Konzertant oder szenisch?

  • Gerade fand ich in den älteren Threads die Frage, wie man einen Freischütz inszenieren müsse (oder so ähnlich). Ich möchte hier aber nicht über den Freischütz reden, sondern ein generelles Thema anschneiden, nämlich: welche Opern KANN man beim besten Willen nicht so inszenieren, wie die Partitur es verlangt, und natürlich das Thema konzertante Oper.


    Ich fange mit ein paar Beispielen an.


    1.) Der Freischütz


    Die Wolfschluchtszene verlangt Effekte, die auf der Bühne einfach nicht umsetzbar sind (und aller Wahrscheinlichkeit nach auch 1821 nicht umgesetzt werden konnten). Wie will man Bäume, die aus den Wurzeln gerissen werden, auf der Bühne darstellen, wie ein Erdbeben, wie Platzregen, wie blaue Flammen, die aus der Erde schlagen, wie einen starken Sturm? Und das alles gleichzeitig? Aber auch die anderen Erscheinungen beim Kugelgießen machen Probleme: da wird ein schwarzer Eber verlangt, der herumläuft - das geht nicht. Andere Effekte wie etwa die Nebelgestalten in der Luft wären durchaus machbar, vielleicht mit Projektionen oder ähnlichem. Aber dennoch, zu viele Effekte funktionieren einfach nicht überzeugend genug, deswegen bin ich der Meinung, dass man diese Oper lieber konzertant geben sollte.


    2.) Der Ring des Nibelungen


    Hier könnte ich praktisch alle vier Teile nennen, belasse es aber nur bei wenigen Beispiel-Szenen. In der Walküre werden Pferde verlangt, auf denen wild geritten wird - nicht umsetzbar. Oder im ersten Teil, wo die Götter auf einem Regenbogen (oder so) herumgehen - auch das kann schnell lächerlich aussehen. Deswegen auch hier: lieber konzertant. (Aber nicht nur deswegen alleine; das Wagner-Orchester passt in voller Besetzung oft gar nicht in den Orchestergraben hinein, während es in einer Philharmonie kein Problem ist)


    3.) Der fliegende Holländer


    Hier bin ich zwiegespalten, weil ich nicht weiß, ob man die zwei Schiffe überzeugend auf die Bühne bringen kann. Plakatwände mit den Schiffen drauf wären für mich eher lächerlich.



    4.) Salome


    Allerdings aus rein musikalischen Gründen! Die Oper selbst ist leicht zu inszenieren, der einzige "Effekt" ist, dass der Mond sich verdunkelt und wieder aufgeht. Ein Problem ist aber das Orchester - das passt in keinen mir bekannten Orchestergraben in voller Größe hinein, sondern muss immer kleiner gemacht werden. Wenn ich das volle Orchester hören möchte, komme ich um eine konzertante Aufführung in der Philharmonie nicht herum!




    LG,
    Hosenrolle1

  • Die ganze Fragestellung geht von einer Fehlannahme aus, nämlich dass man Oper naturalistisch so zu inszenieren habe wie es "in der Partitur steht", sozusagen als wörtliche Umsetzung. Das ist ein grundlegendes Missverständnis von Oper und Theater überhaupt. Oper ist kein Kino, eine Partitur kein Drehbuch.


    Ansonsten ist meine Meinung zu der Frage "Konzertant oder szenisch?" bekannt: Die szenische Realisierung ist ein essentieller Bestandteil der Kunstform Oper. Konzertante Aufführungen sind daher notwendig ein Torso, der mich nicht interessiert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich gehe mal davon aus, dass - um bei den genannten Beispilen zu bleiben - sowohl Weber, als auch Wagner nicht so einfältig gewesen sind anzunehmen, dass ihre Opern bzgl. der szenischen Vorgaben 1:1 umsetzbar sind. Sicher, Wagner hat es sogar soweit gebracht, für seine Werke ein eigenes Opernhaus bauen zu lassen um so seinen Vorstellungen zur Aufführung möglichst nahe zu kommen. Trotzdem dürfte er sich als Theatermensch ebenfalls darüber im Klaren gewesen sein, dass es sich letztlich immer um Formen der Illusion handelt. Hieraus abzuleiten, die Werke wären im Grunde genommen bereits a priori für die szenische Umsetzung ungeeignet und sollten lieber konzertant aufgeführt werden, halte ich allerdings für eine grundfalsche Herangehensweise. Und was das "Argument" des zu kleinen Operngrabens angeht, halte ich dagegen, dass ich hiermit auch kleineren Häusern mit eventuell ohnehin kleinerem Orchester implizit die Möglichkeit (wenn nicht sogar die Fähigkeit) absprechen würde, bestimmte Werke aufzuführen - auch dies m.E. vollkommen unberechtigt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Die ganze Fragestellung geht von einer Fehlannahme aus, nämlich dass man Oper naturalistisch so zu inszenieren habe wie es "in der Partitur steht", sozusagen als wörtliche Umsetzung.


