "naladoc"

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  • ausserdem fällt mir noch was ein:
    rheumatisches Fieber = akute rheumatische Polyarthritis ist eine toxische und allergische Reaktion nach bakterillen Infekten, zu behandeln mit Antibiotika (Penicillin) und durch hochwirksame Medikamente wie Kortikosteroide und andere Antirheumatika, die den Entzündungprozess einschränken. Damit ist die Krankheit gut zu behandeln. Der Herr Mozart hätte noch lange weitergelebt.........

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  • Zitat

    Original von nala
    Er wurde jedoch nur von medizinischen Laien verwendet. Die Ärzte haben diese Bezeichnung nie verwendet, manchmal jedoch um den Angehörigen eine geläufige Krankheitsbezeichnung zu geben. In Ärztekreisen nannte man es auch "febbre reumatico infiammatoria".


    Salut,


    wer stellte dann den Totenschein und besonders das Attest der Totenschau aus?


    ATTEST DER TOTENSCHAU


    Den 6. Dezember 1791.


    Der Titt. Herr Wolfgang Amadeus Mozart, k. k. Kapellmeister und Kammer-Compositeur, in der Rauhensteingasse im kleinen Kaiserhaus Nr. 970, am hitzigen Frieselfieber beaschaut, alt 36 Jahre. Im Freythof v. St. Marx.
    III. Classe in der Pfarre St. Stephan 8 fl. 56 kr. Wagen 3 fl.



    * * *


    TOTENSCHEIN


    Ich Endesgefertigter bezeuge hiemit aus dem Sterberegister der Pfarre St. Stephan vom Jahre 1791 fol. 173, daß der wohlgeborne


    Hr. Wolfgang Amadeus Mozart,
    k. k. Kapellmeister und Kammer-Compositeur,


    katholischer Religion, 36 Jahre alt, allhier in der Stadt [in der Rauhensteingasse] Nr. 970 den fünften Dezember im Jahr Ein Tausend Sieben Hundert Neunzig Eins (den 5. Dezember 1791) am hitzigen Frieselfieber gestorben und den sechsten desselben Monats und Jahrs, von der hiesigen Hauptpfarre zum heil. Stephan aus, nach christ[lich]-katholischem Gebrauche auf dem St. Marxer Friedhof zur Erde bestattet sey.


    Diese beiden sind die ersten nach Mozarts Tod ausgestellten amtlichen Dokumente.


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • hallo,


    wenn ich das hier zusammengetragene lese, kann ich nicht annähernd die todesursache vermuten. man muesste einen krankenbericht seiner letzten tage haben. als neurochirurg könnte ich sogar spekulieren, dass im falle eine bestehenden endokarditis (herzinnenhautentzündung) auf dem boden rheumatischen fiebers ein sog. mykotisches aneurysma einer der hirnarterien entwickelte, aus dem es zu einer letztlich tödlich verlaufenden hirnblutung kam. wenn der begriff `friesel' für einen krampfanfall stünde, wäre also auch derartiges denkbar. letztlich werden wir es nie erfahren.


    gruß, siamak

    Siamak

  • liebe mozartianer,


    in der aktuellen ausgabe des Deutschen Ärzteblattes gibt es einen aufsatz über mozarts mögliche todesursache. verfasser ist prof. dr. med. r. ludewig, em. direktor des pharmakolog. institutes der leipziger universität. der renommierte medizinhistoriker stammt aus dresden. er studierte medizin in wien. als professor für klinische pharmakologie und toxikologie richtete er bereits 1960 das erste gift-telefon europas ein. seit 1998 forscht er historisch und untersucht todesursachen berühmter personen der geschichte.


    hier nun aus dem DÄ:


    Ludewig, Reinhard
    Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Genaue Todesursache bleibt unerkannt
    Deutsches Ärzteblatt 103, Ausgabe 4 vom 27.01.2006, Seite A-172
    THEMEN DER ZEIT




    W. A. Mozart nach einer Silberstiftzeichnung der Grafikerin Doris Stock, angefertigt am 16./17. April 1789 in Dresden bei der Durchreise des Komponisten. Das Porträt wird als durchweg nicht überzeugender Beleg für verschiedene Krankheitshypothesen angeführt, wie etwa Morbus Basedow, Niereninsuffizienz, Rachitis, überdecktes „Mozart-Ohr“.

