Carl Maria von Weber: Die Ouvertüren

  • Von Carl von Maria von Weber gibt es eine Vielzahl an Ouvertüren. Die meisten wurden für Opern geschrieben, von denen aber nur mehr wenige komplett aufgeführt werden. Teilweise entstammen sie auch Bühnenmusiken oder sind reine Konzertouvertüren.


    - Konzertouvertüre "Peter Schmoll und seine Nachbaren" op. 8 J. 54 (1801/02, rev. 1807)
    - Ouvertüre zur Bühnenmusik "Turandot, Prinzessin von China" op. 37 J. 75 (1809)
    - Ouvertüre zur Oper "Silvana" J. 87 (1808-10)
    - Ouvertüre zur Oper "Abu Hassan" J. 106 (1810/11)
    - Konzertouvertüre "Der Beherrscher der Geister" op. 27 J. 122 (1811)
    - Konzertouvertüre "Jubel-Ouvertüre" op. 59 J. 245 (1818)
    - Ouvertüre zur Bühnenmusik "Preciosa" J. 279 (1820)
    - Ouvertüre zur Oper "Der Freischütz" op. 77 J. 277 (1817-21)
    - Ouvertüre zur Oper "Euryanthe" op. 81 J. 291 (1822/23)
    - Ouvertüre zur Oper "Oberon" J. 306 (1825/26)


    An Einspielungen mangelt es mitnichten. Besonders die drei späten Opernouvertüren wurden zahlreich aufgenommen, aber auch der Rest liegt mittlerweile in etlichen Einspielungen vor.




    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und es gibt auch die Ouvertüre zu Webers lange verschollenem und erst in diesem Jahrtausend wiederentdeckten und 2015 in Freiberg wiederaufgeführten Opern-Erstling "Das Waldmädchen" (vor zwei Jahren selbst live erlebt).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    Und es gibt auch die Ouvertüre zu Webers lange verschollenem und erst in diesem Jahrtausend wiederentdeckten und 2015 in Freiberg wiederaufgeführten Opern-Erstling "Das Waldmädchen" (vor zwei Jahren selbst live erlebt).


    Irre ich mich. oder ist nicht "Das Waldmädchen" die Urfassung von "Silvana" ?


    Eber wie dem auch sei, ich habe zwar drei Opern gesamt in meiner Sammlung und hatte nicht gewusst, daß er soviele weitere geschrieben hat, und schon gar nicht, daß seine Ouvertüren als Sammel-CDs erhältlich sind. Dieser Thread ist allerdings Anlass diese Lücke zu schliessen, und ich entscheide mich für die cpo Ausgabe.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ganz ausgezeichnete Einspielungen einiger Weber-Ouvertüren legte auch Horst Stein 1977 mit den Wiener Philharmonikern auf Decca vor. Sie sind als Beigaben auf zwei Bruckner-CDs enthalten oder komplett zusammen mit der 1. Symphonie von Weber und einigem mehr:



    Daneben gibt es eine sehr monumental ausgelegte Interpretation der "Euryanthe"-Ouvertüre mit dem Kölner RSO unter der Stabführung von Hans Knappertsbusch (10:33 Minuten):


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eine klanglich sehr schöne Version der Ouvertüren zu Euryanthe, Oberon, Der Freischütz, Der Beherrscher der Geister, Abu Hassan, Peter Schmoll sowie der Aufforderung zum Tanz findet sich auf folgender CD.Es spielt The Hanover Band auf Original-Instrumenten unter der Leitung von Roy Goodman. Aufgenommen 1988 und damit lt. Booklet die ersten "authentischen" Aufnahmen dieser Werke.


    Insgesamt eine sehr musikalische, spritzig musizierte Version dieser Ouvertüren, die nicht nur den romantischen Charakter der Stücke betont, sondern auch deren Abgründe aufzeigt. Toller Klang! :thumbsup:


    61GcePvgMIL._SY355_.jpg Da es mit dem Bild bei amazon nicht klappt, hier noch mal extra das Cover.

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Irre ich mich. oder ist nicht "Das Waldmädchen" die Urfassung von "Silvana" ?

    Lieber Alfred,


    nein, du irrst dich nicht, die Handlung ist sehr ähnlich, um nicht zu sagen nahezu identisch, aber dieser Webersche Opern-Erstling verschwand schon zu Webers Lebzeiten und der Komponist hat dann einfach den gleichen Stoff nochmal auf neuen Text (von einem anderen Librettisten mit anderen Rollennamen) neu komponiert. Für einen Erstling aller Ehren wert. Natürlich hat die "Silvana" nich ein anderes Niveau, die liebe ich sehr.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • klick Eine klanglich sehr schöne Version der Ouvertüren zu Euryanthe, Oberon, Der Freischütz, Der Beherrscher der Geister, Abu Hassan, Peter Schmoll sowie der Aufforderung zum Tanz findet sich auf folgender CD.Es spielt The Hanover Band auf Original-Instrumenten unter der Leitung von Roy Goodman. Aufgenommen 1988 und damit lt. Booklet die ersten "authentischen" Aufnahmen dieser Werke.


    Insgesamt eine sehr musikalische, spritzig musizierte Version dieser Ouvertüren, die nicht nur den romantischen Charakter der Stücke betont, sondern auch deren Abgründe aufzeigt. Toller Klang! :thumbsup:


    Da es mit dem Bild bei amazon nicht klappt, hier noch mal extra das Cover.


    Hallo orsini, schau mal das geht schon mit dem verlinken ! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier nochmal mit funktionsfähigem Link:


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    Da sind die Ouvertüren unter Goodman auch drauf:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und auch der große Otto Klemperer hat drei Weber-Ouvertüren aufgezeichnet:
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    und zwar zu "Freischütz", "Oberon" und "Euryanthe", im bewährten Klemperer-Sound (Aufnahme: Mai 1960, London, Stereo).
    Hier auf einer Sammel-CD, zusammen mit Werken von Humperdinck, Schumann und des Dirigenten "Merry Waltz".


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • Hier nochmal mit funktionsfähigem Link:


    Hallo Joseph II , mein Link ist auch funktionsfähig! (erstes Coverbildchen mit Klick!)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Eine klanglich sehr schöne Version der Ouvertüren zu Euryanthe, Oberon, Der Freischütz, Der Beherrscher der Geister, Abu Hassan, Peter Schmoll sowie der Aufforderung zum Tanz findet sich auf folgender CD.Es spielt The Hanover Band auf Original-Instrumenten unter der Leitung von Roy Goodman. Aufgenommen 1988 und damit lt. Booklet die ersten "authentischen" Aufnahmen dieser Werke.


    Insgesamt eine sehr musikalische, spritzig musizierte Version dieser Ouvertüren, die nicht nur den romantischen Charakter der Stücke betont, sondern auch deren Abgründe aufzeigt. Toller Klang!


    Lieber orsini, ich stemme Dir gern zu. Gleich gestern Abend habe ich mir die Aufnahme auf Spotify angehört, teilweise sogar mehrfach. Sehr rasant, mitunter sogar etwas schräg und polternd. Interessant wäre, die ganzen Opern mal so zu hören. Originalinstrumente also! Nachbauten oder tatsächlich alte Instrumente, wie sie zu Webers zeigen Verwendung fanden? Was sagt das Booklet, das sich bei Spotify allerdings nur als Cover findet. Ich würde mich sehr freien, könntest Du dazu noch etwas nachtreichen. Selbst bin ich ja ein Freund der Instrumentierung des "Freischütz" durch Berlioz. Daran führte ich mich erinnert, als ich diese CD hörte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Die Claves-CD ist interessant, weil sie außer einigen eher seltenen Ouvertüren (wobei ich zugeben muss, dass eigentlich nur die drei späten Opernouvertüren wirklich relevant sind) eine Orchesterfassung der "Aufforderung zum Tanz" von Weingartner enthält. Die unterscheidet sich etwas von der bekannteren Berlioz', u.a. bringt Weingartner gegen Ende als Kabinettstückchen eine Kombination, bei der alle drei wesentlichen Themen des Walzers gleichzeitig erklingen. Sozusagen Bruckner 8 "light" und mit richtigen Melodien :D Ist aber schon eher eine Kuriosität.


    Turandot ist noch ganz interessant, weil das auch die Basis für den wohl bekanntesten Satz aus Hindemiths Metamorphosen ist. Ansonsten sind die frühen Ouvertüren für mich eher ein Beleg für die Uneinheitlichkeit von Webers Schaffen. Es steht außerordentliches und geniales (wie beinahe der ganze Freischütz und immerhin einiges in den beiden anderen späten Opern, nicht zuletzt deren Ouvertüren) neben doch eher Belanglosem. Jedenfalls nichts, von dem ich bewusst unterschiedliche Aufnahmen sammeln wollte.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Im Zuge dieses Threads habe ich mich zum ersten Male näher mit den Ouvertüren Webers auseinandergesetzt. Nachdem ich mir alle (teilweise mehrfach) angehört habe, kristallisiert sich ziemlich deutlich die zur "Euryanthe" als mein persönlicher Favorit heraus, die mir sogar noch vor dem "Freischütz" stünde (ich rede jetzt nur von den Ouvertüren, die Opern kenne ich zu unzureichend).


    Sehr gelungen kommen mir auch "Der Beherrscher der Geister" (welche Weber selbst seinen "Artilleriepark" nannte :D ) und die "Jubel-Ouvertüre" von 1818 anlässlich des 50. Regierungsjubiläums des sächsischen Königs Friedrich August I. (wobei der erst seit 1806 König war, zuvor Kurfürst). Gerade die ist doch sehr ausgefeilt. Die ersten Takte erinnern frappierend an das "Meistersinger"-Vorspiel von Wagner (bzw. umgedreht). Am Ende zitiert er die Melodie der britischen Nationalhymne, die seinerzeit aber auch die preußische Volkshymne "Heil dir im Siegerkranz" war. Hier konkret muss es sich aber auf das sog. Sachsenlied beziehen, das dieselbe Melodie verwendete und 1815 erstmals erklang:


    Den König segne Gott,
    Den er zum Heil uns gab, ihn segne Gott.
    Ihn schmücke Ruhm und Ehr,
    ihn flieh der Schmeichler Heer,
    Weisheit steh' um ihn her,
    ihn segne Gott!


    Es gab offenbar noch eine Variante für das Regierungsjubiläum:


    Blühe, du Rautenkranz
    in schöner Tage Glanz
    freudig empor!
    Heil, Friedrich August, Dir,
    heil, guter König, Dir.
    Dich, Vater, preisen wir
    liebend im Chor!


    Hier probeweise die Live-Aufnahme von Pierre Monteux mit dem London Symphony Orchestra von 1963:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Originalinstrumente also! Nachbauten oder tatsächlich alte Instrumente, wie sie zu Webers zeigen Verwendung fanden? Was sagt das Booklet, das sich bei Spotify allerdings nur als Cover findet.


    Lieber Rheingold,


    da ist das Booklet von 1988 leider nicht sehr auskunftsfreudig. Dort heißt es nur "It uses authentic instruments and period principles of interpretation..."
    Etwas mehr liest man auf der Website von The Hanover Band, wo auch die Unterschiede zwischen alten Instrumenten und den heute gebräuchlichen erklärt werden. Allerdings gibt es auch dort keinen Hinweis, ob alte Instrumente gespielt werden oder Nachbauten historischer Originale. Ich habe noch eine weitere CD mit Rossini-Ouvertüren von The Hanover Band - auch dort keine weitere Hinweise zum verwendeten Instrumentarium.


    Da sind einige andere Booklets sehr viel klarer mit Angaben wie Cembalo Markus Krebs (CH) nach Grimaldi oder Altblockflöte in e' Ernst Meyer (F) nach Bressan.


    Aber bei den Weber-Ouvertüren muß ich leider passen...


    viele Grüße,
    orsini

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz


  • Ich besitze diese beiden CDs, dann noch eine weitere mit Scherchen, mit dem es anscheinend noch eine ältere? Aufnahme gibt, die auch die Freischütz-Ouvertüre enthält. D.h. mir fehlt anscheinen nur noch "Silvana", aber dafür kaufe ich erstmal nicht noch eine CD...


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    Sowie eine Reihe der drei bekannten, sowohl innerhalb von Aufnahmen der Opern als auch sonst (Klemperer, Furtwängler...). Wie schon gesagt wurde, gibt es von den drei späten sehr viele Aufnahmen und die sind m.E. auch so gut, dass man sie kaum kaputt kriegt.
    Habe gestern die Karajan-CD gehört, da gefällt mir der Klang nicht besonders; ansonsten schon "fetzig", aber durch den wenig "warmen" Klang, nicht sehr poetisch. Scherchen bietet ebenfalls reichlich "fuoco".
    Ganz interessant ist auch, dass "Peter Schmoll" noch eine sehr konventionelle klassische Ouverture ist, praktisch ohne pittoreske (wie Turandot oder Preziosa) Effekte oder gar Vorwegnahmen des romantischen Klangs der späten Werke.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)