    Dass man es anders inszenieren kann steht außer Frage, und ich habe generell - so es gut gemacht ist - auch kein Problem damit. Aber hier geht es tatsächlich darum, dass manche Opern, WENN man sie so inszenieren möchte wie es vorgeschrieben ist, nicht aufführbar sind, oder zumindest nicht ohne Effekte, die billig oder einfach nur schlecht wirken.


    Die szenische Realisierung ist ein essentieller Bestandteil der Kunstform Oper. Konzertante Aufführungen sind daher notwendig ein Torso, der mich nicht interessiert.


    Das verstehe und akzeptiere ich; umgekehrt wirst du auch verstehen, dass für mich Aufführungen mit geschrumpftem Orchester (Beispiel: 70 statt 110 Musikern) ebenfalls nur Bruchstücke des Werkes präsentiert. Werke wie die Salome kann man eigentlich nur im Konzertsaal bzw. der Philharmonie "ganz" hören, weil kein mir bekannter Orchestergraben das volle Orchester beherbergen kann.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ich gehe mal davon aus, dass - um bei den genannten Beispilen zu bleiben - sowohl Weber, als auch Wagner nicht so einfältig gewesen sind anzunehmen, dass ihre Opern bzgl. der szenischen Vorgaben 1:1 umsetzbar sind. Sicher, Wagner hat es sogar soweit gebracht, für seine Werke ein eigenes Opernhaus bauen zu lassen um so seinen Vorstellungen zur Aufführung möglichst nahe zu kommen. Trotzdem dürfte er sich als Theatermensch ebenfalls darüber im Klaren gewesen sein, dass es sich letztlich immer um Formen der Illusion handelt.


    Sicher, für das damalige Publikum waren einfache Bühneneffekte, die für uns heute lächerlich wirken, auch etwas sensationelles. Nur: wie willst du mehrere lebende Pferde auf die Bühne bringen und die auch noch davon reiten lassen? Das ist einfach nicht umsetzbar (vielleicht auf großen Freiluftbühnen, aber nicht im Opernhaus). Da würde ich doch lieber nur die Musik in voller Besetzung hören und den Rest meinem Kopfkino überlassen. Da ich ohnehin mit Partitur höre, kann ich mitverfolgen, was gerade passiert. (Besonders Wagner schreibt, wie du weißt, sehr explizite Anweisungen und synchronisiert diese genau mit seiner Musik). Man muss so oder so Kompromisse machen: entweder alternative Lösungen auf der Bühne und kleineres Orchester, oder volles Orchester und Kopfkino. Volles Orchester UND umgesetzte Regieanweisungen - gibt´s nicht.


    Und was das "Argument" des zu kleinen Operngrabens angeht, halte ich dagegen, dass ich hiermit auch kleineren Häusern mit eventuell ohnehin kleinerem Orchester implizit die Möglichkeit (wenn nicht sogar die Fähigkeit) absprechen würde, bestimmte Werke aufzuführen - auch dies m.E. vollkommen unberechtigt.


    Ich habe nicht behauptet, dass kleinere Orchester die Werke nicht aufführen können - Strauss selbst hat die Salome mit dezimiertem Orchester gespielt. Ich sagte nur, dass, wenn man das volle Orchester hören möchte (mit allen Instrumenten und damit verbundenen Klangfarben), man dieses in den mir bekannten Opernhäusern nicht finden wird, weil einfach der Platz dazu fehlt.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Die Wolfschluchtszene verlangt Effekte, die auf der Bühne einfach nicht umsetzbar sind


    Gerade heutzutage sind Effekte technisch umsetzbar, von denen Carl Maria von Weber oder Richard Wagner nur träumen konnten, es wäre hochinteressant zu sehen, was der phantasievolle Wagner mit solchen Möglichkeiten angestellt hätte ...


    Ob er allerdings sein »Rheingold« mit Motel, Tankstelle, Shop und Swimmingpool erkannt hätte, darf bezweifelt werden. Erdöl an die Stelle des Goldes treten zu lassen ist natürlich für einen Regisseur eine so berauschende Idee, dass er überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, die Intention des Komponisten umzusetzen ...

