Dvorak: Slawische Rhapsodien op.45

  • Hallo Dvorak-Freunde,


    manche Themen ergeben sich durch Fragestellung von Forumsteilnehmern.
    Die Frage von ThomasW im Thread zu den Slawischen Tänzen lautet:

    Zitat

    Und noch eine letzte weitere Frage: Kennt irgendwer die slawischen Rhapsodien von Dvorák? Im Forum habe ich dazu nichts weiter gefunden.


    Hier möchte ich mich für eine Naxos-CD stark machen, die TOP gelungen ist (würde bei anderen Hochpreis sein).
    Gerade im Falle Dvorak liegen die Naxos-CD´s in ihrer interpetatorischen und aufnahmetechnischen Qualität sehr stark auseinander.


    Dvorak: Slawische Rhapsodien op. 45 Nr. 1-3
    + Rhapsodie op. 14

    Slowakisches PO, Zdenek Kosler, Libor Pesek
    Aufnahmen: 1986-88 DDD


    :) Dies ist eine durchweg sehr empfehlenswerte CD, die schon lange in meiner Dvorak-Sammlung weilt. Ich hatte diese gekauft um die Rhapsodien kennenzulernen um meine Dvorak-CD´s zu komplettisieren.
    Die Slawischen Rhapsodien sind sinfonisch frei Stücke mit dem slawischem Temprament, wie wir es von den Tänzen her kennen, aber keine Kurzstücke wie dort, sondern je ca.12-15Minuten lang.
    Besonders schön finde ich die Paukenstellen in der ersten Rhapsody, die dem Werk gleich zu Beginn einen hörenswerten Drive geben und auf der Naxos-CD sehr präsent eingefangen sind.
    ;)Für eine andere Aufnahme habe ich mich nie interessiert, da diese voll zufriedenstellt - und alles braucht man nun wirklich nicht mehrmals zu haben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo


    Danke für diese Empfehlung, ich muss zugeben, dass ich den Thread erst jetzt gesehen habe.
    Die CD kommt sofort auf meine Bestellliste, bin ich doch mit Zdenek Kosler schon immer sehr zufrieden gewesen. Zusammen mit deiner positiven Rezension reicht mir das für einen Kauf. ;)

  • Hallo Wolfgang,


    ich habe mir in den vergangenen zwei bis drei Tagen die Slawische Rhapsodie Nr.3 öfters angehört.


    Zwar habe ich noch nicht die von dir erwähnte Naxos Aufnahme eingelegt, aber meine andere Aufnahme mit Paavo Berglund und der Staatskapelle Dresden haben auch eine unglaubliche Intensität!


    Ich hatte diese Aufnahme vorher vielleicht gerade mal dreimal im Player gehabt...und da habe ich diese Schönheit nicht erkannt.
    Aber in den vergangenen Tagen ist mir diese Schönheit bewusst geworden!


    Zitat

    Die Slawischen Rhapsodien sind sinfonisch frei Stücke mit dem slawischem Temprament, wie wir es von den Tänzen her kennen, aber keine Kurzstücke wie dort, sondern je ca.12-15Minuten lang.


    Dieses lebhafte und schwungvolle Temprament, aber auch diese Melodien...ich könnte immer darin schwelgen!
    Irgendwie weckt das in mir ein tschechisch-böhmisches Empfinden und ich denke das wollte Dvorák, der seiner Heimat immer sehr verbunden war!


    Sehr schön finde ich hier den Beginn mit der Harfe. Sehr präzise und sanft.
    Aber natürlich haben wir auch hier das tänzerische und aufbrausende.


    Und ich freue mich auch schon auf die von dir erwähnten Stellen mit den Pauken.
    Ich werde mir die Rhapsodien sicherlich Anfang der kommenden Woche zu Gemüte führen und dann sag ich dir noch mehr!


    Danke das du mir die Augen für diese Werke geöffent hast :hello:


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ich habe heute morgenzum esten Mal die Rhapsodien 1 und 3 gehört, in einer älteren Aufnahme mit dem Leipziger Gewandhausorchester unter Masur.


    Angesprochen hat mich die 1. Zu der dritten habe ich noch keinen Zugang gefunden. Habe wenig Meldoisches wahr genommen, aber so richtig lebhaftt ist das Ganze auch nicht.


    Kennt jemand von euch diese Aufnahme (zusammen mit den ersten slawischen Tänzen)?

    Anna-Beate

  • Hallo Anna-Beate,


    die erste Slawische Rhapsodie ist die Belebteste der 3. Oder besser gesagt, sie ist heiterer als die anderen beiden.
    Vielleicht hat sie dir auch deswegen etwas mehr zugesagt.


    Mir persönlich fällt es etwas schwer, die 2. zu hören - genau sagen woran das liegt, kann ich allerdings nicht. Ich verliere nach einer Weile die Konzentration.
    Mag aber auch daran liegen, dass der Charakter doch sehr gegensätzlich im Vergleich zur 1.Rhapsodie ist: ruhig, vielleicht teilweise auch träge.
    (Und wie man mich kennt, höre ich solche Werke immer geschlossen...)


    Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass in der 3.Slawischen Rhapsodie keine Melodie ist.
    Sogar sehr schöne...und verschiedene. Hätte ich mehr Wissen im musiktheoretischen Genre, könnte ich dir das sicher auch beschreiben...aber ich muss es dabei belassen.
    Zunächst wirkt diese 3.Rhapsodie etwas mystisch - irgendwas liegt in der Luft, dass nicht gut ist, etwas Trauriges und Wehmütiges. Das wird dann aber aufgehellt - verschwindet zunächst aber nicht ganz.
    Letztlich wächst aber auch hier ein munteres Stück zusammen.
    Mir fällt gerade der Harfeneinsatz ein - vielleicht sorgt dieser gleich für eine gewisse trübselige Stimmung.
    Ich finde, dass dies die am meisten gemischte Rhapsodie ist, da hier, wie ich finde, die beiden Stimmungen heiter und ruhig (nicht als Dynamik, sondern eher Stimmung...Atmosphäre gemeint) sehr ausgewogen vorkommen. Ich kann mich nicht wirklich entscheiden, ob es nun ein munteres oder doch eher niedergeschlagenes Stück ist - eben beides, wobei die munteren Stellen so aufweckend sind, dass man wieder mitgerissen ist und den Rest dahinten lassen kann. Genau das sagt mir auch der Schluss...


    Aber, liebe Anna-Beate, ich hatte zunächst auch so meine Probleme mit der 3.Slawischen Rhapsodie (hab sie ja getrennt kennen gelernt). Nur so...mittlerweile hab ich keine Probleme mehr mit ihr.


    Deine Aufnahme kenne ich allerdings nicht.
    Ich habe bisher nur Zdenek Kosler (Naxos) - die 3. noch mit Berglund.


    Nun gut. Viel Freude beim weiteren kennen Lernen :hello:
    Maik


    PS: Die Rhapsodie op.14 (keine Slawische Rhapsodie) gibt es auch noch. Ebenfalls viele Stimmungswechsel - aber total anders als bei der 3.Slawischen. Sie ähneln sich in diesem Sinne etwas, aber op.14 ist insgesamt noch viel aufgeweckter!
    Falls du sie auch mal kennen lernen möchtest...

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Maik, bei Gelegenheit werde ich mir auch mal die Rhapsodie op. 14 anhören. Vielleicht ist sie ja mal als "Zusatz" bei irgendeinem größeren Werk von Dvorak, das ich mir anschaffe, mit dabei. Welche Aufnahme hast du davon?


    Welche Unterschiede gibt es bei deinen beiden Aufnahmen der 3. Rhapsodie?

    Anna-Beate

  • Hallo Anna-Beate,


    die von Wolfgang oben (gleich im ersten Beitrag) angeführte Naxos Aufnahme mit Kosler (Slawische Rhapsodien op.45) und Pesek (Rhapsodie op.14) besitze ich auch.
    Da hast du also die ganzen Rhapsodien drauf.



    Unterschiede zwischen der Kosler und Berglund Aufnahme - du hast mich darauf gebracht, dass ich mich scheinbar damit noch gar nicht auseinander gesetzt habe. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern.
    Sollte ich bei Gelegenheit mal tun.
    Ich werde dir dann berichten :yes:


    Liebe Grüße, Maik :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Anna-Beate,


    ich habe heute oder bin teilweise noch dabei, meine beiden Aufnahmen ein wenig vergleichend zu hören.


    Hier sind sie noch einmal kurz:


    Staatskapelle Dresden, Paavo Berglund
    Slovak Philharmonic Orchestra, Zdenek Kosler



    Meine Eindrücke sprechen eigentlich etwas mehr für die Berglundeinspielung.
    Wirkt etwas frischer, etwas zackiger - versprüht dadurch noch mehr Heiterkeit und es ist irgendwie etwas 'lockerer'. Auch klanglich war jetzt mein erster Eindruck für Berglund - kann ich aber gar nicht weiter beschreiben.
    Interpretatorisch scheint mir wiederum bei Berglund mehr Spannung und eine schönere Auslotung der Extrema vorzuliegen.


    Nun, Kosler ist auch sehr schön, aber heute scheint mir Berglund einfach besser zu gefallen.
    Dennoch greife ich vermutlich eh öfter zu Kosler, da es für mich irgendwie ein Werk ist - alle drei Rhapsodien. Denn prinzipiell ist ein Aufbau zu erkennen, indem Elemente (nicht Motive) aus der 1. und 2.Slawischen Rhapsodie in der 3. verbunden werden. Dadurch schließt sich der Kreis oder es wird eben ein Gürtel umgelegt.


    Eben ist mir noch aufgefallen, dass die Harfe bei Berglund etwas härter, nicht so gefühlvoll, wie bei Kosler klingt - also auch mal ein Pluspunkt für letzt genannten.



    Liebe Grüße, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallöchen,


    wie ich es eben gerne handhabe liefere ich nachträglich noch einmal etwas zu den Anfängen der drei Slawischen Rhapsodien bei.


    1878 - dem Geburtsjahr seines vierten Kindes - schloss er die Arbeit an diesem Werk ab und Dank Simrock gelangen diese auch außerhalb der österreich-ungarischen Grenze Musikliebhabern zu Ohren.
    Neben Aufführungen in Berlin, Dresden und Budapest sowie durch die Wiener Philharmoniker erklang schon jetzt zum ersten Mal Dvoráks Musik über den Atlantik hinaus im fernen New York...


    Diese ganzen Erfolge stimmten Dvorák glücklich. Verständlich :yes:
    An seinen Freund Alois Göbl schreibt er nach der Wiener Aufführung:
    "Ich saß neben Brahms an der Orgel...und ich muß Ihnen sagen, daß ich im handumdrehen die Sympathie des ganzen Orchesters gewann und von allen Neuheiten, die sie probten - es waren angeblich wie mir Richter [der Dirigent] sagte, etwa 60 -, gefiel Ihnen meine Rhapsodie am meisten. Richter küßte mich und war hocherfreut, mich kennenzulernen..."


    Vielleicht dient diese kleine Historie dem einen oder anderen zum Anreiz sich diesem Werke zu widmen.
    Eventuell hat jemand auch noch eine weitere Aufnahme ins Spiel zu bringen ?(


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Neben der bereits erwähnten Kosler-Aufnahme (die wirklich gelungen) ist, möchte ich unbedingt die Aufnahme mit den Tschechischen Philharmonikern unter Bohumil Gregor empfehlen
    bzwbzw
    Ein Jahr vor Kosler entstanden (1987), klingt sie frischer und sonorer (die Kosler-Aufnahme hat eher den typischen, wenngleich gelungenen Naxos-Sound) und – manchmal ists wichtig :-) – sie hat die prägnanteren Pauken.
    Gregor hat übrigens auch die Symphonischen Dichtungen (oder Balladen) und Ouverturen formidabel eingespielt.
    :)

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