Johann Evangelist BRANDL - Eine Entdeckung !! - Sinfonien und Orchesterwerke

  • Johann Evangelist Brandl (1760-1837) war ein deutscher Komponist und Geiger. Sein Werkverzeichnis umfasst an die 60 Opuszahlen, er war erfolgreich und galt als einer der "führenden Komponisten" seiner Zeit. Viel wurde davon nicht in unser Zeitalter herübergerettet, bekannt sind 6 Streichquartette op17, die er Joseph Haydn gewidmet hat. Er schrieb auch diverse andere Kammermusik in diversen Besetzungen, einige Opern und drei Sinfonien mit Opuszahl (12, 20 und 25), angeblich gibt es weitere ohne Opuszahl.
    Ich habe heute die Sinfonie op 12 gehört und war mehr als beeindruckt. Wollte man es sich leicht machen, so würde man sagen, die Sinfonie stünde den späten Sinfonien Haydns und Mozarts nahe. Aber das trifft es eigentlich nicht. Wohl würde ich unterschreiben, daß sie sich auf Augenhöhe mit den Spätwerken der beiden Genannten befindet, aber da ist noch ein eigenständiger Unterton dabei, einerseits "fester" (vor allem im ersten Satz) aber auch teilweise dunkler, und dann wieder tänzerischer. Auffällig ist, daß unabhängig von der jeweiligen Stimmungslage des einzelnen Satzes immer wieder Eleganz und Schönheit des Klanges gewahrt bleiben, unter anderem Auch durch die Bläser, die irgendwie den Schwerpunkt ausmachen.Die tänzerischen Passagen hingegen haben etwas geradezu wienerisches an sich und über allem schwebt schon eine Vorahnung auf die Romantik, wobei Beethoven völlig andere Wege ging. Wie dem auch sei: Ich freue mich bereits auf die Hörsitzung mit der Sinfonie op 25 am Programm und hoffe auf weitere Einspielungen von Werken Brandls - sie wären es bistimmt wert.
    Lobend erwähnen möchte ich noch das Orchester (Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland Pfalz) unter Kevin Griffiths
    Eine heisse Empfehlung !!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe gezögert, ob es sinnvoll sei, die zweite auf der in Beitrag Nr 1 gezeigten Sinfonie (op 25) von Johann Evangelist Brandl nach relativ kurzer Zeit zu hören und hier vorzustellen, denn im Booklet wurde betont, daß sich zwischen den beiden Werken eine Veränderung des Zeitgeschmacks vollzogen habe, die man hier deutlich hören könne, die Sinfonie op 25 sei deutlich dynamischer und als ihr Gegenstück und schon sehr der Romantik nahe. Einerseits hat mich das irgendwie abgeschreckt, denn mir geht es oft so, daß ich die rückwärtsgewandten Erstlingswerke von Komponisten mehr schätze, als jene wo sie "progressive Ideen" entwickelten.
    Letztlich hat mich aber dann doch die Neugier getrieben und ich habe den Hörtermin für jetzt angesetzt - und ich wurde nicht enttäuscht. In der Tat ist die Letzte Sinfonie Brandls zupackender als ihr Vorgänger. Sie erschien 1803 erstmals in Druck. Der erste Satz erinnert mich entfernt an Teile von Schuberts "Großer" C-Dur Sinfonie D 944. Abgekupfert kann er hier ja nicht haben, denn Schubert war damals grade mal 6 Jahre alt. Im zweiten Satz werde ich an Haydn erinnert, ebenso wie im Finalsatz, aber eben nur entfernt. Die Ähnlichkeit dürfte ehe ein Symptom der damaligen Mode sein, der beide Komponisten ihre Werke anpassten. Brandl vermag übrigens seine (moderat) temperamentvollen Ausbrüche und auch seine gelegentlichen dunkel abgetönten (mehr geheimnisvoll als bedrohlich IMO) geschickt mit dem Eindruck von Ohrwurmthemen zu kombinieren. Brandl hat seine 6 Streichquartette op 17 übrigens Josef Haydn gewidmet.
    Alles in allem aber dienen die "Vergleiche" lediglich als Krücken um jemand, der Brandls Sinfonien noch nie gehört hat eine GROBE Orientierung zu geben. Sie sind - aus meiner Sicht betrachtet - Werke eines Originalgenies des späten 18 Jahrhunderts (er lebte bis 1837, hat aber nach dieser hier vorgestellten, leider keine einzige Sinfonie mehr geschrieben.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Johann Evangelist BRANDL - Eine Entdeckung !!“ zu „Johann Evangelist BRANDL - Eine Entdeckung !! - Sinfonien und Orchesterwerke“ geändert.
  • BRANDL Johann Evangelist: Sinfonie Concertante op 20 (1808)


    Ich habe heute in die jungst erworbene 2. CD mit Sinfonien von Brandl hineingehört.

    Dabei hat sich mir anschließend die Frage gestellt: Wie hat dier Mann es zuwege gebracht, daß er heute weitgehend unbekannt ist ??

    In meinen Augen ist er ein Genie, durchaus auf einer Ebene mit Haydn oder Mozart - wobei er - und vielleicht ist das sein Plus - durchaus nur wenig Ähnlichkeiten mit ihnen hat, trotz einger weniger Anklänge. Und noch weniger erinnert er an die zahlreichen guten Komponisten dieser Zeit, die gefällig oder stürmisch schrieben, deren Werke aber irgendwie dem Mainstream der Zeit entspringen (was kein Fehler sein muß - vermutlich sogar gewollt), und die gelegentlich Haydn zugeschrinern wurden.

    Aber die Leute meinen, wenn er - mal Haydn sehr ähnlich ist - dann nehm ich doch lieber originalen Haydn. Eine schlechte Entscheidung - aber immer wieder gehört.

    Bei Brandl ist daoch vieles anders. Die Sinfonie Concertante op 20 (1808) die ich heute gehört habe, beginnt ein wenig unheischwanger bedrohlich - vergleichbar etwa mit den ersten Klängen der Ouvertüre zu "Don Giovann" (aha- Also doch Mozart ? -Nein) Ganz allmählich lichtet sich das bedrohliche Dunkel, bleibt aber kräftig und energisch -GanzPlötzlich unterbrichte in Liebliches Thema diesen Spuk und scheinbar heiterer geht es weiter, wobei nun eine andauernder Wechsel von lieblichen mit energischen Stellen stattfindet. Sehr beeindruckend . Dann ertönt der Solopart, Lieblich und schmeichelnd - hier in der Tat an ein Mozart Violinkonzert erinnernd. Die Brüder David und Arlexandre Castro-Balbi sind ein ideales aufeinander eingespieltes Team.. Hier muß ich nun fürs erste passen, der Einfallsreichtum Brandls ist schier unbeschreiblich. Er setzt Enerrgie und Wuch, gelegentlich auch Bombat gegen süssliche Solistenpassagen a la Boccherini, bzw setzt sie gegeneinander in Dialog, bzw gelegentlich auch in "Wettstreit"


    Der zweite Satz ist zierlicher und weniger dynamisch, dafür sehr verspielt, und besonders of die Solostellen fokussiert.


    Tändelnd leitet der Solopart den Finalsatz ein, fast wie Wiener Tänze des Biedermeier, das Orchester antwortet.

    Nun aber gehts erst richtig los, die beiden Solisten treten in Dialog zueinander, wobei jeder versucht den anderen zu übertrumpfen,

    Dabei gibt es oft ganz fantastische Klangeffekte., diese es Werk ist voll von unverwechselbaren Passagen mit hohem Wiedererkennungswert.


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 853

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !