Nichts als "Freischütz"? - Carl Maria von Weber und seine Kompositionen

  • Liebe Paminas und Taminos,


    also, den kennt wirklich jeder: "Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen!". "Schöner, grüner Jungfernkranz". "Durch die Wälder, durch die Auen"....und, und und. Mit einem Werk hat sich Carl Maria von Weber, 1786 in Eutin geboren und 1826 vierzigjährig in London verstorben (Tuberkulose) in das Gedächtnis der Musikwelt eingeprägt: 1821 hatte "Der Freischütz", die romantische Oper schlechthin, Premiere. Das Werk ist exemplarisch für die deutsche romantische Oper geworden und wird bis heute, landauf, landab, vielgespielt und gedeutet.



    Aber: Nicht um den "Freischütz" soll es hier gehen, der hat ja schon seinen eigenen Thread, sondern um seinen Komponisten und dessen andere Kompositionen neben diesem Meilenstein der Operngeschichte. Denn da gibt es so manches: Opern, Sinfonien, Konzerte, Klaviermusik.....


    Richtung des Threads - und darum habe ich ihn in "Allgemeine Klassikthemen" eingeordnet, soll eine Übersicht über Leben und Werk Webers sein. Man mag sich fragen, warum eigentlich die beiden Sinfonien so selten gespielt werden, warum so wenige Pianisten die 3.Klaviersonate op.49 im Repertoire haben, warum "Oberon" so selten aufgeführt wird (und zudem noch seltener szenisch). Was sind die Besonderheiten der Musik Webers neben dem Freischütz? Wodurch zeichnet sie sich aus? Warum überstrahlt der "Freischütz" quasi alle anderen Werke so gewaltig?


    Und warum hat Weber noch keinen Thread hier (außer dem zum Freischütz), obwohl dieses Jahr gewissermaßen ein doppeltes Weber-Jahr ist - wir begehen seinen 220. Geburtstag am 18.11. ebenso wie wir am 5.6. seines 180. Todestages gedenken?


    Ich hoffe, es finden sich Interessierte und es kommen einige spannende Beiträge zusammen. Ich will gelegentlich auf das eine oder andere Werk ausführlicher eingehen und vielleicht auch ein wenig Webers Biographie aufarbeiten.


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo,


    Ein schönes Thema!


    Also: Ein Kammermusikwerk, das ich von Weber sehr hochschätze, ist sein Klarinettenquintett B-Dur, op. 34. Dramatisch, lyrisch und eine ideale Kombination von Instrumenten. Wie die beiden herrlichen Klarinettenkonzerte (Nr. 1 f-moll, op. 73, Nr. 2 in Es-Dur, op. 74)und das Concertino Es-Dur, op. 26 übrigens für seinen Freund Bärmann geschrieben.


    Nachdem ich nicht so einen rechten Zugang zu seinen 2 Symphonien gefunden habe, war es neulich dann doch soweit. Es sind keine Werke, die sich durch große dramtische Kontraste auszeichnen (beide stehen in C-Dur, ohne Opuszahl), es geht eher um feinsinnige Hofmusik, und sie bringt opernhafte Momente. Meines Wissens sind sie auch für einen ähnlichen Anlaß entstanden. (War es Mannheim?)
    Symphonien, die für mich eher opernhaftes in Mozart aufgreifen und in Richtung Romantik ausleuchten, als in der Manier Beethoven's zu stehen.


    Seine zwei Klavierkonzert (Nr. 1 C-Dur, op. 11 und Nr. 2 Es-Dur, op. 32) sind sehr spielfreudig, aber keineswegs reine Salonmusik. Es gibt noch ein Konzerstück f-moll, op. 79
    Eine Aufnahme, nach der ich Ausschau halte:


    Vor kurzem sah ich dann im CD-Laden eine billige Brilliant Classics Box mit 4 Klaviersonaten von Weber mich fast anlachen, auch weil es eine Aufnahme auf einem fortepiano ist.

    Auch, wenn ich mir hier noch meine Meinung bilde, bestätigen diese meinen Eindruck des anderen Weges von Mozart und Haydn zu einem romantisch-opernhaften Genre.


    Damit Grüße,
    Daniel

    Einmal editiert, zuletzt von Daniel ()

  • Ein überfälliger thread!
    Webers Sinfonien sind sehr frühe Werke des ca. 20jährigen für eine Hofkapelle, die nichtmal Klarinetten hatte. Angesichts der Rahmenbedingungen weisen sie durchaus einige erstaunliche Züge auf; z.B. welche Klangfarben er mit den begrenzten Mitteln erzeugen kann. Aber auch ich war enttäuscht als ich sie zum erste Mal hörte und vorher Stücke ähnlich der Freischütz- oder Euryanthe-Ouverturen erhofft hatte.
    Die Klavierkonzerte sind so eine Art Mischung aus "Beethoven light" (man hört gewisse Verwandtschaft zu dessen Konzerten 1 und 5) und vermutlich Hummel, gewiß hörenswert. Sein Meisterwerk hier scheint mir jedoch das Konzertstück f-moll zu sein, ein wunderschönes romantisches Werk (mit einem vagen Programm der Abwesenheit und glücklichen Heimkehr eines fahrenden Ritters) . Ein weitere Favorit meinerseits ist das f-moll-Klarinettenkonzert (die andern beiden sind brillant, aber etwas flach).
    Mindestens eine (d-moll?) oder sogar zwei der Klaviersonaten hatte Richter im Programm; leider ist es zu lange her, dass ich die gehört habe, um was dazu sagen zu können.
    Hoffentlich kann ein Opernliebhaber Oberon und Euryanthe erhellen. Ich habe mit von beiden zwar Aufnahmen zugelegt und sogar wohl je einmal durchgehört, aber mich nicht näher damit befaßt. Die Musik ist teils großartig, aber besonders bei Oberon scheint mit die Handlung derart bizarr und unzusammenhängend, dass ich nicht weiß, ob das Stück szenisch zu retten ist. Der schottische Komponist und Musikwissenschaftler Tovey hielt große Stücke auf Weber (seiner Ansicht nach ist Euryanthe musikalisch teils dem Lohengrin überlegen) und hielt es für eine Tragödie, dass seine kurze Lebenszeit von viertklassigen Librettisten verschwendet wurde...Aber man kann gewiß auch anderer Ansicht sein, denn es gibt bekanntlich ziemlich absurde libretti, die dennoch ins Repertoire Eingang gefunden haben.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes,


    darf ich Dich (und natürlich auch alle anderen!) um eine Aufnahmeempfehlung für das f-moll-Klarinettenkonzert (und gerne gleich auch das andere mit) bitten? Ich bin da ziemlich ahnungs- und ratlos derzeit....


    Danke und beste Grüße,


    C.


    der sich immer mehr in die erste Sinfonie verguckt....

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Lieber C.,


    zwar bin ich nicht Johannes, aber eine Empfehlung zu den klarinettenkonzerten gebe ich gerne:


    Sharon Kam (habe sie damit mal in HD gehört) mit Kurt Masur:



    Also ich finde: Weber brauch sich mit beiden Kompositionen nicht vor KV 622 verstecken-


    Herzliche Grüße,


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Mindestens eine (d-moll?) oder sogar zwei der Klaviersonaten hatte Richter im Programm; leider ist es zu lange her, dass ich die gehört habe, um was dazu sagen zu können.


    Geht mir auch so: Eine CD (ein Mitschnitt aus Prag) habe ich, allerdings finde ich sie im Augenblick nicht. Sobald ich sie aufgestöbert und wieder gehört habe, schreibe ich gerne etwas dazu. Meiner etwas unscharfen Erinnerung nach, hat mir die CD gut gefallen.


    Herzliche Grüße,


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Danke Cäsar,


    ich hatte editierend gerade natürlich alle anderen eingeschlossen ;) Danke für den Tipp, Kam habe ich heute reingehört und habe auch einen sehr guten Eindruck davon gehabt - wenn niemand ernsthafte Einwände erhebt, kommt die Einspielung (inzwischen bei elatus IIRC) auf die Liste....


    Nicht zuletzt übrigens, weil ich von Kam auch eine hervorragende Aufnahme von KV 622 habe...;)


    Beste Grüsse,


    C.

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  • Auch damit habe ich sie in HD gehört- im Adagio hörte man wirklich die Engel singen :angel: :angel:


    Nur die Programmzusammenstellung war ein wenig kurios:


    1. Uraufführung einer Auftragskomposition für Posaune und Orchester


    2. Sharon Kam mit Mozart


    3. Bruckners Dritte nach der Pause.


    Höhepunkt war eindeutig Teil 2. Und ich habe gelernt: Bei Bruckner sollte man nicht in der ersten Reihe sitzen- sonst wird man weggeblasen ....:D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

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  • Ich kenne Kams Aufnahme nicht, habe über diese Musikerin aber viel Gutes gehört. Es ist auch eine Zeit her, dass ich die Konzerte gehörte habe; ich fand das f-moll immer mit Abstand das beste, ob man es iin Mozart-Nähe rücken muß, weiß ich nicht, zumal ich KV 622 :jubel: auch nicht für ein durchschnittliches Mozartkonzert halte.
    Ich habe das f-moll mit Leister (dir. Kubelik, DG resonance); weniger überzeugt war ich von einer HIP-Aufnahme aller Konzerte (bei Virgin, Anthony Pay), hier klingt mir die historische Klarinette zu grell. Bei Brilliant gibt/gab es auch eine Box mit Klarinettenkonzerten, die ist m.E. eher durchschnittlich (lizensiert von ASV oder so, der Klarinettenton dieser englischen Damen sagt mir auch nicht besonders zu).


    viele Grüße


    JR

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  • Hier kann ich eigentlich überhaupt nicht mitreden – tue ich aber trotzdem, um wenigstens Interesse zu zeigen. :D


    Ich kenne nur die Weber-CD von Oppitz, die ich sehr gern und sehr oft höre:



    Von Richter hätte ich auch gerne die 3. Sonate. Auf der Virtuoso-CD (aus der „Essential-Reihe“ von Philips) ist leider nur das Rondo drauf (blödes Stückwerk!), aber immerhin bekommt man einen beeindruckenden Vorgeschmack.


    LG, Cosima

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Meine Lieben,


    Eine der schönsten Weber-Kompositionen ist die walzerselige "Aufforderung zum Tanz", op.65. Sie wurde 1819 als Klavierstück für Caroline Brandt, Webers Braut, geschaffen, und wiederholt von anderen Komponisten orchestriert.
    Mir gefällt am besten die Umarbeitung durch Hector Berlioz, die Leonard Bernstein 1965 mit dem New Yorker Philharmonia Orchestra eingespielt hat. Auf der LP schließen sich die Ouvertüren zum "Freischütz" (1963), zur "Euryanthe" (1968 ) und zum "Oberon" (1960) an. Bernstein war prädestiniert für diese Romantik; die Platte ist eines seiner kostbarsten Tondokumente geworden.


    LG


    Waldi

  • ich hätte auch noch einen CD Tipp:




    C.M. von Weber: Ouvertüren / Sinfonien No.1 & 2 / Horn Concertino
    The Hanover Band - Goodman




    auf 2 CD's werden Orchesterwerke Webers in historisch informierter Aufführungspraxis dargeboten.
    Und das Cover verrät es ja schon, das Naturhorn ist hier der Star der Aufnahme.


    Neben den berühmten Ouvertüren gibt es auch noch eher unbekannte zu hören, und die "Aufforderung zum Tanz" ist auch mit dabei.


    Eine ganz nett gemachte CD (und endlich mal ordentlich gespielt :D )


    der genaue Inhalt:


    CD 1:


    1. Ouverture zu Euryanthe
    2. Ouverture zu Oberon
    3. Ouverture zu Der Freischutz
    4. Ouverture zu The Ruler Of The Spirits
    5. Invitation To The Dance
    6. Ouverture zu Abu Hassan
    7. Ouverture zu Peter Schmoll


    CD 2:


    Sinfonie No. 1
    Horn Concertino
    Sinfonie No. 2



    :hello:

  • Ich habe mir in diesen Tagen auch eine Weber-CD zugelegt - angeregt durch die derzeit laufende Diskussion über die Rundfunk-Sinfonie-Orchester:



    In diesem Falle ist es das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch.


    Aufgenommen im Oktober 1983 im Herkulessaal der Münchner Residenz.


    Mit grade mal 42 min. wenig drauf für eine Hochpreis-CD - das Hornkonzert - siehe oben - hätte locker noch mit draufgepasst!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Freischütz steht im nächsten Jahr wieder in Heidenheim auf dem Programm. Ich habe vor im nächsten Jahr hinzufahren. :yes:
    Padre :hello:

  • Wie das Leben so spielt - Das Interesse an Weber scheint langsam zuzunehmen.


    Beim Surfen durch das Internet erwachte neulich die Lust, mir einen Überblick über sein Schaffen zu machen - und ich stieß auf die Klaviersonaten.
    Vor Jahren, nein Jahrzehnten hatte ich bereits eine davon gehört - ohne daß sie (damals!!) einen tieferen Eindruck bei mir hinterlassen hätte.
    Ganz anders das zweite Kennenlernen: Ich war beeindruckt und auch zugleich darüber verwundert, daß diese Werke so lange an mir unbemerkt vorbeigehern konnte - und auch mehr oder weniger an der gesamten Musikwelt.



    Diese Doppel CD war meine erste Wahl - und ich habe sie nicht bereut.
    Leider weiß man heutzutage bei Wiedergabe durch EINEN Interpreten kaum was Wark und was Interpretation ist, daher empfiehlt sich eine "Zweitmeinung"




    Wenn ich mit ein Bild über den Stil von Interpreten machen möchte, dann wähle ich in der Regel einen "Renner" den ich auswendig im Kopf habe - in diesem Fall "Aufforderung zum Tanz" - ein fast totgespieltes Stück...
    Interessant wie unterschiedlich man das interpretieren kann.
    Das Stück wurde des öfteren orchestriert - und in diesen Fassungen werden es die meisten wohl kennen - Meiner persönlichen Meinung nach ist jedoch die originale Klavierfassung wesaentlich interessanter....


    Es konnte nicht ausbleiben, daß ich mir auch die Sinfonien zulegte - und natürlich gleich zwei Vergleichsversionen


    und


    Gehört habe ich leider bis jetzt erst eine der beiden (die liebe Zeit...) jedoch kann soviel gesagt werden: Nicht nur der Freischütz ist hörenswert...


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Weber fiel bei mir immer durch ein Raster und selbst der Freischütz wartet noch meiner, wobei diese (hippe) Nicht-Freischütz-Aufnahme mich sehr reizt. Wenn die jemand kennen sollte, würde ich gerne mal eine Meinung darüber hören...



    Abu Hassan, Bruno Weil, cappella coloniensis


    :hello:

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Weber fiel bei mir immer durch ein Raster und selbst der Freischütz wartet noch meiner, wobei diese (hippe) Nicht-Freischütz-Aufnahme mich sehr reizt. Wenn die jemand kennen sollte, würde ich gerne mal eine Meinung darüber hören...



    Abu Hassan, Bruno Weil, cappella coloniensis


    :hello:



    Lieber Blackadder,


    vielen Dank für die Erinnerung an eine Aufnahme, die ich schon lange wieder einmal hören wollte!


    Mit Nicht- Freischütz ist dieses zehn Jahre vor diesem entstandene Singspiel treffend umschrieben, dass sich durch einfallsreiche und eingängige Melodien auszeichnet.


    Kennzeichen dieser Aufnahme ist neben dem HIP-Orchester ein Sängerensemble (Jörg Dürmüller, Johanna Stojkovic und Franz-Josef Selig), das über jugendlich-frische, gut geführte Stimmen verfügt. Und auch die gesprochenen Dialoge klingen nicht wie so häufig aufgesetzt, sondern selbstverständlich.


    Unbedingte Kaufempfehlung!


    LG, Elisabeth

  • Hallo Forianer,


    wer sich mit dem Werk Webers auseinanderstzen will, der kommt nicht umhin, sich mit der Biografie des Komponisten zu beschäftigen, um zu verstehen, warum manches so ist...


    Weber sah sich in erster Linie als Opernkomponist. Mit dem Erfolg seiner Oper "Der Freischütz" avancierte er zum bedeutendsten Opernkomponisten im deutschsprachigen Raum, und das blieb er auch, trotz der Opern Schuberts und Marschners. Erst Wagners Musikdramen verdrängten zunehmend auch Webers Opern.


    Webers Sinfonien und Konzerte sind zumeist nur Gelegenheitsarbeiten, die in kürzester Zeit entstanden sind! Davon stechen besonders seine Kompositionen für Klarinette und Orchester hervor, die auch heute noch sehr hörenswert sind.


    Seine beiden Sinfonien, beides Frühwerke, lassen erkennen, was Weber auch im sinfonischen Bereich hätte leisten können.


    Von keinem Opernkomponisten in der Miusikgeschichte werden Opern-Ouvertüren so oft Sinfoniekonzerten vorangestellt, wie gerade denen von Weber.


    Webers Orchestrierung ist gekennzeichnet von einer neuartigen Harmonik und von einer Orchesterbehadlung, die von der Klangfarbe als Mittel zur musikalischen Charakterisierung ausgeht.


    Weber schuf mit seinem "Schmerzenskind", der "Euryanthe", die erste deutsche durchkomponierte Oper!


    Auch Webers Kammermusik ist nicht zu verachten, ebenso seine Klaviermusik. Seine Klaviersonaten sind sehr frei komponiert, d.h. er widersetzt sich der gängigen Sonatenform und komponiert auch hier etwas ganz Eigenes.


    Es gibt noch viel zu entdecken bei: Carl Maria von Weber.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    ...
    Weber schuf mit seinem "Schmerzenskind", der "Euryanthe", die erste deutsche durchkomponierte Oper!
    ...


    Nein. Dieser Titel gebührt Alfonso und Estrella ! Euryanthe ist Webers einzige durchkomponierte Oper.




    (Außerdem wurde Schubert nicht aufgeführt, er konnte also gar keine Konkurrenz darstellen.)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Korrektur: Webers "Euryanthe" ist die erste aufgeführte deutsche durchkomponierte Oper der Musikgeschichte!


    Sie ist überdies in einem "höheren Sinne" durchkomponiert. Schuberts Alfonso (wovon ich bisher zugegebenermaßen nur die erste CD gehört habe, schöne Musik, aber es passiert ja dramatisch wirklich überhaupt nichts...) hat zwar accompagnato-Rezitative statt gesprochenen Dialogen, also insofern durchkomponiert. Eurynathe hat aber schon Leitmotive etc., d.h. es wird eher ein sinfonischer Zusammenhang a la Wagner (oder Berlioz) geschaffen. Wie ich oben schon andeutete hielt der Komponist und Musikforscher D.F. Tovey Euryanthe in dieser Hinsicht für "weiter" als Tannhäuser und Lohengrin. Darüber kann man gewißt streiten (obwohl mir ihre große Beliebtheit einigermaßen schleierhaft ist, scheinen letztgenannte musikdramatisch wesentlich besser zu funktionieren als Euryanthe), aber es ist ein bedenkenswerter Hinweis


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Korrektur: Webers "Euryanthe" ist die erste aufgeführte deutsche durchkomponierte Oper der Musikgeschichte!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


    Hallo,


    alles was Recht ist: Glucks "Iphigenie in Tauris" gibt es in einer eigens vom Komponisten verfassten deutschen Fassung - und die ist durchkomponiert. Das war einige Zeit vor Schubert & Weber - und aufgeführt wurde diese Oper auch (sie ist eben nicht identisch mit Iphigénie en Tauride, z.B. sind hier Orest und Pylades beide Tenöre ...)


    Liebe Grüße Peter


  • Hallo Peter,


    komponierte accompagnato-Rezitative sind in meinen Augen nicht gleichzusetzen mit einer durchkomponierten musikdramatischen Durchdringung a la Weber und Wagner!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    komponierte accompagnato-Rezitative sind in meinen Augen nicht gleichzusetzen mit einer durchkomponierten musikdramatischen Durchdringung a la Weber und Wagner!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:


    Lieber Liebestraum,


    damit hast Du sicherlich Recht, obwohl bei Gluck die Rezitative musikdramatisch durchdrungen sind (gerade in der Iphigenie!). Aber à la Weber und à la Wagner konnte er noch nicht komponieren :pfeif:


    Liebe Grüße Peter


  • Meine Lieben,


    Neben der schon durch Blackadder vorgestellten Version gibt es noch eine sicher klassisch zu nennende Einspielung von "Abu Hassan" aus dem Jahr 1944, der technisch ihr Alter eigentlich nicht anzuhören ist:



    Ein leichtgewichtiges, amüsantes Werk, das man sicher nicht überbewerten soll, aber andererseits schon mehr als eine Talentprobe des jungen Komponisten darstellt.


    Diese Einspielung, anmutig und einfühlsam dirigiert von Leopold Ludwig, vereint drei hervorragende Solisten: Elisabeth Schwarzkopf, Erich Witte und Michael Bohnen, alle drei in bester Spiel- und Singlaune.


    Und als Bonus ein paar Ausschnitte aus "Hänsel und Gretel" unter Krips mit der Schwarzkopf und der Seefried: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG


    Waldi

  • Immer auf der Suche nach Neuem und Unbekannten meines bevorzugten Komponisten Carl Maria von Weber habe ich vor kurzem von einem Freund eine mir bisher unbekannte Aufnahme eines Operfragments bekommen:


    CARL MARIA VON WEBER
    "RÜBEZAHL"


    1. Ouvertüre „Der Beherrscher der Geister"
    2. Geisterchor „Süß lacht die Liebe", 1. Akt
    3. Rezitativ und Ariette „Vernahm ich hier nicht ihre Stimme", 1. Akt
    4. Quartett „Prinzessin, Prinzessin!", 2. Akt


    Die Ausführenden:


    Prinzessin ............ Pamela Hamblin
    Klärchen .............. Elena Tzoeneva
    Kunigunde ............. Damar Strobl
    Elsbeth ............... Julia Juon
    Kurt ................. Paul Yoder
    Rübezahl .............. Mark Munkittrick
    Badischer Staatsopernchor
    Extrachor des Badischen Staatstheaters Karlsruhe
    Badische Staatskapelle Karlsruhe
    Dirigent: FRIETJOF HAAS


    Es handelt sich um einen Radio-Mitschnitt vom 15. April 1981. Die "Rübezahl"-Ouvertüre ist unter dem Titel "Beherrscher der Geister" von Platte und aus dem Konzertsaal bekannt. Der Rest des Opernfragments war mir bisher nicht bekannt, ist aber interessant zu hören - schade, daß es nicht mehr davon gibt! Wäre sonst eine echte Bereicherung meiner Weber-Sammlung!


    Bei dem Radiokonzert mit dem Titel "OPERNFRAGMENTE DER ROMANTIK" wurden übrigens noch weitere Fragmente anderer Komponisten aufgeführt, über die ich an anderer Stelle noch berichten werde.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    CARL MARIA VON WEBER
    "RÜBEZAHL"


    Es handelt sich um einen Radio-Mitschnitt vom 15. April 1981. Die "Rübezahl"-Ouvertüre ist unter dem Titel "Beherrscher der Geister" von Platte und aus dem Konzertsaal bekannt. Der Rest des Opernfragments war mir bisher nicht bekannt, ist aber interessant zu hören - schade, daß es nicht mehr davon gibt! Wäre sonst eine echte Bereicherung meiner Weber-Sammlung!


    Dem "Rübezahl" zugrunde liegt ein ziemlich wirres Libretto, das Warrack (Carl Maria von Weber, 1986) mitteilt. Die Ouvertüre kennt man nur in einer Umarbeitung aus dem Jahr 1811 (op. 27 "Beherrscher der Geister") Warrack bezeichnet die anderen Stücke als mittelmäßig (S. 64):


    Nr. 3, ein Geisterchor hinter der Bühne, ist hohl und banal; Kurts Rezitativ und Ariette (Nr. 7) ist nur wenig besser, allerdings mit einem recht originalen Fagott-Obligato versehen; das Quintett (Nr. 10) hat ein anmutiges Thema für die Prinzessin, aber bei den Worten 'Freundschaft' und 'Liebe' fällt es in eine Banalität zurück, in die viele deutsche Komponisten gerieten, wenn sie sich an der einfachen Vornehmheit der Sarastro-Musik versuchten.


    Dass Weber das Werk als erledigt ansah, beweist, dass er Teile daraus in anderen Werken benutzte, so in der "Jubelouvertüre", der Kantate "L'Accoglienza" und im "Oberon"


    Liebe Grüße Peter

  • Am nächsten Freitag, dem 25. Juni 2010, sendet der Fernsehsender "3sat" einen alten Spielfilm, der - sehr frei - vom Leben des Carl Maria von Weber handelt. Ich habe die Videokassette seit mindestens 10 Jahren im Schrank stehen, aber noch nicht gesehen, Die Kassette ist sogar noch in Folie eingeschweißt.


    Jetzt gibt es diesen alten Schinken im TV zu sehen:


    Freitag, 25. Juni 2010, 15:25 Uhr in 3sat:


    Durch die Wälder, durch die Auen
    Spielfilm, BRD 1956


    Darsteller:
    Caroline Brandt - Eva Bartok
    Graf Enzio von Schwarzenbrunn - Karl Schönböck
    Carl Maria von Weber - Peter Arens
    Treml - Joe Stoeckel
    Valerian - Rudolf Vogel
    Konrad - Michael Cramer
    u.a.
    Regie: Georg Wilhelm Pabst
    Länge: 94 Minuten



    Zitat

    Der deutsche Komponist Carl Maria von Weber befindet sich auf der Reise nach Prag. Mit ihm reisen seine Geliebte, die Sängerin Caroline Brandt, und der Kutscher und Leibdiener Treml. In den böhmischen Wäldern wird die Kutsche von einer Räuberbande überfallen. Doch ein Retter in Gestalt des Grafen Enzio von Schwarzenbrunn befreit sie aus den Händen der Angreifer und bringt sie auf sein Schloss. Das Paar ahnt nicht, dass der Überfall von Schwarzenbrunn selbst inszeniert wurde. Schwarzenbrunn, den das Testament seines verstorbenen Vaters zwingt, drei Monate im Jahr auf seinen Gütern zu leben, verschafft sich auf diese Weise Abwechslung. Von Weber und Caroline Brandt werden auf dem Schloss wie lang erwartete Gäste empfangen. Schon bald widmet der Graf sich dem Ziel seiner Wünsche - Caroline. Caroline lässt sich scheinbar auf einen Flirt mit dem charmanten Mann ein, aber nur, um ihn später zur Bestrafung abweisen zu können. Zum ersten Mal aber entfacht sie damit im Leben des Gutsherrn ein echtes Gefühl der Liebe.
    Filmregisseur Georg Wilhelm Pabst ("Geheimnisse einer Seele", "Westfront 1918") inszenierte die beschwingt-heitere Räuberballade mit komödiantischen Untertönen. Es blieb der einzige Farbfilm, den Pabst drehte. Musikalisch geprägt ist der Film von seiner Hauptfigur, dem Komponisten Carl Maria von Weber (1786 - 1826). Dessen Leben und Werk, besonders seine Arbeit am "Freischütz", sowie Opernklänge und Lieder stehen im Mittelpunkt des romantischen Spielfilms. Neben Peter Arens als Komponist machen Eva Bartok und Karl Schönböck die Ménage à trois komplett.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,
    ich besitze noch drei sehr seltene Weber-Opern, die hier nicht erwähnt sind. Es sind die Spielopern "Die drei Pintos" (ein Kuriosum, wurde von Gustav Mahler fertiggestellt, erschienen bei RCL), "Peter Schmoll und seine Nachbarn" und die romantische Oper "Silvana", alle beide im Zuge von Live-Aufführungen entstanden, das Label ist (da bin ich jetzt nicht ganz sicher) Naxos. Auf jeden Fall interessante Raritäten für Weber-Freunde, und auch im Handel noch zu haben.

  • Carl Maria von Weber (1786-1826)


    Le Spectre de la rose
    Der Geist der Rose


    Choreographisches Gemälde in einem Akt
    Komponiert als Klavierstück, instrumentiert von Hector Berlioz
    Libretto von Jean-Louis Vaudoyer, Quelle: Théophile Gautier

    Uraufführung: 19.11.1911 am Théâtre de Monte Carlo
    Choreographie: Michel Fokine
    Ausstattung: Léon Bakst
    Ausführende: Tamara Karsawina, Waslaw Nijinskij
    Dauer der Aufführung ca.10 Minuten


    Charaktere:
    Ein junges Mädchen
    Der Geist der Rose - ein junger Mann




    INHALTSANGABE


    Ein junges Mädchen hat sich auf dem abendlichen Ball in einen hübschen jungen Mann verliebt. Dieser schenkt ihr zum Abschied eine weiße Rose. Beglückt über das kleine Geschenk, eilt sie nach Hause, versenkt ihr Näschen in die Staubgefäße und drückt die Blume an die Backe. Vom Tanzen ermattet sinkt sie in den Plüschsessel und schläft ein. Die Rose entgleitet ihrer Hand und fällt zu Boden.


    Das Fenster war nur angelehnt. Plötzlich wird es aufgestoßen und ein Mann springt ins Zimmer. Der junge Herr ist nicht von dieser Welt, sondern ein Geist - kein Poltergeist, sondern der Geist der Rose, die auf dem Boden liegt. Er bemerkt die Kleine im Sessel und hat den Wunsch mit ihr zu tanzen. Er umkreist sie zunächst, fasst sich dann ein Herz und tippt sie an, bis sie schlaftrunken die Augen öffnet. Den galanten Tanzpartner kann sie unmöglich abweisen. Er hält sie geschickt, so dass sie ihr Körpergewicht gar nicht spürt. Irgendwann hat der junge Mann genug vom Tanzen und geleitet das Mädchen zu seinem Sessel. Mit einem eleganten Sprung aus dem Fenster verschwindet er dahin, woher er gekommen ist.


    Die Morgensonne scheint ins Zimmer und weckt die Schlafende. Sie hat ihren schönen Traum nicht vergessen und blickt umher, ob der junge Mann sich vielleicht unter dem Bett versteckt hat. Dann sieht sie die weiße Rose am Boden liegen, hebt die Blüte behutsam auf und drückt sie an sich, anstatt sie endlich ins Wasser zu stellen.


    Anmerkungen:


    Das 1819 veröffentlichte Klavierstück hatte Weber nicht für eine visuelle Darstellung vorgesehen. Als aber die Pariser Oper 1841 den „Freischütz“ herausbrachte, verlangte die Gepflogenheit des Hauses eine Balletteinlage. Weber war aber schon verstorben, und Hector Berlioz wurde beauftragt, das Problem zu lösen. Über den Auftrag nicht besonders glücklich, wählte er das genannte Klavierstück aus, um daraus eine Orchesterfassung anzufertigen, die beim Publikum sehr gut ankam. Bei den Franzosen blieb „L'Invitation à la valse“ lange Zeit untrennbar mir dem „Freischütz“ verbunden .


    Unter dem Titel „Le Spectre de la rose“ choreographierte Michel Fokine das Stück eigens für Waslaw Nijinskij und Tamara Karsawina, die sich damals auf dem Gipfel ihrer Karriere befanden. Das kleine Meisterwerk wurde auch von anderen Choreographen bearbeitet, zunächst von Joseph Mazilier und im Jahre 1870 von Arthur Saint-León.



    © 2010 für TAMINO - Engelbert

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