Seefestspiele in Mörbisch 2018 - Gräfin Mariza

  • Hallo liebe Taminos,


    Endlich finde ich wieder einmal die Zeit in das schöne Forum zu schauen und auch selbst wieder einmal einen Beitrag zu verfassen.
    Nach einem wilden Semester, voller Proseminararbeiten, Praktika und zu verfassenden Bachelorarbeiten, möchte ich meine zum Teil freie Zeit im Juli nutzen, um euch meine Eindrücke von den Seefestspielen in Mörbisch mitzuteilen. Dieses Jahr stand die Operette "Gräfin Mariza auf dem Programm.
    Ich habe mich schon das ganze Semester, weil ich wusste, das ich mit meiner Tante zur Premiere gehen würde, darauf gefreut und ich wurde nicht enttäuscht.
    Die wunderbare Kulisse mit dem See im Hintergrund und dem Sternenhimmel über uns, eine russische Bekannte kam dann auch noch mit, fanden wir uns auf unseren Sitzplätzen ein.
    Ins Auge gestochen, ist natürlich sofort das Bühnenbild, mit der größten Geige der Welt, die sich während des Stücks entfaltete und den Blick auf die Innenräume des Schlosses von Gräfin Mariza freigab. Das Bühnenbild, die Kostüme, es war wunderbar, einfach so, wie man es sich eigentlich vorstellt. Ungarische Trachten auf der Bühne und ein Schloss, dass auch ausgesehen hat wie ein Schloss. Das ist ja leider eine Seltenheit, in der Staatsoper und anderen Opernhäusern wird man, so meine bescheidene Sichtweise, ja zunehmend mit den kaum anzusehenden Regieideen "kreativer" Köpfe belästigt und von Schönheit ist dann auf der Bühne nichts mehr zu sehen (Parsifal in der Pathologie oder sonstiger Unsinn), ich mags halt gerne klassisch, so wies im Libretto steht und das vom Komponisten auch vorgesehen war.
    Doch wie gesagt, ganz anders ist das in Mörbisch. Das Schloss darf einfach ein Schloss sein, die Gräfin einfach eine Gräfin, der Fürst einfach ein Fürst und auch die Kostümbildner haben nicht plötzlich gemeint, das Stück in irgend eine andere Zeit transferieren zu müssen, nein, ungarische Trachten, der (vermeintliche) Verwalter trug einen Anzug wie man ihn sich eben bei einem Verwalter vorstellt und das Schloss war einfach ein Schloss. Ach, ich träume noch immer von dem Bühnenbild und den tollen Kostümen, dazu noch die Wasserspiele und das Feuerwerk.
    Gesanglich und musikalisch ist die Operette von Emmerich Kálmán schon von Grund auf ein, na sagen wir Knüller, ein Ohrwurm jagt in dieser Operette den nächsten.
    Vida Mikneviciute gab eine tolle Mariza, beeindruckend auch, dass sie wie viele der Schauspieler gut den ungarischen Akzent machen konnte, was einfach noch mehr in das Gesamtbild passte.
    Horst Lamnek als Fürst Populescu war außerordentlich unterhaltsam, sein rumänisch/ungarischer Akzent sehr überzeugend, ebenso Baron Zsupàn der von Christoph Filler sehr unterhaltsam gespielt wurde.
    Graf Tassilo, von Roman Payer bei der Premiere gesungen, gab den stattlichen (vermeintlichen) Verwalter und überzeugte mit seinem Gesang, vor allem seine Körpersprache war sehr gut, man hatte den Eindruck eines selbstischeren Mannes, der es eben auf sich nimmt als Verwalter zu dienen um seiner Schwester die Hochzeit zu finanzieren, von Anfang an, einfach eine beeindruckende Darbietung.
    Die meisten Lacher bekam gegen Ende natürlich Penizek, der Diener von Fürstin Bozena Cuddenstein, es war wirklich zum schießen :-D
    Der einzige Punkt, der vielleicht etwas zu kritisieren ist, war, das die Soundanlage am Anfang sehr gehallt und die Musik etwas hölzern geklungen hat, was dann aber mit voranschreiten der Operette abnahm.


    Alles in allem, kann ich nur jedem empfehlen, nach Mörbisch zu fahren und sich das Ganze selbst anzusehen, euch erwartet ein Abend mit toller Kulinarik, an einem schönen See mit einer wahnsinnig schönen Operette, hinreißend und ja, ich denke das ist das perfekte Wort, liebevoll inszeniert!


    Lg. Stefan


    Die gößte Geige der Welt - Gräfin Mariza

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Lieber Traubi,
    gestatte mir, Dich zu beneiden!! Ich war schon in Mörbisch, allerdings außerhalb der Festspielzeit, kenne das tolle Ambiente, die zauberhaften Dörfer im Burgenland mit ihrer weinhaltigen und südländisch anmutenden Luft, den Blick über das Schilf und über den See. Nur keine Aufführung war mir beschieden.


    Und genau wie Dir würde mir die Bühnendarstellung zusagen, wie mir auch (nicht jeden Tag) Operette zusagt. Es ist einfach schön, unterhaltend, man kann sich erfreuen, man kann abschalten und für eine Zeit vergessen, was die Welt um uns herum täglich für häßliche Dinge zu bieten hat. Ich habe auch mehrere Aufführungen aus Mörbisch im TV gesehen, teilweise aufgezeichnet, und habe auch einige DVD´s.
    Dein Bericht ist einfach Klasse, und wer jetzt darüber meckert, daß Mariza nicht im Schützengraben spielt und offensichtlich jede sozialkritische oder umweltkritische Deutung vermißt, der würde mir leid tun, weil er einfach nicht nur genießen kann. Danke ganz herzlich!!!
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Aber gehört nicht diese Gräfin Mariza zu der ausbeutenden Klasse,sie zwingt doch ihren Verwalter geradezu, aus der arbeitenden Bevölkerung das Letzte herauszuhohlen, um mit ihresgleichen in Saus und Braus leben zu können. Und nachdem die Tante alles gerettet hat, wird der gräfliche Verwalter wohl das prozzige Leben weiterführen wie vorher.


    Und darüber soll ich mich amüsieren??? Pfui Teufel!

  • Aber lieber Erich, dir scheint es heute Abend nicht gut zu gehen!
    Die Operettenfreunde können sehr wohl differenzieren zwischen Sein und Schein, jetzt hast du Traubis schönes Erlebnis vergällt. Musste das sein ?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Erich,
    auch ich war über Deinen Beitrag erschrocken! Macht nichts, jeder hat mal einen schlechten Tag. Und sollte Dir mein Beitrag mißfallen haben, macht das nichts, ich stecke das weg. Aber Traubis Begeisterung hat wohl einen Dämpfer erhalten.
    Übrigens ist für mich der Besuch einer Operette immer ein Versuch, die täglichen sich häufenden schlechten Nachrichten zu vergessen und einfach abzuschalten.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • meine Lieben
    Die Fähigkeit, Ironie ohne Beifügung diverser Smileys als solche zu erkennen. ist scheinbar völlig verloren gegangen.
    In diesem Zusammenhang über nehme ich zusätzlich zu meinen Tätigkeiten als Forenbetreiber Administrator, Animator, Threadgenerator, Öffentlichkeitsarbeiter und Regietheaterbekämper auch jene des IRONIE-SMILEYs und teile Euch an dieser Stelle mit, daß es sich bei Erichs Beitrag um einen EINDEUTIG als solchen zu erkennenden Ironiebeitrag gehandelt hat...


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • daß es sich bei Erichs Beitrag um einen EINDEUTIG als solchen zu erkennenden Ironiebeitrag gehandelt hat


    Bei mir ist kein Smiley!!! Hilfe, die Software ist kaputt!! Erich, entschuldige bitte, daß ich Dir schlechte Laune unterstellt habe. Ein Wiener hat ja eigentlich nie schlechte Laune, höchstens nischt zu trinken.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • teile Euch an dieser Stelle mit, daß es sich bei Erichs Beitrag um einen EINDEUTIG als solchen zu erkennenden Ironiebeitrag gehandelt hat...

    Was nichts daran ändert, dass die Handlung dieses Stückes nicht unproblematisch ist, so großartig die Musik auch ist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Traubi,


    es freut mich, dass Du ein schönes Erlebnis in Mörbisch hattest. Wenn man das aus den Werken herausholt was in der Musik und Handlung steckt, ist meist der Publikumserfolg garantiert. Neuer Chef in Mörisch ist Prof. Peter Edelmann, ein erfahrener Theaterhase. Von ihm wird sicherlich in Zukunft noch einiges zu erwarten sein. Bei der Gottlob FRick Gesellschaft haben wir ihn und seinen Bruder Paul-Armin Edelmann mit einem besonderen Programm als Solisten bei unserem Künstlertreffen. Also kommt auch zu uns ein Hauch von Mörbisch.

    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Liebe Freunde,

    es ist schade, aber der einzige, der meine Ironie verstanden hat, war Alfred.

    Ich wollte zu Traubis schöner Schilderung einen Kontrapunkt setzen und eine Diskussion anregen.
    (Eigentlich bin ich nur auf Traubi neidisch, weil ich heuer keine Möglichkeit habe, nach Mörbisch zu kommen.)

    Erich

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  • Lieber Erich,


    da ich dich kenne, habe ich auch sofort erkannt, wie du den Beitrag gemeint hast, wenn ich auch keinen Smiley gesehen habe.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)