1840 – Dokumente und Informationen zum Liederjahr Robert Schumanns

  • Hallo!


    Seit einiger Zeit befasse ich mich mit den Liedern von Robert Schumann. Dabei komme ich an der einzigartigen Verdichtung der Gedichtvertonungen mit Klavierbegleitung im Jahr 1840 natürlich nicht vorbei. Nachdem Clara und Robert Schumann den Rosenkrieg gegen ihren Vater Friedrich Wieck von Gericht gewonnen hatten und am 12. September 1840 geheiratet hatten, waren sie vom Glück getragen.


    Es gibt zu dieser Zeit, zur Vergangenheit von Clara Wieck, die sie hinter sich ließ und dem "Flow" den Robert Schumanns Liedschaffen (zum Teil gemeinsam mit der Ehefrau) erfuhr, unendlich viele Dokumente und Teste.


    Ich möchte im Folgenden in loser Folge solche Dokumente, Informationen etc. ohne großen Kommentar hier einstellen. Dabei werde ich keine Chronologie einhalten, sondern ggf. eine kurze zeitliche oder biografische Einordnung voran stellen. Natürlich sind Kommentare, Diskussionen oder Ergänzungen nicht nur erlaubt sondern erwünscht.


    Ich hoffe, das interessiert Euch. In absehbarer Zeit möchte ich einen Parallel-Thread eröffnen, in dem wir gemeinsam einen Liederabend gestalten. doch dazu später mehr.


    Jetzt möchte ich den ersten Eintrag in das gemeinsame Tagebuch von Clara und Robert Schumann nach der Trauung hier einstellen:


    "Am 13ten September 1840.


    Mein herzliebstes junges Weib,


    Laß Dich vor Allem auf das Zärtlichste küssen am heutigen
    Tage, dem ersten Deiner Frauenschaft, dem ersten Deines
    22sten Jahres. Das Büchlein, das ich heute eröffne, hat eine gar
    innige Bedeutung; es soll ein Tagebuch werden über Alles, was
    uns gemeinsam berührt in unserem Haus- und Ehestand; unsre
    Wünsche, unsere Hoffnungen sollen darin aufgezeichnet wer-
    den; auch soll es sein ein Büchlein der Bitten, die wir an einander
    zu richten haben, wo das Wort nicht ausreicht; auch eines
    der Vermittlung und Versöhnung, wenn wir uns etwa verkannt
    hatten; kurz ein guter wahrer Freund soll es uns sein, dem wir
    Alles vertrauen, dem unsre Herzen offen stehen. Bist Du damit
    einverstanden, Iiebes Weib, so versprich mir auch, daß Du Dich
    streng an die Statuten unsres geheimen Eheordens halten willst,
    wie ich es selbst Dir hiermit verspreche.


    Alle acht Tage wechseln wir ab in der Führung des Secretariats;
    alle Sonntage (früh zum Caffee womöglich) erfolgt die Ueber-
    gabe des Tagebuchs, wobei es Keinem verwehrt ist, auch einen
    Kuß beizufügen. Das Geschriebene wird alsdann gelesen, im
    Stillen oder auch laut, je nachdem der Inhalt es verlangt, Ver-
    gessenes nachgetragen, Wünsche werden angehört, Anträge ge-
    stellt und bewilligt, und überhaupt der ganze Lebenslauf der
    Woche sorgfältig erwogen, ob er auch ein würdiger und thätiger
    war, ob wir uns nach innen und außen immer mehr im Wohl-
    stand befestigt ob wir uns auch in unserer geliebten Kunst immer
    mehr vervollkommnet.


    Die Aufzeichnungen in einer Woche dürfen nie unter einer Seite
    betragen; wer dagegen fehlt, bekommt eine Strafe, die wir uns
    noch aussinnen wollen. Sollte sich je ein Mitglied unsres Eheor-
    dens einfallen lassen, eine Woche lang gar nichts einzuzeichnen,
    so wird die Strafe sehr verschärft; ein Fall indess, der bei unserer
    bekannten gegenseitigen Hochschatzung und Pflichtkenntniß
    kaum zu denken.


    Alle diese Sätze und Gesetze sind auch auf Reisen u. dgl. zu be-
    obachten, und das Tagebuch muß immer mit.
    Eine Zierde unsres Tagebüchelchens soll wie gesagt die Kritik
    unserer künstlerischen Leistungen werden; z. B. kommt genau
    hinein, was Du vorzüglich studiert, was Du componirt, was Du
    Neues kennen gelernt hast und was Du davon denkst; dasselbe
    findet bei mir Statt. Eine andere Hauptzierde des Buches bilden:
    Charakterschilderungen z. B. bedeutender Künstler, die wir in der
    Nähe gesehen. Anekdoten, Humoristisches bleibt keinesweges
    ausgeschlossen.


    Das Schönste und Herzigste aber, was das Buch enthalten soll,
    will ich Dir, mein liebes Weib, nicht noch beim Namen nennen:
    Deine und meine schönen Hoffnungen, die der Himmel segnen
    wolle, Deine und meine Besorgnisse, wie sie das Leben in der
    Ehe mit sich bringt; kurz allen Freuden und Leiden des ehelichen
    Lebens soll hier eine treue Geschichte geschrieben werden,
    die uns noch im spätern Alter erfreuen wird.
    Bist Du mit all diesem einverstanden, mein Herzensweib, so
    schreibe Deinen Namen unter meinen, und lass uns als Talis-
    mane noch die drei Worte aussprechen, worauf alles Glück des
    Lebens beruht:


    Fleiß, Sparsamkeit und Treue.


    Ich bin es wahrhaftig Dein
    Dich herzlich liebender Mann Robert, und Du?
    CLARA SCHUMANN: auch ich, Dein Dir von ganzer Seele
    ergebenes Weib Clara."


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Die Lieder des Jahres 1840 (op. 142 lässt sich nicht eindeutig zuordnen) - es sei denn, einer unserer Liedexperten hat eine entsprechende Information.


    Gruß WoKa


    1840


    Liederkreis von Heinrich Heine (op. 24)


    Nr. 1 Morgens steh' ich auf
    Nr. 2 Es treibt mich hin
    Nr. 3 Ich wandelte unter den Bäumen
    Nr. 4 Lieb' Liebchen, leg's Händchen
    Nr. 5 Schöne Wiege meiner Leiden
    Nr. 6 Warte, warte, wilder Schiffsmann
    Nr. 7 Berg' und Burgen schaun herunter
    Nr. 8 Anfangs wollt' ich fast verzagen
    Nr. 9 Mit Myrthen und Rosen


    Myrthen (op. 25)


    Nr. 1 Widmung
    Nr. 2 Freisinn
    Nr. 3 Der Nussbaum
    Nr. 4 Jemand
    Nr. 5 Sitz' ich allein
    Nr. 6 Setze mir nicht
    Nr. 7 Die Lotosblume
    Nr. 8 Talismane
    Nr. 9 Lied der Suleika
    Nr. 10 Die Hochländer-Witwe
    Nr. 11 Mutter, Mutter
    Nr. 12 Lass mich ihm am Busen
    Nr. 13 Hochländers Abschied
    Nr. 14 Hochländisches Wiegenlied
    Nr. 15 Aus den hebräischen Gesängen
    Nr. 16 Rätsel
    Nr. 17 Leis' rudern hier
    Nr. 18 Wenn durch die Piazetta
    Nr. 19 Hauptmanns Weib
    Nr. 20 Weit, weit
    Nr. 21 Was will die einsame Träne
    Nr. 22 Niemand
    Nr. 23 Im Westen
    Nr. 24 Du bist wie eine Blume
    Nr. 25 Aus den östlichen Rosen
    Nr. 26 Zum Schluss


    Lieder und Gesänge für Singstimme und Klavier (Heft 1) (op. 27)


    Nr. 1 Sag' an, o lieber Vogel mein
    Nr. 2 Dem roten Röslein gleicht mein Lieb
    Nr. 3 Was soll ich sagen?
    Nr. 4 Jasminenstrauch
    Nr. 5 Nur ein lächelnder Blick


    Drei Gedichte von Emanuel Geibel (op. 29)


    Nr. 1 Ländliches Lied
    Nr. 2 In meinem Garten die Nelken
    Nr. 3 Zigeunerleben


    Drei Gedichte von Emanuel Geibel (op. 30)


    Nr. 1 Der Knabe mit dem Wunderhorn
    Nr. 2 Der Page
    Nr. 3 Der Hidalgo


    Drei Gesänge von Adalbert von Chamisso (op. 31)


    Nr. 1 Die Löwenbraut
    Nr. 2 Die Kartenlegerin
    Nr. 3 Die rote Hanne


    Sechs Lieder für vierstimmigen Männergesang (op. 33)


    Nr. 1 Der träumende See
    Nr. 2 Die Minnesänger
    Nr. 3 Die Lotosblume
    Nr. 4 Der Zecher als Doktrinär
    Nr. 5 Rastlose Liebe
    Nr. 6 Frühlingsglöckchen


    Vier Duette (op. 34)


    Nr. 1 Liebesgarten
    Nr. 2 Liebhabers Ständchen
    Nr. 3 Unterm Fenster
    Nr. 4 Familiengemälde


    Zwölf Gedichte von Justinus Kerner (op. 35)


    Nr. 1 Lust der Sturmnacht
    Nr. 2 Stirb, Lieb' und Freud'
    Nr. 3 Wanderlied
    Nr. 4 Erstes Grün
    Nr. 5 Sehnsucht nach der Waldgegend
    Nr. 6 Auf das Trinkglas eines verstorbenen Freundes
    Nr. 7 Wanderung
    Nr. 8 Stille Liebe
    Nr. 9 Frage
    Nr. 10 Stille Tränen
    Nr. 11 Wer machte dich so krank?
    Nr. 12 Alte Laute


    Sechs Gedichte aus dem Liederbuch eines Malers von Reinick (op. 36)


    Nr. 1 Sonntags am Rhein
    Nr. 2 Ständchen
    Nr. 3 Nichts Schöneres
    Nr. 4 An den Sonnenschein
    Nr. 5 Dichters Genesung
    Nr. 6 Liebesbotschaft


    Zwölf Gedichte aus Friedrich Rückerts „Liebesfrühling“ (op. 37)


    Nr. 1 Der Himmel hat eine Träne geweint
    Nr. 2 Er ist gekommen
    Nr. 3 O ihr Herren
    Nr. 4 Liebst du um Schönheit
    Nr. 5 Ich hab' in mich gesogen
    Nr. 6 Liebste, was kann denn uns scheiden
    Nr. 7 Schön ist das Fest des Lenzes
    Nr. 8 Flügel! Flügel! um zu fliegen
    Nr. 9 Rose, Meer und Sonne
    Nr. 10 O Sonn', o Meer, or Rose!
    Nr. 11 Warum willst du and're fragen?
    Nr. 12 So wahr die Sonne scheinet


    Liederkreis von Joseph Freiherr von Eichendorff (op. 39)


    Nr. 1 In der Fremde
    Nr. 2 Intermezzo
    Nr. 3 Waldesgespräch
    Nr. 4 Die Stille
    Nr. 5 Mondnacht
    Nr. 6 Schöne Fremde
    Nr. 7 Auf einer Burg
    Nr. 8 In der Fremde
    Nr. 9 Wehmut
    Nr. 10 Zwielicht
    Nr. 11 Im Walde
    Nr. 12 Frühlingsnacht


    Fünf Lieder für Singstimme und Klavier (op. 40)


    Nr. 1 Märzveilchen
    Nr. 2 Muttertraum
    Nr. 3 Der Soldat
    Nr. 4 Der Spielmann
    Nr. 5 Verratene Liebe


    „Frauenliebe und Leben“ von Adalbert von Chamisso (op. 42)


    Nr. 1 Seit ich ihn gesehen
    Nr. 2 Er, der Herrlichste von allen
    Nr. 3 Ich kann's nicht fassen
    Nr. 4 Du Ring an meinem Finger
    Nr. 5 Helft mir, ihr Schwestern
    Nr. 6 Süßer Freund, du blickest
    Nr. 7 An meinem Herzen
    Nr. 8 Nun hast du mir den ersten Schmerz getan


    Drei zweistimmige Lieder (op. 43)


    Nr. 1 Wenn ich ein Vöglein wär'
    Nr. 2 Herbstlied
    Nr. 3 Schön Blümelein


    Romanzen und Balladen für Singstimme und Klavier (Heft 1) (op. 45)


    Nr. 1 Der Schatzgräber
    Nr. 2 Frühlingsfahrt
    Nr. 3 Abends am Strand


    Dichterliebe (op. 48)


    Nr. 1 Im wunderschönen Monat Mai
    Nr. 2 Aus meinen Tränen sprießen
    Nr. 3 Die Rose, die Lilie
    Nr. 4 Wenn ich in deine Augen seh'
    Nr. 5 Ich will meine Seele tauchen
    Nr. 6 Im Rhein, im heiligen Strome
    Nr. 7 Ich grolle nicht
    Nr. 8 Und wüssten's die Blumen
    Nr. 9 Das ist ein Flöten und Geigen
    Nr. 10 Hör' ich das Liedchen klingen
    Nr. 11 Ein Jüngling liebt ein Mädchen
    Nr. 12 Am leuchtenden Sommermorgen
    Nr. 13 Ich hab' im Traum geweinet
    Nr. 14 Allnächtlich im Traume
    Nr. 15 Aus alten Märchen winkt es
    Nr. 16 Die alten, bösen Lieder


    Romanzen und Balladen für Singstimme und Klavier (Heft 2) (op. 49)


    Nr. 1 Die beiden Grenadiere
    Nr. 2 Die feindlichen Brüder
    Nr. 3 Die Nonne


    Romanzen und Balladen für Singstimme und Klavier (Heft 3) (op. 53)


    Nr. 1 Blondels Lied
    Nr. 2 Loreley
    Nr. 3a Der arme Peter I
    Nr. 3b Der arme Peter II


    Belsazar (op. 57)


    Lieder und Gesänge von J. Kerner, H. Heine, Graf Strachwitz und Shakespeare (op. 127)


    Nr. 1 Sängers Trost
    Nr. 2 Dein Angesicht
    Nr. 3 Es leuchtet meine Liebe
    Nr. 4 Mein altes Ross
    Nr. 5 Schlusslied des Narren


    1840-1852


    Vier Gesänge für Singstimme und Klavier (op. 142)


    Nr. 1 Trost im Gesang
    Nr. 2 Lehn' deine Wang' an meine Wang'
    Nr. 3 Mädchen-Schwermut
    Nr. 4 Mein Wagen rollet langsam

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Die Lieder des Jahres 1840 (op. 142 lässt sich nicht eindeutig zuordnen) - es sei denn, einer unserer Liedexperten hat eine entsprechende Information.


    Lieber WoKa,
    heutzutage halten sich ja viele für Experten ... ich bab´ da einfach etwas geblättert und folgende Informationen gefunden:
    Im Schumann Handbuch von Ulrich Tadday findet man in der Zeittafel »Vier Gesänge op. 142« eindeutig unter dem Jahr 1840.


    Der Box SCHUMANN THE COMPLETE SONGS ist ein ganz hervorragend gestaltetes und umfangreiches Booklet beigegeben. Da steht auf Seite 89, dass die Heine-Lieder »Lehn´ deine Wang´ an meine Wang´ « (op. 142/2) und »Mein Wagen rollet langsam« (op. 142/4) im Mai 1840 entstanden sind.


    Die Lieder »Mädchen Schwermut« (op. 142/3) und »Trost im Gesang« (op. 142/1) wurden erst im Herbst des Jahres 1840 geschaffen, ab Oktober vertonte Schumann sage und schreibe Texte von acht verschiedenen Dichtern, dann blieb er wieder bei Justinus Kerner hängen, wie in besagtem Booklet auf Seite 93 dargestellt ist. Das Lied »Trost im Gesang« entstand demnach zwischen 20. und 21. November 1840.

  • Hallo hart!


    Danke für die erhellende Antwort.


    Sprichst Du von dieser Box? Die habe ich gestern geordert.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Um den Kampf der beiden für eine gemeinsame Zukunft und die Intensität der Auseinandersetzung mit dem Vater zu verstehen, ist es sinnvoll, sich Belege dafür heranzuziehen, wie begabt Clara war. Diese Begabung hatte ihr Vater mehr als 10 Jahre unterstützt. Die Angst, dieses Kapital zu verlieren, führte dazu, dass er sich für die (fast) kompromisslose Auseinandersetzung mit übelsten Verleumdungen vor Gericht entschied.


    Ein Beleg für ihr Talent ist die Besprechung eines Konzertes 1837/38 in Wien, die Franz Liszt verfasste und in der er vor allem die Interpretation der f-moll-Sonate (wird dann wohl die Apassionata gewesen sein?) von Beethoven pries:


    "Ich hatte noch das Glück, die junge und höchst interessante Pianistin Clara Wieck kennen zu lernen, die im verflossenen Winter ebenso verdientes, als außerordentliches Aufsehen hier gemacht hatte. Ihr Talent entzückte mich: vollendete technische Beherrschung, Tiefe und Wahrheit des Gefühls und durchaus edle Haltung ist es, was die insbesondere auszeichnet. Ihr außerordentlicher und merkwürdig schöner Vortrag der berühmten Beethoven-Sonate in F-Moll begeisterte den berühmten dramatischen Dichter Grillparzer zu einem Gedichte, in dem er die anmuthige Künstlerin verherrlichte:"



    Das Grillparzer -Gedicht folg in Kürze.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo


  • Zwar möchte ich hier nicht den Buchhändler geben, aber ich finde, dass man ein ziemlich klares Bild über das Verhältnis von Friedrich Wieck zu seiner Tochter erhält, wenn man diese 609 Seiten gelesen hat, es war mir eine hochwillkommene Lektüre auf der Fahrt zum Besuch der Wohnung von Clara und Robert in Leipzig - die ja noch existiert - und dem Grab von Friedrich Wick auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden-Johannstadt.
    Wer sich für dieses Thema interessiert, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen!

  • Hallo!


    Ich denke, es macht durchaus Sinn, in einem solchen Thread auch auf einschlägige Literatur hinzuweisen. Eher ein kleines Büchlein, aber auch aufschlussreich:



    Und hier das Gedicht von Franz Grillparzer:


    Ein Wundermann, der Welt, des Lebens satt,
    Schloß seine Zauber grollend ein
    In festverwahrten, demantharten Schrein,
    Und warf den Schlüssel in das Meer und starb.
    Die Menschlein mühen sich geschäftig ab,
    Umsonst! kein Sperrzeug löst das harte Schloß,
    Und seine Zauber schlafen wie ihr Meister.
    Ein Schäferkind, am Strand des Meeres spielend,
    Sieht zu der hastig unberufnen Jagd.
    Sinnvoll gedankenlos, wie Mädchen sind,
    Senkt sie die weißen Finger in die Flut
    Und faßt, und hebt, und hats. – Es ist der Schlüssel!
    Auf springt sie, auf, mit höhern Herzensschlägen,
    Der Schrein blinkt wie aus Augen ihr entgegen,
    Der Schlüssel paßt. Der Deckel fliegt. Die Geister,
    Sie steigen auf und senken dienend sich
    Der anmutreichen, unschuldsvollen Herrin,
    Die sie mit weißen Fingern, spielend, lenkt.


    Franz Grillparzer


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Clara – Tagebucheintrag 12. September 1840 – Hochzeitstag:


    "Was soll ich über diesen Tag sagen!
    Es war ein schöner Tag, und selbst die Sonne warf, als wir zur Trauung fuhren, ihre milden Strahlen auf uns, als ob sie unseren Bund segnen wolle. Um zehn Uhr ging die Trauung vor sich in Schönefeld, ein Choral begann, dann sprach der Prediger, ein Jugendfreund Roberts. Mein ganzes Innere war von Dank erfüllt zu dem, der uns doch endlich über so viele Felsen und Klippen einander zugeführt…
    Nichts störte an diesem Tag, und so sei er denn auch in diesem Buche als der schönste und wichtigste meines Lebens gekennzeichnet. Eine Periode meines Lebens ist nun beschlossen…
    Jetzt geht ein neues Leben an, ein schönes Leben, das Leben in dem, den man über alles und sich selbst liebt."


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Da wurde viel geschrieben, die beiden sollen im Jahr vor der Hochzeit über tausend Seiten Briefpapier verbraucht haben ...


    Peter Gülke, ein ausgezeichneter Schumann-Kenner, schreibt in seinem Buch ROBERT SCHUMANN - GLÜCK UND ELEND DER ROMANTIK
    Seite 83:
    »Die auf Selbstverleugnung trainierte Clara ließ es geschehen, stellte sich häufig als unterlegen und seiner unwürdig da und fragte zu gegebener Zeit vorsichtig an, ob sie dem Vater einen Brief schreiben dürfe. Die Wonnen des schwer erkämpften Zusammenseins wird sie sich und ihm oft mehr eingeredet, denn als "Glück die Fülle" erlebt haben.«

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  • Hallo!


    Liebesfrühling op.37:


    Am 24. Mai 1842 schickte Schumann ein Druckexemplar an den Dichter Friedrich Rückert. Am 15. Juni erhielt das Musikerehepaar ein Dankgedicht in Ghaselenform, das Clara ins Ehetagebuch abschrieb:


    „Lang ist’s, lang
    Seit ich meinen Liebesfrühling sang.
    Aus Herzensdrang,
    Wie er entsprang,
    Verklang in Einsamkeit der Klang.
    Zwanzig Jahr
    Wurden’s, da hört ich hier und dar
    Der Vogelschar
    Einen, der klar
    Pfiff einen Ton, der dorther war.


    Und nun gar
    Kommt im einundzwanzigsten Jahr
    Ein Vogelpaar,
    Macht mir erst klar,
    Daß nicht ein Ton verloren war.


    Meine Lieder
    Singt ihr wieder,
    Mein Empfinden klingt ihr wieder,
    Mein Gefühl
    Beschwingt ihr wieder,
    Meinen Frühling
    Bringt ihr wieder,
    Mich, wie schön,
    Verjüngt ihr wieder:


    Nehmt meinen Dank,
    Wenn auch die Welt,
    Wie mir einst, ihren vorenthält!


    Und werdet ihr den Dank erlangen,
    So hab ich meinen mit empfangen.


    Am 13ten September 1840.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo