Vorab, nicht jede Aufnahme muss 100 Jahre oder älter sein -- dies ist nur eine Orientierung, um welche Epoche es hier geht, also nicht um Stereoaufnahmen etc. sondern um das sogenannte Schellack-Zeitalter. Nach der unlängst geführten Diskussion, ob man so alte Aufnahmen wie die Carusos, Giglis etc. überhaupt noch hören kann, möchte ich hier versuchen, einige Aufnahmen und Klangbeispiele zu sammeln, die v.a. im Bezug auf die Klangqualität doch so gut sind -egal ob im Original schon gut gelungen oder liebevoll remastered- , dass man vielleicht doch zumindest erahnen kann, warum diese Zeugnisse über Generationen Stimmenfans und Musikliebhaber verzaubert haben.
Ich möchte mit dieser Aufnahme beginnen: Enrico Caruso, O sole mio, 1916. Hier kann man die Stimme Carusos, finde ich, erstaunlich plastisch und detailreich erleben. Das ist eine Aufnahme, in der für mich sehr viel Wärme und Gemüt mitschwingt. Man kann die robuste, breite Mittellage ebenso gut erkennen, wie die sich darüber entfaltende Höhe, die auch leicht baritonal wirkt, für mich aber durchaus Schmelz und Wärme besitzt. Wieviel Strahlkraft da durch die Limitierungen der Tontechnik verloren gegangen ist oder nicht, mag man mutmaßen - jedoch ist das, was da noch transportiert worden ist durch die Zeit, für mich genauso schön wie eine wunderbar erhaltene Amphore, die wohl die ein- oder andere Fissur oder Absplitterung aufweist, jedoch weitaus mehr ist als nur ein Scherbenhaufen.
Diese Aufnahme jedenfalls kann ich mit Genuss hören und goutieren.