Naxos und seine Nachahmer - Segen oder Fluch für die Klassische Musik

  • Hallo,


    Belächelt bis belacht von den Majors und vielen Musikfreunden, keinesfalls jedoch für konkurrenzfähig oder gar gefährlich eingestuft, wurde das Label naxos bei seiner Gründung vor etwa 20 Jahren.


    Nun, das Lachen ist allen Betroffenen inzwischen gründlich vergangen, ist doch naxos inzwischen eine der führenden Klassikproduzenten.


    Begonnen hat man mit "namenlosen" Interpreten und Orchestern aus dem Osten, sowohl dem fernen , als auch dem nahen.


    Eine naxos-CD war (auch bei mir) schon negativ beurteilt, bevor man sie überhaupt erst gehört hatte. Es fehlte dem Label einfach das "Flair" elitärer Marken und bekannte Interpreten.


    Jedoch der findige Klaus Heymann setzte auf drei Parameter:
    Budgetprice -Budgetprice -Budgetprice.


    Ja so sah man das bei der Konkurrenz. Aber genau das stimmte nämlich nicht.


    Budgetprice war tatsächlich der erste Parameter, und vielleicht auch der wichtigste. Aber allein damit bringt man kein Klassiklabel zum laufen.


    Der zweite Parameter war: Marktnische


    Naxos hatte ein Schwesternlabel Marco Polo (Vollpreis), das der "Endeckung" (daher der Name) selten gespielter Werke gewidmet war. Ich weiß nicht wie die Verkaufserfolge waren, jedenfalls entschloß man sich bei Naxos eines Tages, sich auch dem "Nischenrepertoire " zu wirdmen, mit Erfolg wie man sieht. Viele, kaum je auf Schallplatte oder CD erhältliche Werke waren plötzlich auf Naxos zu haben, zu einem Preis , der das Reinschnuppern in "Neuland" , seien es nun unbekannte Werke bekannter Komponisten, mittelalterliche Musik, Kleinmeister des Barock oder des Rokkoko, oder moderne Komponisten, verlockend machte.


    Der dritte Parameter war Kontakt und Imagepflege. Irgendwie ist es Klaus Heymann gelungen, die Musikkritiker davon zu überzeugen, daß naxos ein vollwertiges Label sei, nur eben preiwerter.
    Sie bewerteten die Billigproduktionen genauso streng, nach den selben Maßstäben wie ein CD eines Majors. Und es muß gesagt werden, naxos-CDs machten in dieser Hinsicht schon zu Beginn eine gute Figur.


    Etliche Künstler, vorerst noch unbekannt, wurden bald zu gesuchten Hauskünstlern des Labels Naxos.
    Irgendwann stießen dann auch bekanntere Interpreten dazu, als es (fast) kein Makel mehr war für naxos aufzunehmen, oder als es schwer war einen Plattenvertrag mit den einstmals Großen zu bekommen.


    Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
    Die Majors konnten Ihren Künstlern die bisherigen Gagen nicht mehr bezahlen. sie wanderten ab, oder wurden abgewandert.


    Das Angebot an "Außerordentlichem" wurde immer geringer, die Majors suchten nach "neuen" namenlosen Künstlern, die sie allerdings durch PR-Maßnahmen über Nacht zu Shootings-Stars hochzupushen versuchten, mit unterschiedlichem Erfolg, muß man sagen. (Für die soll man dann den selben Hochpreis berappen wie einst für die Spitzenkünstler)
    Gardiner, Koopman und Savall mussten sich selbständig machen um zu "überleben", Marriner, Norrington und Zinman, Zacharias, Lenonskaya
    und Bell arbeiten für Klein- bzw Budgetlabels, Solti, Karajan und Böhm, Klemperer, Szell und Dorati gibts zum Sonderpreis. - - Solange es sie überhaupt noch gibt.


    War naxos hier mit schuld? In meiner Jugend waren Schallplatten (gerechnet aufs Einkommen ebenso teuer wie heute, aber niemand beanstandete dies..........


    Naxos Aufnahmen sind nämlich durchaus gut, oft sogar sehr gut. Ein Flair des kostbaren, erlesenen, einzigartigen haben sie jedoch nicht und werden sie vermutlich auch nie haben....



    Was ist Euere Meinung ?


    Achtung !!
    Über die Veröffentlichungen von Naxos folgt sehr bald ein eigener Thread !!!


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht ungewohnt von mir, aber diesmal beschränke ich mich auf zwei Beispiele, anstatt mit Ausführungen und Erläuterungen zu argumentieren:


    Gestern endete die fast 8wöchige Kulturveranstaltung "ALLA TURCA" im Münsterland. Das fulminante Schlusskonzert gab in dem restlos überfüllten Kloster Gerleve Naxos«Perle» Idil Biret. Bevor sie sich jedoch an das Instrument begeben konnte, wurde sie von Naxos Deutschland ausgezeichnet für inzwischen mehr als 2 Millionen (in Zahlen: 2.000.000) verkaufter Tonträger.


    Eine kleine Reisegruppe ist unterwegs in Alaska. Wenn man die Gegend kennt oder sich Atlas/Straßenkarten ansieht, erkennt man schnell, daß Tankstellen dort sehr weit auseinander liegen. Beim nächstmöglichen Halt wird der Petrol Shop betreten - das einzige "Geschäft" weit und breit - und was steht mitten im Laden: eine Verkaufsbox mit Naxos CDs.


    Ich glaube, diese Beispiele sprechen für sich selbst.


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • NAXOS.
    Ein Segen für (meist junge) Leute,die sich teurere Aufnahmen nicht leisten können. Für mich geradezu ideal, wenn ich etwas aufm Klavier spiele und technisch nicht weiterkomme. Dann hole ich mir eine Naxos-CD. Die hilft mir dann weiter. Mal ist dann die Interpretation gut,oder schlecht. Aber das kann mir dann bei meinen Übungen egal sein.


    Was die bekannten Interpreten betrifft.
    Unterschätzt die bloss nicht! Nur weil sie nicht bei grossen Labels sind,heisst es noch lange nicht,dass sie schlecht und nicht berühmt sind.


    Der Geiger Dong - Suk Kang (Violine) ist in seinem Land sehr bekannt.
    Und die gute Idil Biret (Klavier) auch!


    übrigens: Die Ehefrau vom Naxosgründer,nishizaki, ist auch sehr berühmt und hat schon viele Aufnahmen gemacht (Violine).

  • Für mich ist Naxos ein Segen.


    Da ich mich überwiegend für Musik interessiere, die ich noch nicht kenne, bleiben bei mir in der Regel nur BIS, CPO, Naxos oder andere Kleinlabel übrig. Ich kaufe wenn es eben geht erstmal kein Hochpreis Label, da ich nicht weiss, ob ich mit dem Komponisten oder dem Werk überhaupt klar komme.
    MP3 Bruchstücke aus dem Netz sind für mich überhaupt nicht aussagekräftig.
    Natürlich habe ich mir in einigen Fällen bei Gefallen eine für mich bessere Interpretation gekauft, bin aber ehrlich gesagt mit Naxos weit weniger hereingefallen als mit einigen Aufnahmen der Hochpreis-Label. Einige finde ich sogar ausgesprochen gut (z.B. Bax Sinfonien).


