Wolfgang Amadeus Mozart – Missa brevis in C "Orgelsolomesse" KV 259 im Weihnachtsgottesdienst der Karmelitenkirche Linz 2017

  • Die bekannte und beliebte Messe von Mozart hat ihren Beinamen wegen des Orgelsolos im Benedictus. Sie dürfte etwa 1775/76 bzw. spätestens 1777 vor der Abreise Mozarts im September dieses Jahres nach Mannheim und Paris entstanden sein. Die Messe ist nicht sehr lang: zwischen 15 und 20 Minuten, abhängig von den gewählten Tempi. Die Besetzung: 4 Solisten SATB, Chor, Kirchentrio (Streicher ohne Bratsche, wobei statt des Violoncellos ursprünglich ein Fagott eingesetzt wurde), 2 Oboen, 2 Trompeten und Pauken. (Die 3 colla parte-Posaunen verstärkten die Unterstimmen des Chores, der aus Platzgründen in der Regel klein besetzt war: Jeweils 3 Sänger pro Stimme, von denen einer auch der Solist war, musizierten auf den kleinen Emporen an den Säulen der Vierung im Salzburger Dom, die zwar zwischenzeitlich abgerissen, aber in jüngster Zeit wieder aufgebaut wurden. Manchmal wurden Soli, Chor und Instrumente auch auf mehrere Emporen verteilt.
    Die Orgelsolomesse ist vom Typ her eine "Missa brevis et solemnis", wie sie der Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus Colloredo bevorzugte, der den Messritus so zügig zelebrierte, dass die Gesamtdauer oft nur insgesamt 45 Minuten (!) in Anspruch nahm. Mozart war dadurch genötigt, auf Wortwiederholungen weitestgehend zu verzichten und sogar auf Polytextur (Überlagerung verschiedener Texte) zurückzugreifen.
    Das Incarnatus im Credo deutet mit seinem wiegenden ¾-Takt ganz zart eine Hirtenszene an. Das Benedictus bereichert Mozart mit der obligaten Orgel, die mit den Streichern alterniert und die Singstimmen mit Figurationen umspielt. (Eine Besonderheit: Die zwei langen Orgelpunkte unter dem Solistenquartett im Benedictus werden in dieser Aufnahme von einem fünfsaitigen Kontrabass gespielt ...)
    Vater Leopold Mozart führte die Orgelsolomesse anlässlich der Weihe des neuen Erzbischofs von Olmütz durch den Salzburger Fürsterzbischof Colloredo auf, worüber er seiner Frau und Wolfgang in einem Brief nach Paris berichtet. Das Kyrie ersetzte er durch jenes aus der Spaur-Messe, weil es ihm offenbar zu kurz und zu wenig feierlich war. Möglicherweise hat Leopold Mozart die Messe sogar zu diesem Anlass um die 2 Oboen erweitert, die in der Originalpartitur jedenfalls nicht enthalten sind. Im originalen Stimmenmaterial gibt es eine Kürzung im Benedictus, wobei unbekannt ist, ob sie von Mozarts Hand stammt. In unserer Aufnahme musizieren wir die ungekürzte Version.
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    Programm:
    W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    Michael Stenov – Psalm 98 op. 59
    Michael Stenov – Halleluja + Versikel "Aufgeleuchtet ist uns der Tag der Erlösung" op. 53
    Michael Stenov – Chor Nr. 41 aus dem Weihnachtsoratorium op. 11 (2011) „So kam das wahre Licht in die Welt“
    Andreas Schnee – Weihnachtskantate „Es war in tiefer Nacht“ (URAUFFÜHRUNG)
    Lieder aus dem Gotteslob in Sätzen von Michael Stenov


    00:00 ORGEL (Improvisation: Andreas Schnee)
    01:30 GL 239/1-3 Zu Betlehem geboren (Satz: Michael Stenov)
    03:21 Kyrie – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    05:30 Gloria – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    07:40 GL 635-3 + Michael Stenov - Psalm 98 "Singet dem Herrn ein neues Lied"
    11:28 GL 174/4 Halleluja + Michael Stenov - Versikel “Aufgeleuchtet ist uns aufs Neue der Tag der Erlösung”
    13:23 Credo – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    18:04 GL 243/1-3 Es ist ein Ros entsprungen (Satz: Michael Stenov)
    20:49 ORGEL (Improvisation: Andreas Schnee)
    21:55 Sanctus – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    23:21 Benedictus – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    26:20 Agnus Dei – W. A. Mozart – Missa brevis in C „Orgelsolomesse“ KV 259
    29:14 Andreas Schnee – Weihnachtskantate „Es war in tiefer Nacht“ (URAUFFÜHRUNG)
    34:37 GL 249/1-3 Stille Nacht, heilige Nacht (Satz: Michael Stenov)
    38:13 Chor Nr. 41 aus dem Weihnachtsoratorium op. 11 (2011) „So kam das wahre Licht in die Welt“
    42:08 ORGEL (Improvisation: Andreas Schnee)


    Die Ausführenden:
    Magdalena Krenn – Sopran, Viktoria Koller – Alt, Markus Stumpner – Tenor, Tomas Kovacic – Bass
    CANTORES CARMELI LINZ, Instrumentalensemble, Andreas Schnee – Orgel
    Leitung: Michael Stenov
    http://www.stenov.at