Albert Ketèlbey – Kitschfabrikant oder verkanntes Genie?


  • Albert William Ketèlbey, geboren am 9. August 1875 in Aston, Birmingham, gestorben am 26. November 1959 in Cowes, Isle of Wight, war ein englischer Komponist, Dirigent und Pianist.


    Ketèlbey wurde insbesondere als Komponist sog. "leichter klassischer Musik" berühmt. Zudem schrieb er Filmmusik, erst für Stummfilme, ab den späten 1920er Jahren auch für Tonfilme.


    Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Ketèlbey von Columbia Records sogar als "Großbritanniens populärster Komponist" bezeichnet. Sein größter Erfolg war das orientalisch angehauchte "In a Persian Market" von 1920.



    In einer Ära, in der das Interesse für den Orient einen neuen Höhepunkt erreichte, erzielte er mit weiteren derartigen Werken wie "In a Chinese Temple Garden" (1923) und "In the Mystic Land of Egypt" (1931) Bestseller um Bestseller. Bis Ende der 20er Jahre war Ketèlbey der erste britische Komponist, der es zum Millionär brachte.


    Daneben profilierte er sich durch britische Themen wie in der "Cockney Suite" (1924) und komponierte zeremonielle Musik für das Königshaus wie den Marsch "With Honour Crowned" zum silbernen Thronjubiläum von Georg V. (1935), der den Komponisten sehr schätzte.


    Während des Zweiten Weltkrieges sank seine Popularität und nahmen auch seine originellen Ideen allmählich ab. In einer Zeit, in der sich das Britische Empire im Niedergang befand, kamen seine exotischen Melodien, die zur letzten Blüte des Kolonialismus passten, immer weniger an. Viele seiner Nachkriegswerke sind Umarbeitungen älterer Stücke. Er wurde von der BBC zunehmend ignoriert und starb Ende 1959 verarmt und fast vergessen im Alter von 84 Jahren an Herz- und Nierenversagen.


    In den letzten Jahren setzte indes wieder eine gewisse Ketèlbey-Renaissance ein. So wurde in einer Abstimmung der BBC zu den hundert besten Melodien sein "Across the Meadows" (1921) auf Platz 36 gewählt. 2009, im Jahre seines 50. Todestages, wurde bei den BBC Proms erstmals ein Ketèlbey-Werk – "In a Monastery Garden" von 1915 – bei der Last Night of the Proms aufgeführt.



    Zuletzt der Hinweis auf eine exzellente Website, die Ketèlbey gewidmet ist: http://www.albertketelbey.org.uk/




    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe mir, anlässlich dieses Threads soeben (ausser Programm gewissermaßen) die beiden "Hauptwerke"
    "In a Persian Market" und "In a moastery Garden" angehört.
    Man mag lachen - aber ich habe zahlreiche Assiziazionen entwickelt, die vielleicht nicht korrekte waren, die sich mir aber ungefreagt aufdrängten.
    So wurde ich beim Einsatz des Chores im "Persischen Markt" unwillkürlich an " den"Ägyptischen Marsch" von Johann Strauß mit Chor des jeweiligen Orchesters erinnert.
    Ich verlinke hier zu einer Aufnahme - nein nicht mit den Wiener Philharmonikern, die sind für diese Stück - vor allem gesanglich - zu brav.

    da
    Ich hörte aber auch Anklange zu Rimsyky-Korsakoff (Capriccio Espagnoll)
    Wie dem auch sei - Die internationale Klassikmafia hat längst den Stab über Ketelbey gebrochen, kein Musiklexikon, kein Konzertführer findet ihn einer Erwähnung wert.
    Schon im Einführungs Beitrag konnte man unterschwellig lesen warum

    Zitat

    "Großbritanniens populärster Komponist"


    nicht etwa , "bedeutendster". Großbritanniens Komponisten sind ja weltweit auch nicht besonders gefragt, zumindest waren sie das viele Jahre nicht


    Ich würde Ketelbeys Musik als Filmmuisik einstufen - und zwar als erstklassige.
    Damit hat sich vermutlich in der Blütezeit des Films mehr verdienen lassen als mit "echter" Klassik
    Den Anhängern der "Avantgarde " mut dieser Komponist ja ebenfalls ein Dorn im Auge gewesen sein....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !