Carl Reinecke (1824-1910) war einer der umtriebigsten deutschen Musiker des 19. Jahrhunderts, von 1860-95 war er z.B. Chef des Gewandhausorchesters in Leipzig, die Liste seiner Schüler ist lang und eindrucksvoll, u.a. Max Bruch, Edvard Grieg, Leos Janacek, Julius Röntgen, Emil von Reznicek und Felix Weingartner zählten dazu. Reinecke war mit Mendelssohn, Schumann und Brahms befreundet und dürfte fast jeden bedeutenden Musiker des 19. Jahrhunderts gekannt haben.
Als Komponist war er ebenfalls überaus produktiv, 288 Werke mit Opusnummer hinterliess er. Er hat seine Bedeutung als Komponist auch bescheiden und realistisch eingeschätzt: "Die Zeit mäht rasch die Kunstwerke hin, die nicht gerade einem genialen Schöpfer entstammen, ein solcher bin ich nicht."
Was aber nicht bedeuten muss, das alle seine Werke uninteressant und wertlos sind. Die Symphonien z.B. fand ich mehr als hörenswert und durchaus mit denen von Joachim Raff vergleichbar.
Dank des cpo Labels liegen jetzt auch die 5 Streichquartette vor, die zeitlich die gesamte Schaffensspanne Reineckes umfassen, vom op. 16 des 19-Jährigen bis zum vorletzten Werk op. 287. Reinecke stammte aus einer Musikerfamilie und spielte schon als Jugendlicher nicht nur Klavier, sondern auch Geige und Bratsche und lernte so im häuslichen Umfeld bereits die Quartettliteratur von Mozart und Beethoven kennen, somit ist eher verwunderlich dass er "nur" 5 Werke hinterlassen hat.
Streichquartett Nr. 1 op. 16 (1843)
Streichquartett Nr. 2 op. 30 (1851)
Streichquartett Nr. 3 op 132 (1874)
Streichquartett Nr. 4 op 211 (1890)
Streichquartett Nr. 5 op 287 (1891)
Reinecke war keine Experimentierer und Innovator, alle fünf Werke sind klassisch 4-sätzig und bewegen sich stilistisch zwischen der BEiträgen von Mendelssohn und Schumann und denen von Brahms.