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Vielleicht war ich nicht wirklich in der Laune, Oper im Radio zu hören oder nicht in Stimmung für einen Parsifal. Geschafft habe ich den 2ten & 3ten Aufzug mit jeweils kurzen unterbrechen und mein Eindruck war, dass mir die Aufführung im Wesentlichen uninspiriert vorkam. Man könnte auch sagen, es hat mich nicht berührt. Am besten sicherlich noch Pape, sehr wohlklingend und textverständlich, aber sonst ... *schulterzuck*Mit herzlichen Grüßen und in der Hoffnung auf die Eindrücke anderer - Sixtus
Was ist von der Sache her zwingend einzuhalten - und wo gibt es legitime Spielräume der Interpretation. Erst wenn diese Grenzen konkret und anschaulich formuliert sind, lassen sich für konkrete Einzelfälle verbindliche Aussagen machen.
Dazu dienen die Noten incl. des Notensystems, welche die Lage der Töne im physikalischen Tonumfang, deren zeitliche Dauer und die/ihre Reihenfolge festlegen.
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Wollen wir hingegen Musik spielen, die in der Werknotation aufgeschrieben ist, die also vor der schon genannten Grenze (etwa um 1800) liegt, fehlt uns die genaue „Gebrauchsanweisung“. Wir müssen dafür zu anderen Quellen greifen. Dieser ganze Komplex ist natürlich auch ein großes pädagogisches Problem, denn man lernt normalerweise zuerst die Notenschrift, und erst später, die Musik zu gestalten; die Notenschrift wird stillschweigend als für jede Musik gültig vorausgesetzt, und niemand sagt dem Studenten, dass die Musik vor dieser Notationsgrenze anders zu lesen sei als die danach. Man macht sich und dem Studierenden dabei viel zu wenig bewusst, dass man es im einen Fall mit einer fertigen Spielanweisung zu tun hat, während man im anderen Fall eine Komposition vor sich hat, ein Werk, das in einer prinzipiell anderen Weise aufgezeichnet ist.
Diese beiden unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten ein und derselben Notenschrift müssten jedem Musikstudenten von Anfang an in seinem Theorie-, Instrumental- und Gesangsunterricht klargemacht werden. Sonst spielt oder singt er in beiden Fällen das „was dasteht“ (eine häufige, fordernde Formel von Musikpädagogen), wobei er der Werknotation unmöglich gerecht werden kann, ohne sich mit ihr auseinandergesetzt zu haben. (…) Wenn ich also ein Musikstück sehe, versuche ich in erster Linie das Werk zu sehen und festzustellen: Wie muss es gelesen werden, was bedeuteten diese Noten für den Musiker damals? Die Notation jener Zeit, in der nicht die Spielweise, sondern das Werk dargestellt wurde, verlangt ja von uns die gleiche Lesekenntnis, die sie von den Musikern verlangt, für die das Werk geschrieben wurde.
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Inwiefern die in diesem Libretto-Druck fixierten Regieanweisungen vom Komponisten bzw. Librettisten stammen, lässt sich in der Regel nicht mehr feststellen. Es ist aber davon auszugehen, dass doch der Librettist maßgeblich die Bühnenhandlung (also auch die Regieanweisungen) inhaltlich bestimmte, zum Teil wirkten dabei aber auch die Impressarii auf die Umsetzung der Handlung ein. Hingegen wird ein Komponist die direkte Bühnenhandlung allenfalls beeinflusst haben, wenn er in engem Kontakt und Austausch mit dem Librettisten stand und dabei musikalische Gründe vorbrachte. Konkret nachweisen lassen sich solch konkrete Einflüsse des Komponisten auf Regieanweisungen im 18. Jahrhundert nur in den seltensten Fällen. Ohnehin ist für das 18. Jahrhundert (anders als dann im Extremfall im späten 19. Jahrhundert etwa bei Wagner) von einem sehr flexiblen Werkbegriff auszugehen, wonach Opern musikalisch und auch szenisch den jeweiligen Bedingungen vor Ort sowohl musikalisch (neue Nummern, Umbesetzung der Rollen) als auch szenisch angepasst wurden. Die Vorstellung "so und nicht anders muss mein Werk aufgeführt werden" gab es zur Mozart-Zeit (noch) nicht. Entsprechend arbeitete auch Mozart seine Opern immer wieder um.
Danke für deine Kurzdefinition der Partitur. Sie scheint mir aus einer lexikalischen Quelle zu stammen
Sind Text und Musik, wie sie in der Partitur stehen, verbindlich (womöglich "heilig")
Was hier (aus meiner Sicht) zur Debatte steht, ist eher, wie wir diese historisch bedingten Besonderheiten bei der Frage berücksichtigen, was festgeschrieben und was verhandelbar ist.
Wichtig scheint mir, dass wir bei unserer Debatte nicht abheben und die Erdung verlieren, sondern immer die Praxis im Auge behalten, z.B. wenn es um traditionelle Gewohnheiten geht
Ich denke, wir können getrost davon ausgehen, dass die zuletzt genannten Gedanken zu den verschiedenen Lesarten der Noten in verschiedenen Epochen berücksichtigt werden müssen.
In der Praxis wird das aber praktisch nie berücksichtigt, auch wenn sich die Situation da nach und nach bessert. Seltsamerweise stört DAS kaum jemanden. Aber WEHE, auf der Bühne hat irgendeine Figur kein historisches Kostüm an!
Herr Keck ist nun derjenige, der sich aktuell an Offenbach eine goldene Nase verdient und der durch seine "kritischen Ausgaben" als Herausgeber (Voll-) Tantiemen kassiert, als würden die Theater Werke lebender Komponisten spielen!!! Das gehört auch zur Wahrheit dazu und so kann man Offenbach auch tot kriegen und zumindest dafür sorgen, dass er seltener gespielt wird. Der betreffende Verlag bietet überhaupt keine rechtefreien Alternativfassungen zu Kecks Ausgaben an. Wenn ich dann lese, das Her Keck "sich die Haare rauft", wenn ein Theater sich dann für eine rechtefreie Uralt-Fassung etwa von "Hoffmanns Erzählungen", dann hat das zumindest ein "keckes Geschmäckle"...Jean-Christophe Keck rauft sich regelmäßig die Haare, dass bei dieser Oper und auch bei anderen Werken Offenbachs immer wieder auf alte, längst überholte Fassungen zurückgegriffen wird.
Fluchtpunkt in der Kunst ist eher Aufbrechen von z.B. traditonellen Hör-Gewohnheiten z.B. überraschender Beginn in Sinfonien bei Beeethoven oder z.B. Modulationen bei Schubert oder Brahms.Wichtig scheint mir, dass wir bei unserer Debatte nicht abheben und die Erdung verlieren, sondern immer die Praxis im Auge behalten, z.B. wenn es um traditionelle Gewohnheiten geht
Oh, da darf man nicht in die Richtung der Barock-Oper schauen, denn dann wird's haarig...Übrigens enthält Offenbachs Hoffmann-Oper noch eine Fälschung bereit: Das berühmteste Stück daraus ist geklaut (wenn auch bei sich selber): Die Barcarole stammt aus seiner Oper "Die Rheinnixen"! Sollen wir sie deshalb aus dem Hoffmann verbannen? Das wäre ein Schritt in Richtung Bankrott für diese Oper. Die Theater sind sicher gut beraten, wenn sie die Barcarole (und die Spiegelarie) im Stück belassen, auch um die Kassen zu füllen. Wenn man alles entfernt, was nicht wissenschaftlicher Akribie standhält, kommen wir in Teufels Küche.
Der metaphorische Vergleich von Oper bzw. Operninszenierung mit Bauwerken schrammt vorbei, denn eine KathedraleBei einer Oper (im Grunde bei jedem Kunstwerk, das der Aufführung bedarf, um vollständig zu sein, also Schauspiel, Musikstück) erwarte ich bei der Wiederbegegnung ein Mindestmaß an Wiedererkennungswert. Nicht unbedingt in dem Sinne, dass ich dann mitsingen kann, wie es zuweilen in italienischen Open-Air-Veranstaltungen zu beobachten ist. Vielmehr in dem Sinne, dass ich beim wiederholten Besuch der Kathedrale von Chartres nicht die Völklinger Hütte vorfinde - obgleich beide unter Weltkulturerbe firmieren.
Um es noch drastischer auszudrücken: Auch nicht als Konglomerat mit Elementen aus beiden Bauwerken.
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