• Der Kannibalismus-Thread hat mich auf die Idee gebracht.


    Ich muss gestehen, dass ich nicht nur der Klassischen Musik, sondern auch dem klassischen Horrorfilm verfallen bin. (Gestern etwa "White Zombie" gesehen, leider mit einer grauenhaften neuen Musik unterlegt - ein Verbrechen!)
    Das lässt sich doch kombinieren!


    Ich will nicht zu weit vorgreifen und bringe nur ein Beispiel.


    Also, ich kenne da z.B. eine Oper, da kommen drei Leuchtturmwärter auf einem sturmgepeitschten Leuchtturm zusammen, reden sich selbst und einander immer mehr Schreckensvisionen ein. Dann sehen sie die Augen Satans auf den Leuchtturm zukommen.
    Das ganze heißt "Der Leuchtturm" und wurde vom Engländer Peter Maxwell Davies mit einer Musik versehen, die jedem Horrorfilm zur Ehre gereichen würde: Von verzerrten Möwenrufen bis zu mechanischer Wiederholung von kurzen Floskeln, Bar-Song, romantischer Ballade und unheimlichen Triller- und Glissando-Montagen ist da alles drin.

    Auf , liebe Forianer, outet Euch als Horror-Fans mit gehobenen Musikgeschmack. Wer weiß noch Opern, in denen es um Schreckgespenster und ihre Abkömmlinge geht?

    ...

  • Die berühmteste Horror-Szene dürfte wohl die "Wolfsschlucht" im Freischütz sein. Außerdem fallen mir ein:


    -Wahrsageszene (Ulrica) in Maskenball


    - keine wirkliche Oper, aber Horror pur: Schönbergs Erwartung
    - Totenbeschwörung (Hexe von Endor) in Händels "Saul"


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo,


    mir fällt spontan die Komtur-Szene aus dem Finale des Don Giovanni ein (wenngleich sie in neueren Inszenierungen nicht mehr als Horror-Szene interpretiert wird; ursprünglich aber doch als solche gedacht).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Edwin,


    da fallen mir auf Anhieb ein:


    - Heinrich Marschner: "Der Vampyr"
    - C. M. von Weber: "Der Freischütz" (Wolfsschlucht)
    - Ferruccio Busoni: "Doktor Faust" (Teufelsbeschwörung)
    - Sergeij Prokofjew: "Der feurige Engel" (religiöser Horror)


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Schreckliches von Paul Hindemith


    Das Nusch-Nuschi ist ein Tier, halb Ratte, halb Kaiman, schnauft und kriecht langsam. Es lebt in Sümpfen, ist nachtaktiv und schnappt sofort zu, wenn ein unvorsichtiger Feldgeneral betrunken vorbeitorkelt.
    Tum tum hat ihn gerettet und Kyce Waing ist ihm auf ewig dankbar.
    Trotzdem haut Tum tum ihn in die Pfanne. ;(


    Kyce Waing wird zu Unrecht verdächtigt alle vier kaiserlichen Gemahlinen verführt zu haben. Susulü, der Obereunuch hat es herausgefunden. Der Feldgeneral, bei allem Respekt, soll nun mit dem Körperteil büßen, mit dem er gesündigt hat. Schneide mein schönes scharfes Messer, schneide, leckt der Scharfrichter sich bereits die Lippen. Wird Kyce Waing es gelingen, sich rechtzeitig aus dem Staub zu machen?


    Mehr darüber morgen im Opernführer


    :angel:

  • Auch wenn manche das anders sehen mögen:


    Der fliegende Holländer ist ein Horrormärchen - wie ich schon an anderer Stelle ausführte.


    Auch "Hoffmanns Erzählungen" - Man kann es als Wahnsinns - Illusionen abtun - aber sind die etwa kein Horror ?


    Es gibt übrigens einen von mir ins Leben gerufenen Thread mit ÄHNLICHEM Ansatz. Dennoch bestehen hier letzlich gravierende Unterschiede, daß ich die Kollegen der Moderation ausdrücklich bitte die Threads NICHT zusammenzulegen - beide sind auf ihre Art reizvoll.


    Grusel- und Geisteropern des 19. Jahrhunderts


    Und während ich hier schreibe, fällt mir eine weiter Oper ein -
    Der Besuch der Alten Dame - Eine Horrorvision
    Sehr subtil aber auch sehr pervers.
    Schade, daß ich Herrn Dürrenmatt nicht mehr fragen kann, ob er jene Symbolik gemeint hat, die ich in dem Stück sehe:
    Ich seh hier immer die einst aus Europa vertriebenen, die die Neue Welt für sich eroberten und nun versuchen mittels Geld und Einfluß Europa zu zerstören, zumindest seine Kultur - und die eigenen Regeln zu jenen der Welt zu machen.


    Wie dem auch sei- zumindest gibt es einige Parallelen. Die Tötung von Alfred Ill aus "moralischen Gründen - und nicht des Geldes wegen, erinnert mich an Kriege einer gewissen selbsternannten Weltpolizei, die ja auch nicht des Öles Willen sondern rein aus moralischen Gründen geführt wurden... Horror pur - in beiden Fällen


    mit freundlichen Grüßen


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred!
    Ob Dürrenmatt es so sah, weiß ich nicht. Gottfried von Einem sah es nicht so: Er hatte eher metaphysische Vorstellungen von einem Racheengel etc. Aber das mag auch daran gelegen sein, dass er zu der Zeit, als ich ihn kannte, bereits mit Lotte Ingrisch verheiratet war und, gleich ihr, dem Alkohol im Übermaß zusprach.

    ...

  • Hallo Edwin,


    beim Stöbern im Threadverzeichnis fiel mir zu diesem Thema spontan der Psychoterror in Herzog Blaubarts Burg von Bartok ein.


    Und strahlt nicht auch die Wahnsinnsszene in der Lucia di Lammermoor reichlich Horror aus?


    :hello:
    Elisabeth

  • Die verschiedenen Opern zu Shakespeares "Macbeth" (ich kenne bis jetzt leider keine davon) müssten doch mit ihren Hexen, Geistererscheinungen usw. reichlich Grusel mitbringen.


    "Don Carlo" hatte in der seinerzeit von mir gesehenen Hilsdorf-Inszenierung in Münster ein paar sehr schön gruselige Momente, z. B. schon gleich den Beginn mit der Totenklage.


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Auf , liebe Forianer, outet Euch als Horror-Fans mit gehobenen Musikgeschmack.


    Damit habe ich als alter Horror-Junkie kein Problem...

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Ganz spontan fällt mir hier die geniale Vertonung des James-Stoffes durch Britten ein - das ganze Stück ist, nicht nur wegen der Geistererscheinungen, von einer düsteren, beklemmenden, unheimlichen Atmospäre durchzogen. Doch, "Turn of the screw" hat Horrorqualitäten...

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  • Vielleicht passt es hier nicht hundertprozentig, aber der berüchtigte Horrorregisseur Dario Argento ist als echter Italiener ein großer Opernliebhaber, und so beschäftigen sich seine Filme "Il fantasma dell'opera" (sehr frei nach Gaston Leroux) und "Opera" mit der Oper (wie es die Titel schon ahnen lassen...); ersterer spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts und letzterer in der Gegenwart. "Fantasma" fängt u. a. Szenen aus Gounods Faust ein (der Komponist hat auch seinen Auftritt im Film), während "Opera" eine moderne Inszenierung von Verdis Macbeth als Ausgangspunkt der Handlung hat; die Sängerin der Lady ist die Hauptfigur des Films.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)