Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2018 - wie waren eure Eindrücke?

  • Guten Tag,
    da ich es nicht gesehen / gehört habe wäre ein "Neuling" für ein paar Eindrücke der "Profis" dankbar.
    Auch wäre ein Vergleich mit anderen Neujahrskonzerten - sagen wir mal seit es davon Aufnahmen in sehr guter Qualität gibt nett :yes: - es dürfen von euch auch Sternstunden vergangener Jahre genannt werden - natürlich nach dem Geschmack eines jeden einzelnen :thumbup:
    Merci und LG

  • Wird das Konzert nicht irgendwann abends im Fernsehen nochmal wiederholt?

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wird das Konzert nicht irgendwann abends im Fernsehen nochmal wiederholt?


    Ja, am Samstag 6.1.2018 um 20.15 auf 3sat !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Irgendwie bin ich überrascht, daß das Thema aufgegriffen wird, denn Neujahrskonzerte und Johann Strauß hatten bisher bei Tamino einen unverdient niedrigen Stellenwert.


    Soweit ich das recherchieren konnte wird die Sendung
    am 6. Jänner 2018 um 10 Uhr vormittag in ORF2 und 3SAT wiederholt


    Hier einige Zeitungskritiken


    https://kurier.at/kultur/neuja…ein-bissl-fad/304.530.731


    https://derstandard.at/2000071…-fuer-die-schlechte-Laune


    http://www.augsburger-allgemei…t-in-Wien-id43686186.html


    Einerseits sind diese Artikel quasi von der Stange, man könnte sie geschrieben haben ohne dabei gewesen zu sein.
    Insbesondere beim Artikel der österreichischen Tageszeitung "KURIER" konnte ich mich dieses Eindrucks nicht völlig erwehren,
    die da schrieb, dieses Konzert sei "langweilig" gewesen, und es sei Jahre her gewesen, daß der Funke so wenig übergesprungen sei, wie heuer.
    Die Annahme, es könne so gewesen sein, klingt angesichts der politischen Situation in aller Welt durchaus nahe, aber Wien wäre nicht Wien, wenn man die nicht elegant negierte.


    Ich hatte an sich nicht vor, das Neujahrskonzert anzusehen, zu viele Erinnerungen an meine heuer verstorbene Mutter verbinden sich damit. Aber dann habe ich mich überwunden. Angesichts dieser Umstände sollte ich ein eher tristes Bild des Konzerts erlebt haben, aber das war nicht der Fall.


    Im Gegensatz zu meinem "Kollegen" vom "Kurier" empfand ich die Beifallsstürme des Publikums als geradezu frenetisch - wesentlich stürmischer als die letzten Jahre, geradezu provokativer Optimismus pur. Aber das mag ein subjektiver Eindruck sein.
    Interessant die Auffassungsunterschiede zwischen Orchester und Dirigent. Wer Muti genau beobachtete, dem wurde gewiss nicht langweilig, denn zeitweise dirigierte er sogar mit den Augen und gelegentlich sah man die Andeutung eines kurzen mißbilligenden Kopschüttelns mit resignierendem Beiklang, dann wieder Zustimmung im Gesicht, hier erinnerte er mich an Harnoncourt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe es mir auch 2018 nicht angesehen. Ich weiß nicht einmal genau, ob ich mir jemals ein komplettes Neujahrskonzert angetan habe, obwohl ich einige ältere auf CD vorliegen habe. Meist interessiert mich nur dieses oder jenes spezielle Stück. Mit Riccardo Muti hatte man heuer natürlich einen besonders hochkarätigen Dirigenten, was soll da groß schiefgehen, ist es ja in gewisser Weise auch ein Selbstläufer für die Wiener Philharmoniker. 2019 soll Christian Thielemann erstmals dieses Konzert (bzw. diese Konzerte) leiten. Darauf haben sicher einige schon lange gewartet. Ich entsinne mich an eine Diskussion vor einiger Zeit, wo mein Gesprächspartner auch davon ausging, dass ein Neujahrskonzert unter Thielemann nur eine Frage der Zeit sei.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • na sowas, hauptsächlich meldungen der art "ich habe es nicht gesehen".
    ich wollte an sich nicht, aber habe es doch gesehen (und gehört).
    habe mich über otto wagner im pausenfilm gefreut und gewundert, dass beim eckartsau-film das fresko nicht gezeigt wurde (ein hauptwerk grans!)

  • Das Gute am Dirigat Riccardo Mutis ist einfach, daß er nicht so ein peinliches Gewese wie andere Dirigenten veranstaltet, sondern ernsthaft, rhythmisch straff und unsentimental dirigiert. Er weiß natürlich genau, daß das Ganze ein "Event" ist, aber er ist souverän genug, um darüber zu stehen. Es war ein absolut vergnügliches Konzert, bei dem man sich völlig auf die Werke konzentrieren konnte. Im Übrigen schätze ich Mutis arrogante und schlechtgelaunte Art sowieso sehr.

  • Also ich saß um 10:45 vor dem Fernseher und habe mir das gesamte Konzert inklusive der Vorberichterstattung angesehen.
    Als Strauss-Fan gehört für mich das Neujahrskonzert ohnehin zu einem der Pflichttermine des Jahres :-) Besonders gut gefallen mir immer die Balletteinlagen, davon hätte ich mir noch mehr gewünscht. Hr. Schmidts Beobachtungen fand ich interessant, ich habe darauf gar nicht so geachtet.
    Hier kann man es auch auf Oe1 nachhören:


    NeujahrskonzertOe1

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Ich habe es bis zur Pause gesehen; der Pausenfilm interessiert mich normalerweise nicht und ich weiß nie genau, wann es wieder losgeht, außerdem musste ich in der Pause kochen. Ein Stück nach der Pause habe ich dann noch geschaut bis "Rosen aus dem Süden", die letzten paar Stücke nicht mehr, weil den Donauwalzer und Radetzky kenn ich nun wirklich auswendig.


    Das Highlight war für mich gleich das zweite Stück "Wiener Fresken " (und die Bilder von der Bibliothek waren auch die für mich schönsten Einspieler).
    Dieser Walzer wurde NOCH NIE beim Neujahrskonzert gespielt, d.h. ich muss mir irgendwann sogar die CD kaufen, obwohl mich der Rest nicht groß interessiert. Die anderen Neuheiten wie zB "Myrthenblüten" und Stephanie-Gavotte haben mich nicht so begeistert. Aber bei obigem Walzer dachte ich, wie bei vielen Stücken vom Josef, dass es ein Jammer ist, das er nicht mal ein einziges "ernsthaftes" Stück, ein Cellokonzert oder so etwas komponiert hat.

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  • Im Übrigen schätze ich Mutis arrogante und schlechtgelaunte Art sowieso sehr.


    :thumbup: Na, aber immerhin hat er es geschafft - im Rahmen seiner Möglichkeiten - mehrfach freundlich zu lächeln.


    Wir haben es uns auch, wie in jedem Jahr, angesehen, betrachten es aber eher als eine vergnügliche Unterhaltung zum Jahresbeginn und nicht als ein tiefgründiges künstlerisches Ereignis.
    Im Unterschied zu Traubi könnte ich auf die Balletteinlagen gut verzichten, da schaue ich lieber den Philharmonikern bei der Arbeit zu. Dagegen finde ich, daß der Pausenfilm kontinuierlich an Qualität gewinnt.


    Zu den Intentionen des Threadstarters zu einem Vergleich mit anderen früheren Konzerten kann ich leider kaum etwas beitragen. Nur soviel, daß während meines Studiums, also in tiefen DDR-Zeiten, Willi Boskovsky einen gewissen Kultstatus bei uns genoß. Neujahrskonzert und Boskovsky waren quasi Synonyme.
    Wirklich im Gedächtnis haften geblieben aus der jüngeren Vergangenheit sind mir ansonsten die Konzerte mit Prêtre.


    Sehr gespannt bin ich ja auf das nächste Jahr. Ich sehe ja Thielemann eher als einen ernsten Menschen an. Ob der denn mit dem Wiener Charme und der gewissen Lässigkeit umgehen kann? Sein 2017er Sylevesterkonzert, daß er ja dem Ufa-Jubiläum gewidmet hat, kenne ich (noch) nicht.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Zitat von »Agon«
    Im Übrigen schätze ich Mutis arrogante und schlechtgelaunte Art sowieso sehr.



    :thumbup: Na, aber immerhin hat er es geschafft - im Rahmen seiner Möglichkeiten - mehrfach freundlich zu lächeln.

    Ohja, hat er!
    Ich habe das auch eher leicht ironisch gemeint...
    Ich bin mir sogar ziemlich sicher, daß er ein sympathischer Mensch ist, aber distanziert und eher unnahbar, was wohl auch ein Schutz vor allzuviel Zudringlichkeit ist. Er hat sich eine Ernsthaftigkeit und Werkbezogenheit bewahrt, was im heutigen Betrieb schon viel heißt. Er will die Aufmerksamkeit weg von sich und auf die Musik lenken. So soll es sein.
    Außerdem war er wohl gut mit Carlos Kleiber befreundet. Sie hatten offensichtlich regelmäßigen Kontakt und verstanden sich gut.

  • Das Highlight war für mich eindeutig die hübsche Zitter Spielerin. Dann hat er noch fast vergessen Prosit Neulahr zu wünschen. Und neben dem grimmigen Blick fährt er sich bei fast jedem Stück über die Haare, als ob er sagen wollte; seht her wie toll ich noch aussehe. Ansonsten war das Neujahrdkobnzert besser als im Vorjahr aber manchmal wirkt es immer wie Dienst nach Vorschrift.

  • Guten Abend,


    war hier von den TAMINO-Mitgliedern in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich schon jemals jemand live vor Ort im "Goldenen Saal" bei einem Neujahrskonzert oder ist dies für Normalsterbliche unerreichbar?


    Gruss MDM

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Zitat

    Dagegen finde ich, daß der Pausenfilm kontinuierlich an Qualität gewinnt


    Der Pausenfilm war eigentlich IMMER gut. Man darf dabei dessen Aufgabe nicht außer acht lassen, und die wäre einen bestimmten Kreis an Touristen anzusprechen, Österreich als landschaftlich schönes, an Kulturschätzen reiches Land zu präsentieren, wobei in den letzten Jahren der Weg vorsichtig weg vom Clicheé Lipizzaner und Wiener Sängerknaben weg und zur gemäßigten Moderne der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hingeht. Man will offensichtlich kulturbeflissene, gut betuchte Besucher anlocken, fern vom Billigsttourismus. Ich finde, das ist stets sehr gut gemacht.


    Man hat heuer - es ist mir gar nicht aufgefallen - auf die einst für unverzivhtbaren "Scherze" verzichtet. IMO kein Verlust.


    Wer an den unbekannte Orchesterwerken von Johann Strauß (Sohn) interessiert ist kann diese unvergleichlich günstig erwerben. Auf 52 !! CDs erhält man sämtliche Walzer, Mazurken, Polkas, Quadrillen , Galoppe, Ouvertüren etc - übe 440 Opuszahlen. die Quaität ist durchwegs gut, die Orchester meist aus den östlichen Nachbarstaaten und daher recht "wienerisch".
    Editiert durch die in Wien ansässige "Johann Strauß Gesellschaft", bzw deren damaligem Präsidenten Franz Mailer (1920-2010). seines Zeichens Musikschriftsteller, Kritiker und Rundfunkmitarbeiter...

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich bin mir sogar ziemlich sicher, daß er ein sympathischer Mensch ist, aber distanziert und eher unnahbar, was wohl auch ein Schutz vor allzuviel Zudringlichkeit ist. Er hat sich eine Ernsthaftigkeit und Werkbezogenheit bewahrt, was im heutigen Betrieb schon viel heißt. Er will die Aufmerksamkeit weg von sich und auf die Musik lenken. So soll es sein.


    Ich mache mich eines off-topic-Vergehens schuldig, aber ich muß Dir jetzt einmal meine volle Zustimmung signalisieren.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • war hier von den TAMINO-Mitgliedern in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich schon jemals jemand live vor Ort im "Goldenen Saal" bei einem Neujahrskonzert oder ist dies für Normalsterbliche unerreichbar?


    Das ist immer von der Größe des Geldbeutels abhängig :untertauch:
    Normalerweise werden die Karten verlost, man kann sich entsprechend bewerben. Ab und zu gibt es auch Reiseanbieter, bei denen ich allerdings nicht weiß, wie die an die Karten kommen.
    Ich hab mich zwar auch einmal beworben, aber selbst wenn ich gewonnen hätte, ich weiß nicht ob ich mir den Preis angetan hätte.
    Für mich war es eine sehr befriedigende Alternative, das Frühlingskonzert mit den Wiener Symphonikern zu erleben, so den Musikvereinssaal kennenzulernen und alles zu einem überschaubaren finanziellen Aufwand.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Als regelmäßiger Neujahrskonzerthörer und -seher (ich habe nur ca. 3 Konzerte nicht gesehen) finde ich es gut gelungen.
    Muti versprüht Esprit, Fröhlichkeit, aber speziell bei den großen Walzern wird er zu Professorenhaft. Die sind dann zwar gediegen, aber Charme und Spritzigkeit kommen zu kurz.

  • Zitat

    Muti versprüht Esprit, Fröhlichkeit, aber speziell bei den großen Walzern wird er zu Professorenhaft. Die sind dann zwar gediegen, aber Charme und Spritzigkeit kommen zu kurz.


    Dieses Problem besteht eigentlich seit 1980. Damals spran Lorin Maazel für den erkrankten Willi Boskovsky ein und behielt das Konzert 6 Jahre lang.


    Man bedauerte damals in Wien den Abgang Boskovskys, der sehr "volkstümlich agierte" (er war 1955 selbst nur als Übergangslösung geplant, als Clemens Krauss überraschen starb)


    Damals verlor das Neujahrskonzert das typisch "wienerische", leichte und ein wenig "schlampige"
    Ich hatte damals in den 70er Jahren (etliche Wiener Philharmoniker waren Kunden, wo ich arbeitete) Gelegenheit einen von ihnen zu fragen, ob es denn wahr sei, daß die amerikanischen Orchester viel präziser spielten als die Wiener.
    Nie werde ich das Grinsen und die antwort vergessen: "Ja die Amis spühln vühl präziser und saubera - Nuuur - -- Bei uns klingts halt besser !!!"
    Ich verlinke hier auf einen 12 Jahre alten Tamino Thread zum Threma Neujahrskonzert. Das Form war damals grade mal 6 Monate alt...


    mfg aus Wien
    Alfred


    An die Wiener: Willy Boskovsky

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Das letzte Boskovsky-Konzert war meines Wissens auch das erste?, das weltweit im TV übertragen, jedenfalls das erste, das mit einer speziellen Aufnahme genau dieses Konzerts (nicht einer Anthologie aus mehreren Konzerten) vermarktet wurde.
    D.h. die heutige Form des NJK als internationales Medienereignis, nicht als lokale Wiener Spezialität fällt mehr oder minder (und vermutlich auch nicht ganz zufällig) mit dem Ende der Ära Boskovsky zusammen. Der nächste Schub kam, wie in dem verlinkten Thread angedeutet, dann ab 1987 als beginnend mit Karajan jedes Jahr ein anderer Superstar eingeladen wurde.
    Das fiel mit dem ersten Höhepunkt der CD- und Laserdisc-Zeit zusammen, was dem Umsatz der Tonträger auch noch mal Auftrieb gegeben haben dürfte. Ich habe keine Zahlen, aber die Zeit um das damalige Mozartjahr 1991 dürfte der letzte offensichtliche breite Boom klassischer Musik gewesen sein.

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  • Der nächste Schub kam, wie in dem verlinkten Thread angedeutet, dann ab 1987 als beginnend mit Karajan jedes Jahr ein anderer Superstar eingeladen wurde.



    https://www.youtube.com/watch?v=XtSfPZj8QCU


    Für mich markiert Karajan zweieinhalb Jahre vor seinem Tod den Höhepunkt dieser Tradition. Allein die "Sphärenklänge" habe ich nie wieder so überirdisch gehört. Sie sind im Nachhinein wie ein Abschiedsmusik. Wie immer man zu diesem Dirigenten steht, menschlicher habe ich ihn in keinem anderen seiner vielen nachgelassenen Dokument vernommen. Ich höre die CD immer wieder mit tiefer Ergriffenheit. Sie bewegt mich noch mehr als die filmische Version. Seither ist es mir fast schon egal, wer da nun als nächster am Pult steht. Carlos Kleiber sollte ich noch als einen der Dirigenten nennen, die ich mir bei diesem Anlass gern zu Gemüte geführt habe.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es gibt nur wenige Neujahrskonzerte, die ich als bekennender Strauß-Fan nicht gesehen habe. Das war schon in den Sechzigern, damals noch Schwarz-Weiß-Fernsehen, genauso ein Pflichttermin wie die "Schimpf-vor-Zwölf"-Sendung aus der Münchner Lach- und Schießgesellschaft zu Sylvester. In den letzten Jahren konnte ich allerdings nur die Wiederholung sehen, weil am Neujahrstag familiär andere Termine anstehen. In diesem Jahr aber hat mir ein Erkältungs-Bazillus geholfen, das "Original"zu sehen. Ich sage gleich vorweg, dass es mir so gut gefallen hat, dass ich mir den Wiederholungstermin am 6. Januar auch "antun" werde...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich möchte an dieser Stelle eine Korrektur anbringen.
    Es mag zwar sein, daß das Wiener Neujahrskonzert erst mit dem letzten Boskovsky-Konzert WELTWEIT übertragen wurde - aber es war - abgesehen von der Besetzung und Gestaltung - keine "lokale Wiener Spezialität", sondern es wurde schon in den sechziger Jahren im Rahmen der EUROVISION übertragen. Daran erinnere ich mich ganz genau, denn es wurden damals minuziös die angeschlossenen Länder aufgezählt, was eine ziemliche Zeit dauerte und dem Beginn der Übertragund damels einen "bombastischen" internationalen Anstrich verlieh. Und ich bin mit ziemlich sicher, daß damals schon aussereuropäische Länder dabei waren.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es mag zwar sein, daß das Wiener Neujahrskonzert erst mit dem letzten Boskovsky-Konzert WELTWEIT übertragen wurde - aber es war - abgesehen von der Besetzung und Gestaltung - keine "lokale Wiener Spezialität", sondern es wurde schon in den sechziger Jahren im Rahmen der EUROVISION übertragen. Daran erinnere ich mich ganz genau, denn es wurden damals minuziös die angeschlossenen Länder aufgezählt, was eine ziemliche Zeit dauerte und dem Beginn der Übertragund damels einen "bombastischen" internationalen Anstrich verlieh. Und ich bin mit ziemlich sicher, daß damals schon aussereuropäische Länder dabei waren

    Ja, genau! Jetzt, wo Du das schreibst, fällt es mir auch wieder ein. Aber wir in "D" hätten es naturalmente ohne Eurovision auch nicht sehen können...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich war in den 70ern noch ein kleines Kind, das weiß ich nicht mehr (bewusst dürfte ich eines der Maazel-Konzert Mitte der 1980er als erstes gesehen haben).


    1979 ist aber das erste Konzert, was ich je mit Jahreszahl als CD/Platte gesehen habe, daher muss es damals einen gewissen Schub in der Vermarktung und Präsentation gegeben haben.


    Hier z.B. 1974 (bis 1991 wurde nur der zweite Teil übertragen)


    https://www.youtube.com/watch?v=vfgvqWEFa54

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Ich fand Muti ungemein gewissenhaft, genau und wohltuend völlig unaffektiert, aber auch sehr nüchtern und es fehlte etwas der Enthusiasmus und die gewisse schwunghafte Eleganz. Eher kein "idiomatischer" Strauss-Walzer. :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    1979 ist aber das erste Konzert, was ich je mit Jahreszahl als CD/Platte gesehen habe, daher muss es damals einen gewissen Schub in der Vermarktung und Präsentation gegeben haben.


    Das hing mit dem jeweiligen Dirigenten zusammen, die Wiener Philharmoniker hatten soweit ich weiß keinen Exklusivvertrag mit einem Label, wohl aber die dirigenten - und so konnten wir es erleben, daß eine zeitlang mit jedem Dirigentenwechsel auch ein anderes Label das Neujahrskonzert auf Platte, später, CD, DVD und Blue Ray Disc veröffentlicht hat.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Guten Tag Alfred,
    da von dir die (Volks) Neujahrskonzerte von Willi Boskovsky gelobt werden will ich fragen welche CD bzw. DVD für ein erstes Kennenlernen als Neuling für mich zu empfehlen wäre ... wie immer bei mir sind sehr gute und vor allem aber dynamische Aufnahme gefragt.
    Danke und LG aus dem "Ländle"

  • Auch ich fand Muti sehr ernst, gewissenhaft, konzentriert. Er machte ein Gesicht, als würde er Salome dirigieren.


    Leider scheint auch er zu der Sorte Menschen zu gehören, die sich zum Lachen auf dem Klo einschließen oder in den Keller gehen. Bei dem Konzert wäre etwas Fröhlichkeit und Heiterkeit angebracht gewesen. Aber vielleicht hatte er Kopfschmerz, es war immerhin Neujahr.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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