MEYERBEER, Giacomo: ROMILDA E COSTANZA

  • Giacomo Meyerbeer ( 1791 – 1864 )
    Romilda e Costanza


    Melodramma semiserio in zwei Akten
    Libretto: Gaetano Rossi
    Originalsprache: Italienisch


    Uraufführung: Padua 1817


    PERSONEN DER HANDLUNG
    Teobaldo, Fürst der Provence, Tenor
    Retello, sein Zwillingsbruder, Bass
    Romilda, Tochter des Herzogs der Bretagne, Mezzosopran
    Lotario, Graf von Cisteran, Tenor
    Costanza, seine Tochter, Sopran
    Albertone, Kastellan von Senanges, Bass
    Annina, seine Nichte, Sopran,
    Pierotto, Teobaldos Jugendfreund, Bass
    Ugo, Knappe Teobaldos, Bass
    Adlige, Ritter, Soldaten, Wachen, Dienstboten, Volk


    Ort und Zeit der Handlung: Aix en Provence und Senanges, Mittelalter


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    1. Bild: Halle im Palast der Grafen in Aix en Provence
    Die Bewohner schmücken den Palast und freuen sich auf den Fürsten Teobaldo, der siegreich aus der Bretagne zurückkehrt. Zu ihnen gesellt sich auch Pierotto mit seiner Braut Annina.
    Dann tritt Retello mit Albertone auf. Retello ist über die Rückkehr seines Bruders nicht beglückt. Er fürchtet, dass dieser das fürstliche Erbe ihres verstorbenen Vaters antreten könne. Seine Eifersucht verbirgt er nicht vor Albertone und hat auch einen Plan, wie er seinen Bruder loswerden könne. Da er vermutet, dass Pierotto, der jetzt auf die Szene kommt, etwas von dem Gespräch vernommen habe könne, will er diesen entfernen, indem er ihm den Posten des Kastellan von Senanges anstelle von Albertone anbietet, den er für höhere Aufgaben vorgesehen hat.
    Als alle – außer Albertone und Retello – gegangen sind, erfahren wir von diesen noch, dass die Tochter des Grafen Lotario, Costanza, den Fürsten Teobaldo liebt. Sie gehen ab.
    Nun tritt Costanza mit ihrem Gefolge auf. Sie zweifelt, dass ihre Liebe von Teobaldo erwidert wird. Sie hat einen Brief erhalten, dass dieser sich in die Tochter des besiegten Herzogs der Bretagne, Romilda, verliebt habe und diese ihm nach Aix en Provence folge.
    Ihr Vater, Lotario kommt und sie zeigt ihm den Brief. Er versucht, sie zu beruhigen: Teobaldo könne dann nicht Fürst der Provence werden, weil sein verstorbener Vater dies unter der Bedingung verfügt habe, dass er Costanza heirate.
    Als Teobaldo mit großen Gefolge auftritt, zieht sie sich in den Hintergrund zurück. Teobaldo wird begrüßt und sein Sieg bejubelt. Er betrauert den Tod seines Vaters, der während seiner Abwesenheit gestorben ist.
    Dann begrüßt er Lotario als den Freund seines Vaters und dieser ihn als zukünftigen Schwiegersohn. Auch Costanza kann ihre Zuneigung nicht verbergen, was Teobaldo in Verlegenheit bringt.
    Die Anwesenden verlassen den Raum und Costanza – mit Teobaldo allein geblieben – fragt ihn, ob er ihr nichts zu sagen hätte. Doch er umgeht die Antwort.
    Sein Knappe Ugo verkündet, dass ein Page namens Adelio ihn zu sprechen wünsche, und geht dann wieder. Der eintretende Page ist die verkleidete Romilda. Als sie Teobaldo fragt, ob er sie nicht wiedererkenne, wird er noch verlegener, was Costanza nicht entgeht.
    In einem Terzett drücken alle ihre innere Unruhe aus („Que barbaro tormento“). Schließlich verabschiedet sich Costanza.
    Romilda bittet Teobaldo um eine Erklärung. Er gesteht, dass er Costanza versprochen war, ehe er sie, Romilda, kennengelernt habe. Sie fürchtet, dass er zu dieser zurückkehren könnte. Doch er schwört, dass er nur mit ihr als Gattin den Thron besteigen oder mit ihr zusammen sterben werde.
    Pierotto kommt herbei, um Teobaldo zu seiner Hochzeit einzuladen. Dieser erteilt ihm jedoch den Auftrag, so schnell wie möglich mit Adelio (Romilda) nach Senanges zurück zu kehren und ihn (sie) dort zu beschützen.
    Als Teobaldo gegangen ist, weigert sich Romilda, mit Pierotto nach Senanges zu gehen. Sie erklärt ihm schließlich, dass sie bleiben wolle, weil Teobaldo durch seinen Bruder in Gefahr sei, und er gibt nach. Sie gehen nach verschiedenen Seiten ab.
    Retello kommt mit Albertone und erklärt diesem, dass er schon Gegenmaßnahmen vorbereitet habe, falls das Testament des Vaters seinen Bruder begünstige. Seinem Komplizen verspricht er ein Ministeramt, wenn er Fürst wird.