    Ein pathographischer Beitrag zum Mozart-Jahr 2006


    Mit Blick auf den 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart am 28. Januar 2006 tauchte auch die Frage nach den näheren Umständen seines Todes wieder in der Diskussion auf. Experten werden bemüht, die seit zwei Jahrhunderten umstrittene Frage zu beantworten, ob Mozart das Opfer einer Vergiftung oder einer Krankheit und ihrer Behandlung wurde. Es ist erstaunlich, dass namhafte Medizinhistoriker im In- und Ausland ganz unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema erarbeitet haben, obwohl ihnen allen das gleiche Quellenmaterial zur Verfügung stand. Wenn man aus der Fülle von Theorien und Spekulationen diejenigen heraushebt, die auf Basis der zur Verfügung stehenden Quellen am ehesten glaubhaft erscheinen, kann man sich auf eine überschaubare Anzahl von Hypothesen beschränken.
    Als Mozart am 5. Dezember 1791 kurz nach Mitternacht in Wien starb und am nächsten oder übernächsten Tag ohne Zeremoniell in einem mehrfach belegten Schachtgrab bestattet wurde, dachte offenbar noch niemand an einen Mord. Erst eine Woche später wurde im Berliner „Musikalischen Wochenblatt“ der Verdacht geäußert, Mozart sei vergiftet worden, „weil sein Körper nach dem Tode anschwoll“ (3). Zunächst wurde der berühmte Wiener Hofoperndirektor Antonio Salieri als Täter verdächtigt, weil man ihm Eifersucht auf Mozarts Erfolge unterstellte. Diese Ansicht wurde sogar auch künstlerisch (zum Beispiel in der Oper von Nikolai Rimsky-Korsakow/Alexander Puschkin) aufgegriffen und in Massenmedien immer wieder spektakulär verbreitet. Erst nachdem Salieri durch Zeugen, Gutachten und anerkannte Biografen weitgehend entlastet worden war, bezog man weitere Persönlichkeiten in den Kreis der Tatverdächtigen ein (3). Hierzu zählten nicht nur Gläubiger, Schüler, Librettisten, Freimaurer, Jesuiten und Juden, sondern als Komplizin in einer Verschwörung sogar seine Frau Constanze.
    Angenommen wird, dass die Vergiftung absichtlich oder versehentlich ausgelöst wurde durch
    - Quecksilber: Unter den seinerzeit viel gebräuchlichen Verbindungen dieses Schwermetalls (2, 3, 4) erschien insbesondere das Sublimat als „Mordgift“ geeignet, weil es damals als Lues-Prophylaktikum (!) und -Therapeutikum relativ gut zu beschaffen war, geschmacklich unauffällig ist und schon in kleinsten Dosen tödlich wirkt. Die entsprechende Intoxikation wurde offenbar nicht selten mit der Syphilis verwechselt.
    - Arsen: Unter den Giften, die im 18. Jahrhundert praktisch mit jedem unvermuteten Todesfall und jedem Mordverdacht sofort in Zusammenhang gebracht wurden, rangierte das Arsenik (in „Erbschaftspulver“, „Aqua Toffana“ oder in der „verderblichen Mixtur“, die Mozart allesamt gefürchtet haben soll) an erster Stelle, weil sich die Vergiftungssymptome kaum von der damals verbreiteten Cholera unterscheiden ließen (3, 4 ).
    - Blei, Nahrungsmittel, Getränke und Pflanzengift: Nach Aussagen von Angehörigen Mozarts sowie von Fachexperten des 18. und 20. Jahrhunderts könnten auch blei- oder toxinhaltige Verunreinigungen bestimmter Nahrungsmittel sowie reichlich genossene Alkoholika oder ein Pflanzengift einzeln oder gemeinsam die Entstehung und den Verlauf der Erkrankungen Mozarts wesentlich beeinflusst haben (1, 3).
    Aus zwanzig Briefen von Mozart und Aufzeichnungen seines pharmakotherapeutisch bewanderten Vaters Leopold sowie aus anderen Quellen geht hervor, dass Mozart schon von Kindheit an bei jeder nur denkbaren Gelegenheit aus der familieneigenen Haus- und Reiseapotheke im Laufe der Zeit mindestens 22 verschiedene Arzneien einzeln oder in Form von Mischpulvern (so genannte Markgrafen-, Schwarz-, Digestiv- oder Kardinalpulver) eingenommen hat und damit kurz vor seinem Tode noch „unaufhörlich medizinierte“ (1, 2, 3). Von seinen Ärzten, die der I. Wiener Medizinischen Schule verpflichtet waren, wurden ihm neben einigen Drogen Salze von Quecksilber (Sublimat oder Kalomel), Antimon (Brechweinstein) oder Arsen (zum Beispiel in Fowlerscher Lösung ) verordnet (3). Aus zeitgenössischer Sicht waren die meisten Medikationen plausibel nachvollziehbar, nach heutigen Erkenntnissen aber könnte man die überlieferten Krankheitssymptome auch mit unerwünschten (Kombinations-) Effekten erklären.
    Die zeitgenössische Fachliteratur und die Korrespondenz der Familie Mozart zeigen deutlich (3), wie gebräuchlich damals Aderlässe waren. Damit wollte man die „krank machende Materie“ aus dem Körper entfernen und das innere Säftegleichgewicht wiederherstellen. Der Aderlass, der bei Mozart wegen akuter Beschwerden kurz vor seinem Tod durchgeführt wurde, hatte offenbar fatale Konsequenzen. Dr. Closset, der für den Eingriff verantwortlich und mit der Technik, den Indikationen und Risiken sehr vertraut war, wurde vom schnellen Ende seines Patienten überrascht: Einige Gefahrenquellen waren damals noch nicht ausreichend bekannt. Das betrifft besonders die Unverträglichkeit ausgiebiger Aderlässe mit bestimmten Medikationen. Wenn Mozart nämlich – wie in seiner Familie üblich – ein krankheitsaustreibendes Emetikum (Brechweinstein, also Kaliumantimonyltartrat) einnahm, „ehe der Medicus kam“, war der Exitus programmiert, denn sonst verträgliche Dosierungen von Antimonsalzen können in Verbindung mit einem Aderlass tödlich wirken, da mit dem Blut antimonbindende Erythrozyten und Plasmaproteine verloren gehen (3, 4).
    Zahlreiche Autoren stimmen – trotz unterschiedlicher Hypothesen, aber angesichts der „typischen Symptomatologie“ – darin überein, dass Mozart an den Folgen eines Nierenversagens starb. Uneinigkeit herrscht hinsichtlich der Ursachen dieser Organerkrankung. Während die einen ausschließlich Gifte und Arzneien (besonders Quecksilber-salze) oder wiederholte Infektionen (mit nachfolgender Entwicklung einer Schrumpfniere) verantwortlich machen, verteidigen andere den Standpunkt, dass Mozarts Nieren durch eine Rachitis oder eine vererbte Missbildung allmählich immer funktionsuntüchtiger geworden sind (1, 3 ).



    Antonio Salieri (1750– 1825), Hofoperndirektor in Wien, Schüler von Gluck, Lehrer von Beethoven, Liszt u. a. – Er fürchtete angeblich Mozart als erfolgreicheren Rivalen. Foto: picture-alliance/akg

    Erwägungen, der frühe Tod Mozarts könne auch die Folge einer Meningo-enzephalitis, einer Gefäßmissbildung, einer Schädelverletzung oder einer Epilepsie gewesen sein, gehen im Wesentlichen aus von laienhaften Deutungen der finalen Symptomatik, von Dr. Clossets Verlegenheitsdiagnose „Absetzung im Kopfe“ und einem darauf Bezug nehmendem Gefälligkeitsgutachten (1, 3).
    Die Beurteilung des so genannten Mozart-Ohres und des Verlaufs der Todeskrankheit hat zu der vor allem in den USA vertretenen Überlegung geführt, dass Mozart an dem von Borelius 1901 beschriebenen angeborenen Missbildungssyndrom (Anomalie der Ohrmuschel, adulte polyzystische Nierenerkrankung und ein „Berry“-Aneurysma am Circulus arteriosus cerebri Willisi) gelitten haben könnte (1, 3).
    Zu den Behauptungen, Mozart sei an den Folgen einer Pneumonie oder einer Septikämie mit Herzversagen gestorben, haben Vermutungen seiner Frau Constanze und die im Totenschein vermerkte Diagnose „hitziges Frieselfieber“ beigetragen (1, 3). Die Diagnosen Tuberkulose oder Syphilis als Todesursache beruhen vor allem auf terminologischen Missverständnissen oder einer Verwechslung mit der umstrittenen Quecksilber-Intoxikation (Tabelle 1).
    Die beiden verlassenen Krankheitsbezeichnungen „rheumatisches Entzündungsfieber“, „hitziges Frieselfieber“ werden häufig genannt: Die erste ist in umstrittenen Dokumenten (zum Beispiel Totenschauprotokoll, Sterberegister) zu finden und meint eine akute Polyarthritis, deren Komplikationen und/oder Behandlungsfolgen zum Exitus geführt haben sollen. Die zweite Bezeichnung wurde seinerzeit als „Allerwelts- oder Verlegenheitsdiagnose“ Laien gegenüber gebraucht (1, 3).
    Raum für Hypothesen und Spekulationen
    Vor allem Wiener Zeitungen verbreiteten kurz nach Mozarts Tod die Behauptung, der Genius sei an der „Herz- oder Brustwassersucht“ verstorben. Darauf haben sich Apologeten berufen, die eine genuine Herzdekompensation vermuten oder ein akutes Herzversagen mit anderen Theorien in Verbindung bringen (1, 3).
    Die Behauptung, Mozart habe seit 1782 an einer Schilddrüsen-Überfunktion gelitten und sei schließlich daran gestorben, stützt sich auf Schilderungen von Angehörigen und bekannte Porträts, insbesondere auf die Silberstiftzeichnung von Dorothea Stock (siehe Abbildung), in der vor allem die „Glotzaugen“ für eine Hyperthyreose Zeugnis ablegen sollen (1, 3, 7).
    Das Schoenlein-Henoch-Syndrom, das erst Jahrzehnte nach Mozarts Tod bekannt wurde, wird fast nur in Fachkreisen ernsthaft diskutiert, zumal es hinsichtlich Kausalität und Symptomatik der Todeskrankheit am ehesten mit anderen Hypothesen (zum Beispiel infektiös, medikamentös, toxisch bedingte Schädigungen von Kapillaren) in Verbindung gebracht werden kann (1, 3).
    Tabelle 2 soll veranschaulichen, welche Symptome überliefert wurden und welche Theorien über die Ursachen der Todeskrankheit daraus bisher abgeleitet wurden. Zugleich ist ersichtlich, dass weitere Interpretationen,
    Hypothesen und Spekulationen künftig durchaus noch möglich und zu befürchten sind (1, 3).
    Interpretation der Quellen
    Die Auswertung von 131 Briefen der Familie Mozart, Dokumenten und zeitgenössischen Berichten sowie von allen beteiligten Persönlichkeiten (3) führt zu folgenden Erkenntnissen:
    1. Relativ verlässliche Angaben zu Mozarts Erkrankungen und deren Behandlung vermittelt lediglich die bis 1787 fast tagebuchartig geführte Familienkorrespondenz. Über den Verlauf der zum Tod führenden Krankheit dagegen wurden nur Constanze Mozart und ihre Schwester Sophie Haibel sowie einige Biografen, zumeist erst nach Jahrzehnten, befragt. Die deshalb fast unvermeidlichen Gedächtnislücken, Konfabulationen, Widersprüche und laienhaften Krankheitsbezeichnungen (Tabelle 1) sowie missverständliche Übersetzungen haben sich auf die medizinhistorische Interpretation ebenso nachteilig ausgewirkt wie die Vernichtung oder motivationsgebundene Beschönigung von Aufzeichnungen, insbesondere durch die verwitwete Constanze und ihren zweiten Ehemann.
    2. Da keines der unzureichend beschriebenen Symptome (Tabelle 2) allein für eine Differenzialdiagnose ausreicht, konnten viele Apologeten durch beliebige Kombinationen und Zuziehung jeweils passender Teile aus der Anamnese ihre Hypothesen mit „authentischen Quellen“ glaubhaft machen. Die meisten Autoren haben dabei nur mehr oder weniger gekonnt voneinander abgeschrieben, sodass die medizinhistorische Mozart-Literatur wesentlich umfangreicher erscheint, als es ihrem Informationsgehalt entspricht.
    3. Als sicherste Quelle können die erhaltenen Autographen Mozarts dienen, die im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Porträts und Aufzeichnungen nicht tendenziös zu manipulieren oder zu interpretieren waren. Bekanntlich ist der Verlauf von Krankheiten und Intoxikationen, die mit deutlichen Störungen der Feinmotorik verbunden sind, im intraindividuellen Vergleich von Schriftproben objektivierbar (5). Da von Mozart zahlreiche Briefe erhalten sind und da er noch bis wenige Stunden vor dem Tod an seinem Requiem ganz ohne graphomotorische Störungen geschrieben hat, sind retrospektive Aussagen über angebliche Beeinträchtigungen seiner Gesundheit im Laufe und am Ende seines Lebens unwahrscheinlich (3, 8 ). Die bisher diskutierten Hypothesen über die Todesumstände Mozarts enthalten höchstens Vermutungen darüber, welche Erkrankung Mozart in seinen letzten zwei Wochen ans Bett gefesselt hat. Die Ursache des plötzlichen Endes ist mit dem bislang vorliegenden Material zwar ebenfalls nicht schlüssig zu beweisen, eine medikamentöse Interaktion mit dem Aderlass aber ist zumindest
    nahe liegend und bisher auch noch nicht bestritten worden.


    zZitierweise dieses Beitrags:
    Dtsch Arztebl 2006; 103(4): A 172–176


    Literatur
    1. Ludewig, R.: Zum derzeitigen Stand der Forschung über die Ursachen des Todes von Mozart. Mozart-Jahrbuch, Salzburg 1991/1; 132–144. – Erweiterung in
    Z. gesamte Innere Medizin 1991; 46/13 : 491–500.
    2. Ludewig, R.: Die Haus- und Reiseapotheke der Familie Mozart. Z. Phytotherapie 1991; 12: 183–191.
    3. Ludewig, R.: Meinungsstreit über die Ursachen des
    Todes von W.A.Mozart.Ann.Univ.Sarav.Med. – Suppl.8/ 1992; 1–92. Saarpfalz-Druck Ermer KG, 66402 Homburg-Saar, Postfach 11 55 (enthält eine Auflistung sämtlicher Autoren und die Besprechung ihrer Theorien nebst wichtigen Hintergrundinformationen und 36 Abbildungen).
    4. Ludewig, R.: Akute Vergiftungen, 9. Aufl., Stuttgart, 1999.
    5. Ludewig, R.: Zur Interpretation ausgewählter Schriftveränderungen. Z. Menschenkunde 1999; 63/1: 1–16.
    6. Ludewig, R.: Krankheiten, Tod, in H. Gruber u. J. Brügge, DAS MOZART-LEXIKON, S. 368–370, Laaber, 2005.
    7. Ludewig, J. u. R.: Zur medizinischen Bedeutung des letzten Mozart-Porträts. Z. ärztl. Fortbild. 1992; 85: 297–300.
    8. Ludewig, R. u. Rudolph, I.: Zu den Diskussionen über die letzten Autographen von W. A. Mozart. Z. Menschenkunde 1992; 56/4: 229–243.


    Anschrift des Verfassers:
    Prof. em. Dr. med. Reinhard Ludewig
    Bochumerstraße 47
    04357 Leipzig



    gruß, siamak

    Siamak

  • Danke.


    :jubel:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich habe mich selbstverständlich mit allem diesen Todesursachen beschäftigt auch mit dem Tourette- Symdrom und Gedärmfrais. Weil nun schon so viele Tadesursachen vorliegen sollen und niemand auch nicht ich den Beweis antreten kann habe ich eine neue Todesursache, nämlich Juvenliner Morbus Parkinson, assoziiiert mit einer Mutation im DJ -1 .Gen ( Park 7)untersucht. Ich bin kein Toxikologe und kein Arzt und kann dies sowenig beweisen wie jeder andere auch. Hätten wir authentisches Gen-material wäre das einfacher.Nach allem was ich über Quecksilbervergiftungen gelesen habe , führt die zu folgenden Symptomen. In Stichworten Hautsymptome:
    Fast alle Arten von Hautaussschlägen. Tendenz zur Eiterbildung. Starker Ruckreiz,Neigung zur Geschwulstbildung.
    Nasensyptome: Schnupfen mit scharfen Sekret. Entzündete Nase. Nebenhöhlen Entzündung
    Mundsymptome: Schlaffe belegte Zunge, fauler Atem starker Durst, Speichenfluß,Metallischer Geschmack im Mund.
    Ohrensymptome:Entzündungen, stinkender Ausfluss
    Lebersymptome:Leber wird gestaut,vergrößert,entzündet,Stiche inder Leber
    Von Nierensymptome ist keine Rede. Das Mozart unter einer Nephroklerose litt, wird von vielen Medizinern für wahrscheinlich gehalten. Diese Nierenkrankheit wird aber durch Bluthochdruck ausgelöst.
    Wie Prof. Valentin schon sagte, hat jeder irgenwie recht. Meine Theorie, die ich im Buch ausführlich beschreibe,sind Symptome beschrieben die ebenfalls zutreffen können zutreffen könnten. Padre

  • Interessant!


    Um bei meiner Theorie [die zunächst nur auf einem komischer Weise sehr unbekannten Vorkommnis beruht] weiterzukommen, würde mich noch interessieren, WIE diese Krankheit entstehen kann, ohne dass sie "einfach nur genetisch bedingt" ist.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Original von Padre
    Meine Theorie, die ich im Buch ausführlich beschreibe,sind Symptome beschrieben die ebenfalls zutreffen können zutreffen könnten. Padre


    Lieber Padre, kannst Du jene Stellen kopieren und mir mailen?
    Denn obwohl ich schon sehr lange nicht meht berufstätig bin, habe ich natürlich noch al meine Pathologiebücher. (Ich lernte Studenten zu beurteilen, was abnormal war in das Mikroskopiebild eines Kranken)


    LG, Paul

  • Es kommen auf die Schnelle immer wieder Druckfehler vor. Es muss natürlich beschrieben heißen.Für heute muss ich eine schöpferische Pause einlegen. Möchte aber dann, den lieben Paul, etwas ausführlicher antworten.Habe familiere Bindungen nach Holland.Ich möchte noch mal betonen, es ist nur eine Theorie. These, Antithese, Synthese.
    Bis dann Padre. :lips: :lips: :lips:

  • Ich möchte noch mal kurz auf die Fakten zurückkommen, die uns zur Beurteilung dieser Frage zur Verfügung stehen. Ulli schriebt von mögliche Todesursachen und Christian weist mit Recht darauf hin, dass die Krankheitsbezeichnungen , meistens vom Vater, nicht medizinisch korrekt, beschrieben wurde. Wie sollte er auch.Was war Mehlwurm, Gedärmsfrais.Bei Bauchtyphus, wissen wir, dass es sich um Salmonellenvergiftung gehandelt hat( Den Holländern, Prinzessin Caroline und Prof. Schwenke sei Dank) Überhaupt kann man feststellen, dass viele Krankheiten ,ursächlich mit der Einnahme von Speisen und Getränke zusammen hängen.Dies ist auch wiederrum logisch. Nicht nur heute, wo man entsprechnde Kühlvorrichtungen hat gibt es Gammelfleisch, sondern zur damaligen Zeit natürlich auch. Deshalb scheinen mir alle Krankheiten glaubhaft, die auf verborbene Speisen und Getränke zurück zu führen sind.Viele Krankheiten traten in den Wintermonaten auf.(siehe unten) In Italien fühlte er sich wohl.Soweit Medikanmente , in den Briefen erwähnt werden, zum Beispiel blieb er einmal, den ganzen Vormittag im Bett, weil er "Tamarindenwasser" genommen hatte.
    Tamarinde ( indische Dattel) wird heute noch als Gewürz verwendet.Tamarindernmus ist heute noch ein Abführmittel. Wir können deshalb darauf schließen, dass er eine Darmverstopfung hatte.
    Belegt sind folgende Krankheiten: ( Hildesheimer)


    Ende Nov.1762: Erythema nodusum, es handelt sich hierbei um eine Entzündung des Unterfettgewebes. Eigentlich ist E. m., kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern sichtbares Symptom, dem ein anders Krankheitsbild zugrunde liegt, z. B. Infektionskranheiten, Autoimmunerkrankungen und vieles mehr, was ich hier Im Einzelnen nicht, weiter erläutern möchte, aber in meinem Buch das Ende des Jahres herauskommt genau erläutert ist.
    Januar 1763: Gelenkrheumatismus
    24. Juli 1765: Angina
    15. Nov.1765: Bauchtyphus ( Prinzessin Caroline schickte ihren Leibarzt)
    12-21. Nov.17666: Gelenkheumatismus
    26. Okt.1767:Mozart erkrankt an Blattern
    16-22. Dez.1774. Wolfgang leicht erkrankt
    20.Febr.1778.Mozart vorübergehend erkrankt
    23. August 1784:Nierenkolik?
    Hinzu kommt aller Wahrscheinlichkeit eine Trichinose und wie viele Autoren meinen ,eine Treptokokken-A- Infektion. Ich schließe mich deshalb der Aufassung an,dass die schlimmen Erkrankungen im Kindesalter, ursächlich für den früher tod sind.
    Das eigentlich entscheidende ist für mich, dass ein so kranker Mann und er war krank, trotzdem so viele Wunderbare Werke schreiben konnte.
    Das ist für mich das große Geheimnis.
    Viele Grüße Padre :lips: :lips: :lips:

  • Auf meine letzten Einlassungen vom 17.11. ist bisher keine neue Antwort erfolgt. Im grunde genommen ist das Thema für mich auch abgeschlossen. Ich möchte nur noch einmal kurz auf " Erythema nudusum" eingehen. Dies könnte, darauf habe ich hingewiesen, auf eine Immunkrankheit hindeuten.Es könnte sein, dass Wolfgang unter einer Immunschwäche litt. War Wolfgang HIV positiv?Das die Menschen früher bereits AIDS hatten, liegt doch auf der Hand.Nur man hatte diesen Namen noch nicht erfunden.
    Dies als Ergäzung.
    Viele
    Grüße Padre

  • Zitat

    Original von Padre
    War Wolfgang HIV positiv?


    Lieber Padre,


    Die Antwort ist, soweit mir die Quellen der HIV-Forschung bis jetzt bekannt sind, eindeutig Nein.


    Das heutige HIV-Virus ist entstanden aus ein sogenanntes SIV-Virus.
    Buchstabe H steht für Menschen und Buchstabe S für Affen.


    Früher gab es minder Menschen, und lebten Mensch und Tier getrennt. Die Krankheiten von Tiere wurden kaum auf Menschen übertragen.
    Die Menschen rückten immer weiter in dem Bush-bush auf, was unweigerlich dazu führte, daß die Tiere auf kleinere Gebiete zusammengedrängt wurden und öfter Menschen begegneten.


    Dazu kommt, daß es unheimlich viel Kriege in den letzten 40 Jahre in Afrika gegeben hat und abermillionen Flüchtlinge gibt. Teils sind sie das Urwald hinein geflüchtet. Als Fleisch aßen sie u.a. Affen.


    Belegt ist, daß das HIV-Virus von einem homosexuellen Steward (Flugzeugpersonal!!) aus Canada verbreitet wurde.
    Und daß das damalige HIV-Virus bei jenem Mann noch seeeehr viel Eigenschaften mit dem SIV-Virus gemein hatte. Allmählich ist das Virus mutiert. Wenn ich es richtig behalten habe, gibt es jetzt drei verschiedene Typen (es könnte auch zwei sein).


    Soweit mein Gedächtnis. Für weitere Informationen muß ich wieder meine Literatur nachschauen (was hoffentlich nicht nötig ist).


    LG, Paul

  • Paul , das stimmt natürlich.Sicherlich hat man früher eine Immunschwächekranheit, vielleicht garnicht diagnostizieren können . Vielleicht litt er unter einer solchen Immunschwäche, die damls noch keinen namen, weder Aids noch sonst irgendwas hatte.Wewnn wir weiter ein wenig spekulieren möchten kommen wir vielleicht über die Medikamente weiter" so schreibt Wolfgang, am 3.Juli aus Paris,an den Vater "-anfangs brauchten wir nur unsere Hausmittel, Antipasmotisch Pulver, wir hätten auch gerne das schwarze gebraucht, es mangelte aber, und wir konnten es hier nicht bekommen, es ist auch unter den nammen Pulvis epileptius nicht bekannt. Wofür brauchte Mozart Pulvis epileptius niger.Nicht gegen Epilepsie.
    Viele Grüße
    Padre

  • Er brauchte es für seine Mutter, die - erst krank - am 03.07.78 gestorben ist.


    Zudem bin ich sicher, dass man im 18. JH nicht unbedingt Immunschwächekrankheiten benötigte, um ganz rasant die Radieschen von unten anschauen zu können... ein Schluck [falschen] Wassers hat gereicht.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Zudem bin ich sicher, dass man im 18. JH nicht unbedingt Immunschwächekrankheiten benötigte, um ganz rasant die Radieschen von unten anschauen zu können... ein Schluck [falschen] Wassers hat gereicht


    [offtopic]

    Zitat

    John Snow (1813-1858 ) was a British physician and a leader in the adoption of anaesthesia and medical hygiene, and is often considered one of the fathers of epidemiology for his work in tracing the source of a cholera outbreak in Soho, Westminster, England in 1854.


    Das wurde von ihm genannt "contaminated water".[/offtopic]


    LG, Paul

  • Klar, ich wollte und dass wißt ihr ja schon bereits nur auf das Marktgrafenpulver, auf das Pulvis Epilepticus niger, das nicht gegen Epilepsie, sondern gegen Erbrechen, Krämpfe und Übelkeit genommen wird, sowie auf Pulvis Antipasmo Dicus hieweisen, was Vater Mozart immer in der Reiseaüpotheke bevorratete.Natürlich reichte ein Schluck Wasser aus. Und das habe ich schon erwähnt. Trotz seiner vielen Krankheiten und krank war er ,hat dieser Mann, unheimlich viel Kraft besessen und uns bis zu seinem letzten Atemzug, wunderbare Werke geschert .
    Amadeus ich danke dir!
    Viele Grüße Padre

  • Lieber Padre,


    Ist Dir vielleicht bekannt, welke Substanzen in jene "Medikamente" verarbeitet waren?
    Denn dann kann ich weitersuchen und ggfs. was wichtiges dazu sagen.


    LG, Paul

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