• Nein hier gibt es keinen "Benimmuntericht für Klassikforen" sondern um Gedanke über Tonqualität.
    Aus meiner Sicht komme ich nach vielen "HIFI-Jahren" zu dem Schluss, das sich guter Klang nicht wirklich messtechnisch erfassen lässt und daß er auch sehr anlagenabhängig ist.
    Oft wird hier eine Aufnahme beschrieben, und als klanglich mittelmässig beurteilt, wogegen ihm ein anderer Forianer widersprich und gelegentlich sogar auf einen Hörschaden seines Gegenübers tippt. Letzteris ist zwar möglich, nich aber unbedingt die Ursache für unterschiedliche Beurteilungen.
    Da wären zunächst dur oft bestrittenen Klangunterschiede bei Verstärkern oder CD Playern - und dann die unterschiedlich abgestimmten Lautsprecher.
    Es ist ja heute so, daß Klangregler verpönt sind (weil die Hersteller sparen wollen !!!) mit der Begründung, man solle den "natürlichen" Klang der Aufnahme nicht verfälschen. Diese Begründung lasse ich nicht gelten. Zum einen, weil der Tontechniker schon bei der Aufnahme eingreift, was durchaus nicht meinen Geschmack treffen muss. Zum anderen weil ein "idealisierter" Originalklang nur bei Wiederherstellung der Originallautstärke möglich wäre - eine Eigenschaft des menschlichen Ohres (oder besser gesagt Gehörs oder Hörempfindens. Aber das ist schon fast wieder ein Spezialthema......
    Tatsache ist, daß der Unterschied von Anlagen (und hier besonders von Lautsprechern) gigantisch ist.
    Ich betreibe in meiner Wohnung zwei Stereoanlagen, die beide mit unterschiedlichen Lautsprechern der gleichen Bauserie (Großvater und Enkel -Canton Vento 809 vs Canton Vento 890.2 ) bestückt sind. Und die Klangergebnisse differieren stark....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    die Zeitschriften audio und stereoplay leben davon, daß es zu der Frage, was denn guter Ton sein, keine abschließende Antwort gibt - oder zu geben scheint. Und sie ergehen sich darin, daß in Hörtest immer wieder Schleier weggezogen würden, die - minimal, aber vernehmbar - die Klangqualität des alten Geräts belasteten.


    Häuft man retrospektiv all die alten Schleier wieder drauf, könnte man sich mit Geräten aus den 90ern lockern selbst am Südpol warmhalten. Und doch wurde diesen Geräten in den 90ern bescheinigt, sehr sehr nah am Original zu sein.


    M.E. trifft das im Wesentlichen auch zu. Gute Verstärker aus den 90ern sind auch heute noch gut, bei CD-Playern wird man gar keinen Unterschied hören, weil das Format konstant geblieben ist, Kableklang ist Unsinn, und nur die Lautsprecher haben sich mit der ganzen Einmeßtechnik weiterentwickelt, aber auch nicht viel. In den 90ern hatte man auch schon das Ohr als wesentliches Element der Einmeßtechnik, und ein Tontechniker-Ohr läßt sich nicht so leicht hinters Licht führen wie ein Normalohr. Denn das Normalohr ist das unzuverlässigste Instrument bei der Beurteilung von gutem Ton. Lauter wird tendentiell als besser empfunden, bei leisen Pegeln finden wir eine Loudness-Korrektur gut, grundsätzlich stehen wir auf Bumm-Bumm und Zisch-Zisch, also übertriebenen Bässen und Höhen, aber nur kurzfristig, nach längerer Zeit geht es uns auf den Keks (außer tauben Fahrern von als Auto verkleideten Baßröhren). Und wir hören Dinge, die wir eigentlich gar nicht hören dürften: ältere Leute hören nicht über 13 KHz hinaus, wenn man das Band von 13 - 18 KHz aber aus dem Spektrum herausfiltert, wird die Aufnahme als weniger brillant empfunden.


    Ich glaube, daß man heute für 4 - 5.000 € eine Anlage kriegt, die bei Blindtests auch von 20-50 tausend € teuren Anlagen nicht überboten wird.


    Fazit: der gute Ton ist nur sehr begrenzt eine Funktion von Geld. Und er ist im Wesentlichen immer noch derselbe Mythos, der er war, als ich vor 30 Jahren nach "optimalen" Anlagen suchte.

  • Lauter wird tendentiell als besser empfunden, bei leisen Pegeln finden wir eine Loudness-Korrektur gut, grundsätzlich stehen wir auf Bumm-Bumm und Zisch-Zisch, also übertriebenen Bässen und Höhen, aber nur kurzfristig, nach längerer Zeit geht es uns auf den Keks (außer tauben Fahrern von als Auto verkleideten Baßröhren). Und wir hören Dinge, die wir eigentlich gar nicht hören dürften: ältere Leute hören nicht über 13 KHz hinaus, wenn man das Band von 13 - 18 KHz aber aus dem Spektrum herausfiltert, wird die Aufnahme als weniger brillant empfunden.


    Hallo m-mueller,
    das höre ich aber ganz anders.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    Fazit: der gute Ton ist nur sehr begrenzt eine Funktion von Geld. Und er ist im Wesentlichen immer noch derselbe Mythos, der er war, als ich vor 30 Jahren nach "optimalen" Anlagen suchte.


    Das sehe ich genauso. Ich habe z. Zt. drei Anlagen aufgebaut mit unterschiedlichen Geräten der oberen Mittelklasse. Einzelne Komponenten tausche ich öfter aus (Plattenspieler, Verstärker, CD-Player). Die Plattenspieler sind mit MC-Reference-Systemen (Clearaudio Gamma, Linn Klyde usw.) bestückt. Die großen Boxen ändere ich nicht. Natürlich gibt es hörbare Unterschiede auch bei den Verstärkern (Marantz, Luxman, Yamaha), aber die beste und teuerste Anlage nützt mir nichts, wenn die Tonträger nicht diesen hohen Ansprüchen genügen. Diese sind letztendlich entscheidend!

    W.S.

  • Einen Eindruck hätte ich schon mal zu liefern:


    ich kann mich auf meine alten Ohren nicht "mehr" verlassen. Zwar höre ich wohl nur geringfügig schlechter als vor ca. 15 Jahren, habe auch seit ca. 1990 einen leisen bis mittellauten hochfrequenten Dauerton, den ich hinter und etwas entfernt vom linken Ohr lokalisiere, jedoch habe ich gelegentlich oder häufiger bei jeweils gleicher (drei Anlagen im Haus , von 120 über 400 zu 6500 DM, was ähnlichem Betrag in € entprechen dürfte) Schallquelle unterschiedlich empfundene Hörerlebnisse unklarer Herkunft, bei verschiedenen Schallquellen folgt meine Hörempfindung Einflüssen, die sicher vielfältig und schwer beschreibbar sind, z.B. ob mir ein Konzert oder dessen Teile gefallen. Regelmässig höre ich, dass der Solisten- Steinway in der Liederhalle fast nie optimal eingerichtet ist. Sehr oft klingt er nach Perkussion, scheint richtig vielbespielt zu sein (normal müssten die zwei bis drei Steinway C- Flügel haben, eine Auskunft von früher war mal "einige Jahre wird jeder Flügel bespielt", "heruntergespielt"). Ich bin erstaunt, wie schlecht oder zumindest durchschnittlich das Instrument eingestellt war oder ist. Das gleiche im Luwigsburger Forum, nicht bei einem C- Flügel im Orchesterprobenraum der Musikhochschule, wo immer ca. drei Flügel und anderes stehen (die MHS Stuttgart hat 77 Flügel). Sehr wechselnde, eben auch inkonsistente Hörerlebnisse.


    Ferner hörte ich während meines Arbeitslebens nicht so genau hin, was erklang. Das klingt furchtbar, ich weiss. Aber erst seit meinem Ruhestand kann ich mich deutlich besser konzentrieren als vorher !!! Z.B. wg. vorherigem chron. Schlafmangel, zuviel Essen, zu wenig trinken, Wortfetzenkommunikation im Arbeitsteam und weiss der Geier.


    Alles sehr subjektiv natürlich, aber (meine) Realität !


    Nun komme ich zu meinem Hauptpunkt.
    Testmedium der letzten Wochen war die neu gekaufte CD der DG aus der VIRTUOSO Serie: Beeth., Symph. 2 & 4, Russian Nat. Orchestra, M. Pletnev (Dirig.), keinerlei Aufnahmedaten, gepresst (?) 2007. Kein Booklet, die magere Beschriftung nur Englisch, immerhin die Gesamtlänge der Symphonien genannt. Entsprechend günstiger Preis. Trotzdem ist die Klangqualität recht gut, nämlich das Orchester ausgewogen, die Höhen nicht überbrillant, nicht knallig oder vordergründig, die Bässe klangen wunderbar kompakt, als Teil des Ganzen. Das Klangbild räumlich, keinerlei Links- Rechts- Effekt. Keine Störgeräusche. CD Player frisch nach Druckluftreinigung.


    Ich könnte nun nicht behaupten, dass diese CD auf meiner teueren Anlage immer gleich klingt (wobei man zuletzt einen Abtastfehler beim CD Player einräumen muss, der aber inkonstant und hörbar ist). Ich habe auch unten in meinem Hobbyraum gehört. Klingt "um Lichtjahre schlechter". Dennoch habe ich gut profitiert von diesem Klangerlebnis, mein Ohr und mein Gehirn (Mediziner sagen Hörrinde !?) scheinen sich schnell anpassen zu wollen. Die erklingende Musik mit ihren Instrumenten kam in den Vordergrund, der Klang, gute oder schlechtere Transparenz waren zumindest momentan nicht ganz so wichtig.


    Für mich steht ja der Kauf einer CD- Player, Streaming- Festplatten Einheit an. Ich frage mich, ob ich womöglich besser nach dem Gerätefabrikat, Gerätefeatures, Preisgruppe und Design kaufen sollte als nach Höreindrücken in unterschiedlichen Lokalitäten (der HiFi- Händler). Siehe hierzu auch der neue, durch mich begonnene Thread "Anlageempfehlung...."


    Wie denken Taminos über ihre subjektiven körperlichen Variablen und wie gehen sie`s an ? (ich habe den letzten 50 Jahren den leisen oder deutlicheren Eindruck gewonnen, dass ansonsten gut oder bestens hörende / zuhörende Musiker die schlechtesten Anlagen haben. Erklären konnte mir`s noch niemand.) Hätten wir vielleicht einen HNO- Arzt oder Neurologen an Bord ?
    ?(


    Freundlichst
    D.

  • Guten Abend,
    sowohl das was m-mueller als auch 9079wolfgang schreibt sehe ich grundsätzlich auch so.
    Grundvoraussetzung für eine gute Wiedergabe ist der Mitteltonbereich von ca.250Hz bis 4kHz - wenn möglich mit keiner Freuquenztrennung in diesem Bereich - also ein Laustsprecherchassis für diesen Bereich.
    Also zB: bis ca.250Hz Bass (25cm) / 250 bis 4Khz Mitten (13cm) und ab 4khz Hochton (2cm)
    Wenn der Mitteltonbereich eines Lautsprechers nicht passt muss man über den "Rest" gar nicht mehr reden.
    Alles unter 60Hz und über 12kHz ist toll zu haben aber nicht unbedingt notwendig.
    Ganz wichtig ist auch eine "zeitrichtige" und "schnelle" Wiedergabe mit nicht zu großen, antriebsstarken Schallwandlern (max.25cm - auch im Bass) und laststabilen, impulsschnellen Verstärkern.
    Dann sollte das ganze auch halbwegs vernünftig im Raum platziert sein so wie es der Hersteller vorgesehen hat - vor allem bei Lautsprechern.
    Nicht gerade den letzten Schrott von Verbindungskabel zu verwenden kann auch nicht schaden. Alle paar Jahre die Kontakte mal reinigen ist auch kein Fehler.
    Auch eine halbwegs gute Stromversorgung mit guten handelsüblichen Verteilsteckdosen ohne Schalt(uhren)er ist eine gute Idee.
    Von der Musik übertragene Schwingungen auf die Elektronik sollte man auch minimieren wenn es geht - bei Plattenspielern sowieso Pflicht - und dort die Abdeckhaube weg beim abspielen (weniger Angriffsfläche für den Schall = weniger Probleme)
    LG
    @:Marantz, Luxman, Yamaha halte ich nicht gerade für die Topliga bei Verstärkern - denke da eher an Goldmund, Spectral usw.
    @@: beim Lautsprecher qualitativ am meisten zu "holen"

  • Hätten wir vielleicht einen HNO- Arzt oder Neurologen an Bord ?


    Habe noch keine wirklich gute Anlage bei einem Arzt gehört, was möglicherweise auch daran liegt, daß sie lieber das Möbel- und Einrichtungsdesign in den Vordergrund rücken. Aber für guten Ton braucht es schon mal eines: ordentliche Lautsprechen, und die benötigen eine gewisse Mindestgröße.


  • Dann sollte das ganze auch halbwegs vernünftig im Raum platziert sein so wie es der Hersteller vorgesehen hat - vor allem bei Lautsprechern.


    Das macht auch viel mehr aus, als die meisten Leute glauben. Auch, wie der Raum insgesamt gestaltet und eingerichtet ist.

  • Ich kann nur kurz auf EINIGE Aspekte eingehen:


    Selbstverständlich waren wir mit unseren Amöagen NIE "nahe am Original, und sind es auch heute noch nicht.
    Na ja.- verglichen mit einem Edison Phonographen vielleicht schon.


    Un diese These zu bestätigen sge ich den Leuten immer:
    "Wenn ich Ihnen die Augen verbinde und dann eine menschliche SPRECHSTIMME zu hören gebe - werden sie bestimmen können ob dies eine über Lautsprecher wiedergegebene Stimme ist oder ein lebentiger Mensch?"


    Üblicherweise wird bestätigt, daß das gut unterscheidbar ist (auch von älteren Leuten, die nicht mehr so gut hören)
    Und solange das so ist, behaupte ich, daß wie uns noch in der Steinzeit der Tonaufzeichnung befinden.


    Und der "Schleier" bei Tonaufnahmen ist selbstverständlich da - nur daß er nicht weggezogen werden kann - Und wenn ausnahmsweise einmal doch . dann umn der Preis der Aggressivität und Lästigkeit.


    Mit viel Geld kann man auch viel klangzerstörerisches einbauen. Ab einer bestimmten Menge ist das IMO kontraproduktiv.


    Und nun zutFrage: WArum haben so viele Musiker schlechte Stereoanlagen ?


    Ich habe iene einleuchtende Antwort darauf gefunden.
    Wer den ganzen Tag mit dem ORIGINALKLANG konfrontiert ist, für den hört sich JEDE Konserve "schecht" oder zumindest nach Konserve an. Der Musiker benutzt daher die Konserve in etwa wie ein Notizbuch - Der wahre Kalng entsteht im Kopf - etwa wie bei LEuten die wirklich Noten lesen können. Angeblich entsteht bei diesen Leuten schon beim LEsen die Musik im Kopf.
    Ich wüsste auch welcehn Wert die Note A am Papier hat und auch wo sich die entsprechende Note an Klavier befindet. Aber aus dem Notenbild sich einen Gesamtklang erarbeiten - das könnte ich nie und nimmer. Wer aber dazu in der Lage ist, der braucht auch keine teure Stereoanlage, die in letzter Konsequenz doch nur ein Kompromiss ist...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • "Wenn ich Ihnen die Augen verbinde und dann eine menschliche SPRECHSTIMME zu hören gebe - werden sie bestimmen können ob dies eine über Lautsprecher wiedergegebene Stimme ist oder ein lebentiger Mensch?"


    Jetzt weiß ich nicht, ob Dir klar ist, dass die Firma Harbeth genau diesen Punkt als Grundlage für die Abstimmung ihrer hochwertigen Lautsprecher nimmt.
    Sie weigern sich, den Lautsprecher überhaupt mit Musik, die ja immer auch die subjektiven Emotionen anspricht, abzustimmen.
    Stattdessen nehmen sie im schalltoten Raum einen Sprecher auf ( wahrscheinlich "natürlich" von der Wahl der Mikrocharakteristik, also kein Nahbesprechungseffekt...) und lassen dann anschließend den auf die Lautstärke richtig eingepegelten Lautsprecher "sprechen" und dann soll zum Vergleich wieder der lebendige Mensch, sozusagen das analoge Original den Text vortragen. Wenn der Unterschied so klein wie nur irgend möglich ist, dann passt die gehörmäßige Abstimmung.


    Es ist ja bekannt, dass Harbeths vor allem in den - für die klassische Musik entscheidenden- Mitten und oberen Mitten besonders natürlich klingen sollen. Man liest es in allen Foren und Zeitschriften dieses Planeten.


    In diesem Youtube-Film kann man darüber mehr erfahren:



    Ich finde schon, dass die dahinterstehende Idee sehr überzeugend wirkt, denn Alfred hat recht: Wenn eine Sprechstimme irgendwie nach Lautsprecherstimme klingt, dann ist etwas faul. Oft klingen Lautsprecher, die messtechnisch eigentlich vielversprechend aussehen und besonders neutral oder "ehrlich" sein sollen gerade in diesem Bereich merkwürdig kalt, dünn und "lautsprecherig". Der Vergleich per Sprechstimme ist aus meiner Sicht schon deswegen genial, weil unsere Ohren bei genau diesem Klang besonders leicht Verfärbungen wahrnehmen können. Wir sind auf unser menschliches Gegenüber als soziale Wesen nun einmal fixiert.


    Mein Hund reagiert auf meine Stimme z.B. überhaupt nicht, wenn er sie über die mickrigen Lautsprecher eines Mobiltelefons hört.
    Ich habe auch festgestellt, dass er auch auf Stimmen aus Hifi-Boxen ( letztes Jahr waren es bei mir noch B&Ws) kaum reagiert, auch nicht Hundestimmen. Der merkt ganz genau, was echt ist und was nicht. Wir sind - so glaube ich- als Menschen noch viel eher bereit, uns "technisch hinters Licht führen zu lassen"....



    Nimmt man nun die "gnadenlos analytischen" Lautsprecher mit guten Messwerten daher und hört damit klassische Musik, dann fallen einem - mir jedenfalls- oft die zu hellen bzw. nervigen ersten Geigen bei Orchestern auf. Auch das Timbre eines Cellos lässt es irgendwie an Bauch und Wärme fehlen. Genau in diesem Punkt sollen die Harbeths so gut sein, dass man mit ihnen das Thema Lautsprecher "vergessen könne". Das ist natürlich ein genialer Werbespruch, aber ich vermute, dass da etwas dran sein könnte.


    Nun habe ich leider diese Harbeth-Lautsprecher noch nie selbst hören können. Auf dem Gebrauchtmarkt sind sie rar ( vielleicht will man sie ungern verkaufen) und neu scheinen sie gegenüber anderen Marken deutlich teurer zu sein. Für mich lagen solche Boxen und dann noch die dazugehörige kraftvolle und hoffentlich ebenso wohlklingende Verstärkertechnik außerhalb meines Budgets.
    Trotzdem würde ich gerade diese englischen Lautsprecher gerne einmal hören.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Habe noch keine wirklich gute Anlage bei einem Arzt gehört, was möglicherweise auch daran liegt, daß sie lieber das Möbel- und Einrichtungsdesign in den Vordergrund rücken. Aber für guten Ton braucht es schon mal eines: ordentliche Lautsprechen, und die benötigen eine gewisse Mindestgröße.

    m-mueller.


    du hast mich missverstanden.


    Ich meinte, dass so ein Facharzt uns Laien mit gewissen gehörmässigen und/oder neurophysiologischen und neuropsychologischen Fakten erleuchten könnte.

  • Lieber Glockenton, und lieber Alfred,


    das mit dem Hund - ich bin baff. Abgesehen von den Preisen hätten wir klare Kriterien für den LS- Kauf. Jedenfalls theoretisch.

  • zum guten Ton, bezogen auf Hifi- Wiedergabe, noch folgende kleine Anmerkung


    Das gute Aufnahmen essentiell sind wurde weiter oben schon genannt. Aber was genau ist eigentlich eine gute Aufnahme? Ganz sicher gibt es hier eine Unzahl an Faktoren welche ohne Probleme einen ganzen Thread, wenn nicht ein ganzes Forum füllen könnten.


    Ich will einen sehr grundsätzlichen Aspekt ansprechen, einerseits weil er eine unlösbare Zwickmühle für den Produzenten darstellt und andererseits, weil er gerade auch bei klassischer Musik ein sehr wichtiges Kriterium darstellt. - Der räumliche Eindruck, der bei der Wiedergabe vom Zuhörer wahrgenommen wird.


    Bei jeder Live Veranstaltung nimmt man als Zuhörer einen Raumeindruck wahr, egal ob in Räumen, Sälen, Hallen oder eben beispielsweise im Freien. Diese unterscheiden sich zum Teil dramatisch voneinander, was bekanntermaßen durch die sehr unterschiedlichen Nachhallzeiten („Echos“) verursacht wird. Man kann diese „Akustik“ an bestimmten Orten nun als gut, schlecht oder irgendwo dazwischen einstufen. Aber sie ist in jedem Fall quasi Teil der Performance.


    Soweit ist die Welt noch in Ordnung, aber nun will jemand diese live gespielte Musik aufzeichnen. Tut er das ohne weitere Veränderungen, so zeichnet er zwangsläufig nicht nur den von den Instrumenten und Interpreten abgestrahlten Schall auf, sondern eben auch diesen genannten Nachhall. Oder anders formuliert, er zeichnet die „Rauminformation“ des Veranstaltungsortes mit auf.


    Was geschieht bei der Wiedergabe einer solchen Aufnahme zuhause über die Stereoanlage? Klar, das hängt natürlich von der Stereoanlage und deren Übertragungseigenschaften ab. Aber eben nicht nur, denn zwischen Stereoanlage und Hörer befindet sich nun „plötzlich“ eine weiterer Raum. Diesen zweiten Raum gab es bei der Aufzeichnung nicht, er fügt dem Musiksignal aber wiederum Nachhall hinzu. Leicht einzusehen, dass dieser zweite Nachhall nichts mit dem Original zu tun hat und somit im Prinzip nichts anderes ist als eine Verzerrung. Man hört den „Raum im Raum“…


    Natürlich bin ich nicht der erste, der darüber nachdenkt. Es wurden zwei grundsätzlich mögliche ideale Ansätze für Aufnahmen/Mastering erdacht:


    “They are here“


    “You are there“


    Die Namen deuten es an, bei einer idealen “They are here” Aufnahme muss der Nachhall während der Aufzeichnung unterbunden werden. Es gäbe dann bei der Wiedergabe zuhause ausschließlich die Rauminformation des heimischen Hörzimmers, also nur einmal „Raum“. Es entstünde der Eindruck, die Musik würde zuhause gespielt werden. Analog verhält es sich mit idealen „“You are there“ Aufnahmen, in diesem Fall müsste der Nachhall zuhause unterbunden werden und es entstünde der Eindruck, man würde die Musik am Ort der Aufzeichnung hören. Nachhall vollständig unterdrücken bedeutet, einen reflexionsfreien („schalltoten“) Raum zu schaffen.


    Das Dilemma besteht nun offensichtlich darin, dass sowohl die Anforderung an They are here als auch die Anforderung an You are there Aufnahmen in der Praxis nur angenähert, aber nicht erreicht werden können. Es kann auch kontrovers diskutiert werden, ob dem Musikkonsumenten wirklich die Einrichtung eines mehr oder weniger reflexionsarmen Raumes zugemutet werden soll, wie ihn You are there nötig machen würde. Andererseits kann längst nicht jede Aufnahme den They are here Anforderungen genügen, insbesondere nicht bei klassischer Musik. Man will ja oft die Akustik des Konzertsaals mit konservieren…




    In der Praxis läuft es also immer auf einen Kompromiss hinaus, stark abhängig von den angedeuteten Randbedingungen wie Musikrichtung, Philosophie des Tonmeisters etc…




    Man bräuchte einen Abhörumgebung, bei der man den Grad der Reflexionen in Echtzeit beeinflussen kann. Also quasi mehr oder wenige (Abhör-) Raum per Drehknopf. Die gibt es nur meines Wissens nach (noch?) nicht….

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    Gruß
    Nicolas

  • Hallo Nicolas,


    Konzertsaal und privater Hörraum sind und bleiben akustisch nicht vereinbar.


    Gleiches gilt für das Konzerterlebnis und die davon gemachte Tonaufzeichnung.


    Für mich ist es deshalb nur wichtig, ob ich zuhause eine Qualität der Wiedergabe erreiche, die es erlaubt, in die Musik einzutauchen.


    Dazu braucht es eine möglichst natürliche tonale Wiedergabe.


    Nicht einfach, aber machbar.


    Nette Grüße


    Karl

  • Hallo Karl,


    ...Für mich ist es deshalb nur wichtig, ob ich zuhause eine Qualität der Wiedergabe erreiche, die es erlaubt, in die Musik einzutauchen...


    darauf läuft es hinaus, denn es ist gar nicht möglich, zuhause die eine und einzig "richtige" akustische Umgebung einzurichten. Denn der Tonmeister, der produziert hat, musste sich schon entscheiden wie er aufnimmt und abmischt und ging dabei mutmaßlich einen Kompromiss ein. Dieser Kompromiss ist aber weder standardisiert noch dem Konsumenten der Musik bekannt....


    Möglichst natürliche tonale Wiedergabe strebe ich ebenfalls an, digitale Quellen entzerre ich aus diesem Grund auch auf digitaler Ebene. Eine Technik, die zunehmend auch im Stereo- Bereich populär wird (ich höre nur Stereo).

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    Gruß
    Nicolas