  • Mir ist offen gesagt nicht klar, worauf das Ganze hinaus will!? - Dass eine der geradezu konstituierenden Ideen von Theater und auch Musiktheater die Illusion ist, könnte man wohl als Binsenweisheit bezeichnen, und dass diese Illusion insbesondere in der Oper nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, ist schon alleine deshalb klar, weil die Dramatis personae singen, was sie in der Wirklichkeit in entsprechenden Situationen wohl kaum tun würden. Hier liegt m.E. übrigens auch ein nicht unwesentlicher Unterschied zum Film (oder heutzutage auch zu Computerspielen), wo es durchaus darum geht, eine nicht vorhandenen Wirklichkeit möglichst real wiederzugeben. Ziel dort ist es also nicht, eine Illusion, sondern eine "Wirklichkeit" zu erzeugen. Aus diesem Grund stören schlechte Filmtricks vielleicht auch viel mehr, als schlechte Theatertricks. - Anders formuliert: Ich glaube, man tut sich selbst keinen Gefallen damit, den Anspruch, den man an die Special/Visual FX der neuesten Star Trek-Verfimung hat, auf die kommende Freischütz-Inszenierung zu übertragen.


    p.s. Was man natürlich machen kann ist einen Opernstoff zu verfilmen, also - vollkommen unironisch - Der Ring des Nibelungen in 3D, Regie Peter Jackson.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Volles Orchester UND umgesetzte Regieanweisungen - gibt´s nicht.


    Ich sagte nur, dass, wenn man das volle Orchester hören möchte (mit allen Instrumenten und damit verbundenen Klangfarben), man dieses in den mir bekannten Opernhäusern nicht finden wird, weil einfach der Platz dazu fehlt.


    Beides im Kern vollkommen richtig! - Aber wie schon angedeutet: Ich glaube nicht, dass die Schöpfer der in Rede stehenden Werke dies im Fokus hatten.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Gerade heutzutage sind Effekte technisch umsetzbar, von denen Carl Maria von Weber oder Richard Wagner nur träumen konnten, es wäre hochinteressant zu sehen, was der phantasievolle Wagner mit solchen Möglichkeiten angestellt hätte ...


    Aber wie willst du einen wilden Eber herumlaufen lassen? Manche Effekte wie Sturm oder Flammen aus der Erde sind ja umsetzbar, aber gleichzeitig Bäume, die entwurzelt werden, Felsbrocken(!) die von den Wänden fallen, und Platzregen?



    Dass eine der geradezu konstituierenden Ideen von Theater und auch Musiktheater die Illusion ist, könnte man wohl als Binsenweisheit bezeichnen, und dass diese Illusion insbesondere in der Oper nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, ist schon alleine deshalb klar, weil die Dramatis personae singen, was sie in der Wirklichkeit in entsprechenden Situationen wohl kaum tun würden.


    Der Unterschied ist natürlich der, dass das Singen etwas zeitloses ist, veraltete Bühnentricks allerdings nicht. Was vor 200 Jahren gruselig oder spektakulär wirkte, kann heute nach billiger Geisterbahn aussehen.


    Dabei bin ich ein großer Befürworter von practical effects, auch im Film, und oft sind es kleine Dinge, die besonders wirkungsvoll sind. Ein schönes Beispiel: Peter Pan im Theater. Da sah ich eine Inszenierung von 2010 oder so, wo die Fee Tinkerbell als Lichtpunkt dargestellt wurde, der durch das Kinderzimmer wanderte. Dabei "interagierte" der Lichtpunkt mit den Dingen, auf die er traf - berührt der Punkt ein Mobile, fing dieses an zu wackeln, berührte es eine Schublade, ging diese von alleine auf, als ob die Fee es öffnen würde. Alles war exakt getimt und wirkungsvoll - ganz ohne Projektionen oder komplizierte Techniken.


    Ich gebe dir schon recht, wenn du sagst, dass in der Oper viel mit Illusionen zu tun hat, und man keinen Realismus suchen darf. Den suche ich aber auch gar nicht - wie realistisch ist ein Regenbogen, auf dem ein paar Leute herumspazieren? Die Frage ist nur, wie man das so umsetzt, dass es nicht lächerlich wirkt. Deswegen bevorzuge ich bei Werken, die problematische, praktisch nicht überzeugend umsetzbare Regieanweisungen haben, das Kopfkino.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Wenn Loge bei seinem ersten Erscheinen im Rheingold von links statt von rechts auf die Bühne kommt, dann lieber konzertant als so ungeheuerlich verfälschend. X(

    Er hat Jehova gesagt!

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  • unabhängig davon, was heute möglch, wünschenswert etc. ist, fände ich es schon interessant, genauer zu wissen, was seinerzeit, z.B. beim Freischütz, bühnenmäßig gemacht werden konnte und gemacht wurde. Können da Theaterkenner Auskunft geben? Das die Regieanweisungen ganz irreal waren, ist doch kaum anzunehmen.

  • Hallo,


    ich habe im Staatstheater Nürnberg hervorragende konzertante Aufführungen der Perlenfischer von Bizet und Fausts Verdammnis von Berlioz gehört - Szenerie habe ich nicht vermisst
    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Es erwartet wohl keiner, dass alle Regieanweisungen wortwörtlich umgesetzt werden, obwohl mit den heutigen Mitteln fast alles (z. B. durch Projektionen) möglich ist. Aber in der Vergangenheit sind Szenen, wie etwa die Wolfsschluchtszene, mit einfachen Mitteln so umgesetzt worden, dass die gespenstischen Szenerie gewaltig und packend wirkte, ohne das man einzelne Details aus der Regieanweisung vermisste und ohne dass verunstaltet wurde.
    Gerade im "Fliegernden Holländer" kann man das Erscheinen des Geisterschiffs doch durchaus mit den heutigen Mitteln sehr realistisch darstellen. Und die Pferde habe ich noch in keiner gut inszenierten Walküre vermisst. Ich glaube, dass sich mit den modernen Mitteln jede Oper der Vergangenheit durchaus werksgetreu umsetzen lässt, ohne das man jede kleinste Anweisung (Haus steht rechts oder links, Person kommt von rechts oder links usw.) umsetzen muss. Wesentlich ist für mich, dass Ort und Zeit der Originalhandlung in Kulisse und Kostüm erkennbar sind und die Handlung nicht entstellt oder durch allerhand Mätzchen (die den Zeitgeist huldigen) entstellt wird.
    Deshalb halte ich die Frage nach szenischer oder konzertanter Aufführung für überflüssig. Die Oper ist nun einmal für die szenische Darstellung geschrieben worden und vergangene Zeiten haben eine solche durchaus fertig gebracht. Nur in unserer Zeit glauben Einige, dass das heute nicht mehr geht. :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:
    Die Oper wird also heutzutage verödet und mit dem Holzhammer auf "Zeitgeist komm raus" getrimmt.



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ein weiterer Vorteil einer konzertanten Aufführung ist der, dass es keinen Ärger über Inszenierungen gibt. Kopfkino funktioniert immer noch am besten, und das Orchester ist auch vollzählig. Von der tollen Akustik einer Philharmonie einmal ganz abgesehen.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ob er allerdings sein »Rheingold« mit Motel, Tankstelle, Shop und Swimmingpool erkannt hätte, darf bezweifelt werden.

    ... oder "Rigoletto" im Zirkuszelt und Zirkuswohnwagen! Oder, so wie unser Forums - Mitglied Misha aus Wuppertal berichtete, Rigoletto mit Parteifunktionären oder so ähnlich.


    Erdöl an die Stelle des Goldes treten zu lassen ist natürlich für einen Regisseur eine so berauschende Idee,
    dass er überhaupt keinen Gedanken daran verschwendet, die Intention des Komponisten umzusetzen ...

    Eine solche "Idee" mag für den Regisseur in seiner Profilierungssucht berauschend sein. Ich und viele andere, halten so etwas für eine hirnrissige Idee.

    Es erwartet wohl keiner, dass alle Regieanweisungen wortwörtlich umgesetzt werden, obwohl mit den heutigen Mitteln fast alles (z. B. durch Projektionen) möglich ist. Aber in der Vergangenheit sind Szenen, wie etwa die Wolfsschluchtszene, mit einfachen Mitteln so umgesetzt worden, dass die gespenstischen Szenerie gewaltig und packend wirkte, ohne das man einzelne Details aus der Regieanweisung vermisste und ohne dass verunstaltet wurde.
    Gerade im "Fliegernden Holländer" kann man das Erscheinen des Geisterschiffs doch durchaus mit den heutigen Mitteln sehr realistisch darstellen. Und die Pferde habe ich noch in keiner gut inszenierten Walküre vermisst. Ich glaube, dass sich mit den modernen Mitteln jede Oper der Vergangenheit durchaus werksgetreu umsetzen lässt, ohne das man jede kleinste Anweisung (Haus steht rechts oder links, Person kommt von rechts oder links usw.) umsetzen muss. Wesentlich ist für mich, dass Ort und Zeit der Originalhandlung in Kulisse und Kostüm erkennbar sind und die Handlung nicht entstellt oder durch allerhand Mätzchen (die den Zeitgeist huldigen) entstellt wird.
    Deshalb halte ich die Frage nach szenischer oder konzertanter Aufführung für überflüssig. Die Oper ist nun einmal für die szenische Darstellung geschrieben worden und vergangene Zeiten haben eine solche durchaus fertig gebracht. Nur in unserer Zeit glauben Einige, dass das heute nicht mehr geht. :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:
    Die Oper wird also heutzutage verödet und mit dem Holzhammer auf "Zeitgeist komm raus" getrimmt.

    Volle Zu - und Übereinstimmung, lieber Gerhard.
    Fazit: Besser und lieber eine konzertante Aufführung, als Neudeutung und Verunstaltung!
    Ein Beispiel - vor kurzem kam im TV eine Übertragung einer Aufführung von Rigoletto (war es aus Hannover?).
    Diese Aufführung war "halbkonzertant" und ich meine, das war durchaus akzeptabel.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Da man beim überwiegenden Teil der heutigen Inszenierungen das fragliche Werk nur noch an der Musik erkennt, ziehe ich in solchen Fällen konzertante Aufführungen allemal vor. Es gab ja auch schon mal den guten Rat, im oben angesprochenen Fall einfach die Augen zu schließen. Wo ist dann aber der Unterschied zur konzertanten Aufführung??

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Leider habe ich diesen Thread erst relativ spät entdeckt, man verzeihe, wenn ich hier etwas schreibe, wo mir schon ein anderer zuvorgekommen ist.
    Zunächst mal erkläre ich mich zu einem erklärten Gegner der konzertanten Aufführung. Oper soll auch optisch beeindruckend sein.
    Nun zu weiteren Aussagen von mir, wobei es sich vielleicht als nützlich erweisen könnte, welche Hobbay ich ausser klassischer Musik noch haber, bzw hatte.
    Eines davon war Amateurzauberei, das zweite was Filmen (zwanzig Jahre pausiert aber das ist für unser Thema nicht von Bedeutung)
    Beide dieser Hobby haben einen gemeinsamen Nenner: Das Vermitteln von ILLUSION


    Es ist nicht wichtig, daß etwas wirklich GEZEIGT wird, der Betrachter muß lediglich den EINDRUCK haben, er hätte das gesehen. Das betrifft den Amateurfilm natürlich in besonderem Maße, weil wir ja nicht die Mögichkeotn von Hollywood haben, wobei dank Computer heute vieles möglich ist.
    Ich erinnere mich an ein Beispiel aus einem Fachbuch, wo ein schwerer Autounfall mt letalem Ausgang gezeigt werden sollte.
    Es wurde das opfer getzeigt, als es die Straße überqueren wollte, danach das angstverzerrte Gesicht mit weit aufgrissenem Mund. Dann der Unfallenker, ebenso nun Großaufnahme. Ein Aufscheri (damals wurde im Amateurbereich aus technischen Gründen nur synchronisiert) Eine extreme Nahaufnahme eines Autorads, und denn eineige Passanten die mit entsetzen Gesichter über irgend etwas gebeugt sind. Der Film oder vielmehr die Szene wurde rasant geschnitten und einer Gruppe von Testpersonen 1MAL vorgeführt. Danach sollte jeder niederschreiben was er gesegen hatte, welch Farbe das Auto hatte, wie denn der Aufprall vonstatten ging. Man sollte nicht glauben, was die Leute alles gesehen hatten...
    Die Wolfsschlucht szene lässt sich natürlich doch realisieren, Beginnen wir bei den züngelnden Flammen; die könnte mit blauen Leds realisiert werden oder (billiger) aber mir fluoreszierenden Papierstreifen die auf einer im Vordergrund fast schwarzen Bühne mit einer Windmaschine zum "Flackern gebracht werden und gleichzeitig mit Schwarzlicht bestrahlt werden. - Das ist leicht zu sehen ? Natürlich - Und deshalb legen wir über diesen Bereich einen sanften Nebel. (NEBELMASCHINE- EIN BILLIGES VERGNÜGEN: Die Gesicter der Darsteller werden mir orangem Licht (etwa wie einer Fackel) flackernd beleuchtet. Der Hintergrund ist eine Projektion, wie ein Schattenspiel die Baume folglich Silhouetten. Ich kann dies ganze Stene beben lassen und dank Trickfilm auch einzelne Bäume umfallen im Mittelgrund der Bühn, wo sich einiges Gestrüpp befindet erscjeinen gelegentlich tanzende Skelette (Schwarzlichttheater aus Prag)



    Mit dieser Technik und einigen weiteren kann man nahezu JEDE Illusion erzeugen, jede Schewckensvision auf die Bühne bringen, die Zuschauer dazu bringen, daß sie vor Angst schreiend während der Wolfschluchtszene das Opernhaus verließem. Fast hätte ich noch Blitz und Donner vergessen.
    Und nicht die geldene Regel vergessen: Finsternis ist der Freund des Bühnenausstatters. Was das Publikum in seiner Angst nicht gesehen hat., das erfindet es dazu.


    ZU Inszenierungen vergangener Jahrhunderte; Das Publikum war leichter zu beeindrucken, Aber man hatte doch eine ganze Reihe von Effekten zu Verfügung. Da war die Maschine, die Sturm erzeugen konnte, man konnte Personen in der Versenkung verschwinden lassen oder sie aber schweben lassen, alch kümstlicher Donner was möglich. Bei der Beleuchtung gabe es bereits eingefärbte gläser vor den Petroleumlampen (Die ja dimmbar waren) nicht zu vergessen das grelle Kalk-. oder Magnesiumlicht, das für kurze zeit ein wahres Inferneo an Helligkeit erzeugen konnte.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von »Mme. Cortese«
    Wo ist dann aber der Unterschied zur konzertanten Aufführung??
    Dass man die Sänger nicht singen sieht.


    Fehlende Geräusche wie das Trampeln auf dem Bühnenboden, oder Scheppern von Geschirr, herunterfallenden Gegenständen, etc.


    Beides wäre natürlich ein herber Verlust! :D

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Daß Frank Castorf den Ring in Bayreuth mit dem Öl identifiziert hat, habe ich für eine geniale Idee gehalten. Über den Erfolg des Ansatzes läßt sich streiten. Ich habe 2016 nur den Siegfried gesehen und war - vorsichtig ausgedrückt - enttäuscht.
    Ansonsten volle Zustimmung zum Beitrag von Bertarido.

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

  • Zunächst mal erkläre ich mich zu einem erklärten Gegner der konzertanten Aufführung. Oper soll auch optisch beeindruckend sein.

    Keine Frage, selbstverständlich ist eine inszenierte Oper, optisch mit allem Drum und Dran, einer konzertanten Aufführung vorzuziehen.
    Nur muß sie dann eben auch dem Werk, der Idee, der Aussage und dem Anliegen des Komponisten entsprechen und keine neudeutende Verunstaltung sein,
    wo man nur noch bestenfalls anhand der Musik erkennt, was da eigentlich gespielt wird!


    Grüße ins schöne Wien
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Mir fällt auf, dass gerade von Liebhabern "konservativer" Inszenierungen das Dekorative wie die Bühnenbilder überbewertet wird. Nur noch davon ist die Rede. Das Wichtigste bei der szenischen Aufführung eines Dramas sind aber nun mal die dargestellten Handlungen, wozu auch die bedeutungsvollen Gesten gehören. Bei "Mahagonny" z.B. gibt es am Schluss so eine Geste, wo die Unmöglichkeit von Nähe ausgedrückt wird. Oder Alcinas Versinken im Schmerz bei Händel. In der Romantik, wo die "Stimmungen" entdeckt werden, werden die dekorativen Elemente auf der Bühne natürlich aufgewertet. Aber selbst bei Wagner liegt der Hauptakzent nach wie vor auf der Handlung. Einem Regisseur wie Konwitschny waren die Gesten sehr wichtig und aus großem Respekt vor Wagner und dem literarischen Wert so mancher schlicht technisch und praktisch unrealisierbarer Regieanweisungen haben sie diese auch schon mal unrealisiert gelassen und den Text aus dem Libretto für das Publikum lesbar projiziert.


    Schöne Grüße
    Holger

  • unabhängig davon, was heute möglch, wünschenswert etc. ist, fände ich es schon interessant, genauer zu wissen, was seinerzeit, z.B. beim Freischütz, bühnenmäßig gemacht werden konnte und gemacht wurde.


    Die Bühnenbilder für die Uraufführung des "Freischütz" 1821 in Berlin stammen von Carl Wilhelm Gropius (1793–1870). In seiner Zeit war das ein bekannter Landschaftsmaler, der sich bei Schinkel hatte ausbilden lassen. Seine Kulissen und Prospekte dürften ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Vor diesem Hintergründen standen dann die entsprechenden Requisiten wie die Zelte im Schlussbild unten. Dadurch ergab sich der räumliche Eindruck.




    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • und so etwas wie Wildschweine etc. - machte man das mit kostümierten Kindern oder Figuren, die an Stangen geführt wurden? - Mehr Illusion als bei einem Kasperletheater brauchts ja eigentlich nicht.

  • Zitat

    Zitat von Crissy: Fazit: Besser und lieber eine konzertante Aufführung, als Neudeutung und Verunstaltung!

    Lieber Crissy,


    da gebe ich dir völlig Recht. Obwohl ich der Auffassung bin, dass eine Oper in eine szenische Darstellung gehört, ist eine konzertante oder ordentliche halbszenische Aufführung (wie die von Hannover) immer noch weit mehr vorzuziehen als ein von einem selbsternannten "Künstler" des Regisseurstheaters verunstaltetes Meisterwerk.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Bei diesem Thema möchte ich nicht in die Schablone des "Regietheaters" greifen. Meine Einstellung dazu deckt sich mit der von Chrissy, Gerhard und vielen anderen, mitunter zu mehr als 100 %.


    Ich ziehe erst einmal andere Schlüsse.


    Bei mir zieht es nicht, daß man manche Effekte auf der Bühne nicht darstellen könne. Wer den letzten Freischütz aus der Scala gesehen hat (wohl vorige Woche?), der konnte in der Wolfsschlucht wohl sehen, daß ein großer Eber auf der Bühne dargestellt wurde. Und sicher läßt die heutige Technik viele Möglichkeiten zu, die Wagner oder Händel einfach noch nicht hatten. Warum sollten die Videoeinblendungen, die Schlingensief im Bayreuther Parsifal sinnentstellend gebracht hat nicht dem Ansinnen des Komponisten zweckdienlich genutzt werden können? Nicht unbedingt so, wie im Valencia-Ring, aber vom Grundsatz her, war das schon die Möglichkeit, dem Ansinnen des Komponisten gerecht zu werden. Hier ist Luft nach allen Seiten. Für die, die eine Oper so sehen wollen wie sie der Komponist geschrieben hat, aber auch für die, die möglichst viel in die heutige Zeit verlegt haben wollen, oder auf den Mond oder in die Toilettenunterwelt. Möglich ist wohl (fast) alles. Wem was gefällt, muß jeder selbst entscheiden.


    Ein zweiter Aspekt. Ich habe alle Auftritte von Edita Gruberova in der Semperoper erlebt, alle konzertant. Ihre damals wunderbare Stimme zu erleben, das hat Menschen aus halb Europa nach Dresden und andere Orte gelockt. In Dresden für max. 60,- bis 70,- Euro!! Ohne lange Probenzeit, in der gleichen Besetzung, das alles wäre szenisch ohne aufwendige Proben nicht gegangen. Damit wären die Aufführungszahlen und -orte gesunken und die Preise gestiegen. Ich bin dankbar, das erlebt zu haben. Seit 1990 habe ich sicher 40-50 konzertante Opern erlebt, und fast alle waren ein musikalischer Genuß.


    Und angesprochen wurden auch schon die Probleme kleinerer Häuser. Auch in Chemnitz, Gera, Erfurt, Meiningen usw. passen keine 100 Musiker in den Graben, ausßerdem wäre der Lärm wohl schwer erträglich, das volle Wagner- oder Strauss-Orchester in einem Haus mit 600 bis 800 Plätzen loszulassen. Da bieten sich konzertante Aufführungen an, wenn man den vollen Wagnerklang erleben will. Trotzdem spielen die kleineren Häuser auch die Salome oder den Tannhäuser, mit einer verkleinerten Orchesterfassung. Das hat den Vorteil, die Lautstärke ertragen zu können und auch den Sängern eine Bühnenchance zu geben, die in der Met ab der 10. Reihe nicht mehr zu hören sind.


    Zusammenfassend: Ich liebe konzertante Aufführungen und pflichte zweierbass ausdrücklich zu, daß man vorzügliche Aufführungen erleben kann. Ich bin aber absolut nicht der Meinung, daß kleine Häuser wegen fehlender Musikerkapazität z.B. den Ring ihrem Publikum vorenthalten sollten. Gerade Meiningen, Detmold, Chemnitz u.a. haben bewiesen, daß es geht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Immer wieder geht es hier um die Hauptfrage: Was ist essenzieller Bestandteil einer Oper, was ist verhandelbar?
    Ich meine, auch die Kernsubstanz einer Oper ist kein einheitlicher Block, sondern differenziert sich mehr oder weniger durch die Funktion der Teile für das Ganze. Für mich stellt sich das Gefüge so dar:
    Der innere Kern einer Oper ist das, was die Autoren dem Publikum anbieten, also Text und Musik - die Partitur. Ohne sie ist alles andere sinnlos. An zweiter Stelle kommen für mich die Anweisungen der Autoren, die sie das Werk auf der Bühne sehen wollen. Die unterliegen aber bis zu einem gewissen Grade dem jeweiligen Zeitgeschmack. Für ihre Umsetzung gibt es einen gewissen Spielraum. Das kann realistisch oder mehr stilisiert geschehen, solange den Intentionen der Autoren keine Gewalt angetan wird, die das Stück bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ob und wann das zutrifft, das ist allerdings dem Geschmack von Interpreten und Publikum unterworfen. Deshalb wird es immer wieder umstritten sein.
    Wenn nach meinem Geschmack diese Grenze überschritten wird, ziehe ich eine konzertante Aufführung vor, bei der ich das Optische mit meiner Phantasie ergänzen muss - wohl wissend, dass ich nicht das vollständige Werk erlebe. Aber es ist für mich das kleinere Übel, ein erträglicher Kompromiss, mit dem ich (z.B. bei Rundfunkübertragungen) gut leben kann. Aber das sieht jeder etwas anders, nach Maßgabe seiner Persönlichkeit -
    meint Sixtus

  • Man muss ja nur Beispiele aufzählen. Im Fernsehen: die halbszenische Aufführung von Monteverdis "Orfeo", dem inzwischen die anderen beiden Opern gefolgt sind, "inszeniert" und dirigiert von Gardiner. Ein großes Erlebnis, selbst vor dem Fernseher.
    Vor zwei Wochen dann Händels "Giulio Cesare" in der Essener Philharmonie, dreieinhalb Stunden spannende Oper, auch wegen des Orchesters (Academia Byzantina unter Ottavio Dantone), vor allem wegen der Solisten (Counter Zazzo als Cesare und Emöke Baráth, die wohl auch in "Hypermestra" von Cavalli in Glyndebourne singt, als Cleopatra. 8 Arien, eine schwerer als die andere!). Das hatte den Vorteil, dass Cäsar nicht eine Maschinenpistole umhatte und Tolomeo keine Pornos las (alles schon gesehen).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Oper konzertant kann, da ein essentieller Bestandteil von dem, was Oper ausmacht – eben die Inszenierung –, fehlt, eigentlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein.


    Trotzdem begrüße ich es persönlich, dass es dergleichen gibt. Warum? Zum einen, weil auf diese Art mit geringerem Aufwand Opernaufführungen live stattfinden können. Zum anderen – und das muss leider auch gesagt werden –, weil nicht alle Inszenierungen dem Werk gerecht werden. Da erscheint mir eine Reduzierung auf das Musikalische dann nicht weniger unsinnig als eine szenische Verzerrung ad absurdum. Dies soll jetzt keine generelle Verurteilung des "modernen Regietheaters" sein. Es gibt auch dort immer wieder Produktionen, die sich lohnen.


    Oper konzertant ist auch keine Erscheinung der letzten Jahren. Ich meine, bereits Leopold Stokowski hat in den 1930er Jahren den "Parsifal" in Philadelphia rein konzertant aufgeführt (übrigens seine einzige komplette Aufführung einer Wagner-Oper). Er erkannte aber auch die Problematik eines solchen Unterfangens (Opern hat er danach nur mehr ganz sporadisch geleitet, so "Turandot" 1961 an der Met). Selbst Hans Knappertsbusch führte 1963 zumindest den ersten Akt der "Walküre" konzertant im Theater an der Wien auf. Also selbst eine solche Koryphäe hatte da nicht unbedingt Berührungsängste.


    Rein aufnahmetechnisch (nur der Ton, ohne Bild) sind konzertante Opernaufführungen nicht das Schlechteste: Man hat Live-Atmosphäre, aber es fehlen störende Nebengeräusche. Idealerweise werden dann mehrere Vorstellungen mitgeschnitten und etwaige Fehler korrigiert.


    Manchen Sängern kommt das Statische einer konzertanten Aufführungen wohl sogar entgegen. Nicht jeder große Sänger ist auch ein großer Schauspieler.


    Natürlich möchte ich persönlich trotzdem nicht auf "richtige" Opernvorstellungen mit Inszenierung im Opernhaus verzichten. Oper konzertant darf m. E. durchaus sein, aber sollte in Sachen Oper nie die Hauptrolle spielen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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