Beethovens Klaviersonaten mit Oppitz und Schiff - Brauchen wir wirklich die 179. Gesamteinspielung?

  • Liebe Forianer,


    Die frische FF-Ausgabe brachte mich auf diesen Thread. Kürzlich haben Gerhard Oppitz und András Schiff die erste Folge ihrer (wenn nix dazwischen kommt...) Gesamteinspielung der Beethoven'schen Klaviersonaten vorgelegt: Oppitz die drei KS op.10 und die Pathétique, Schiff, der streng chronologisch verfahren will, das Sonaten-Trio op.2 und die KS op.7.


    Das allseits geliebte gelb-blaue Tonträgermagazin hat den Start beider Projekte mit vorsichtiger Euphorie kommentiert und ein wenig mit den ominösen Sternchen gegeizt (Oppitz 3, Schiff 4 - aber was sagt das schon...).
    Tenor der Aussagen des Kritikers Frank Siebert ist in etwa dieser:


    Oppitz besteche durch "pianistische Brillanz", "jugendlichem Ungestüm" "nervöser Spannung" und betöre mit der "Ruhe der Legato-Führung" im 2. Satz aus op. 10/1. Ein Höhepunkt der Aufnahme sei das "mit natürlichem Fluss und graziler Delikatesse" vorgetragene Menuett aus op.10/3. Interpretatorische Mängel sieht Siebert dort, "wo die Musik ans Existentielle rührt" - wie im 2. Satz aus op. 10/3, wo Oppitz die "schmerzhaften Tiefen des Ausdrucks" mit seinem "noblen Ton" verdecke.


    Schiffs Beethoven-Spiel gehöre "ohne Zweifel ins 21. Jahrhundert" und sei "ein Produkt aus dem Labor eines unerbittlich genau forschenden Geistes". Die analytische Akribie der schiff'schen Lesart biete ein "ungewöhnlich reflektiertes Musizieren". Schiff befolge skrupulös "die Vortragsbezeichnungen und die zahllosen Anschlagsvarianten" und ringe spürbar darum, "den jeweilig individuellen Ausdruckscharakter einer jeden Sonate, eines jeden Satzes, eines jeden Taktes, ja, selbst eines jeden Tons zu treffen". Einzige Einschränkung in Sieberts hymnisch-kulinarischer Beschreibung: "Trotz der intensiven Erfüllung aller Parameter musikalischer Darstellung, mangelt es Schiff an dem, was Oppitz im Überfluss besitzt: Spontanität."


    Soweit also, die durchaus differenziert und abwägend klingenden Aussagen von Herrn Siebert.


    Ich kann leider noch nicht mitreden, da ich mir bislang noch keinen eigenen Eindruck gemacht habe. Ich mag sowohl Oppitz, als auch Schiff (diesen sogar noch ein gutes Stück mehr) und ringe mit mir, bei beiden, oder zumindest bei Schiff einzusteigen. Bisher sagen mir meine innere Stimme und der zur Neige gehende Stauraum in meiner Wohnung allerdings: "Lass es. Du brauchst nicht noch eine GA. Oder warte wenigstens, bis der Zyklus komplett ist und kauf dann die billigere Box." - so weit meine innere Stimme.


    Wer von Euch kennt eine oder beide Aufnahmen?
    Wieviel Chancen mag eine neue Sonaten-GA am stramm bestückten Markt neben Brendel, Gulda, Schnabel, Barenboim, Kempff, Goode und Co. wohl haben?
    Und:
    Brauchen wir sie wirklich?


    Schöne Grüße!
    Daniel

  • Ob man weitere GA der Sonaten braucht sollen zuerst die Künstler und die Plattenfirmen selbst entscheiden. Offenbar haben sie die Frage bejaht. Angesichts des Kostendrucks und der Lage auf dem Klassikmarkt sind das schon wichtige Gesichtspunkte. Beide Künstler - wobei ich persönlich Schiff den Vorzug gebe - werden auch eine diskussionswürdige Interpretation vorlegen. Bei ECM darf weiter ein sehr hohes produktionstechnisches Niveau erwartet werden (bei wem erscheint denn Oppitz?). Auf Kritikeräußerungen lege ich keinen großen Wert, da ich mir ein eigenes Bild machen werde. Schiff werde ich mir zum gegebenen Zeitpunkt in die Sammlung stellen. Gebraucht wird man die CDs sicher nach einer gewissen Zeit günstiger bekommen.


    Ein Blick in meinen CD-Schrank sagt mir, daß die Mehrzahl meiner Zyklen älteren Datums ist (Schnabel, die beiden Nachkriegs-Kempff, Nat, Franck, Gieseking, Arrau (60er), Brendel (70er). Nur Kovacevich und Lucchesini sind neueren Datums. Da kommt mir die Kombination Schiff - ECM gerade recht.


    Zumindest für diesen Zyklus bejahe ich Deine Frage: Ja, ich freue mich auf ihn!

  • hallo,


    gerhard oppitz hat sich über jahrezehnte mit allen beethovensonaten auseinandergesetzt, und diese auch zyklisch schon vor jahren mehrfach öffentlich aufgeführt. ich hatte bisher zweimal gelegenheit, diesen bescheidenen und feinen menschen live zu erleben. er hatte damals bei RCA einige der bekannten mittleren sonaten auf tonträger gebannt. mir sagte er dann, dass er nicht abgeneigt wäre, die sonaten komplett einzuspielen. die firma RCA hätte aber kein interesse gehabt. jetzt hatte er die möglichkeit, sie alle bei hänssler einzuspielen. der zyklus ist abgeschlossen, und die sonaten werden in mehreren volumes nacheinander veröffentlicht, undzwar immer zuerst in japan. ich habe also jahrelang auch darauf gewartet und werde sie mir alle besorgen. die op.10 und 13 habe ich und bin begeistert ! er hat etwas großzügiges in seinem spiel. im vordergrund steht der große spannungsbogen und der direkt-unkomplizierte zugang. also typisch-deutsche attribute. dabei verfügt er über einen sonoren ton und eine brilliante pianistik. wer ihn auch mal mit rachmaninovs paganini-rhapsodie hörte, weiß wovon ich spreche.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Zitat

    Original von Robert Stuhr


    Ein Blick in meinen CD-Schrank sagt mir, daß die Mehrzahl meiner Zyklen älteren Datums ist (Schnabel, die beiden Nachkriegs-Kempff, Nat, Franck, Gieseking, Arrau (60er), Brendel (70er). Nur Kovacevich und Lucchesini sind neueren Datums. Da kommt mir die Kombination Schiff - ECM gerade recht.


    Zumindest für diesen Zyklus bejahe ich Deine Frage: Ja, ich freue mich auf ihn!


    Geht mir genauso. Und ich persönlich finde, dass András Schiff den Erwartungen im ersten Teil seiner GA durchaus gerecht wird (Guckstu hier), Oppitz kenne ich bisher leider nur dem Namen nach, allerdings war in der Jubiläumsausgabe eines Klassikmagazins eine Besprechung zu lesen, die mir Appetit gemacht hat (trotz der weihnachtlichen Völlerei ...) Die nächste Folge von Schiff´s Beethoven Zyklus soll übrigens im März 2006 erscheinen.


    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Liebe Forianer


    Nun ist seit den letzten Beiträgen zu diesem Thread doch einige Zeit vergangen - Korstick ist dazugestoßen mit seiner Einspielung für Oehms.
    Generell ist zu sagen:
    Ja natürlich soll der Zyklus erneut aufgenommen werden - mit den Pianisten unserer Zeit. Ich hätte auch gerne eine Serie der wichtigsten Beethoven-Sonaten mit Markus Schirmer gehabt (zumindest einige CDs als Auswahl) aber Tacet will wohl nicht....


    .



    Die Aufnahmen - das ist meine feste Überzeugung - stehen ja nicht in Konkurrenz zueinander - weil der Klassikfreund kauft sowieso - so er kann- mehrere Vergleichsaufnahmen - und der "Gelegenheitskäufer" ist in dieser Hinsicht sowieso uninteressant.


    Einiges ist ja schon am Markt - vielleicht hat jemand schon eine oder die andre dieser Cds ??


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Lieber Alfred,


    Deine Aufstellung wäre noch um eine weitere Aufnahme zu ergänzen. Der erste Teil von Angela Hewitts GA der Beethovensonaten ist jetzt gerade erschienen. Korsticks neue CD habe ich leider noch nicht in die Finger bekommen, aber das dürfte sich bald ändern. Von Schiffs GA besitze ich die ersten beiden Folgen, wobei mir Teil 1 (also opp. 2 und 7) etwas besser gefällt, aber das ist Geschmackssache, von Opitz Aufnahmen fehlen mir noch zwei Aufnahmen (insgesamt sind drei Teile bisher erschienen, so ich mich nicht irre)


    Bei beiden Pianisten hat man IMO den Eindruck als seien Ihre Aufnahmen die Summe ihrer langjährigen Auseinandersetzung, was ja bei Opitz definitiv zutrifft. Entsprechend differenziert sind beide Deutungen. Um die Leitfrage des Threads aufzugreifen: Ja ich finde, wir brauchen diese Neueinspielungen, und sei es auch nur als Kommentar zu den existierenden GA. Diese sind alle schon ein wenig betagt und ich finde jede Generation hat die Aufgabe ihr Beethoven-Bild zu dokumentieren.


    Ob dabei jetzt weltbewegende neue Erkenntnisse zum Vorschein komme, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall ist es eine große Bereicherung wenn Pianisten wie Korstick, Opitz, Schiff und Hewitt ihre Beethoven-Sicht zur Diskussion stellen. Nur eine Bemerkung am Rande: Angela Hewitt ist (soweit ich weiß) eine der wenigen Pianistinnen unter lauter männlichen Kollegen, die sich an einer Beethoven GA versucht. Interessat auch die Auswahl der Sonaten für ihre erste Aufnahme. Das System dahinter kann ich noch nicht erkennen, aber ich nehme an, sie wird ihre Gedanken dazu im Beiheft niedergelegt haben:



    (Ob die für die Auswahl die Tonarten (D-Dur, Es- Dur, f-moll) eine Rolle spielen? Aber das wäre nun wirklich pure Spekulation, aber vielleicht kann ja jemand unserer Musiker dazu etwas sagen?)
    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Ob dabei jetzt weltbewegende neue Erkenntnisse zum Vorschein komme, steht auf einem anderen Blatt. In jedem Fall ist es eine große Bereicherung wenn Pianisten wie Korstick, Opitz, Schiff und Hewitt ihre Beethoven-Sicht zur Diskussion stellen. Nur eine Bemerkung am Rande: Angela Hewitt ist (soweit ich weiß) eine der wenigen Pianistinnen unter lauter männlichen Kollegen, die sich an einer Beethoven GA versucht. Interessat auch die Auswahl der Sonaten für ihre erste Aufnahme. Das System dahinter kann ich noch nicht erkennen, aber ich nehme an, sie wird ihre Gedanken dazu im Beiheft niedergelegt haben:



    (Ob die für die Auswahl die Tonarten (D-Dur, Es- Dur, f-moll) eine Rolle spielen? Aber das wäre nun wirklich pure Spekulation, aber vielleicht kann ja jemand unserer Musiker dazu etwas sagen?)
    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    (sind das nicht zufällig (?) diesselben Tonarten wie die der drei "Kurfürstensonaten" des jugendlichen Beethoven?)


    Anscheinend wollte sie statt eines chronologischen Vorgehens mit drei zweifellos "großen", dabei sehr unterschiedlichen Sonaten beginnen (dürfte auch eine ziemlcih volle CD werden). Das ist jedenfalls recht mutig (allein zahlenmäßig stellt man sich in der Appassionata einer größeren Kokurrenz als mit op.2,1) und kommt dem Hörer insofern entgegen, dass er schon in der ersten Lieferung Stücke erhält, die er meist sehr gut kennt und vielleicht eher einschätzen kann als die ersten beiden Sonaten.


    Ich werde mich hier dennoch zurückhalten, das ich beim Vervielfachen des Standardrepertoires kürzer treten will.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo


    Die laufenden Neueinspielungen können bislang mein Interesse nicht erwecken. Aber eine Neuauflage sehr wohl. Daher wiederhole ich meine schon einmal gestellte Frage, ob irgendwer in der Zwischenzeit den lange verschollenen und vor einigen Jahren wiederaufgelegten Beethoven-Zyklus von Paul Badura-Skoda kennengelernt hat. Zum Blind-Kaufen ist er leider zu teuer, aber ich treffe niemanden, der ihn kennt...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Die laufenden Neueinspielungen können bislang mein Interesse nicht erwecken. Aber eine Neuauflage sehr wohl. Daher wiederhole ich meine schon einmal gestellte Frage, ob irgendwer in der Zwischenzeit den lange verschollenen und vor einigen Jahren wiederaufgelegten Beethoven-Zyklus von Paul Badura-Skoda kennengelernt hat. Zum Blind-Kaufen ist er leider zu teuer, aber ich treffe niemanden, der ihn kennt...


    Ich kenne ihn selbst nicht, aber es gab in der deutschen usenet-Gruppe einen Teilnehmer (Jürgen...), der ihn hervorragend fand und ihn zu seinen Favoriten zählte. Ich meine, dieser Jürgen sei (unter Pseudonym) auch hier vor längerer Zeit mal aktiv gewesen.
    Wenn Du bei Google Groups - erweiterte Suche nach "jürgen badura skoda" in "de.rec.*" suchst, findest Du Kommentare.


    Was micht betrifft, ich sagte ja schon, dass ich mich in Zukunft an den Röhlschen Hauptsatz des CD-Sammelns halten möchte:
    disci non sunt multiplicandi praeter necessitatem


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Theophilus
    Hallo


    Die laufenden Neueinspielungen können bislang mein Interesse nicht erwecken. Aber eine Neuauflage sehr wohl. Daher wiederhole ich meine schon einmal gestellte Frage, ob irgendwer in der Zwischenzeit den lange verschollenen und vor einigen Jahren wiederaufgelegten Beethoven-Zyklus von Paul Badura-Skoda kennengelernt hat. Zum Blind-Kaufen ist er leider zu teuer, aber ich treffe niemanden, der ihn kennt...


    :hello:


    Falls du bislang noch keine Gelegenheit hattest, den Badura-Skoda-Zyklus anzuhören und du irgendwann einmal nach Wien kommst, solltest du dort in der Bücherei vorbeischauen (Zweigstelle Meidl. Hauptstr.), dort ist er nämlich auszuleihen bzw. anzuhören.. 8)


    Überhaupt ist die Wiener Bücherei mit ihren 50 Zweigstellen ein wahrer Schatz in bezug auf klass. Musik :)

  • Neben den anderen erwähnten Gesamteinspielungen von Oppitz, Hewitt und Co., spielt Ronald Bräutigam bei BIS die Sonaten auf dem Nachbau eines Walter-Flügels von 1802 ein:



    Inzwischen sind vier Folgen erschienen, auf der jüngsten CD spielt Bräutigam die Sonaten 12 - 15, also op. 26, die Mondscheinsonate und die Pastorale. Beethoven auf dem fortepiano? Ich muss gestehen, dass war für mich Neuland. Aber seit ich Bräuigam kenne, höre ich Beethoven immer öfter HIP. Hört man Bräutigam auf dem fortepiano bekommt man mehr als eine Ahnung davon, wie "hip":D, wie revolutionär Beethovens Musik auf seine Zeitgenossen gewirkt haben muss.


    Für mein Empfinden kommen auf dem fortepiano die Kontraste sowohl innerhalb der einzelnen Sätze als auch zwischen den einzelnen Sätzen deutlich schärfer heraus als auf dem modernen Flügel, zumal Bräutigam bisweilen wirklich an die Grenzen des Instruments zu gehen scheint und die schnellen Ecksätze meistens ein ganzes Stück rascher nimmt, als man es sonst kennt. Zudem nimmt man manche altbekannte Stücke wie das Adagio sostenuto der "Mondscheinsonate" anders war.


    Deswegen möchte ich auf Oppitz, Brendel und Backhaus nicht verzichten, aber eine große Bereicherung ist Bräutigams geplante GA in jedem Fall. Ich bin schon sehr gespannt auf die "Appassionata!!


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo, allerseits,


    wer kennt dieses Aufnahme



    Bei 2001 konnte ich sie günstig bekommen.
    Vor einiger Zeit habe ich Paul Lewis in der Kölner Philharmonie gehört, auch mit Beethoven-Sonaten. Mir hatte das Konzert sehr gut gefallen.


    Beim Hereinhören gefielen mir besonders die Sonaten aus Op. 14, die oft ziemlich lieblos in eine Serie hineingestellt werden.
    Hier sind sie luftig, leicht gespielt, man könnte sich vorstellen, Beethoven hat an junge Frauen gedacht, als ihm diese Musik einfiel.
    Bisher hat mir die Transkription als Streichquartett immer besser gefallen, diesmal ist es aber das Original.


    Im Booklet steht, daß eine Gesamteinspielung geplant sei. Gefunden habe ich noch die Serie aus Op. 31, die auch im Kölner Konzert zu hören war.


    Wer weiß etwas darüber?


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Klasse,



    es klappt mit dem Einstellen des Bildes.
    Allen guten Ratschlage-Geistern sei Dank.


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

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  • Liebe Stabia,


    außer diesen beiden Folgen sind offenbar noch keine weiteren Aufnahmen erschienen. Zumindest schweigt sich die Homepage der Harmonia Mundi bisher darüber aus.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)


  • Hallo Stabia,


    besitze beide Aufnahmen und kann sie zur Ergänzung einer vorhandenen Sammlung sehr empfehlen - als Grundstock finde ich sie eher problematisch: die Tempi sind zumeist langsam, dabei ist das Spiel kraftvoll und herrlich sonor (!!). Was mir gefällt, ist, dass Lewis einen völlig eigenständigen, über den Klang gehenden Weg geht. Das gab es in dieser sehr lyrischen Form bisher nicht, und diese Herangehensweise wirkt niemals gekünstelt, sondern echt und authentisch. Dass die Strukturen dabei nicht verloren gehen, spricht sehr für das Gestaltungsvermögen dieses Pianisten.


    Aber mir fehlt insgesamt doch ein wenig Brio, Wagemut und stürmisches Aufbegehren, Elemente, die Beethovens Musik für mich so besonders machen. Diese Deffizite kommen bspw. bei op. 106 zum Tragen, hier fehlt es an Radikalität. Bei op. 31,1 vermisse ich zudem den Witz und das Spielerische. Op. 101 gleicht einer vorsichtigen Annäherung, aber welche Aufnahme vermag hier schon wirklich überzeugen? Von diesen Einwänden abgesehene, ist mir Lewis' Einspielung unter den neu entstehenden Zyklen aber eine der liebsten, da man hier immer wieder etwas entdecken kann. Werde mir die weiteren Folgen sicher auch zulegen.


    Viele Grüße,
    Christian

  • Danke, Christian,für Deine Beschreibung, die ich teile.


    Zum Vergleich habe ich alles, was gängig ist, einschließlich Luccesini (gefällt mir durchgängig, bewundere, daß er den Mut hatte, Liveaufnahmen zu machen) und abgelegenes auf dem Hammerklavier, leider nicht den hochgelobten Zyklus von Badura-Skoda, wenn mir auch die Aufnahmen mit modernem Flügel sehr gut gefallen. Die Tempi sind von denen Guldas gar nicht weit entfernt, der Ausdruck aber viel differenzierter.


    Die Frage, ob man den hundertsten Beethoven-Sonaten-Zyklus braucht, kann ich nur mit ja beantworten.
    Einmal, weil jeder Pianist, der sich dazu in der Lage fühlt, das Gebirge besteigen will.


    Zum anderen, für uns Hörer, wir wollen - so wie Du es bei Paul Lewis (der nicht so klingt wie sein Lehrer Brendel) beschrieben hast, immer wieder etwas Neues entdecken.


    Und sind wir da nicht ein bißchen wie Beethoven, der sich auch nicht wiederholen wollte.


    Alle Zyklen, die ich habe, will ich auch behalten.
    Ich werde jetzt noch auf die Vervollständigung durch Brautigam, Andras Schiff und Paul Lewis warten. Außerdem hoffe ich, daß Paul Komen seinen Zyklus auf dem Hammerklavier noch vorlegt.


    Mit Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • @ christian: DANKE für den Tip mit Bräutigam, von dem ich jetzt auch die Sonaten 16 bis 18 bekommen habe. Höre ich sehr gerne.

    Peter

  • Zitat

    Original von fio
    @ christian: DANKE für den Tip mit Bräutigam, von dem ich jetzt auch die Sonaten 16 bis 18 bekommen habe. Höre ich sehr gerne.


    Lieber fio,


    hast Du die CD schon gehört? Dann schreibe doch entweder einige Zeilen hier, oder im Thread zu den Sonaten op.31, den findest Du leicht über die Suchfunktion oder durch Stöbern im Klavierforum. :D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

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  • lieber Christian,


    das ist wirklich eine sehr gute Idee und Du hast mir schon zu einem sehr schönen Abend mit Rotwein und Beethoven-Sonaten verholfen. Aber da ich immer noch ein paar andere Interpreten zum Vergleich höre - dabei auch auf Malcolm Bilson gestoßen bin, der ebenfalls auf Hammerklavier-Originalen und Nachbauten spielt, wird es noch ein bißchen dauern bis ich mehr schreiben kann als "gefällt mir gut" :]


    Herzliche Grüße :hello: vom Peter

    Peter

  • Die Kassette mit Malcolm Bilson, Tom Beghin, Bart van Oort u.a. ist sehr unterschiedlich ausgefallen


    Tom Beghin gefiel mir sehr gut mit Op. 2/2, Op.90
    Bart van Oort mit Op. 10/1
    Zvi Meniker mit Op. 31/3.
    Diese Interpretationen habe ich mir als die jeweils besten vermerkt, jedenfalls zur Zeit.


    Der Klang der 9 Original- bzw. der nachgebauten Hammerklaviere ist sehr verschieden, wobei die nachgebauten oft von den modernen nicht zu unterscheiden sind


    Eine Kassette mit verschiedenen Interpreten habe ich sonst nicht in meiner Sammlung.
    Das beigelegte Info-Buch ist sehr schön gemacht und stellt die Sonaten und die Interpreten 3-sprachig vor.


    Mit Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Die Kassette mit Malcolm Bilson, Tom Beghin, Bart van Oort u.a. ist sehr unterschiedlich ausgefallen


    Tom Beghin gefiel mir sehr gut mit Op. 2/2, Op.90
    Bart van Oort mit Op. 10/1
    Zvi Meniker mit Op. 31/3.
    Diese Interpretationen habe ich mir als die jeweils besten vermerkt, jedenfalls zur Zeit.


    Der Klang der 9 Original- bzw. der nachgebauten Hammerklaviere ist sehr verschieden, wobei die nachgebauten oft von den modernen nicht zu unterscheiden sind


    Eine Kassette mit verschiedenen Interpreten habe ich sonst nicht in meiner Sammlung.
    Das beigelegte Info-Buch ist sehr schön gemacht und stellt die Sonaten und die Interpreten 3-sprachig vor.


    Mit Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Typischer Fehler, wollte etwas ändern und habe es nun doppelt eingestellt.


    Gehe schlafen :yes:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Zitat

    Original von fio
    Aber da ich immer noch ein paar andere Interpreten zum Vergleich höre - dabei auch auf Malcolm Bilson gestoßen bin, der ebenfalls auf Hammerklavier-Originalen und Nachbauten spielt, wird es noch ein bißchen dauern bis ich mehr schreiben kann als "gefällt mir gut" :]


    Gut Ding will bekanntlich Weile haben, also laß Dir ruhig Zeit :D Das ist wie gutem Wein: Der wird mit fortschreitendem Alter auch bekanntlich besser :D


    Was ich bisher zu Brautigams opp. 31 sagen kann? Die Aufnahme weist die Vorzüge auf, die auch schon die übrigen Folgen seines Beethoven-Zyklus auszeichnen: Rasche Tempi- insgesamt schlüssige Temporelationen- ohne dabei zu "überhitzen", Transparenz. Eigentlicher Star der Aufnahme ist neben Brautigam der von ihm verwendete Nachbau.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

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  • Selbstredend :D:D


    Lieber fio,


    dafür, dass Du es nach eigenem Bekunden schwer findest Deine Höreindrücke zu formulieren- ist Dir der erste Versuch wirklich sehr gut gelungen. Da stellt doch jemand wirklich sein Licht sehr sehr unter den Scheffel.... :D
    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat ChristianB


    "Aber mir fehlt insgesamt doch ein wenig Brio, Wagemut und stürmisches Aufbegehren, Elemente, die Beethovens Musik für mich so besonders machen. Diese Deffizite kommen bspw. bei op. 106 zum Tragen, hier fehlt es an Radikalität. Bei op. 31,1 vermisse ich zudem den Witz und das Spielerische. Op. 101 gleicht einer vorsichtigen Annäherung, aber welche Aufnahme vermag hier schon wirklich überzeugen? Von diesen Einwänden abgesehene, ist mir Lewis' Einspielung unter den neu entstehenden Zyklen aber eine der liebsten, da man hier immer wieder etwas entdecken kann. Werde mir die weiteren Folgen sicher auch zulegen."


    Viele Grüße,
    Christian[/quote]


    Lieber Christian, inzwischen habe ich die Paul Lewis-Aufnahmen gehört, die ich schon habe.


    Du hast recht.
    Es sind wunderbar lyrische Interpretationen.
    Dennoch - Op. 22 ist noch immer für mich schwierig, ich finde die Themen einfach nicht so schön.


    Op. 101: Der erste Satz ist eigentlich, wie man ihn auch von Kempff und anderen kennt.
    Der 2. Satz ist für meinen Geschmack einfach fad. Viel zu langsam, der Witz fehlt, das Widerborstige des Rhythmus geht unter, also zu lyrisch.
    Der 3. Satz ist überhaupt nicht ausgebildet, er läuft als Übergang zum Schlußsatz und ist in der Manier gespielt, wie manche den schönen 2. Satz von Op. 53 empfinden - als Intermezzo
    Der 4. Satz mit seiner Fuge ist grandios gespielt und gestaltet, eigentlich bin ich von der Fuge hingerissen, weil sie, so gespielt, als eine Vorstufe der großen Fuge von Op.106 klingt. Diesen Satz werde ich zu meinen "Best" hinzufügen.


    Op. 106:
    Klar - nicht im Originaltempo, langsamer.
    1.Satz eher so, wie man ihn kennt.
    2. Satz: da macht Lewis das Gvom 2. Satz in Op. 101. Der Satz ist spritzig, luftig, witzig, in meinen Ohren wunderschön. Ein echtes Scherzo. Kommt zu meinen "Best".
    Der 3. Satz, sehr lyrisch, steht Kempff nicht nach
    Der 4. Satz: mit 12, 50 so lang wie Barenboim. Aber, was für eine Gestaltung! Man kann die Melodieführung jederzeit erkennen. In den ersten Fugenblock wird eine leise Stelle eingefügt, die man sonst nicht so wahrnimmt. Der Übergang vom Zwischenteil zum 2. Fugenblock geschieht nicht überfallmäßig, sondern wird mit einer wunderbaren Steigerung bis zum ff gespielt - einfach toll
    Und das Ganze endet dann strahlend, sieghaft. Wie kann man bei einem solchen Hörerlebnis auf die Idee kommen, der arme Beethoven sei nun völlig abgedreht. Diese Fuge werde ich noch oft hören.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Heute ist bei uns Folge 5 der Beethoven-Sonaten von András Schiff gekommen und der Ungar sprach mit dem Zürcher Journalisten Martin Meyer über seine Beschäftigung mit den Sonaten.


    Unter anderem verglich er einige Themen mit Haydn'schen Klaviersonaten, da sie so kurz und einprägsam sind, als wenn sie ein Kind auf dem Klavier mit einem Finger spielen könnte.
    Schiff stellte heraus, dass es ihm nicht möglich sei, einer Sonate eine höhere Qualität als einer anderen zuzugestehen, da alle Meisterwerke seien, auch die erste Sonate in f-Moll, op. 2 Nr. 1. Eben diese spielte er auch als allererste Beethovensonate in seiner Jugend.
    Eine Lieblingssonate hat er nicht, ziemlich weit oben steht aber die Waldsteinsonate, die er erst mit Ende 40 lernte, da er sie lange Zeit nicht verstand und erst spät ihre ganze Wirkung erfuhr.


    Dadurch, dass die Sonaten unterschiedliche Charakter haben (bei Beethoven gibt es nicht nur heroisch, sondern auch zärtlich, philosophisch oder humoristisch), spielt Schiff die Sonaten auch auf unterschiedlichen Flügeln. Die harten Sonaten auf einem Steinway und die lieblichen auf einem Bösendorfer.


    Ein spezieller Punkt, den Schiff ansprach, war das richtige Tempo der Stücke. Man sollte Beethoven auch in dieser Hinsicht ernst nehmen. Die Vortragsbezeichnungen sind schon genau zu nehmen (z.B. das gehaltene Pedal im ersten Satz der Mondscheinsonate). Es gibt nur eine Sonate, die mit klaren Metronomangaben deklariert ist: die Hammerklaviersonate. Und die spielen die meisten Pianisten viel zu langsam, um es noch wuchtiger zu gestalten. Schiff versucht, die Tempi so zu nehmen, wie sie von Beethoven gewollt sind, also auch technisch sehr schwere Sätze wie die Ecksätze der Hammerklaviersonate, die viel schneller zu spielen sind.


    Am Flügel gab er zwischendurch den Zuhörern kleine Kostproben seiner Kunst.



    Übrigens erinnerte mich der Mann in seiner Art der Gestik und der Sprache an den Literaturprofessor Hellmuth Karasek...das ist irgendwie der selbe Schlag.



    Gruß, Peter.

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