Leopold Kozeluch - Die Klavierkonzerte

  • Leopold KOZELUCH: Klavierkonzert Nr 1 in F- dur


    Dieser Thread ist neben jenem über Kozeluchs Klaviersonaten der zweite Spezialthread über eine Werkgruppe von ihm. 22 Klavierkonzerte von ihm sind überliefert, davon gibt es 4 auf CD und ein oder 3 weitere auf youtube. Dabei wären diese Konzerte durchaus hörenswert. Während heutige Rezensenten immer wieder gern betonen, seine Konzerte seien zwar ganz nett und gefällig, aber gegenüber jenen von Mozart recht einfach gestrickt, waren seine Zeitgenossen anderer Meinung. Und in gewisser Weise war Kozeluch auch erfolgreicher als Mozart, so wurde er in Gerbers Musiklexikon zeitweise zum populärsten lebenden Komponisten hochstilisiert. Es ist mir nicht geglückt herauszufinden ob die noch zu Mozarts Lebzeiten geschah, denn das zweibändige Lexikon erschien 1790 und 1792 (jeweils ein Band) wurde aber überarbeitet und ergänzt und Anfang des 19. Jahrhunderts unter anderem Namen erneut herausgegeben.
    Ich habe soeben das Klavierkonzert Nr 1 in F- dur aus dem Jahre 1784 gehört.
    Es zeichnet sich IMO durch Eingängigkeit und Leichtigkeit aus, Kozeluch verzichtet (sicher bewusst !!!) auf allzu große Komplexität, verarbeite seine Themen indes sehr geschickt und ökonomisch. Solch ein Ansatz wird die Klassikgemeinde stets spalten, und das war schon in der Vergangenheit so. Viel mozärtliches finden wir hier. Die beiden Herren kannten einander, hatten Kontakt durch gemeinsame Freunde, es war indes ein gespanntes Verhältnis zwischen den beiden, obwohl sie miteinander Meinungen austauschten.
    Auch Beethoven mochte Kozeluch nicht, denn dieser soll sehr sebstbewusst (Euphemismus) aufgetreten sein...
    Ich fand das 1 Konzert als freundlich, leicht und beschwingt, im langsamen Satz eher lieblich als grüblerisch, im Finale lebhaft und sonnig. Das Booklet weist auf eine Besonderheit gegenüber Mozart hin: Das Konzert klingt eher verhalten aus und verzichtet auf ein eindrucksvolles Finale mit quasi einkomponiertem Applaus.....


    PS: Heuer jährt sich der 200. Todestag Kozeluchs - eine Gelegenheit der Plattenkonzerne uns mit einigen bislang unveröffentlichten Klavierkonzerten zu erfreuen - aber....ich träume.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das gestern von mir bereits vorgestellte Klavierkonzert Nr 1 existiert in einer zweiten Aufnahme, nämlich auf der heute hier verlinkten CD mit der Slovakischen Sinfonietta Zilina unter Oliver von Dohnanyi und Tomas Dratva als Pianisten., der laut Booklet die Manuskripte einiger der frühen Klavierkonzerte Kozeluchs in Wien aufgefunden, sie restauriert und damit erst aufführungsbereit gemacht hat. Die Aufnahme stammen vom Dezember 2004.
    Der Harenberg Konzertführer verschweigt in gewohnter Manier Komponisten des 18. und 18. Jahrhunderts und Werke und gibt mediokren Zeitgenossen den Vorzug :untertauch: Aber das ist ja nichts Neues.
    Ich stand vor der Wahl, ein weiteres Konzert zu hören, oder mich ein wenig in die Klangwelt des ersten, leicht vorwärtsdrängenden zu vertiefen und die Alternativaufnahme zu hören. Wie man sieht, habe ich mich für das Zweite entschieden.
    Eine Kaufempfehlung für eine der beiden Alternativen gibt es indes nicht, sie sind in etwa gleichwertig, die Spielzeit des Konzerts ist bei der Aufnahme der London Mozart Players unter Howard Shelley um etwa 90 Sekunden länger (27 Minuten statt 25 und eine halbe), ziemlich gleich verteilt auf all drei Sätze.