    Grüsse
    Walter

  • komischerweise bieten grosse labels nicht so oft weltneuerscheinungen;ersteinspielungen an.


    da ist naxos schon viel,viel besser dran (obwohl denen noch jede menge an standardrepertoire fehlt)

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  • Zitat

    Original von Klassikliebhaber
    obwohl denen noch jede menge an standardrepertoire fehlt)


    Na, das muß ja auch nicht sein, das kriegt man dann halt woanders ;)

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich muss mal hier eine Lanze brechen für ein Label, das zunächst mal merkwürdig erscheint: Brillant Classics.


    Viel habe ich von denen nicht: Orgelwerke von Cesar Franck (Lizenz von Dorian), Sibelius-Sinfonien komplett (Lizenz von Berlin-Classic) und Bach-Cembalo-Werke (Eigenproduktion). Mal abgesehen davon, dass die Booklets nur einsprachig sind und die Aufmachung insgesamt nicht so hochwertig erscheint, finde ich alle drei Aufnahmen von bemerkenswert guter Qualität, sowohl technisch wie künstlerisch.


    Das Ganze zu einem Preis, für das man sich kaum einen Abend zu zweit in der Pizzeria leisten kann: Respekt!


    Es hat jedenfalls bewirkt, dass ich schon gezielt nach Brillant Classics Ausschau halte.


    Gruss,


    Hendrik

  • Hallo Hendrik,


    da rennst Du mit Deiner Lanze offene Türen ein :D


    Brillant hat einen festen Platz in meiner Sammlung. Habe gerade mal überschlagen, "Marktanteil" dürfte bei fast 10 % liegen. Z.B. gerade im Player Mendelssohns Paulus, ansonsten die Mahler-Sinfonien mit Inbal in der Sammlung, Dvorak, Strauss, Satie, ...
    Teilweise ist die Ausstattung zwar etwas spärlich, was mich aber nicht wirklich stört. Die Aufmachung der Cover ist nach meinem Geschmack oft besser als bei den "Großen", nur werden manchmal etwas merkwürdige Schriftarten verwendet, die selbst meine Lesebrille vor kaum lösbare Aufgaben stellen :(


    Gruß von Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Der Label-Inhaber von Brilliant ist Musiker und trifft in vielen Fällen eine gute Wahl. Da gibt es eine Menge wirklich erstklassiger Aufnahmen. Allerdings nicht alle, man muß wie überall etwas aufpassen.
    Aber Giles oder Richter als Lizenzaufnahme sprechen ja für sich, Mompous eigene Aufnahmen auch.


    Auf der homepage http://www.joanrecords.nl kann man zur Not auch nachschauen, welche Musiker welche Stücke innerhalb der größeren Boxen spielen.


    Aber zur Ausgangsfrage:


    Der Fluch:
    Wie sich das rechnet, weiß ich nicht. Mozart-Opern für 3,50 Euro, oder die 44 CDs mit allen Haydn-Sinfonien in der Fischer-Aufnahme für 49 Euro. Wie wollen da alle Beteiligten noch Gewinn machen?
    Jedenfalls sinkt dadurch natürlich auch die Bereitschaft woanders mehr Geld auszugeben.


    Der Segen:
    Es kaufen definitiv Käuferschichten, die garantiert keine Hoch-Preis-CDs kaufen. Und die finden dann vielleicht auch den Zugang zu Konzerten.


    Die Aufmachung war mir nie so wichtig, mir ging es immer mehr um die Qualität der Interpretation und des Klangs. Und Enttäuschungen kann ich da auch bei Hochpreis-Cds erleben.


    Naxos hat vor allem einen Qualitätssprung gemacht, nachdem gute Musiker ohne Plattenvertrag entdeckt haben, daß es als Werbemaßnahme in eigener Sache nicht schlecht ist, ein paar CDs aufzunehmen, Bernd Glemser etwa. Dem Lob für Dong-Suk Kang kann ich auch zustimmen, oder Robert Barto ist ein hervorragender Lautenist.

  • Sagitt meint:


    Brilliant , es wurde schon mehrfach betont, mit durchaus vertretbaren Aufnahmen herausgekommen. Ich hatte schon einmal auf die 40 CD-Kassette von Vivaldi verwiesen, bei der sie wohl an günstige Lizenzen gekommen sind und Aufnahmen herausbringen, die früher im Hochpreisbereich waren, etwa Trevor Pinnock. Gleiches bei Mozart-Opern, Cosi mit Kuijken oder Zauberflöte mit Mackarras waren einfach ziemlich teuer.


    Verweisen will ich hier auf die Gesamtaufnahme der Bach-Kantanten, die vor wenigen Jahren u.a. in einer Drogeriekette vermarktet wurden. Ein unglaubliches Unterfangen. Wo Rilling,Harnoncourt oder Leonhardt Jahre für brauchen, wird bei brilliant classics innerhalb eines Jahres herausgebracht. Keine großen Namen, aber eine gute Grundlage die Kantaten und die dort verborgenen Schätze kennen zu lernen.Klanglich durchaus vertretbar führt Jan Peter Leussink seinen Knabenchor durch die Kantantenvielfalt. Konkurrenzlos und unbedingt für denjenigen zu empfehlen, der das Werk erst einmal kennenlernen will.

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  • Zitat

    War naxos hier mit schuld? In meiner Jugend waren Schallplatten (gerechnet aufs Einkommen ebenso teuer wie heute, aber niemand beanstandete dies..........


    Leicht daneben gegriffen! ;) Um 1970 kostete eine Vollpreis-LP öS 150,--, Mitte der 70er 180,--. Indexmäßig hochgerechnet ergäbe dies heute einen Vollpreis jenseits der 30 Euro! Dann könnten die Plattenfirmen wegen Konsumentenverweigerung endgültig zusperren.
    Wie Realitätsfern die Plattenbosse agierten, zeigt ein Beispiel, das ich vor gut zehn Jahren in Erfahrung brachte. Wie vielerorts schon vergessen, war die Musikkassette einst eine sehr schön sprudelnde zweite Einnahmequelle für die Plattenkonzerne (vor allem für mobile Geräte und Autoradios). Die CD zeigte dann die Grenzen der MC zu deutlich auf und man suchte nach einem Nachfolger. Wie so häufig kam es auch hier zu einem Formatstreit (MD/Sony - DCC/Philips), der die Umstellung auf Jahre verzögerte. Als dann offensichtlich die MD den Sieg errungen hatte, träumten die Plattenbosse von MD-Verkäufen um 15 Euro das Stück (die Qualität der komprimierten MD-Aufnahme ist nur wenig schlechter als die der CD und angeblich dem Großteil der Kunden gut genug), und die 'audiophile' CD sollte auf 25 Euro das Stück angehoben werden. Dummerweise überkreuzten sich diese Pläne mit der bereits eintretenden Rezession der Plattenverkäufe, so dass die Träume tatsächlich Schäume wurden...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


    Einmal editiert, zuletzt von Theophilus ()

  • Fall es noch eines Beweises bedurfte, dass Naxos (mit seinen Unterlabeln) mittlerweile ein Majorlabel ist: Mittlerweile werden ältere Naxos-Aufnahmen von Brilliant Classics lizensiert (Kuchars Aufnahmen mit dem Ukrainischen Sinfonie- oder Rundunksinfonieorchester). :D


    Im Ernst: Naxos hat den meisten großen das Fürchten gelehrt. Aus dem urspünglichen Ramsch-Image ist mittlerweile ein strahlender Stern geworden, der, wie alle anderen Label auch, Volltreffer und Mist veröffentlicht. Eigene Künslter sind zu Stars geworden, diverse Gesamtaufnahmen (Bruckner, Sibelius) brauchen den Vergleich mit den Angeboten von DG etc. nicht zu scheuen. Und dann natürlich das vermeintliche Nischenrepertoire, das - wenn man keine bekannten Künstler hat - von den Majors gemieden wird, wie der Teufel das Weihwasser umgeht. Dazu dann nach die liebevoll restaurierten historischen Aufnahmen oder die - anscheindend jetzt auch in Europa erhältliche - Serie mit amerikansicher jüdischer Musik (Milken Archive), bzw. die Serie mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.


    Das große Fusionsfieber und das Labelsterben der letzten Jahre sind in meinen Augen daher auch eher eine Reaktion auf die hervorragende Politik von Naxos, Brilliant und den diversen Speziallabeln (Hyperion, Chandos, Naive) etc. als ein Anzeichen für eine Klassikkrise.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo Thorsten,


    Wenngleich in Deinem Beitrag viel wahres geschrieben wurde, ganz einverstanden bin ich mit Deiner Sichtweise nicht.


    Sicher hat Naxos das Preisniveau gesenkt. Sicher hat Naxos gut Mittelklasse zu bieten.


    Wenn man Aussagen im Internet Glauben schenken darf, dann werden die Künstler teilweise lediglich an den Einnahmen beteiligt, eine angemessene fixe Gage bekommen sie nicht, zuumindest hat ein Interpret dieses Labels das via Internet behauptet. Somit trägt das unternehmerische Risiko zum Großteil der Künstler


    Dazu kommt daß Spitzenkünstler, wie beispielsweise J.Levine aus den Katalogen verschwinden, weil sie zu teuer sind. Sie schließen eben keine Plattenverträge mehr ab.


    Ein Herr von Karajan würde heute entweder in Eigenregie oder überhaupt nicht aufnehmen.



    Weniger positiv beurteile ich da schon Brill*nt. Eigentlich werden da hauptsächlich Aufnahmne angeboten, wo der eigentliche Produzent Schiffbruch damit erlitten hat. Es ist keine Kunst Lizenzen von mehr oder wenig gescheiterten Produktionen zu erwertben, uind die dann zu verschleudern.


    Alles in allem ist es eine Abkehr von Elite-Einspielungen, aber gerade die sind es die überleben: Das Elitäre halt ich (ich weiß da gibt es viel Widerspruch) für einen unverzichtbaren Motor:


    Am Beispiel der Salzburger Festspiele und der Wiener Staatsoper, Bayreuth etc. ist das gut zu sehen: Während andere, teilweise sogar subventionierte Opernhäuser, Orchester etc. ums überleben kämpfen,
    sind die Lxusveranstaltungen ausverkauft, )die Wiener Philiharmoniker sind subventionsfrei, nachdem sie freiwillig darauf verzichtet haben)


    Eine Nivellierung des Tonträgermarktes, so glaube ich wird auf lange Sicht gesehen, jene Kunden vergraulen, die die eigentliche Stütze des Klassikmarktes sind.


    Naxos-gut und schön (ich besitzte über 200 von diesem Label). Aber fragt mal Brendel , ob er für Naxos spielen würde ?


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ehrlich gesagt kann ich nichts wirklich Schlechtes an der derzeitigen Entwicklung des klassischen Tonträgermarktes finden. Wie viele künstlerisch überflüssige Aufnahmen wurden noch in den 80er und frühen 90er Jahren von den "Majors" herausgehauen. Da veröffentliche Herr Domingo jedes Jahr mindestens 2 neue Aufnahmen (oft zusammen mit Herrn Levine auf dem Gelbetikett) von Opern, die er 10, 15 Jahre vorher (mit besserer Stimme) schon einmal aufgenommen hatte. Das mag seine Hardcore-Fans entzückt haben, aber wirkliche Meilensteine waren das oftmals nicht. Oder man denke an den Hype um Cheryl Studer, die Anfang der 90er auf fast jeder neuen Operngesamtaufnahme vertreten zu sein schien. Auch hat mich die Dominanz des ewiggleichen Kernrepertoires bei den großen Firmen schon immer gestört. Immer wieder wurde auf die gleichen angeblichen "Zugpferde" gesetzt und der "Starrummel" durch teure Werbekampagnen angeheizt.


    Doch spätestens mit dem Tod Soltis ist die Zeit der Pultcharismatiker vorbei und das Starmarketing kommt beim Verbraucher nicht mehr an. Die Aufnahmen von Abbado, Barenboim, Mehta, Muti usw. spielen kaum mehr ihre Kosten ein, weil sie oft wie Blei in den Regalen liegen bleiben. An der Spitze der heutigen Musikunternehmen stehen popsozialisierte Betriebswirtschaftler und nicht mehr musikbegeisterte Klassikliebhaber. Da wird dann eben mit spitzem Bleistift gerechnet und umsatzschwache Künstler müssen gehen. Doch der Markt schafft sich auch hier eine Lösung. Entweder machen sich Orchester und Künstler mit eigenen Labels selbständig oder unterschreiben bei kleineren Firmen zu wesentlich weniger lukrativen Konditionen. Auch das finde ich nicht schlimm. Wer sagt denn, daß große Künstler unbedingt Multimillionäre sein müssen (Karajan mit ca. 250 Millionen Euro Vermögen bei seinem Tode war wohl eine große historische Ausnahme). Vielleicht wird auch Herr Brendel irgendwann keine Wahl mehr haben...


    "Eliteaufnahmen" sind für mich nicht notwendigerweise diejenigen, welche bei vermeintlich "auratischen" Labels wie DG, EMI oder Decca erscheinen, sondern solche, die künstlerisch sorgfältig produziert und erstklassig interpretiert werden. Der Jacobs-Figaro ist für mich eine solche Aufnahme, auch, wenn er "nur" bei harmonia mundi erschienen ist. Solange es solche Spitzenaufnahmen gibt, ist mir um den Klassikmarkt insgesamt nicht bang. Es ist gut, daß die Macht des "Majors" gebrochen wurde.


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Naxos-gut und schön (ich besitzte über 200 von diesem Label). Aber fragt mal Brendel , ob er für Naxos spielen würde ?


    Brendel mag eine Ausnahmeerscheinung sein, da er sich auch "Hochpreis" recht gut verkauft.
    Andere Künstler, mehrfach wurde es erwähnt, verkaufen sich längst nicht mehr "en paasant", weswegen sie vom Plattenmarkt fast oder ganz verschwunden sind.


    Naxos und Co. geben zum einen jungen oder jüngeren Künstlern die Möglichkeit, sich zu präsentieren oder aber warten inzwischen selbst mit sehr prominenten Namen auf.


    Zum Beispiel der fliegende Holländer, der 1992 mit dem damals bereits recht bekannten Peter Seiffert als Erik aufwarten konnte oder Fidelio, 1998 aufgenommen und mit Inga Nielsen, aber insbesondere mit Gösta Winbergh als Florestan, Alan Titus als Pizarro und Kurt Moll als Rocco mehr als prominent (und sehr gut) besetzt.


    Stanislaw Skrowaczewski und David Zinman sind zwar keine omnipräsenten Pultstars, aber durchaus sehr bekannte Namen, die für Arte Nova aufnehmen und zum Teil für Furore sorgten.


    Ebenfalls die Komponisten Bruckner und Beethoven sind es, die auch bei Naxos herausragende Sinfonie-Zyklen hervorbrachten, bessere Rachmaninow-Klavierkonzerte als mit Bernd Glemser am Klavier wird man kaum finden.


    Es ist beileibe nicht nur Mittelmaß, das sich bei Naxos oder Arte Nova findet, aber wenn ich schon Gefahr laufe, Mittelmaß zu erwerben, dann lieber für 5 oder 6 € als für 15 oder 20.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Lieber Alfred,


    ein heißes Eisen, dieses Thema. Und eines, das man nicht mit einer Antwort abhandeln kann. Von daher kommen vielleicht noch ein paar Ergänzungen von mir.


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Hallo Thorsten,


    Sicher hat Naxos gut Mittelklasse zu bieten.


    Da ist mittlerweile auch viel Spitzenklasse dabei. Aufnahmen, nach denen sich die Majors die Finger lecken, von Künstlern, die sie gerne unter Vertrag hätten.


    Zitat

    werden die Künstler teilweise lediglich an den Einnahmen beteiligt, eine angemessene fixe Gage bekommen sie nicht. Somit trägt das unternehmerische Risiko zum Großteil der Künstler


    Ob das noch bei allen so ist? Oder wissen wir, ob die Majors den Künstlern noch eine Gage zahlen, wenn sie nicht exklusiv für das jeweilige Label aufnehmen? Ob ein Wolf Harden (Pianist des Trio Fontenay) seine Aufnahmen für Naxos so günstig für diese Firma gemacht hat weiß ich nicht. Zweifelhaft finde ich es aber, wenn für eine Aufnahme des Royal Scottish National Orchestra von Chandos 20 Euro, von Naxos nur 6 Euro gefordert werden. Der Händleranteil ist prozentual der gleiche, die reinen Aufnahmekosten (exklusive Künstlergagen) auch und ich glaube nicht, dass die Plattenfirma weniger als 10 Euro von der Differenz einsackt. Die Künstler bekommen also auch da noch sehr wenig.


    Zitat

    Dazu kommt daß Spitzenkünstler, wie beispielsweise J.Levine aus den Katalogen verschwinden, weil sie zu teuer sind.


    Wenn ich es mir leicht mache, verweise ich auf Angebot und Nachfrage. Soll Levine doch billiger werden, dann wird er auch wieder aufnehmen. Vielleicht ist er aber nich das richtige Beispiel. Seine relativ billig zu erwerbenden Aufnahmen auf Oehms Classics sind nicht sonderlich berühmt. Von daher ist eher der Vollpreis zu hinterfragen, der von DG etc. für manch durschnittliche Scheibe gefordert wird.


    Zitat

    Weniger positiv beurteile ich da schon Brill*nt. Eigentlich werden da hauptsächlich Aufnahmne angeboten, wo der eigentliche Produzent Schiffbruch damit erlitten hat.


    Stimmt nicht. Die paar Lizenzausgaben von Denon oder Nimbus sind nur ein geringer Anteil. Mittleweile gibt es eine ganze Menge Exklusivkünstler bei Brilliant, diverse zeitlich begrenzte Lizenzen (von Ensayo etwa) oder aber nach marktwirtschaftlichen Prinzipien geschlossene Verträge (Brilliant hat für den Schostakowitsch-Zyklus von Barschai einfach mehr geboten als andere Interessenten).


    Zitat

    Alles in allem ist es eine Abkehr von Elite-Einspielungen, aber gerade die sind es die überleben: Das Elitäre halt ich (ich weiß da gibt es viel Widerspruch) für einen unverzichtbaren Motor


    Elitär für mich nur im Sinne von exzellenter musikalischer Qualität. Das gelbe Eckchen macht eine Mistaufnahme nicht einen Deut besser, warum soll ich also mehr dafür bezahlen? Auch würde Barschais Schostakowitsch nicht besser, wenn er auf EMI veröffentlicht würde. Wenn der in ein oder zwei Jahren auf einmal zum Vollpreis verkauft würde, hätte das nicht mit Elitismus sondern nur noch mit Kundenverarsche zu tun.


    Zitat

    Am Beispiel der Salzburger Festspiele und der Wiener Staatsoper, Bayreuth etc. ist das gut zu sehen: Während andere, teilweise sogar subventionierte Opernhäuser, Orchester etc. ums überleben kämpfen


    Das ist relativ zu sehen. Da sind viele "ich will gesehen werden", "die muss man einmal gesehen haben"-Zuhörer dabei. Leute, die mit der Musik nichts am Hut haben, aber dazugehören wollen. Obwohl die Klassik ja nur einen kleinen Anteil des Tonträgermarktes ausmacht, sind diese Veranstaltungen gesellschaftlich hoch angesiedelt. Und sie überleben auch wegen ihrer elitären Qualität - da wird halt oft (nicht immer) große Kunst geboten. Übrigens sind die Salzburger Festspiele massiv subventioniert - von internationalen Konzernen, von Einzelnpersonen, deren Büste dann im Foyer aufgestellt wird. So wird in den Staaten seit Jahren verfahren und ich halte das, begrenzt, nicht für die schlechteste Praxis.


    Zitat

    Eine Nivellierung des Tonträgermarktes, so glaube ich wird auf lange Sicht gesehen, jene Kunden vergraulen, die die eigentliche Stütze des Klassikmarktes sind.


    Also mir ist es egal, was auf der CD draufsteht, solange elitäre Qualität drin ist. Und ich glaube damit gehöre ich zur Mehrheit der Klassik-Stammkunden. Und genau deshalb liegt es an den Majors, ihre Strategie zu überdenken. Sonst einer der beiden letzten freien Majors (Warner oder EMI) irgendwann von Naxos geschluckt - das Geld dazu haben die schon lange.


    Zitat

    Naxos-gut und schön (ich besitzte über 200 von diesem Label). Aber fragt mal Brendel , ob er für Naxos spielen würde ?


    Brendel ist wie schon von angemerkt einer der wenigen Sonderfälle. Ein Exklusivkünstler, der nur für eine Firma aufnimmt, dessen Aufnahmen weggehen wie warme Semmeln - wie auch die von Argerich oder früher Karajan, Bernstein, Solti etc. Ob Brendel jedoch in fünf Jahren (wenn er noch spielt) auch noch die Möglichkeit hat, für Phillips aufzunehmen, bleibt abzuwarten.

    Gruß,
    Gerrit

    Einmal editiert, zuletzt von Gerrit_Stolte ()

  • Hallo,


    ob nun Naxos, Deutsche Grammophon.... Sony.... EMI...... Philips... etc. ist mir eigentlich vom Label hergesehen von nicht allzu großer Bedeutung.


    Ich beschrieb hier im Forum einmal eine kleine Institution aus Detmold..... Dabringhaus und Grimm....
    mit welch köstlichen Nischen-Interpreten sie sich im Markt behaupten können.
    Die Preisgestaltung von diesem Unternehmen ist als moderat anzusehen.....


    So kann ich die Aufgeregtheit der meisten Zensoren über Naxos nicht nachvollziehen.


    Entscheidend ist doch der künstlerische Wert und Inhalt einer Aufnahme... sie zu verstehen... und geniessen zu können..... gekauft von welchem Label ist in meinen Augen zweitrangig anzusehen....


    Grüße aus Spenge
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Ich konnte jetzt nicht exakt feststellen, worauf sich Alfred's Hinweis bezog, dass "die Künstler teilweise lediglich an den Einnahmen beteiligt sind, eine angemessene fixe Gage jedoch nicht bekommen."


    In Bezug auf Naxos ist vielleicht doch noch Aufklärung notwendig.
    Alle Künstler erhalten eine fixe Gage für ihre Aufnahme, am Erfolg bzw. auch Misserfolg sind diese nicht beteiligt.
    Das mag sich hart oder gar ausbeuterisch anhören, nicht aber, wenn man die Hintergründe und auch Auswirkungen beleuchtet.


    Ein Tag im Tonstudio kostet nicht gerade wenig, nicht immer ist eine CD in ein oder zwei Sitzungen eingespielt. Nachbearbeitungen, Schnitt etc. sind ebenfalls recht aufwändig. Der kleinste Teil ist die Pressung nebst Booklet, wiederum äußerst umfangreich wie kostenintensiv die Werbung und der Vertrieb.


    Bei dem Katalog, den Naxos aufgebaut hat, gibt es unzählige Aufnahmen, die vielleicht nicht einmal annähernd die Produktionskosten decken, andere sind Dauerbrennen und verkaufen sich weltweit in erheblichen Stückzahlen.
    Siehe hierzu meinen ersten Hinweis zu Naxos über Biret und 2.000.000 verkaufter CDs nebst Beispiel über den Vertrieb. "Hauspianist" Jando liegt mittlerweile bei weit über 3 Mio. verkaufter Tonträger.
    Bei einem der großen Label hätten Biret und Jando mit Sicherheit wesentlich mehr verdient, aber bestimmt nicht diese Stückzahlen veräußern können.


    Die drei Klaviersonaten von Boulez - und hier handelt es sich bekanntermaßen um zeitgenössiche, nicht gerade sehr zugängliche Musik - haben sich trotzdem in den ersten Wochen nach Veröffentlichung bereits mehr als 20.000 fach verkauft. Ich glaube, selbst Brendel mit ähnlichem Repertoire, würde eine solche Marke hier nicht erreichen können...


    Biret erhält von "Fans" aus den entlegendsten Gegenden der Welt emails und Post und sehr oft sind Orte dabei, die man selbst in großen Atlanten nicht finden kann. Trotzdem ist es selbst dort möglich, eine Naxos CD zu erwerben. - Mit solch einer Vertriebsstruktur kann kein anderes Label aufwarten.


    Was hat denn ein Künstler eines bekannten Labels davon, wenn seine CD sich vielleicht durchschnittlich mit 5.000 Stück verkauft ?
    Sicherlich eine höhere Gage, vorausgesetzt er hat einen größeren Bekanntheitsgrad. Mit Sicherheit aber weniger Konzertverpflichtungen, es sei denn, er ist wiederum derart "wichtig", dass er von der Labelwerbung gepuscht wird (siehe Yundi Li, Lang Lang & Co.) - und genügend dumme bzw. unerfahrene Käufer wird es immer geben.


    Ein Naxos-Künstler hat weltweit einen wesentlich größeren Bekanntheitsgrad und Nimbus und dies führt meistens zu mehr Engagements und weiteren Verpflichtungen. Selbst dann, wenn die großen Konzertagenten noch immer nicht aufgewacht sind, und Künstler von "Billiglabeln" nicht einladen wollen/dürfen.
    Ein Großteil der Naxos-Interpreten erhält jedoch Engagements selbst in den entlegendsten Gegenden der Welt und hat mehr Erdteile und Länder besucht, als ein Künstler eines der ehemaligen Major Labels.


    Von dieser Allianz profitieren somit nicht nur das Label und der Künstler, sondern ausnahmsweise auch der Hörer durch die niedrigen Verkaufspreise, die in anderer Konstellation nicht möglich wären.


    Sicherlich wären die einen oder anderen Infos/Hintergründe detaillierter zu erläutern, aber im großen und ganzen denke ich, kann jeder nachvollziehen, worauf es hier ankommt.
    Klaus Heymann, der Gründer von Naxos, hat zur richtigen Zeit den richtigen Weg beschritten und sein Erfolg gibt ihm eindeutig recht.
    Sowohl "seine" Künstler als auch die Kundschaft halten zu ihm und es dürfte wesentlich mehr Interpreten geben, die lieber für Naxos aufnehmen würden als mit einem inzwischen wertlosen "Exklusivvertrag" bei einem großen Label in eine ungewisse Zukunft zu gehen.

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Zitat

    Original von reklov29
    Entscheidend ist doch der künstlerische Wert und Inhalt einer Aufnahme... sie zu verstehen... und geniessen zu können


    O jeh, das ist eine Behauptung die bei uns zu Hause einen Streit verursachte.
    Letztendlich waren wir alle damit einverstanden, daß "geniessen" entscheidend sein muß.
    Ohne etwas zu verstehen von Technik, kann man trotzdem etwas genießen. Auch wenn das (vielleicht) "freie Interpretation" des Musikers war.


    Man kann ein Gemälde auch bewundern ohne Ahnung von Still, Farben usw zu haben.

  • Gäbe es Naxos oder Eloquence nicht hätte ich mir niemals auch nur eine CD gekauft.


    Ich bin nunmal nur ein kleiner armer Schüler der 12. Stufe und seltenst in der Lage CDs zum Vollpreis zu ergattern.
    10 € hat man immer mal in der Tasche wenn man so durch den Plattenladen läuft und so wurde ich auch verleitet mir für 9.99 € eine CD mit Chopins Walzern (die damals gerade spielte) zu kaufen.
    Und so haben mich Billiglabels zum CD sammeln verleitet :D


    Übrigens, ich finde sogar dass manche Interpreten der "Billiglabels" mit so manchem "Vollpreiskünstler" mit halten können, ja sie sogar übertreffen.

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  • Für mich ist Naxos unverzichtbar: um in Neues hineinzuhören. Wenn es ein Fehlgriff ist, macht es wegen des Preises nichts. Gefällt die CD, muss man aber auch feststellen, dass etliche Einspielungen ( Kliegel , Scherbakow; Biret etc ) sich nicht zu verstecken brauchen, sondern durchaus einen Standard liefern, der sehr oft Geschmack auf mehr macht.
    Cum grano salis liegt man mit Naxos selten falsch.

  • Salut,


    das Wirtschaftsmagazin brand eins hat einen Artikel von Ingo Petz über das Label NAXOS publiziert. Dieser Artikel ist auch [mit freundlicher Genehmigung :D ] im NAXOS-Katalog 2006/2007 abgedruckt.


    Ich finde den Artikel sehr spannend und hochinteressant. Darin u.a. ein Bericht von Helmut Müller-Brühl, Kölner Kammerorchester; daraus [freundliche Genehmigung vorausgesetzt!]:


    [...] Es gab damals Gespräche mit den Großen, die aber wollten mir vorschreiben, was ich zu tun habe. Bei NAXOS bin ich mein eigener Herr. Ich kann meine CDs selbst produzieren und planen. ICh kann im Prinzip aufnehmen, was ich will. So habe ich mir meinen Traum erfüllt. [...]


    Wer den Artikel nicht kennt, sollte sich den 2006/2007er NAXOS-Katalog besorgen, sehr lesenswert. Ganz beiläufig kann man dann noch Stöbern...


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ulli schrieb:


    Zitat


    (...) das Wirtschaftsmagazin brand eins hat einen Artikel von Ingo Petz über das Label NAXOS publiziert. Dieser Artikel ist auch [mit freundlicher Genehmigung :D ] im NAXOS-Katalog 2006/2007 abgedruckt.


    Ich finde den Artikel sehr spannend und hochinteressant. Darin u.a. ein Bericht von Helmut Müller-Brühl, Kölner Kammerorchester; daraus [freundliche Genehmigung vorausgesetzt!]:


    [...] Es gab damals Gespräche mit den Großen, die aber wollten mir vorschreiben, was ich zu tun habe. Bei NAXOS bin ich mein eigener Herr. Ich kann meine CDs selbst produzieren und planen. ICh kann im Prinzip aufnehmen, was ich will. So habe ich mir meinen Traum erfüllt. [...]


    Wen's interessiert: Hier ist der Link zum Artikel.



    Gruß


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Es zeigt sich, dass Naxos hier insgesamt ausgesprochen gut wegkommt. Schade! Es kommt meines Erachtens darauf an, was man von einem Label erwartet. Keine Frage: Naxos ist ungewöhnlich aktiv, veröffentlicht wie am Fließband, Standardrepertoire, Randrepertoire, historische Aufnahmen etc. etc., eigentlich alles bis auf Pop (stimmt wahrscheinlich nicht mal). Naxos ist ein enzyklopädisch angelegtes Label, das heißt man verfolgt dort offenbar das Ziel, jeden, aber auch jeden bekannten, halbbekannten, unbekannten oder vielleicht irgendwann mal bekannt werdenden Komponisten zu veröffentlichen, und zwar am Besten mit seinem Gesamtwerk. Ich halte diesen Ansatz für völlig verfehlt, denn von einem guten Label erwarte ich ebenso wie von einem guten Verlag mehr, nämlich die Arbeit an einem eigenen Profil oder an einem Kanon, der sich organisch weiterentwickelt. Nehmen wir die alte DG: Die hat auf einen Kanon reagiert, ihn auch mitgeprägt. Das mag oft ein wenig langweilig gewesen sein, weil man sich überwiegend auf bekanntem Terrain bewegte, aber es war wichtig und richtig, denn über einen solchen Kanon verständigte sich das Publikum und vergewisserte sich in kultureller, ästhetischer etc. Hinsicht seiner selbst. Wenn also die DG 15 Interpretationen von Beethovens Fünfter führte und dann Hartmanns Sechste veröffentlichte, dann hatte Letzteres eine andere Bewandnis, als wenn Naxos Hartmanns Gesamtwerk raushaut, weil er jetzt eben dran ist (wonach geht man bei Naxos eigentlich? das Alphabet ist es wohl nicht). Was ich über die DG gesagt habe, gilt natürlich für viele andere Label ebenso. Anderes Beispiel: HatArt. Ein Label mit unverwechselbarem Profil, was das Repertoire, die Gestaltung usw. angeht. HatArt bringt praktisch ausschließlich neue und neueste Musik (und Jazz) heraus - Feldman, Cage, Wolff, Brown, Tenney, Scelsi etc. Das hat mit Kanon nichts zu tun. HatArt macht also das, was auch Naxos macht, nämlich bislang kaum je zu hörende Musik verfügbar zu machen. Aber wie groß ist der Unterschied! Bei Labeln wie HatArt habe ich den Eindruck, dass die Leute, die dahinter stehen, an diese Musik wirklich glauben. Sie vermitteln ganz bewusst mit der Gesamtanmutung ihrer CDs, mit ihrem sorgfältig entwickelten Gesamtprogramm eine Idee, die sich auf die einzelnen Werke, die sie herausbringen, überträgt und neue, interessante Zusammenhänge stiftet. Und das gilt für solche wunderbaren Label wie Accent, Alpha, Mode, Wergo, Raumklang etc. etc. ebenfalls. Bei Naxos keine Spur davon. Um ein Label wie Naxos zu betreiben, muss man meines Erachtens nicht allzuviel Ahnung von Musik haben und Begeisterung, Idealismus sind schon gar nicht erforderlich (auch wenn all das bei Herrn Heymann im Übermaß vorhanden sein mag). Das Label selbst vermittelt keine Idee von Qualität, bezieht keinen Standpunkt, Dvorakts Neunte wird grundsätzlich in ebensovielen Interpretationen angeboten wie Stokowskis Bach- und Purcell-Bearbeitungen, grundsätzlich nämlich in einer (die historischen Aufnahmen lasse ich hier mal außer acht). Zur Marketing-Idee bei Naxos gehört es wohl, aus dieser Indifferenz irgendwie eine Tugend zu machen. Ich finde das aber nur ärgerlich und dieses Flächenbombardement an Neuveröffentlichungen absolut uninspirierend.


    Das Bemerkenswerte daran ist, dass das alles überhaupt nichts mit dem Preis zu tun hat, denn diese enzyklopädische Herangehensweise können wir auch bei anderen Labels beobachten. So entwickeln sich beispielsweise BIS, MDG, Chandos und Hyperion in eine ähnlich bedenkliche Richtung. In nicht allzu ferner Zukunft wird das Programm von, sagen wir, BIS und Naxos wahrscheinlich ziemlich austauschbar sein, außer dass BIS etwas mehr skandinavische Künstler, Naxos etwas mehr osteuropäische oder ostasiatische haben wird.


    Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich besitze einige Naxos-CDs und ich höre sie regelmäßig, denn es sind gute, teilweise sehr gute Aufnahmen darunter. Aber dennoch: Als Label ist Naxos für mich nicht interessant.


    Herzliche Grüße


    Stephan

  • Na, hier höre ich die Einwände schon purzeln :D


    Zitat

    Es kommt meines Erachtens darauf an, was man von einem Label erwartet


    Genau. Und ich erwarte keine Erstellung eines Kanons oder eines Profils. Ohne Naxos hätte ich von einigen Komponisten aus dem 18. Jahrhundert nicht einen Ton gehört. Ob ich dafür lieber ein profilierteres Label hätte? Auf keinen Fall.
    Ich finde es widersprüchlich, Naxos gute Aufnahmen zu attestieren und gleichzeitig die Herangehensweise zu kritisieren. Gefällt mir eine Naxos-Aufnahme (und das tun nicht alle, aber auch garantiert nicht alle DG-Aufnahmen), dann gehe ich davon aus, dass die, die sie produzierten auch dahinter standen. Und wenn nicht, ist es mir auch egal, denn Hauptsache, sie gefällt mir. Die kritisierte Indifferenz wird durch meine Auswahl völlig aufgehoben...

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  • Ungeteilte Zustimmung habe ich auch nicht erwartet. Wahrscheinlich stehe ich mit dieser Ansicht allein auf weiter Flur. Macht nix. Übrigens habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Auch ich erwarte nicht von einem Label, dass es einen Kanon herausbildet, denn das dürfte mehr oder weniger unmöglich sein. Zu dessen Entwicklung bzw. Weiterentwicklung gehört wohl etwas mehr und es ist denkbar, dass ein Label hier einen gewissen Beitrag leistet oder auf ihn reagiert, nicht mehr. Natürlich kann man sich auch auf den Standpunkt stellen, dass so etwas wie ein Kanon unwichtig ist oder vielleicht sogar störend, aber das dürfte ein Irrtum sein.


    Ziehen wir doch mal die Parallele zum Verlagswesen. Wenn Suhrkamp eine wichtige Rolle spielt oder gespielt hat - oder Fischer oder Cotta oder Die Andere Bibliothek oder Göschen oder Reclam -, dann bestimmt nicht, weil sie alles gedruckt haben, was bei drei nicht auf den Bäumen war. Nehmen wir Diogenes: Ein toller Verlag, der Modernes und Klassiker druckt. Aber zum Glück kommt da keiner auf die Idee, den Preis kräftig herabzusetzen und nun alles an Literatur auf den Markt zu werfen, was älter als zwanzig Jahre und mit dem Urheberrecht vereinbar ist. Nein, zu einem guten Verlag und zu einem guten Klassiklabel gehört für mich schon etwas mehr.


    Stephan

  • Geht es dann um die musikalische Entsprechung der Suhrkamp-Kultur? Nun, der Anspruch sei Dir sicherlich unbenommen...
    Wie gesagt, ich bin froh, dass ich einfach Dinge hören kann, die ein etwas excluxiverer Zugang wahrscheinlich verunmöglicht hätte (mein Gott, ich hab endlich "verunmöglicht" geschrieben)... Wenn Reclam zum Beispiel Swifts Tonnenmärchen herausbringt, dann finde ich das toll. Würde Naxos das als Buch rausbringen hätte ich damit auch kein Problem. Oder gar Bastei? :D
    Hauptsache, es ist mir möglich, das Buch zu lesen...

  • Zitat

    Original von St.Nitschmann
    veröffentlichen, und zwar am Besten mit seinem Gesamtwerk. Ich halte diesen Ansatz für völlig verfehlt, denn von einem guten Label erwarte ich ebenso wie von einem guten Verlag mehr, nämlich die Arbeit an einem eigenen Profil oder an einem Kanon, der sich organisch weiterentwickelt. Nehmen wir die alte DG: Die hat auf einen Kanon reagiert, ihn auch mitgeprägt. Das mag oft ein wenig langweilig gewesen sein, weil man sich überwiegend auf bekanntem Terrain bewegte, aber es war wichtig und richtig, denn über einen solchen Kanon verständigte sich das Publikum und vergewisserte sich in kultureller, ästhetischer etc. Hinsicht seiner selbst. Wenn also die DG 15 Interpretationen von Beethovens Fünfter führte und dann Hartmanns Sechste veröffentlichte, dann hatte Letzteres eine andere Bewandnis, als wenn Naxos Hartmanns Gesamtwerk raushaut, weil er jetzt eben dran ist (wonach geht man bei Naxos eigentlich? das Alphabet ist es wohl nicht). Was ich über die DG gesagt habe, gilt natürlich für viele andere Label ebenso.


    Wann sollte obiges für die DG gegegolten haben? von 1950 bis 1970 vielleicht, für Archiv Produktion noch ein wenig länger. Der Rest war weitgehend Marketing für Mainstream. Den "Kanon" aus Verdi, Beethoven usw. hat im Traum nicht DG gemacht. Und sie haben auch nicht Stockhausen dadurch kanonisiert, dass sie seine Musik aufgenommen haben.
    Mir fällt auf Anhieb kein einziges Werk, kein einziger Komponist ein, das oder der der DG seine Aufnahme in ein breiteres musikalisches Bewußtsein verdankt, aber da mag ich mich täuschen (wie gesagt, vielleicht ein paar Sachen, die Fricsay o.ä. in den 50er als erstes überhaupt eingespielt hat, aber das ist wirklich ein halbes Jahrhundert her). o.k. Henze ist mir jetzt noch eingefallen, der vielleicht. Und später einige Ausgrabungen von Goebel, wie Heinichen. Oder wen/welches Stück hast Du im Blick?


    Zitat


    Um ein Label wie Naxos zu betreiben, muss man meines Erachtens nicht allzuviel Ahnung von Musik haben und Begeisterung, Idealismus sind schon gar nicht erforderlich (auch wenn all das bei Herrn Heymann im Übermaß vorhanden sein mag).


    Ich glaube, Du unterschätzt massiv, wieviel Arbeit und Auswahl in dem "einfach alles aufnehmen" steckt. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das bei Naxos genau läuft, aber es ist klar, dass jemand auswählen muß, denn es gibt sehr viel mehr Musik als bei Naxos eingespielt wird Es gibt inzwischen ja sowohl Übernahmen anderer Label oder z.B. die Strawinsky-Aufnahmen, die Robert Craft wohl zuerst auf eigen Kosten produziert hatte als auch Kooperationen mit Deutschlandfunk oder dieser Stiftung für Amerikan. Musik. Entweder Heymann selbst oder Mitarbeiter müssen durchaus eine Idee/ein Gespür haben, was sich hier lohnen könnte. Sie sind zumindest bisher schlau genug, sich bei Barock- und Renaissancemusik, wo es viele spezialisierte und profilierte Labels gibt, zurückzuhalten.


    Es stimmt natürlich, dass hyperion, Wergo, BIS u.ä. ein sehr viel schärferes Profil haben. Aber bei den alten Majors sehe ich solch ein Profil nicht, was nicht ausschließt, dass sie es vor 30 Jahren gehabt haben mögen. Und den Anspruch des Nischenlabels hatte Naxos nie; es startett klar als "Billiglabel" für Mainstream. Darüber ist es gewiß hinausgewachsen.


    viele Grüße


    JR (der auch kaum Naxos-Cds hat, weil er sich eben hauptsächlich für mainstream interessiert)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Salut,


    Zitat

    Original von St.Nitschmann
    Es zeigt sich, dass Naxos hier insgesamt ausgesprochen gut wegkommt. Schade!


    Ja, schade, dass Du das schade findest.


    Zitat

    Naxos ist ein enzyklopädisch angelegtes Label, das heißt man verfolgt dort offenbar das Ziel, jeden, aber auch jeden bekannten, halbbekannten, unbekannten oder vielleicht irgendwann mal bekannt werdenden Komponisten zu veröffentlichen, und zwar am Besten mit seinem Gesamtwerk.


    Nochmal schade, dass NAXOS es eben leider [noch?] nicht [ganz] tut. Insbesondere das mit den vielleicht irgendwann mal bekannt werdenden Komponisten haut leider nicht hin...


    Zitat

    Wenn also die DG 15 Interpretationen von Beethovens Fünfter führte


    Das wäre für mich z.B. völlig uninteressant, denn mir reicht von Beethovens 5ter eine Aufnahme, vielleicht eine zweite [in weiter Ferne]. Ich würde geradezu aufschreien, wenn ein Label [nur angenommen!] einmal im Monat eine neue CD herausbringt und das wäre nur "Krempel", den ich eh schon habe und gar nicht mehr hören mag...


    Zitat

    Um ein Label wie Naxos zu betreiben, muss man meines Erachtens nicht allzuviel Ahnung von Musik haben und Begeisterung, Idealismus sind schon gar nicht erforderlich


    Och, das würde ich so nicht sagen... ein lustloser Eisverkäufer, der grimmig dreinblickt wird auch bei tollstem Sommerwetter auf seinem Eis sitzen bleiben. NAXOS hat, das wissen wir alle, gute und schlechte Editionen, wobei das meiste auch wieder reine Geschmacksache ist. Ich habe jedenfalls jede Menge NAXOS-CDs in meiner Sammlung, wo ich ohne mit der Wimper zu zucken dafür gerade stehen kann, dass hier mit Ahnung, Begeisterung und Idealismus musiziert wurde - und in diesen Fällen sind auch die Booklets zumeist anständig.


    Zitat

    Ich finde das aber nur ärgerlich und dieses Flächenbombardement an Neuveröffentlichungen absolut uninspirierend.


    Ich finde es gerade inspirierend, ENDLICH alle möglichen Komponisten kennen lernen zu dürfen, von denen man früher nur in verstaubten Büchern lesen konnte - wenn überhaupt. Was nützen die Noten und Namen in einer wundervollen Bibliothek?


    Zitat

    So entwickeln sich beispielsweise BIS, MDG, Chandos und Hyperion in eine ähnlich bedenkliche Richtung.


    Was mich wiederum sehr erfreut, denn dann sind z.B. die für mich schlechten NAXOS-Einsielungen durch andere - vielleicht bessere - zu ersetzen.


    =)


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von jpsa


    Was hat denn ein Künstler eines bekannten Labels davon, wenn seine CD sich vielleicht durchschnittlich mit 5.000 Stück verkauft ?
    Sicherlich eine höhere Gage, vorausgesetzt er hat einen größeren Bekanntheitsgrad. Mit Sicherheit aber weniger Konzertverpflichtungen, es sei denn, er ist wiederum derart "wichtig", dass er von der Labelwerbung gepuscht wird (siehe Yundi Li, Lang Lang & Co.) - und genügend dumme bzw. unerfahrene Käufer wird es immer geben.


    Ein Naxos-Künstler hat weltweit einen wesentlich größeren Bekanntheitsgrad und Nimbus und dies führt meistens zu mehr Engagements und weiteren Verpflichtungen. Selbst dann, wenn die großen Konzertagenten noch immer nicht aufgewacht sind, und Künstler von "Billiglabeln" nicht einladen wollen/dürfen.
    Ein Großteil der Naxos-Interpreten erhält jedoch Engagements selbst in den entlegendsten Gegenden der Welt und hat mehr Erdteile und Länder besucht, als ein Künstler eines der ehemaligen Major Labels.


    Hallo,


    ich antworte mit grosser Zeitverschiebung auf diesen Beitrag, weil eben der Thread heute wiederbelebt wurde. Ich kann die Aussage über Bekanntheitsgrad und Nimbus der Naxos-Künstler überhaupt nicht nachvollziehen: Naxos hat betreibt doch letztlich eine No-Name-Politik, d.h. Künstler werden überhaupt nicht herausgehoben. Biret une Jando sind auf Konzertbühnen höchst selten zu sehen. Ein hervorragander Pianist wie Bernd Glemser wird nicht von grossen Orchestern eingeladen, usw.


    Das (ökonomische) Problem mit Naxos ist doch, dass den Künstlern nur sehr wenig bezahlt wird. D.h der Interpret wird die Naxos-CD aufnehmen, um seine Arbeit dokumentiert zu sehen, oder weil er sich davon anderweitige Vorteile verspricht (ich sage nicht, dass das bei einigen Hochpreis-Labels anders ist). Die CD-Einspielung als Einnahmequelle entfällt für den Künstler, und er muss seinen Lebensunterhals sonstwie verdienen (Lehre, Festanstellung im Orchester etc.). Anders ausgedrückt: Naxos CDs sind subventioniert und damit nur scheinbar billig. Aber immerhin ist der Kauf einer Naxos CD eine Möglichkeit, sich ein paar Steuergroschen zurückzuholen :D .


    Beste Grüsse,


    Jürgen

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