    2. Bild: Im Thronsaal des Palastes
    Der Hofstaat – darunter Romilda (immer noch als Adelio verkleidet) – und Costanza versammelt sich zur Testamentseröffnung. Teobaldo kommt mit Ugo, Retello mit Albertone. Die Brüder nehmen auf dem Thron Platz. Lotario, der das versiegelte Testament bewahrt, fordert die Brüder auf, dem Willen des Vaters Gehorsam zu schwören. Retello verspricht den Gehorsam, ohne dass er zu schwören bereit ist. Teobaldo schwört. Dann verliest er den letzten Willen des Vaters. Dieser vermacht Retello mehrere Grafschaften und Teobaldo bestimmt er zu seinem Nachfolger als Fürst der Provence. Weiterhin hofft er, dass Teobaldo in der Provinz gesiegt habe. Aus politischen Gründen solle er aber nicht – wie er es sich ursprünglich gewünscht habe – Costanza, sondern die Tochter des Herzogs der Bretagne, Romilda, heiraten, damit er den Herzog an sich binde und künftige Feindseligkeiten verhindere.
    Alle sind erstaunt über diese Aussage. Adelio (Romilda) ist natürlich erfreut, Costanza entsetzt.
    Lotario aber will sich diese Beleidigung seiner Tochter nicht gefallen lassen. Er droht Teobaldo. Auch Retello mischt sich ein: er werde Romilda heiraten. Da gibt Teobaldo bekannt, das Romilda bereits seine Ehefrau sei. Lotario lässt seine Garde aufmarschieren, die Retello als neuen Fürst der Provence ausruft. Es kommt zum Kampf zwischen den Brüdern, der hinter der Bühne weitergeführt wird, während Adelio (Romilda) und Costanza allein bleiben und um das Schicksal Teobaldos, der zahlenmäßig unterlegen ist, bangen.
    Retello und Lotario bringen den gefangenen Teobaldo herein. Retello beordert Albertone, ihn ins Gefängnis zu sperren. Der Akt endet mit dem Ausruf aller: „Oh Tag des Schreckens“


    ZWEITER AKT
    1. Bild: Vor der Burg in Senanges
    Pierotto, der hierhin geschickt wurde und von den zwischenzeitlichen Ereignissen in Aix en Provence nichts weiß, erwartet seine Hochzeit mit Annina, die heute stattfinden soll. Er begegnet Albertone, doch dieser verschweigt ihm die Verhaftung Teobaldos.
    Die Hochzeitsgäste kommen. Zwei Bauernmädchen führen Annina herbei. Alle lassen das Brautpaar hoch leben.
    Der Jubel wird plötzlich durch düstere Klänge unterbrochen. Soldaten unter Führung von Lotario bringen einen vermummten Gefangenen herbei. Es ist Teobaldo, der verzweifelt den Namen Romildas ruft, jedoch von Pierotto und den Hochzeitsgästen nicht erkannt wird. Die Hochzeitsgesellschaft zeigt zunächst Mitleid mit dem Gefangenen, zieht dann aber fröhlich ab.
    Retello und Costanza kommen mit Garden und werden von Lotario begrüßt. Lotario und Retello drängen Costanza, die erlittene Beleidigung zu rächen. Doch diese möchte allein gelassen werden.
    Nachdem alle gegangen sind, drückt sie in einer Arie ihre Verzweiflung aus.
    Der Brautzug kommt zurück. Pierotto und Annina berichten ihr, dass ein Gefangener gebracht wurde und dieser den Namen Romilda gerufen habe. Das facht die Eifersucht Costanzas an. Verzagt geht sie mit den Hochzeitsgästen und Annina ins Haus.
    Romilda, immer noch als Page Adelio verkleidet und daher von Pierotto unerkannt, eilt herbei, und berichtet ihm von der Verhaftung Teobaldos. Sein Knappe Ugo vermute, dass er nach Senanges gebracht wurde. Auf ihre Bitte hin eilt Pierotto in die Burg, um die Identität des Gefangenen zu erfahren.
    Costanza tritt wieder auf. Sie lässt sich immer noch durch die Verkleidung Romildas täuschen. Da sie erkannt hat, dass sie Teobaldo noch immer liebt, verspricht sie dem Pagen, alles zu tun, um ihn zu retten. Dafür verspricht Adelio (Romilda), ihr ihre Rivalin (also sich selbst) auszuliefern.
    Nachdem die beiden Frauen abgegangen sind kommen Retello, Lotario und Albertone mit Garden aus dem Schloss. Die beiden versuchen, Albertone zu überreden, Teobaldo zu Tode zu bringen, indem er ihn im Dunkel zu einer Falltür führe, wo dieser dann in die Tiefe falle. Anfangs zögerlich, lässt er sich schließlich überreden, dass dies dem Heil des Landes diene. Nach dem Abgang der beiden animiert zudem der Chor der Garden Albertone: Dies sei eine hohe Ehre für ihn. Dann verlassen sie die Bühne.
    Adelio (Romilda), Costanza und später Pierotto betreten die Bühne. Pierotto hat erfahren, dass es Teobaldo ist, der auf der Burg eingesperrt wurde. Leider konnte er den genauen Ort nicht ermitteln. Dazu ersinnt er eine List: Er lässt zuerst Costanza eine bekannte Ballade singen, die aber keine Antwort erhält. Dann singt Adelio (Romilda) und man hört aus dem Verlies die Antwort Teobaldos. In einem Quartett danken die vier Gott, dass er noch lebt.
    Glücklicherweise hat Pierotto für diesen Turm einen Schlüssel und befreit Teobaldo. Doch in diesem Augenblick taucht Albertone auf und schlägt Alarm. Retello und die Wachen eilen herbei. Er will seinen Bruder töten, aber Romilda zieht das Schwert und wirft sich dazwischen. Als nun die Wachen auf Romilda eindringen, gibt Teobaldo, um sie zu retten, ihre Identität bekannt. Nun weiß Costanza, dass der Page ihre Rivalin ist und dringt auf sie ein. Doch Retello entwaffnet sie. Teobaldo wird erneut gefangen genommen und abgeführt.


    2. Bild:Abgelegener Teil des Schlosses mit Ruinen und angrenzendem Park
    Ugo schleicht vorsichtig heran. Er hat Anhänger Teobaldos gesammelt und beobachtet nun, wie Retello den zögernden Albertone drängt, den Mord zu möglichst schnell zu begehen. Als diese nach verschiedenen Seiten abgegangen sind, geht Ugo fort, um die Getreuen zu holen und das Schloss anzugreifen.
    Mutlos kommt Romilda auf die Szene und drückt in einer Arie ihre Verzweiflung aus (Se il fato barbaro). Als sie Ugo und die Soldaten herankommen sieht, schöpft sie neue Hoffnung. Sie entscheidet sich, gemeinsam mit ihnen Teobaldo zu befreien oder zu sterben. Alle folgen Romilda, die sie führen will.
    Albertone meldet Retello den Vollzug der Tat. Da stürzt Lotario herbei und berichtet, dass die Burg von Anhängern Teobaldos umstellt sei. Auch Costanza eilt hinzu und fordert ihren Vater auf, sich zu retten, Retello beschimpft sie als Tyrannen. Jetzt nähern sich von einer Seite Pierotto mit bewaffnetem Landvolk, von der anderen Ugo und Romilda mit den Soldaten. Ugo nimmt Retello gefangen und will ihn töten. Doch Romilda drängt sich dazwischen; ihr gehöre die Rache für den Tod ihres Gatten. Nun beschuldigt Retello Albertone, er habe Teobaldo ohne seinen Befehl getötet. Er spiegelt vor, dass er sich seinen Bruder zurückwünsche, den er um Vergebung bitten wolle.
    Da erscheint zur Überraschung aller Teobaldo auf der Szene. Albertone bekennt, dass er Teobaldo verschont und ihn gerettet habe. Retello bittet jetzt tatsächlich um Vergebung und Teobaldo vergibt ihm. Lotario schwört Teobaldo Treue und auch Costanza verzeiht ihm, will ihre Liebe unterdrücken und schließt mit Romilda Freundschaft. Im Jubel Aller endet die Oper.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Anmerkung:
    Von dieser Oper gibt es bisher leider keine Einspielungen. Einzig das Terzett aus dem ersten Akt (Que barbaro tormento) fand ich auf folgender CD und auf youtube
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    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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