    Abgesehen davon ist das Programm nicht völlig identisch: Bei Shelley/Shelley gibts die Konzerte Nr 1-5-6, bei Dohnanyi/Dratva sind es die Nummern 1-4-5


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bevor ich in diesem Thread vorangehr - einige kurze Bemerkungen:

    Es ist kaum möglich Konzerte zu identifizieren, wenn sich der Plattenproduzend nicht die Mühe gemacht hat dier derzeit gültigen

    Werks Nummern von Milan Poštolka zu verwenden.

    So finden wir folgende Benennungen


    a) lediglich "Konzert in x Dur!

    b) Konzert Nr

    c) Konzert op. Nr

    d Konzert P: IV :Nummer


    Vielleicht gehe ich aber mit den Produktionsfirmen etwas zu streng ins Gericht

    Wenn es da -und das kommt oft vor: Originalnoten oder frühe Drucke gibt, auf denen lediglich "Sinfonia in x-Dur" steht, dan ist es kaum möglich die betreffende Sinfonie zu identifizieren und zu benennen. Hier wäre ein MUWI vonnöten - und das kommt vermutlich zu teuer.


    ICH werde hier -zumindest vorübergehend, die Angaben ungeprüft übernehmen, die das Tonträgerlabel auf seinem Produkt verwendet hat....

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hyperion hat einen 5 minütigen Trailer der hier gezeigten CD ins Web gestellt - Und das muß belohnt werden. Ich verlinke auf diesen Ohrwurm-traächtigen Clip, der mehr über Kozeluchs Klavierkonzerte sagt als ich es je könnte. Dennoch werde ich in gewissen Abständen über dies Cd und die darauf enthaltenen Konzerte hier schreiben - und ebenso zu Alternativaufnahen. Man kanmn sich gut vorstellen warum Kozeluch ein echter Konkurrent für Mozart war. Aber neben einigen Gemeinsamkeiten hate Kozeluch durchaus seinen eigenen Stil. Dazu kommt noch, daß er Mozart um etwa 27 Jahre überlebt hat. Die auf dieser CD aufgenommen Werke stammen allerdings noch von 1784/85/86 also noch zu Mozarts Lebzeiten.



    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 1500

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leopold KOZELUCH: Klavierkonzert Nr 5 in Es- dur


    Das Klavierkonzert Nr 5 kratzt - vor allem im 1. Satz - nahe an Mozarts Tonsprache. Kein Wunder, daß sich die beiden nicht besonders mochten - aber jeder genau wusste, was der andere Wert war. Das Thema ist eingängig bis zum Ohrwurn und taucht immer wieder variiert auf, bis es am Satzende wieder in seiner ursprüngliche Form auftaucht. Der Mittelsatz ist äusserst gefällig und der Zeit entsprechend, leicht galant, aber vielleicht nicht so nahe bei Mozart - verlichen mit ähnlichen Werken anderer Komponisten jener Tag allerdings schon. Der Finalsatz wird durch die Hörner geprägt und hat eine "jagdliche" Klangfarbe.

    Der Autor des Booklets lobt Kozeluchs Werk, weist aber auf die Unterlegenheit gegenüber Mozart hin. Sowas macht sich immer gut, damit kann man nicht viel falsch machen. Was WUWI Analysen wert sind, kann man IMO gut daran erkennen, daß einige der frühen Konzerten im Kern von anderen Komponisten stammen - und niemand hat es bemerkt !!!:baeh01:

    Ich liebe die einfache klare Musiksprache Kozeluchs und stelle sie als gleichwertig gegen Mozart (soweit ich die Konzerte kenne)

    Howard Shelly ist IMO der größte lebende Mozart Interpret und hier am Kontinent weit unterschätzt. ich hoffer, daß er und Hyperion uns bald mit einer weiteren Kozeluch Aufnahme erfreuen werden....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leopold KOZELUCH: Klavierkonzert Nr 6 in C- dur

    Zu Lebzeiten wurde Kozeluch oft mit Mozart verglichen, ihm gleichgestellt und nicht selten diesem vorgezogen. Allerdings verschwanden bereits um 1800 seine Werke aus den Konzertprogrammen. Mozart wäre es wohl ähnlich ergangen.

    Einmal mehr erstaunt mich der ideenreichtum des Komponisten und seine Kunst aus wenig etwas zu machen - ähnlich wie Joseph Haydn.

    Bei diesem Konzert ist der Mittelsatz, ein Andante besonders zart und leicht melancholisch gestaltet.

    Solche Werke als "Konfektionsware" oder ärger zu bezeichen halte ich für verfehlt. Hier wirkt wohl noch der Einfluß von Mozart - und insbesondere Beethoven nach, welche in Kozeluch - völlig ui recht - einen gefährlichen Konkurrenten sahen, der inzewischen in ganz Europa bekannt war und zusätzlich noch einen eigenen Musikverlag betrieb....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Leopold KOZELUCH: Klavierkonzert Nr 4 in A- dur


    Der Anlass, dieses 4. Klavierkonzert früher als geplant, hier vorzustellen, ist der Tatsache geschuldet, daß die gezeigte CD (sie ist 14 Jahre am Markt) nun abverkauft wird. ud zwar zum Superpreis von nur 4.99 Euro. Eine letzte Gelegenheit (?) für Kozelivj-Skeptiker sie zu erwerben und sich quasi risikolos 3 Klavierkonzerte dieses Komponisten ins Hauszu holen - und zu prüfen ob er Mozart ebenbürtig war oder nicht. Die Zeitgenossen behaupteten "Ja" Beethoven indes war ein erbitterter Gegner Kozeluchs. Das Verhältnis zu Mozart ist zwiespältig - eben so wie jenes von Mozart zu Salieri.

    Dire berühmte Geschichte (deren Wahrheitsgehalt von einigen angezweifelt wird) wo die beiden Herren ihre unterschiedliche Einschätzung über ein Werk von Joseph Haydn äussern. Auf die kritische Bemerkung, ER, Kozeluch hätte das anders komponiert, meinte Mozart, das glaube er wohl, denn: "Herr, und wenn man uns beide zusammenschmölze, würde doch noch lange kein Haydn daraus."

    Sehr aussagekräftig !- Mozart akzeptiert die Annahme, daß man ihn mit Kozeluch virtuell zusammenschmelzen könne, was soviel besagt, daß er ihn als (mehr oder weniger) ebenbürtig betrachtet. Beide Herren werden ja gewusst haben wie ihr - stets wechselnder Stellenwert in der Gesellschaft war. Kozeluch wird gewusst haben, daß er zeitweise gegenüber Mozart bevorzugt wurde - und er wird es genossen haben. Mozart wird es geärgert haben, aber er musste die Realität akzeptieren.

    HEUTE finden wir abschätzige Bemerkungen, Kozeluchs Musik sei "gefällig" aber im Grunde seichte Tagesproduktion - und daher vergessen. Kein Wunder, daß Kozeluch in unseren Tagen von jenen ignoriert wird, die den Zeitgeschmack prägen: Originell um jedem Preis - neu und anders - Hässlichkeit und Sperrigkeit ist dabei kein Hindernis.

    Kommen wir zum Klavierkonzert Nr 4. Es beginnt nicht bombastisch oder eindrucksvoll, sondern entwickelt sich erst nach einigen Takten. Kozeluch liebt es anscheinen immer wieder kurze Hornklänge einzufügen und so -beispielweis den ersten Satz zu "behübschen"

    Der 2. Satz hat etwas mozartisch-melancholisches an sich und wird in einer Rezension als der wertvollste bezeichnet - gegenüber den beiden doch eher Einfach gehaltenen Ecksätzen. Und gerade die liebe ich. Und vermutlich auch das zeitgenössische Publikum um 1785.

    Der dritte Satz schliesst nahtlos an den 2. an, aber man hört sofort die andere Klangwelt, ein Rondo im Tempo poco presto mit einem leicht staccato-artigem Ohrwurmthema, das uns eigenartig vertraut vorkommt (Mozart ?)

    Im Internet hat EIN Amateur- Rezensent die Balance zwischen Klavier und Orchester beanstandet - Ein Einwand den ich nicht teile.

    Nicht nur der geringe Preis, sondern auch das 4. Klavierkonzert (derzeit die einzige Aufnahme am Markt) sind ein gutes Kaufargument.

    Und natürlich sollte man Mozarts und ähnliche Klavierkpnzerte mögen.....


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 1600

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !