Der schönste Schluss

  • Wo beginnen, wo aufhören?


    Aus dem Stegreif:


    - Brahms' Erste
    - Mahlers Dritte
    - Schumanns Zweite
    - Sibelius' Zweite
    - Tschaikowskis Fünfte

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Das ist ein Wahnsinnsthema!! Frei von Regie- und vielleicht auch von Interpretationsgeplänkel, nur der Musik verpflichtet!? Eine Trennung in Opern- und Konzertfinals wäre sicher auch nicht ganz ohne, aber was soll´s. Fanget an!!


    Zunächst muß ich Hosenrolle 1 zupflichen. Salomes Befriedigung mit den Worten "Ich habe Deinen Mund geküßt, Jochanaan, ich habe ihn geküüüüßt, Deinen Mund" und die nachfolgende Orchesterapotheose ist grandios. Man könnte jedes Strauss-Finale nehmen, er hat ein Faible für Finals.


    Ich nehme aber zu Beginn einen ganz zarten Schluß. Daphne meine ich. Leukippos und Gott Apoll lieben Daphne, Apoll ist Gott, Leukippos nur ein Jugendfreund. Apoll wird eifersüchtig, erschlägt Leukippos, und jetzt begreift Daphne, wie wertvoll ihr Leukippos war und fühlt sich schuldig an seinem Tod. Apoll bereut auch, macht Leukippos wieder lebendig und zu seinem Diener. Was für eine Karriere, alles so richtig aus dem Leben! Daphne wählt den Weg zur Verklärung und verwandelt sich in einen Lorbeerbaum. Eben sagenhaft. Aber die Musik!!!! himmlisch, Hier nur das Orchesterfinale, die Verwandlung:



    Nun das stikte Gegenteil. Pomp und bedrückend schön, gesanglich nicht zu toppen. Das Finale aus Mefistofele von Boito. Eine Inszenierung aus San Francisco mit Dennis O´Neill und dem grandiosen Samuel Ramey. Das gute siegt, und es siegt - so kann man sagen, fast im Stile von Mahler. Goethe in San Francisco!! Es lebe Faust, es lebe Mephisto (nur in der Oper)!



    Ich freue mich auf weitere Finals, demnächst, im nächsten Jahr, gerne auch Konzert.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zunächst muß ich Hosenrolle 1 zupflichen. Salomes Befriedigung mit den Worten "Ich habe Deinen Mund geküßt, Jochanaan, ich habe ihn geküüüüßt, Deinen Mund" und die nachfolgende Orchesterapotheose ist grandios.


    Absolut, speziell die Musik nach "man töte dieses Weib!", die aufschreienden Holzbläser, die wilden Triolen der Hörner, das 16tel Gehämmere der Pauken, und dann diese vier Schlussschläge.


    Ich habe überlegt, ob mir der Schluss vom Freischütz oder von HUG auch so gefällt, es sind zwar effektvolle Schlüsse, aber doch irgendwie sehr konventionell: ein Chor und "abschließende" Musik. Bei der Salome kommt aber alles so plötzlich, und endet plötzlich, nicht fröhlich in Dur, sondern laut, wild, unvermittelt und unangenehm.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ohne langes Überlegen:


    Der Schluß, der mich immer wieder so richtig begeistert, ist der Schluß von Janáčeks Missa Glagolitica, also die Intrada!
    Wenn da nach dem aufwühlenden langen Orgelsolo die mährischen Landsleute des Komponisten in ausgelassener Fröhlichkeit mit klingendem Spiel und herrlich schrägen Tönen ins Paradies einziehen, möchte man eigentlich gleich mit ihnen ziehen!


    Wenn das nicht zu Sylvester passt!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Was soll ich sagen ... gibt es einen schöneren Schluss als der Liebestod im Tristan ?


    Gruß
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Von mir auch ein paar Hammer-Schlüsse aus dem Stehgreif:


    Für mich ist das Gänsehaut pur !


    - Schostakowitsch: Sinfonie Nr.5 und Sinfonie Nr.6
    - Rachmaninoff: Sinfonie Nr.1 (Swetlanow !!!)
    - Khatchaturian: Sinfonie Nr.3
    - Saint-Saens: Sinfonie Nr.3 "Orgelsinfonie"
    - Schumann: Sinfonie Nr.2
    - Brahms: Sinfonie Nr.1
    - Beethoven: Sinfonie Nr.7
    - Gershwin: Ein Amerikaner in Paris
    - Sibelius: Sinfonie Nr.2

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Einer meiner Favoriten für Gänsehautmomente ist das Finale von "Rusalka" (Warum mußt ich Dein eigen sein? / Milacku znas mne, znas?)


    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Was ist eigentlich mit "Schluss" gemeint? Eine Schlussszene? Die letzten Takte? Ein gesamtes Finale, das 20 Minuten dauern kann?

    Ja, ich bin auch etwas ratlos. Geht es nur um orchestrale Musikstücke? Oder ist auch anderes gefragt, erlaubt?
    Da ich mir aber nicht sicher bin, ob ich die Frage richtig verstanden habe, nenne ich nur ein Stück.
    Eine Stelle die ich immer schön finde, (besser statt schön paßt hier die Definition "Gänsehaut pur"), die mich immer emotional stark berührt und ergreift,
    ist im Finale der "Traviata", wenn die Solovioline das Thema "Di quell amor, quell amore che palpito" spielt.
    Und dazu die Sterbeszene Violettas "E strano..." Da bin ich immer ganz ergriffen.


    Hier zu hören ab Min. 4.52 https://www.youtube.com/watch?v=bA3qXaKtX3g


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Salomé
    Die Sache Makropulos
    Katja Kabanowa
    Jenufa
    Osud


    Leise Schlüsse:
    Palestrina
    Mathis der Maler
    Gloriana

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Viele Opern haben grandiose Schlüsse.


    Das "Figaro"-Finale liebe ich sehr, auch Händels "Giustino" hat mir am Ende der Vorstellungen in der Komischen Oper Berlin regelmäßig die Tränen in die Augen getrieben.
    Der Liebestod bzw. Isoldes Verklärung am Ende des "Tristan" (würde ich noch über das freilich ebenfalls eindrucksvolle Ende der "Götterdämmerung" stellen) ist genau so grandios wie Otellos Tod oder die Schlussfuge aus "Falstaff", aber auch das "Aida"-Finalduett (das trotz Amneris kein wirkliches Terzett wird) oder die Schlusszenen von "Rigoletto", "La Traviata" oder "La Bohème" sind schon sehr eindrucksvoll. Mein favorisierter Schluss in der italienischen Oper ist aber wohl doch die "Suor Angelica" (während der Schluss des ansonsten genialen "Schicchi" leider das schwächste an dieser Oper ist). In der russischen Oper natürlich der Tod des Boris, in der tschechischen Oper für mich die Schlusszene des Försters (und Frosches) im "Schlauen Füchslein", in der französischen Oper die Schlussszene aus Massenets "Don Quichote", aber auch die Schlusszene aus Gounods "Faust" ist eindrucksvoll.


    Bei den bedeutenden Musiktheaterwerken des 20. Jahrhunderts gibt es auch atemberaubende Schlüsse, etwa das "Hop, hopp" des Knaben im "Wozzeck" oder die gewaltige Schlusszene in "Magagonny", ebenso das "Auslaufen" am Ende von "Peter Grimes". Und natürlich die "Karmeliterinnen" (oder "Karmelitinnen") von Poulenc.


    Eine Schlusszene, die ich ganz besonders liebe, ist die Schlusszene der Oper in der Zweitfassung der "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss:



    https://www.youtube.com/watch?v=_58tIZq9CJI&t=1717s


    Die komponierte Apotheose am Ende ist schon irre! (Ist was für Silvester! Vor 30 Jahren habe ich an Silvester das "Rheingold"-Finale gehört, würde ich heute eher nicht mehr. Ja, und der Schluss von Beethovens "Neunter" natürlich, und damit meine ich jetzt ganz speziell das Orchesternachspiel nach dem Ende der Vokalstimmen - das hat schon was! Und dann natürlich Mahlers II., Tschaikowskis am Ende so trostlose VI. und und und...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da die meisten Opern einem dramatischen Schluss als Höhepunkt anstreben gibt es den "Schönsten Schluss" sehr häufig. Gott und den Komponisten sei Dank! Bei direkten Fragen überlege ich meist nicht lange und antworte aus dem Bauch heraus:
    Als besonders beindruckende Schlusszenen empfinde ich:

    Beethovens "Fidelio" mit der grandiosen Apotheose: "O, namenlose Freude."


    Wagners "Götterdämmerung", wenn die alte Welt zerbricht und neues Leben aus den Ruinen wächst. Musikalisch und szenisch grandios!


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Mich würde noch interessieren, ob ihr außer "Palestrina", "Mathis" und "Gloriana" noch andere leise Schlüsse kennt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Absolut, speziell die Musik nach "man töte dieses Weib!", die aufschreienden Holzbläser, die wilden Triolen der Hörner, das 16tel Gehämmere der Pauken, und dann diese vier Schlussschläge.

    Lieber Hosenrolle 1,


    natürlich habe ich den Auftritt des Herodes und seinen Befehl nicht übersehen und nicht überhört. Und ich gebe Dir recht, die Salome und da besonders ihre Schlußszene bietet so einen Haufen tollster Musik und Variationen, von Grausamkeit zu Zartheit, von Kindheitsträumen bis zur gelungenen Rache, ja sogar bis zur Befriedigung, das kann nur Strauss.


    Ich kann da gleich anschließen mit Elektra, dessen Schluß Parallelen aufzeigt. Auch Elektra befriedigt ihre Rache, und das so sukzessiv, daß ihr Herz darüber vergißt zu schlagen. Wie in der Salome bleibt die Überlebende Chrysothermis zurück und ruft laut nach Orest, dann kommen wieder drei Peitschenschläge des Orchesters, und das Publikum bleibt erst einmal ob dieser Gewalt und Kraft schockiert sitzen.


    Eine tolle Oper, in der auf der Bühne eigentlich kein Blut fließt. Alles was stirbt, stirbt hinter der Bühne. Makaber die Szene, in der Elektra an das vergessene Beil denken kann.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Um bei Strauss zu bleiben, er konnte es auch zart.


    1. der schon mehrfach genannte Schluß der Ariadne gehört trotz klangvollem optimistischen Dur-Akkord dazu. Ich kann mir den eigentlich nur mit Abendrot vorstellen, die lichte Zukunft wartet auf das Glück.


    2. wer sollte den Rosenkavalier vergessen. Das herrliche Terzett, danach das traumhaft verträumte Duett bis zum nochmaligen Auftritt des Mohren und den Schlußakkorden - das hat was.


    3. aber auch Capriccio mit der Finalszene der Gräfin. Sie weiß ja, was Musik und Text verbindet "In eins verschmolzen sind Wort und Töne, zu einem Neuen verbunden". Dazu die wunderbare Musik.


    4. und schließlich der Arabella-Schluß. Fast wie eine Operette verklingt die letzte Szenen, das Wasser ist überreicht, Arabella und Mandryka gehen den Weg gemeinsam. Und das zart und melodisch.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich sagte ja schon eingengs, das ist ein Wahnsinnsthread!! Ich könnte nicht aufhören, und dabei überlasse ich die Verdi- und Puccini-Schlüsse völlig außen vor!


    Drei Chorfinals außerhalb der Oper muß ich nennen.


    1. die 8. Mahler mit der sagenhaften Steigerung innerhalb der letzten 30 Sekunden. Einfach Wahnsinn.


    2. Ähnlich, den gleichen Text verwendend die Faust-Sinfonie von Franz Liszt.


    3. Und wieder ganz anders der Sonnenaufgang der Gurrelieder. Diesmal geht die Sonne nicht am Anfang auf, sondern nach einer Jagd durch die Nacht am Ende des Stückes. Und wie sie strahlt!!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Mich würde noch interessieren, ob ihr außer "Palestrina", "Mathis" und "Gloriana" noch andere leise Schlüsse kennt.


    Das von mir weiter oben schon genannte Schlussduett aus "Aida".

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Mich würde noch interessieren, ob ihr außer "Palestrina", "Mathis" und "Gloriana" noch andere leise Schlüsse kennt.

    Bei der Oper müsste ich jetzt länger nachdenken, im sinfonischen Bereich fallen mir auf Anhieb drei schöne leise Schlüsse ein:
    Tschaikowsky: "Pathétique" mit vierfachem piano
    Schubert: "Unvollendete" schöne leise Schlussszene, kleines Aufbäumen und dann Absterben.
    Sibelius: 6. Sinfonie.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Seltsamerweise ist der Name Bruckner wohl noch nicht gefallen. Leise Schlüsse sind bei ihm durchaus zu finden, und sie gehören zum Schönsten, aber auch Traurigsten, was die Musikwelt kennt.


    da wären z.B.


    - der "Abschied" Bruckners vom aktiven Komponieren, eben der 3. Satz der 9. Das leise Verklingen erzeugt Gänsehaut, die Orchesterschläge im Satz drücken pure Verzweiflung darüber aus, daß sein Gedächtnis keine musikalischen Einfälle mehr hervorzubringen droht.


    - das Verklingen des Adagio der 7. nach der gewaltigen Steigerung mit den an Wagners Tod ermahnenden Tuben. Einfach großartig.


    - das Verklingen des 3. Satzes seiner 8.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Was Opern angeht, fielen mir in diesem Zusammenhang zuvörderst "Parsifal", "Götterdämmerung" und "Walküre" ein. Bei den Italienern für mich ganz vorne "Rigoletto", "Don Carlo" und "Turandot".


    Ansonsten haben geniale Abschlüsse u. a. Tschaikowskis "Romeo und Julia" und "Francesca da Rimini", Sibelius' "Waldnymphe" und Liszts "Les Préludes". Daneben liebe ich den Schluss der Ouvertüre zu "Tannhäuser" in der Dresdner Fassung – das in sich vielleicht geschlossenste Musikstück Wagners. Die "Blechbläser-Orgie" am Ende garantiert Gänsehaut, auch wenn mir hier viele Aufnahmen zu lasch sind. Persönliche Favoriten sind hier u. a. Fritz Busch, Igor Markevitch und Sergiu Celibidache.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Turandot"

    Ausgerechnet "Turandot", wo der Schluss das große Problem ist, weil Puccini ihn nicht mehr selbst vollenden konnte? Alfano? Berio? Ohne Schluss bzw. Schluss mit Lius Tod? Alfano XXL oder Alfano medium oder Alfano radikal gekürzt?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner