Klassisch übersättigt

  • Liebe Taminonesen


    Kennt Ihr das ?
    Man kommt mit einem Pack CDs nach Hause.
    Entweder 5-6 (oder mehr) CDs von verschiedenen Komponisten - quer durch den Garten - oder aber eine "Gesamtaufnahme", seien es nun alle Sinfonien Mozarts, Haydns, Beethoven oder Schuberts, oder aber die Klaviesonaten der genannten Herren:


    Man legt begierig die erste CD auf, und hört kaum hin - weil in Gedanken ist man schon bei der zweiten und dritten .
    Eigentlich gefällt einem nichts so recht, bei "Gesamtaufnahmen" nervt einen die "Ähnlichkeit" der enthaltenen Werek, eine ewig ähnliche Klangsprache, bei einer "gemischten" Sammlung, quer durch die Jahrhunderte und Label, stören einen die krassen Stilunterschiede-
    man verdirbt sich quasi musikalisch den Magen.


    Die Folgei ist dann (zumindest bei mir), daß man nach relativ kurzem Hineinhören die gesamte soeben erworbene Sammlung kaum gehört in den Plattenschrank stellt- Man wir das "beizeiten" mal anhören........


    Anders, wenn ich mir einer EINZELNEN Aufnahme eines bereits mehrfach vorhandenen Aufnahme nach hause komme:
    Da werden dann uralte CDs bzw LPS zum Vergleich herangezogen -Aufnahmen, die ich schon jahrelang nicht gehört habe. Oft stellt es sich dann heraus, daß die neue Aufnahme gar nicht konkurrenzfähig ist - jeoch war sie der Auslöser für eine interessante, oft viele Stunden andauernde Hörsitzung........


    LG


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Oh ja, nach der vierten Ring-Gesamtaufnahme mit Janowski nach Solti, Karajan und Böhm, obwohl Wagner gar nicht zur ersten Garde der von mir bevorzugten Komponisten gehört, habe ich mich das auch gefragt. Mußte das sein? Im Ergebnis wohl, nein. Insgesamt scheint mir dieses Verhalten ziemlich krankheitswertig zu sein. Ich stehe mindestens 15 Minuten vor einer solchen an sich überflüssigen Aufnahme, bringe dann einige Meter Abstand zwischen mich und die Aufnahme, beäuge jeden, mißtrauisch, der der Aufnahme zu nahe kommt, gehe dann wieder zu der Auslage, nehme die Aufnahme an mich, gehe zur Kasse, weiß ganz genau, daß gerade diese Aufnahme nicht zur Vervollständigung des Repertoires dient, bezahle und verlasse glücklich den Plattenladen. Typische Jäger- und Sammlermentalität.

  • Hallo Alfred!


    Dieses Gefühl kenne ich nicht, ich komme auch meistens mit einem Packen CDs nach Hause, aber ich kaufe eigentlich eher selten spontan, sondern gezielt ein, weiß also schon bevor ich das Geschäft betrete, was ich kaufen möchte, es kann natürlich schon passieren, dass ich ein- oder zwei CDs mehr kaufe, weil sie mir im Geschäft angeboten wurden und sie mich interessieren, aber trotzdem bin ich nie von Klassik übersättigt, es gibt einfach so viel für mich zu entdecken, seien es mir unbekannte Komponisten oder neue Interpreten, oder alte, wieder aufgelegte, Aufnahmen, es ist eine endlose Geschichte und ich bin sehr neugierig, was da noch auf mich zukommt.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Man legt begierig die erste CD auf, und hört kaum hin - weil in Gedanken ist man schon bei der zweiten und dritten.


    Salut,


    "früher" ging mir das auch so, mittlerweile nicht mehr. Zudem kaufe ich selten "Unmengen" ein, aber jetzt erwarte ich eine Lieferung mit 8 CDs. Das wird ganz einfach so ablaufen, dass ich sie entweder schön der Reihe nach intensiv abhören werde oder dass ich vor lauter Neugierde erst einmal alle kurz durchzappe, um einen "Überblick" zu erhalten und danach die Reihenfolge des Intensivhörens festlege.


    Im Prinzip bin ich ein musikalischer Nimmersatt, es gibt jedoch auch sehr oft Tage, an denen ich überhaupt keine Noten vertragen kann - das gleicht das dann wohl wieder einigermassen aus.


    :hello:


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich glaube, ich sollte es besser definieren, was ich meine.
    Es geht weniger darum, die 100. Aufnahme von Beehtovens 5. nach hause zu bringen oder eine CD spontan zu erwerben, die man eignetlich gar nicht wollte, sondern daß man beispielsweise ALLE Mozart Sinfonien als Paket erwirbt, und diese geballte Ladung von Musik EINER Linie dann nicht verdauen kann und will.


    Drei Tage später, wo man wieder aufnahmebereit wäre - kauft man schon das nächste Paket und lässt das alte (rfast) unberührt..... :D


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    mir geht es ähnlich wie Dir und deshalb vermeide ich es, zu viele CD´s auf einmal zu kaufen.
    Ich will mich erst einmal mit dem erworbenen Material auseinandersetzen und intensiv hören. Die Gefahr einer Übersättigung ist bei mehreren CD´s und auch Gesamtaufnahmen schnell gegeben.


    Deshalb ist auch der Tipp, den Du dem Neuling SEB zu seiner Mozart-Sinfonien-GA-1€ gegeben hast, vollkommen richtig:

    Zitat

    Ein kleiner Rat am Rande :
    LANGSAM Hören, nicht mehr als 3 Sinfonien pro Woche !!!
    (und die möglichst 2 mal !!)
    Sonst bist Du bald übersättigt.
    Beginne mit den späteren, und Arbeite Dich dann zu den Jugendsinfonien durch.


    :hello:Es ist viel schöner, wenn man mit einer Einzel-CD nach Hause kommt und dies hier passiert:

    Zitat

    Anders, wenn ich mir einer EINZELNEN Aufnahme eines bereits mehrfach vorhandenen Aufnahme nach hause komme:
    Da werden dann uralte CDs bzw LPS zum Vergleich herangezogen -Aufnahmen, die ich schon jahrelang nicht gehört habe. Oft stellt es sich dann heraus, daß die neue Aufnahme gar nicht konkurrenzfähig ist - jeoch war sie der Auslöser für eine interessante, oft viele Stunden andauernde Hörsitzung...........

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Alfred!


    In die "Verlegenheit" alle Mozart oder Haydn-Symphonie im Paket kaufen zu wollen, komme ich auch aus finanziellen Erwägungen nicht. Da ich solche CDs also nie auf einmal erwerbe, höre ich sie auch nicht auf einmal, bin daher nie übersättigt. Es kann aber schon vorkommen, dass ich mit meinem "Bestand" einen Mozart "Marathon" bewußt mache, mir verschiedene Cds derselben Symphonie in verschiedenen Interpretationen anhöre, vergleiche usw. Was mir hingegen jetzt schon schwer auf die Nerven geht, mich sicher übersättigt werden läßt, ist das bereits beginnende Mozart-Jubeljahr, ich befürchte, dass ich es aus diesem Grund zumindest teilweise verweigern werden, was wieder zur Folge hat, dass mir doch einiges Interessantes entgehen wird, aber ich wehre mich gegen diese "Zwangsbejubelung" und "Zwangsbeglückung", die hat sich Mozart so sicher nicht verdient, außerdem es gibt noch so viele interessante andere Komponisten (Schostakowitsch z.B. hat auch Jubiläum), und ich will mir keine einseitige Sichtweise anerziehen.

  • Auch hier gilt: dosis venenum facit!
    Gerade bei neuen Sachen "dosiere" ich daher sehr vorsichtig. Ich habe jüngst Gardiners GA der Schumann Symphonien erworben, die ja zahlenmäßig überschaubar sind :D : 1 Stück pro Woche höre ich - aber wiederholt, konzentriert und intensiv.
    Ich frage mich bei Lektüre des "Was Hört Ihr gerade" threads ohnehin oft: WO NEHMT IHR DIE ZEIT HER!? :wacky:

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo,
    ich kann dir gut nachempfinden, mir geht es ähnlich, ich bekomme auch oft das Gefühl übersättigt zu sein von Klassik oder habe manchmal auch einfach keine Lust mir "schwere" Musik anzuhören. Ich mach es dann immer so., dass ich auf zuckersüßen leichten Jazz ausweiche alá Ray Charles oder Oscar Peterson, wenn ich mir dann einen Tag oder zwei Tage nur so etwas angehört habe, bekomme ich automatisch wieder Appetit auf was deftiges. Lecker. :]


    ps: Auch wenn ich meine Mozart Sinfonien GA nicht unbedingt als etwas deftiges bezeichnen möchte. Ich denke, bei diesen werde ich so vorgehen, dass ich mir zunächst seine großen berühmten Sinfonien anhören werde und mich dann nach und nach zu den kleineren vorarbeiten werde. Habe auch vor einigen Tagen eine GA der Mendelssohn Sinfonien erworben, diese habe ich mir recht schnell an zwei Tagen einverleibt und war dann auch erstmal satt, werde sie wohl in den nächsten Tagen nicht mehr hören.

    Einmal editiert, zuletzt von Seb ()

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  • Hallo Alfred,


    persönlich habe ich das Gefühl der Übersättigung noch nicht erlebt, aber das Gefühl der Angst, ein solches zu haben.
    Nämlich bei dem Beethoven Zyklus mit Sawallisch. Das war der Grund, das war das spontane Bauchgefühl, welches mich vom Kauf der Box abgehalten hat. Auch wenn Markus sagte, ich sei reif dafür, die Angst, dass letztlich nichts hängen bleibt, von dieser Musik, war in dem Moment zu groß, dass ich mich so entschied.
    Derzeit ist das Gefühl immer noch da. Und das bei gerade mal neun CDs...Aber aus diesem Grunde bin ich eben auch kein Fan von diesen Sammelboxen. Das lässt sich ja auch auf die Boxen der Kammermusik eines Komponisten beziehen. Es wird mir einfach zu viel...


    Vielleicht ändert sich das, ich weiß es nicht.
    Aber dieses Angstgefühl stellt auch eine Blockade, ein Blocker, dar, der mich bisher vom Kauf solcher Boxen abgehalten hat.
    Kann auch vorteilhaft sein.


    (ich hoffe, ich bin damit nicht an deiner Intention vorbei gerutscht :D)



    Ulli
    Ja, den Thread kenne ich :D, aber der geht IMO in eine etwas andere Richtung. Unter anderem, weil er sich ja nicht auf die großen Boxen bezieht, sondern auch auf Einzel-CDs.
    Richtig vorbei ist das dort Beschriebene bei mir übrigens immer noch nicht. Einige CDs fliegen sofort in den Player, andere müssen darauf einige Zeit warten...



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • äääähhht Maik:


    Ich sagte ja nur, dass Du ein ähnliches Problem hattest. Zudem finde ich, dass das von Alfred Beschriebene


    Zitat

    Die Folge ist dann (zumindest bei mir), daß man nach relativ kurzem Hineinhören die gesamte soeben erworbene Sammlung kaum gehört in den Plattenschrank stellt- Man wir das "beizeiten" mal anhören...


    ganz gut auch zu Deinem "Problemchen" passte:


    Zitat

    Ich musste das jetzt schon des öfteren bei mir beobachten, dass der Stapel der Neuzugänge nicht abnimmt.
    Eher wird er immer etwas größer.


    Diese Deine Aussage bezog sich auf die "ungehörten" CDs.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    ich habe ja auch nur gesagt, dass er in eine andere Richtung geht ;) Und damit gleich verbunden dir zu sagen, dass es immer noch so ist.


    Aber du hast eigentlich wunderbar den grundlegenden Unterschied kopiert - bei dem anderen Thread geht es darum, dass die CD ja noch nicht einmal im Player war, was sie hier, wenn auch flüchtig, geschafft hat :D


    Gruß in Elsass :hello:
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Alfred,


    Ich kenne dieses Problem mit größeren CD-Boxen sehr gut, weshalb ich Sie nicht so gerne erwerbe. Beethovens Sinfonien sind da noch relativ dankbar, da doch volumenmäßig relativ übersichtlich und bilden eine Ausnahme. Mahler ist da beispielsweise schon ein anderes Kaliber, von anderen "Vielschreibern" nicht zu reden.


    Es geht auch da oft nicht um die xte Aufnahme eines Werkes, sondern auch durchaus um Erstbegegnungen. Sofern es sich um größere Boxen handelt, kann ich das alles gar nicht in einem Schwung verdauen und so werden dann Z.b. nur 3 von 7 Cds wirklich abgehört ( IE mehrmals auch mit Muße genossen), der Rest wandert (vorerst) ins Regal. Kenne ich die Werke bereits gut, ist die Ausbeute meist größer, aber auch da fordert die Masse oft Ihren Tribut. Nicht zuletzt deshalb, weil sich schnell auch eine andere musikalische Interesse in die begrenzte Zeit drängt.


    Mittlerweile sehe ich das aber sehr gelassen, alles kommt erfahrungsgemäß irgendwann zu seinem Recht. Nicht zuletzt, wenn es sich plötzlich durch einen einladenden Beitrag in diesem Forum wieder in meinen Interessenfokus rückt. ( Die "Fluktuationsrate" ist durch den gewaltigen Input immens gestiegen :D)


    Allerdings zolle ich dem doch Tribut, indem ich die Anschaffung von größeren Boxen doch meist scheue, wenn denn vermeidbar.
    Der meist vorhandene preisliche Vorteil relativiert sich nämlich ökonomisch ziemlich schnell, wenn die Hälfte der erworbenen CDs erstmal für ein paar Jahre im Schrank steht. Denn ich bin immer noch in erster Linie Hörer und nicht Sammler


    Gruß
    Sascha

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  • Hallo alfred,

    Zitat

    Zitat Alfred: Man legt begierig die erste CD auf, und hört kaum hin - weil in Gedanken ist man schon bei der zweiten und dritten. Eigentlich gefällt einem nichts so recht, bei "Gesamtaufnahmen" nervt einen die "Ähnlichkeit" der enthaltenen Werek, eine ewig ähnliche Klangsprache, bei einer "gemischten" Sammlung, quer durch die Jahrhunderte und Label, stören einen die krassen Stilunterschiede-
    man verdirbt sich quasi musikalisch den Magen.


    Die Folgei ist dann (zumindest bei mir), daß man nach relativ kurzem Hineinhören die gesamte soeben erworbene Sammlung kaum gehört in den Plattenschrank stellt- Man wir das "beizeiten" mal anhören........


    ... das geht mir nicht so bei GA's so, sondern auch, wenn ich mit dem Kaufen schneller bin, als mit dem Hören. Alle CD's, die ich noch nicht angehört haben, werden auf oder neben meiner anlage gestapelt. Irgendwann, wenn's mir zu viel wird, gehe ich den Stapel durch und gucke, was besonders "juckt". Alles andere wandert "vorerst" ins Regal und steht dort manchmal ewig lange ungehört herum. Ich weiß natürlih, dass es "pädagogisch sinnvoll" wäre, einfach mal mein Regal auf Cd's abzusuchen, die noch der Entdeckung harren, anstelle wie ein Pawlow'scher Hund ständig in irgendwelche Geschäfte zu rennen. Dieses Verhalten ist eigentlich total gestört - ist mit natürlich vollauf bewusst. Aber mit Vernunft hat die ganze Chose eh nicht viel zu tun...


    Schöne Grüße!
    Daniel

  • Hallo Daniel,


    sehr schön. Eine Eigenschaft die nun auch ein Weiterer hier geoutet hat :D
    Aber IMO hat das nichts mit klassischer Ubersättigung zu tun.


    Schau mal hier: HILFE ! ! ! - Ich habe mir eine CD gekauft!.


    Denn auch mir geht es so wie dir. Nur ich greife nicht zu der Methode und sortiere die CDs ungehört ins Regal.
    Zudem habe ich ja drei Stapel auf dem Schreibtisch: gehört (muss dann noch archiviert werden - gilt für die anderen beiden Stapel auch) - teilweise gehört (bei mehreren Werken eben noch nicht alle) - überhaupt noch nicht gehört (ist dann auch meist der Größte...).



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7



  • tststs.. auf einmal... ich erinnere:


    an dieses Posting...


    :hello:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Aber Ulli...jetzt haben wir doch gerade jemanden gehabt, der das gleiche Problem hat wie ich...und ebendarum diesen Verweis auf den Thread.


    Nicht böse sein :angel:


    Aber wie bitte hattest du mich nur in diesem Beitrag geschrieben :motz:


    tztztztz....



    :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Passend zum Sir --> Englisch.


    :yes:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Also was mich von klassischer Übersättigung abhält ist die Liebe zur Abwechslung. Ich habe zwar auch Phasen, wo ich mich ganz auf einen Komponisten konzentriere. So hatte ich vor kurzem eine Phase, wo für mich die Musik von Georg Friedrich Händel, die ich sehr liebe, vollkommen im Mittelpunkt stand, ich hörte einige Oratorien und Opern und hörte sie immer und immer wieder. Dann war aber irgendwann damit Schluß. Irgendwann hatte ich Lust, mas was völlig anderes zu hören. Und so wechselte ich dann von Händels Jephta zu Strauss Alpensinfonie, die ich lange nicht mehr gehört hatte. Das kam, gerade nach soviel Händel, echt gut. Dann hörte ich nach Straussschem Klangrausch ( ich hörte noch einiges andere von Strauss) wieder ein bißchen Brahms Kammermusik. Danach hörte ich die gerade eingetroffene Brucknersinfonien mit Jochum. So bis zur Hälfte. Und dann, heute, nach soviel anspruchsvoller Musik, dachte ich mal wieder, hör Dir mal was fetziges englisches an und legte eine CD mit der Musik von Constant Lambert auf ( durchaus zu empfehlen!)


    Ich bestätige im übrigen Alfreds Einschätzung, daß meinetwegen alle 104 Sinfonien von Haydn stur durchzuhören etwas ermüdend sein könnte, wie alles immer quer durch den Garten zu hören genauso schlecht ist ( man will sich schließlich auch mal für eine Musik begeistern!) Man hat halt Phasen, und die fangen irgendwann an und dann ist man eine Zeitlang begeistert für eine Musik und dann sind sie irgendwann zu Ende, dann kommt erst einmal etwas anderes, in dem Bewußtsein, daß sich die alte Begeisterung zu einem späteren Zeitpunkt wieder einstellen wird.


    Gesamtaufnahmen machen mir wenig Angst. Ich höre selten alles durch, wenn auch meistens doch schon so einiges und ich weiß, irgendwann kommt dann wieder so eine Phase, dann kannst Du den Rest auch noch hören. Und wie hier auch schon bemerkt wurde, kann auch mal ein bißchen Pop, Rock, Jazz oder Swing zur Erfrischung der Gehörgänge ( aber auch an sich!) mal ganz schön sein. In diesem Sinne werde ich mir heute noch ein bißchen Frank Sinatra auflegen.


    Gruß Martin

  • Ich finde, das Problem welches ich in Beitrag 1 angerissen habe, hat sich erst jetzt so richtig entwickelt. Man möchte zumindest theateisch in der Lage sein, zu einem Thema im Foruim Stellung zu nehmen - und kauft die betreffenden CDs dafür ein. In der Tat kaufe ich heute auch Komplettboxen, was ich ursprünglich vermied.
    Aber zum einen ist der Preis so niedrig, daß man heute oft eine ganze Box mit 5 oder mehr CDs zum Preis einer Einzelveröffentlichung erhält - zum anderen sind die Einzelveröffentlichungen oft gar nicht mehr im Katalog. So sitze ich derzeit auf ca. 500 ungehörten CDs und frage mich ob ich sie jemals hören werde - das Interesse an einigen Stücken ist erloschen - vorübergehend - wie ich hoffe.
    Als Lösung des Problems versuche ich nun, mich vom Zwang zu lösen alles gekaufte auch systematisch zu hören, während meine Lieblings-CDs im Schrank verstauben. Ich bin dazu übergegangen, das zu hören was mir im Augenblick gefällt - und manchmal ist es - angeregt durch meine "Altsammlung" eine ungehörte Neuerwerbung.
    Bedauerlich ist nur, daß ich weiter einkaufe - aus Angst, daß es dereinst nur noch Aufnahmen von Werken und Interpreten gibt, die ich nicht hören will....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So ist es. Sammeln ist eine Leidenschaft, aber niemand ist mehr in der Lage, sich mehrere Tausend CD anzuhören. Es bleibt die Möglichkeit, sich von vielem, vor allem von dem, was man bisher nicht gehört hat, zu trennen. Nur die Lieblingsaufnahmen sollten nicht veräußert werden.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Auch ich kenne das geschilderte Problem durchaus, habe mir im Laufe der Zeit wie Alfred allerdings abgewöhnt, mir einen Hörzwang aufzuerlegen - welcher Art auch immer dieser sein möge. Und wenn ich halt drei Wochen lang hintereinander immer dieselbe Klaviersonate hören möchte, dann ist das eben so. :)


    Daneben versuche ich zumindest, einfach nichts zu kaufen, von dem ich schon absehen kann, daß ich es jetzt und gleich nicht zum überleben brauchen werde (will sagen: daß es im Regal Staub ansetzt).

  • Ich möchte kurz berichten, wie ich das von Alfred Beschriebene als Super-GAU erlebte: Als ich nämlich eine Festplatte voll Musik geliehen bekam. Es war furchtbar. Nichts habe ich wirklich gehört, immer nur aufs nächste gestarrt, immer reingehört. Es war schrecklich!

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Die auf dem Markt erhältlichen Boxen sind häufig einfach zu attraktiv, um der von ihnen ausgehenden Versuchung widerstehen zu können. Und so manche Box (v.a. von Brilliant) wurde meinerseits einst geordert - und bei der Bestellung sah ich mich im Geiste schon genüsslich die Werke durchhören - um dann erstmal im Regal zu versauern. Der ein oder andere Silberling rotierte dann, mehr aus Pflichtbewußtsein denn Interesse, vielleicht mal nebenbei im Hintergrund.


    Dass curriculare Abhören habe ich inzwischen aufgegeben. Dennoch kaufe ich nach wie vor Boxen, meist sogar wegen eines einzigen Werkes, und dann störe ich mich nicht daran, dass viele CDs zunächst nicht gehört werden. Sie verfüg- und greibar zu wissen ist Teil einer besonderen Form der Vorfreude.

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Tja, lieber Kurzstückmeister, da sprichst du einen Aspekt an, den ich so noch gar nicht bedacht habe. Der Überblick lässt sich freilich leicht wahren, erwirbt man eine Box mit sämtlichen Werken eines Komponisten bzw. dessen Gesamtschaffen hinsichtlich einer bestimmten Werkgattung. Liegen alle Streichquartette Haydns im Regal, dann weiß man, wo man ein bestimmtes findet, so man es sucht. Anders sieht die Situation dann schon wieder in Sammlungen aus, denen ein anderes Auswahlkriterium zugrunde liegt. Werke eines bestimmten Solisten etwa oder einer bestimmten Epoche. Was in denen enthalten sind, hat man zumeist nicht im Kopf und dann kann es zu Dopplungen kommen.


    Aber die Thematik "Klassisch übersättigt" trägt in sich noch eine andere Fragestellung, die ich gern in den Raum stellen würde.
    Kommt es vor, dass ihr von klassischer Musik zuweilen übersättigt seit, insoweit ihr sie überhaupt nicht mehr hören wollt bzw. nicht mit Genuss hören könnt?

    "Geduld und Gelassenheit des Gemüts tragen mehr zur Heilung unserer Krankheiten bei, als alle Kunst der Medizin." (W.A. Mozart)

  • Kommt es vor, dass ihr von klassischer Musik zuweilen übersättigt seit, ihr sie überhaupt nicht mehr hören wollt bzw. nicht mit Genuss hören könnt?

    Hallo, Lynkeus


    Ja natürlich kommt so etwas vor. Nur kann man das nicht so global und generell sagen. Es betrifft dann wohl einzelne Stücke bzw. Werke, die man sich überhört hat, die man nicht (oder nicht mehr) mag und die man einfach nicht mehr hören kann und will. Um nur eines von manchen Beispielen zu nennen, den "Bolero von Ravel" kann ich nicht mehr hören! An sich eine gute und interessante Komposition, trotzdem finde ich den so was von abgedroschen und abgenudelt...
    Dagegen gibt es wiederum Werke, die man sich wohl nie überhört. Ich bin mir ganz sicher, meine Lieblingsoper "La Boheme" oder das "5. Klavierkonzert von Beethoven" werde ich mir nie überhören und immer mögen.
    Das ist aber auch bei anderen Musikrichtungen so. Wenn manchmal im Radio ein Titel aus früheren Zeiten erklingt, da staune ich kopfschüttelnd über mich selbst, was mir da mal so gefallen hat. Dagegen gibt es Hits, die mir wohl für ewig gefallen.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Auch ich habe schon manche Gesamtausgabe gekauft und jede von meinen etwa 1000 CDs mindestens zweimal gehört. Natürlich höre ich mir eine Gesamtausgabe nicht in einem Zuge an. Wenn ich einige Aufnahmen daraus gehört habe, wechsle ich und da ist meine Bandbreite, wie ich schon mehrfach geschrieben habe, recht groß. Zwischendurch höre ich also auch mal etwas ganz anderes, ehe ich mir nach Tagen weitere Teile der Gesamtausgabe zu Gemüte führe. Wenn ich dann bestimmte, schon ein- oder mehrmals gehörte Werke nach einiger Zeit wieder aus dem Regal hole, gefallen sie mir erneut. Ich bin eigentlich noch keiner CD überdrüssig geworden, gerade weil meine Sammlung so vielfältig ist und ich zwischendurch immer wieder in andere Richtungen wechsele.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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