La Fanciulla del West, Premiere Leipzig 29.09.18

  • Eine kurze Anmerkung:
    Puccini gibt es ja als Garant für ein einigermaßen ausgelastetes Haus allerorten. Allerdings fristet die "Fanciulla" eher ein Schattendasein, haftet ihr doch das Odium des "Westernkitsches" und einer gewissen musikalischen "Sperrigkeit" an. Dass man dem Stück damit Unrecht tut, war gestern in Leipzig zu erleben.
    Die Premiere wusste musikalisch und szenisch in allen Belangen zu überzeugen. Die Rollen hervorragend bis in die kleinsten Nebenrollen besetzt, am Pult eines hervorragend aufgelegten Gewandhausorchesters der GMD persönlich (eigentlich eher Spezialist für Wagner und Strauss)und der einmal mehr hervorragende Leipziger Chor.
    Die Inszenierung (Cusch Jung) so plausibel, dass man weder Italienischkenntnisse noch die Übertitel brauchte; eine hervorragende Personenregie gerade in den schwierigen Massenszenen zu Anfang und am Ende, und das Ganze behutsam aber völlig werktreu in ein Minerszenario des 20 Jahrhunderts gestellt, mit dem peinliche Westernfolklore vermieden wurde.
    Die Premiere wurde zu Recht stürmisch gefeiert. Ich kann jedem Opernfreund nur empfehlen, diese wirklich in jeder Hinsicht überzeugende Realisierung dieses leider seltenen Gastes auf den Bühnen in Leipzig zu besuchen.
    Mehr: http://www.lvz.de/Nachrichten/…der-Oper-Leipzig-gefeiert
    PS
    Noch ein Tip für Operntouristen: Neben den 2 Ringzyklen 2019, und dem neuen "Holländer" im März plant Leipzig das Projekt "Wagner22"; alle Wagneropern in 3 Wochen. Ist wohl bald buchbar.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Lieber Misha,


    Danke für deine Schilderung. Ich kenne die Inszenierungen aus der Scala mit Placido Domingo und die aus Wien mit Jonas Kaufmann als Dick Johnson (Ramerrez) , die ich auch beide nicht als "peinliche Westernfolklore" empfinde, und habe beide auf DVD. Und ich freue mich schon auf die Übertragung aus der MET am 27.10.18, ebenfalls mit Kaufmann.
    Mir ist unverständlich, warum diese Oper beim Publikum so wenig bekannt ist und seltener als Bohème, Tosca, Butterfly und Turandot gespielt wird.
    Ich habe mich in der letzten Saison erkundigt, ab wann die Vorstellungen gebucht werden können und sofort am ersten Buchungstag zugeschlagen, weil ich in der vergangenen Saison Karten für die Bohème - trotz zweier vorgesehener großer Kinosäale - nicht mehr bekommen konnte. Solche bekannten Standardwerke, wie z.B. auch die Aida sind meist sofort ausgebucht. Für die "Fanciulla" ist nur ein Saal vorgesehen. Aber der ist erfreulicherweise (bis auf die unterste Reihe) voll ausgebucht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)